Medienschau: Stuttgarter Zeitung – Schauspielintendant Kosminski zum Fall Caryl Churchill
Unerklärliche Dinge
Unerklärliche Dinge
10. November 2022. Im Interview mit der Stuttgarter Zeitung (€) äußert sich Burkhard C. Kosminski, Intendant des Schauspiels Stuttgart, zur Aberkennung des Europäischen Dramatikpreises an die britische Autorin Caryl Churchill wegen Antisemitismusvorwürfen, die an Churchills Engagement für die antiisraelische Bewegung BDS und an ihrem Drama "Seven Jewish Children" aus dem Jahr 2009 festgemacht wurden.
"Die Betroffenheit über den Schaden, den wir dem Preis zugefügt haben, ist so groß, dass mich das jeden Tag beschäftigt", gesteht Kosminski, dessen Haus die mit 75.000 Euro dotierte Auszeichnung für ein dramatisches Gesamtwerk alle zwei Jahre verleiht.
Wie es zu dem Fehler in der Preisvergabe kommen konnte, kann der Schauspielintendant sich der Zeitung zufolge selbst nicht erklären: "Es wurde übersehen, und zwar von allen. … Manchmal geschehen Dinge, die man sich hinterher kaum erklären kann", äußert er im Gespräch mit Jan Sellner.
Die Frage, ob die Auszeichnung unter diesen Umständen überhaupt noch eine Zukunft habe, bejaht Kosminski nachdrücklich: "Es ist der einzige europäische Preis für eine Dramatikerin oder einen Dramatiker für deren Lebenswerk. Baden-Württemberg hat hier eine auffallende Lücke geschlossen."
(Stuttgarter Zeitung / cwa)
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Nachzulesen bei:
www.ruhrbarone.de/europaeischer-drama-preis-geht-an-bds/214330/
Einen sehr interessanten Spin bekommt die ganze Geschichte jetzt durch das Verhalten des Schauspiel Frankfurt.
In der aktuellen Produktion "10 odd emotions" wird der gesamte Text von "seven jewish children" in einer Tanztheteraufführung versteckt aufgeführt.
Versteckt meint: Weder Titel, noch die Autorin Caryl Churchill werden genannt.
Seltsames Gebaren der dortigen Dramaturgie.
Auch ist dieser Umstand bislang nur der Theaterkritikerin der FR, Sylvia Staudte, aufgefallen.
Sie macht in ihrer Kritik auf die Autorenschaft aufmerksam.
Im Gegensatz dazu, zitiert der TAZ-Kritiker Björn Hayer, begeistert von der Aufführung, unreflektiert Passagen des antisemitischen Theaterstücks.