Medienschau: SZ – Peter Laudenbach besucht die immer noch kriselnde Berliner Volksbühne

Krisengebiet Berliner Volksbühne

Krisengebiet Berliner Volksbühne

07. Februar 2022. Ist die Volksbühne unter René Pollesch immer noch Krisengebiet nach den umstrittenen Intendanzen von Chris Dercon und Klaus Dörr? Peter Laudenbach besucht die Berliner Institution für die SZ.

"Wir machen's für uns", habe Pollesch zu Beginn seiner Intendanz erklärt. Diese Aussage untersucht Laudenbach anhand des dünn bestückten Spielplans der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und fragt nach dem aktuellen Status des historischen Hauses. Laudenbach stellt dafür das "Minimalprogramm" der staatlich subventionierten Volksbühne (23 Millionen Euro im Jahr) der Taktik des Berliner Ensembles gegenüber, das wiederum mit 17,7 Millionen Euro im Jahr subventioniert wird.

Kunst statt Service

Dafür, dass pandemiebedingt immer wieder Vorstellungen abgesagt werden müssten, könne Pollesch natürlich nichts. Laudenbach attestiert der Bühne am Rosa-Luxemburg-Platz jedoch einen anderen Umgang mit der Krise als ihn andere Häuser gefunden hätten. Während dort abgesagte oder verschobene Aufführungen durch Repertoirestücke ersetzt würden, verstehe sich das Führungsteam der Volksbühne als Künstler:innen und nicht als Servicekräfte.

Die Volksbühne mache dadurch den Eindruck, so ausgiebig mit sich selbst beschäftigt zu sein, dass für lästige Pflichten wie Theateraufführungen kaum noch Zeit bleibe. Laudenbach sieht darin "die Endstufe des berühmten Diskurstheaters: vor lauter Diskurs findet kein Theater mehr statt".

Theater, aber hierarchiefrei

Pollesch wirke "etwas abgekämpft, aber klar und kämpferisch". Dabei spare er sich "Geschwurbel vom Kollektiv" und beschreibe den Versuch, das Theater möglichst hierarchiefrei zu führen: "Woanders würden Schauspielerinnen und Schauspieler von den Regisseuren und Intendanten besetzt, in der Volksbühne würden sich dagegen die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Regie aussuchen."

Laudenbach schließt mit einer Rezension der jüngsten Premiere an der Berliner Volksbühne: "MiniMe" in der Regie von Kornél Mundruczó. Die Inszenierung wirke wie ein kleiner Befreiungsschlag: "eine Befreiung vom Eindruck eines Insider-Theaters einer selbstgenügsamen Szene, und die Befreiung von einem ideologisch aufgerüsteten Theaterverständnis".

( SZ / ska )

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