Ein Theatermani-Fest

von Eva Maria Klinger

Wien, 4. September 2009. Mit einem Aplomb wolle er seine Ära beginnen, verkündete Matthias Hartmann in unzähligen Interviews. Das Statement der Selbstsicherheit hat er nun mit der Bewältigung dieser Mammutaufgabe eingelöst. Keiner hat das an diesem Ort seit einem Vierteljahrhundert fertig gebracht. Claus Peymann versprach 13 Jahre lang einen Faust, Klaus Bachler hatte für den Abschluss seines 10jährigen Wirkens ebenfalls ein Faust-Projekt angesetzt – mit Joachim Meyerhoff als Faust und Michael Maertens als Mephisto. Der Plan musste mit dem Tod des Regisseurs Jürgen Gosch begraben werden.

Nur Katharina Lorenz als Gretchen blieb – welch Glück! – von diesem Plan erhalten. Sie ist jetzt bei Hartmann ein modernes, selbstbewusstes Mädchen, das sich dennoch voll Naivität und Reinheit ihrer ersten, tragischen Liebeserfahrung hingibt. Bedingungslos, forsch und niemals larmoyant nimmt sie ihr Schicksal an. Sie entzückt in anfänglicher Unbekümmertheit, erschüttert später in Schmerz und Verzweiflung. Katharina Lorenz, eine unvergleichliche Darstellerin und die Entdeckung dieses Abends.

Das Gemurmel des großen Monologs

Mephisto, die "Spottgeburt", ist Gert Voss. Ein abgeklärter, verschmitzter Schelm, der sich den Spaß vergönnt, der Welt noch einmal zu zeigen, wohin die Reise wirklich geht, nämlich nicht entlang des "rechten Weges". Dass der Doktor Faustus vermutlich Mephistos letzter Fall ist, stört nicht. Dass dieser Faust in Tobias Morettis zerknitterter Gestalt zum älplerischen Gymnasiallehrer mutiert, schon eher. Kahlköpfig, mit Nickelbrille spricht er mit belegter Stimme all die klugen Worte des Denkers, des verzweifelt Suchenden, des an seiner Sehnsucht Scheiternden. Allein man kann nicht glauben, dass dieser Mann wirklich ein existentielles Problem hat.

Zu Beginn dringt aus der schwarzen Bühnentiefe das Gemurmel des großen Monologs. Faust sitzt am Laptop und trägt sich mit dem Gedanken sein Leben aus gescheiterter Sinnsuche zu beenden. Den Laptop wirft er in eine grellgelbe Müllmaschine, die ihn zu Staub atomisiert. Da weiß man schon, dass man die Sache nicht so ernst zu nehmen hat. Bereits im kabarettistisch angelegten "Prolog im Himmel" wippten über den Glatzen der älteren Herren absturzgefährdete Heiligenscheine.

Das Mysterienspiel, das "Faust" auch darstellt, hat Matthias Hartmann entsorgt. Vier Leichen hat Faust am Ende des ersten Teils auf dem Gewissen, da ist auch die Apotheose "gerettet" unangebracht, und daher gestrichen. Die Suche nach Wahrheit und Genuss, die Sehnsucht, zum Augenblick zu sagen, "verweile doch du bist so schön", ist zwar verständlich, aber vermessen und sogar an einen Teufelspakt geknüpft und führt, wie Goethe zeigt, ins Verderben.

Gretchens bange Frage

Matthias Hartmann hat einen pragmatischen Zugang zu dieser Parabel, aber keinen unbedingten Interpretationswillen. Faust kennt schließlich jeder, der ins Burgtheater geht! Die Bühne von Volker Hintermeier bleibt im ersten Teil leer und schwarz, von schmalen LED Lichtstäben umrahmt. Das lässt Spielraum für Phantasie und verursacht keine Umbauten. Die Schauspieler schieben immer wieder einen weißen Würfel in die Bühnenmitte, mal Auerbachs Keller, mal Marthes Sperrholzzimmer, (wo sich eine großartige Maria Happel an Mephisto heran macht), oder Gretchens Stube. Gretchens bange Fragen "Er liebt mich, liebt mich nicht" wird nicht an Blütenblättern abgezählt, sondern an Wäschestücken, die sie von der Leine reißt.

Die Kostüme von Johanna Lakner sind unauffällig heutig. Mephisto stakst in schwarzen 7/8-Hosen und einem schwarzen Adidas-Blousson über die Bretter. Am grauen Lockenhaar trägt er ein schwarzes Filzkäppchen, auf das er auch schnell, wenn der Pudel angesagt ist, eine Quaste zaubert. Solche Gags, die dem hehren Spiel das Pathos austreiben, liefert Matthias Hartmann zu Hauf. Es wird viel gelacht in diesem "Faust" und das mag nur jene stören, die das größte philosophische Drama der deutschen Literatur als Bildungsgut durch die Jahrhunderte tragen wollen. Die anderen erfreut die ironische Betrachtung.

Die Welt als technisches Zauberspiel

Teil zwei ist ein neues Theaterstück, in anderer Besetzung und völlig anderer Ästhetik, wird später auch getrennt aufgeführt. Die Reise durch die Welt ist ein technisches Zauberspiel auf vier riesigen Videowänden, die von mehreren Kameras bespielt werden. Auf zwei Stunden verknappt, spricht Hartmann alle Themen an, die Goethe als ewige Menschheitsthemen erkannt hat. Die Erfindung des Geldes, die Korruption und Inflation mit sich bringt und im übrigen ein Werk des Teufels ist. Das Verhältnis von Kirche und Staat, die Geburt des neuen Menschen im Labor, die Vergänglichkeit von Glück und Schönheit, die Welt als Krisenherd zwischen Kriegen und Finanzdebakel.

Matthias Hartmann lässt Regieanweisungen und Inhaltsangaben zwischen mehrstimmig vorgetragenen Goethe-Versen sprechen, begleitet von Livemusik. Sehr eindrucksvoll. Zu den acht SchauspielerInnen, die alle Rollen des zweiten Teils übernehmen, gehören der wunderbare Joachim Meyerhoff, die famose Caroline Peters und ein nachdenklicher Tilo Nest als "Manager" Faust, der den magischen Moment, den ersehnten Augenblick vor sich sieht, aber nicht erreicht: Menschen, die Land kolonisieren. Auf der Schaukel sitzend, schwebt er – das ewig Weibliche zieht uns hinan – in den Bühnenhimmel. Ein Theatermani-Fest. Im Anfang war die Tat. Matthias Hartmann hat sie gesetzt, von einem laut und lange jubelnden Publikum bedankt.



Faust – der Tragödie erster und zweiter Teil
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Matthias Hartmann, Bühne: Volker Hintermeier, Kostüme: Johanna Lakner, Musik: Arno Waschk, Jörg Gollasch, Live-Kameras: Stephan Komitsch, Moritz Grewenig.
Mit: Gert Voss, Tobias Moretti, Katharina Lorenz, Maria Happel, Yohanna Schwertfeger, Franz Csencsits, Ignaz Kirchner, Simon Kirsch, Dietmar König, Peter Matic, Hermann Scheidleder, Stefan Wieland, Simon Kirsch, Peter Knaack, Joachim Meyerhoff, Tilo Nest, Caroline Peters.

www.burgtheater.at


Mehr lesen? Matthias Hartmann verabschiedete sich im Februar 2009 als Intendant des Zürcher Schauspielhauses mit seiner Inszenierung von Jon Fosses Ich bin der Wind. Im April 2009 stellte Hartmann in Wien seine Burgtheaterpläne vor.

 

Kritikenrundschau

"Etwas Mätzchenhaftes" haftet der Inszenierung Matthias Hartmanns aus Sicht von Roland Pohl vom Wiener Standard (5.9.) an. In dessen "kohlrabenschwarzem Klassikerland" herrschten immer nur die einfachsten Verhältnisse. "Vor Überraschungen bleibt man während dreier, recht genügsamer Stunden verlässlich gefeit." Denn an "unterirdische Gehalte, an das Erz der Interpretation, das es vielleicht zu schürfen gäbe", wolle Hartmann wohl nicht rühren. Stattdessen wolle er "kindlich und verbindlich" bleiben, wo er doch anfangen müsste, "in Goethes herrlichen Papierfluten umzurühren". Er zitiere, "wenn er sich nicht gerade auf Voss' Eingebungen verlässt, Skizzen eines Kleinbürgertums: hübsch in der Schachtel verräumt, mit Katzenkratzbaum, mit der Billig-Couch aus dem Einrichtungsmöbelhaus".


Auch Sophie Felbermair vom Radio des ORF (4.9.) drängt sich bereits in den ersten Szenen der Verdacht auf, "dass es dem Regisseur für das Stück an einer zündenden Idee gemangelt hat". Ein Konzept lasse sich nicht erahnen, die Handlung plätschere, musikalisch untermalt durch einen Männerchor, ohne wirkliche Schwer- und Höhepunkte vor sich hin. Es vermittelt sich der Kritikerin nicht, "was Hartmann dem Publikum durch seine Inszenierung eigentlich erzählen will". In der Personenführung fehlt ihr ebenso eine Regiehandschrift. Dass die darstellerischen Leistungen trotzdem teilweise sehr stark sind, liegt aus ihrer Sicht daran, "dass das Ensemble bis in kleine Rollen mit großen Schauspielern besetzt ist". Trotzdem zeigt der Abend ihr vor allem eins: "Selbst wenn Text und Darsteller den Abend tragen, reicht es nicht, sich ohne Vision an diesen Stoff zu wagen, um ihm gerecht zu werden. Auch nicht für einen Burgtheater-Direktor". Eine völlig andere Herangehensweise allerdings habe Hartmann für die zweite Premiere des Abends gewählt, die Felbermair "modern, ironisch und oft witzig" fand.

Einen "Suppenwürfel-'Faust' mit seinen Instant-Zugaben aus dem Kochbuch des Regietheaters" beklagt Dirk Schümer in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (6.9.). Die "größten Meriten" des Abends bestehen für ihn noch "im unverbauten Blick auf Goethes Text und im Genuss des eigentlichen Titelhelden Mephisto". Tobias Morettials Faust bleibt für ihn blass. Hartmann hätte Moretti gegen den "teuflisch guten Konterpart" Gert Voss aufrüsten, hätte ihm einen wilden Trieb, eine Besessenheit, wenigstens einen charakterlichen Tick – und nicht nur eine Glatze – mitgeben müssen, findet Schümer. "So stemmt der nette Moretti, wahrlich kein blasser Anfänger, keinen grauenerregenden Heinrich, sondern einen Mann ohne Eigenschaften. Keinen hirnzermarternden Titanen, sondern ein Fäustchen, in das sich Mephisto mit wachsendem Vergnügen lacht. Der Tragödie zweiter Teil sei dann eine "gnädig zusammengestrichene Version, beliebig wie der Workshop einer Theaterklasse". Als kurz vor Mitternacht dem gesamten Ensemble sein Faustblock endlich vom Herzen gefallen sei, "und sich der neue Chef, den die milde gewordenen Wiener nicht gleich verschrecken wollen, seinen wohlwollenden Applaus abholen kommt, ist das Bürgertum schon lange von seinen besseren Plätzen zum Tafelspitz aufgebrochen".

"Kein großer Abend, aber ein massiver", schreibt Norbert Mayer in der Wiener Tageszeitung Die Presse (6.9.). Und: "Der traut sich was, der Hartmann!" In einem wesentlichen Punkt jedoch hat Hartmann aus seiner Sicht versagt: "Morettis Faust wurde im ersten Teil zu langatmig angelegt. Da gibt es keine magischen Momente, kein Verzweifeln an universalen Fragen, sondern Biederkeit, als ob das Stück im Zürcher Lehrermilieu spielte. Aus einem glatzköpfigen alten Gelehrten, der von allerlei technischen Mätzchen umgeben ist, der den ersten Monolog wie im Diktat in einen Laptop hackt, um diesen dann tatsächlich zu zerhacken, wird in der Hexenküche ein hölzerner junger Faust, der im Vergleich zu Mephisto, aber auch zu Gretchen farblos bleibt."

"An Faust kann man nur Scheitern, die Frage ist nur, wie: kläglich, in Würde oder grandios", schreibt Thomas Götz in der Kleinen Zeitung (6.9.), der größten Tageszeitung in der Steiermark. Matthias Hartmann ist aus seiner Sicht eine Mischung aus grandiosem und würdevollem Scheitern gelungen. "Das ist schon viel, angesichts der Fallhöhe." Besonders groß sei die Neugier gewesen, ob das Besetzungskalkül aufgehen würde. Ein junger Faust, ein alter Mephisto: Tobias Moretti gegen Gert Voss. "Ein ungleiches Kräftemessen, das übel endet: Mephisto fährt mit des Doktors Seele ab." Tobias Moretti wirkt auf den Kritiker indisponiert. "Vielleicht ist der sympathische Mann das aber habituell. Den intellektuell überheblichen, egomanischen Widerling zu geben, muss man wohl ein Stück davon in der Brust tragen. (...) Anders Gert Voss. Der Mann kann alles und muss es nicht mehr beweisen. Lässig streunt er über die Bühne, mit dem schwankenden Gang, den der Filmschauspieler Heath Ledger als Joker geprägt hat. Auch der rot geschminkte Mund und die ungewaschenen Haare erinnern an den Psychopathen aus dem Batman-Film 'The Dark Knight'. Es ist unmöglich, den Blick von diesem Teufel zu wenden. (...) Das Publikum lacht wie sonst nie bei 'Faust'. Matthias Hartmann, der neue Burgtheater-Direktor, habe hoch gepokert, sein Plan sei jedoch aufgegangen: "das nach sechseinhalb Stunden erschöpfte Publikum war begeistert."

