Presseschau vom 10. Juni 2009 – Christopher Schmidt über die Verausgabungstendenzen der Theater

Kurz vorm Verglühen

"Allen Sparrunden zum Trotz haben die Theater in den vergangenen Jahren die Schlagzahl stetig erhöht und ihren Ausstoß an Produktionen stetig gesteigert": Mit 40 Premieren ist Oliver Reese in Frankfurt der Spitzenreiter, aber auch in Zürich, Hannover, Hamburg, Wien und Berlin ist man mit um die 30 gut dabei. Es ist, als solle in diesem "Wettrennen der Intendanten" "das Betriebsgeräusch alle Alarmglocken übertönen". Dabei gehe ein "Mehr an Produktionen bei gleichbleibenden oder sogar bereits geschrumpften Ressourcen zwangsläufig auf Kosten der Zeit und Sorgfalt" der einzelnen Produktion.

Wer genauer hinsehe, erkenne außerdem "dass die wichtigsten der so vielen Premieren von einer immer kleiner werdenden Schar tonangebender Regisseure inszeniert werden", die "als feste Marken eingekauft" werden und das Risiko mindern. Indem die Theater allerdings ihr Angebot "zielgruppengerecht" diversifizierten, werde immer unklarer, "zu welcher Ästhetik sie sich eigentlich bekennen, mit welcher Art von Theater sie nachhaltig in Verbindung gebracht werden möchten".

Diese "mangelnde Profilschärfe" werde durch Spielzeitmotti oder diskurs-steuernde "Verlautbarungsorgane" wett gemacht. Was auf der Bühne nicht mehr entziffert wird, "übersetzt eine anschwellende Traktatliteratur für den Zuschauer. Diese Form von betreutem Sehen ist dabei nur ein Teil des Versuchs, die Außenhaut des Theaters in alle Richtungen zu vergrößern, um dadurch ein Maximum an Berührungsfläche herzustellen." Daran wirkten auch die Kritiker kräftig mit, indem sie immer häufiger nicht mehr über, sondern "in den hauseigenen Publikationen" für das Theater schrieben und dadurch ihre Unabhängigkeit preisgäben. "Wer sich hier verdingt, wird naturgemäß auch sonst darauf achten, seinen Bauchladen nicht durch allzu rigorose Maßstäbe ins Schwanken zu bringen".

 

Kommentare  
Christopher Schmidt: Jede Kritik eine Supernova
natürlich sorgt das theater für seine eigene lesbarkeit. christopher schmidt ganz sicherlich nicht. künstler sind nicht mehr so naiv wie kritiker das gerne hätten. und vielleicht, weil es da für sie nichts mehr zu tun gibt, flüchten sich diese letzten drama-queens (supernova!) in sentimentalität. jede kritik klingt wie ein schlechtes hingekritzeltes zeitgenössisches drama: supernova.
Christopher Schmidt: wieder feinfühliger werden
kann aber herrn schmidt nur zustimmen..schauspieler, regisseure und auch stücke werden nicht mehr gepflegt und gefunden, sondern dem markt und den marken angepasst. das hat zum teil mit dem anspruchsdenken der zuschauer (ja, davon hab ich schon gehört! den hab ich im tv gesehen! also muss der, die, das gut sein!! ) zu tun, weil sich in dieser gesellschaft immer weniger menschen gedanken machen, genauer hinzusehen oder sich eingehend mit etwas zu beschäftigen - auf der anderen seite sind die wettbewerbsmaßnahmen und theater als karriereleiter auch in der szene immer weiter gestiegen (wer einen preis bekommen hat, egal von wem und wie, der wird wieder engagiert oder eingestellt, die anderen haben das nachsehen)..es gilt, wieder feinfühliger zu werden, auch die moosröschen am rande oder die schönheit der schattengewächse zu erkennen, um den trockengelegten sumpf der theaterlandschaft wieder zu befeuchten und zu beleben..
Christopher Schmidt: Medienpartnerschaften???
Schmidt schreibt: immer häufiger schrieben Kritiker nicht über das Theater, sondern für das Theater, gäben ihre Unabhängigkeit preis und tauchten als Autoren in den hauseigenen Publikationen auf, wenn sie nicht den Theatern in sogenannten Medienpartnerschaften verpflichtet seien. Was hat jemand der nicht dem Theater- und Medienbetrieb angehört und sich mit den Vorgängen dort nicht auskennt unter einer Medienpartnerschaft zwischen einem Theater und einem Kritiker zu verstehen? Leistet der Kritiker da PR-Arbeit für ein Theater ohne dass der Leser der Kritik etwas davon mitbekommt?
Christopher Schmidt: Kultur- und Werteknecht
wer könnte denn herrn schmidt ernsthaft widersprechen, wenn es um das "schnelle verbrennen von geld" geht? schließlich hat er als mitglied einer versnobten tt-jury gerade par excellence vorgeführt, wie so etwas funktioniert: eine produktion einladen, die von vornherein nicht kommen kann, um eine andere zu finanzieren.
Christopher Schmidt: Selbstmarketing, Freundschaftsdienste etc.
auch christine dössel kann man ab und zu in programm- und saisonheften lesen. gibt man damit schon seine unabhängigkeit auf? bestimmt nicht, ist doch eher selbstmarketing: ohohoh, das theater schätzt da jemanden so sehr, dass man ihn um einen text fragt. eher frage ich mich: wenn ein kritiker schreibt, der wissentlich mit einem regisseur befreundet ist. wie geht das von statten? müht man sich dann, seine kritik freundlich verpackt abzuliefern. oder schreibt man nur, damit der kollege den schlechten abend nicht verreißt? mir ist bei diesen fällen immer sehr unbehaglich.
Offenes Forum ja, Schlachtfeld nein: bonbonpoint wurde zensiert
"Zensur! Zensur!"
Nein, schreie ich nicht. Aber mein Eintrag unter 4. ist radikal gekürzt worden. Da verkündet Herr Nachtkritik-Merck im Tagesspiegel-Interview vollmundig, dass Polemik der Anfang aller konstruktiven Auseinandersetzung auf dieser Seite sei. Sowieso eine seltsame Auffassung für einen Rezensenten, der, wenn überhaupt, den umgekehrten Weg wählen sollte. Anscheinend gilt der Merck'sche Leitsatz aber nur da, wo Leute in den Foren wahllos und nachweislich ungesehen ganze Theater niederschreiben oder Regisseure und Schauspieler persönlich beleidigen. Polemik gegen Rezensenten wird aus dem Forum gelöscht. Warum? Hat Herr Schmidt wegen seiner grundsätzlichen Ablehnung gegenüber Nachtkritik schon die SZ-Anwälte in Position gebracht? Wenn schon offenes Forum, dann bitte richtig offen und keine Zweiklassenbehandlung. Kritiker, die austeilen, müssen auch einstecken können.

Anmerkung der Redaktion:

Hallo bonbonpoint,
nicht Herr Merck, sondern seine Kollegin Frau Kohse hat Ihren Beitrag gekürzt. Und zwar die Passage, in der Sie den Kritiker Christopher Schmidt persönlich beleidigen. Denn abgesehen davon, dass persönliche Beleidigungen hier sowieso nicht erwünscht sind, genießen Journalisten, die von uns zitiert und auf diese (gewissermaßen unfreiwillige) Weise der Kommentierung überantwortet werden, im Zweifelsfall einen höheren Schutz als unsere eigenen MitarbeiterInnen, die wissen, worauf sie sich einlassen und gegebenenfalls ja auch antworten. Nennen Sie ruhig dies eine Zweiklassengesellschaft. Und zählen Sie noch eine weitere hinzu: Es gibt Leute, die unter ihre Meinung ihren Namen schreiben, wie Herr Merck, Frau Kohse oder Herr Schmidt, und andere, die lieber anonym bleiben wie Sie. Wer von beiden, finden Sie, hat das Recht zu definieren, wo ein "offenes Forum" endet und ein Schlachtfeld beginnt?
Nebenbei: Dass sachliche Polemik bei uns von jedermann mit oder ohne Namen jederzeit willkommen ist, haben Sie ja schon gemerkt.
Viele Grüße,
Petra Kohse
Christopher Schmidt: nur Wadenbeißerei
Ja, ja die größten Moralapostel haben den Balken immer besonders tief im eigenen Auge stecken.

Abgesehen davon ist der Artikel von Schmidt insgesamt ein ziemlicher Blödsinn:
1. anschwellende Traktatliteratur, wo denn? Nur weil Zürich ein kleines Heftchenmit interessanten Beiträgen beigelegt hat? Was ist dagegen zu sagen?
2. Erhöhter Produktionsausstoß als Zeichen für Beliebigkeit? Quatsch. Als die Theater vor 20 Jahren nur 6 Produktionen im Großen Haus gemacht haben, haben die Kritiker die Verarmung der Vielfalt beklagt...
3. Als Zeichen für Qualitätsabfall? Ebenfalls Quatsch. Der eine Regisseur braucht nach wie vor 10 Wochen für eine Inszenierung, andere 6 Wochen - je nach Inszenierungsstil. Gerade der von allen geliebte Jürgen Gosch hat z.B. die Produktionsdauer reduziert statt verlängert. Das hängt doch immer mit den Inszenierungsweisen zusammen.
4. Was ist dagegen zu sagen, daß Theater beim Inszenieren an Ihre Zielgruppen denken?

Kurz: der Artikel ist von vorn bis hinten klischeegetränktes, undifferenziertes Geschwätz in der Maske kluger Durchdringung und Entlarvung. Er tut so, als hätte er eine Haltung und beißt doch nur in diese und jene gerade herumstehende Wade - ärgerlich.
Offene Foren, verpuffte Supernoven
Vielen Dank für ihre etwas schroffe Erwiderung, Frau Kohse. Aber unter uns Betschwestern: Meinen Sie ernst, was Sie da schreiben?

Zitat 1: "abgesehen davon, dass persönliche Beleidigungen hier sowieso nicht erwünscht sind"
Sie lesen offensichtlich die Kommentare ihrer eigenen Seite nicht wirklich, denn in verschiedensten Foren wimmelt es nur so von persönlichen Beleidigungen. Ihrem Zitat gehorchend, müssten diese ebenfalls gelöscht werden. Werden Sie aber nicht, weil sie laut Herrn Merck (s. Tagesspiegel) ja die Basis inhaltllicher Auseinandersetzung seien (bitte Konjunktiv beachten!).

Zitat 2: "Es gibt Leute, die unter ihre Meinung ihren Namen schreiben, wie Herr Merck, Frau Kohse oder Herr Schmidt, und andere, die lieber anonym bleiben wie Sie. Wer von beiden, finden Sie, hat das Recht zu definieren, wo ein "offenes Forum" endet und ein Schlachtfeld beginnt?"
Ihrer eigenen Argumentation folgend, ganz klare Antwort: Keiner von beiden! Wo stünden denn ihre Foren ohne diejenigen, die unter Pseudonym schreiben? Und - wiederum laut Herrn Merck (s. Tagesspiegel) - wo stünden ihre Foren ohne die Anonymität derer, die vorsätzlich aus der Hecke schießen?
Ihr kollegialer Schutz von Herrn Schmidt gegenüber unliebsamen Leserurteilen scheint mir da doch eher unter die Rubrik "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus" zu fallen.

Zitat 3: "sachliche Polemik"
Glauben Sie mir, ich will wirklich nicht verletzend sein, aber in welchem Feuilletonisten-Seminar lehrt und lernt man denn solche alt-philologischen Wortverrenkungen? "sachliche Polemik" klingt ungefähr so wie "blaues Rot".

Sie machen es sich da ähnlich einfach wie Herr Schmidt in seiner verpufften Supernova. Zu einfach.

