Anselm Weber – Schauspiel Essen, Intendant

Welches war Ihr herausragendstes, schönstes, beeindruckendstes Theatererlebnis im Jahr 2008, am eigenen Haus oder an anderen Häusern? Und warum?

Einmal im Jahr wird in Essen in einem feierlichen und auch sehr exklusiven Festakt der Preis "Essens Beste" verliehen. Ein Preis, der von einem Zusammenschluss der hiesigen Wirtschaft und Honoratioren der Stadt ausgelobt wird und mit dem junge Menschen für ein besonderes Engagement oder eine besondere Leistung ausgezeichnet werden. Ein Preis mit einem durchaus elitären Duktus, den normalerweise junge Olympiasieger, Gewinner von hochkarätigen Musikwettbewerben oder junge Firmengründer erhalten.

Dieses Jahres ging der Preis "Essens Beste" in der Kategorie "Kunst" an die Spieler von Homestories – also an 20 Jugendliche aus dem sozial benachteiligten Stadtteil Essen-Katernberg, die gemeinsam mit dem Autor Nuran David Calis aus ihren ganz persönlichen Geschichten ein Stück Theater geschrieben und gespielt haben.

Jugendliche also, die normalerweise nicht wahrgenommen werden und im Leben der Stadt außer als Problem eigentlich keine Rolle spielen. Im März hat sich die Perspektive plötzlich gedreht: Die Katernberger sind von der Peripherie ins Zentrum der Stadt gerückt. Ein Moment, der mich berührt und stolz gemacht hat, und der gezeigt hat, dass Theater tatsächlich Leben verändern kann.

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