Es sei, "als hätte der Zahn der Zeit, den ihre moderne Kostümierung nahelegt, diese Aufführung bis auf die ödesten Banalknochen geist- und sinnfrei abgenagt", schreibt Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (7.9.). Man sehe "keine Gedankenlüstlinge und Fühlungsnehmer, nur lauter Leerläufer, die ihren schnöde zusammengekürzten Versen verzweifelt hinterherklappern. Sieben Stunden lang. Diese dehnen sich in der Tragödie zweitem Teil trotz purem Videoschnipselreigen und dümmlichster Szeneninhaltsangabe statt Szenenspielen ('Der Kaiser beklagt ein investitionsfeindliches Klima', 'Faust steht auf seinem Balkon') endlos lange." Hier werde, so Stadelmaier, "vor Goethes allegorischer Phantasie und Fülle aufs kläglichste kapituliert." Auch Gert Voss findet keine Gnade vor seinen Augen. Denn für Stadelmaier "wurstelt" Voss sich durch die Teufelsrolle derart virtuos selbstgenügsam, "als beule er launisch nölend einen alten, längst abgetragenen Narrenanzug noch einmal aus, an dem aber außer ihm ringsum keiner ein Interesse zeigt."

Als "Chaos in progress, anders gesagt: Augenwischerei", bewertet Barbara Villiger-Heilig in der Neuen Zürcher Zeitung (7.9.) Matthias Hartmanns Eröffnungsinszenierung, in der für sie "das Unzulängliche auf der Bühne Ereignis wurde". Denn "Faust I" verkommt aus Sicht der Kritikerin unter Hartmanns Regie "zu einer in Kästchen verpackten Folge von Häppchen und Gags", der es an einer "wirklichen Idee" fehle. "Hartmann spielt den Text ab Blatt, ohne ihm durch irgendeinen Deutungsansatz inneren Zusammenhang zu geben. So fällt fatalerweise dahin, was das Theater zum Theater machen würde: die Interaktion zwischen den Schauspielern. Jeder spielt hier für sich." "Faust II" sei eine "virtuelle Ausstattungsorgie", und zwar "unter Aufbietung all jener Mittel, die Hartmann anderweitig schon ausführlich zelebriert hat". "Ist er nicht noch etwas zu jung, um sich schon selber zu zitieren?"

"Auf denkwürdige Weise leer" findet Stephan Hilpold im Zürcher Tagesanzeiger (7.9.) die Inszenierung, der er gleichzeitig "Großmannssucht" bescheinigt. Dabei erweise sich der Regisseur allenfalls als Arrangeur. Schön brav reihe er "Bild an Bild: Das karge Studierzimmer. Auerbachs Keller als Pandoras Wunderbox. Die Hexenküche als Zaubermaschine. Die Walpurgisnacht als Schattenspiel." Die besten Momente gehen nach Ansicht Hilpolds auf das Konto der Schauspieler. Im zweiten, auf zwei Stunden gekürzten Teil erweise sich Hartmann dagegen als "Bilderjongleur, der Goethes Text aus dem Geist der Kamera erschafft". Auch hier reihe er Bild an Bild, "doch wo im ersten Teil die Schauspieler in der Nahaufnahme zu sehen waren, geht er jetzt in die Totale. Szenendramaturgie und Figurenidentität sind keine Kategorien mehr, die ihn interessieren."

"Erstaunlich vor allem in seiner absoluten Unbelecktheit von jedes Regie- oder sonstigen Gedankens Befruchtung", ist der Wiener Faust aus Sicht von Peter Michalzik von Frankfurter Rundschau (7.9.). Denn da findet sich seiner Ansicht nach, "auch bei bereitwilliger Suche, keine Idee in diesem Philosophendrama, diesem Weltstück, diesem Gedankenturm." Tobias Morettis Faust sei eine Leerstelle, Hartmanns "Faust" somit ein "Faust" ohne Faust. Katharina Lorenz als Gretchen dagegen sei eine Sensation. "Wahrscheinlich ist das die zugleich zeitgemäßeste und textnaheste Interpretation des Gretchens seit langem." Dass Hartmann sie sich nackt ausziehen läßt, nimmt Michalzik übel, denn das sei "wegen absoluter Sinnfreiheit und definitiver Fleischbeschau bei gleichzeitiger Kunsthuberei so schmierig wie die nackten Weibchen auf der Bild-Zeitung".

"Konzeptuell und intellektuell ist dieser 'Faust I' ein Armutszeugnis," stellt Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung (7.9.) fest. Lediglich Katharina Lorenz rage "aus der interpretatorischen Nichtigkeit des Abends funkelnd heraus". "Faust II" mache mehr her, habe Hartmann für dieses kaum spielbare Werk hier doch zumindest eine Grundidee und setze dafür "seine in Bochum und Zürich erarbeiteten Multimedia-Fertigkeiten als technisch raffiniertes Erzählprinzip ein." Fazit der Kritikerin: Der Kontinent 'Faust' werde im zweiten Teil zwar nicht urbar gemacht, "aber immerhin: ein Ufer erreicht".

"Einfällchen folgt auf Einfällchen, manchmal bloß Einfallslosigkeit", schimpft Ulrich Weinzierl in der Berliner Tageszeitung Die Welt (7.9.). "Peinlich lästig sind die Mikroports. Derlei ist auf der Bregenzer Seebühne erlaubt, wo man zumindest die Technik des Aussteuerns beherrscht. Mühsal bereitet auf Dauer auch Volker Hintermeiers ansonsten schwarzer, leerer Raum mit den weißen Würfeln jeglicher Größe, die Mephistos Trickkiste symbolisieren und zu Szenenschauplätzen werden. Kubus hin, Incubus her – es nervt, verschärft durch Männerchorgesang, der vergeblich versucht, über das grundsätzlich Unmusikalische der Regie hinwegzutäuschen. Der absolute Tiefpunkt: die Walpurgisnacht in einer Mischung aus Schwimmbecken und Darkroom. Weit hat es das Orgiastische gebracht: Es wird gefurzt und scharf geschissen. Matthias Hartmanns Inszenierung verärgert nicht zuletzt in ihrer intellektuellen Dürftigkeit: Wir finden nicht die Spur von einem Geist, und alles ist Dressur."

 

Kommentare  
Hartmanns Faust in Wien: vor Schrecken geweitete Augen
nichts gegen "ironische Betrachtung", aber ich hätte es vorsichtig ausgedrückt schon schön gefunden, wenn irgendetwas erzählt worden wäre. wenn irgendetwas womöglich berührt hätte. dieses angebliche mammut-projekt, dass so daherkam, als hätte ein handwerklich begabter regie-anfänger sechs wochen geprobt und zwei wochen technische abläufe (die waren sehr wohl anspruchsvoll und in der tat hübsch anzusehen) geübt hätte, entspricht auf inhaltlichem niveau schulklassen-theater, geht man leichtsinnig davon aus, dass schüler gerne unterfordert und sinnlos bespaßt werden möchten. dass auch herr hartmann ganz offensichtlich kein "existentielles problem" hat, mag ihn und uns erfreuen - gratulieren wir ihm zu diesem ensemble und zu seinen ausstattern und zu seinem budget - und schauen wir mit vor schrecken geweiteten augen in die zukunft.
Hartmanns Wiener Faust: großer Gott!
ich war entsetzt - das burgtheater! diese tollen schauspieler, die vielen möglichkeiten, die es gibt - und dann ein regisseur, der vollkommen überfordert ist. so schlechtes, dummes theater habe ich lange an der burg nicht gesehen. großer gott!, und jetzt müssen wir diesen typen auf jahre aushalten. ich fasse es nicht.
Hartmanns Wiener Faust: Totales Provinztheater
@goethelein: bin absolut ihrer meinung:: ein laie als faust und ein regisseur, der weder rhythmus, ästhetik noch eine vision hat. totales provinztheater. einfach unglaublich.
Hartmanns Wiener Faust: Zwei von Eintausendzweihundert
ok, das waren jetzt die zwei von 1200 die nicht gejubelt haben.
Hartmanns Wiener Faust: Handschrift des 3fachen Vaters
In vielen Momenten leuchtet in der Inszenierung die Handschrift eines 3-fachen Vaters, der gewohnt ist, seinen Kindern schwer Verständliches verständlich zu machen. Recht fröhlich, scherzend, bunt kommen die Figuren ins Bewusstsein auch wenn es ganz böse Geister und egoistische Menschen sind, die viel Unheil anrichten. Und ein wenig wird auch das Leid der Guten, der Opfer gedämpft, damit die lieben Kleinen dann später beim Einschlafen keine bösen Träume bekommen. Mit hat dieser Stil gefallen, der zwar in verschiedenen Formen, beiden Teilen anhaftet.

Dass der Abend natürlich sehr stark von den bekannten Burgstars sowie Katharina Lorenz in die Zuneigung des Publikums getragen wurde, ist nicht abzustreiten. Aber unübersehbar eindrucksvoll erwies sich auch Tilo Nest und in dem Auftritt als Lieschen Yohanna Schwertfeger.

Mit mir hat es eindeutig dem überwiegenden Teil des Publikums gefallen, das bis knapp vor 24.00 Uhr den Marathon ohne bemerkenswerte Ausfälle mitgelaufen ist. Und dann auch für Matthias Hartmann und nicht nur für die Schauspieler anhaltend applaudiert hat.
Hartmanns Wiener Faust: man kam ja nicht raus!
ich wäre früher gegangen beim applaus, allein, so viele kameras in zugängen und fluchtwegen, man kam ja gar nicht raus ... und genau darum ging es doch: ein spektakel, ein leeres spektakel, ein protzen und prunken mit mitteln - ja, auch mit menschlichen mitteln, ich nenne das unverhohlenen missbrauch von "material". ob angezogen oder ob nackt mit spielzeugbaggern. grusel grusel. schauer schauer.
Hartmanns Wiener Faust: Schülertheater
frau peschina!, aber was sagt denn das, wenn die leute klatschen? dass es ihnen gefallen hat? ich bitte sie. das ist doch recht schlicht. aber sie haben völlig recht: es ist ein lieber papa, der den kinderlein den ollen faust erklärt. damit wissen wir dann auch, was der regisseur vom publikum denkt. schülertheater gibts in wien aber besseres.
und zu den stars: voss und co haben da mitgemacht, sie haben nicht gesagt, das ist uns zu fad. die finden das gut. dumme schauspieler gibt's eben auch überall.
Hartmanns Wiener Faust: wenn Leute klatschen gefällt es
ad 6/schillerchen:
Wenn wer raus will, kommt er auch raus! Und die Fluchtwege waren während der laufenden Vorstellung weder von Kameras verstellt noch vom Personal. Ein Kameramann mit Handkamera ist erst beim beginnenden Beifall den recht breiten Gang zur Bühne nach vor gegangen. Und in oberen Rängen und Logen gab es überhaupt keine Kameras und Fotografen.

ad 7/goethelein:
Für mich und die meisten anderen auch sagt wenn Leute klatschen, dass es ihnen gefallen hat.

