Medienschau: Mannschaft Magazin – Debatte: Wer kann wen spielen?
Authentizität ist Handwerk
Authentizität ist Handwerk
18. Juni 2022. Im Schweizer Kulturmagazin für schwule Männer "Die Mannschaft" wendet sich der Schauspieler Ulrich Michael Heissig mit einem längeren Kommentar gegen Tom Hanks’ Aussage, er würde als heterosexueller Hollywood-Schauspieler den schwulen Anwalt in "Philadelphia" heute nicht mehr spielen.
Heissig, selbst schwul und seit 25 Jahren unter anderem in der Rolle der Irmgard Knef als "Zwillingsschwester" von Hildegard Knef, auf Bühnen aktiv, bricht eine Lanze fürs Verwandlungsschauspiel: "Fiktion auf Bühne, Leinwand und Bildschirm ist nun mal und war schon immer Behauptung", sagt Heissig. "Wenn jeder mit seinen Anlagen, Eigenschaften, sexuellen und geschlechtlichen Identitätsmerkmalen nur noch sich selber spielt, um authentisch zu sein, dann bedeutet dies das Aus der (schau)spielerischen personellen Transzendenz, der darstellerisch vorgeführten und mit authentisch wirkenden Spiel gefüllten Behauptung. Authentisch wirken und es im Moment der Schauspielhandlung auch zu sein – nicht mehr und nicht weniger will und verlangt Schauspielkunst."
Authentizität in der Kunst ist laut Heissig nicht an Identität gekoppelt, sondern an Methode und Schauspieltechnik: "Authentizität in der Fiktion – also im Spielfilm – ist die höchste Form von darstellerischem Handwerk, das dann Schauspielkunst heisst. Lee Strassberg und Stanislawski heissen zwei grosse Lehrer dieser Kunst."
(mannschaft.com / chr)
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