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Einladungen zum Berliner Theatertreffen 2022

3. Februar 2022. Auf einer Online-Pressekonferenz aus dem Haus der Berliner Festspiele hat die Jury des Berliner Theatertreffens ihre diesjährige Auswahl bekanntgegeben. Folgende zehn Inszenierungen werden als "bemerkenswerteste" Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum zum Festival im Mai nach Berlin eingeladen:
Der Tartuffe oder Kapital und Ideologie
von Soeren Voima nach Molière und nach "Kapital und Ideologie" von Thomas Piketty
Regie: Volker Lösch
Staatsschauspiel Dresden
Nachtkritik vom 2. Oktober 2021
Like Lovers Do (Memoiren der Medusa)
von Sivan Ben Yishai, Deutsch von Maren Kames
Regie: Pınar Karabulut
Münchner Kammerspiele
Nachtkritik vom 9. Oktober 2021
All right. Good night.
von Helgard Haug
Regie: Helgard Haug
Rimini Apparat in Koproduktion mit HAU – Hebbel am Ufer Berlin, Volkstheater Wien, The Factory Manchester, Künstlerhaus Mousonturm, PACT Zollverein
Nachtkritik vom 17. Dezember 2021
Doughnuts
von Toshiki Okada
Regie: Toshiki Okada
Thalia Theater Hamburg
Nachtkritik vom 22. Januar 2022
Das neue Leben. Where do we go from here
frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears
Regie: Christopher Rüping
Schauspielhaus Bochum
Nachtkritik vom 10. September 2021
Die Ruhe
Eine Performance-Installation von SIGNA
Regie: Signa Köstler
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Nachtkritik vom 20. November 2021
Slippery Slope. Almost a Musical
von Yael Ronen, Shlomi Shaban und Riah Night, Itai Reicher
Regie: Yael Ronen
Maxim Gorki Theater
Nachtkritik vom 7. November 2021
humanistää!
nach Ernst Jandl
Regie: Claudia Bauer
Volkstheater Wien
Nachtkritik vom 16. Januar 2022
Die Jungfrau von Orleans
nach Friedrich Schiller
Regie: Ewelina Marciniak
Nationaltheater Mannheim
Nachtkritik vom 17. Juni 2021
Ein Mann seiner Klasse
nach dem Roman von Christian Baron
Regie: Lukas Holzhausen
Schauspiel Hannover
Die Auswahl wurde von Theatertreffenleiterin Yvonne Büdenhölzer gemeinsam mit der Jury per Livestream aus dem Haus der Berliner Festspiele verkündet. Der Kritiker:innen-Jury gehörten dieses Jahr an: Mathias Balzer (Mitbegründer und Redaktionsleiter des neuen Schweizer Online-Kulturmagazins Frida), Georg Kasch (Redakteur von nachtkritik.de), Sabine Leucht (u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Theater der Zeit, nachtkritik.de), Petra Paterno (Redakteurin der Wiener Zeitung), Katrin Ullmann (u.a. taz, Tagesspiegel, nachtkritik.de), Sascha Westphal (u.a. KulturWest, Theater der Zeit, nachtkritik.de) und Franz Wille (Leitender Redakteur von "Theater heute").
Es wurden den Informationen der Berliner Festspiele zufolge 540 Inszenierungen in 63 Städten gesichtet. Insgesamt wurden 32 Inszenierungen vorgeschlagen und diskutiert. Mit der diesjährigen Festivalausgabe beenden Mathias Balzer, Georg Kasch und Franz Wille ihre Jurytätigkeit. Für sie werden Valeria Heintges, Eva Behrendt und Janis El-Bira berufen.
Für die diesjährige Auswahl galt zum dritten Mal die 2019 verabschiedete Quotenregelung, die der Auswahljury die Verpflichtung auferlegt, dass mindestens 50 Prozent der eingeladenen Produktionen von Frauen inszeniert sein müssen. In der Auswahl 2022 stammen wie im Vorjahr sechs der zehn eingeladenen Inszenierungen von Regisseurinnen bzw. Teams, die überwiegend aus Frauen bestehen.