Nochmalige Antwort:
Ja, sachliche Polemik ist natürlich Quatsch. Was ich meinte und meine ist: sachbezogene Polemik. Polemisch in der Sache, nicht gegen Personen.
P.K.
Christopher Schmidt: Unterstellung und Antwort
Herr Schmidt hat Recht und ich kann es beweisen:
Kritiker geben ihre Unabhängigkeit auf. Es gibt einen Kritiker, nennen wir ihn Herr Meier. Er (...) ist Mitglied einer Jury, die jedes Jahr bemerkenswerte Inszenierungen in eine deutsche Hauptstadt einlädt. Im Jahr 2009 hat Herr Meier eine Inszenierung einer Freien Theatergruppe vorgeschlagen. Herr Meiers Frau ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dieser Theaterproduktion zuständig. Die Freie Gruppe wurde in die Diskussion für dieses Treffen bekannter Theater aufgenommen. Das kann man im Festivalmagazin nachlesen. Wenn die Frau des Herrn Meier die Gruppe öffentlich "presse ntiert", liegt es doch in der Natur der Sache, dass Herr Meier seinen heimischen Herd nicht durch allzu rigorose Maßstäbe ins Schwanken bringt. (...) Naja, so ist das eben.
Leider darf man Herrn Meier nicht beim Namen nennen, weil Herr Meier dann mit dem Herrn Anwalt droht und sich rechtliche Schritte vorbehält, deshalb hat das freie, demokratische Forum nachtkritik auch einen Kommentar, der Herrn Meier beim Namen nennt, wegzensiert.

Sehr geehrter Herr von Raunheim,
dieser Kommentar wird nur zu Anschauungszwecken und ein wenig gekürzt, Sie mögen es zensiert nennen, veröffentlicht. Das, was Ihr Schreiben so unmöglich macht, ist, dass Sie keine Belege vorlegen. Sie behaupten, ein Kritiker hätte eine Aufführung, an der seine Frau als Öffentlichkeitsarbeiterin mitgewirkt hätte, in einer Jury zur Auszeichnung vorgeschlagen. Woher wissen Sie, dass gerade dieser Kritker den Vorschlag machte? Selbst wenn es nahe läge, wo bleibt der Beweis? Waren Sie Mäuschen bei der Jury-Sitzung? Wohl kaum. Legen Sie Beweise vor, wir veröffentlichen sie.
Zweitens hat uns niemand bisher mit dem Anwalt gedroht und uns so zur Zensur der Kommentare gezwungen. Wir finden es einfach nicht appetitlich, wenn auf unserer journalistischen Seite, über andere, natürlich auch konkurrierende Journalisten geurteilt und geschwampft wird ohne Beweise. Können Sie das verstehen? Dass Kollegenschelte zum Lächerlichsten und Kleinkariertesten gehört, was man anstellen kann? Ja, wir werden mit den Kommentaren identifiziert auf unserer Seite, obwohl die von anonymen Postern stammen, nicht von der Redaktion. Also legen wir die Maßstäbe an, die wir für richtig halten bei der Veröffentlichung von Kommentaren. Und ein Letztes, sehr geehrter Herr von Raunheim: der Herr Merck hat in dem Tagesspiegel-Interview nicht davon gesprochen, dass er den Schlamm liebt, den die anonymen Poster in diese Kommentarspalten gießen. Auch der Herr Merck würde es vorziehen, wenn die KollegInnen Kommentatoren ihre Behauptungen mit Argumenten stützten und Verdächtigungen mit so etwas wie Beweisen untermauerten. Ich hoffe, Sie sind erst einmal durch diese Antwort zufrieden gestellt.
Mit Grüßen
nikolaus merck
Christopher Schmidt: und die verwurstet werden?
@bonbonpoint: wow wie gut! liebe frau kohse, merck etc: "...genießen Journalisten, die von uns zitiert und auf diese (gewissermaßen unfreiwillige) Weise der Kommentierung überantwortet werden, im Zweifelsfall einen höheren Schutz als unsere eigenen MitarbeiterInnen, die wissen, worauf sie sich einlassen und gegebenenfalls ja auch antworten." 1. Sie nehmen das in kauf weil Sie soviel spaß haben an diesem dreck hier in den foren. 2. und die anderen, die hier unfreiwillig zu Ihrem dritten oder vierten Standbein verwurstet werden? was ist denn mit denen?
Christopher Schmidt: von wem ist die Rede?
Sehr geehrte Frau Ludwig,
von wem sprechen Sie? wer wird "unfreiwillig verwurstet"? Die KommentatorInnen, die freiwillig posten? Die Theaterleute, die ihre Arbeit der Öffentlichkeit also auch Kritikern vorstellen?
Gruß
nikolaus merck
Christopher Schmidt: Zensur der Kommentare
@merck: in den foren schreiben kritiker?? es geht doch hier um Ihre zensur in den foren!! nicht um eine Zensur der kritiker.

Frau Ludwig,
bitte, was reden Sie? Was meinen Sie?
merck
Christopher Schmidt: die Schwiegermutter des Kritikers
Die Meinung von Frau Kohse, Kritiker die von nachtkritik.de zitiert würden, würden unfreiwilligerweise der Kommentierung unterstellt halte ich für falsch.

Wer sich, wie ein Kritiker/eine Kritikerin, mit seiner Arbeit an die Öffentlichkeit begibt, bekommt die Kritik zur Schwiegermutter; in diesem Fall die Kritik jener, deren Aufgabe es ist die Arbeit der Kritiker zu überwachen, also der langjährigen mündigen Zeitungsleser und Theatergänger.

Da wir diejenigen sind, die beurteilen können, ob ein Kritiker etwas vom Theater und von seiner Arbeit versteht, ist es sehr wohl unsere Aufgabe die Arbeit von Kritikern öffentlich zu bewerten, damit diese gegebenenfalls durch Fähigere ersetzt werden können.

Beleidigende Äußerungen halte ich selbstverständlich nicht für eine Form der Kritik. Meine Stellungnahme ist deshalb nicht als Kritik an der Kürzung von Kommentaren zu verstehen - diese waren ja vielleicht wirklich beleidigend - sie besagt lediglich, dass sich der Kritik aussetzt, wer sich in die Öffentlichkeit begibt. Etwas weniger Wehleidigkeit und etwas mehr Kritikfähigkeit stünde da manchem Kritiker/mancher Kritikerin gut an.

Zu den Beleidigungen möchte ich noch sagen, dass diese doch, anders als es im Tagesspiegel erscheint, keine Frage von Print- oder Online-Journalismus sind. Trotz etlicher peinlicher Ausfälle hier in den Foren, fällt das Forum doch gegenüber den peinlichen Ausfällen in den Printmedien (damit meine ich nicht die Boulevardzeitungen) nicht ab. Gerade dieser Tage brachte der Zürcher Tagesanzeiger ein Interview mit Matthias Hartmann. Hartmann, offenbar nicht glücklich darüber wie man ihm in Zürich entgegentrat, bezeichnete die Schweizer als Lügner und einen Unternehmensberater als A.......h.