Ad 6+7) Warum wird denn jetzt in dem Forum versucht anonym etwas anders darzustellen, als es stattgefunden hat. Sie hätten doch gestern Möglichkeit genug gehabt ihr Missfallen auszudrücken. Sind die Verkleinerungsformen "Schillerchen" und "Goethelein" vielleicht gar signifikant für Ihren Charakter???? Und die Angst vor Kameras gar größere Triebkraft als Ihre Überzeugung?
Hartmanns Wiener Faust: was das Ensemble findet
nun gut, goethelein, eben aus der eröffnungs-inszenierung des chefs auszusteigen, könnte burgtheater-bühnen-verbot bedeuten, für die nächsten 5-10 jahre - man kann die unterlassung vielleicht trotzdem vorwerfen, darauf zu schließen, dass das ensemble die aufführung gut findet, ich weiß nicht, ich weiß nicht ...
Hartmanns Wiener Faust: mein erstes Buh im Burgtheater
liebe fr. peschina, beim applaus wie gesagt - 1 kameramann ist wahrhaft untertrieben, es waren inkl. fotografen ein dutzend im parkett, ich saß genau auf höhe - aber natürlich, Sie haben recht, hätte ich gehen können, ich musste nur leider leider noch mein erstes Buh im burgtheater in 10 jahren los werden beim regie-applaus, ich hoffe, das mag reichen als missfallens-bekundung. ob es was bringt, nun gut. und natürlich, jeder/m darf es doch gefallen, das soll doch nicht das problem sein - ich persönlich habe auch gar kein problem herrn voss oder frau peters u.a. zu beklatschen, nicht im geringsten.
Hartmanns Wiener Faust: Mäuler zerreißen
die die immer so gscheit reden als hätten sie s erfunden, sollen erstmal theater machen um überhaupt mitreden zu können.
ja und wenn die leut die immer so gscheit reden als hättens sie s erfunden nicht ins theater gehn könnten, über was sollten sie sich dann ihre mäuler zerreissen!!!
Hartmanns Wiener Faust: wenn das Essen nicht schmeckt
Warum soll ich Theater machen, um etwas kritisieren zu können? Wenn ich in ein Restaurant gehe darf ich doch auch sagen, wenn das Essen nicht schmeckt, da bittet man mich doch auch nicht in die Küche, um es besser zu machen. Das sind so Totschlagargumente ...liefern Sie doch positive für Hartmanns Faust, das wäre doch viel sinnvoller.
Hartmanns Wiener Faust: es fehlt der Kern
lieber herr doktor,
lernen sie erst mal gescheit deutsch reden, dann reden wir weiter.
es gibt hier einige, die durchaus "theater machen", wie sie das ausdrücken, und die auch mitreden können. es gibt einige, die herrn hartmann seit seiner regieassistentenzeit in kiel (!!!!) kennen... damals kannte er sehr wenig theaterliteratur. es gibt einige hier im forum, die haben ihm in dieser zeit nachhilfe gegeben. dann traf man sich wieder in hannover, er hatte bestimmte theaterbücher auch und immer noch nicht gelesen, wie er zugab, stattdessen nur dekorativ in seinem büro im theater aufgestellt und ausgestellt. er inszenierte dann einen netten, verspielten leonce und lena abend. mit musikalischen einlagen... er wurde mit einer reduzierten emilia galotti fassung zum theatertreffen eingeladen (ohh, da fällt mir gerade ein: vielleicht war er auch indirekt ein ideengeber für das reduzierungsgehabe eines gewissen herrn thalheimers, der das auch gesehen hatte!?).. egal.- ich begann ihn in bochum dann sorgenvoll weiterhin zu beobachten und zu betrachten, weil er zwar immer noch einen lebenden hund hatte, aber seine inszenierungskunst irgendwo eingefroren wurde und ich fürchtete, diese würde stattdessed auf den hund kommen.. doch in zürich rettete er sich zunächst, er wurde glatter, aber irgendwie paßte das auch zur gesellschaft in der stadt zürich.. obwohl die angestellten dort ob seiner behandlung durch ihn durchaus hin und wieder entsetzt waren...- doch nun bin ich entsetzt: er hat diese schweizerische (?) glattheit weiter verfeinert..., und ist in den mainstream , die beliebigkeit, abgedriftet... er hat verzweifelt die kleinen witzchen der achtziger ohne fundament beibehalten.. doch: für einen dreißigjährigen anfänger im geschäft sind kleine witzchen, musikfetzchen und andeutungen..- sowie die attitude mit der ungelesenen theaterliteratur eventuell sogar eine inszenierungsgrundlage, der beginn eines stils.. doch:
irgendwann sollte man sich stellen: farbe bekennen, inhalte zeigen. sich nicht an der form aufhalten, sondern die form, das handwerk als selbstverständliche spielgrundlage nehmen: leider füchte ich eines: herrn hartmann fehlt der kern. die innerlichkeit, die etwas mehr als form und äußerlichkeit auf der bühne aussagen will. aussagen MUSS. das ist jetzt eine unterstellung. doch ich fürchte, ich hatte das schon in den achtzigern geahnt. er hat nicht wirklich etwas dazugelernt, außer der art und weise, wie man gesellschaftlich aufsteigen könnte.
ich wünsche ihm und seinem team trotzalledem einen super start, weitere chancen zur inneren entwicklung.. und viel mehr tiiiiieeeeefe im künstlerischen ausdruck...
Hartmanns Wiener Faust: sehr toll
na gut, ich habe mir faust angesehen und fand ihn sehr toll!!!!!!!!
Hartmanns Wiener Faust: mit anderen Augen
das stimmt, aber vielleicht würden sie s dann auch mit anderen augen sehen.
Hartmanns Wiener Faust: die Burg erobert
leute! hartmann hat nunmal die burg erobert, da gibts nichts dran zu rütteln. ich geb ja zu, ich saß auch schon mal irgendwo rum und allen hat es gefallen nur mir nicht. aber das machte die auf der bühne noch lange nicht arbeitslos.
Hartmanns Wiener Faust: nur der Neid
lieber herr @faust,
ich bemerke sie sind einer von der verletzenden spezies,
also so ein mensch der glaubt er kenne und könne alles,
nur weiter so!
wieso haben sie sich nicht für den intedantenposten in wien beworben?
oder vielleicht haben sie sich auch beworben und aus ihnen spricht nur der neid, weil sie ihn nicht bekommen haben. sie scheinen aber herrn hartmann sehr gut zu kennen?
aber ist ja auch egal, denn ich lasse mich nicht gern beleidigen und darum werde ich nun die konversation mit ihnen abbrechen.
lg. dr. faust
Hartmanns Wiener Faust: sehr abendfüllend
ja eins noch leiber herr@faust, ich komm aus der zeit als will quadflieg noch den faust mimte, also hab ich glaube auch schon ein paar lenze auf meinem durch rückenschmerzen geplagten buckel, vielleicht haben sie in einigen dingen recht, trotzdem fand ich den faust in der burg sehr abendfüllend. vielleicht mag herr moretti nicht der richtige faust sein, doch waren voss, kirchner, lorenz,...... grandios und für mich sehr abendfüllend, nebenbei hat mir das bühnenbild und die kostümausstattung sehr gefallen.
ich habe schon andere theaterabende erlebt und ich finde man sollte auch herrn hartmann die chance geben, sich in wien zu akklimatisieren.
bitte verzeihen sie mein ungelungenes deutsch, denn ich hab schon etwas probleme mich an die schriftgrösse am computer zu gewöhnen da ich ja heuer doch schon 90ig werde.
ich hoffe sie können mir dies verzeihen.
danke
ihr herr dr.faust
Hartmanns Wiener Faust: ein Bier feiern
Lieber Vetter! Liebe Gemeinde! Liebes Wien, lieber Weltkreis! Es ist an der Zeit, ein Bier zu feiern, wie es so gebraut in Deutschland nirgendwo ein zweites gibt. Hier ist es zuhaus. Aus der deutschen Brauerei, die als erste nur nach Pilsner Brauart braute und noch bis heute braut. Ein Radeberger!
Herzliche Urlaubsgrüße! Euer S.H.
Hartmanns Wiener Faust: unerlöste Regisseure
bei allen einwänden, die man gegen die aufführung erheben kann: 80 prozent der hier nachzulesenden kommentare scheinen von den unerlösten zu kommen. so wie michael kehlmann selig schon in zweiter generation überzeugt ist, die dilettanten und mafiosi hätten ihn als burgtheater- und josefstadtdirektor verhindert und an seiner stelle die dilettanten und mafiosi peymann und gobert in die ämter geputscht: so gibt es in dieser stadt bis heute eine unmenge unerlöster fäuste und mephistos und noch mehr unerlöste „faust"-regisseure und burgtheaterdirektoren, in denen es fürchterlich brodelt, ohne dass für die anderen mehr als eine flatulenz wahrnehmbar wäre (voraugesetzt, sie befinden sich in der nähe und haben keinen schnupfen). also: ruhig bleiben, es entscheiden immer noch 1) das publikum und 2) die kritiker. die aber nicht annähernd so maßgeblich, wie sie selber es glauben.
Hartmanns Wiener Faust: Ratgeber des Burgherrn
nein. ich gönne herrn hartmann den aufstieg. ich gönne jedem, der seinen weg gemacht hat, den aufstieg. ich selbst hatte nie im leben das interesse, diesen job zu übernehmen. ich bin auch nicht unerlöst. ich tue genau das, was ich tun wollte, muß und will. nein. dies hier ist ein forum der kritik. ich würde dies alles herrn hartmann auch ins gesicht sagen. leider geht das nicht immer. hier kann man kritisieren. und jede arbeit ist kritisierungswürdig, sollte immer wieder in frage gestellt werden, gerda DASS man weiterkommt in diesem genre. und wenn man äußerlich den aufsteig geschafft hat, was eine sehr große anerkennungswürdige leistung sit, dann sollte man innerlich den weiteren aufstieg vornehmen, diesen zweiten, inneren aufstieg wünsche ich herrn hartmann als frischgebackenen burgtheaterchef. ich fürchte nur, er liest dass hier nicht, und wenn, dann weiß er nicht, wie er sich das zu herzen und an die brust nehmen sollte. ich hoffe es trotzdem für ihn. und: es ist meine persönliche kritik. ich erhebe in keinster weise den anspruch, das maß alles dinge zu sein. es waren meine gedanken nach der aufführung. ich meine es sachlich und beobachtend.
übrgiens entscheidet ein politisches und manchmal auch künstlerisches gremium darüber, ob jemand burgtheaterdirektor wird-- und in keinster weise das piblikum oder gar die kritiker..,..der direktor bleibt im sessel , solange das die politiker wollen. gerade in österreich. und darum habe ich keine sorge um den äußeren weg des herr h.: denn das kann er gut. ich wollte ihm nur innerlich einen kleinen, durchaus liebevollen anstoß geben...wie früher.., :-)
Hartmanns Wiener Faust: Empörung über schlichtes Denken
ach, liebe glückskatze, wenn Sie wüssten, wie erlöst ich bin. nicht nur frustration ist motivation von kritik, nicht nur. empörung über schlichtes denken, traurigkeit über das nicht-genutzte potential vor allem des ensembles, sorge über die zukunft dieses doch recht interessanten theaters - auch das bewegt. glauben Sie nur nicht, dass ich der burg schlechtes wünsche, völlig schnuppe, wer sie gerade leitet.
Hartmanns Wiener Faust: welch geistige Niederungen!
Was kann man weglassen, um möglichst am Puls der Zeit zu sein, um den Anspruch an Modernität
gerecht zu werden ?
Ja, erstens die psychologische Tiefe, nur nicht die einzelnen Figuren tiefenpsychologisch beleuchten. „Ist nicht mehr zeitgemäß“ / gut, weiteres auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen Werktreue. Emotionalität auf gar keinen Fall.....!!!!!!!!!!!
Mann könnte endlos fortfahren und würde am Ende genau zu diesen unsäglich endlosen NICHTS gelangen, dass über eine Herde ebensolcher hereingebrochen ist.
Wenn sich die Menschheit über Kunst „darstellende Kunst“ definieren soll, hätte er „Hartmann und seine Marionetten Voss/ Moretti“, sich an diesen Abend für Immer und Ewig selbst ausgelöscht.
Die armen Schauspieler und der böse dumme, dumme Hartmann. Die Armen konnten sich ja nicht wehren !
Wurden unter Maschinengewehrsalven zu dieser …...gezwungen. War das so ? Wir werden`s nicht herausfinden. Ich entlasse einen Gert Voss nicht aus der Verantwortung!
Warum Herr Voss? Kasperl, ja aber warum nur Kasperl, ist das der Höhepunkt Ihrer Karriere ?
Eine völlig eindimensional gespielte Karikatur ohne Charisma / Persönlichkeit nur diese eine Schiene, ihre Interpretation in allen Ehren.
Das wäre ja gut, aber als Überbau ! Wo ist die Bestialität, Gefährlichkeit, Dämonie, die der Unterbau dieser vordergründigen Interpretation sein sollte? War Ihnen das zu viel Arbeit ? Das ist also aus einer einstmaligen Theater Ikone geworden.
Ja, ja ...Moretti könnte gut sein, das ist mein Ernst, wäre da nicht der schauspielerische Größenwahn. Wann, lieber Herr Moretti haben Sie das letzte mal ihr Leben von einer Reaktion ihres Partners auf der Bühne abhängig gemacht? Zurück ..zurück ich mein das im Ernst! Ihr Ende steht neben Ihnen auf der Bühne.
Wo ist der Schmerz, der den Faust antreibt, niemals zur Ruhe kommen lässt ?
Wo Herr Moretti ist Ihr persönlicher innerer Schmerz – Faust – Zorn ? Kein Mensch verlangt von den Herrschaften eine antiquierte Inszenierung. Aber der Mensch besitzt eine Seele, lieber Herr Hartmann, eine Seele die auch heutzutage noch schmerzt, auch im 21.Jahrhundert gibt es so etwas wie eine denkende fühlende Körpergeist - Seele. Auch ein Moretti mit Mac könnte mehr schauspielerischen Tiefgang produzieren, tja Könnte!
Das er es nicht getan hat, ist wahrscheinlich Ihr Verdienst Herr Hartmann, herzlichste Gratulation!
Und das Gretchen! Liebe Frau Lorenz, wenn Sie das nächste mal Widerstände spüren, dann kämpfen Sie! Kämpfen Sie! Ihr Instinkt war richtig, aber Sie sind über alle inneren Zweifel hin weggegangen. Auch eindimensional gedacht/ gelebt dieses Gretchen. Zu viel Äußerlichkeit, viel zu wenig tief innen drinnen empfunden.
Einmal noch so eine Sendung vom ORF (Faust geballt) und ich muss mich auf der Stelle übergeben.
Für wie blöd halten Sie mich eigentlich ? Das nicht mehr ! Es reicht schon dem Burgtheater beim geistigen Absterben zuzusehen, aber der begleitende Trauermarsch war wirklich eine unglaubliche
Provokation.
Zu welchen geistigen Niederungen werden Sie uns noch führen, die volks-dümmlichen
Menschleins alle miteinander. Eine bange Frage?
Die Antwort bleibt wie ich zutiefst hoffe offen..
Hartmanns Wiener Faust: die Burg wird weiterbestehen
ob peymann, bachler, hartmann,.... oder irgendein mann
oder frau die burg leitet ist egal, sie wird trotzdem weiterbestehn,
amen
Hartmanns Wiener Faust: Gert Voss und die Verantwortung
Der Satz "Ich entlasse einen Gert Voss nicht aus der Verantwortung!" von dem Herrn über mir, ist einfach zu und zu schön. Er funkelt und glänzt vor Pracht und ich barst vor Lachen, als ihn las. Er soll mir für den Rest meines Theaterlebens ein treuer Begleiter sein und schon jetzt freue ich mich auf Situationen, in denen ich mich im Dunkel der Probebühne erheben werde, um mit bedrohlichem Timbre in der Stimme ein gewaltiges "Ich entlasse einen Gert Voss nicht aus der Verantwortung!" in die staubige Luft zu entlassen.
Hartmanns Wiener Faust: der am Freitag Mephisto gespielt hat
mein gott, was wird der voss erleichtert sein, dass ihn der achtzehnhundertachter nicht entlässt! wobei die gefahr noch nicht ganz gebannt ist - schließlich entlässt er nur „einen voss" nicht, und wer weiß, ob das der eine ist, der am freitag den mephisto gespielt hat.
Hartmanns Wiener Faust: Lasst's euch nicht verderben!
faust geballt - eine der besten informativen sendungen, die ich je gesehen habe - leider bin ich zu weit von wien weg um die aufführung sehen zu dürfen -doch die ausschnitte lassen mich vermuten, dass hier ALLE eine sehr schöne leistung geboten haben - und perfektes gibts auf dieser welt nicht - maximal in der erinnerung, da die ja so schön trügt...

also an alle, die die aufführung genossen haben - lasst euch den genuss nicht verderben - und denkt dran, wie schön es für kritiker ist, dass sie nie den beweis erbringen müssen, dass sie es besser können...
Hartmanns Wiener Faust: einfach nichts zu sagen
sehr geschäzte filosofia, was ist eine "schöne leistung"? das nicht-perfekte? schöne leistung klingt wie in der schule. ich bin aber nicht in der schule, ich bin im theater, und niemand sagt was von perfektion, es geht darum, dass der abend nichts, gar nichts zu sagen hat, auch nichts halbpefektes. ich lass mir auch nicht vom fernseher aus einreden, dass das große kunst ist, auch nicht von kritikern. ich kann selber gucken - da war aber nichts, nur reden.
Hartmanns Wiener Faust: das soll hitzig sein?!?
leute, liebes goethelein, wir haben fans: einfach in die print-ausgabe 08.09. der österreichischen "die presse" schauen, bzw. online. wir führen demnach eine hitzige diskussion wie zu peymanns zeiten - ich glaube da wird was ganz grundlegend verwechselt, ich fordere gegendarstellung (da sich auch das überregionale feuilleton völlig einig scheint): ohne zugrundeliegendem gedanken rutscht jede diskussion (und auch die diskussion der diskussion!) an der glätte einer aufführung ab und landet sanft und seicht im geschmacks-tümpel, netter gesagt in beschreibungen des eigenen. wenn das hitzig ist, auweia, was ist dann das gegenteil? wie sieht das aus? ich bin erst-täter im nachtkritik-blog, ich kenn mich nicht aus ...
Hartmanns Wiener Faust: Flugblätter, Demos, Standpunkte
ad 28 + ad 29

Gerade weil ich Verständnis für Widerwillen gegen Frontalunterricht in der Schule oder Pressekampagnen-Terror habe, wenn wer versucht, seine persönliche Meinung fast obsessiv den anderen Zusehern und Lesern aufzudrängen, dann sind Sie es, liebes goethlein und liebes schillerchen. Auch andere als Sie haben das Recht eine Empfindung zu haben, etwas zu mögen, nachdem auch sie "geguckt haben".