(Berliner Festspiele / chr)
Im Video-Interview mit nachtkritik.de sprechen zwei der sieben Jurorinnen, Katrin Ullmann (Hamburg) und Petra Paterno (Wien) über den Auswahlprozess fürs Berliner Theatertreffen 2022.
Lesen Sie Meinungen anderer Medien zur diesjährigen 10er-Auswahl in der Medienschau.
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www.berlinerfestspiele.de/de/theatertreffen/programm/2022/auswahl/in-der-diskussion.html
es bekommen halt, nach der Diskussion, nur zehn Arbeiten eine Einladung, und da geht es dann halt um den Geschmack der Jury, unabhängig davon, wo eine Arbeit produziert wurde. so sind die regeln. find ich ok.
Nach welchen Kriterien wählt 3sat die Aufführungen aus, die dann übertragen werden?
Wird sich darüber mit der Jury oder anderen Personen ausgetauscht?
Spielt es dabei eine Rolle, dass ein 'normales' Fernsehpublikum interessiert werden soll, das sich nicht unbedingt aus theateraffinen Zuschauern zusammensetzt?
bei der Auswahl der Aufzeichnungen spielen viele verschiedene Kriterien eine Rolle. Die drei Aufzeichnungen an sich versuchen selbst ein kleines Tableau abzubilden, um die 10er Auswahl gut im Fernsehen und online zu repräsentieren: Klassiker-Bearbeitungen, performativ-installative Arbeiten, Romanadaptionen, thematische Relevanz, großes Ensemble-Theater, kleine, intime Abende usw. Welche Inszenierungen eigenen sich besonders gut für die Übersetzung in ein anderes Medium? Wo bietet die filmische Adaption ein Plus für das Publikum? Die Arbeiten welcher Regisseur*innen wurden schon lange nicht mehr oder noch nie aufgezeichnet? An welchen Häusern wurde schon lange nicht mehr oder noch nie gedreht? Und natürlich werden auch Inszenierungen ausgewählt, die nicht nur für Theaterprofis interessant sind. Die Theatertreffen-Jury hat auf diese Auswahl keinen Einfluss, die Theater-Fachredaktion von 3sat berät sich jedoch mit der Leiterin des Theatertreffens.
Bester Gruß, Claudia Nola
Die Einladung zum Theatertreffen war die größte Überraschung in der 10er-Auswahl für den Mai 2022. In sich ist die Arbeit rund und durchaus sehenswert, aber erfüllt sie auch das zentrale Kriterium, besonders „bemerkenswert“ zu sein? Ästhetisch ist „Ein Mann seiner Klasse“ über weite Strecken eine frontal ins Publikum erzählte Roman-Adaption, die nichts falsch macht, aber auch keine neuen Wege ausprobiert oder auf andere Art herausragt.
Der Abend wird vor allem aus der Sicht der Hauptfigur Christian erzählt, die Nikolai Gemel verkörpert. In einem Mix aus erklärenden, ins Publikum gesprochenen Passagen und Szenen mit Mutter/Tante und Bruder Benny (im Wechsel von zwei Kinderdarstellern gespielt) führt er durch den Abend und die Erinnerung an eine sehr prekäre Kindheit.
2003, als Baron gerade Abitur machte, erste Artikel über Basketball-Oberliga in der Rheinpfalz veröffentlichte und sich bei den Jusos engagierte, wurde das Leben der Prekariatsschicht, aus der er stammt, durch die Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung noch härter. Die Inszenierung positioniert sich in einem eingespielten Monolog kurz vor Schluss klar gegen die Einführung von Hartz IV, strengen Sanktionen, den Niedriglohnsektor und die Leiharbeit: Themen, bei denen auch die beiden Zeitungen Neues Deutschland und Freitag, für die Baron schreibt, immer sehr klar Position bezogen.
Komplette Kritik: daskulturblog.com/2022/03/12/ein-mann-seiner-klasse-schauspiel-hannover-kritik/