Dies stand in der Printausgabe des Tagesanzeigers und ist nur ein -aktuelles - Beispiel dafür, dass die Äußerungen derjenigen die sich in den Feuilletons der Tageszeitungen äußern dürfen nicht weniger krawallig sind als die Äußerungen mancher in diesem Forum.
Christopher Schmidt: nachtkritik meist sachdienlich
Ich bin manchmal erstaunt, dass sich die Leute immer so über die Kommentare bei der nachtkritik aufregen. Hier geht es doch meist sehr zivilisiert zu. Da kenne ich andere Foren, auch von sogenannten seriösen Tageszeitungen, wo es weder redaktionelle Kontrolle noch sonstige Moderation gibt und wesentlich mehr Dreck ventiliert wird, als hier. Ich finde das Allermeiste, was hier gepostet wird, sehr sachdienlich und kann nur vermuten, dass die Kritiker der nachtkritik-Foren kaum im Internet unterwegs sind. Sonst wüssten sie die zivilisierte Atmosphäre hier mehr zu schätzen.
Christopher Schmidt: jeder sein eigener Fachmann
ja, aber irgendwie bleibt es auch quatsch, alles was hier geschrieben wird. lustig, teilweise, auch oft angestrengt ambitioniert, aber ohne Identität auch völlig kraftlos. Weshalb die Kritiker halt die interessanteren Schreiber bleiben. Und Meinungen über oder zu Theater sind eh immer, na ja, wie soll ich sagen… können geäußert werden, braucht aber letztlich keiner wirklich, jeder ist doch sein eigener Fachmann und möchte es auch bleiben, soll es auch.
Schmidt in der SZ: im selben Saft schmoren
wie bitte? Alles Quatsch? Ach so, nur Gott weiss die Wahrheit. Meinungen über das Theater braucht keine/r wirklich? Für wen wird denn dann eigentlich noch Theater gemacht? Für die feuilletonistische Kritikerdurchlaucht mit Diskurshoheit? Was bleibt, wenn das Theater und die Kritiker im selben Saft schmoren? Gulaschsuppe? Wen interessiert das noch? Wer löffelt das aus?
Schmidt in der SZ: papierdrachenartige Struktur
läuft es nicht so, die Zuschauer kommen, freuen sich, applaudieren und gehen wieder ihrer Wege. Jeder weiss, was er gesehen hat. Sicher lassen sich viele Dialoge führen, sicher kommt es zu Zuneigung, zu Abneigung, zu Identifikation und harscher Distanz, zu Ekel gar, aber das ist alles nichts für viel beschworene, angebliche Diskurse. Jeder macht sich doch ohnehin seinen Reim. Ich meine nur, die Kritiker, die das also als Beruf ausüben, das Meinungen und Urteile absondern, die müssen sich ja ihrerseits profilieren und durch die Art ihres Schreibens vermitteln, das ihnen durch ihr Schreiben eine besondere Kompetenz in Fragen künstlerischer Beurteilung zukommt - und siehe da, die Mühe lohnt sich, etwas jedenfalls. Oft mehr jedenfalls, als der hier beliebte in-talk. Der kann ruhig weiter geführt werden, stört ja nicht, muss ja auch niemand lesen, bloß richtig beflügelnd kann er so nicht wirken. Die so genanten Diskurse bestehen doch bloß darin, das Argumente in die Luft gehalten werden und dort papierdrachenartiges Getobe veranstalten. Das wiederholt sich auch in seiner Struktur immer wieder, bewegt sich nicht vom Fleck und in dieser naturwüchsigen, flatternden Starre halten sich die Kritiker auch auf, die Vorlieben von Stadelmeier und Bazinger sind auch nicht miteinander vereinbar und das ist doch auch gut so. Herbeiargumentieren lassen sich Erfolge eh nicht. Die müssen, bestimmten statistischen Gesetzen gehorchend, sich durch die Erfüllung einer Vielbenutzbarkeit erweisen und hängen wohl kaum von den hier geführten Disputen ab. Es leuchtet ein, das in einem Medium, das darauf zielt Aufmerksamkeit zu ergattern, versucht wird, diese Aufmerksamkeit auch seitlich der Bühne zu beeinflussen, und wenn man weiß, das die Kritik eben auch Einfluss ausübt, möchten viele sich selbst zugleich in eine kritische Instanz verwandeln. Ist nichts gegen zu sagen, bleibt aber nur so ein Zufutter für die Kritiker, die sich über Nachtkritik zu profilieren suchen.
Schmidt in der SZ: Der Auftrag
Ich finde, gegen die Freundschaft von Theaterleuten und Kritikern ist gar nix zu sagen, solange dadurch nicht Dritte in Mitleidenschaft gezogen und vorsätzlich "schlecht geschrieben" werden. Viel wichtiger finde ich, dass Theaterleute und Kritiker sich als Partner verstehen, dass sie eine gemeinsame Sache vorantreiebn, nämlich die allgemeine Aufmerksamkeit und auch Pflege des Theaters in der medialen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Das tun Kritiker wie Herr Schmidt oder Herr Stadelmeier aber eben nicht. Sie gehen von vornherein davon aus, dass sie alleine das Theater pflegen und versuchen all diejenigen, die ihrem Theaterbegriff nicht entsprechen, zu verreißen, zu diffamieren - ja teilweise auch zu vernichten. Ich erinnere mich gut an Herrn Stadelmeier, der über mehrere Artikel hinweg nicht müde wurde zu betonen, dass z.B. jemand wie Schlingensief kein Honorar verdient habe. Aber Theaterkritiker haben genauso wie Theatermacher einen "Auftrag" im Sinne des Theaters. Diesen müssen auch sie im Blick behalten. Mit seinem Versuch, eine Theatersaison quantitativ in Grund und Boden zu schreiben, bevor sich überhaupt ein Vorhang gehoben hat, bevor sich Qualität erst einstellen könnte, damit hat sich Herr Schmidt ins Abseits geschrieben.
Schmidt in der SZ: harte Worte gegen Dorn
Christopher Schmidt ist ein geistiger Brandstifter. Vor einem Jahr schrieb er in der SZ über das Bayerische Staatsschauspiel:
"Der Zustand seines Hauses hat Dorns Aussagen mittlerweile entlarvt, denn ungesunder, inzestuöser, kameralistischer und selbstzerstörerischer könnten die Strukturen nicht sein, die am Staatsschauspiel wuchern. Dorn scheint schlicht vergessen zu haben, dass er ein öffentlicher Angestellter ist.
Er hatte ja schon die Kammerspiele für seinen Erbhof gehalten. Genauso ist es jetzt wieder. Einer der wichtigsten Schauspieler am Haus drückt das so aus: "Wenn Kušej kommt, wird er hoffentlich tun, was unbedingt getan werden muss: das Haus ausräuchern. Ausräuchern bis in den letzten Winkel."
Schmidt in der SZ: eher Selbsthass
spricht mehr vom ewigen Selbsthass der Theaterleute, weniger vom Brandstiften.
Schmidt in der SZ: Abschiedsgesang
Warum sind Theaterkritiker wie Herr Schmidt so unglücklich mit ihren Beruf? Klar, gerne würden Sie das Theater auswechseln, aber es ist nun mal so. Es gibt immer wieder den Abschiedsgesang, jedoch nur von den Kritikern, deren Leben wohl auch endlich ist, komischerweise gibt es das Theater und deren Publikum immer noch.
Schmidt in der SZ: der Bibber, der die Welt bedeutet
Mir kommt er nicht sehr unglücklich vor, auch nicht so, als wolle er das Theater abschaffen, das sich, samt Publikum, heroisch gegen den von ihm beschworenen Untergang stemmen müsste. Der Bibber, der die Welt bedeutet, wird zwar immer gewünscht, aber es fällt eben nicht leicht den Standard höchster Bibberkunst zu bestimmen, der uns sagt, hier ist Theater-Mekka, da musst du hin, dort wird es wesentlich.
Ein klein wenig wesentlich wird‘s schon öfter mal, da und dort, für den einen oder anderen, aber so was gültiges, da braucht‘s halt auch die Ausnahme, das Andere…und um anders sein zu können, braucht es auch das Einerlei. So sind eben die Gesetze.
Schmidt in der SZ: eine Lanze für Briegleb
Mir scheint, die Sache wird zu ernst genommen. Wie Höbel im Spiegel so schön schreibt, ist das Theater ein Ding von minderer Wichtigkeit. Aus diesem Grund darf man auch die Kritiken nicht so wichtig nehmen, schließlich kann sich jeder Theatergänger sein eigenes Urteil bilden. Kritiken lese ich doch nicht, weil ich der Meinung bin, der Kritiker verstünde mehr vom Theater als ich - das tut er natürlich nicht. Wie soll denn ein jüngerer Kritiker mit dem Fachwissen jahrzehntelanger Theatergänger mithalten können? Dazu kommt, dass viele regelmäßige Theatergänger Akademiker mit geisteswissenschaftlichem Studium sind, was selbstverständlich nicht heißen soll, dass nur sie etwas von gutem Theater verstehen. Sie verstehen davon so viel oder so wenig wie alle Anderen und können deshalb genauso wie die Anderen, und also auch die Kritiker, nur eine private Meinung äußern. Zu welchem Zweck liest man also Kritiken? Nun: weil man sich nach einer unterhaltsamen Frühstückslektüre sehnt. Das hat vielleicht gerade ein angelernter Kritiker wie Briegleb, der hier häufiger kritisiert wird, begriffen. Deshalb möchte ich einmal eine Lanze für ihn brechen. Was er in anderen Medien von sich gibt kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur seine Rezensionen in der SZ - und da ist Briegleb der Sunnyboy unter den Kritikern der sich fröhlich durch seine Rezensionen kalauert, so beendet er heute seine Professor-Unrat-Rezension mit dem Satz "da ist schlechter Raat billig". Solche Bonmots hat Briegleb häufig auf Lager. Gewiss, manchmal schlägt er in seinem Leichtsinn über die Stränge und es kommen dann Sätze von armen Sünderlein, die ihre Würde als frisierte Oldtimer finden heraus. Wenn man sich deshalb mit anderen Theatergängern über Inszenierungen unterhält und dabei auch auf einzelne Kritiker zu sprechen kommt, stellt man häufig fest, dass Briegleb, und auch Christine Dössel, vielen als unseriös gelten, weil ihnen eine effektstarke Schreibe lieber ist als eine tiefgründige Analyse. Analysieren kann ich eine Theaterinszenierung jedoch selbst und deshalb ist mir die fröhlich-naive Kalauerei Brieglebs lieber als so manche sauertöpfische Kritik.
Schmidt/Briegleb in der SZ: naheliegendes Wortspiel
@23 Aber das Wortspiel lag dieses Mal nahe, nicht wahr, wenn selbst die FAS titelt "Guter Unrat ist teuer".
Schmidt in der SZ/Höbel im Spiegel: Hauptsache unterhaltsam
wobei, Höbel ist nun wirklich gefrustet, weil die Pferde auf die er gesetzt hatte nie gewonnen haben, jetzt übt er sich darin sich an ein paar Nämlein zu hängen um auch noch etwas in der Zone minderer Wichtigkeit zu glänzen. Aber in der Sache sehe ich es auch so. Kritiken sollen unterhalten und neugierig machen.
Christopher Schmidt: ungerecht ist das
@18 genau, der Höbel hat so eine Freundschaft mit dem Matthes Ulli - da haben beide was von. da adelt der eine den andern. Arbeiten aber muss halt bloß der Ulli. Gerecht ist das nicht.
Christopher Schmidt: nachgefragt
@19 Und sie meinen, Texte zu schreiben, sei keine Arbeit?
Christopher Schmidt: also gut, auch Arbeit
die der Höbel schreibt? weiß nicht, vielleicht doch, ja gut, dann arbeitet der halt auch. Dann ist es eine Gerechte Arbeitsteilung. Wirkt bloß nicht so.
Schmidt in der SZ: Vernetzung im Vakuum
In dieser Debatte wird alles aus dem Zusammenhang gerissen. Es geht nicht um Höbel, Klohse oder Schirmer. Es geht momentan um die Frage, wohin will die Gesellschaft? Das betrifft auch die Kultur, den Kulturbetrieb. Künstler u.a.
Auf wirtschaftliche Seite heisst das: Will man den Kapitalismus weiterhin anerkennen, oder was ist der Weg, die Alternative. Hier geht es um eine Strukturkrise, denn mit der Mobilität geht es so nicht weiter, da der Verkehr täglich buchstäblich zum Stillstand kommt. In Zukunft wird man auf neue Leasingmodelle mit Elektroautos umsteigen. Es wird dann nicht mehr notwendig sein, Autos zu kaufen, deshalb wird die Autoindustrie sich automatisch verkleinern. Der Mensch muss aber die Weichen dazu selbst stellen, Gott wird nicht helfen.
Ändert sich der Mensch nicht, wird er durch Krise zur bitteren Veränderungen gezwungen.
Kultur:
Klar sind Intendanten teilweise mit Kritikern befreundet. Und die Verlage mit Kritikern oder das Lektorat kennt wiederum Dramaturgen etc.
Man kann von Vernetzung sprechen, wenn man das Wort Cliquenwirtschaft vermeiden will.
Genauso wie andere Zweige der Gesellschaft muss man die Begriffe Kultur und Kritik neu definieren.
Dazu ist vor allem die junge Generation aufgerufen sich einzubringen und diese junge Generation muss aufbegehren gegen das Etablierte.
Seit H. Bölls Tod ist z.B. im Literaturbetrieb ein Vakuum entstanden, es gibt keine Künstler als Wortführer mehr, ähnlich sehe ich es im Theaterbetrieb. Peymann war das n.a. früher am TAT, Stuttgart und Bochum.
Aus meiner Sicht herrscht im Kulturbetrieb der selbe Egoismus wie in großen Teilen der Gesellschaft.
Schmidt in der SZ: Jelinek als Böll-Ersatz
Na, das ist ja lustig, wer will denn da zurück in die 70er des letzen Jahrhunderts, das kann ja nicht angehen und dafür auch noch junge Leute rekrutieren, die den Spitzen einer Kulturführung folgen, die ausgerechnet Böll und Peymann ähneln? Also darum kanns nun echt nich gehen - gott ne. Dann lieber mehr Tratsch, wer mit wem und so. Kritik, wurde sich zurecht geeinigt ist zur Unterhaltung da, sie soll Vergnügen bereiten und auf keinen Fall führen und moralische Anweisungen geben. Klar darf einer immer den Provokateur spielen, das macht jetzt der liebe Lösch und damit solls auch gut sein, und als Böll-Ersatz taugt Frau Jelinek doch allemal. Nur genau hinschauen und schon zeigt sich die Wunscherfüllungsmaschine Gegenwart arbeitet auch am Wahlsinn.
Schmidt in der SZ: Jelinek, ja!
Wer kanns besser? Heute? Vergangenheit, das Heute
und das alles in die Zukunft transportieren? Ersatzleute?
Solche, die diese unsägliche jetzige Krise bereits thematisiert hatten vor fast einem Jahr? Ersatz? Diese von kati als böll-ersatz bezeichnete Frau Jelinek? Besser machen, bitteschön! Seit F.X. Kroetz suche ich vergeblich nach DramatikerInnen mit einer solchen Weitsicht - so auf den Punkt gebrachten Weltsicht.
Hoffe und harre darauf. Einzig erhellend: Elfriede Jelinek. Immer noch! Erhellend frisch und mutig!
Schmidt in der SZ: auf der Umgehungsstraße
na, sag ich doch, es ist immer ein e passende r Autor in zur Hand, (die/der leiten kann, Orientierung bieten, Schrecken nacherzählen, Schrecken prophezeien, ankündigen kann), wenige, versteht sich, klar, selten auch, aber zur Hand - und es läddt sich durchaus auch umgekehrt betrachten, so, dsas Herr Böll Frau Jelinek ersetzt - als Phänotyp gleichsam ihr Nachfolger wurde - es ist dieser Ersatz nicht gemeint wie Kaffeeersatz, sonder schon eher wie der Ersatzverkehr, man fährt nicht mit der alten Bahn, die Schiene ist abgerissen, sondern ein Bus bringt nun die Pendler sicher auf der Umgehungsstraße an ihr ersehntes Ziel.
Schmidt in der SZ: Krise, wenns rockt und schnurrt
Leute, bitte! Die heutige Krise vor bereits einem Jahr thematisiert zu haben, ist kein Qualitätssiegel, sondern allerhöchstens der Minimalnachweis gesellschaftspolitischen Interesses. Es brauchte wirklich nicht viel prognostisches Geschick, um den Kollaps des Finanzkapitalismus nahen zu sehen.
Im Übrigen hat D. Diedrichsen jüngst sehr richtig gesagt: Das eigentlich Prekäre am Kapitalismus ist sein Funktionieren, er produziert permanente Krisen, wenn er so "richtig rockt, so richtig schnurrt". Und es gibt Künstler, die dieses Funktionieren seit Jahren wachsam begleiten: How about René Pollesch?
Schmidt in der SZ: neu anfangen
Von Krise will ich hier nix hören - ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr. Lasst uns lieber noch mal ganz von Vorne anfangen, da war dieser Artikel, in der Zeitung, ein typischer Mahnartikel - so was braucht das Theater - der darauf hinweist, das nicht gehaltvoll genug gedacht, geplant, gehandelt wird. Die Kunst verliert so ihre Autorität. Yo. das sehe ich ganz ähnlich. Ich will auch weniger und besseres Theater sehen. Das Theater muss besser werden!
Schmidt in der SZ: alles auf dem Prüfstand
Es geht nicht um die siebziger Jahre. Wir reden von Heute und Morgen. Alles wird auf den Prüfstand kommen, sei es u.a. Kultur, Wirtschaft, Finanzkapital und Gesellschaft. Alles is komplex und verlinkt. Wenn der Staat weniger Geld hat, bekommt der Kulturbetrieb weniger Subvention. Deswegen braucht es in allen Bereichen dringend Reformen. Es geht um Engagement, das hat mit Alter nichts zu tun. Hier könnte eine Chance bestehen durch das Internet. Siehe z.B. Piratenpartei in Schweden.
Die neusten Meldungen über den Klimawandel sind prekär, bis 2013 macht der Staat 300 Miliarden Schulden, diese Krise ist eine Chance für Veränderung.
Schmidt in der SZ: Natur der Sache
Krise als Chance für Veränderung klingt nach Krankheit als Chance für Gesundung. Der Kapitalismus, der Prozess der Mehrwertschöpfung also, hat eine große Gefahr, nämlich die Abstraktion - dass das Geld, als Mittler der Warenzirkulation, von seinem Ursprung / Zweck getrennt ist, dass es sich verselbständigt und zum Selbstzweck wird. Es kommt aus der Abstraktion (als Vergleichsgröße, um Wartenwerte zu vergleichen) und seiner Natur nach drängt es in die Abstraktion, also in die virtuelle, von jeder Realität abgehobene Selbstvermehrung. Das ist doch, was passiert ist - was mit der Entfesselung des Kapitals, wie es so schön heißt, betrieben wurde - und das wird im auch linken Diskurs nie klargestellt. Die "Krise" ist nichts perverses, sie liegt in die Natur der Sache. Das Geld drängt zum Schatz, zum Kreditgeschäft, zum Wechsel usw. und diese von jedem Realen abstrahierten Vorgänge, Wetten auf die Zukunft sozusagen, finden die tollsten Verpackungen in Option, Leerverkäufen etc. Man muss sagen, das ist die natürliche Verhaltensweise des Kapitalismus, er ist der Prozess der Mehrwertschöpfung, nichts anderes ist geschehen. Was aber zeigt sich daran: wie gesagt, der Verlust des Realen. Fiskalpolitik ist gescheitert: alle Gedanken, zB mit Geldmengen und Nachfragepolitik Wachstum zu generieren (wohlverstanden: denn darum geht es im Kapitalismus!) haben nicht funktioniert. Man dachte - mehr Geld = mehr Investitionen = mehr Wachstum = mehr Wohlstand. Greenspan hat die Geldmenge ins unendliche steigen lassen. Es zirkulieren heute Geldmengen, die keine Anbindung mehr als die reale Warenproduktion haben - deshalb geht das Vertrauen flöten, das aber Grundlage des Kreditgeschäftes ist - dann platzt die Blase. Auch die linke diskutiert nie die notwendige Neugewinnung des realen, d.h. zB nicht Mehr zu produzieren, sondern qualitativ neues. Denn die Profitrate muss notwendigerweise stagnieren / sinken, weil irgendwann der Mensch als Arbeitskraft bzw. die Maschinen als konstantes Kapital nicht mehr mehr geben können, da kann man noch soviel Geld in den Kreislauf pumpen. Wichtig ist: Abstraktion ist die Folge des Tauschhandels. Die Fähigkeit zur Abstraktion entsteht aus der Notwendigkeit Waren zu vergleichen - also nichtvergelichbares (Äpfel und Birnen) vergelichbar / tauschbar zu machen. Die Abstraktion ist aber auch die Mutter der Logik und der Kunst. Mit der Astraktion wechselt der Kult (der Blitz IST Gott) zur Kultur (der Bltz repräsentiert Gott), oder besser: der Schamane ist Gefäß des Gottes, der Schauspieler re-präsentiert ihn. Die Folge ist: auch in der Kultur muss eine Rückbesinnung auf das Reale erfolgen. Die Kultur abstrahiert sich vom wesentlichen, sie thematisiert nurmehr den Betrieb, also die Kulturzirkulation. Unsere überinformierte Wahrnehmung, wir zur Abstraktion / Selektion gewzungen - wir wissen vom Völkermord, aber thematisieren ihn nicht. Das reale geht verloren.
Schmidt in der SZ: alles immer schlimmer
@35 Wie wahr, Wahl! Es ist keine Frage des Alters! Es ist eine Frage der Intelligenz. Ob Schweinesterben oder Waldgrippe. Ob Klimakritik oder Kapitalismuswandel. Unsere vernetzten Salonsozialisten hocken vor den Bildschirmen und onanieren den Weltuntergang herbei. Alles immer schlimmer. Alles am Ende. Nur so bekommt man Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Die Vorstellung, dass man solchen Spaßvögeln mit Transferleistungen auch noch ihren Hartz IV subventionierten Antiamerkanismus, Antisemitismus, Antikapitalismus, Antiimperialismus etc. finanziert, hat etwas zutiefst deprimierendes. Hoffentlich kommt der Klimawandel bald. Dann können die ganzen Schmalspurrevolluzer statt im Internet, im Baggersee spielen.
Schmidt in der SZ: 10-Punkte-Stück
@35 …stell doch einen 10 Punkte Plan auf, wie das alles am schnellsten und besten zu reformieren ist. Den lesen wir und versuchen ihn so rasch wie möglich umzusetzen. Oder schreib ein Stück: Krise bewältigen für Dummy's, dann können wir Theaterschaffende und ihre Zuschauer mit einbeziehen. In dem Stück sollten alle Lösungsversuche gut und lustig besprochen werden und leicht und anschaulich zur Darstellung gebracht werden können.
Schmidt in der SZ: dazu fällt mir bloß Sloterdijk ein
@ 38: Ja genau, das find ich gut, das unterstütze ich! Lustig aufzuzeigen, was statt dessen zu tun wäre. Der Wahlsinn will ja offenbar alles abschaffen, von der parlamentarischen Demokratie über die Schulmedizin bis zu den Kulturinstitutionen. Dazu fällt mir nur noch Sloterdijk ein: "Nietzsche war wohl der erste, der begriffen hatte, was der gewöhnliche Moralismus ist: die Kritik des Gebirges durch die Nicht-Bergsteiger. [...] Die letzteren [die modernen Radikalen, J. d'A.] stehen bei allem, was der Fall ist, daneben und finden es unfair. Für sie sind alle Berge böse." Lösungsvorschlag: Mehr aufsteigende Inhalte und weniger verstiegenes Strukturengematsche im Baggersee.
Schmidt in der SZ: der Demut zuwenden
Neue Metaphysik Unterwerfung oder Rebellion
1
Niemand redet vom Weltuntergang, der Mensch steht vor der Chance der Neuordnung und Umstrukturierung.
Merkwürdig in so einer Situation von Salonsozialisten zu reden. Alles was momentan passiert, reduziert sich auf den Mensch, philosophisch gesehen, es kommt auf den Mensch, seine Entscheidung, seine Haltung, und ob er sich vom Egoismus und Habgier abwendet und Bescheidenheit und Demut zuwendet.
2
Brennende Autos bringt nur Chaos
Schmidt in der SZ: wer besser schreibt
@Heribert: 35 und 36 schreiben eindeutig besser als du. ich sag es nur, weil es dir niemals auffallen wird.
Schmidt in der SZ: Autos bringen
@Lucie: Nee, finde ich nicht. Echt jetzt.
@Wahlomat: müßte es nicht "Brennende Autos BRINGEN nur Chaos" heißen?
Christopher Schmidt: t.o. meint nur, was er hier sagt
Ich bin auf der Strasse angesprochen worden, warum ich hier nicht wirklich alles sage, was ich zu dem Artikel denke, ich hätte gestern, (da hatte ich allerdings auch leicht einen sitzen) im Mädchenitaliener, noch ganz anders vom Leder gezogen. Egal. Was ich unter Alkoholeinfluss sage, gehört nicht hier her. Ich meine hier nur genau das, was ich hier auch sage.
Christopher Schmidt in der SZ: Das Wort Böse zu benützen
Dear Jeanne

