Das Erscheinungsbild des deutschen Theaters

Berlin, 28. August 2009. Wie dem heute erscheinenden Jahrbuch von Theater heute zu entnehmen ist, wurden die Münchner Kammerspiele bei der jährlichen Kritikerumfrage mit 16 der 41 Kritikerstimmen zum Theater des Jahres gewählt. Mit 5 Stimmen folgt auf Platz zwei in dieser Kategorie Matthias Lilienthals Berliner HAU.

Weiter gibt Theater heute auf seiner Website bekannt:

"Fast so einig wie im Fall der Kammerspiele waren sich die Kritiker beim Bühnenbild des Jahres, das, belohnt mit 15 Stimmen, Andreas Kriegenburg als rotierendes, gekipptes Auge für seine eigene Inszenierung von Kafkas Prozess an eben jenem Münchner Siegerhaus entwarf. Zweiter wurde mit fünf Voten Martin Zehetgruber mit seinen bühnenfüllenden Baumästen für Martin Kusejs Inszenierung des Schönherrschen Weibsteufels an der Wiener Burg.

Ebenfalls 15 Kritiker riss als Nachwuchsschauspielerin des Jahres Kathleen Morgeneyer mit ihrer "sperrig entrückten" Nina hin, ein Spiel, ermöglicht vom verstorbenen Jürgen Gosch, der mit der Möwe am Deutschen Theater zum vierten Mal seit 2004 mit 13 Stimmen die Inszenierung des Jahres geschaffen hat. Vier Kritiker gaben ihre Stimme Christoph Schlingensief für die Ruhr-Triennale-Inszenierung Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir, zwei weitere für die ReadyMadeOper Mea Culpa an der Wiener Burg.

Das deutschsprachige Stück des Jahres schrieb zum vierten Mal seit 1994 Elfriede Jelinek mit Rechnitz (Der Würgeengel), der wortmächtigen Erinnerung an ein NS-Massaker an 180 Juden (13 Voten), ergänzt um drei weitere Voten für ihr Finanzkrisen-Stück Die Kontrakte des Kaufmanns. Christoph Schlingensiefs Fluxus-"Kirche der Angst" galt fünf Kritikern als bemerkenswertestes deutsches Stück. Ausländisches Stück des Jahres ist Dennis Kellys Polit-Farce "Taking care of baby" (Kindersorgen), das sechs Kritiker zum Sieger kürten (plus eine Stimme für Kellys Geld und Liebe. Auf Rang 2 mit vier Stimmen Tracy Letts' Osage County/Eine Familie, je drei Kritiker konnten Simon Stephens' Harper Regan und Yael Ronens Dritte Generation für sich einnehmen.

Ein eindeutiger Fall ist 2009 die Schauspielerin des Jahres: Elf Stimmen brachte "Weibsteufel" Birgit Minichmayr hinter sich, mit je drei Voten folgen Corinna Harfouchs Arkadina in Goschs DT-"Möwe" und Sophie Rois in René Polleschs Wiener Fantasma. Nicht ganz so eindeutig die Voten bei den Herren: Mit fünf Stimmen tänzelte Alexander Scheer als Kean in Frank Castorfs gleichnamiger Volksbühnen-Boulevardeske nach Alexandre Dumas nur knapp an Joachim Meyerhoff vorbei, dem vier Kritiker begeistert bei der Lesung seiner biografischen Erinnerungen Alle Toten fliegen hoch an der Wiener Burg lauschten, wenn sie ihn nicht als Schlingensief-Alter-Ego in "Mea Culpa" bestaunten.

Bleibt noch das Ärgernis. Auch das fiel dieses Jahr bemerkenswert eindeutig aus: Ein knappes Viertel der Stimmberechtigten, nämlich 10, versammelten sich in der Erregung über das populistische Fernsehformat, das sich 3sat zur Verleihung seines mit 10.000 Euro dotierten Preises beim Berliner Theatertreffen hat einfallen lassen: Vier Juroren streiten sich öffentlich im Preiskampf, den Dieter-Bohlen-Macho gab erfolgreich Claus Peymann. Gegen den alten Provokateur hatte der neue keine Chance: Abgeschlagen landete Volker Lösch, der Volkes Stimme einen wütenden Marat-Chor gab, mit 5 Nennungen auf dem zweiten Platz."

