La Mélancolie des Dragons – Philippe Quesne und Vivarium Studio beim Internationalen Sommerfestival

Die Vermessung des Rindenmulchs

Die Vermessung des Rindenmulchs

von Matthias Schmidt

Hamburg, 13. August 2009. Die Kulturfabrik Kampnagel ist frisch gestrichen, überall an den Wänden stehen die Slogans des Internationalen Sommerfestivals. "Wir können uns nicht aus der Krise shoppen" heißt der am häufigsten zu lesende, gekennzeichnet als Zitat der Pet Shop Boys. Wird wohl was dran sein, wenn die Pet Shop Boys es sagen. Aus einer hamburgisch stilsicher und teuer gekleideten Zuschauergruppe schallt es herüber: "Können wir doch!" Auch darin ist kein Widerspruch zu entdecken. Kunst ist eben immer Reibung an der Wirklichkeit.

Autos zu Fahrrädern

Was auch die Sache mit dem neuen "Fußbodenbelag" auf dem Kampnagel-Freigelände zeigt: Rindenmulch. Der gefällt Festivaldirektor Matthias von Hartz so sehr, dass er seine Eröffnungsrede nutzt, um förmlich in dem Wort Rindenmulch zu schwelgen. Zugegeben, es ist putzig, aber draußen im wirklichen Leben durchaus schon entdeckt.

Noch eine dieser Verunsicherungen aus dem Rahmenprogramm: die Produktionsstraße "Autos zu Fahrrädern" von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser. Da stehen sie nun, umgeben von Rindenmulch, mit Overalls auf denen steht "Kill your car before it kills you", und machen sich an den ersten Opfern zu schaffen - einem Ford Fiesta und einem Opel Astra, beide im abwrackprämienfähigen Alter. Aus dem sinnlos subventionierten Müll werden sinnlose Gegenstände, die nun irgendwie Kunst sind und erst recht wie Müll aussehen. Das könnte Dialektik sein. Es könnte auch bedeuten: die Krise ist überall.

Liegen geblieben mit einem alten Citroën

Die Männer aus Philippe Quesnes Theatertruppe Vivarium Studio trotzen der Krise, obwohl ihre Lage alles andere als rosig ist. Sie sind in einem ebenfalls schrottverdächtigen Citroën liegen geblieben, auf einer von Schnee und Eis überzogenen Bühne. Sie trinken Dosenbier, spielen in ihrem CD-Player dutzende Songs an, bis sie bei den Scorpions hängen bleiben: "Still loving you". Sie tragen billige Langhaarperücken, solche, die Schauspieltruppen tragen, wenn es besonders lustig sein soll. Die noch größeren Lacher aber fährt zunächst ein schwarzer Hund ein, der frei auf der Bühne herumtrollt.

Der erste Satz des Stückes lautet "Hast du einen Verteilerkopf für einen Citroen?" – Gelächter. Die ihn in ihr Handy spricht, ist Isabelle, eine Passantin, die den Männern bei ihrer Autopanne helfen will. Und weil die Verteilerkappe erst in sieben Tagen geliefert werden kann, beginnt die Truppe, Isabelle von ihrem geplanten Vergnügungspark vorzuschwärmen und die Attraktionen gleich einmal zu demonstrieren.

Reich der Dinge

Von diesem Moment an schauen die Zuschauer Isabelle beim Zuschauen zu und lachen herzhaft darüber, dass Isabelle nicht lacht, wenn ihr Dinge wie Seifenblasen-, Nebel- und Schneemaschinen, aufgeblasene Riesenkunststoffkissen oder im Ventilatorwind wehende Perücken als große Attraktionen vorgeführt werden. Isabelle wird in einem verglasten Autoanhänger über die Bühne geschoben, in dem ein Karton mit Büchern als Bibliothek gepriesen wird.

Isabelle nimmt an einer Luftkissen-über-die-Bühne-Tragen-Choreografie teil, und Isabelle findet das alles tatsächlich toll. "Das ist magisch", sagt sie, und streckenweise ist es tatsächlich magisch, dass simple Dinge, nimmt man sie ernst, zu magischen Dingen werden. Das sorgt für naive Heiterkeit im Publikum. Doch die traurigen Clowns streuen immer wieder Worte und Bilder in ihre Aufführung ein, die einen theoretischen Überbau, eine Metaebene, hinter der an sich albernen Nummernrevue erahnen lassen. Das alles sei eine Installation, heißt es, man sei unabhängig.

Artaud darüber geschrieben

Unter den Büchern finden sich Kinderbücher über die Aufzucht von Drachen und Werke von Artaud und Wagner. Die Heiterkeit wird nun von wissendem Schmunzeln begleitet. Aber immer, wenn es zu nachdenklich wird, macht der schwarze Hund wieder etwas richtig Lustiges, trinkt aus einem Zimmerspringbrunnen Wasser und wälzt sich im Kunstschnee. Oder die Truppe macht auf Comedy und dilletiert auf Gitarre und Blockflöte mit "Still loving you" von den Scorpions.

Kann sein, dass es theoretisch großartig ist, wenn eine gebildete Theatertruppe den gebildeten Mittelstand damit zum Lachen bringt, dass es ihm eine dümmliche Theatertruppe vorspielt, die einer dümmlichen Zuschauerin etwas vorspielt und am Ende "Der Park des Antonin Artaud" darüber schreibt. Praktisch aber ist es ärgerlich, dieses Diskurstheater, von dem man nicht sagen kann, dass man außer dem clownesken Spaß nichts verstanden hat, ohne sich selbst damit lächerlich zu machen. Was bleibt zu tun? Rindenmulch kaufen, Pet Shop Boys hören und warten, was die Krise macht.