Denn ...noch immer bin ich verwundert, dass Sie nicht kräftiger und lauter Ihr sichtlich sehr stark entwickeltes Missfallen, fast persönlich verletzt klingendes Veto im Theater, am Premierenabend kund getan haben. In Peymanns-Zeiten (und da haben Sie recht) war die Diskussion, die Stellungsnahme pro und contra so hitzig, dass keiner seinen Standpunkt unbemerkt "den Bach runter gehen ließ". Flugblätter wurden gestreut, Demonstrationen veranstaltet, Missfallen gebrüllt, Diskussionen gestürmt, Aug in Aug mit einem beglückten, enthusiastischen und liebenden Publikum. Das alles wäre auch Ihnen offen gestanden. Persönlich, offen, mutig!
Hartmanns Wiener Faust: Erbitte Gegendarstellung
hallo schillerchen, willkommen an bord. es funktioniert so: du lieferst eine gegendarstellung. na los, nicht eine fordern, selber machen. sag mir, warum und in welcher szene das eine gute inszenierung ist. sag mir den zugrundeliegenden gedanken (und bitte keine phrasen!). ich bin gespannt, ehrlich.
Hartmanns Wiener Faust: Buh oder Standing Ovations?
Im Berliner Tagesspiegel war von Buh-Rufern zu lesen, hier klingt's nach Standing Ovations. Was stimmt den nun?
Hartmanns Wiener Faust: Hartmanns Rückenstärke?
hartmann ist zu langweilig um sich so aufzuregen wie bei peymann...im gegensatz zu hartmann hatte peymann seinerzeit substanz (suttgart-stammheim, radikale politische einstellung). daß er heute altersmüde geworden ist, ist etwas anderes. leider hat hartmann bis heute, obwohl viel jünger, in keinster weise ein rückenstärke gezeigt. schon gar nicht politisch. es lohnt sich nicht, hitzig zu werden, und schon gar keine demos. es ist nur traurig. man könmnte nur weinen, aber auch das ist zuviel emotion in anbetracht des mittelmaßes.
Hartmanns Wiener Faust: Zahnspenden waren ohne Interesse
Die radikale Einstellung Peymanns in Wien hat sich aber überhaupt nicht auf deutsche Politverhältnisse bezogen. Er hat nur das Burgtheater ganz anders positioniert, raus aus der elitären Bildungsbürgerecke... hinein ins aktive Leben.

Die sozialpolitischen Diskussionen, die er damals ausgelöst hat, gingen darum, ob man nicht standesgemäß gekleidet (Jeans ) ins Burgtheater gehen darf, ob er Freikartenkontingente an Beamte radikal zurückfahren darf und diese Karten an Studenten und gar erst Arbeitslose "verschleudert" wurden. Viele des "besseren" Publikums" empfand es als Zumutung, dass man sich mit billigen Karten nach vorne setzen durfte, wenn ein Platz frei blieb. Oder dass man sich nachher erstamlig im Foyer zusammensetzte, um noch über Theater zu reden (ganz schrecklich!) statt sich weiterem Genuss (und Theater hatte damals noch Genuss zu sein!) im Restaurant hinzugeben!

Über die Bühne gab es vor allem Aufregung, wenn die sogenannten Nestbeschmutzer Bernhard, Turrini und Jelinek das saubere und freundliche Österreich-Image beschädigten, wenn deutsche Stadttheaterschauspieler (heute Ehrenmitglieder des Burgtheaters) weniger nasal und weich sprachen als gebürtige Österreicher und wenn gar (manchmal) ein nackter Hinterteil zu sehen war.