Jeder kann sich Zitate für seine Zwecke und Meinungsstreite heranziehen und die seinem Sinne interprestieren. Das allerdings hat mit Denken nichts zu tun.
Es ist dann nur ein Hineinstochern in Blase, sodass Treibgut, millionenfache Partikel an die Oberfläche steigen, unkenntlich, grau, chiffriert.
Moralismus ist nur ein Begriff, ein tausendfaches Etwas aus Wörtern, das ist wie die Fontäne des Wasser der Therme, die an die Oberfläche drückt, oder wenn die Pipeline in der Wüste Platzt. Der Moralismus entsteht aufgrund der Destruktion. Das Wort Böse zu benützen um das Böse zu benennen scheitert an der Komplexität der Sache dem wachsenden Organ des Leben und Dasein.
Schmidt in der SZ: Verschweinung des praktischen Lebens
@ wahlsinn: ach so. Vielen Dank. Jetzt verstehe ich möglicherweise, was Sloterdijk meint, wenn er mit Bezug auf Wittgenstein schreibt: "Was die neuen Künstler verbindet, ist die Aversion gegen jede Art von Zuviel. In ihren Augen können Kultur und Kunst nur vorankommen dank einer radikalen Opposition gegen die von Karl Kraus so bezeichnete 'Verschweinung des praktischen Lebens durch das Ornament [...]'". Um es anders zu formulieren, mir sind die Grammatiker irgendwie lieber als die Schwätzer.
Schmidt in der SZ: schließe mich seinem Weckruf an
doch - ich habe es geahnt - Christopher Schmidt, wird einfach im Stich gelassen, er bemüht sich, schreibt, um alle wach zu rütteln, um mal ein wenig Selbstzweifel in die Szene zu streuen, ob denn dieser Irrsinn an Geltungssucht nicht zu stoppen ist, ob nicht von Theaterräumen ganz und gar andere Zeichen gesetzt werden können - und ich schließe mich seinem Weckruf natürlich an, aber dann kommt das Böse, das wirklich böse Böse in Gestalt eines abgebrannten Streichholzes und schreibt munter darüber hinweg, als wäre lange nichts gewesen, als hätte es den Stückauftrag, die Aufforderung zur Tatenbeschreibung nie gegeben. Das Macht die Krise erst richtig bedrohlich. Was muss denn noch passieren, damit Leute, die ihr Wissen um die richtigen Griffe und Kniffe wenigstens einmal - in dieser Notlage - nicht zurückhalten, nicht kneifen, sonder loslegen, überzeugen, beeindrucken.
Schmidt in der SZ: nicht gerade exklusiv
@46 aber gerade christopher schmidt stürzt sich doch vor allen anderen vor allem auf das was erfolg hat. ist das ganze nicht eine nebelbombe? er zeichnet sich doch nicht gerade durch einen exklusiven geschmack aus.
Schmidt in der SZ: pornografische Sprache
Jeanne
Führen wie Selbstgespräche?
Man könnte von einer heideggerschen Meditationen reden im Bewusstsein des Abstrakten und Strukturellen, wenn man von diesen zwei Schichten sich abhängig machte in seinem Denken, aber es gibt im Organ des Daseins Millionen von Arten, Verwachsungen, Metastasen, Geschwüre, parasitäre Verhaltensformen, Destruktionen, Eiterblasen, sodass der der glaubt, er kenne die Wahrheit nur im Ungefähren herumstochert, solange er sich nicht auf die einzigste wichtige Frage konzentriert: Wer ist der Mensch und was will der Mensch.
Deshalb halte ich von Wörtern wie "Verschweinung" nichts. Das ist für mich eine pornografische Sprache, die durch den Ton nicht wahrer wird.
Deswegen kann es in einer neuen Metaphysik keine Begrifflichkeit geben, sondern die Poesie ist das Licht.
In dieser Metaphysik geht es nicht um das Rückwärtige und Vergleiche. Diese Vergleiche liegen immer etwas schief.
Wir sollten von der Gegenwart reden und soweit wie möglich von der Zukunft.
Zu Herrn Sloterdijk kann ich nur sagen, dass das letzte philosophische Quartett ein Tiefschlag war gegen die Philosophie und dieser anwesende Sozialwissenschaftler war ein Lobbyist.
Was Frau Zeh dort suchte verstehe ich auch nicht ganz. Was zu hören war nenne ich Stottern. Eine intellektuelle Selbstentlarving. Eine denkerische Banrotterklärung nenne ich das. Wir befinden uns kulturell intellektuell in einem Tiefstand. Zu Ihnen Jeanne-ein Tip- denken sie ihr eigenes Denken.
Die Gefahr von Menschen, die sich mit Philosophie befassen ist die, dass sie sich ihre Wahrheit gerne zusammenglauben, ein wenig Sloterdijk, ein wenig Nitzsche. Und sie wissen ja, viele Philosophen warnen davon.
Schmidt in der SZ: Philosophen im Fernsehen
@ wahlsinn: Christopher Schmidt forderte eine stärkere Positionierung der Theater, mit Nietzsche könnte man auch sagen, eine Entschiedenheit der Stellungnahme gegen die Lauheit des intellektuellen Diskurses im Kontext der Krise des virtuellen Finanzkapitals.
Ich würde sagen:
1. Philosophen im Fernsehen müssen zwangsläufig massenkompatibel auftreten, ansonsten kämen sie gegen die zunehmende Banalisierung des Zwischenmenschlichen in Reality-Formaten nicht an. Deshalb sprach ich von Sloterdijks neuem BUCH "Du mußt dein Leben ändern".
2. Warum Sie Juli Zeh kritisieren, das wird nicht deutlich. Es scheint, als ob Sie generell keine andere Position ausser der Ihren zulassen würden. Damit verhindern Sie, dass man sich weiter mit Ihnen auseinandersetzen möchte, da Sie alles sofort ins Persönliche ziehen (der Talkshowisierung der Beziehungen nicht unähnlich), anstatt sachliche Argumente zu formulieren. Apropos, nach Sloterdijk wirkt alles, was "der Mensch" tut, auf ihn zurück.
3. Sie schreiben von einer Metaphysik ohne Begrifflichkeit, die Poesie sei das Licht. Was genau meinen Sie damit? Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die einander entgegengesetzten avantgardistischen Strömungen der Symbolisten gegenüber den Konstruktivisten. Sie wieder-holen im Grunde die Kunstauffassung der Symbolisten, indem Sie über Ihre Art des Sprachgebrauchs auf die Poesie und Bildkraft der Sprache verweisen. Doch ist ein solcher Impressionismus wirklich hilfreich bei der Analyse komplexer globaler Wirtschafts- und Politikzusammenhänge? Oder zeigt sich darin nicht vielmehr die Weltflucht in den Holismus der Romantik? Mehr Klarheit im Diskurs wäre wünschenswert.
Schmidt in der SZ: originell heißt noch nicht wahr
Nicht jeder ist ein Brecht (Sloterdjik) oder Internet als freiheitlicher Marktplatz?
Dear Jeanne d'Arc
Alles wahr in Ihrem kleinen Aufsatz.
Es geht mir um den Abbau des Überbaus: Globalisierung, Marxismus, Kapitalismus etc. Begrifflichkeit.
Nennen wirs eine Nietzsche- Zertrümmerung des Gegenstandes, um die Scherben aufzulesen und neu zu beginnen. Das ist der Versuch einer neuen Metaphysik. Im modernen Kontext geht es um die Frage, gibt es nur die Wege der Unterwerfung oder der Rebellion? Rennen wir nicht hinter einem Mythos her, nämlich dem Mythos Freiheit?
Es geht zu allerst um die Reduktion auf den Mensch, dass der Mensch für sein Tun verantwortlich ist, jedwede andere Zusammenhänge, sei es Politik, Wirtschaft, führt immer zu der Frage, warum-um es einfach zu sagen- betrügen sich Menschen gegenseitig? Ich sehe an diesem Versuch der Komplexität (diese zu erfassen) auch Herrn Sloterdijk (kein kleiner Philosoph!) gescheitert, denn wir reden nicht über eine Euterbeule, sondern über riesige Organe mit Abzweigungen und Verästelungen, die sich unendlich multiplizieren, Parasiten gebären, Äste, Blüten, absterben, neu gebärend, wo anscheinend das am meisten aber wächst, wo sich Platz schaffen kann.
In diesem Forum scheint Ohnmacht (immerhin, Seufzen!) der Hauptimpuls zu sein, diese Ohnmacht schafft Verhärtungen, Frustration, ohne Ablassventil käme es zur Implosion. So gesehen ist in diesem Forum ein Sinn, wenn auch kein Wert.
Anscheinend wird hier ein neuer Verein gegründet, der Verein der Frustrierten, die sich vergeblich an der Welt abmühen und Gott nicht verstehen, dass nicht er, sondern der Mensch für sein Tun verantwortlich ist.
Würde der Mensch von sich reden und nicht von den anderen, würde er begreifen, dass nur er selber in der Lage ist seine eigene Haltung und Egoismus (Destruktion) zu überwinden.
Jede Meinung ist originell, aber dadurch nicht wahr. So entsteht in all den Meinungen eine Paralyse oder Absurdität, da sich alle gegenseitig nur zuschütten,wortreich mit Wissenstrumpf, in der die Rhetorik zu einer Art Waffe wird. Es herrscht ein sanfter leiser Ton der Verzweiflung, anscheinend deswegen, weil diese Menschen spüren, dass die Meinung ihr letztes Recht ist.