(Theater heute /sik)

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Kommentare  
Theater heute Hitliste: unüberraschend
HAU auf Platz 2 bei der Wahl zum Theater des Jahres finde ich ja höchst interessant...!
Alles andere kommt relativ unüberraschend.
Theater heute Hitliste: über den Tellerrand schauen
Naja, woher sollen die Überraschungen auch kommen... Da müsste man sich ja aussem Fenster lehnen, über den Tellerrand schauen, sich be- oder abmühen - und stände mit einer evtl. überraschenden Meinung am Ende doch ziemlich alleine in der Kritikergemeinde...
Theater heute Hitliste: Formel
hebbel hebbel hau hau hau!
Theater heute Hitliste: noch ein Trinkspruch
hebbel hebbel hau hau hau!

ein trinkspruch aus der theaterszene, den ich immer wieder angebracht finde...

und schlingi der schlingel hat ja auch wieder mal abgeräumt und gepunktet mit seiner oper und der kirche der angst.

da könnte auch ein trinkspruch draus werden:

schlingi schlingi sief sief sief!
Theater heute Hitliste: lesenswert!
endlich mal wieder ein lesenswertes jahrbuch, das letzte war zum einschlafen.
Theater heute Hitliste: ostlastig
na ja, die ostlastigkeit nervt ziemlich. da wird wieder lang und breit geschwafelt, wie das ddr-theater die mauer geöffnet hat! alle künstler, alle oppositionelle? klaaaar!
Theater heute Hitliste: Herr Wallraff, übernehmen Sie bitte!
warum entspricht jedes jahr die gewinnerliste ziemlich genau der gewinner auswahl, die auch franz wille angibt? hat er einfach den durchschnittskritikergeschmack oder bringt er die anderen kritiker immer dazu, das zu wählen, was er vorgibt - könnte das herr wallraff mal für nachtkritik. de als theater heute praktikatnt herausfinden?
Theater heute Hitliste: einfach mal lesen
Kobold21, der Eindruck, den Sie in Ihrem letzten Satz wiedergeben, stellt sich kurioserweise gar nicht erst ein, wenn man den Artikel einfach mal liest.
Theater heute Hitliste: weiter so
Glueckwunsch an die MK. Und bitte unter Simons weiter so...
Theater heute Hitliste: Abo gekündigt
das ist doch alles humburg. die kritiker sind einfach faul und müde. die gucken sich die an, die zuletzt im film oder theater irgendwie presse- oder preismäßig "aufgefallen" sind, da geht es nicht um persönliches erleben oder einschätzen. die "berühmten" werden dann gelistet. sehr selten ist da ne wirklich eigenständige meinung dabei. und dann werden eben die gekürt, die woanders auch gekürt werden, total langweilig. gähn. oder wie erklärt sich sonst die tatsache, daß julia weininger z.b., die waaahnsinnig gut im wunschkonzert spielte (und auch das war sogar theatertreffengekürt, also trotzdem noch ne auswahl..da gibts doch noch zig anderen , die nie vorkommen, als hätte die provinz nur schrott zu bieten!! auch so n eklatantes vorurteil, natürlich gibts da schlechtes, aber auch perlen, im großstadttheater eben auch, - und auch das ist ne altbekannte, leider abgedroschene erkenntnis!)..in keinster weise vorkommt...und jemand wie frau minichmayr, die in macbeth wirklich grottenschlecht war, jetzt auch noch die beste des jahres im theater sein soll..also nichts gegen den weibsteufel, aber soooo toll war der auch nicht, als schauspielerisches groß-ereignis, hey, seid mal ehrlich...!!...- usw.....es ist leicht, sein kreuzchen da zu setzen, wo es alle setzen, kostet nichts, tut nicht weh..und alle sind zufrieden. ohje. ich habe heute "theater heute" abbestellt. nach über zwanzig jahren. endlich. forget them.
Theater heute Hitliste: Bravo und Ballast
Bravo, allen, die "gekürt" wurden,
und Respekt und Sympathie allen, die unerwähnt oder unberücksichtigt blieben.
Letzteres ist die größere Herausforderung! und für mich daher der interessantere Menschenschlag.