Die Zahnspende hat in Österreich, glaube ich, überhaupt niemand interessiert. Österreich ist nämlich - wie man liest - Weltmeister im Spenden.
Hartmanns Wiener Faust: mehr als nur Dress-Code
Die Aufregungen waren doch schon auch anderer Art, wenngleich ich Sie durch mein Alter nur teilweise mitbekommen habe: Die Auseinandersetzung mit Österreichs Vergangenheit anlässlich von "Heldenplatz", die Diskussionen um die Roma-Morde gespiegelt in "Stecken, Stab und Stangl". Natürlich ging es nicht um die Zahnspenden, aber die Neupositionierung war schon ein bisschen mehr als die Änderung eines Dress-Codes!
Hartmanns Wiener Faust: nichts eindeutiges
nein, liebes goethelein, gegendarstellung, in der steht, dass das hier doch keine hitzige diskussion ist (oder doch?) - wie schon erwähnt, man rutscht an der oberfläche ab, wie ich finde.
@frau peschina: wie schon gesagt, wenn es Ihnen gefallen hat, versuche ich Ihnen das sicher nicht auszureden, sondern respektiere das völlig. ernsthaft.
ich habe auch wirklich nicht vor, jemanden mit flugblättern zu beschmeißen, ich war wohl eher erschrocken. das kann ich ja nicht vorher wissen.
@applausbarometer: ich hab gebuht. war nicht die einzige, aber bravos gabs auch. wenn schon wohl eher fürs ensemble. fassen wir zusammen: es war keine eindeutigkeit zu finden, das wäre ja auch noch langweiliger.
Hartmanns Wiener Faust: Lest den Redaktionsblog
@Applausbarometer: Im Redaktionsblock charakterisiert "dip" sehr schön das Applausverhalten bei der Premiere.
Hartmanns Wiener Faust: froh übers Wiener Publikum
hat denn "dip" auch rezensiert oder sich nur über die wiener lustig gemacht? oder wien kann doch froh sein dass es noch so ein publikum hat!!
Hartmanns Wiener Faust: Fausts große Probleme
schade, dass niemand, wirklich niemand auf die irrwitzigen probleme eingeht, die faust wirklich hat, das macht mich so krank. alles wird hier besprochen nur nicht die wirklichen probleme von faust. wozu hat der goethe das stück denn geschrieben? damit wir darüber nachdenken, wir sehen und denken, aber hier sieht und denkt niemand - ein jammer - hilfe hilfe
Hartmanns Wiener Faust: werde Gasthörer
was für probleme hat denn der faust bei hartmann? keine, keine, das ist das problem...und darum wird das hier besprochen, ganz einfach. wenn du über den inhalt des stückes reden möchtest, der hier aber nicht vorkommt, so richtig, empfehle ich dir eine theaterwissenschaftliches erstsemester-seminar als gasthörer zu belegen (wieder ab oktober in einer stadt deiner wahl-- empfehlenswert: berlin, münchen oder wien)
Hartmanns Wiener Faust: welcher Sinnentzugsmechanismus?
ach ja, aber wie geht das denn, den inhalt raus nehmen? woran lässt sich erkennen, ob ein gesprochenes wort, sätze, verse nicht den inhalt haben der ihnen zukommt? richtiges dummsprech wird ja nicht betrieben - also muss da noch ein anderer sinnentzugsmechanismus am werk sein ! welcher?
Hartmanns Wiener Faust: Inhalt entsteht im Herzen
oh, oh, ich glaube wirklich, etwas nachhilfe in stückinterpretation und werkaufbereitung würde dir guttun...worte wortw worte--um mit hamlet zu sprechen, haben alleine nur gesprochen keinen inhalt, der inhalt entsteht in den köpfen und herzen derer, die ihn aussprechen oder wie ein regiesseur auf der bühne verwirklichen, ihn DENKEN und FÜHLEN, einen inhalt und /oder eine interpretation geben, einen SINN, erst dann kann der zuschauer oder zuhörer verstehen ,w as gemeint ist...auch ein leser steuert mit seiner eigenen erfahrung innere bilder und einen sinn hinzu, auch wenn das unbewußt geschieht..lesen sie ein gedicht oder ein stück wie eben den faust, dann haben sie andere assoziationen als wenn ihr nachbar das liest..und wenn man ein stück wort auf die bühne bringt, dann muessen sich schauspieler und bühnenbildner und eben regisseur verständigen, wie sie das jetzt verstanden und eben gelesen haben..um diese assosziation und dieses spezielle persönliche verständnis in unserer heutigen jetztzeit für die heutigen zuschauer zu vermitteln...wenn dies aber ohne phantasie und ohne verständnis und mit einem gewissen abgelöschten langeweileimpetus geschieht.,.dann gibt es eben keinen inhalt mehr..z.b. können sie sagen: ich liebe dich..sie lesen den text..und dann können sie diesen satz böse, enttäuscht, liebevoll, leidenschaftlich, traurig, verbittert...usw. sagen, und es ist immer derselbe text! wenn sie es aber nur grau dahersagen ohne INHALT, dann geschieht das, was bei herrn hartmann und crew passiert ist: eine GRAUES NICHTS...
alles klar?? (und ich empfehle trotzdem ein nachhilfeanfängerseminar an einer theaterwissenschaftli einrichtugn, dann hielten sie hier jetzt meine knappe zeit zum erklären nicht auf..)
Hartmanns Faust in Wien: auf die Schule geschickt
nein, nein - das ist nicht so. für die jetztzeit vermitteln klingt nach schule, auf die ich auch geschickt werden soll, alles humbug. ich geh aber ins theater und für mich entsteht der sinn auch in dieser aufführung!
Hartmanns Faust in Wien: keine Schule
das hat überhaupt nichts mit schule zu tun, sondern mit KUNST. vielleicht auch mit PHANTASIE. oder EINFÜHLUNGSVERMÖGEN.
Hartmanns Faust in Wien: eine Vergewaltigung der Materie
Was für einer merkwürdige Veranstaltung! Speziell Faust zwo. Das war doch eine verklebte Blut & Boden Metaphorik, mit High-Tech-Mitteln erzählt. Diese Landnahme-Szene mit den Spielzeugbaggern, die den Frauenleib kolonisieren zum Beispiel. Also das war schon äußerst grenzwertig, finde ich. Und: zerstören die an der Burg tatsächlich für jede Vorstellung ein Apple-Laptop? Was für eine Vergewaltigung der Materie ist das denn!
Hartmanns Faust in Wien: früher war's auch furchtbar
die Leute vergessen schnell. erinnert sich keiner mehr an "julius cäsar" von richter oder an "romeo und julia" von dem anderen hartmann? das war furchtbar
Hartmanns Faust in Wien: dieser Abend hat die Welt verändert
kunst, ja eben - das stück hat mich erschüttert. ich weiß nicht mehr wie so weiter gemacht werden kann, nach diesem abend hat sich die welt für mich verändert - so etwas hatte ich bisher nicht erlebt: phantastisch und bewegend, ach und so viele begeisterte mit mir - deshalb gehe ich ins theater, um so verändert, erweitert, beglückt und erschreckt zu werden!
Hartmanns Faust in Wien: traurig, traurig
das glauben sie doch selber nicht..aber gut, wenn sie das so sehen..ich kanns nicht glauben..mich hat es NULL berührt oder gedanklich verändert...nur gelangweilt und etwas verärgert..sogar traurig gestimmt, ob der verschenkten möglichkeiten, die einer an so einem haus mit solchen mitarbeitern, mitstreitern hätte..und mit solch einem publikum...aber wenn sie zufrieden sind..seis drum..dann hat es wenigstens ein paar bewegt..das ist doch schon etwas...trotzdem...traurig traurig...
Hartmanns Faust in Wien: Konsum ist alles
@ 45: Ja genau, Herman, der arme Computer, das ist wirklich nicht schön.
@ norbert retter: Sie argumentieren wie ihr erzkonservativer Namensvetter Norbert Bolz. Für den ist Konsum alles (vgl. "Das konsumistische Manifest").
In Ihrem Fall kann der Theaterkonsum im Abonnement wohl kurzzeitig Ihr Weltbild erschüttern, aber dann gehn sie wieder nach Hause, und alles ist in bester Ordnung: Ihre Frau hat geputzt und gekocht, das Bett ist vorgewärmt, und flugs verwandelt sich die Hausfrau in ein Sexobjekt. Was für ein Theater! Toll!
Hartmanns Faust in Wien: an die Volksbühne
@49. Wertes Mitglied der Volksbühnencrew, könnten Sie nicht besser dafür sorgen, dass endlich mal wieder bahnbrechende, inspirierende Arbeiten an der Volksbühne entstehen, statt hier im Sekundentakt unter dem Pseudonym Jeanne d'Arc instruktive Lektürevorschläge zu verteilen?
Hartmanns Faust in Wien: erfrischend modern
ha, was ist das denn, bin doch nicht der einzige, ein freund sagte mir, für ihn sei es auch so ein glück gewesen einmal einen ganzen faust an der burg zu sehen, zumal einen so erfrischend modernen, der zeigt wie goethe schon früh den schindluder der kapitalistischen gedankenleere entlarvt, der die erde so noch ins trudeln bring, wenn wir uns nicht auf die begegnungen besinnen denen wir etwas danken,… also das nur zur trauer - die klischees vom konservativen find ich natürlich lächerlich, zumal es in meinem leben sehr anders ausschaut als sich das die französische freiheitskämpferin ausdenken kann - macht aber nichts, wenn nur ihr weltbild so recht heil bleibt. aber lustig ist es halt für meine freunde, den zeig ich schon wie in der welt draußen über mich den faustfreund gedacht wird. herrlich.
Hartmanns Faust in Wien: Sozialarbeit statt Theaterlust
denk mal, an der vb haben sie viel zu viel zu tun, als das sie ihre zeit vorm schirm mit weltverbesserungsvorschlägen im internet verplempern, das klingt alles viel mehr nach sozialarbeit als theaterlust - sonst hätte sie ja spass an dem grandiosen faust - glaub überhaupt, an der vb sind mehr freunde des freien frechen, mutigen theaters, das den stücken etwas von ihrer wirkungsmacht entlockt, wie hartmann das so fulminant beherrscht, als sich das aufrechte kämpferinnen für ein befreites frankreich so denken...
Hartmanns Faust in Wien: Pollesch!
@ 50.: Sorry, ich bin leider nicht Superwoman. Ausserdem kann ich irgendwie nicht verhindern, dass mein Bauchschuss mich jetzt nur noch auf verweichlichte Gedankensprünge bringt. Und übrigens, es gibt nach wie vor bahnbrechende, inspirierende Arbeiten an der Volksbühne, die von Réne Pollesch.
Hartmanns Faust in Wien: Scheinprobleme eines Gelehrten
@ norbert retter: "Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer 'das laut zu sagen, was ist'." (Rosa Luxemburg) Und was hab ich von einem "grandiosen ganzen faust an der burg"? Mich interessieren diese Scheinprobleme eines Gelehrten nicht, das ist ein ganz anderes Leben als meins.
Hartmanns Faust in Wien: Pollesch allein reicht nicht
@53. Werteste, dass Sie aus dem Pollesch-Umfeld sind, ist eh klar. Der Meister allein wird's aber nicht richten. Da müssen die anderen, allen voran (...) Castorf, mal nachziehen!
Bin ich Castorf?
@ 55.: Ja und? Bin ich Castorf? Der zieht sich schon selbst und an den eigenen Haaren wieder aus dem SUMPF raus.
Goethe bleibt
pollesch ist übermorgen vergessen, goethe nicht.
Goethe, der Macho
ach, Sie schon wieder, wahlsinn. Das also ist des Pudels Kern! Mit Schachbrettmuster. Ja ja, für Sie ist Goethe vielleicht nicht vergessen. Für mich aber gilt: Fuck Goethe. But love Pollesch 4ever! Der thematisiert meine Fragen! Als Frau! Goethe ist ein Machoschwein.
Pollesch?
@JDA:und pollesch? der wie ein franchising unternehmen überall nach schema f inszeniert und seine mitarbeiter und schauspieler formatiert und zu puren papageien macht, der soll toll sein? wieso macht der denn zb keine gruppe, kein kollektiv, warum hängt der denn an so einem konservativen, kapitalistischen autorenbegriff? ne, ne, das ist doch die gleiche ausbeuterische scheisse. übrigens: einfach mal castorfs forever young mit faust vergleichen, vielleicht gibt es ja doch so etwas wie zeitgenösssisches bei goethe zu entdecken, was uns was angehen könnte. ich habe einmal bernhard schütz bei einem zuschauergespräch sagen hören, er könnte keinen shakespeare mehr spielen, diesen repräsentativen heterosexuellen scheiss. shakespeare! soviel zur eigendenke.
Faust 1&2: Besetze keine linken Positionen, Johann!
Ach Johann, daß du anscheinend nur mit Namen originärer männlicher Schöpfer jonglieren kannst zeigt doch, daß dir Kollektive ein Graus sind. Also besetz nicht linke Positionen. Wie das rechte bürgerliche Feuilleton.
Faust 1&2: im jeweiligen Zeitkontext lesen
@ st.johanna: Pollesch würde das mitthematisieren, zum Beispiel so: "Sein eigenes ungeheucheltes Erstaunen darüber, dass man zum Sklavenhalter wird. Das ist ein Thema! Und nicht Gut und Böse." (aus: "Ein Chor irrt sich gewaltig"). Und dass die Pollesch-SchauspielerInnen Papageien seien, das würde ich nicht sagen. Ich erkenne da eine unglaubliche Lust am Text. Formatiert spielen andere.
Zu Shakespeare: Klar, dessen Stücke sind auch heute noch lebendig, weil Shakespeare nicht wertet bzw. weil man da immer andere Schichten an die Oberfläche holen kann, je nach Generation bzw. situativem Kontext. Ich könnte mir vorstellen, dass Bernhard Schütz eher darauf abzielen wollte, ob Shakespeare etwas mit seinem persönlichen Leben zu tun hat. Nehmen wir mal Hamlet: Dessen Probleme werden oftmals als universell-philosophische Fragen interpretiert und nicht auf eine konkrete Situation bezogen. Man muss da aber differenzieren: Bei einem Bankmanager stellt sich diese Frage nach dem Sein oder Nicht-Sein sicherlich auf eine völlig andere Art und Weise als bei einem Obdachlosen. Das heisst, die Stücke Shakespeares repräsentieren keine überzeitlich gültige Idee, sondern sie müssen im jeweiligen Zeitkontext immer wieder neu gelesen werden - was ja auch passiert.
Hartmanns Faust in Wien: Klassikerscheiss
wahlsinn, Sie sind schon heute vergessen! und das sollten Sie herrn goethe wirklich übelnehmen. dass der klassikerscheiss Sie unentwegt vergißt.
Hartmanns Faust in Wien: spießig gewordenes Privatleben
@ 62.: Ja genau, ich kann das leider nicht so gut formulieren, aber genau darum gehts. Dass Leute meinen, sie müssten jetzt unbedingt mal diesen Klassiker inszenieren, um darüber ihr kleines, uninteressantes und leider irgendwie auch schon total spießig gewordenes Privatleben transzendieren zu können. Da finden sie dann sogar eine Begründung dafür, an ihrem Privatleben nicht viel ändern zu müssen. Denn diese Idee, "der Mensch", der ist nunmal so. SCHEISSGENIEs dürfen sowas. Und gut ist.
NEIN, eben nicht. Und genau deswegen sind die Pollesch-SchauspielerInnen auch alles andere als Papageien, weil sie sich niemals so bescheuert selbst demütigen würden, indem sie sich für die Rolle eines Gretchens oder einer Ophelia vom Regisseur zurichten lassen. Im Gegenteil, bei Pollesch spüre ich diese geballte, ungehemmte und unbeschreiblich attraktive weibliche Energie, das sollte sich jedes verhuschte Hausfrauenblondchen mal auf den Einkausfzettel schreiben.
Hartmanns Faust in Wien: auch die Textvorlage kritisieren