La Mélancolie des Dragons
von Philippe Quesne/Vivarium Studio (Paris)
UA: Wiener Festwochen 31. Mai 2008
Konzept, Regie, Bühne: Philippe Quesne. Mit: Isabelle Angotti, Zinn Atmane, Rodolphe Auté und Hermés, Sébastien Jacobs, Emilien Tessier, Tristan Varlot, Gaetan Vourc’h.

www.kampnagel.de


Mehr zu Philippe Quesnes Vivarium Studio finden Sie im nachtkritik-Archiv: zum Beispiel ein Porträt der Gruppe, die die Dinge auf wundersame Weise zum Tanzen bringt und eigenartige Spielregeln für ihre Stücke erfindet.

 

 

Kommentare  
Quesne auf Kampnagel: hässlich tendenziöse Kritik
Habe lange nicht mehr eine so hässlich tendenziöse und dazu noch oberflächliche Kritik wie diese gelesen. Da wird mit dem Nicht-Gefallen der Eröffnungsinszenierung gleich mal das komplette Festival abgewatscht. Das ist regelrecht bösartig.
Da erwarte ich von einem gut recherchierenden Rezensenten dann doch, dass er die vielzitierte "Meta-Ebene" (hä?) nicht mit seinen Trivialkenntnissen (Artaud schon mal gelesen?) aburteilt, sondern zum Beispiel etwas über die einfache Bühnensituation schreibt. Zum Beispiel, dass das Stück aus Frankreich kommt und der Künstlerstatus in Frankreich ein völlig anderer ist (Subventionspolitik), was für die beschriebene, langhaarige Künstlergruppe auf der Bühne bedeutet, dass sie, im Gegensatz zu Deutschland mit seiner durchinstitutionaliserten Kunstszene, in Frankreich völlig normales und übliches Bild abliefert. Umherreisende Künstlergruppen sind in Frankreich das normalste von der Welt! Klar, das muss der geneigte Zuschauer nicht wissen und es ist auch nicht unbedingt von elementarer Bedeutung für die Rezeption der Inszenierung, aber von einem Rezensent darf auch ich als Leser etwas mehr "Meta-Ebene" erwarten, sprich: Recherche, Hintergrundwissen, Erweiterung des Verständnishorizonts.
Stattdessen gewinnt man den Eindruck, dass der Rezensent dem Festival, begonnen bei der Auftaktrede, über die Auto-Installation bis hin zu Quesnes Inszenierung, eins überbraten will. Und man steht als Leser ratlos da und fragt sich warum.
Oder anders argumentiert: Warum denn kein Wort über die Ausstellung des hier so abgefeierten Schlingensief oder die, wie ich finde, wundervolle Wasserinstallation von Julius Popp...?

Es bleibt der fade Beigeschmack eines verbitterten Herumkrittlers, weil sich - na klar - über "die Krise" leichter schreiben lässt, eben mit dem mäkelnden Grundton, als über Artaud, die schwer greifbare, aber zauberhafte Bildpoesie Quesnes oder die besagte Hintergrundrecherche zu der situativen Verortung der Inszenierung.

Schade, denn so setzt sich in meinen Augen eine Tendenz bei Nachtkritik fort, die ich schon seit Längerem beobachte: Theater und Kunstansätze, die nicht den in Deutschland Üblichen entsprechen, versucht man dilettantisch zu demontieren.
Quesne auf Kampnagel: unter den Designerrock geschaut
Ach, Sie Muffel. Sind Sie vom Festival? Oder wieso reagieren sie so spitz? Das ist doch ein sehr hübscher Text, der Anspruch und Wahrnehmung sehr sinnfällig aufeinanderprallen lässt und auch mal diesem idiotischen Eigentlichkeitsanspruch des Freien Theaters unter den Designerrock schaut. Diesem blöden: "Wir sind die Guten!" Dieser Anspruch nervt ohnehin schon sehr penetrant und wenn dann darüber noch nicht mal geschrieben werden darf, wirds ganz und gar peinlich. Auch scheinen Sie auf dem ein oder anderen Auge blind zu sein, Herr Mindenrulch. Denn das Schlingensief hier gefeiert wird, ist ja wohl Blödsinn. Der wurde doch hier ziemlich verhöhnt. Sie Armer, Sie! Ja, und dann viel Spaß noch bei der Wasserinstallation und anderen Hamburger Zauberhaftigkeiten. Eine Frage bloß noch: ist das eine neue ästhetische Kategorie: zauberhaft? Und vor allem: wie wollen sie damit der Krise entgegengewirkt sehen? Nach der alten Technik "Opium des Volkes"? Das täte mich ja jetzt doch noch mal interessieren.
Quesne auf Kampnagel: Wo genau tendenziös?
@2 Ihre Kritik in allen Ehren, aber was soll dieses Geraune gegen "Tendenzen" bei Nachtkritik, die schon seit Längerem zu beobachten sind. Bringen Sie konkrete Fälle vor, dann kann man diskutieren (so wie über Ihre hiesige Erwiderung)! Denn die Macht des Mediums hin oder her. Es kommt immer noch auf die einzelnen Autoren an. Im Übrigen war hier letztens ein sehr ausgewogener informativer Text über das Kaltstart-Festival zu lesen, der sich offen für neue Ansätze zeigte. Tendenziöses nehme ich bei Nachtkritik nicht wahr.
Quesne auf Kampnagel: nordisch by nature
Das Sommerfestival auf dem Kampnagelgelände war nordisch by nature, danach konnte ich meine Krücken wegschmeißen, Rundumerneuerung für die Frisch- und Hirnzellen! GOIEL.
Jo, die Beschreibung von Markus Schmidt ist nu nicht der Brüller, aber ich hab die Szenen des französischen Stücks (goiler Titel: die Melancholie der Drachen!!!) ganz gut wiedererkannt. Er wor auf jeden ! im selben Stück, vielleicht hat er manches nicht so mitgeschnitten, das ist doch nicht schlimm. Kein Grund, auf Rindenmulch rumzuhacken, ne!!!
Der Schmitz übt doch noch, der wird schon noch dazulernen, wetten?
Quesne auf Kampnagel: szenespezische Kenntnisse
eigentlichkeitsanspruch? "wir sind die guten"? wer sagt denn sowas...? völlig inhaltsleere unterstellung, frollein rindermulch.

