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Leitungsduo Kara/Zintl fürs Schauspiel Essen

Die designierten Intendantinnen Selen Kara und Christina Zintl © Volker Wiciok

7. April 2022. Die Regisseurin Selen Kara und die Dramaturgin Christina Zintl werden in einer gleichberechtigten Doppel-Intendanz neue Intendantinnen am Schauspiel Essen, wie das Haus auf seiner Homepage mitteilt. Kara und Zintl treten im Sommer 2023 die Nachfolge von Christian Tombeil an, der dann das Schauspiel Essen 13 Jahre lang geleitet hat. Der Vertrag von Kara und Zintl läuft fünf Jahre bis zum Ende der Spielzeit 2027/2028.

Selen Kara, als Tochter türkischer Einwanderer 1985 in Velbert/Nordrhein-Westfalen geboren, ist freischaffende Regisseurin (unter anderem am Schauspielhaus Bochum, Nationaltheater Mannheim) und hat einen Schwerpunkt auf transkulturellen Projekten. Gemeinsam mit dem Musiker Torsten Kindermann entwickelte sie Projekte wie "Istanbul" und "Mit anderen Augen". Ihre Inszenierung I love you, Turkey am Staatstheater Nürnberg wurde 2020 zum Regie-Nachwuchs-Festival RADIKAL JUNG am Münchner Volkstheater eingeladen. Seit 2021 ist Selen Kara Mitglied in der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Über ihren Werdegang und ihre Vision eines Theaters der kulturellen Vielfalt sprach die Regisseurin jüngst im nachtkritik-Interview mit Max Florian Kühlem und Emel Aydoğdu.

Christina Zintl, 1980 geboren und aufgewachsen in Bonn, war langjährige Künstlerische Leiterin des Stückemarkts und Dramaturgin des Berliner Theatertreffens (Berliner Festspiele). Sie arbeitete als Dramaturgin unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Bayerischen Staatsschauspiel und am Staatstheater Nürnberg, wo sie als Geschäftsführende Dramaturgin Mitglied der Schauspielleitung war. Aktuell arbeitet sie als Dramaturgin und Mitglied des Leitungsteams in einem Langzeitprojekt zur Diversifizierung am Staatstheater Darmstadt.

"Ausgehend von der Frage 'Für wen machen wir Theater?' haben Kara und Zintl eine gemeinsame Vision für das Schauspiel Essen entwickelt. Sie heißt: 'EIN NEUES DEUTSCHES THEATER – DAS GRILLO FÜR ALLE'", steht im Pressetext. Geplant ist die Zusammenarbeit mit diversen Künstler:innen, ein Fokus auf zeitgenössischer Dramatik, Roman- und Filmbearbeitungen, aber auch auf Recherche-Geschichten und Projekten im Stadtraum. Die Diversität der Stadtgesellschaft solle sich abbilden; ein "Artists in Residence"- Programme ist geplant.

"Beide Intendantinnen verantworten als gleichberechtigte Doppelspitze die Leitung des Schauspiel Essen künstlerisch wie organisatorisch gemeinsam. Die Zuständigkeiten innerhalb des Hauses werden so geteilt sein, dass sich Selen Kara vornehmlich um den Produktionsbereich und Christina Zintl mehr um Dramaturgie und Verwaltungsbelange kümmern wird", heißt es in der Pressemitteilung.

(www.theater-essen.de / chr)

Kommentare  
Neue Leitung Essen: Glücksfall
Welch ein Glücksfall für Essen! Ein wunderbares, vielversprechendes Team. Ich wünsche den beiden viel Erfolg für diese Aufgabe und freue mich auf Theater in Essen!
Neue Leitung Essen: Perspektive
und was passiert nun mit dem derzeitigen Schauspiel-Ensemble?
Neue Leitung Essen: Wechsel nicht skandalisieren
#Ist nicht so schwer vorherzusagen: Die künftige Leitung wird sich alle anschauen, alle werden sich die künftige Leitung ansehen und dann werden einige bleiben und einige gehen und andere neu kommen. Anders könnte das Ensemble auch nicht diverser werden. Der Personalrat war ja wohl an der Findungskommission beteiligt. Man sollte dem Leitungsduo eine Chance geben ohne gleich wieder Wechsel im Ensemble skandalisieren. Ich weiß, die Frage von #2 ist ganz offen gestellt.
Neue Leitung Essen: Gemischte Doppelspitzen besser
...mittlerweile ist ja nun wirklich jedem bekannt, dass Leitungsteam am besten funktionieren, wenn sie als ein möglichst gut durchmischtes Team antreten. Warum vor diesem Hintergrund völlig unhinterfragt bleibt, dass neuerdings allerorten rein weibliche Doppelspitzen ins die Ämter berufen werden, bleibt unklar. Grundsätzlich wären gemischte Doppelspitzen wohl der bessere Weg.
Neue Leitung Essen: Genug der gefühlten Tatsachen
@#4: wieso ist das mittlerweile jedem bekannt? So erprobt ist dieses Modell in der weiten Fläche doch noch gar nicht? Worauf begründet diese Tatsache? Das mal zuerst, denn ich habe momentan genug von gefühlten Tatsachen.

Und überhaupt - wie kommt man darauf zu behaupten, diese Besetzung sei nicht divers genug? Wer sich ein bisschen mit Diversität auseinander gesetzt hat, weiß, dass Geschlecht nur eines von vielen Kriterien ist. Oder fürchten hier Männer um die Verdrängung aus der Branche? Keine Sorge, Männer sind noch immer absolut dominant vertreten. Mir als Mann macht das jedenfalls keine Angst - Essen wird in vier absolut fähige Hände übergeben. Warum ist es auf diesem Forum eigentlich so schwer, Erfolg zu wünschen, statt alles direkt in irgendwelche Stellvertreter-Debatten zu verwandeln? Ist es Neid? Missgunst? Sich zurückgestellt fühlen? Ein Widerstand gegen das Neue? Sicher ist es eins: schade.
Neue Leitung Essen: Waghalsige Behauptung
#4 Auch wenn ich im Grunde denke, dass ein gemischtes Doppel sicher eine gute Idee ist, muss ich schon sagen, dass es echt waghalsig ist zu behaupten, man würde die weiblichen Doppelspitzen „allerorten“ berufen.
Bei über 150 Theatern (und bisher kaum mehr als 2 davon mit weiblicher Doppelspitze) reden wir hier von 3%.
Neue Leitung Essen: Unerforschtes Universum
Wir leben auf einem noch nicht ganz erforschten Planeten, in einem unerforschten Universum, einer unbekannten Realität und ein unendlich großer Höllenfeuerball, genannt Sonne, strahlt unsere naiven Wangen an beim Cappuccino trinken in der Mittagspause. Also chillen wir mal unser Leben und freuen uns für die zwei Frauen Menschen und ihre von Menschen geschaffene Position in einem von Menschen geschaffenem System. Alles halb so wild und alles halb so wichtig. Keep smiling.
Neue Leitung Essen: Niveau an Streitkultur
Wenn ich das Niveau an Streitkultur und Argumentation in den (ohnehin wenig gewordenen) Kommentaren (etwa hier drüber teilweise) lese, frage ich mich, ob die Redaktion und wir Leser*innen nicht mal eine Debatte darüber führen müssten, wie das weiter gehen soll. Es gibt so erschreckend wenig echte Debatte, Zukunftsgedanken, Freude, meist nur Gemecker, Skandalisierung.
Ich wünsche dem neuen Leitungsteam in Essen das Beste und bin gespannt.
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