Naja. Man muß doch aber auch die Textvorlage kritisieren. Ist die nicht ein bißchen boulevardesk? Und dieses beim Hauslehrer gelernte Reimen. Diese klischeehaften Figuren. Die journalistischen Einfälle, die nicht stringent durchgeführte Frauenfigur, willkürlich etabliert. Das Hubsidubsi noch dazu auf dem Blocksberg. Hat der etwa gekifft, der Autor? Mit diesem Zeug würde doch kein zeitgenössischer Dramatiker irgendwo durchkommen.
Hartmanns Faust in Wien: der Bernhard Schütz
im fernsehen sehe ich den bernhard schütz besonders gerne, weil er da auch immer so fragt, was die rolle mit seinem leben zu tun hat, und die zuschauer fragen sich das dann gleich auch und sagen sich, der bernhard schütz weiss wenn er in einem tatort so einen schlechten menschen daherspielen muss er selber immerhin auch wie ein schlechter mensch wirken kann - aber dann lacht er auch wieder, weil er und der zuschauer schon gemerkt haben, nein so ein ganz schlimmer mensch, wie er ihn im fernsehen zeigen muss ist er im wirklichen leben nicht… also und der zeitkontext ist im fernsehen auch viel schneller dabei… sieht man schon an den autos.
Hartmanns Wiener Faust: Gretchen unzeitgemäß
@ 64: Stimmt, besonders diese Gretchenfigur kann man heute doch nun wirklich nicht mehr ernsthaft vertreten wollen: dieses bange Fragen nach der Religion, dieses bis zum Ende unschuldig Keusche und engelsgleich Reine des selbstlos gebenden und zugleich gefallenen Mädchens, welches zur Kindsmörderin wird und sich am Ende gut alles gut dem Gericht Gottes übergibt.
Dagegen ist die Version der quasi lacanschen Frau (Charlotte Gainsbourg) im "Antichrist" von Lars von Trier weitaus zeitgenössischer.
@ norbert retter: Vom Fernsehen war hier nicht die Rede.
Hartmanns Faust in Wien: Verstümmelung des Mannes
@ 66: vom kino war hier nicht die rede.
aber ich kann es verstehen, das ihnen im "antichrist" die verstümmelung des mannes durch eine Frau gefallen hat. das beweist einen Selbstbehauptungswillen, der allerdings mit Selbstzerstörung gepaart ist.
Hartmanns Faust in Wien: durchs Auge ins Hirnfleisch
nein, war nicht die rede, aber vom bernhard schütz, der mir so gut gefällt - aber vom kino läßt sich im theaterzusammenhang gar leicht reden, leichter jedenfalls, als vom fernsehen - warum nur? ein gretchen und eine kinoleidensrachefrau sind natürlich viel viel besser vergleichbar - da schießt einem die bezüglichkeit ja geradezu durchs auge in ins hirnfleisch - aber im theater wird doch garnicht vertreten - auch das grechtchen vertritt doch nicht, heißt doch auch nicht jeannedark, die vetritt in einer tour - aber unser gretchen ist ein wesen aus vergangener zeit, ganz unzeitgemäß und will nicht vertreten sein. aber süß finde ich es, wie das immer verwechselt wird - der pollesch selber wär' nicht so einfältig zu glauben das das theater zum vertreten da wär' - auch der bernhard vertritt nicht, der geht halt austreten und auftreten - und der lars macht ja immer schön schockierende filme, die mag ich auch gerne, weil die mir einen schub geben, da fühle ich mich wach und zerschmettert munter, der lars ist ein harter bursche der die zuschauer und besonders die zuschauerinnen richtig ran nehmen kann, der zeigst dir, was man mit einer emotion im kino noch alles leisten kann, bravo lars und bravo hartmann, bravo pollesch und bravo bernhard schütz, bravo mortti, bravo!
Hartmanns Faust in Wien: angeblich moderne Erfahrungen
es ist nicht stimmig zu sagen, daß das gretchen nicht mehr heutig ist. dies kann nur jemand von sich geben, der es noch nie gelernt hat, über seinen tellerrand hinaus zun blicken,es gibt durchaus noch landstriche auf der welt, wo die religion und die keuschheit noch eine rolle spielen, für junge mädchen. man muß da gar nicht nur in die islamischen länder reisen, auch in süddeutschland gibt es katholische landstriche, in denen auch heute noch vermittelt wird, sex vor der ehe ist verwerferlich, man muß jungfräulich einem späteren ehemann begegenen, ich kenne da einige fälle, die dann immer noch massive probleme mit moral, staat, kirche und lust und sehnsucht bekommen, das alles gibt es noch. man mnuß sich nur kümmern und nicht nur von sich und seinen kleinen angeblich modernen erfahrungen ausgehen...
Hartmanns Faust in Wien: der Angstblick Lars von Triers
@ norbert retter: Ihr Unverständnis ist insofern berechtigt, als ich meine Perspektive nicht deutlich genug formuliert habe. Natürlich vertritt hier keinEr einEn Anderen, wir sind hier ja nicht im Film "Das Leben der Anderen", sondern es geht darum, sich zu fragen, wie ich mein Leben als Frau im aktuellen Zeitkontext wahrnehme, welche Widersprüche auch mein Leben durchlaufen und welche diskursiven Machtkonstellationen sich in meinen Körper einschreiben.
Vor diesem Hintergrund ging es mir darum, dass ich persönlich Charlotte Gainsbourg als Personifikation des männlichen Fantasmas bzw. des Angst-Blicks von Lars von Trier auf die weibliche Sexualität als weitaus treffender empfinde als die antiquitierte Gretchenversion. Andererseits könnte man jetzt natürlich auch die Differenz einer Frau von heute zu Goethes Version des Gretchens mitspielen. Vielleicht auch das, was sich in der Differenz wiederholt, nämlich die Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern in einem gesellschaftspolitischen Kontext, welcher durch die Trias von (männlicher) Macht, Geld und Sex bestimmt wird. Da ist es dann ganz schnell vorbei mit dem (weiblichen) Glauben (an Gerechtigkeit). Wenn Wahrheit zur Verhandlungssache wird, sind Goethes Ideale nur noch schöner (moralischer) Schein, um die eigentlichen Machtstrukturen zu verdecken.
Hartmanns Faust in Wien: Hans-Christian Schmids "Requiem"
@ 69., gretchen modern: Natürlich haben Sie Recht. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel der Film "Requiem" von Hans-Christian Schmid. Es kommt drauf an, was man aussagen möchte. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen repräsentieren oder den eigenen Lebenskontext bearbeiten.
Hartmanns Faust in Wien: kritische Erschütterung lehren
auch mein körper ist beschmiert bekritzelt gezeichnet verstümmelt zerhackt von und mit diskursiven machtkonstellationen, das kann ich ich schon im spiegel ansehen, da brauch kaum ein theater für. und zeitkontext ist das was mir dabei besonders zu schaffen macht - mit dem antiquierten ist es gerade deshalb so eine sache - wie kann es denn eine goetheversion überhaupt geben - es gibt nämlich im strengen sinn der ewigen diskursiven mezzelden einfussnahme gar keinen - es sei denn als bloßen popanz zum selbstgefälligen niederreißen. insofern sind die schönen differenzen zur frau von heute, die die den lars in die arena der zeitgeistigkeit treten läßt, um eine neue ausnahmeleistung herzuzaubern, die uns die kritische erschütterung lehren will, um eine wahrheit zu zeigen die es noch weniger gibt als eine verhandlungssache mit namen schein! insofern ist der hartmann ein schönes echo, und deshalb mit der eigentlichkeit der jeanne d'arce in einem strengeren verbund bund als die jeanne d'arce aus wortmagischen identitätszaubergründen gern wahr haben möchte.
Hartmanns Faust: Widerstand des fremden Texts
@ norbert retter: Immer mit der Ruhe, der Schreibprozess benötigt Konzentration. Intertextualität und Diskurstheorie wunderbar, ich würde dennoch sagen, dass es eine Goetheversion des Gretchens gibt. Nur werde ich diese Version niemals herausfinden, weil ich nämlich nicht in den Kopf des inzwischen im ewigen Frieden ruhenden Goethe eindringen kann, auch nicht durch bewusstseinserweiternde Drogen. Daher kann ich gar nicht anders als den Goetheschen Text von meinem Zeitkontext ausgehend zu lesen. Aber auch dann ist es immer noch nicht mein Text. Denn das Wesentliche und Interessante ist doch gerade der Widerstand des fremden Textes, welcher eine Differenz zum Zeitgenössischen eröffnen und darüber eine Sprengung der gegenwärtigen symbolischen Realitätskonstruktion bewirken kann. Der Text selbst sperrt sich gegen eine einfache Aktualisierung, allem voran schonmal aufgrund der Unterschiedlichkeit der sprachlichen Formulierung. Entweder also, ich inszeniere diese Differenz mit oder ich schreibe lieber gleich einen eigenen Text.
Mit Matthias Hartmann im Bund? Oh Gott, aber ich steh doch gar nicht auf Porschefahrer! Zuviele Unfälle oder auch "Die Verachtung" und "Weekend" nach Godard.
Hartmanns Faust: eine Art Therapie
Jeanne: Die meisten Jünger des Rene Pollesch in diesem Forum haben die Aufführung an der Wiener Burg gar nicht gesehen.
Neben zeitgenössischer Literatur, wird es immer Klassiker geben.
Man muss Faust im Kontext zu seiner Zeit sehen, da war das Avantgarde bzw. provozierend. Da geht es auch um Poesie und Literatur und nicht nur um Aussagen oder Modernität. Und was ist Modernität?
Durch Wiederholungen ensteht keine neue Wahrheit.
Aufgrund der Wiederholungen tritt Rene Pollesch momentan auf der Stelle.
Würden Frauen und Männer mehr zu ihrer Sexualität stehen und diese ausleben, würde es vielleicht ohne Machtspiele gehen und Unterdrückung. Wobei hier immer die Frage im Raum steht, wer weniger oder mehr Macht ausübt. Es gibt eben viele Männer & Frauen, die nicht mündig sein wollen. Sie passen sich den Strukturen der Gesellschaft an, in der es immer um Unterwerfung oder Rebellion geht. So gesehen könnte man Faust auch in einem klinischen Labor versetzt spielen. Neben dem Text könnten andere Texte von Faucoult, Lacan, Freud wirken. Eine Art Therapie, mit dem Chor der Öffentlichkeit, die Therapierunde verführen will, aus einem Machtwillen heraus. Da steht die Frage an, ist der Mensch mündig und stark genug, um Verantwortung zu übernehmen für sich selbst und endlich dem Begriff Freiheit neues Leben einhaucht und nicht nur einem Mythos nachrennt, den er Freiheit nennt.
Es geht hier um die Angst des Menschen vor der Freiheit.
Hartmanns Faust: der Tod ist nie im Trend
@JDC: achso im film darf ich repräsentieren, im theater nicht ? wuttke, der kommissar ? wuttke der hitler ? sandra hüller eine schizophrene, die denkt, sie sei vom teufel besessen ? und was hat das mit den frauen von heute zu tun und mit der hüller zu tun? oder geht das jetzt doch, äh ne, nur im film, im theater darf es diese gretchenfrage nicht geben. klar. zu "sein oder nichtsein": natürlich ist es irrelevant, ob ein banker oder ein penner vor der entscheidung zwischen tod oder leben steht. der tod ist nämlich nie im trend. aber der tod hat natürlich nichts mit pollesch oder schütz zu tun, die leben ja ewig und deswegen können die auch keinen hamlet machen und so was bürgerliches wie tod kommt bei denen nicht vor. man sieht: sobald es existentiell wird, funktioniert das repräsentationsgedöns überhaupt nicht mehr und man sieht wie oberflächlich diese phrasen alle gedacht sind. und was was war jetzt nochmal der unterschied zwischen revue und theater, zwischen kommerz und kunst ?
Hartmanns Faust: Debatte als Bedeutung
Ich suche unentwegt nach dem Wichtigsten, das scheint - wenn man der Zahl der Einträge glauben darf, eindeutig der Wiener Faust zu sein. Denn das Debattenlostreten selbst ist an sich schon ein Merkmal von Bedeutung. Also werde ich mir demnächst ein Flugticket kaufen und dorthin fliegen, es sei denn man rät mir davon ab. Dies allerdings wätre ein neuerlicher Beweis für die Bedeutung von Hartmanns Faust. Ergo: werde ich wohl fliegen müssen - und die möglicherwiese daraus folgende Enttäuschung über die Wiener Aufführung weniger Hartmann als nachtkritik anlasten...
Einzige Alternative: Schweigen im Netz - dann fahre ich nicht.
Hartmanns Faust: Party bei nachtkritik
na klar, unbedingt fahren! auch wenn die logik einer korrespondenz von bedeutungsfülle einer aufführung mit dem eintragsvolumen auf nachtkritik sicher nicht ganz hinhaut, denn die wenigen schreibenden hier kleben sich eher immer an sich selbst und ihre themen und viel weniger an aufführungen und deren inhalte - es geht ja immer darum, wer argumente für die thatralische besserweltlichkeit findet, mit der sich hoffentlich aus aus der nicht selbst gewählten, aber empfundenen subjektivitätsfalle ziehen ließe. aus dem weltblick über den blick auf die bühne hinaus in eine andere welt, die durch diesen blick von der leidigen subjektivität gereinigt worden ist - es ist somit ein selbstvergewisserungsprozess, der auf nachtkritik party feiert - aber der faust in wien ist natürlich eine reise wert, selbst als enttäuschung. im bund sein mein ich auch nicht, ich mein auch nicht diesen abgleich von reflexen, er mag autos ich nicht - übereinstimmungen im empfinduglabgleich zu theater, film, fernseh, büchern,schaffen nicht unbedingt gemeinsamkeit und nähe - die gemeinsamkeit liegt im propagandistischen in der verkaufsstrategie.
Hartmanns Faust: Kunst versus Realitätsrepräsentation
@ st. johanna: Auch im Bereich des Films gibt es Filme, welche einerseits mehr eine abstrakte Ideologie im Sinne einer etablierten Werteordnung repräsentieren und auf der anderen Seite Filme, welche sich allein auf die Realität der Kinoleinwand beziehen. Kunst ist, wenn klar bleibt, dass hier keiner eine Idee verkörpert, sondern dass der Körper das Wesentliche ist. Und der lässt sich nicht auf die moralisierende Alltagspsychologie reduzieren. Die Stimme eines einzelnen Menschen gehört zum Körper, wohingegen die Sprache bereits einen Eintritt in die symbolische Realitätsordnung bedeutet. Nehmen wir doch mal die Kontrastierung des "Untergangs" von Oliver Hirschbiegel mit den "Inglourious Basterds" von Tarantino. Sagen Letztere nicht womöglich viel mehr über die Abgründe in JEDER menschlichen Psyche aus als die historisch korrekte "Untergangs"-Version? Geschichte hat keinen linearen Verlauf im Sinne eines unveränderlichen Schicksals, sondern sie ist eine Konstruktion. Wie wäre es also, wenn wir diese Aufteilung der Welt in "Opfer" und "Täter" einfach mal umkehren würden, indem wir diese Schwarz-Weiss- Konstruktionen über den Haufen werfen? Und das geht nur unter dem Label der Kunst, nicht unter dem Label Realitätsrepräsentation. Kunst macht und ist keine Politik gegen das eigene und verdrängte "Böse", welches im "Untergang" auf diese Hitlerfigur projiziert werden muss, um die eigenen Dämonen im Anderen zu bekämpfen. Kunst darf alles, ausser die Grenze zwischen Kunst und "Realität" zu überschreiten.