und dass sie die antiquierte unterscheidung von "freiem" und "nicht freiem theater" in ihrer formulierung aufgreifen, erzählt viel über ihre szenespezischen kenntnisse...
und: wer sagt denn oder wo steht, dass dieses festival der krise entgegenwirken kann oder soll? sie dichten hier irgendwelche blinden unterstellungen in den raum. wahrscheinlich waren sie noch nicht mal vor ort... unterbelichtete dünnbrettbohrerei, diese...
Quesne auf Kampnagel: Schwimmen im Subventionssaft
und habe auch nicht darüber gesprochen, wer wo steht. Sondern nur auf den peinlichen Einwurf meines Vorredners reagiert. Von "nicht freiem Theater" habe ich auch nicht gesprochen. Höchsten Sie, in Ihrer reflexhaften Verteidigungskanonade ohne Hirnbeteiligung geschweige denn Argumente. Und meine Frage nach der Behauptung des Festivals, sich auf die Krise zu beziehen, stammt aus dessen höchsteigenem Motto, das dümmlich Kommerz gegen Kunst setzt (Kampnagelfestivalkunst, genauer gesagt). Dabei ist Shoppen gegen die Krise gar nicht schlecht. Das würde Ihnen jeder Volkswirt sofort unterschreiben. Aber Künstler schwimmen eben immer im eigenen Subventionssaft. Und das auch noch mit Schwimmflügeln. Aus dieser höchst kompromitierenden Lage erteilen Sie der Bevölkerung dann Lektionen. Über das Leben, und was noch lachhafter ist, auch über die Wirtschaft. Im Übrigen erlaube ich mir die Empfehlung: erst lesen, dann mit Unterstellungen fuchteln, meine Dame.
MfG Rindermulch
Quesne auf Kampnagel: abseitigste Verzweigungen
Sie nehmen Tendenziöses bei Nachtkritik nicht wahr? Dann ist es doch gut, wenn hier jemand mal drauf hinweist, oder? Ich will hier aber nicht über andere Beispiele diskutieren ehe das eine nicht besprochen ist, denn das reicht erstmal zu ausreichend Debatte.

Die obige Kritik "ausgewogen" zu nennen, ist übrigens tatsächlich hanebüchen. Ich habe im Prinzip nichts dagegen, dass derartige Texte auch stark subjektiv geprägt sind, aber dann doch bitte fundierter und nicht so einseitig! Herr Schmidt erspinnt hier abseitigste Verzweigungen zwischen dem einen ganzen Absatz und den Schlusssatz bestimmenden Rindenmulch und Artaud, dass es mir, der übrigens keineswegs vom Festival ist, die Nackenhaare aufstellt.

