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Absagen von Veranstaltungen mit russischen Künstler:innen

4. März 2022. Weiterhin gibt es Absagen von Veranstaltungen mit russischen Künstler:innen, nachdem am 1. März 2022 der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, mit sofortiger Wirkung entlassen worden ist.

Mit Opernsängerin Anna Netrebko, die sich wie Gergijew nicht von ihrer öffentliche Unterstützung für Russlands Staatspräsident Wladimir Putin distanziert hatte, beendete nach New Yorks Metropolitan Opera nun auch das Festspielhaus Baden-Baden vorerst die Zusammenarbeit, wie der Spiegel meldet. Von ihren geplanten Auftritten an der Berliner Staatsoper Unter den Linden hatte die Sängerin sich selbst zurückgezogen, wie der Spiegel meldet.

"Nicht mehr die gleichen Werte"

Auch von Waleri Gergijew hatte sich das Festspielhaus vorerst zurückgezogen: Die mangelnde Distanz Gergijews "zum aktuellen menschenverachtenden Vorgehen des russischen Präsidenten" habe den Ausschlag gegeben, erklärte Baden-Badens Intendant Benedikt Stampa dazu. "Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte", zitiert ihn der Spiegel.

Am Teatro Real in Madrid werden "als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine" die für Mai geplanten Aufführungen des Moskauer Bolschoi Ballett nicht stattfinden, meldet der Standard. Das internationale Filmfestival in Cannes will aus Protest gegen den Ukraine-Krieg in diesem Jahr keine Delegationen aus Russland empfangen, so die Deutsche Welle gestern. Auch kritische Filmemacher seien vom Boykott betroffen, obgleich das Festival beteuerte, den Mut all jener zu bewundern, "die in Russland das Risiko eingehen, gegen die Invasion der Ukraine zu protestieren". In Russlands Kulturszene regt sich längst Protest gegen die Invasion der Ukraine.

Gestern hatte Sonja Zekri in der Süddeutschen Zeitung von Absagen und Boykottaufrufen berichtet.  Unter anderem hatte das ukrainische PEN-Zentrum die internationale Literatur- und Verlagswelt zum Boykott von Büchern aus Russland aufgerufen. Das sei fatal, denn das treffe auch Autoren wie Wladimir Sorokin oder Ljudmila Ulitzkaja, so Zekri, "die ihr Leben lang gegen Gewalt und Propaganda in Russland anschrieben“.

"Russische Kultur ist Teil des europäischen Kulturerbes"

Kulturstaatsministerin Claudia Roth wiederum hat heute vor "überzogenen Reaktionen gegenüber russischer Kultur" nach dem Angriff auf die Ukraine gewarnt. "Die so vielfältige wie reichhaltige russische Kultur ist Teil des europäischen Kulturerbes und der europäischen aktuellen Kultur. Wir lassen nicht zu, dass sie von Putin instrumentalisiert wird", zitiert sie der Twitter-Kanal der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.  Gleichzeitig verwies Roth unter anderem im WDR auf viele mutige Künstlerinnen und Künstler, die sich gegen Putin engagierten. Ihnen gelte ihre Unterstützung.

(Spiegel / Der Standard / SZ / BKM / WDR / eph)

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Kommentare  
Absage an russische Künstler*innen: shades of grey
(Harvey Keitel) sagt in dem Film LANSKY: "The world is made of shades of grey - it’s not black and white." In einer jetzt rasch vergehenden Zeit wußten die Theaterleute das auch. Oder ist die Zeit schon vergangen? Und nur noch die Gangster wissen es?
Absage an russische Künstler*innen: Angst
Anna Netrebko hat sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. Warum reicht das nicht? Kann sich niemand mehr vorstellen, dass Frau Netrebko vielleicht schlicht Angst hat, mehr zu sagen? Sich von Putin offiziell loszusagen? Alle wissen mittlerweile, dass Putin unberechenbar ist. Frau Netrebko kennt Putin persönlich. Hand auf Herz, ihr gefahrlos euch Solidarisierenden: Hättet ihr keine Angst, wenn ihr an ihrer Stelle wäret?
Absage an russische Künstler*innen: Katastrophe
@1 // Nein, nicht nur die Gangster… Damit sich nicht stets alles um sog. Berühmte dreht, erlaube ich mir Olga Zaks zu zitieren - eine junge Stimme von der dramatischen Peripherie.


„DER ZUSTAND DER WELT IST EINE ZIEMLICHE KATASTROPHE. // Wir ahnen, dass alles noch schlimmer kommen könnte und fühlen uns oft hilflos. Es bedarf einer großen Kraft, sich den Weltzustand vor Augen zu führen und angesichts des Leids vieler Wesen trotzdem nicht im Schmerz zu versinken. // DIE WAHRHEIT – SIE IST SO OFT SEHR SCHWER ERTRÄGLICH.“

Olga Zaks am 3.10.2021 zur Verleihung des 1.nbv_Dramatikerinnenpreises für ihr „Dramatisches Tribunal __ IM MORAST“

PREISREDE > https://neuebuehnevillach.at/wp-content/uploads/olgaZAKS-PREISREDE-nbv-2021b.pdf
Meldung by nachtkritik > https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=20032:1-nbv-dramatikerinnen-preis-an-olga-zaks&catid=126&Itemid=100890
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