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Russische Kulturszene reagiert auf Ukraine-Krieg

Update 3. März 2022 / 28. Februar 2022. In der russischen Kulturszene regt sich Widerstand gegen die Invasion in die Ukraine. Wie die FAZ (28.2.2022) berichtet, hat der künstlerische Leiter des Majakowski-Theaters Mindaugas Karbauskis seinen Rücktritt angekündigt. Zwar hat Karbauskis keine dementsprechende Erklärung abgegeben, seine Entscheidung wird aber in Zusammenhang mit der Politik Wladimir Putins gebracht.

Bereits am Freitag verkündete die künstlerische Leiterin des Moskauer Theaterzentrums Vsevolod Meyerhold, Elena Kovalskaya, ihren Rücktritt. "Man kann nicht für einen Möder arbeiten und von ihm bezahlt werden“, heißt es in einem Facebook-Post Kovalskayas.

Ferner berichtet die FAZ, das Moskauer Museum für zeitgenössische Kunst "Garage" habe verkündet, sämtliche derzeit in Vorbereitung befindliche Ausstellungen auf eine Zeit zu verschieben, da in der Ukraine keine menschliche und politische Tragödie stattfindet.

Der isländische Performancekünstler Ragnar Kjartansson brach ein Projekt am Kulturzentrum GES-2 vorzeitig ab. Auch der Choreograph Alexej Ratmanski, dessen Eltern in Kiew leben, beendete einen Probenprozess am Bolschoi-Theater und verließ zu Kriegsbeginn das Land. Die Zeitschrift "Teatr" ruft in einem Artikel zur Unterzeichnung einer Petition gegen den Krieg auf.

3. März 2022. Nach Angabe der russischen Theaterzeitschrift Teatr wurden am 2. März bei friedlichen Anti-Kriegs-Kundgebungen in verschiedenen russischen Städten mehr als 758 Menschen festgenommen, und seit dem 24. Februar wurden insgesamt 7.586 Demonstranten inhaftiert. Die Zahlen stammen von Menschenrechtsorganisationen. Teatr dokumentiert in einer Chronik auf ihrer Website die Reaktionen der russischen Theaterszene auf den Einmarsch in die Ukraine.

Teatr hat auch einen offenen Brief von Regisseur:innen und Schauspieler:innen veröffentlicht, der auf Facebook von Maria Revyakina initiiert wurde, der Leiterin des Festivals Die Goldene Maske, das die wichtigsten russischen Theaterproduktionen auszeichnet. Unterzeichnet wurde der Brief mittlerweile von vielen prominenten Persönlichkeiten, dem Generaldirektor des Bolschoi-Theaters Wladimir Urin, dem Dirigenten Wladimir Spiwakow, den Schauspieler:innen Alisa Freindlich, Oleg Bassilaschwili, Jewgeni Mironow, dem Regisseur Andrey Mogutchi, berichtet Einige der Unterzeichner sind als 'Gesichter des Vertrauens' von Putin bekannt – das bedeutet, renommierte Künstler, die sich mitunter mit Anliegen direkt an ihn wenden können." Weiter schreibt Golowina: "Der Sprecher der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, bezeichnet die Unterzeichner in der Presse als 'Verräter' und schlägt vor, ihnen das Geld zu verweigern, das sie aus dem Staatshaushalt erhalten."

Katja Kollmann berichtet in der taz (3.3.2022), dass inzwischen fünf Theaterleiter:innen staatlicher Häuser von ihren Posten zurückgetreten sind aus Protest gegen Putin. "Die Moskauer Kulturverwaltung legt daraufhin zwei Theater zusammen. Auch verschiedene Festival-Leitungen und Künstlerverbände haben sich gegen den Krieg positioniert. Studierende und Lehrende der russischen Universitäten haben eine Petition ins Netz gestellt, die unterzeichnet werden kann. Grigorij Saslawskij, der Leiter der angesehenen Moskauer Theaterhochschule Gitis, aber hat eine Deklaration unterschrieben, die sich für die Anerkennung der Separatistengebiete ausspricht. Darauf hin tritt die Theaterkritikerin Aljona Karas als Professorin für russische Theatergeschichte zurück."

(FAZ / Freitag / taz / oteatre.info / miwo / sik)

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