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Chefdramaturgin Sabine Reich verlässt Schauspiel Dortmund

8. Juni 2022. Sabine Reich, die Chefdramaturgin des Schauspiels Dortmund und Stellvertreterin der Intendantin Julia Wissert, wird das Haus "aus persönlichen Gründen" verlassen. Das bestätigt die Pressesprecherin des Theaters Djamak Homayoun auf Nachfrage von nachtkritik.de.

Dass Reich "ab sofort" ihr Amt niederlege, hatte zuerst die WAZ in einem Artikel zur Situation des Schauspiels Dortmund berichtet, das unter anderem wegen niedriger Auslastungszahlen in der Kritik steht.

Sabine Reich werde das Haus zwar als Chefdramaturgin verlassen. Als Dramaturgin für die Produktion "Bakchen", bei der Julia Wissert Regie führe und deren Premiere im September geplant sei, werde sie aber noch zur Verfügung stehen, so Homayoun.

(Schauspiel Dortmund / WAZ / cwa)

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Kommentare  
Reich verlässt Dortmund: Wie es die Menschen wollen
Ich denke, das deutsche Theater nähert sich langsam der Frage, was wirklich geboten und gespielt werden soll, um (gesellschaftlich) relevant zu sein und zu bleiben - was sich unter anderem in der Auslastung manifestiert. Das kann an unterschiedlichen Plätzen etwas Unterschiedliches sein. Wofür es in Berlin ein Publikum gibt, kann in Dortmund oder Wiesbaden leere Säle hervorrufen und umgekehrt. Dafür müssen die geeigneten Menschen in den Intendanzen gewappnet sein und müssen auch entsprechend ausgesucht werden. Ich glaube nach wie vor, dass der Hunger der Menschen nach fiktionalen Erzählungen am Theater groß ist. Und dass die Lust an spannenden Stücken mit tollen Schauspielern in packenden Inszenierungen und interessanten Themen groß ist. Ein Beispiel, wie es laufen könnte: London. Dort sind die Theater voll, sowohl die von der öffentlichen Hand geförderten wie die privaten. Provinzialismus kann man einer Weltmetropole wie London wohl nicht vorwerfen, aber womöglich würde in Deutschland geraunt werden, da sei vieles "altmodisch" oder "traditionell" (stimmt natürlich nicht, und schauspielerisch findet man da eine Qualität, die in Deutschland selten zu sehen ist). Vielleicht ist es aber auch einfach nur Theater - wie es die Menschen brauchen und wollen. Schlecht gefüllte Theater bewirken über kurz oder lang Theaterschließungen und Arbeitslose. Das kann wohl nicht das Ziel sein.
Reich verlässt Dortmund: Das Schweigen der Verbände
An dem Dortmunder Vorgang ist doch auffällig, dass Organisationen wie Ensemble Netzwerk oder GDBA, welche die Intendanz in Dortmund medial fokussiert haben, zu den Vorwürfen schweigen. Als dürfte nicht sein, was dort passiert. Ein für die Mitarbeiter*innen schwieriger Zustand. Danke an die Medien in Dortmund, die diesen Fall öffentlich gemacht haben!
Reich verlässt Dortmund: Saubere Analyse
So kann man eigentlich nicht über einen solchen Vorgang berichten. Vor allem dann nicht, wenn man als Plattform mit in der Verantwortung steht dafür, dass bestimmte Themen im Agenda Setting ganz oben zu stehen haben. Wenn nun eine Protagonistin darüber fällt oder eventuell sogar stürzt, darf man eine saubere Analyse erwarten. So sieht das eben aus, falls KritikerInnen, die Gewerkschaft und bestimmte AktivistenInnen dem Theater vorschreiben wollen, wie und was es zu spielen hat. Da stehen dann irgendwann recht schnell Menschen den Theatern vor, die eigentlich in die Politik oder Wissenschaft gehören.
Reich verlässt Dortmund: Rückfrage
Lieber Herr Baucks,

Klären Sie uns bitte auf, welchen Teil von "persönliche Gründe" analysiert haben wollen.
Ich besitze außerdem keine Kenntnisse darüber, dass die Gewerkschaft (welche meinen Sie eigentlich?) sich je programmatisch in die Spielpläne eingemischt hätte.
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