Ihr Vergleich zwischen Kaltstart-Festival und Sommerfestival hinkt übrigens wie nur was. Nebenbei erzählt er viel über das von mir an Nachtkritik monierte, denn hier wird ein kleiner Ausschnitt von Theater extrem überrepräsentiert und alles, was anderen ästhetischen Formen folgt, etwa Quesne, wird mit Skepsis begegnet. Daraus entstehen teilweise die absurdesten Blüten, nämlich dergestalt, dass ein Quesne (ich hole bewusst nicht weiter aus), ein international ziemlich arrivierter und abgefeierter Regisseur, hier von Ihnen indirekt als "Neues Theater" bezeichnet wird. Genau diese Sichtweise meine ich. Die deutschsprachige Theaterszene zeichnet sich oft durch eine auffällig ignorante Arroganz gegenüber internationalem Theater aus. Und genau von dieser Tendenziösität spreche ich bezüglich des Textes von Herrn Schmidt.
Quesne auf Kampnagel: lieber die Wirtschaft ankurbeln?
@ Rindermulch, kein Fräulein: Ich würde nicht sagen, dass die Festivalleitung und -teilnehmer jemals behauptet hätten, der Finanzkrise entgegenwirken zu können. Siehe dazu das Interview in der "Süddeutschen" vom 13.8. mit Matthias von Hartz: "Ich würde es kritische Haltung nennen. Wenn ich einen öffentlichen Raum zur Verfügung habe, dann ist es meine Aufgabe, in diesem Raum zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Umgebung anzustiften." Es geht um die Eröffnung von Möglichkeitsräumen, in welchen das (ökonomistische Effizienz-)Denken die Richtung wechseln kann.
Und ja, einerseits stimmt es, Shoppen gegen die Krise kann helfen - von einem rein wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet. Aber geht es im Leben denn allein um das Funktionieren der Wirtschaft? Märkte sind effizient und nützlich. Aber zu welchem Preis? Überspitzt formuliert: Ihrer Meinung nach sollten wir jetzt also lieber Autos kaufen und shoppen gehen, um die Wirtschaft anzukurbeln anstatt anderen menschlichen Subjekten zu begegnen, um die politische Gemeinschaft zu stärken bzw. zu verändern? Oder anders gefragt: Erhöht jetzt die "unsichtbare Hand" des Marktes das individuelle Glück oder nicht vielmehr doch die sichtbare Hand des (anderen) menschlichen Körpers?
Quesne auf Kampnagel: wie Lemminge im Dunkeln
Was soll das, meine Liebe, bitte schön heißen? Das ist, mit Verlaub, gequirlter Künstlerquark. Ich sehe Sie geradezu vor mir, wie Sie mit ihren Schwimmflügeln im Subventionsplantschbecken baden, oder beim Schreiben unterm Schreibtisch die Füße in warme Diskurse tunken... Was für einen kritischen Raum eröffnet denn dieser Kampnagelkitsch? Die Wasserinstallation, an der sich Mindenrulch so besonders ergötzte? Der Pseudoexistenzialismus von diesem Quesne? Und das können Sie doch nicht ernsthaft glauben, dass man beim Einkaufen keinen Subjekten begegnet. Ist ein Verkäufer kein Subjekt, oder ein anderer Käufer, der hinter Ihnen in der Schlange steht? Was für Subjekten begegnen Sie denn im Theater, wo alle wie die Lemminge im Dunkeln sitzen und in die gleiche Richtung glotzen? Wem begegnen Sie denn da, außer sich selbst (wenn Sie zum Beispiel plötzlich husten müssen). Aber, sorry, ich habe ja vergessen, dass Sie ein Künstler sind. Denn so denken bloß Künstler, die angefixt von Ihrer eigenen gefühlten Bedeutung sind und glauben, Sie bescherten den Menschen irgendwelche Offenbarungen, denen Sie quasi zum Mensch- und Subjektsein erst verhelfen. Werden Sie Pastor, Jeanne... Oder üben Sie sich in Demut statt Selbstüberschätzung. Sonst landen Sie noch auf dem Scheiterhaufen wie ihre Namenspatronin. Die unsichtbare Hand des Marktes, die gibt es nur in der Geisterbahn - was für ein blödes Klischee. Und wie darf ich das mit der sichtbaren Hand des anderen menschlichen Körpers verstehen? Möchten Sie, dass Ihnen während der Vorstellung im Theater jemand unter den Rock greift? Wie verklemmt ist das denn?
Quesne auf Kampnagel: Verschwörung!
liebe leute, tendenziös: was bedeutet das? alle medien treffen eine auswahl. wenn das tendenziös ist, dann sind es alle. klar, das freie theater kommt hier nicht so oft vor, aber kommt es denn immer schlecht weg? ich glaub, sorry mindenrulch, aber so einfach verschwörungs- und tendenzverstrickt ist die welt nicht im großen und auch nich im kleinen nachtkritik-maßstab. und, noch mal sorry, das klingt alles sehr nach beleidigter leberwurst, was du da schreibst. wenns alles so schlicht wär, wie du dir das denkst, ja dann ... ist aber halt nicht so.
Quesne auf Kampnagel: Wunschidentität zusammenbasteln
@ Rindermulch: Mich irritierte Ihre Haltung. Oder wie lässt sich folgender Satz von Ihnen lesen?: "Und meine Frage nach der Behauptung des Festivals, sich auf die Krise zu beziehen, stammt aus dessen höchsteigenem Motto, das dümmlich Kommerz gegen Kunst setzt (Kampnagelfestivalkunst, genauer gesagt). Dabei ist Shoppen gegen die Krise gar nicht schlecht." Verstehe ich Sie richtig, dass Sie damit ein Plädoyer für den Kommerz halten wollten? Wunderbar, Sie shoppen, also sind Sie, Design oder Nicht-Sein, die marktförmige Identität.
Für mich gibt es da allerdings noch einen Unterschied zwischen einer Shopping Mall und einem Theater. Beim Shoppen begegne ich oftmals gehetzten und irgendwie verloren aussehenden Subjekten, welche vergeblich versuchen, sich mit Hilfe von Kleidung, Schuhen, Accessoires und Autos ihre Wunschidentität zusammenzubasteln. Doch was tun, wenn dahinter die Leere und Langeweile gähnt?
Vielleicht doch mal ins Theater gehen. Denn dort besteht zumindest die Möglichkeit, dass man anderen Subjekten begegnet, welche sich dieselbe Aufführung ansehen (und Aufführungen kann man nicht anziehen oder damit auf der Autobahn fahren) und sich danach darüber unterhalten, warum überhaupt und warum so und nicht anders und warum gut oder schlecht und was hat das Ganze eigentlich mit meinem eigenen Leben zu tun usw.
Zum besseren Verständnis der Differenz zwischen Shopping Mall und Theater gebe ich Ihnen noch ein Zitat von Agamben mit auf den Weg: "Wenn heute die Verbraucher in der Massengesellschaft unglücklich sind, dann nicht nur, weil sie Gegenstände konsumieren, die ihre Nichteignung zum Gebrauch in sich einverleibt haben, sondern auch und vor allem, weil sie glauben, über diese ihr Eigentumsrecht auszuüben, weil sie unfähig geworden sind, diese Gegenstände zu profanieren." Eine Theateraufführung kann man nicht besitzen, die KANN man nur gebrauchen, um das eigene Leben zu bearbeiten. Aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss.
Ach so, und der Pastor will also niemandem - ich zitiere Sie sinngemäß - irgendwelche Offenbarungen bescheren, die quasi zum Mensch- und Subjektsein erst verhelfen. Na, wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Und wie bringen Sie die von Ihnen geforderte Demut (kann man Demut eigentlich fordern?) mit Ihrer Drohung mit dem Scheiterhaufen zusammen? Zeigt sich darin keine Selbstüberschätzung, kein autoritärer Machtanspruch als Stellvertreter Gottes?