Bravo auch an meine(n) VorrednerIn, der oder die sich endlich von einem nutzlosen Ballast befreit hat!
Theater heute Hitliste: Kritiker wollen originell sein
ich wunder mich schon über die wut, die hier herrscht. warum wird immer allen kritikern unterstellt, dass sie keine lust haben, sich umzuschauen? warum sollte es nicht so sein, dass sie in etwa einer Meinung sind? Das sind sie ja noch nicht einmal, wenn man sich mal die Mühe macht und die Stimmen einzeln auszählt. Außerdem kommt Kathleen Morgeneyer zum Beispiel aus der Provinz Düsseldorf. Außerdem wollen Kritiker doch gern originell sein, deshalb "gewinnt" man ja auch mit relativ wenigen Stimmen.
Und selbst wenn man etwas anderes besser findet, so what? Dann soll man doch selber Kritiker werden, wenn mans immer besser weiß. Hallo? Es handelt sich um eine "Kritikerumfrage" nicht um den Nobelpreis.

Aber schön, dass Theater noch so aufregen kann!
Theater heute Hitliste: nicht ernst zu nehmen
Dass die man in Theater Heute von einer Handvoll Kritikern zum "Theater des Jahres" gewählt werden kann, ist ein alter Hut. Wozu sich aufregen über die Liste der Kritiker, von denen die wenigsten außerhalb ihrer Heimatstadt (meist Berlin) und außer den zum Theatertreffen geladenen Inszenierungen etwas sehen? Diese Liste dient einzig der Eitelkeit der beteiligten Rezensienten, die trotz ihrer meist schmalen Sicht aufs deutschsprachige Bühnengeschehen partout abstimmen wollen. Sie dient also nicht als ernstzunehmender Seismograf sondern ist ein Marketing-Instrument des F(l)achblatts für Theater. Und als solches funktioniert diese "Wahl" hervorragend, weshalb es diese Liste auch in Zukunft weiter geben wird. Ernstnehmen sollte man sie jedoch nicht.
Theater heute Hitliste: enttäuscht
...sorry, das war keine wut. ..im gegenteil. genausowenig wie theater heute noch eine leidenschaft gegenüber der eigentlich wirklich engagierungswürdigen theaterlandschaftsentdeckungszenerien entwickelt, genauso gehen mir dies miss und mister theaterunsiversumswahlen am interesse vorbei...und ich stecke meine hitze lieber in wirklich wichtige dinge: die nächsten spannenden premieren mit wirklich engagierten berühmten, unberühmten und vollig untergegangenen theaterexistenzen. das macht mehr spaß. mehr wollte ich damit nicht aussagen.
diejenigen, die das plastikgoldenen jahreskrönchen aufgesetzt bekkamen, kratzt das sowieso nich tmehr, da sie ja schon zehn andere in der vitrine stehen haben...das alles dient doch nur zur auflagenstärke eines immer mehr zur hochglanzbuntengalatheatervermarktungswerbeblättchen, das ich mittlerweile enttäuscht nicht mal mehr auf dem klo lesen möchte...alles beste, natürlich noch denen, die sich über ihren siegerkranz freuen werden. ich gönn es euch ja. wirklich. falls..ihr euch freut...dessen bin ich mir eben nicht mal so sicher...
Theater heute Hitliste: es ist wie überall
das ist doch fast wie überall in gesellschaft und kultur

'diejenigen, die das plastikgoldene jahreskrönchen aufgesetzt bekamen, kratzt das sowieso nicht mehr, da sie ja schon zehn andere in der vitrine stehen haben´

