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Neues Leitungsteam für die Gessnerallee Zürich
Aktuelle Ausrichtung weiterentwickeln
Zürich, 30. März 2023. Kathrin Veser und Miriam Walther leiten das Theaterhaus Gessnerallee in Zürich ab der Spielzeit 2024/25, die Wahl gilt für vier Jahre. Das teilt der Vorstand des Vereins Theaterhaus Gessnerallee in einer Presseaussendung mit. Man setzt damit auf ein Duo, das die lokale Szene sehr gut kenne, das sowohl für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der aktuellen Ausrichtung stehe als auch klare programmatische Setzungen verspricht, heißt es in der Mitteilung vom Vorstand.
In ihrem künstlerischen Konzept wollen Veser und Walther auf vier Bereiche setzen: auf eine multiperspektivische Kuration, Programmgestaltung mit einer Mischung aus öfffentlichkeitswirksamen und experimentellen Formaten sowie langfristiger Zusammenarbeit, auf verschiedene künstlerische Zugangsformate und auf Nachwuchsförderung.
Kathrin Veser, geboren 1976 in Waiblingen, hat Theaterwissenschaften und Neuere deutsche Literatur studiert. Als Dramaturgin arbeitete sie bereits von 20012 bis 2020 an der Gessnerallee. Miriam Walther, geboren 1987 in Winterthur, studierte Theaterregie und Philosophie und Theaterwissenschaft. Bis 2022 war sie Geschäftsleiterin des digitalen Magazins "Republik", davor war sie Dramaturgin, Theaterregisseurin und von 2015 bis 2017 Co-Leiterin der Zentralbühne des Zürcher Theater Spektakels.
Mit Michelle Akanji, Rabea Grand und Juliane Hahn leitete ab der Spielzeit 2020/21 erstmals ein rein weibliches Team das Haus. Grand hatte das Haus aber im Sommer 2022 wieder verlassen.
(gessnerallee.ch / sik)
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Interessant auch, dass von den aktuellen Hauskünstler*innen, die verständlicherweise sich eine Fortführung ihres Wirkens am Haus wünschen - niemand - Tim Zulauf ausgenommen - damals den offenen Brief gegen die Einladung des AfD Chefideologen unterschrieben hatten. Es ist ohnehin auffallend, wie wenig Theaterschaffende aus Zürich damals die Einladung des AfD Chefideologen offen kritisierten. Das zeigte schon damals auf, wie stark diese "Freie Szene" mittlerweile im Klammergriff der Zürcher Kulturpolitik ist. Diese Kulturpolitik setzt nun stark- siehe auch Schauspielhaus Zürich - auf Reinstallation von vorpandemischer Kuration und Hackordnung. In der Pressemitteilung zur Wahl der neuen Leitung steht: "Im Wissen um die besonderen Herausforderungen mit dem neuen Fördersystem Tanz und Theater der Stadt Zürich und der damit verbundenen Anspannung in der Szene ist es sowohl der aktuellen als auch der zukünftigen Leitung der Gessnerallee ein Anliegen, diese anforderungsreiche Übergangsphase im gegenseitigen Austausch sorgsam zu begleiten".
Danke schön für diese "Sorgsamkeit". Es sei daran erinnert, dass Marc Jongens Ideologie auf das Prinzip der "Spannung" setzt (Thymos) und Jongen "gesellschaftliche Spannung" als etwas positives beschreibt. Insofern führt diese Wahl der neuen Leitung diese Ideologie der Spannung weiter, was nun auch irgendwie passt zum (neuen) Haus. Diese Wahl ist eine pure und durchaus auch gezielte Provokation all jener, die damals meinten, solche Chef-Ideologen einer rechtsextremen Partei haben an einem solchen Haus der freien Szene nichts zu suchen. Von diesem Haus, diesem Vorstand und dieser Leitung muss man sich nun definitiv und nachhaltig distanzieren, gerade als "freie/r Kunstschaffende/r" - denn "sorgsam" ist das nicht, sondern gewalttätig. Entschuldigungen oder gar offene Debatten sind da nicht erwarten. Sondern stramm inszenierte Exklusion von jeglicher Kritik.
Link auf offenen Brief und Unterschriften von 2017: https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13675:offener-brief-an-das-theaterhaus-gessnerallee-in-zuerich&catid=53&Itemid=60
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Dieser Kommentar wurde in gekürzter Form veröffentlicht, da sich einige Aussagen darin nicht verifizieren ließen. Unser Kommentarkodex findet sich hier: https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41
Wer also 2017 einen offenen Brief gegen Marc Jongen nicht unterschrieben hat, dem kann man 2023 all das unterstellen, was Samuel Schwarz hier unterstellt. Und weil ein Team mit dem immer spannungsvollen Übergang von Leitungen plus neuem Fördermodell gut umgehen will, erfüllt es das Spannungskonzept von Jongen?
Das spricht für sich selbst.
Samuel Schwarz und Marc Jongen eint offenbar der Glaube, es gäbe nur ein richtig und alle anderen handeln oder denken falsch. Nennt man Ideologie. Ich bin für Diskurs. Da darf es mehrere Wahrheiten geben, über die gestritten werden darf. Aber wahrscheinlich ist Streit auch Spannung und daher Jongen-Erfüllung.