Schließlich, die Hand unter dem Rock während der Vorstellung entspringt wohl Ihrem eigenen männlichen und heterosexuellen Fantasma. Mein Fantasma ist noch viel schlimmer, ich will die Massenorgie im Zuschauerraum! Das wäre in der Shopping Mall nämlich von vornherein ausgeschlossen, denn dort gibt es keine Dunkelheit (wie in der Theater-Geisterbahn). Und ausserdem gilt in der Shopping Mall das Tauschprinzip Geld gegen Ware und nicht das Begegnungsprinzip zwischen Körpern (wie [auch] im Theater).
Quesne auf Kampnagel: bitte Meinungen zur Inszenierung!
also, ich mochte den abend. die kritik hier konnte mich nicht vom gegenteil überzeugen. mit dem tendenziös-gerede weiß ich nichts anzufangen, ich würd lieber noch was zur inszenierung hören. hat jemand noch was zu sagen?
Quesne auf Kampnagel: lachhafte Hohlargumente
Ach Jeanne. Mit ihnen kann man doch nicht ernsthaft diskutieren, wenn Sie hier bloß solche dämlichen Allgemeinplätze vertreten. Da sind ja die Kolumnisten in der Bunten schon weiter. Wer redet denn von den Verbrauchern in der Massengesellschaft. Ich dachte, es geht um Individuen. Und dass es Ihnen nicht peinlich ist, dieses Uralt-Bonmot vom Design oder Nichtsein hier noch mal anzubringen. Das macht wirklich keine Spaß und ist auch keine lohnende Auseinandersetzung. Und noch was: nehmen Sie doch mal das Fußbad unter ihrem Schreibtisch mit dem aufgewärmten Agamben weg und denken zur Abwechslung mal selber. Aufführungen kann man nicht anziehen. Auch so eins Ihrer lachhaften Hohl-Argumente, die Sie hier ja nun ständig in diesem Forum immer die Gedanken und Theorien anderer anziehen und dann wie Senta Berger in der L'Oreal Werbung tun: Sicher ist das meine eigene Haarfarbe - von mir selbst gewählt...
Quesne auf Kampnagel: Ehrenrettung
hallo rindermulch, nehmen sie das zuletzt gesagte über frau jeanne eventuell zurück?
wir sehen uns sonst gezwungen, sie mit unserer ehrenrettung zu konfrontieren!
Quesne auf Kampnagel: ist es Rinderwahnsinn?
danke, ernie & bert. Ich weiss auch nicht, was der Rindermulch eigentlich für ein Problem mit mir hat, vielleicht den Rinderwahnsinn. Okay, war platt.
Rindermulch, haben Sie vielleicht schonmal was von Intertextualität gehört? Julia Kristeva versteht darunter, dass die Grenze zwischen lesendem und schreibendem Subjekt verwischt. Roland Barthes spricht gar vom Tod des Autors, wonach der Leser als Raum beschrieben wird, in welchen ein "Gewebe von Zitaten" eingeschrieben sei. Und das macht mir keine Angst, im Gegenteil, ich finds toll. Ausserdem würde ich sagen, dass ich immer selbst denke, und das geht so: Ich setze meine eigene Haltung mit Hilfe verschiedenster Texte zusammen, ebenso hinterfrage und verwerfe ich meine Position wieder und beginne von Neuem, das ist ein unendlicher Prozess. Starre und unbewegliche Ideologien dagegen finde ich eklig.
Übrigens, was Sie da über Senta Berger sagen, das ist doch okay. Die spricht von sich selbst und ihrer ganz persönlichen Wahl der Haarfarbe. Viel schlimmer finde ich, wenn Penelope Cruz in einer Werbung von einer deutschen Frauenstimme synchronisiert wird. Da soll "die Frau" wieder mal nur ihr schönes Gesicht hinhalten, aber von sich selbst und in ihrer eigenen Sprache sprechen, das darf und soll sie nicht.
Quesne auf Kampnagel: geklaut und uralt
@jdc: bitte keine secondhead weisheiten mehr. im übrigen ist die popp wasserinstallation aus der werbeindustrie geklaut und uralt. der rest ist feuilleton.
Quesne auf Kampnagel: eitler Design-Regisseur
matthias von hartz ist übrigens ein design-künstler, jemand, der gerne karriere und geld macht, der es aber nicht so wirklich schafft.. daß er dieses zitat shoppen gegen die krise zum festivalmotto erhebt, verwundert mich nicht im geringsten. finde ich, ehrlich gesagt, widerlich im anblick von kunst. habe nichts gegen shoppen. finde ich manchmal lustig. kann man auch ehrlich nette kontakte knüpfen, habe schon ganze liebesgeschichten an der käsetheken begonnen, kein problem. durchaus auch intellektuelle gespräche in der umkleidekabinenwarteschlange geführt. mit männern über unterhosen und ihre soziologische bedeutung für die politik geführt, kein problem, man muß nur die augen und das herz offen halten. liebe auch bis heute das stück shoppen und ficken. oder glaube, liebe, hoffnung. oder the women... ABER: was soll das als motto fürn festival. und quesne... also soooo FREI ist der jetzt auch nicht. im deutschen sinne schon. im französischen sinne ist der n eitler design-regisseur. da paßt er auch wieder zu hartz. also: viel heisse luft um nichts. vielleicht ganz gut fürs sommerloch. dazu paßt ja auch wieder die wasserinstallation. gepflegte abgekühlte, maximal n bißchen erfrischende langeweile. warten wir auf den heissen herbst. dann gehts wieder aufwärts in hh!!
Quesne auf Kampnagel: was bin ich?
@ fire: Secondhead-Weisheiten? Intertextualität hat nichts mit Secondhead im Sinne von Seconhand zu tun. Nein, es geht nicht um das reine Auswendiglernen und Wiederkäuen fremder und in Texten materialisierter Gedanken, sondern um die subjektive Aneignung von Texten, insofern sie mich in meiner Lebenssituation und -haltung ansprechen.
@ luft: Moment, ist das Festivalmotto nicht ein wenig differenzierter? "Shoppen gegen die Krise", das wird doch auch hinterfragt, oder? Zum Beispiel durch die Künstler Köbberling und Kaltwasser, die aus Abwrackprämien-Autos Fahrräder bauen.
Ebenso bezieht sich das Stück "Shoppen & Ficken" von Mark Ravenhill nicht allein affirmativ auf das Shoppen (und Ficken). Ja, auf der einen Seite stimmt der Spruch von Brian, dem patriarchalisch-autoritär-verklemmt auftretenden Sozialarbeiter: "Geld ist Zivilisation und Zivilisation ist Geld." Auf der anderen Seite wird das aber auch immer wieder hinterfragt, denn Geld allein kann es ja wohl auch nicht sein. Zum Beispiel erzählt Lulu in einer Szene vom Einkauf im Supermarkt, weil sie Lust auf einen Schokoriegel hatte. Und dass sie dabei mitangesehen hat, wie ein "Pennerty" eine junge Studentin/Kassiererin hinter dem Ladentisch abgestochen hat, bloß weil diese ihm statt einem Zehnerpack einen Zwanzigerpack gegeben habe. Als sie wieder zu Hause ist, fragt sich Lulu, die mit ihren drei männlichen WG-Freunden Drogen vertickt, konsumiert und ansonsten nur abhängt: "Jemand muß einen Krankenwagen rufen. Vielleicht liegt sie da noch. [...] Ich hab den Schokoriegel mitgenommen. Sie wird abgestochen, und ich stecke den ein und denke bloß für einen Moment: Ich kann mir den nehmen, und keiner hält mich auf. Warum hab ich das getan? Was bin ich?" Übrigens, ich hab heute einen Schokoriegel geschenkt bekommen, ganz umsonst und ohne Gegenleistung. So gehts auch. Schön.
Quesne auf Kampnagel: alles nur geklaut
sorry, aber ich kenne den inhalt von shoppen und ficken.
---das war nicht der inhalt meines postings.
und außerdem: was die beiden da aus abwrackautos bauen, das hat wolf vostell schon viel früher viel eleganter bewerkstelligt: aus echten luxuskarossen wirklich ästhetisch schöne kunstwerke, das ist doch alles nur geklaaaaauuuuut (jetzt zitiere bitte nicht als antwort den song aus dem das letzte zitat ist, gähn)
Quesne auf Kampnagel: Hinweis
http://www.youtube.com/watch?v=sCEZ2m9o7vc&feature=related