ich könnte auch ganz vulgär sagen ´der teufel scheißt auf den größten haufen´ aber darf solche fäkalsprache in diesem gehobenen forum zur sprache kommen?
joe
Theater heute Hitliste: nennen Sie Namen!
Was mich an den Listen-Kritisieren immer so nervt: Nennen Sie doch einfach Namen! Schreiben Sie doch: Ich bin mit der Wahl zur Schauspielerin des Jahres nicht einverstanden, viel besser fand ich Schauspielerin xy in der Rolle xy und zwar genau deswegen: Und dann begründen Sies. So entsteht eine Diskussion. Was Sie hier ablassen ist nur Gejammer, mehr nicht!
Theater heute Hitliste: es wurden Namen genannt!
ist doch geschehen, niemand, ging darauf ein: julia weininger, wunschkonzert regie katie mitchell, schauspiel köln, sogar schon gekrönt, aber nicht beachtet, dabei war sie die einzige, die völlig uneitel sich ganz der rolle unterwarf, im ensemble aufging, und in dieser großaufnahme eine wunderbare, unheimlich-unglaublich, weil unspektakuläre sinead o'conner träne weinte, allein für diese träne gehörten ihr zehn plastikkrönche aufgesetzt! aber wahrscheinlich hat sie die gar nicht nötig...und viele andere, schreibe ich mal später , sprengt den rahmen, dieser name ist der erste, den ich mal zu diskussion in die runde warf und werfe...weitere folgen gerne, hätte da ne laaange liste: denn : es geht nicht um die/den besten, es gibt viele beste...sondern vielleicht um die besten momente...
Theater heute Hitliste: Selbstironie braucht's
@ ugly kid joe:
"Beklage dich nicht, / wenn du im Leben zu kurz kommst. / Dafür geht es anderen ja besser." (Robert Gernhardt)
Merke: Wenn du wirklich gehört werden willst, brauchst du vor allem erstmal einen Sinn für Humor und Selbstironie.
Theater heute Hitliste: Lachsalve des Jahres
@ 18 genau, alter.
dass ich da nicht selber drauf gekommen bin.
da muss so eine heldenhafte xanthippe mir erstmal richtig humor und selbstironie verklickern.
oder dieser robert, der kann mich mal gernhaben.
ich schlage jeanne für die nominierung zur lachsalve des jahres vor.
joe
Theater heute Hitliste: so einfach ist das nicht
aber wenn man zum beispiel in die nachwuchsspalte schaut da steht unter autoren zum beispiel auch anne habermehl und die wurde nicht in berlin gegeben. und da kann man zum beispiel einfach mal reinschauen, wer dort überhaupt erwähnt wurde, denn aus so einer riesigen auswahl an neuen autoren, kann man also gespannt sein, was von ihr demnächst kommt. so muss man das doch auch mal sehen oder? man sucht sich halt die perlen raus: was hab ich noch nicht so gesehen, wer könnte mich interessieren und alles andere ist doch wurscht. ich finde es schade, dass hier immer auf die kritiker draufgehauen wird. ist das neid um deren posten? so einfach ist es nunmal nicht kritiker einer überregionalen zeitung o.ä. zu werden. ich glaube schon, dass bei vielen oder bei den meisten die leidenschaft brennt, denn reich wird man von diesem job sicher auch nicht, was also sonst als lust am theater sollte jemanden antreiben diesen job zu machen? warum gehen hier alle immer von der schlechtesten aller möglichkeiten aus? außerdem kann auch jeder mal daneben liegen mit seiner kritik, so wie auch jeder mal mist verzapfen kann auf der bühne, deshalb ist man doch nicht gleich korrupt, faul, langweilig und inkompetent.
Theater heute Hitliste: wie Fußball
Theaterkritiker als Fußballtrainer.
Theater heute Hitliste: wer bestimmt, wer abstimmen darf?
aber man muss sich schon mal angucken, wer da alles abstimmen darf: einer von einem lokalen stadtmagazin aus berlin genauso wie leute von der welt, die meisten aus berlin, die überregional nur sehen, was im hau oder auf dem theatertreffen eingeladen wird. das ergibt zwangsläufig ein ziemlich verzerrtes bild. wer bestimmt eigentlich, wer hier abstimmen darf und wer nicht? wieso ein lokalkritiker von einem stadtmagazin, das außerhalb von berlin keiner kennt, und wieso nicht wer von einem wiener stadtmagazin? es ist jedenfalls die hitliste von theater heute, nicht der kritiker (stadelmaier ist nicht dabei, nur ein beispiel). aber die theater sind natürlich total stolz, wenn sie gewählt werden. ist auch o.k., es ist nur ja nur ein tipp-spiel.
Theater heute Hitliste: albern, aber wirkungsvoll
das entscheidet natürlich die redaktion von theater heute, und bestimmt wird man nicht gezwungen mitzumachen. und wenn lokalkritiker gefragt werden, fühlen die sich aufgewertet und machen mit. ist doch schön, wenn man macht hat. fünf stimmen reichen für ein theater des jahres, und das ist ein hübscher titel, der auch lokalpolitiker beeindruckt. die hitliste ist albern, hat aber wirkung.
Theater heute Hitliste: achtet auf muffige Gesichter
Das, was noch viel weniger erstaunt als die Hitliste in der Theatergala, sind die Kommentare, die hier dazu abgegeben werden. Sooooooo vorhersehbar..... soooooooooooo eine schlechte Kommentardramaturgie..... (und ja, natürlich komm ich auch schon wieder nicht drin vor, wie seit Jahren nicht, schäum. Glaub ich. Hab noch nicht reingeguckt.Sollt ich mal tun, geht ja schließlich einzig und allein darum, ob man selber drinsteht, nicht wahr???? Also achtet auf Leute, die in Bahnhofsbuchhandlungen mit total muffigem Gesicht in diesem Ding blättern :-)
