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Schauspieler Werner Riemann gestorben

Werner Riemann in "Ballroom Schmitz" © Matthias Horn

20. Januar 2023. Der Theaterschauspieler Werner Riemann ist am 19. Januar 2023 im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte das Berliner Ensemble (BE), dessen dienstältester Mitarbeiter Riemann war, unter Berufung auf Riemanns Familie mit.

Werner Riemann, geboren am 25. Januar 1934, sprach 1956 an seinem Geburtstag bei Bertolt Brecht und Helene Weigel für eine Komparsenrolle in Brechts "Leben des Galilei" vor und wurde sogleich engagiert. Seitdem spielte er über Jahrzehnte in zahlreichen Inszenierungen im Theater am Schiffbauerdamm.

"Der gelernte Apotheker entbrannte schnell für das Theater", heißt es in der Pressemitteilung des Berliner Ensembles. Nach einer Ausbildung zum Diplom-Schauspieler führten ihn Arbeiten nach Prenzlau und Dresden. Ab 1963 war er wieder fest im Berliner Ensemble engagiert und arbeitete als Schauspieler und Regieassistent, unter anderem bei Fritz Marquardt, Manfred Wekwerth, B.K. Tragelehn, Einar Schleef und Peter Palitzsch. Auf der Bühne stand er zuletzt am 27. Januar 2020 in "Ballroom Schmitz" von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk.

Seit 1999 bot Werner Riemann außerdem Theaterführungen durchs BE an und zeigte in über 2.000 Führungen mehr als 30.000 Besucher:innen "sein" Theater.

(Berliner Ensemble / sd)

 

Medienschau

Als "Faktotum und "Teil der Seele dieses Hauses" am Schiffbauerdamm würdigt Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung (20.1.2023) den Schauspieler Werner Riemann. "Wer kann sich an einen Besuch des Berliner Ensembles erinnern, ohne dabei in das vom vielen Lachen und Grübeln geformte Gesicht dieses eleganten Herrn geblickt zu haben und sich durch seine Aura zu den Saaltüren geschoben zu haben? Ein kleiner Stromstoß der Würde und der Vorfreude durchfuhr einen bei seinem Anblick und hob die Erwartungsfreude und das schöne Gefühl für den in ihm so lebendigen traditionellen Zusammenhang dieses Hauses."

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Kommentare  
Werner Riemann: Hüter des Tempels
Wirklich, er war eine Legende! Er war ein wunderbarer Geschichtenerzähler und entzückender Lästerer. Wie es sich für einen wahren Hüter des Tempels gehört.
Werner Riemann: Unvergessliche Geschichten
Ich habe vor vielen Jahren eine seiner Führungen noch zu Peymanns Intendanz ( „Peymann hat die Leitung, aber ich habe die Führung“) durch das Haus erlebt, die für sich schon bühnenreife Aufführungen waren. Geschichten über die Drehbühne im BE, über „ Kollege Huhn“ das im Zerbrochenen Krug flatternd im Theatersaal die Vorstellung aufmischte und Klaus Maria Brandauer die Show stahl und und und...
Mögen er und seine Geschichten lange in Erinnerung bleiben oder weiter erzählt werden.
Werner Riemann: Theater-Führung
Ich war mehrmals dabei, einmal hat ein Vater solch eine Führung für eine 3. Klasse angeboten. Warum er das tat, weiß ich nicht, auch nicht mehr in welchem Zusammenhang er mit dem BE stand. Wir gingen mit den Kindern, die etwa 8 Jahre alt waren ins BE. Werner Riemann begrüßte uns und war entsetzt. „Die sind ja noch nicht einmal in der Pubertät. Die kennen doch nur Märchen.“ Und so war es dann auch. „Ist das hier im Theater wirklich alles aus Gold?“ wollten die Kinder wissen. Später saßen wir in der Kantine, die Kinder bekamen eine Brause und Werner Riemann erzählte uns Erwachsenen endlich seine Geschichten über Brecht, Weigel und die Liebe. Ein toller Mann.
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