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Theater Naumburg: Hausverbot für Schauspieler

10. Dezember 2022. Wie erst vor einigen Tagen in Leipzig, ist es auch am Theater Naumburg zu einem Hausverbot gegen einen Schauspieler des Ensembles gekommen. Dass geht aus einer Mitteilung der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GBDA) hervor.

So sei Antonio Gerolamo Fancellu, der auch der Vorsitzende des GDBA-Lokalverbands in Naumburg ist, fristlos entlassen und mit einem Verbot belegt worden, nachdem er mit Kolleg:innen eine Kampagne für bessere Arbeitsbedingungen organisiert habe. Darüber sowie über weitere Themen sei er auch mit der Stadtverwaltung und dem Intendanten im Gespräch gewesen. Von Theaterseite wird ihm der Mitteilung zufolge jetzt die "Störung des Betriebsfriedens" vorgeworfen. In ihrer Stellungnahme solidarsiert sich die GBDA mit Fancellu und fordert die Rücknahme der Kündigung. Antonio Gerolamo Fancellu ist laut GBDA der dritte GDBA-Funktionär in Naumburg, der von der Theaterleitung unter Druck gesetzt werde.

Update vom 20. Dezember 2022: Der frühere Intendant und Jurist Christoph Nix übt in einem Offenen Brief heftige Kritik an Oberbürgermeister Müller.

(GBDA / sle)

 

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Kommentare  
Hausverbot Naumburg: Petition für Wiedereinstellung
Wiedereinstellung von Antonio Gerolamo Fancellu am Stadttheater Naumburg!

https://chng.it/7ystRXS82y
Hausverbot Naumburg: Rolle der Intendant*innen
Ich finde allein einen Vater von zwei kleinen Kindern nicht zu verlängern ziemlich verwerflich. Ich meine, er hat ja die letzten Jahre dort anscheinend gespielt. Das Intendant*innen sich immer noch versuchen vor ihrer sozial Verantwortung zu drücken ist mir schleierhaft. Sie entscheiden aus „künstlerischen Gründen“ dabei arbeiten Schaupspieler*innen mit den Regieteams, nicht mit den Intendant*innen. Wenn man die Entscheidung kritisiert, wird einem Emotionalität vorgeworfen. Wer ist nun emotional ?! Vielleicht würde es helfen wenn Intendant*innen auch für ihren Job Qualifikationen in Management, soziales Management, Recht etc. mitbringen müssten.
Hausverbot Naumburg: Plötzlich fristlos gekündigt?
Liebe Schauspieler*in,
in der Sache gebe ich Ihnen zwar Recht, allerdings trifft der Umstand hier nicht ganz zu. Herr Fancellu hat keine NV bekommen. Als Vorsitzender des LoV Naumburg genoss er Nichtverlängerungsschutz. Vielmehr wurde er fristlos gekündigt wegen „Störung des Betriebsfriedens“. Nachdem nun ja bereits bekannt ist, dass es mehrere Funktionäre der GDBA in Naumburg „erwischt“ hat, scheinen künstlerische Gründe also tatsächlich fernzuliegen.
Herr Fancellu hat eine sehr erfolgreiche Kampagne geführt, um Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Schauspielern zu verbessern, gut dokumentiert über die lokale Presse. Doch plötzlich wird ein beliebter Darsteller, der im Besten Sinne eines künstlerischen Ideals Missstände benennt (ohne diese je auf das Theater Naumburg zu beziehen), fristlos gekündigt? Glaubt man dem Naumburger Tageblatt, ist das Phänomen schlechten Umgangs mit Mitarbeitern nicht allein im Theater zu finden. Die explizite Nennung zwei weiterer Stadtangestellter neben dem Intendanten in der Stellungnahme der GDBA lässt vermuten, dass die Stadtverwaltung als Träger auch aktiv an der Entscheidung beteiligt war.
(...)

Eine Anekdote am Rande: das Spielzeitmotto in Naumburg lautet „Gegen den Strom“.
Hausverbot Naumburg: Falscher Weg
Es nervt, wenn hier reflexhaft die Schauspieler*innen in Schutz genommen werden, ohne dass irgendjemand weiß, was wirklich vorgefallen ist. Eigentlich sind das Vorgänge, die auf nachtkritik gar nichts zu suchen haben, sondern vor Arbeitsgerichte gehören. Sie behaupten zum Beispiel, dass die Schauspier*innen gar nicht mit den Intendant*innen arbeiten würden. Das stimmt zum Beispiel in Naumburg nicht, denn der Naumburger Intendant ist selbst Regisseur und Gero war in der Vergangenheit einer seiner wichtigsten Spieler, sogar schon vor der Naumburger Zeit. Es muss hier also wirklich etwas vorgefallen sein. Aber hier wird einfach nur wild spekuliert, es werden Vorannahmen gemacht, und das schadet am Ende allen. Wenn eine Störung des Betriebsfriedens vorliegen sollte, dann kann das etwas Erhebliches sein. Wenn nicht, dann muss der Intendant für seine Fehlentscheidung geradestehen. Das auf nachtkritik oder per Petition oder über soziale Medien entscheiden zu wollen, ist der falsche Weg. Der Schwarm ist in dieser Beziehung nicht intelligent, sondern einfach nur einseitig und leicht zu mobilisieren.
Hausverbote in Naumburg: Wie kapitalistische Unternehmen
Wenn es Spitz auf Knopf kommt, verhalten auch Theaterleitungen sich zu oft wie beliebige kapitalistische Unternehmen, die jede Kritik am eigenen Führungsstil durch Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit verhindern.

Auch hier gilt: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7,3)

Nicht überraschend, heute aber nicht mehr so leicht unter den Tisch zu kehren.
Hausverbot Naumburg: Kombination
theapolis meldet: "Die außerordentliche Kündigung von Antonio Gerolamo Fancellu am Theater Naumburg ist unwirksam. Das Hausverbot gegen den Schauspieler bleibt jedoch bestehen. Diese Kombination wirft Fragen auf." Liegen nachtkritik fundiertere Informationen vor?

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Lieber Fragensteller,
noch nicht, aber wir sind dran.
Herzlich
miwo / Redaktion
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