Medienschau: FAZ – Über die Situation der Theater in Polen

Am Wendepunkt

Am Wendepunkt

5. März 2023. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet Florian Rendchen über die kulturpolitische Situation und die Theater in Polen. Anlass ist die Annullierung der Wahl von Monika Strzępka zur Direktorin des städtischen Teatr Dramatyczny in Warschau.

Annulliert hat sie der Woiwode (Verwaltungschef) der Region Masuren, der der Regierungspartei PiS angehört. So sei das Teatr Dramatyczny in den letzten Wochen zum Symbol für den Kampf um die Deutungshoheit der Kultur in Polen geworden, schreibt Rendchen. "Seit ihrem Antritt im Jahr 2015 hat die nationalkonservative Regierungspartei PiS zahlreiche Kulturinstitutionen auf Linie gebracht. Nach der Neubesetzung von Direktorenposten – zuletzt etwa im Warschauer Kunstmuseum Zachęta oder im Zentrum für Zeitgenössische Kunst – sind regierungskritische Stücke oder Ausstellungen vielerorts verschwunden." Warschau allerdings gälte vielen weiterhin als Ort der Freiheit, "denn das Rathaus ist in der Hand der Opposition, und die Stadt finanziert zahlreiche unabhängige Theater, Museen und Kunstprojekte selbst".

Vor diesem Hintergrund sei die Annullierung der Wahl aus offen politischen Gründen ein Wendepunkt. Zugleich gebe es Hinweise darauf, dass auch die Stadt Warschau nicht so links-liberal sei, wie sie sich präsentiere. Rendchen gibt zwei weitere Beispiele. Sein Fazit: "Mit Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im Herbst mischt sich bei vielen Künstlern Optimismus mit Angst. Sollte die PiS die Wahlen erneut gewinnen, befürchten viele, dass auch die letzten freien Kulturinstitutionen ihre Unabhängigkeit verlieren könnten.”

(FAZ / geka)

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