Zu "Hamlet": Wer diesen äusserst komplexen, vielschichtigen und widerspruchsreichen Text Shakespeares allein auf das Thema des Todes, von dem wir alle irgendwann mal betroffen sein werden, eindampft, der hat für mich das Entscheidende übersehen. Hamlet verzweifelt doch nicht allein am Tod seines Vaters, sondern an den korrupten Machenschaften der Regierung seines Onkels, welcher wortwörtlich über Leichen geht, um weiterhin und ungehindert die eigenen Machtinteressen durchsetzen zu können. Nicht nur in einigen osteuropäischen und asiatischen Ländern, sondern ebenso bereits im westeuropäischen Italien Berlusconis wird das genauso praktiziert. Da herrscht eine autokratisch gesteuerte Mediendiktatur, was mit Politik im Sinne des kommunikativen Aushandelns bzw. Konfrontierens von Positionen nichts mehr zu tun hat. Es ist doch das, worunter Hamlet leidet, dass er gegen diese Seilschaften zwischen Machtpolitik, Ökonomie, Medien und Sex als Einzelperson nicht ankommt.
Ein weiterer Hinweis zum Unterschied zwischen Kunst und Kommerz folgt hier und an
@ norbert retter: Kommerz ist, wenn Gemeinsamkeit NUR NOCH im Propagandistischen und in der Verkaufsstrategie liegt, dessen sich jeder Künstler bewusst ist. Man kann das aber mitthematisieren. Zitat aus "Sternstunde / Die Revolution der Bärte von Freundeskreis / Max Herre": "[...] weil erst das kapital die Rebellion vermarktet / siehst du die analogie auch wir sind teil dieses spiels / man steht im rampenlicht und sieht nicht wie es schatten wirft / auch plattenfirmen sind multinationale monopole / musik ist nur ne ware sie akkumulier'n kohle / auch wir sind teil jener gesellschaft mit beschränkter haftung / kein mensch ist mehr wert als sein mehrwert ha'm wir nur noch vor profit achtung [...]". Fragezeichen.
Hartmanns Faust: geh hin, schau's dir an
schau nur wies kleben richtig festbappen an sich - der faust ist auf und davon zur bühne wo ihn die zuschaer sehnlichst erwarten - geh hin, schaus dir an.
Hartmanns Faust: von den diskursiven Ordnungen des Textes
@ 74., wahlsinn: Zu meiner Position in Bezug auf die Inszenierung von Klassikern (siehe 78.) möchte ich noch hinzufügen, dass es da nicht allein um - wie Sie schreiben - "Poesie und Literatur" gehen kann. Denn in jeden Text sind die diskursiven Ordnungen des jeweiligen Zeitkontexts eingeschrieben. Das heisst, kein Text existiert im luftleeren Vakuum bzw. entspringt allein der Phantasie des Autors, sondern er ist immer eine (bewusste oder unbewusste) Reflexion des gesellschaftlichen Kontexts, in welchem der Autor gelebt hat und lebt.
Ihr Vorschlag des ungehemmten Auslebens "der Sexualität" widerspricht übrigens der Position Foucaults. Denn auch das, dieser Befehl der Überschreitung aller Verbote und Tabus, impliziert wieder nur einen Machtaspekt, nämlich den, nun ständig über "den Sex" als vermeintliche Gegenstrategie zur Macht zu reden anstatt nach Foucault die "ars erotica", die "Körper und die Lüste" sprechen zu lassen. Nur Letzteres bedeutet selbstbestimmte Freiheit. Der fremdbestimmte Befehl "Genieße!" ist dagegen wieder nur eine Machtkonstruktion.
Hartmanns Faust: Mann und Frau und Frau und Mann
Dear Jeanne.
Die selbstbewusste Frau
In einer freien Sexualität muss keiner der Unterlegen sein, Mann und Frauen müssen eben den Polis Herrschaft überwinden, das liegt aber auch an der Frau, dass sie oft die Aktivität dem Mann überlassen. Hier stellt sich die Frage, dass der Mann der aggressivere ist. Die Frau hat aber die Freiheit sich aktiver in die Sexualität einzumischen. Sie kann fordern, handeln, sich der Mündigkeit stellen, diese Freiheit besitzt jedes Individuum. Wer von „Körper und Lüste „ redet, spricht auch von Genuss. Eine Sexualität ohne Genuss wäre reduziert auf den Akt der Fortpflanzung. Was sie dem Genuss entgegenstellen ist eine pastorale Mäßigung.
Hartmanns Faust: Genuss
"Wer Genuss nicht kennt, ist nicht befugt, Abstinenz zu predigen." (Pit Schneider)
Hartmanns Faust: Sexualität und Wahrheit
@ Wahlsinn: Haben Sie jemals Foucault gelesen? Der Begriff "die Körper und die Lüste" meint bei Foucault nicht das Gegenteil von Genuss. Es geht um den Über-Ich-BEFEHL des "Genieße!" Das ist ein ganz klarer Unterschied. Um es für Sie deutlicher zu machen, hier ein Zitat aus Foucaults "Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit I":
"Glauben wir ja nicht, daß man zur Macht nein sagt, indem man zum Sex ja sagt; man folgt damit vielmehr dem Lauf des allgemeinen Sexualitätsdispositivs. Man muß sich von der Instanz des Sexes frei machen, will man die Mechanismen der Sexualität taktisch umkehren, um die Körper, die Lüste, die Wissen in ihrer Vielfältigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die Zugriffe der Macht auszuspielen. Gegen das Sexualitätsdispositiv kann der Stützpunkt des Gegenangriffs nicht das Sex-Begehren sein, sondern die Körper und die Lüste."
Das, was Sie da machen, enstpricht nun aber leider genau dem, was Foucault kritisch analysiert. Sie bauen einen Diskurs um "den Sex", Sie kategorisieren und schematisieren und stellen der vermeintlich natürlichen "passiven weiblichen" die vermeintlich natürliche "aktive männliche" Sexualität gegenüber. Damit konstruieren Sie eine Machtbeziehung, nach welcher die Frau automatisch willig sei, sobald sie in einem kurzen Rock herumläuft. Entschuldigen Sie, ich habe keinen Hunger.
Hartmanns Faust: wieder mal Klischees
Jeanne: Ist Foucault ein Art Gott? Sie lesen nur, was sie lesen wollen und wenn sie schon Foucault lesen, müssten sie merken, dass sie wieder mal mit einem Klischee operieren: "Die Frau mit dem kurzen Rock und ihr gegenüber der geile Mann..." In meinem Text entgegengesetzt zu Foucault steht der Mensch als Handelnder im Mittelpunkt , damit die selbstbewusste Frau, die selbst entscheidet, die Verantwortung trägt zunächst für sich und andere. Foucault ist ein begnadeter Denker, er versucht die Dinge zu dechiffrieren zwar, aber im gleichen Atemzug produziert er wieder Chiffren, die nichts anders sind als neue Zeichen und Code, in denen gar keine Menschen mehr vorkommen. Es geht also um eine Theorie, aber eine Theorie ist nur Theorie. Bei Ihnen besteht die Gefahr: Sie picken sich gewisse Texte von Foucault heraus, um für eigene Ängste nach Erklärungen zu suchen. Oder Ihr Dasein als Frau zu erklären, sie folgen aber typischen Denkmustern (arme Frau- geiler Mann!) Sie folgen dem Muster der Dechiffriermaschine der modernen Philosophie. Auch im Dispositiven geht es um mündiges Handeln, um Verantwortung. Am Ende jedes philosophischen Systems, sofern es das gibt, steht die Frage, was der Mensch AUS-SICH-MACHT im Möglichen des Seienden, dies zwingt den Menschen zu Entscheidungen. Und hier würde ich gar nicht von Mann und Frauen reden, sondern es stellt sich die Frage nach freien Wesen, die das Mann-Und-Frau-Denken zu überwinden versuchen. Nach der Theorie von Foucault ist niemand frei, dies entgegengesetzt zu Sarte. Die Philosophie von Platon u.a. war immer ein Diskurs über Freiheit. Es geht also um die Frage, ob der Mensch sich aus der Gefangenschaft seines eigenen Wesen befreien kann.
Hartmanns Faust: Foucaults Veränderung des Bewusstseins
@ Wahlsinn: Klar lese ich, was ich will. Warum sollte es anders sein? Und nein, Foucault ist kein Gott, aber vielleicht könnten Sie mir erklären, welche Position Sie da eigentlich genau vertreten. Einerseits schreiben Sie weiter oben in Ihrem Kommentar, dass Sie auf "den Mensch als Handelnden" fokussieren - im Gegensatz zu Foucault. Weiter unten geht es Ihnen dann doch - wie angeblich bei Foucault - "um mündiges Handeln, um Verantwortung".
Davon einmal abgesehen, meines Erachtens kritisiert Foucault das überholte Denken zwischen "denen da oben, die die Macht haben" und "denen da unten, die sich entweder nur der Macht unterwerfen oder dagegen rebellerien können". Denn nach Foucault arbeitet jedes menschliche Subjekt an den Ideologien und Machtkonstruktionen mit, in welchen es sich bewegt, und zwar zwangsläufig. Schließlich wird jedEr in eine bereits existierende Sprachordnung hineingeboren, über welche die Institutionen und Praktiken der Macht allererst hervorgebracht werden. Daher kann auch nur über die Veränderung des sprachlichen Diskurses eine Veränderung des Bewusstseins und der Institutionen mobilisiert werden. Es geht um den kommunikativen Austausch von klaren Argumenten und Positionen. Ihre Position dagegen erscheint mir leider ein wenig verworren, aber vielleicht liegt das ja auch daran, dass Sie beständig versuchen, "sich aus der Gefangenschaft ihres eigenen Wesens zu befreien".
Hartmanns Faust: Bedeutendes gehört an den Anfang
Dürfte ich die Damen und Herrschaften einmal darauf hinweisen, daß der groß Theaterpreis nach dem berühmten Stück vom Herrn Geheimrat Goethe, nämlich "Faust" betitelt wird und nicht etwa "Ein Chor irrt sich gewaltig"-Preis heißt - so etwas hat ja bedeutende Gründe, denen sich ein Herr Hartmann stellt, er weiß wo das Bedeutende hingehört, an den Anfang nämlich ! Das meiste verstehe ich hier gar nicht, aber etwas kenne ich mich doch auch aus und vom Lernen möchte ich sie nicht abhalten, lesen sie also in ihrer freien Zeit weiter, nur ist heute so viel so angenehm, das mir scheint, daß sogar die Probleme auch zum Zeitvertreib hergenommen werden.
Hartmanns Faust: Bambi Sickafossees Öko-Nobelpreis
@86. Es wird die Zeit kommen, da alle Heidi Hohs dieses Landes nicht mehr arbeiten, und man wird einen alternativen Ökonomie-Nobelpreis ausloben und ihm den Namen geben: Bambi Sickafossee. Und Ihr werdet Euch grämen, dass Ihr nicht schon früher Pollesch gelesen habt, sondern lieber mit Gretchen durch Marthens Garten schlendertet.
Hartmanns Faust: Bauchschuss aus dem Hinterhalt
@ irene kaiser: Ich hätte es mir denken können, dass Sie jetzt damit kommen. Ja ja, wir kennen sie alle, die geronnene Milch von Faust, welcher mit dem Stichwort "im Anfang war die Tat!" Mephisto auf den Plan ruft. Es kommt aber drauf an zu klären, ob die Tat alle Mittel heiligt. Erfahren Sie erstmal einen Bauchschuss aus dem Hinterhalt, und dann reden wir weiter.
Hartmanns Faust: alles anfangen, alles bedeuten
das ist wohl wahr irene, haben sie denn die aufführung gesehen? der anfang und die bedeutung haben ja von alters her ein hübsches verhältnis insofern als anfangen ja ohnehin als bedeutsam angenommen wird. der computer, von dem die antwort auf so viele lebensfragen erwartet wird, nimmt ja auch im faust eine anfängliche stellung ein, die er verliert, aber via bildbearbeitung und koordination auch wieder zurückgewinnt… existenzielles problem und existentieller zeitvertreib so ließe sich das benennen. küss die hand
Hartmanns Faust: die Schauspieler sind's
Schon allein das Glück, den großen Burg-Schauspieler Voss in dieser Glanzrolle, ja Paraderolle erleben zu dürfen, hat mein Leben bereichert. Ich würde mir wünschen, das diese Leistung auf einer Internet-Seite, die sich mit der Betrachtung und Beurteilung von Theater-Aufführungen befasst und die Erweiterung des Kritikbegriffs vorantreiben will, mehr Beachtung findet. Sind es nicht die Schauspieler, die auf uns diese enorme Wirkung ausüben und ist der große Schauspieler Voss nicht einer der größten Verführer. den wir auf der Bühne erleben können? Mephistopheles, ja du läßt mich schaudern!
Hartmanns Faust: gelehrte Empfindung beweisen
Lieber Herr Norbert Retter, selbstverständlich habe ich die Aufführung gesehen, aber leider fällt es mir sehr schwer, alle Eindrücke die ich hatte genau wieder zu geben, ich glaube, die gekonnte Schilderung einer Aufführung ist möglicherweise ein noch schwierigeres Unterfangen als eine Inszenierung - das ist bewusst übertrieben gesprochen, aber ich hoffe, sie verstehen wie ich es meine - aber wir können ja im Nachhinein immer recht gut sagen, ob es uns gefallen hat oder nicht, zum Glück geht das sehr viel einfacher. Wir können danach auch über die Bücher sprechen, die wir gelesen haben, wie das hier im Forum so gerne und hübsch getan wird. Lustig, das Kritiker das viel seltener tun, die untermauern die Wahrhaftigkeit ihrer Empfindungen nicht mit Zitaten, wobei auch sie zeigen könnten, dass ihre Gedanken Anschluss haben an die Gedanken bücherschreibender Gelehrter, womit sie weiter zum Ausdruck bringen könnten, daß es so ein gelehrtes Empfindungsvermögen gibt, was wiederum so viel mit der schönen Faust-Figur zu tun hätte, weshalb sie ja so berühmt geworden ist. Wahres Erleben und Erleben des Wahren ist uns ja ein so großes Begehren. Heute lesen wir ja auch mit dem Computer im Internet, aber auch dort bekommen wir nicht auf alles eine uns genehme Antwort, aber es stimmt schon, auch Fotos und Filme nehmen jetzt in unserem Leben einen anderen Platz ein als noch vor wenigen Jahren. Mir gefällt es, wenn solche Entwicklungen auch auf der Bühne spielerisch aufgegriffen werden.
Hartmanns Faust: die verborgenen Winkel der Alchemie
liebe frau irene kaiser, das gefällt mir sehr was sie schreiben und ich gestehe, auch ich bin kein bravuröser schilderer von so einer aufführung - es wäre einmal eine idee vorzuschlagen, mehr zuschauer zu einer solchen übung aufzufordern. aber wie sie schon bemerkten, das fordert ein besonderes talent und wer hat so eines schon? in den köpfen gab es ja schon lange ein internet - die reise durch die zeit, hinunter bis in die antike und durch den ganzen mittelalterlichen katholizismus hindurch, bis hinein in die verborgenen winkel der alchemie das ist überwältigender stoff, der in unserem zeitalter ja ohnehin einen sinn erfährt, den sich auch der bewundernswerte herr geheimrath nicht hätte träumen lassen, wobei ich feststellen muss, dass ich mir selber beinahe widerspreche - aber so ganz die zukunft vorhersagen konnte auch er nicht.
Hartmanns Faust: Gewalt und Stumpfheit
Enrico, du schreibst hier auf dieser Seite, ich glaub es nicht, mit deinem Namen - aber schwärme nicht nur von unserem Voss, ich freue mich eben auch über ein gutes neues Stück von unserer Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek die hinweist auf die faschistischen Einflüsse in unseren Gemütern, die von Angst und Schmerz und Unfreiheit zermürbt und verkrüppelt sein können und gerade die unschuldigen Kinder so leicht wieder in den strudel von gewalt und stumpfheit hinein drängt, aus der sie kein Sozialamt mehr herauszerren kann. Wenn der Herr Intendant Matthias Hartmann ein neues Sportstück inszenieren würde wäre ich froh!