(Kann aus technischen Gründen in dieser Rubrik leider nicht verlinkt werden. Die Red.)
Quesne auf Kampnagel: alle können etwas tun
@ luft: Bei Köbberling und Kaltwasser geht es um ökologische Nachhaltigkeit, um einen neuen Gebrauch von möglicherweise unnötig abgewrackten, weil noch funktionstüchtigen Autos. Bei Vostell geht es allein um die Ästhetik, auch schön, aber mit den erstgenannten Künstlern nicht vergleichbar. Und was meinen Sie eigentlich mit "echte Luxuskarossen"? Es geht nicht um den Gegensatz Luxus versus Armut. JedEr kann etwas tun, um den Klimawandel aufzuhalten.
Quesne auf Kampnagel: Strom sparen
stimmt, sie könnten zb mit dem posten aufhören. spart unglaublich viel strom.
Quesne auf Kampnagel: Schlagworte des Gutmenschentums
@ fire: Genau darum gehts eben nicht, andere mit Schlagworten des Gutmenschentums wie Demut und Verzicht zu traktieren. Veränderung kann nur aus einem individuellen und freiwilligen Impuls heraus entstehen. Dazu KANN - nicht muss - das Theater den Anstoß geben.
Quesne auf Kampnagel: von nachtkritik-Feinden aktiviert?
Ist diese sogenannte Jeanne hier eigentlich von den Feinden der Nachtkritik in diesem Forum aktiviert worden, um wirklich jede Debatte hier in ihren Volkshochschuldiskursen absaufen zu lassen.