(Zu Sloterdjik Runde: Es war nicht der Gärtner, sondern der Redakteur, der diese Einladungen vorschlug. Sorry, Peter!) Trotzdem war der teilnehmende Sozialwissenschaftler Lobbyist und beharrte auf den Status Quo. Gut, Frau Zeh finde ich interessant, aber nicht im philosophisch strengen heideggerischen Sinn, vielleicht hat sie Peter Sloterdijk und Safranski geblendet, allzu menschlich. Beide schienen unkonzentriert, während der Sozialwissenschaft die übliche Leier herunterrrasselte, er ist halt ein heimlicher Politiker. Diese Augen der Frau Zeh sind natürlich verführerisch. Ich respektiere den Weg von Frau Zeh und ihre Literatur. Es freut mich, dass sie Erfolg hat. Der Literaturbetrieb ist laut Denis Scheck ja eine Ochsentour, die zu Verletzungen führen kann. (Siehe Martin Walser und Marcel Reich Ranitzki!)
Zu guter letzt noch eine Anmerkung: Sozialwissenschaft scheint mehr Einfluss als Philosophie zu besitzen, stimmt das Jeannie? Warum?
PS: Ich versuche klarer (reiner, nicht unschuldig!) zu werden, deswegen Neue Metaphysik. Ein Versuch, nur ein bescheidener Versuch. Ich versuche es, weil mir das Scheitern liegt, es bringt mich nämlich zum Kichern.
Schmidt in der SZ: außerhalb der symbolischen Matrix
@ wahlsinn: oh Gott, der Jasager und der Neinsager? Ich muss brechen. Nach Zizek geht es im Paradox der erzwungenen Wahl letztlich darum, dass das Subjekt frei das Gemeinwesen w ä h l t, dessen Mitglied es i m m e r s c h o n i s t. Gleichwohl, eine Gesellschaft ohne Überbau, sprich die Anarchie der Verhältnisse, eröffnet auch nur das totale Vakuum, in welchem jede Form von intersubjektiver Gerechtigkeit zwangsläufig ersticken muss. Ohne Repräsentation geht es nicht, ausserhalb der symbolischen Matrix sieht es finster aus. Das ist jetzt nicht mehr lustig. Eine Neue Metaphysik wird es aber auch nicht richten, Realismus und diskursive Klarheit sind meines Erachtens nach wie vor die überzeugendere Wahl. Philosophie hätte mehr Einfluss, wenn sie sich mehr mit der zu bearbeitenden Praxis beschäftigen würde.
Schmidt in der SZ: das Meiste is eben nix
@47 Klar ein Geschmackskönig ist er nicht, aber wer ist das schon? Natürlich stürzt er sich auf das was Erfolg hat, was anderes könnte er tun? Theater findet doch genau deshalb statt, dass damit Erfolge erzielt werden, beim Publikum vornehmlich, aber natürlich auch bei ausgebildeten Bescheidwissern mit dem qualifizierten theaterwissenschaftlich gestützten Beobachtungssinn. Die Frage, war das gut, was ich da so eben sah, hat es mir gut getan, wie gings denn den andern, wie verstehen die das denn und so weiter, gehört doch zum Erlebnis dazu. Und die Ansprüche, was denn nun das mich berührende sei, was mir das sichere Gefühl verschafft, hier hab ich jetzt was von Belang erlebt, etwas schönes, tolles, wichtiges sind doch höchst vielfältig und lassen sich grundsätzlich nicht abschließend bestimmen oder klären oder gar definieren - gerade das ewige herumspielen mit dem Nicht Zu Wissenden ist doch so verlockend. Im Kampf um Aufmerksamkeit geht es notwendig um Attraktivität und Spass. Auch Gesinnung schafft Zuschauer, lähmt aber auch, deshalb immer nur im Entstehen interessant, nicht als durchgesessener Trotz. Der spezielle Spass des subventionierten Theaters besteht doch darin, die Ansprüche von Gegenwartsflashes, geil jetzt weiß ich endlich wie Heute Heute ist, mit einem traditionellen, historischen Sinn zu versöhnen, der weiß das es ein Gestern gab und wir hoffentlich ein morgen erleben werden. Das ist denn auch die Crux dieser Seite hier. Die ewige Selbstbeobachtung des Theaters kann sich nicht positiv auswirken, das sieht ein jeder an diesen Beiträgen hier, daraus entsteht einfach kein besseres Theater. Wenn ewig nur schnell geschaut wird - und da hat Schmidt eben sehr recht - was der Markt so macht und wie da so rumgeredet wird und wer da so gerade on top ist, und wer nicht, dann speichert das Gemüt einfach ab, das das Meiste eben nix is, oder kaum was, und morgen sind schon wieder Dutzende andere am Werk gewesen. Getan wird so, als hätte all das was mit Meinungen zu tun oder gar mit Philosophie, die nun wirklich das Letzte ist, mit der im Theater weiter zu kommen ist.
Schmidt in der SZ: Überwindung des Narzismus
Jeanne