Theater Heute Hitliste: lesen müsste man können
Sehen Sie doch mal unter den Namen Kralicek und Cerny nach - allein zwei Kritiker Wiener Stadtmagazine bzw. österreichischer Magazine! Lesen müsste man schon können ... genauso wie etwa "wettbewerbsmüde", Julia Weininger wurde in der Liste doch ohnehin genannt - hat aber eben nicht gewonnen, so ist das Leben. Was soll also die Aufregung?
Theater Heute Hitliste: bitte genauer lesen
@naja
Wieso sollten denn die Leute von der Welt - eine der wenigen Zeitungen, die sich noch reisende Kritiker leistet - nur sehen, was auf dem Theatertreffen eingeladen war? Der eine hat u. a. die Mannheimer Theresia Walser genannt, die nie in Berlin gezeigt wurde. Viel problematischer wären in diesem Sinne doch Lokalkritiker aus der Schweiz, Österreich oder Süddeutschland, die es oft nicht mal zum Theatertreffen schaffen und ganz gewiss niemals in den deutschen Osten gelangen. Aber die sind ja gerade dazu da, den Berliner Blick zu korrigieren - was sie auch tun. Dass Stadelmaier nicht dabei ist, ist seine eigene Entscheidung, keine Zensur von Theater heute. Ansonsten gilt: Fast jeder, der hier als fehlend genannt wurde, taucht in der Liste auf, aber er hat eben keine 15 Stimmen auf sich vereinigen können wie die meisten Sieger. Ich kann tatsächlich viele Theater miteinander vergleichen und muss sagen: Die Kammerspiele waren in diesem Jahr mit ihrer Qualitätsdichte mal wieder einfach unvermeidlich. Sollte man denn aus Mitleid oder Originalitätssucht die Besten ignorieren? So richtig doof und knapp war's dieses Jahr doch eh nur beim Schauspieler des Jahres. Und die von einigen vermisste "Wunschkonzert"-Inszenierung wurde ja beim Theatertreffen gezeigt - aber da waren alle ziemlich angeödet. Genau wie letztes Jahr von Signa.
Hitliste: Theaterkritiker respektieren Publikum
Auch mir ist nicht klar, wieso immer auf den Kritikern herumgehackt wird. Es sind doch gerade die Theaterkritiker, die, im Gegensatz etwa zu Film- oder Literaturkritikern, die Kompetenz des Publikums respektieren und sich diesem nicht überlegen fühlen. Gerade in Bochum haben wir das doch erlebt. Kein Kritiker hat das Bochumer Publikum dafür gescholten, dass es dem Haussmann-Theater fernblieb. Egal ob Christine Dössel in einem Haussmann-Portrait auf der Homepage des Goethe-Institus (das mittlerweile dort nicht mehr zu lesen ist), Andreas Rossmann in seinen FAZ-Artikeln oder Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung oder die lokalen Kritiker wie Werner Streletz, sie alle glaubten an die Kompetenz des Publikums, nicht ein einziger Kritiker stellte sie in Frage. Warum wohl? Weil die Theaterkritiker, und hier unterscheiden sie sich eben positiv von vielen anderen Kritikern, wissen, dass sie über keinerlei besondere Bildung oder Kompetenz verfügen, die sie dazu befähigt, besser als andere zu wissen was gutes und was schlechtes Theater ist. Im Gegenteil: es wurde in diesem Forum ja schon häufiger erwähnt, dass es sich bei Till Briegleb um einen Laienkritiker handelt, auch andere haben sicher nicht immer die nötige Bildung und Ausbildung (so etwa auch der Bochumer Kritiker Streletz), Theatergänger haben dagegen häufig einen geisteswissenschaftlichen Abschluss. So tun Kritiker zweifellos auch gut daran, die höhere Bildung und Kompetenz des Publikums zu respektieren. Warum also ausgerechnet den Theaterkritikern immer Arroganz gegenüber dem normalen Zuschauer vorgeworfen wird ist mir nicht verständich.
Theater heute Hitliste: Hauptsache Muffeln
Jaa! Ein Hoch auf die Theaterkritiker, die in Zeitungen rummuffeln, weil sie nicht auf der Bühne rummuffeln dürfen. Hauptsache: Muffeln. Das ist ein Lebenselixier. In dem Unleben, in dem wir alle leben. Denn: ein jeder ist doch so ein kleines bißchen unzufrieden mit dem ureigensten Lebensentwurf, der ganz! sicher nicht das geworden ist, also: überhaupt nicht, was man sich mal so vorgestellt hat mit vierzehneinhalb und zum Glück! gibt es aber das Internet, wo wir da sehr objektiv drüber reden und das kommentieren können, wie das so ist mit der (Theater)welt, warum wir da alle so zu kurz drin kommen, in Hochglanzzeitschriften sowieso, aber auch ein bißchen im Internet, aber: die allerärmste SAU!!!! Ist man dann selber. Also ich. Niemand versteht mich. Meine Kunst. Schäum. Nein: Heul. Sauf. Etc. So, jetzt muß ich aber raus in meinen Hinterhof, Party mit mir selber machen, das Titelbild des Jahrbuches zwischen den Mülltonnen tanzen zusammen mit meinen Pfandflaschenfreunden. Und morgen gehts dann wieder Zeitungen verkaufen in der S-Bahn.
Theater heute Hitliste: Hysterion, Schutzgott der Schauspieler
was ist denn passiert?ist jemand gestorben?wo kommt schon wieder dieses drama her?
ach ja,der schutzgott der schauspieler heisst hysterion.
und ihrer aller gemeinsame schwiegermutter hybris.
hihihi
Theater heute Hitliste: Wieninger? Nein!
Hey du, Nummer 17,