Und Luft, Ihre Meinung in allen Ehren, aber Sie würde mehr Eindruck auf mich machen, wenn sie nicht von unausgegorenen und uninformierten Anpinkeleien gegen von Hartz begleitet wären. Das sollten Sie sich nicht durchgehen lassen. Denn im Kern ist an Ihrer Kritik etwas dran. Bloß in der Form ist sie nicht akzeptabel.
Quesne auf Kampnagel: Jeanne keine Feindin von nachtkritik
@ Rindermulch: Vielleicht tun Sie ja dasselbe, nur unter verschiedenen Pseudonymen. Und um Sie zu beruhigen, ich bin keine "Feindin" (in diesem Begriff spiegelt sich für mich Schwarz-Weiss-Denken und Kriegsrhetorik) von nachtkritik, im Gegenteil. Die Unterstellung, dass nachtkritik tendenziös sei, kann ich nicht teilen.
Quesne auf Kampnagel: Jeanne d'Arc, wie Flohbär sie sieht
Jeanne ist keine Feindin von Nachtkritik, ganz im Gegenteil, sie ist eher süchtig, bei ihr hat sich eine Art Manie entwickelt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens zwei Kommentare von ihr drinstehen - würde man ihr die Nachtkritik "wegnehmen", so würde sie aus Gründen der Entbehrung und Verzweiflung vielleicht zu Drogen oder Alkohol greifen.
Ich habe auch Slotderijk und Adorno in greifbarer Nähe in meinem Bücherregal stehen, aber mir kommt es nicht in den Sinn, in einem Theaterforum daraus zu zitieren, es sei denn, ein Stück handelt explizit von Sloterdijk.
Erwähnt hier jemand ein Stück, dann hat Jeanne sofort eine kurze Inhaltsangabe parat oder zitiert daraus. Nebenher macht sie sich noch ihre eigenen Gedanken, sie fühlt sich gedrängt, den Vor-Kommentator zu korrigieren, da man ja differenzieren muss, und überhaupt sollte einiges aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Meistens geschieht das mit erhobenem Zeigefinger - das Ganze nennt sie dann Diskurs. Aber zur Vermeidung eines privaten Desasters sollte man aus oben genannten Gründen Fräulein Jeannechen einfach lassen (der Diminutiv wurde nach Lessings Tragödientheorie Mode. Danach enstanden die Gretchen und Kätchen, weil die Frau nach Lessing von der Natur hauptsächlich für die Liebe gerüstet wurde. Böse durfte sie eigentlich nicht sein, das war gegen ihre Natur, es sei denn, sie war eifersüchtig aus nicht erwiderter, gekränkter Liebe. Vielleicht hat Jeanne nur Defizite bei ihrem Zärtlichkeitsbedürfnis und verlegt sich aus Motiven der Kompensation auf geistiges Terrain.)
Quesne auf Kampnagel: Alkohol+nachtkritik – nur für Männer
Hallo Flohbär! bei dir geht ja beides, Alkohol und nachtkritik. weil du ein Mann bist, ne? und deine Alte krault dir den Nacken und nennt dich Flohbär. Und während sie die Parasiten entsorgt, schreibst du den nächsten nachtkritik-Kommentar. ... ne?
Quesne auf Kampnagel: Korinthen
"Wenn Klugscheißer Durchfall bekommen,
spricht man von Korinthenkackern." (Sallust)
Quesne auf Kampnagel: Kommentarsucht
@ Flohbär: Bezeichnend und beinahe schon entlarvend ist, dass Sie offenbar süchtig danach sind, auf meine Kommentare reagieren und diese größtenteils patriarchalisch-herablassend kritisieren zu müssen. Zum Vorwurf des erhobenen Zeigefingers kann ich nur sagen: return to sender. Angesichts Ihrer stereotypen Vorstellungen der Geschlechterrollen möchte ich mich Ihnen gegenüber gern mal sozial unbeholfen verhalten. Sie werten Vernunft als männlich und Emotionen als weiblich. Da können Sie natürlich auch gar nicht auf die Idee kommen, dass Frauen sich auch völlig grundlos und aus eigenem Interesse heraus aufs - wie Sie schreiben - "geistige Terrain" verlegen könnten. "[...] weil die Frau nach Lessing von der Natur hauptsächlich für die Liebe gerüstet wurde. Böse durfte sie eigentlich nicht sein, das war gegen ihre Natur [...]." Oh Gott, wie reaktionär ist das denn? Sie müssen schon sehr alt sein - oder einfach nur stockkonservativ.
Quesne auf Kampnagel: die Nachfahren der Korinther
Hallo Jeanne d'Arc und Ernst Huberty: Demnach müsstet Ihr die Nachfahren der Korinther sein. Stimmt das?
Quesne auf Kampnagel: Kommentarentzug
Frau d'Arc, ich habe mir vorgenommen, auf Ihre Kommentare nicht mehr einzugehen, nun habe ich es mit meinem letzten Beitrag dennoch getan, das war ein Fehler.
Wo steht etwas von meinen angeblich stereotypen Vorstellungen der Geschlechterrollen? Ich habe Lessings Tragödientheorie erwähnt, die ich übrigens ablehne. Sie tun so, als seien Lessings Frauenbilder auch meine - das habe ich mit keinem Wort erwähnt. Sie sollten einmal versuchen, richtig zu lesen... Männer verlegen sich aufgrund irgendwelcher Enttäuschungen gelegentlich auch auf geistiges Terrain.
Ich bin für Gleichberechtigung und kein bisschen konservativ. Bei anderen Frauen wie Ihnen reagiere ich auch völlig anders. Die schreiben nicht "Singt, Ihr Luschen, singt!" oder "Ich kann Ihnen das erklären..." oder "Ihre Meinung interessiert mich nicht" und dergleichen mehr. Sollte ich bei Ihnen patriarchalisch-herablassend schreiben bzw. in diesen Ton hineingeraten, so liegt das an Ihrer Art, sich auszudrücken. Bei anderen Frauen gibt es keinen Grund, derartig zu reagieren.
Aber in Zukunft können Sie beruhigt sein, Frau d'Arc: ich bin an einer geistigen Auseinandersetzung mit Ihnen längst nicht mehr interessiert.
Quesne auf Kampnagel: was bleibt
Geist verflüchtigt sich,
Dummheit die bleibt.
Wer das nicht behält,
sich's besser aufschreibt.
Quesne auf Kampnagel: Vollmond
die fahrt ist heiter, der mond voll, die tasche bestückt, die blick weit, nacht, ohne schlaf, zügellos, still, bangig, böse zugen, dumme zugen, saudumme zugen, scheidezähne, musik weit, nie mehr erreichbar...
Quesne auf Kampnagel: Die Lust am Text