Ich rede nur von Philosophie und Philosophie ist immer nur Literatur. Durch Philosophie entsteht keine Anarchie. Und ich halte es mit Heidegger : ich kann einem Menschen nicht sagen, was er machen soll. Ich kann keine Anweisungen geben und nicht erwarten, dass sie das denken, was ich denke. Leider war ich wohl chiffriert und unverständlich, denn ich habe nie von Anarchie gesprochen und mich ganz auf Philosophie bezogen und nicht auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Diese Wortanhäufung: Representation, Subjekt, Paradox etc läuft meiner Philosophie zuwider. Ich gebe zu, dass ich auch oft in die alten Thermini verfalle, aber ich versuche diese zu vermeiden. Ich bin für eine bescheidene Literatur zuständig und nicht für Revolution. Im Sinne des Überbaues rede ich nur von Begriffen im Bezug auf Philosophie und nicht vom Überbau der Gesellschaft, der mir sehr wohl bewusst ist: nehmen wir als Beispiel den Staat u.a. Abschliessend zum Ja oder Neinsager jeder denkende Mensch steckt im Zwiespalt. Natürlich möchte ich Sie nicht enttäuschen, was Ihre Hoffnung angeht den Einfluss der Philosophie gesellschaftlich zu erweitern, da sehe ich die Möglichkeiten übergreifender Ressourcen von Philosophen oder anderer Fachrichtungen, Psychoanalyse oder auch Künstler u.a. durchaus, wenn man versuchte aus der eigenen Zelle zu gelangen. Hier böte Email und Internet sicherlich Möglichkeiten, das ist dann vermutlich nur eine Frage der Organisation. Ich bin aber skeptisch was die Überwindung des Narzismus oder auch Egoismus angeht. Diese Experimente gab es schon, aber durch die jetzigen Kommunikationsmittel ist es möglich, dass mehrere Personen am selben Buch schreiben. im Sinne der neuen Metaphysik habe ich nicht die Absicht damit zu was bezwecken, da ich ohnehin mir nur wenige Notizen mache und der Dialogphilosophie zuneige. Letztlich sind wir nur Menschen und alles bleibt fragmentarisch.
Schmidt in der SZ: aktiver Mitgestalter des Staates
@ wahlsinn: Meinten Sie die Überwindung des Nazismus, des Narzismus oder des Narzißmus? Meinten Sie das Baden in der Therme oder in den Termini? Sie sehen selbst, wie prekär sich der Sprachgebrauch auswachsen kann. Die Sprache spiegelt die Wirklichkeit mitnichten bloß wider; über sie wird das Dasein des Subjekts allererst konstruiert, welches somit immer nur als vorläufiges und übendes Subjekt verstanden werden kann. Es geht hier auf der einen Seite um die Selbstwahl und auf der anderen Seite um die erzwungene Anpassung an den jeweils umgebenden zeitgenössischen Kontext. Von Philosophie als Metaphysik halte ich dagegen nichts, das ist mir zu kognitivistisch. Was nützt alles Denken und Wissen, wenn es nicht angewendet und gebraucht wird? Und ausserdem macht die rechte Hand sowieso immer was anderes als die linke.
Zum Thema Anarchie - kann es eine rein geistige Anarchie geben? Sie waren es doch selbst, der von der Zertrümmerung der Verhältnisse nach Nietzsche schrieb. Dieser aber bezog ganz klar Stellung gegen die idealistische Perspektive, gegen das Denken in abgeschlossenen und "von oben her" bestimmten Identitäten. Wenn man Nietzsche nennt, muss man die Materialität der Sprache, ihre performative Macht, mitdenken. Und den Körper!
Schließlich, ihre Rede vom Staat ist mir zu vulgärmarxistisch. Ich würde Foucaults Begriff der Gouvernementalität dagegen setzen. Dieser Begriff impliziert, dass Sie selbst ein aktiver Mitgestalter der Institutionen des Staates sind, weil Institutionen über diskursive Praktiken konstruiert und mobilisiert werden. Punkt.
Schmidt in der SZ: das Kneten des Teiges
Meine Methode Jeanne
Jeder gestaltet und wirkt wo er kann im Tagwerk. Selbst wenn ich denke, gestalte ich. In der Literatur gab es immer schon eine anarchische Haltung, oder Denken. Das ist eine Freiheit, die uns belassen ist. Ich befasse mich mit dem Mensch, weniger mit dem Marxismus. Zudem bin ich von Marx letztlich wenig beeinflusst. Mir genügt der Tag, das Kneten des Teiges, der im Kopf entsteht, ohne Anspruch, es ist für mich nur der Moment des Schöpfens und entwickeln von Gedanken wichtig. Ich sage nicht, dass mein Denken ohne Makel ist. Jede Stunde, jeder Tag ergibt einen neuen Fund. Im ersten Augenblick ist es für mich unmöglich diesen Fund genau zu bewerten, denn es gibt Gedanken in unserem Gehirn, die nie zu Sätzen werden. Wir sehen etwas, aber es wird nicht zum Wort oder Satz. Das Problem ist wirklich hinter das Denken zu gelangen. Gestatten Sie mir, dass ich langsamer denke als Sie?
Schmidt in der SZ: So schreibt man das heutzutage
Wahlsinn meint Narzissmus. So schreibt man das heutzutage. Aber das spielt ohnehin keine Rolle, denn in seinen Beiträgen wimmelt es an Rechtschreibfehlern. Nietzsches Philosophie ist eine Immanenz in der Transzendenz. Ohne Metaphysik und Idealismus. Also Jeanne, leben Sie Ihren Körper.
Schmidt in der SZ: Götzen & tote Philosophen
Warum vertrauen hier nur wenige Ihren eigenen Fähigkeiten? Warum diese Aufzählung von Götzen und toten Philosophen? Suchen Sie Ihren eigen Weg!
Schmidt in der SZ: wo t.o. war
war zur Abwechslung im Theater.
Schmidt in der SZ: Wieso holen Sie den Knüppel raus?
Jeanne de Arc, Flohbär
Geehrte Professoren.
Ich verneige mich vor Ihnen. Ich bin nur ein Hirte, Beobachter und Denker.
Meine Worte sind kein Gesetz. Die Wortkonstruktion Neue Metaphysik hat sie durcheinander gebracht.
Bisher hatte ich zur Neuen Metaphysik nichts gesagt, trotzdem benehmen Sie sich wie eine Gang in der Bronx und schlagen auf etwas ein, was sie gar nicht kennen .
In meine Philosophie geht es nicht um Gott oder Idealismus, sondern nur um den Mensch. Die humanen Konditionen.
Ich frage mich, warum Sie so reagieren? Wieso holen Sie die Knüppel heraus?
Ich verstehe, dass sie frustriert sind. Vielleicht sind sie Künstler und Kulturschaffende, wo es um Engagements geht oder Erfolg, Vielleicht wurde ihre Kunst nicht gebraucht? Ihr Talent wird vermutlich nicht anerkannt.
Andere Bürger sind momentan auch am Kämpfen, es gibt Kurzarbeit und Betriebe entlassen. Sicher wird dadurch der Konkurrenzkampf der Menschen sich nicht entschärfen .
Die Frage lautet: Was erwarten Sie vom Theater oder Kunst oder Künstlern? Und wie wollen Sie sich in das Ganze einbringen? Was schlagen Sie vor? Was ist für Sie Philosophie? Was erwarten Sie von Philosophie und Philosophen?
Schmidt in der SZ: 3 Fragen
noch 3 Fragen:
1. Warum führt t.o. hier öffentlich Tagebuch?
2. Wo sind die Schäfchen von wahlsinn? "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein." (Albert Einstein) - und was können jetzt die armen Schafe dafür?
3. Hört Christopher Schmidt Oasis? "How many special people change? / How many lives are living strange? /
Where were you while we were getting high?" (Champagne Supernova)
Schmidt in der SZ: BRD bewahrt den Status Quo
Jeanne
Wenn Menschen nichts einfällt greifen sie zur Polemik.
Auf diffuse Polemik und oberlehrerhafte Attacken gehe ich nicht ein. Jeder kann ein Buch aufschlagen und zitieren. Mir ist klar, dass es lange dauert bei Menschen bis sie sich von Vorbildern lösen und durch Reifeprozeße zu eigenständigem Denken kommen. Leider war in ihren Postings keine einziger Satz, der von ihnen stammte. Legen sie die Bücher mal zur Seite. Lernen sie auf der Strasse. In der Stadt, reden sie mit Menschen.
Ich möchte nur anfügen. Neue Metaphysik hat drei Schwerpunkte: Natur, Mensch, Ethik.

Ansonsten finde ich die Position des Kritiker Schmidt interessant, nach meiner Meinung geht es in der BRD nur um die Bewahrung des Status Quo. Jeder versucht zu retten, was noch zu retten ist. Jeder greift in den Topf, in dem noch was ist.
Schmidt in der SZ: Überwindungsmensch Wuttke
Wahlsinn
Es ist nun einmal so, dass auch die Philosophie Eingang ins Theater findet. So haben z.B. Wuttke und Meese vor Jahren in einem Brandenburger Schlosspark Nietzsches "Zarathustra" inszeniert. Leider hat Wuttke nicht die ewige Wiederkehr des Gleichen angesprochen und hauptsächlich den Übermenschen, der im Grunde ein Überwindungsmensch ist, um sich immer weiter zu steigern, thematisiert. Immerhin hat Wuttke sensible Geschmackrezeptoren, denn der Schinken beim Büfett war hervorragend. Aber das ist Klatsch. Sein Produktionsaustoß als Regisseur ist relativ gering, was ein Widerspruch zu Schmidt wäre.
Immer wieder werden Philosophen in Stücke eingebaut, etwa Heidegger in "Medea" an der Volksbühne. Deshalb sollte man auch darüber sprechen.
Wahlsinn, Sie sollten einmal wieder ins Theater gehen, am besten mit t.o. Er war dort kürzlich, wie er betonte.
Wahlsinn @ Flohbär: Tragikomödie Kapitalismus
Dear Flohbär
Ich befinde mich jeden Tag im Theater, im Schauspiel Kapitalismus, das schwankt hin und her, mal Tragödie, dann wieder Komödie.
Jeanne d'Arc inhaliert Nietzsche
Ich bin.. Die Frau..., die die Torte zurückschmeisst und überlange Zitate inhaliert:
"'Gemäß der Natur' wollt ihr leben? O ihr edlen Stoiker, welche Betrügerei der Worte! Denkt euch ein Wesen, wie es die Natur ist, verschwenderisch ohne Maß, gleichgültig ohne Maß, ohne Absichten und Rücksichten, ohne Erbarmen und Gerechtigkeit, fruchtbar und öde und ungewiß zugleich, denkt euch die Indiffernez selbst als Macht - wie KÖNNTET ihr gemäß dieser Indiffernez leben? Leben - ist das nicht gerade ein Anders-sein-wollen, als diese Natur ist? Ist Leben nicht Abschätzen, Vorziehn, Ungerecht-Sein, Begrenzt-Sein, Different-sein-wollen? Und gesetzt, euer Imperativ 'gemäß der Natur' leben bedeutet im Grunde soviel als 'gemäß dem Leben leben' - wie könntet ihr's denn NICHT? Wozu ein Prinzip aus dem machen, was ihr selbst seid und sein müßt?"
(Friedrich Nietzsche)
Was kommt nach Heidegger und Nietzsche?
flohbär und wahlsinn müssen an die 80 sein. für die gibts nach heidegger und nietzsche nix mehr. oder sie sitzen eifrig im proseminar.
Optische Überreizung
Ich habe vor fünfzehn Jahren mein Studium abgeschlossen. So alt kann ich ja noch nicht sein. Aus Zerstreuungsgründen und rationalen Motiven habe ich mir in den letzten Jahren etliche Theaterstücke angesehen. Es droht eine optische Überreizung, deswegen trete ich jetzt etwas kürzer.
Christopher Schmidt: Besser die Simpson schauen – ?
(noch ein Versuch), ich denke, euch wird das Anschauen und lässige Verfolgen der komplette Season 8, von Die Simpsons einen elementaren Schritt weiter helfen…

