Medienschau: NZZ – Nicolas Stemann antwortet auf Zürcher Kritik
Ein Medium von gestern oder von morgen?
Ein Medium von gestern oder von morgen?
19. November 2022. In der Neuen Zürcher Zeitung reagiert der Co-Intendant des Zürcher Schauspielhauses Nicolas Stemann auf die jüngste Kritik in Schweizer Medien an seiner Institution ("zu woke", die Zuschauer rennen weg!).
Und Stemann nimmt kein Blatt vor den Mund, das was den mauen Publikumsbesuch angeht: "Wir müssen herausfinden, ob die gegenwärtige Delle der Zuschauerzahlen ein Zeichen dafür ist, dass wir in einem Medium arbeiten, das von gestern ist und gerade stirbt, oder an einem Theater der Zukunft, das erst dabei ist zu entstehen."
Selbstredend hofft Stemann auf letzteres und schreibt: "Dass unser Programm zu Debatten reizt, könnte auch ein Zeichen dafür sein, dass uns mehr gelingt, als so manchem lieb ist. Sinkende Abo-Zahlen sind auch ein Zeichen für einen Generationswechsel."
Stemann überprüft einzelne der Schauspielhaus-Inszenierungen und geht den aus seiner Sicht von Ovationen und Emotionen geprägten Spielplan einer Woche durch. Den Zuschauerschwund bei Live-Veranstaltungen (nicht nur im Theater, auch im Konzertbereich) diskutiert er im überrgionalen Zusammenhang.
Die Kritik an seinem Haus sieht er politisch grundiert, in einer Sehnsucht nach dem Alten, und kontert: "Wir leben in einer Zeit der grossen gesellschaftlichen Veränderungen, vor denen wir unser Theater nicht verschliessen wollten und die sich entsprechend bei uns abbilden, inklusive der damit verbundenen Konflikte und Debatten. Vielleicht wäre es bequemer, wenn es anders wäre und wenn man einfach so weitermachen würde wie bisher – ich fände es völlig verkehrt. Geht es bei alldem, was so schnell als 'Wokeness' abgekanzelt wird, doch immer auch um Gerechtigkeit." Sein Credo: "Belehren, Bekehren, Predigen – all das hat im Theater nichts zu suchen. Verblüffen, Überraschen, Berühren, Unterhalten dagegen schon."
(nzz.ch / chr)
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