@ Flohbär: Oui oui, bien sûr! Und folgender Satz aus Ihrer Feder bezog sich natürlich auch rein abstrakt und total theoretisch auf Lessings Tragödientheorie: "Vielleicht hat Jeanne nur Defizite bei ihrem Zärtlichkeitsbedürfnis und verlegt sich aus Motiven der Kompensation auf geistiges Terrain." Mais non, c'est complètement idiot!
@ Hubertus Jemenie: Die Nachfahren der Korinther? So so, na ja, vielleicht, kann schon sein.
Ich schreibe, also bin ich: "Der Text hat eine menschliche Form, er ist eine Figur, ein Anagramm des Körpers? Ja, aber unseres erotischen Körpers. Die Lust am Text wäre nicht reduzierbar auf sein grammatisches (phäno-textuelles) Funktionieren, so wie die Lust des Körpers nicht reduzierbar ist auf das physiologische Bedürfnis." (Roland Barthes, "Le Plaisir du texte") Ansonsten hab ich keinen blassen Schimmer.
Quesne auf Kampnagel: Frischluft für Jeanne
....übrigens haben sie mir mit ihrem nicknamen meine "ehrenbezeichnung" bemächtigt: wurde mir doch in dem "minichmayrthread" als erich bahr diese ehre von anderen schreiberlingen zuteil, mich mit jeanne d'arc verglichen zu sehen...oder auch mit cyrano de bergerac..bin damala darauf nicht weiter eingegangen...kurz danach tauchten SIE als jeanne d'arc hier auf...hm...also..vielleicht war es zufall, vielleicht spielten sie aber auch nur den trittbrettfahrer...jedenfalls bewegten sie ihr geistiges schwert am anfang recht elegant, wie ich beobachten konnte..dann wurde es allerdings, wie von anderen ebenfalls bemängelt, immer dogmatischer und griundschullehrerinnenhafter, leider. außerdem ist mir das französisch so lieb, daß es mir in den augen weh tut, ihres hier zu lesen. entschuldigung. ich wollte sie nicht beleidigen. aber ich hatte damals über die eleganz der grande nation geschrieben, über madame de stael..leider merkt man ihnen viel zu sehr an, daß ihnen diese in bezug der intellektuellen feder-degenschwingenden zunft ein wenig noch fehlt..vielleicht kann ich sie hiermit nur ein wenig ermuntern: üben sie ruhig weiter! aber, vergessen sie nicht: sie sind nicht die echte jeanne!! (ich übrigens auch nicht, ich war nur erich bahr!) diese war hellsichtig!! und weise!! und nicht nur logisch-intellektuell auf ein virtuelles papier beschränkt! also: gehen sie an die frische luft! lachen sie! leben sie!! diskutieren sie kämpferisch-freundschaftlich mit freunden in cafe! und schreiben sie nur alle drei tage hier ihre neu entdeckten, eleganten und EIGENEN denk-ergüsse! ihre hier doch schon auch zahlreiche fangemeinde wird sie hundertfach mehr dafür schätzen!! und ihnen danken! und ich garantiere ihnen: sie werden zufriedener und glücklicher sein...,und irgendwann vielleicht ebenfalls weise statt nur altklug... alles liebe. ihr (ehemaliger) erich bahr, der eigentlich ne frau war...oder auch nicht...wer weiß das schon in dieser virtuellen kunstwelt so genau..ich gehe nun nach draußen an die frische luft!!
Quesne auf Kampnagel: Jeanne will keine Frauenfigur sein
@ 35: Wie, ich bin nicht die echte Jeanne? Zut alors! Wo ist denn jetzt bloß mein eigenes Leben hin? Ich muss hier dauernd irgendwelche Frauenfiguren spielen, wie sie in den Köpfen der Männer herumgeistern: Gretchen, Emilia, Käthchen, Madame de Stael, Jeanne d'Arc.. - aber irgendwie ist das nur Bauchreden. Das ist nicht meine eigene Stimme, und die wollen die ausgestopften Pestleichen im Zuschauerraum ja auch gar nicht hören. Die sehen nämlich durch mich hindurch, die sehen durch meinen KÖRPER hindurch. Die wollen immer nur die schöne Seele sehen - die Märtyrerin Gottes, die Edelnutte des Pastors, die Sekretärin des Politikers, die Hospitantin des Regisseurs usw. Aber das bin ich nicht! Und Sie wollen mir mein Leben vorschreiben, Flohbär? Warum? Weil Sie zu den Ober(wirtschafts)weisen der Männerökonomie gehören? Ich kann mit dem Text der Schillerschen Jeanne d'Arc nichts anfangen, mehr schon mit der Johanna Dark von Bertolt Brecht. Johanna Dark zweifelt am stets liebenden Selbstopfer der Frau, indem sie am Ende zu folgendem Schluss kommt: "Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht, und es helfen nur Menschen, wo Menschen sind." Gott ist tot.
Quesne auf Kampnagel: Privatgefasel nervt!
Hilfe! Ihr nervt echt mit eurem Privatgefasel. Könntet ihr Egozentriker, Jeanne, Flohbär, Erich..., nicht mal wieder runterkommen. Wer und was ihr seid, interessiert hier doch niemanden. Dies war mal ein Kampnagel-Forum. Dann redet lieber wieder über Wasser. Aber bitte bitte nicht immer nur über euch selber!
Quesne auf Kampnagel: back to Kampnagel
@ genervt: Sie haben ja so Recht. Flohbär hat damit angefangen (s. 26.). Und ich verteidige hier nur meinen Standpunkt. But back to Kampnagel!
Quesne auf Kampnagel: Poetisches zur Kollektivverblendung
"Heimweh Fernweh Sehnsucht ich weiß nicht was es ist
Ich weiß nicht was es ist warum fühl ich mich so leer
ich will mehr von dir als das was ich schon sah und hörte
verstörte Kreaturen überall der Verfall schleicht voran
unaufhaltsam Energieverschwendung Kollektivverblendung
Wahn keine Zeit kein Raum kein Traum

Ich weiß nicht wer ich bin wo soll ich denn noch hin
ich habe Angst es ist tief in mir drin
manchmal wein ich leise kannst du mich verstehn
niemand gibt mir Antwort wenn ich frage wonach darf ich mich sehnen
der Himmel ist nur schwarz der Himmel ist nur leer
ich sehe nach oben keine Sterne mehr ich hab
Heimweh Fernweh Sehnsucht ich weiß nicht was es ist
Heimweh Fernweh Sehnsucht ich weiß nicht was es ist
ich will nur weg ganz weit weg ich will raus"
(Christian Friedrich Daniel Schubart)
Quesne auf Kampnagel: im Zuschauerraum
und überhaupt sollte man und frau sich im theater viel öfter eine in die fresse hauen und weniger reden oder frau und frau und man und man ach herrje...ihr wisst schon. das wäre doch mal eine anteilnahme
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