Anmerkung der Redaktion:
Dann machen wir auch noch einen Versuch: Wir hatten diesen Kommentar nicht veröffentlicht, weil sich der Sachbezug nicht erschließt. Das tut er noch immer nicht, deutet sich aber immerhin an. Bitte helfen Sie all denen, die die "komplette Season" nicht parat haben und entsprechend nicht "lässig verfolgen" können und erklären Sie, inwiefern ihnen dies denn helfen könnte.
Danke:
P.K.
Christopher Schmidt: Sachbezug ohnehin so eine Sache
Ein bisschen hat man ja den Eindruck, dass sich der Sachbezug in diesem speziellen Forum schon seit geraumer Zeit nicht mehr herstellt.
Schmidt in der SZ: kuriose Weltanschauungsbedatten
Interessant. Sachbezug. Klingt seriös. Sachbezug. Ein paar Mal ausgesprochen wird‘s schön und schöner das Wort. Was für ein Sachbezug bitte? Auf welche Sache? Nähme man den Artikel von Christian Schmidt als die Sache, dann wäre zu fragen, in wie weit sich überhaupt hier irgendwelche Beiträge auf diese Sache beziehen und nicht in kuriose Weltanschauungsdebatten zerfleddern, die ihren Unterhaltungswert haben, gerade weil jeder Sachbezug abgeht. Und was soll der Unterschied sein, zwischen dem Empfehlen einer Cartoon-Serie und dem Verweis auf Philosophen - der Gehalt dieser Serie hat durchaus dem meisten Theater etwas voraus. Woraus sich doch auch Schlüsse ziehen lassen. Auch wenn das Provinzgeschäft Theater sich mit keinem Weltmarkt messen muss, so darf es doch hin und wieder auch über den Tellerrand schauen. Es lässt tief blicken, wenn die übrigen Beiträge als sachbezüglich betrachtet werden! Daraus läßt sich dann erahnen welcher Begriff von Beitragsverständnis hier waltet. Ist okey, aber cool bleiben. Und erklären warum sich die Simpsons lohnen, na, das ist etwa so, als solle man mal erklären wie ein das Essen geschmeckt hat: gut!
Schmidt in der SZ: ein deutsches Wesenselement
t.o.
Trash Debatte 1.0
Wohin sollte uns die Debatte führen? Was ist Ihr Vorschlag? Ist es nicht ein deutsches Wesens-Element? Diese Rechthaberei? Dieses Namedroping von Philosophen, was soll das? Huch, ich bin belesen! Herr Lehrer, ich weiß was. Der K. der ist aber doof.
Jeder wirft was in den Ring, aber niemand ist bereit dazu zu lernen.
Schmidt in der SZ: die liebe Inhaltlichkeit
ist es nicht einen Tick zu naiv, diese Seite als ein Lernforum zu betrachten? Wer soll denn hier bei wem was lernen? wozu? Pseudonym A lernt bei Pseudonym B und mutiert in Pseudonym A/C? Argumente schieben? Wenn die liebe Inhaltlichkeit gefordert wird, dann braucht‘s auch einen Gegenstand. Oder ist das hier ein Selbsthilfe-Projekt? Wohl kaum. Auf dieser Seite können die Impulse nur von sehr guten Kritiken ausgehen, von denen wir Leser begeistert werden, die uns beflügeln und verblüffen, die eine überzeugende Form der Unterhaltung bieten. Mehr nicht.
Schmidt in der SZ: außerhalb der diskursiven Hierarchien
@ t.o: Ihre Vermutung, dass diese Seite als Lernforum betrachtet werde, sagt mehr etwas über Sie aus als über diese Seite. Meines Erachtens ist es mitnichten ein Lernforum, sondern ein Kommunikationsforum. Jeder kann hier jeden etwas fragen, jeder kann hier etwas schreiben, solange es sich im Kontext der Textbeiträge der nachtkritiker bewegt. Damit, dass Sie die an Sie gestellte und berechtigte Frage nach der Relevanz der Simpsons im Kontext des Artikels von Christopher Schmidt einfach ignorieren, entlarven Sie sich letztlich selbst. Was andere denken, interessiert Sie wohl gar nicht. nachtkritik dagegen bietet ein Forum außerhalb der üblichen öffentlichen (und zu hinterfragenden) diskursiven Hierarchien: zuerst die Theaterleute, dann die Großkritiker des Feuilletons, dann die Zuschauer. Warum das nicht dekonstruieren? Auch die sogenannte "Theatergeschichte" ist eine Konstruktion und wird von denen wachgehalten, die dabei waren und Dokumente jeglicher Art hinterlassen. Nicht die großen Namen zählen, sondern die Inhalte, das haben Sie ganz richtig erfasst. Und daraus entsteht dann auch das von Pollesch beschriebene Paradox: "Rainer Werner Fassbinder ist die Gattungsbezeichnung. Aber das Team sind die konkreten Wesen."
Führt das Internet in die Vereinzelung?
Jeanne, t.o.
Es geht auch darum wie sich diese Foren (u.a. auch bei Freitag.de) weiter entwickeln und ob dadurch nicht mehr Einfluss z.B. im Kulturbetrieb entstünde oder insgesamt gesellschaftlich, wenn man gewisse Kräfte bündeln könnte. Siehe Debatte Rheinsberg. Sie verweist auf Böll. Böll hatte moralische Kraft. Autoren und Übersetzer werden doch abgespeist, seis von den Theatern oder Verlagen.
Ich frage mich: Führt das Internet nicht noch mehr in die Vereinzelung? Gibt es andere Gestaltungsmöglichkeiten des Internets zum Fortschritt des Menschen?
Rheinsberg kämpft auf weiter Flur allein, die jungen Dramatiker auch! Und hier werden oft nur zynische Kommentare abgelassen. Ich sehe große Chancen im Internet, auch für den Bürger, um seinen Einfluss zu erweitern. Das ist nur eine Frage der Organisation. Ich würde mal sagen: Adieu Blabla. Macht mal was. Denkt nach. Ihr seid doch so klug, so arg intellektuell. Und für was braucht ihr ein Pseudynom? Auf was wartet Ihr? Was soll diese Endlosschleife an überflüssigem Gewäsch?
Wo ist die Debatte?
Hier wieder ein glänzendes, heiteres Beispiel für die E-PapierDrachenAttacken, hier wird nicht gelesen und deshalb auch völlig verquast in die Gegend genölt - t.o. hat sich selbst entlarvt, das ist fein. Na und? das macht die Sache nicht besser! beim besten Willen, ich erkenne einfach keine Debatte - wo denn? um was denn? Mit diesen Identitätshülsen? Gibt es ein Leben als Argument? was isst so ein Argument? Verrichtet es seine Notduft? Kann es lachen?
Schmidt in der SZ: lass deinen Drachen steigen
@ t.o.: Papierdrachen? Was ist das denn für ein Wort? Und das Gegenteil davon ist für Sie dann wohl der Song von den Puhdys aus "Sonnenallee": "Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen". Meines Erachtens könnte bisschen mehr drin sein als diese schale Metapher der kölschen Altrocker. Ob Film, Musik oder Theater, es geht hier um den Diskurs "Marke" gegenüber "inhaltliche Substanz".
Schmidt in der SZ: nicht kölsch
DDR-AltOstrocker, nicht kölsch.
Schmidt in der SZ: endlich Substanz!
na, dann mal los: welche Marke, welche Substanz (kölsch ja nicht)?
Schmidt in der SZ: beim Thema bleiben!
@t.o. 74
Was ist denn eine "Notduft"? Und Ihr Fragesatz: "was isst so ein Argument?" Kann man ein Argument essen?
Bleiben Sie doch besser beim Thema.
Armin Petras im Gorki produziert relativ viele Stücke in kurzer Zeit. Auch in der Volksbühne geschieht viel Neues. Nur die Schaubühne lässt es etwas gemütlicher angehen.
Schmidt in der SZ: wo pulst der Zeitgeist?
Hallo?!Was ist los? Wenn ich eine Frage stelle, ist es doch sinnlos, sie mir noch mal zu stellen. Wüsste ich die Antwort schriebe ich sie doch hin. (schon zum zweiten Mal) Hm. Das zum Thema wann und wie und ob Argumente notduften, was und ob sie essen und überhaupt ein Leben haben.
- Was ist aber mit dem Theater in Schwerin? in Konstanz? Die machen doch auch ne ganze Menge - aber war das das Thema? Masse und Neuheit? Wo pulst der Zeitgeist? Was wird angehimmelt? wen wollen die jungen Mädchen auf der Bühne toben sehen? Und was lockt die alten Buben an die Rampe? Welches Thema durchzieht die Theaterluft?
Schmidt in der SZ: Gebrauchs- und Erlebniswert
@ t.o.: Nein, es geht nicht um Markennamen und verbotene Substanzen. Lesen Sie doch mal das Kult-Buch von Robert Misik, wenn Sie möchten. Zitat: "Im klassischen Kapitalismus, mochte er auch die Lebenswelten mit seinem Geist, seiner Kultur, durchdringen, wurden nicht in erster Linie kulturelle Güter produziert, sondern Gebrauchswerte. Nur dadurch machte die Aufrechterhaltung der Differenz zwischen der Welt der Kultur, oder, wenn man so will, der Sphäre der 'Werte' und der Welt der Dinge überhaupt Sinn. In der neuesten Etappe der kapitalistischen Produktionsweise, im Kulturkapitalismus also, ist diese Trennung aufgehoben: Kultur ist Kapital. Und vice versa: Kapital ist Kultur." Der Gebrauchswert wird heute zunehmend durch den Erlebniswert ersetzt, das heisst, über das Image einer Marke, im Fachjargon Brand genannt, wird die kulturelle Identität geformt. Das Sein wird zum Lifestyle. Design oder Nicht-Sein. Überspitzt formuliert folgt daraus: In der 68er-Generation sind es wohl weniger die Puhdys, Pankow oder Bap, sondern vielmehr die Rolling Stones, welche als ehemalige Politrocker zum Lifestylephänomen mutiert sind: Mick Jagger ist immer noch fit, also greif auch du beherzt zu deinen Walking-Stöcken! Der heutigen Jugend geht es von vornherein nicht mehr um so unvernünftige Dinge wie Revolutionen. Stattdessen würde sie alles tun, um möglichst schnell auch zu einer "Marke", zu einem Star, zu werden. Zu diesem Zweck stehen nicht Aufklärung und Bewusstseinsbildung, sondern Anpassung und Demut vor den Regularien der TV-Showformate auf dem Programm. Dem Zeitgeist hinterherzurennen, bringt in beiden Fällen gar nichts. Niemand bleibt forever young, und die permanente Neuproduktion von DSDS-Stars und -Sternchen fördert auch nur den Profit der Fernsehanstalten. Das alles ist natürlich ähnlich auf den Theaterbetrieb zu übertragen. Gegen das Anhimmeln des Immer-Neuen wären Skepsis und die Hinterfragung der gegenwärtigen Verhältnisse gefordert. Dass man die Gegenwart auch und gerade anhand der Beschäftigung mit dem Alten und nur vermeintlich Vergangenen symbolisch sprengen kann, formulierten bereits Blumfeld. Es geht um (geschichtliche) Aneignung: "Jedes Bild ist wie ein Messer / Ein Gebrauchsgegenstand / Und 'Lesen' meint hier 'Denken' / Mit anderem Verstand / Indem/in dem man liest, Gedanken sucht und findet / Die dann zitiert und verbindet, das ist Technik [...]."
Schmidt in der SZ: welcher Misik?
Liebe Jeanne d'Arc, immer offen für Ihre Anregungen: Sagen Sie noch kurz den Titel des Buches von "Robert Misik"?
Schmidt in der SZ: Misiks Kult-Buch
@ Neugierig: Kein Problem, ich habe leider die Anführungszeichen vergessen. Der Titel lautet tatsächlich anspielungsreich "Das Kult-Buch". Und weiter: "Glanz und Elend der Kommerzkultur". Aufbau Verlag, 2007.
Schmidt in der SZ: Dank
Liebe Jeanne d'Arc, vielen Dank!
Schmidt in der SZ: bitte ins Bild gesetzt zu werden
t.o.
jeanne
könnt ihr mir mal erklären, von was Ihr redet? Vermutlich bin ich nicht gebildet genug, um Euch zu folgen. Mir kommt Euer Tratsch vor wie chinesisch!
Faßbender an Wahl: Würfelhusten!
Hey Wahl! Ich kann den diskursiven Sandkastenspielchen hier zwar auch nicht folgen, finde sie aber weitaus sympathischer als deine selbstgerechten und in jeder Hinsicht überflüssigen "Anregungen" oder "Einwürfe". Den besserwisserischen und alle Weisheit mit Löffeln gefressenen Duktus deiner Beiträge finde ich sogar regelrecht zum Würfelhusten, wie man in Norddeutschland zu sagen pflegt. Parolen verbreiten und dann beleidigt sein, daß keiner zuhört, geht gar nicht! Ist jetzt voll konstruktiv gemeint von mir!
Schmidt in der SZ: ... ist zuzustimmen
Das heißt, wenn ich es recht verstehe, und damit zugleich noch mal auf Christopher Schmidt‘s Artikel verweise, ihm ist zuzustimmen, insofern als auch er mehr Skepsis gegenüber dem zunehmenden Produktionseifer anmahnt und mehr hinterfragt sehen möchte welches Profil hier wirkungsmächtig, heilend eingreifen könnte.
Schmidt in der SZ: Genau, mehr Klarheit in eigener Position
@ t.o.: genau, mehr Profilschärfe, mehr inhaltliche Substanz, mehr Klarheit in der eigenen Positionierung gegenüber dem Einkauf von "Marken-Regisseuren". Wobei man sich meines Erachtens aber eben auch die Frage stellen müsste, ob der Markenhype von Regisseuren nicht vielleicht weniger von den Theatern selbst als vielmehr von den kulturellen Lifestyle-Bedürfnissen der Zuschauer gesteuert wird.
Debatte nach Schmidt: wird Theater zum Konsum genutzt?