erstens mal heißt die Frau aus dem Wunschkonzert Wieninger - mit ie - weißt du. Dann weiß ich nicht, warum man eine Schauspielerin dafür ehren soll, dass sie einmal von der Regie zurück gedrängt wird, einmal nicht plump entfesselt daherpoltert, wie es sonst ihr Brauch ist. Ich habe Julia Wieninger hier in Köln mehrfach spielen sehen, mehrfach vorführen sehen, wie ihr der Körper irgendwie im Weg ist, wie die Sprache sie irgendwie überfordert, wie ihr die Mittel fehlen, sich in einer Inszenierung, in einer Interpretation zurechtzufinden. Im Faust, in Iphigenie und besonders als Célimène in Karin Henkels Menschenfeind, in dem sie in ein viel zu enges Glitzerkleidchen gepresst über die Bühne stakste.

Und auch wenn meine Sympathien für Frau Minichmayr nicht so dolle sind: nie und nimmer hat Julia Wieninger in einer Diskussion um die beste Schauspielerin der vergangenen Spielzeit irgendwas verloren.
Theater heute Hitliste: Doch! Wieninger!
oh, da scheint aber eine große wut einer wunderbaren schauspielerin gegenüber durchzuscheinen..ich fand das glitzerkleidchen wunderbar..und ihr körper ist mal nicht son abgehungerteds etwas wie es heute mode ist und sich sogar frau minichnmayr auf wokaleks maße heruntergehungert hat...sondern sie ist authentisch und sehr wohl was in der liste zu suchen..gaaaaanz oben, entschuldigung, aber das ist meine meinung...
bin nicht so der tippheld, ei und ie ist leicht zu verwchseln...trotzdem wußten alle, wen ich meine, oder??
Theater heute Hitliste: Wieninger ist große Kunst
Hallo PSchen. Du wirst nicht verhindern, dass man die Wieninger wahrnimmt. Zuhören muß man können! Klare Sätze kommen da. Ganz einfach. (große Kunst) Nicht das permanente "Seht her wie bin ich groß", wie heute an der Tagesordnung. Verschleiern - Rollenspiel Nebensache. Und Glitzerkleidchen ist Sache des Kostümbildners. Du fischst im Trüben PS. Tut gut mit dem Ergebnis das Stäbchen zu brechen. s.o. "Seht her wie........"
Der deutsche Geisteskleingärtner wird nicht aussterben, er steht blind und taub Posten. Gründet eine Partei, das wirft dann auch noch gut was ab. PS, wir werden immer von Euch hören, das weiss ich, aber ernst nehmen kann ich Dich einfach nicht.
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