Ich finde, die neue Leitung hat verdient, dass sie kritisch diskutiert wird. Unterstellungen weil jemand bei einer gratismutigen Unterschriftsaktion nicht dabei war, führen nirgendwo hin außer in die Zerstörung von offenem Diskurs. Dann gilt die Logik des Verdachts. Nichts wie weg.
Die in dem Jahresbericht angekündigte Diskussion und Debatte über diesen Ur-Fall fand nie statt. Man kann das hier nachlesen, und dann wird auch klar, welche Kontinuitäten zwischen Leitung von 2017 und Leitung 2024 bestehen werden und wie diese Täter:innen/Opferumkehr damals wie heute funktioniert: https://live.gessnerallee.ch/asset/170/1560/gajb1617.pdf
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Dieser Kommentar wurde in leicht gekürzter Form veröffentlicht. Unser Kommentarkodex findet sich hier: nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=41
Jongen ist in einer Partei, die man vielfältig kritisieren kann und dies sowohl für beachtliche Teile ihrer Inhalte als auch für die Art und Weise, wie diese oft kommuniziert werden. Trotzdem ist es eine Partei, die die demokratisch festgelegten, wahlrechtlichen Kriterien für Wählbarkeit bundesweit erfüllt. Die sowohl in Ausschüssen als auch in den Wahlkreisen aktiv arbeitet und die von etwa gleich viel Millionen Wählerinnen und Wählern zur Volksvertretung durch Teilnahme am parlamentarischen entscheidungsprozess beauftragt wurde.
Dialektiker nennen Spannungsverhältnisse in Debatten: Differenzen. Die kann man austragen und muss sie zumindest aushalten, wenn man Differenzen weder austragen kann noch will. Es sei denn, man hat ein Selbstwertgefühl, das einer Handvoll Wasser gleicht, dann kann man das nicht einmal aushalten...
Was mir auffällt über die Jahre hier: (...) Und was genau haben Theaterstrukturen außerhalb von Ökonomie und Umverteilung staatlicher Ressourcen mit einer Pandemie zu tun?
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Der Zusammenhang mit Corona ist eindeutig. Die Institutionen konnten in der Pandemie die basisdemokratischen Willensbildungen umgehen. Es geht nun neu um "Führung", nicht nur bei der Gessnerallee. Die FDP Frau Yasmine Bourgeois (die der Sachkommission des Zürcher Präsidialamtes vorsteht) meinte am 5. Februar 2023 in der NZZ in Bezug auf das Schauspielhaus und die Nicht-Verlängerung der beiden Intendanten: «Ich bin erleichtert über diese Trennung. Die zwei Intendanten haben sich mit dem woken Programm verrannt. Zudem haben wir auch bei anderen Theatern in Zürich gesehen, dass Co-Leitungen schwierig sein können. Künftig brauchen wir jemanden, der lange Erfahrung hat im Führen eines Theaters und der auch das breite Publikum spürt.» (...)
Und mit den "anderen Theatern" meinte sie sicher auch die Gessnerallee. Das Scheitern des (u.a. auch wegen Corona) kollektive Führungs-Modell an der Gessnerallee (ein Modell, das die ganze Szene unterstützt hatte) führt nun zu einer Art autoritären Wende - zu einer Reinstallation jener Leute, die vor 2019 das Haus geprägt haben. Es geht eben nun also um "Führung". Was auch heisst: die basisdemokratischen Entscheide der Gessnerallee Vereins-Basis, welche sich 2017 klipp und klar gegen die Entscheide des Vorstands und gegen die damalige Leitung ausgedrückt hatte, werden ignoriert. Das führt zu neuen Allianzen des autoritären Denkens. Es stellt sich nun aber die grosse Frage, ob die neue Präsidentin des Gessnerallee-Vorstands (Margrit Bürer) und der neue Vize-Präsident (Daniel Puskas) vom Rest-Vorstand informiert worden sind über den damaligen Entscheid der Gessnerallee-Basis, den verleumderischen Jahresbericht 2017 nicht abzunehmen. Interessanterweise ist dieser nicht abgenommene ja auf der Gessnerallee-Archiv zu finden, nicht aber das Protokoll der Sitzung von 2017, bei der dieser Jahresbericht "versenkt" wurde. Es stellt sich zunehmend ein Gefühl ein, dass alles möglich ist, wenn es die Macht nur will. Das ist keine erfreuliche Entwicklung und erfordert dezidierten Widerstand.
Link auf das Archiv: https://www.gessnerallee.ch/de/info/verein
Die AfD nutzte damals die Argumentationen des Gessnerallee-Vereins-Vorstand ebenfalls und konnte sich auch als Opfer inszenieren - und witterte wie der Gessnerallee-Vorstand "Zensur" bei jenen, die nur "Kritik" übten, diese rhetorische Allianz mit Ganz-ganz-Rechts durch ein Theaterhaus ist nach wie vor skandalös und muss bekämpft werden, mit entschiedenster Sorgsamkeit: https://twitter.com/AfD_HD/status/839173004160544768?s=20