Jeanne, Ihr Kult-Buch Robert Misiks erinnert mich, so wie Sie den Inhalt geschildert haben, an die "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer/Adorno. Die Kunst als Ware, als ästhetisches Konsumprodukt, ohne wahre Verinnerlichung des Gesehenen durch den Rezipienten. Hierzu könnte man eine Parallele ziehen zu Schmidts Fazit über die Produktionsvielfalt in verschiedenen Theaterhäusern. Immerhin haben dadurch viele Schauspieler Beschäftigung und das Publikum eine größere Auswahl. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Leute im Auditorium die ästhetische Komponente und den Inhalt geistig vernachlässigen. Das Theater wird nur zum bloßen Konsum genutzt. Vielleicht geht Heribert Faßbender nur aus Vergnügungssucht ins Theater.
Debatte nach Schmidt: Heribert der Oberlehrer
Heribert Faßbinder
Verstehe Ihren Einwurf nicht ganz. Sie werfen mir Besserwisserei vor und was machen Sie ? Sie sagen: Wahlsinn stell dich in die Ecke bzw. halt deine Klappe... Was soll das? Da ist Heribert der deutsche Polizist, Oberlehrer. Das steckt in jedem Deutschen so drin halt.
Ich werde mich jetzt auch nicht verteidigen, da es hier in so einem Forum keinen Sinn macht. Und warum sollte ich beleidigt sein?
Ich wollte nur verstehen, was abgeht! Ich ziehe keinen Gewinn aus so einer Debatte, zumindest aus dieser, wenn es eine Debatte ist? Im Kern: Bisher hab ich nichts zugelernt. Nietzsche lesen kann ich jeden Tag! Ohnehin: Meine Meinung ist kein Gesetz! Vermutlich ists ein Generationskonflikt, unterschwellig.
Debatte nach Schmidt: Misik dreht die Spirale weiter
@ Flohbär: Ja, dem stimme ich zu. Ich würde aber hinzufügen wollen, dass sich Adorno meines Erachtens eher einseitig auf die Manipulation und Verführbarkeit der Massen bezogen hat. Gleichwohl, diese Haltung ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Dritten Reichs nur konsequent. Misik dreht die Spirale noch eine Umdrehung weiter: Er verweist darauf, dass im Grunde niemand um den Kulturkapitalismus herumkommt, sei es im Leben oder in der Kunst. Jede vermeintlich unabhängige und selbstgewählte Lebensform kann zur Ware bzw. vermarktet werden, selbst das No-Name-Produkt oder die trashigsten Secondhand-Klamotten. Wenn das Theater diesen Kontext nicht mitreflektiert und nur noch den konsumistischen Zerstreuungs-Wunsch des Durchschnittszuschauers bedient, dann wird es langweilig und vorhersehbar. Dagegen hilft nur, bei den eigenen Themen zu bleiben und sich klar zu positionieren, auch wenn sich das (zunächst) vielleicht nicht so gut verkauft. Mut zur Überforderung! Und wer dieser Heribert Faßbender ist und was der macht - keine Ahnung. Fußball?
Debatte nach Schmidt: Düsseldorfer auf dem Trockenen
Als Düsseldorfer, der selten Gelegenheit hat von dort fort zu kommen, würde ich mir wünschen, daß solche Aufführungen wie sie Peter Stein in Wien und Zürich zeigen darf, auch mal zu uns kommen. Wir sind ja hier völlig auf dem Trocknen was gekonntes Theater betrifft. Das wäre meine Thema, die guten Aufführungen sollten die Chance bekommen, auch in kleineren Städten - und Düsseldorf ist ja so klein auch wieder nicht - gezeigt zu werden. Dann müssten die Theater nicht so viel produzieren und hätten gleich ein größeres Profil.
Debatte nach Schmidt; Marken-Regisseur?
was oder wer ist ein Marken-Regisseur? Woher weiß ich, das er nicht bloß bei seinem Thema bleibt, sich nicht einfach klar positioniert?
Debatte nach Schmidt: alles bleibt offen
@ t.o.: Das ist ja eben gerade das Paradox: Sie können das nicht kontrollieren, ob Sie als Lifestyle-Produkt oder als entschieden positionierter Künstler wahrgenommen werden. Das entscheidet jeder einzelne Zuschauer selbst. Bleibt alles offen.
Debatte nach Schmidt: Undheil und Rettung
also wie bei Schrödingers Katze! Profil/Marke. Der Beobachter entscheidet. Ein Quantenzustand des Theaters - Unheil und Rettung!
Nach Schmidt: keine Kunst, sondern Kriminalität
@ t.o.: "Wenn ich jemanden von Schrödingers Katze sprechen höre, greife ich nach meinem Gewehr." (Stephen Hawking) Und ausserdem hinkt ihr Vergleich. Denn das hieße ja übersetzt, dass das Theater mit Menschen experimentieren und dabei den Tod derselben billigend in Kauf nehmen würde. Das wäre keine Kunst mehr, sondern Kriminalität.
Nach Schmidt: Hä?
Hä? wenn der Zuschauer allein entscheidet, ob er ein Lifestyleprodukt (alias Marke) sieht, oder einen profiliert, positionierten Künstler? dann ist das zugleich Kriminell ???-
nach Schmidt: auch Kritikerkollegen kritisieren
Wahrscheinlich hat Christopher Schmidt mit seiner Kritik am Wettrennen der Intendanten um den höchsten Inszenierungsausstoss recht, die Sache ist nur: es waren Kritiker - und nicht einmal wenige - die etwa Matthias Hartmann dafür lobten, dass er in Bochum so fleißig war und so viele Inszenierungen pro Spielzeit herausbrachte. Hartmann gab aber, im Gegensatz zu anderen Intendanten, keine Auslastungsquote heraus, sondern absolute Besucherzahlen. Dass bei mehr Inszenierungen mehr Besucher kommen ist eigentlich logisch, dennoch wurde Hartmann überschwänglich dafür gefeiert, dass es ihm gelang so viele Besucher ins Theater zu holen. Dass bald auch andere Intendanten mehr Inszenierungen ansetzten um mehr Besucher zu bekommen, war da doch zu erwarten. Wenn Christopher Schmidt diesen Ausstoß jetzt kritisiert, müsste er auch einen beträchtlichen Teil seiner Kollegen kritisieren und nicht so tun als hätte die Kritik daran keine Schuld.
nach Schmidt: papageienhafte Wiederholung
@ t.o.: Es gibt Situationen, in denen das Verstehen kollabiert. Ihre papageienhaft wiederholte Aussage, dass es um die Ent-Scheidung des Zuschauers, habe ich gar nicht bestritten. Ich habe nur Ihren schiefen Vergleich mit "Schrödingers Katze" kritisiert. Und zudem würde ich "Massen-Wahn" zustimmen. Es sind auf der anderen Seite natürlich auch die Kritik-Organe, vom Feuilleton bis zur Fachzeitschrift, welche auf den Zug des Markenhypes um Regisseure aufspringen und diesen befeuern. Absatz ist alles. Die Kunst als der letzte Schrei. Misik schreibt hier von der "Ökonomisierung der Kultur".
nach Schmidt: nicht unbedingt mehr Besucher
Das bei mehr Inszenierungen auch mehr Besucher ins Theater kommen klingt plausibel, ist es aber doch nicht wirklich, insofern, als nicht immer die gleiche Besucherzahl jede Inszenierung besucht. Wenige erfolgreiche Aufführungen können einem Theater durchaus passable Besucherzahlen bescheren.
nach Schmidt: Theater muss weniger & besser werden
was ist falsch an dem Vergleich?
Ausserdem fehlt der Teil der Antwort auf die entscheidende Frage - wenn der Zuschauer entscheidet was er sieht, was entscheidet dann das Theater, je zur Verbesserung des Theaters. Die Theater sollten sich ja mehr anstrengen, soweit waren wir ja, alle ganz Schidtich, Theater muss qualitativ besser werden, weniger und besser. Aber wie, wenn eh, der Zuschauer daraus machen kann was er will.
nach Schmidt: mit 3 hilflosen Pseudonymen argumentieren
Lieber T.O., verfolge nun schon schon eine Weile was hier vorgetragen wird und möchte ihnen anraten es gut sein zu lassen. Zwar kontrastiert ihr Fragen auf angenehme Weise die vielen Selbstdarstellungen die hier geführt werden, aber irgendwann werden sie von diesen Selbstgängern aufgefressen werden. Es lohn sich nicht mit drei hilflosen Pseudonymen zu argumentieren. Es beschädigt ihre Frische. Machen sie ein Blog auf, schreiben sie selbständig über Theater, aber glauben sie nicht, sie fänden hier eine Resonanz die ihren Anliegen entspräche. Ich meine das wirklich so wie ich es sage. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, auch die anderen Teilnehmer dieses Forums, sollten mit dieser fortlaufenden Selbsterniedrigung aufhören - die sie sich mit so schrecklichen Pseudoexistenzen antun, wie etwa Jeanne Dark ( fragen sie sich einfach, wer kann das sein, der sich so selbst benennt, nach einer Ikone des französischen Nationalismus und dem es vor allem wichtig scheint mit einem ungaren Zitatenschatz um sich zu werfen) Kommen sie zu sich. Seien sie erwachsen. Beenden sie ihr kindisches so tun als ob. Nur mit einem Namen können sie wirken, können sie die Achtung vor sich selbst behalten und ersparen sich die Demütigung als heimlicher Nörgler ein peinliches Leben im Netz zu führen.
Debatte nach Schmidt: t.o. kann verzichten
kann glänzend auf derlei Zuspruch verzichten
nach Schmidt: Kult UND Positionierung
@ Michael Berg: Ich habe mein Pseudonym aufgrund von zwei spontanen Assoziationen gewählt: Einmal gibt es zu Jeanne d'Arc (nicht Dark) eine beeindruckende Film-im-Film-Szene in Jean Luc Godards "Die Geschichte der Nana S." Und außerdem habe ich an Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" gedacht. Übrigens, das Schreiben ist für mich keine Selbsterniedrigung, nein, es macht mir Spaß. Und was verstehen Sie unter einem "ungaren" Zitat? Müsste das nicht "halbgar" heissen?
@ t.o.: Zu Ihrem Vergleich habe ich genug gesagt. Und natürlich kann der Zuschauer NICHT aus jeder Inszenierung machen, was er will. Gute Inszenierungen sprechen für sich selbst und lassen sich zudem auch nicht kategorisieren, sie sind Kult UND Positionierung, sie erlauben Unterhaltung UND Reflexion.
nach Schmidt: magische Kräfte
Herr Berg aus Hamm, lesen Sie doch einfach Schillers "Jungfrau von Orleans", falls Ihnen dieses Forum nicht passt. Darin wird das Wirken von Jeanne d'Arc dichterisch und dramatisch verarbeitet. Leider wird trotz des großen Produktionseifers Berliner Regisseure das Stück hier nicht gespielt. Ich wäre vorsichtig, Jeanne d'Arc in Bezug zum französischen Nationalismus zu setzen. Während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) wurde Frankreich von den Engländern teilweise besetzt und immer wieder angegriffen. Als Karl der Wahnsinnige wahnsinnig wurde, griffen die Engländer Ende des 14.Jahrhunderts sofort wieder an. Gegen Ende des Krieges befreite Jeanne d'Arc Orleans, ihr wurden magische Kräfte zugeschrieben, später wurde sie wegen Hexerei angeklagt und verbrannt.
nach Schmidt: doch Dark
Lieber Herr Berg! Vielen Dank für Ihre intelligenten und humorvollen Zeilen. Gerade der letzte Beitrag (104) beweist, wie Recht Sie haben. Dieses unsägliche Wikipedia-Bildungsgewichse kann einem schon gehörig auf den Zeiger gehen. Ärgerlich auch, dass die ernsthaften Beiträge zur Schmidt-Diskussion durch dieses Studienabbrechergespamme immer wieder nach hinten geschoben werden.
Apropos Bildungshuberei, da Sie, "Jeanne", die "heilige Johanna" von Brecht zwar sehr wichtigtuerisch erwähnen (WIKI sei Dank), sie offenbar aber nicht GELESEN haben, hier folgender Hinweis: die Titelheldin heißt "Dark", nicht "d'Arc".
Halbgare Grüße!
nach Schmidt: abgeschlossenens Studium
Grandioser Heribert Faßbender, ich habe Geschichte studiert und mein Studium auch abgeschlossen. Darüber hinaus habe ich über den Hundertjährigen Krieg auch privat gelesen, aber nicht bei Wikipedia. Das nur zu Ihrer Information
nach Schmidt: danke für das Schlußwort
Geehrter Herr Berg!
Merci, thank you, vielen Dank für das Schlußwort!
nach Schmidt: der Bereich des Entbehrlichen
Frage: Welche Machtposition ergibt sich aus der Bestimmung eines Schlußwortes? Da mach ich lieber weiter! Heribert Faßbender, ich weiss wohl, dass Jeanne d'Arc bei Brecht Johanna Dark heisst, auch ohne Wikipedia. Übrigens bezog ich mich damit auf die meines Erachtens bemerkenswerte Inszenierung von Tom Kühnel aus dem Jahr 2002 vom TAT Frankfurt in Koproduktion mit der Schaubühne. Und mit der wunderbaren Anne Tismer in der Titelrolle. Der Bezug zum aktuellen Kontext der Finanzkrise bzw. zum Artikel von Christopher Schmidt lässt sich anhand des folgenden Zitats aus dem Programmheft (Dramaturgie: Bernd Stegemann) unzweifelhaft herstellen: "Wie die Arbeitsgruppe zudem deutlich macht, breitet sich die Entbehrlichkeit auf der sozialen Stufenleiter nach oben aus. Sie betrifft nicht mehr nur die brasilianischen Indios, die amerikanischen Armen und andere entlegene Stämme. Sie, Ihre Familie, Ihr Beruf, Ihr kleiner oder mittlerer Betrieb, Ihre Gemeinde, Ihr natürlicher Lebensraum geraten in den Bereich des Entbehrlichen. Wenn transnationale Unternehmen keinerlei Verantwortung haben außer der gegenüber ihren Aktionären, wenn Staaten abwanderndes, mobiles Geld nicht besteuern und Millionen stationärer Menschen keine Überlebenshilfe bieten können, dann müssen die Überzähligen irgendwie eliminiert werden oder..." (Susan George, "Der Lugano-Report oder ist der Kapitalismus noch zu retten?").
Kommentar schreiben