Hartmanns Faust: die allergrößten Schmerzen & Qualen
Lieber Herr Norbert Retter, ist ihnen aufgefallen, mir zunächst nämlich nicht, dass mit mir, eine Person, die sich Jeanne d‘Arc nennt, erst wieder weiter reden möchte, wenn mir aus dem Hinterhalt in den Bauch geschossen worden ist. Ich weiß überhaupt nicht, was ich von einer solchen Aggressivität halten soll, aber ich vermute sie erwächst aus dem Dunst, der von Frau Elfriede Jelinek so gut in klare Worte gefasst wird. Die Menschen wünschen einem all zu leicht etwas schlechtes, scheinbar ganz ohne einen Grund. Aber es hat mich erschüttert und ich begreife es nicht. Menschen wünschen einem gleich die allergrößten Schmerzen und Qualen, sobald man ihrem Bild von einem Idealen Zuschauer nicht entspricht. Bald muss man wieder Angst haben ins Theater zu gehen. Ist das nicht schrecklich und bestürzend?
Hartmanns Faust: Paradontose
irene, ich wünsch dir paradontose.
Hartmanns Faust: bleiben Sie heiter
liebe Frau Irene Kaiser, wahrscheinlich ist das einfach so, menschen reagieren gerne sofort mit ihrer ganzen Verachtung auf von ihrer meinung abweichendes Sprechen, das ist bedauerlich und für den, der gekränkt worden ist sehr, sehr verletzend, manchmal wirkt es gar traumatisierend (was ich in ihrem Falle bitte nicht hoffen will)! aber so, wie auch im alltag an jeder arbeitsstelle, in den Schulen und selbst der universitäten, die Menschen nichts lieber tun als andere schlecht zu machen und zu kränken, so tun sie es selbstverständlich auch in internetforen ebenso gern, selbst wenn es allein um ein theaterstück, eine aufführung geht. ich würde es an ihrer Stelle aber nicht gar zu ernst nehmen. wahrscheinlich halten die so sprechen ihr Sprechen ja für witzig und signalisieren so ihren gleichgesinnten, wie mutig und unverschämt sich sich zu äußern wagen, an einem öffentlichen ort. vermutlich erwerben sie so anerkennungspunkte. nun, die mögen sie sich nur gern in ihr ruhmesalbum kleben. bleiben sie heiter.
Hartmanns Faust: recht aufbrausend
schön, dass jeanne d'arc noch von einigen unermüdlichen verteidigt wird. man braucht nur ein bisschen negativ-kritik zu äußern oder ein wenig zu sticheln und schon rastet sie aus vor wut.
es gehört schon viel dazu, wenn man goethe ein macho-schwein nennt. ich habe teile von "faust-geballt" im fernsehen gesehen. die sehnsucht nach gründgens wuchs und wuchs. voss braucht zur erfrischung manchmal eine lockere, flockige rolle. so wie bei "mitte ende august".
Hartmanns Faust: Amorpfeile in die Brust meines Opfers
@ 94.: irene kaiser: Bleiben Sie wie Sie sind, schließen Sie die Augen und atmen Sie einmal ganz tief durch. Ich bedauere zwar, dass Ihnen das Metaphorische in Bezug auf den "Bauchschuss" nicht aufgefallen ist, aber wie gesagt, ich lass den Kindern ja auch ihre Meinung. Es kommt drauf an, die Wirklichkeit über Sprachspiele unmöglich zu machen. Ich kann bloß Amorpfeile in die Brust meines Opfers schießen. Tontaubenschießen gehört dagegen nicht zu meiner Freizeitbeschäftigung.
@ Gretchen: Sie haben da ja ein hübsch festgefahrenes Weltbild, aber nichts für ungut. Bleiben Sie herzallerliebst, selbst wenn Sie gefoltert werden sollten. Übrigens, das Schreiben kann die Wut in Worte und Bilder bannen. Wir wollen doch nicht die katastrophische Verausgabung der verdrängten Anteile des Selbst im totalen Krieg, oder?
Hartmanns Faust: ich mag, wie sie schwitzen
Die große Zeit ist vorbei. Lange vorbei. Ich schaue und schaue. Sind wir Geistesmenschen? Worum wird hier gestritten. Nein, nein hier streitet niemand. Mit dem Handy noch ein paar SMS verschicken. Ich bin die Geliebte von zwei älteren Herren, beide gehen gern ins Theater, aber sie haben nicht des selben Geschmack. Aber lieb sind sie beide. Was sie von Theater halten hat auf ihre Fähigkeit mich zu lieben keinen Einfluss. Der eine mag die Faust-Aufführung, der andere ist nach der Pause mit mir nach Hause. Mir bedeutet der Faust nichts. Aber es stört mich nicht im Theater zu sitzen. Ich mag die Schauspieler, wie sie sich in‘s Zeug legen um zu gefallen, wie sie schwitzen und denken, aber es bedeutet mir nichts. Deshalb schreibe ich gerne SMS im Theater. Die Heimlichkeit ist mein größtes Vergnügen.
Hartmanns Faust: kleinbürgerliche Spottattacken
@98: jda, woher wollen sie denn mein weltbild kennen - wegen des pseudonyms? wer soll mich denn foltern? ihre kleinbürgerlichen Spottattacken, die in eine Leere münden, sind für mich eher anlass zur erheiterung. ihre beabsichtigten injurien sind lediglich ausdruck ihrer verärgerung.
zur nachtkritik-redaktion kann ich nur mit faust sprechen: es tut mir schon seit langem weh/dass ich euch in d e r gesellschaft seh. goethe lebt! aber jda wird weiterfummeln und schreiben.
Hartmanns Faust: Fußballer schwitzen erotischer
und, was soll uns ihre message sagen? daß sie ein luder sind, das gleich zweil alte männer hinters licht führt? dass das theaterbedeutungslos ist, weil die menschen auf der bühne nur herumhampelnd als sexuelles ausredeablenkungsmanöver benutzt werden? oder gar, daß sie sich mit gretchen identifizieren? oder was? ich schlage ihnen vor: bleiben sie das nächste mal zuhause. suchen sie sich eine echte große liebe. geben sie den ollen typen den laufpaß! gehen sie lieber ins fußballstadion, denn: SIE haben das theater nicht verdient! Schwitzen tun die fußballer erotischer.. und, falls sie es doch noch ins theater verschlagen sollte, aus versehen: machen sie um gotteswillen das nächste mal DAS HANDY AUS!!! aus vibrationsalarm und leuchtanzeigen STOEREN!!!!!!
Hartmanns Faust: Tipp fürs Fremdwörterbuch
Frau "Englisch" sei in diesem Zusammenhang ebenfalls ein Buch empfohlen. Und zwar ein Fremdwörterbuch (Duden, 4.aktualisierte Auflage).
Hartmanns Faust: wie eine Wilde
@Gretchen: Liebes Gretchen, Sie werden entschuldigen, mein Butler hat mir soeben den five o'clock tea with scones and clotted cream gereicht. Das heisst, ich würde zwar gern gebührend auf Ihre charmanten Komplimente eingehen, doch werden Sie verstehen, dass ich dafür momentan keine Zeit habe - das wäre doch die reine Gedankenverschwendung angesichts des mit Freude und Entzücken erwarteten Teegenusses. Und Sie werden es nicht glauben, aber danach werde ich mich mutig auf mein Pferd schwingen und reiten wie eine Wilde! Hi hi.
Hartmanns Faust: Was hier aufgefahren wird
Ach Toni, super, du hast es gelesen, hammer! Du hast doch keine Ahnung wer das alles hier ließt, dachte, eigentlich ließt das letztlich kein Mensch, aber dann ausgerechnet DU! Ja ist abgefahren hier, viel Quatsch, aber auch cooles Zeug, fragst dich andauern, wer steckt dahinter. Studieren wahrscheinliche alle Theaterwissenschaft oder so - aber nett, auch die alten Leute die sich so reinhängen, werden aber bestimmt bald weggebissen von den eingeweihten. Klar politisch muss das jetzt auch endlich wieder werden das Theater in Wien, Jelinek klar, ich meine mit den Schauspielern die jetzt hier versammelt sind, ich mein auch der Wuttke ist jetzt hier, das heißt der Hartmann macht hier radikales Schauspielertheater und wird den Wienern schon zeigen das er das Zeug zu einer wirklich kritischen Instanz hat, sowas siehst du in ganz Deuschland nicht, was hier aufgefahren wird.
Hartmanns Faust: Feudale Strukturen
die gretchen von 2009 haben von goethe gelernt und sich mittlerweile stacheln zugelegt.
"und solang du das nicht hast/dieses: stirb und werde!/bist du nur ein trüber gast/auf der dunklen erde." das ist zwar nicht faust, aber von goethe.
jda reitet also, das ist schön, das ist wild, das ist groß.
wenn es diesen butler von jda tatsächlich gibt, was ich nicht glaube, dann hat der masochismus eine solche ausprägung erhalten, dass für dieses phänomen ein neues wort gefunden werden muss. Ach, welch feudale strukturen da noch herrschen! ich würde den tee über den rock/die hose schütten.
Hartmanns Faust: In Wien wirds real
Du hast recht. Mir würde es gefallen, wenn auch mehr moderne Texte von jungen Autoren gespielt werden würden. Hartmann achtet auf Qualität, ich denke mal, über kurz oder lang wird er die Asse einer Systemkritischen Schreibe hier versammelt haben - die vielleicht auch mal ein paar brutale, bizarre Sachen bringen, also ich wäre glücklich wenn so was wie Unendlicher Spass hier dramatisiert würde. Hartmann ist auf eine brutale und direkte Weise oberflächlich, er wäre ein guter Mann dafür, die dummen Tieftaucher wissen ja nicht mit Kunst umzugehen, die sich an den winzigen Stadttheatern mit albernen Abenden hervor tun wollen. Ich denke im Grunde ist es in Ordnung, in Berlin oder Hamburg, weißt du, da brauchen die Leute halt diese Art Unterhaltung, diese Thalia-Zeug, Mittelschicht oder Beamtenunterhaltug. Aber richtig real wird es eben nur in Wien werden können.
Hartmanns Faust: ultrabrutal
@ toni bräuch: ultrabrutal! diese schreibe ist immer noch am perfidesten. ... aber nichtsdestoweniger entlarvt. solche leute schreiben hier leider nicht.
Hartmanns Faust: Foster Wallace missverstanden
@ Gretchen: Ach, wissen Sie, das Leben ist paradox. Es könnte nämlich auch sein, dass mein Butler mich liebt. Vielleicht ist er ja gar nicht so masochistisch, wie Sie mit Ihrem schwarz-weissen Weltbild nur denken können. Vielleicht will er auch einfach nur ein Exempel statuieren. Auch sagt er mir immer, dass er unsere friedliche Gesellschaft nicht für "verweichlicht" und "hedonistisch" hält. Er sagt, wir brauchen keinen "starken Staat". Ein Neuanfang (suggeriert über Ihr Goethe-Zitat) kann nicht herbeigezwungen werden.
@ Toni Bräuch: Wenn Sie "Unendlicher Spaß" als "brutale Schreibe" ansehen, dann haben Sie etwas grundsätzlich nicht verstanden. David Foster Wallace ging es ganz sicher nicht um "brutale Systemkritik", im Gegenteil, er war ein hochgradig reflektierter, radikaler und humorvoller Skeptiker. Zitat Foster Wallace: "The really important kind of freedom involves attention, and awareness, and discipline, and effort, and being able truly to care about other people and to sacrifice for them, over and over, in myriad petty little unsexy ways, every day."
Hartmanns Faust: Kunterbuntes Weltbild
@jda: gähn. mein weltbild ist kunterbunt gemischt. mir ist nur schleierhaft, wie man sie lieben kann.
das goethe-zitat stammt aus "selige sehnsucht." darin geht es um die möglichkeiten des Individuums, religiös und erotisch, und nicht um einen starken staat. der interessiert mich nicht. jda, wahrscheinlich kennen sie nicht andré gides autobiographie "stirb und werde." dieses prinzip ist wie eine art entelechie, ein sich-selbst-auswickeln oder entfalten, angedeutet schon im theaterroman "wilhelm meisters lehrjahre". "wie man wird, was man ist", wie nietzsche sagen würde. aber das scheinen sie nicht zu begreifen.
Das gretchen kann man übrigens auch selbstbewusst spielen, so wie katharina lorenz (siehe nachtkritik oben). ich kenne allerdings nur Fernsehausschnitte.
Hartmanns Faust: kennen sie Gide?
@ Gretchen: Ja genau, die Liebe kann man sich eben nicht verdienen! Und von André Gide gibt es ja auch diese interessante Satire mit dem Titel "Le Prométhée mal enchaîné". Den Text müssten Sie dann wohl auch kennen, nicht wahr?
Faust 1&2 in Wien: Goethe hatte ein Stringenzproblem
Goethe war ein Kolonisator. Er hat die tschechischen Quellen in seine privaten Tonkrüge und Mineralwasserflaschen eingemeindet. Und: Raubbau an der hiesigen bzw. dortigen Vulkanlandschaft betrieben. Eine Verunglimpfung der Geomantie. Die ja nun anderswo stattgefunden hat. Jedenfalls: Goethe hat ein Stringenzproblem. Und deswegen: ist er nicht gut. Bzw.: nicht mehr. Bzw: nur manchmal. Bzw: (weiß ich jetzt auch nicht. Aber Raubbau in Teplitz hat er trotzdem betrieben, die Wirtin dort war ihm nur zwangsweise gefälllig jajaja)
Faust 1&2 in Wien: pädagogisch infizierter Kumpan
wenn ich es mir genau überlege, habe ich das selbe Problem wie old Goethe, sowohl was den Krug angeht, als auch die Stringenz, aber es bleibt dennoch etwas zu sagen: ohne Pädagogik läuft heute nicht mehr sehr viel - Also, alle Theaterpädagogen aufgepasst, wir kennen die Leute, die sich von morgens bis abends theoretisch bearbeiten um so ein höheres Level zu erreichen - ihr wisst, sie können sich danach einfach eine ganze Idee besser fühlen. Faust war ja auch ein solchen pädagogisch infizierter Kumpan und wir sind und bleiben Leidtragende, manche auch Nutzniesser. Mir war die Aufführung deshalb nicht verrückt genug um abbilden zu können welcher Wahnsinn tatsächlich läuft, ich denke an die Pädagogen. Und ich glaube nicht das pro Vorstellung ein Laptop ruiniert wird. Hier geht ein Lob an die Ausstattung: prima, wenn Pädagogen auf solche Effekte reinfallen und einen Moralinkick bekommen - denn mit dem setzen sie klar mehr Energie frei um sich gleich noch mal eine weitere Rund theoretisch zu bearbeiten. Was die unterschwellige und manchmal offene Aggressivität betrifft, das gehört zum Pausenvergnügen - so wild ist es nicht Frau Irene Kaiser! Haben sie Mut und schildern sie - so unvollkommen auch immer - weiter ihre Eindrücke und lernen, lernen, lernen
Faust 1&2 in Wien: mein großes Faust-Erlebnis
Lieber Herr Peter Brown, tatsächlich habe ich begonnen mich noch einmal auf die Aufführung zu konzentrieren, ich habe mit Stichworte notiert und habe den festen Willen, einen Schulaufsatz zu verfassen: mein großes Faust-Erlebnis. Noch ist es leider nicht so weit, aber mein Entschluss ist gefasst. Und ich hoffen, dass dann endlich alles deutlicher wird.
Faust 1 & 2 in Wien: die müde Suppe der Kritiker
Ja, mir wird so fad, wenn ich nicht die richtige Kombination im Theater finde. Der Faust hat ja die ganze Kritik schockiert - sie trauen sich das natürlich nicht zuzugeben, sie machen herunter was nicht in ihre bescheidenen Kategorien passt, sie wollen immer nur ihre müde Suppe, die nicht auf Zuschauer bezogen ist, eine die es auch mit der Radikalität tüchtig aufzunehmen versteht, sie wollen halt nur diese politisch korrekte weltverbessernde Zeug, mit Beispielen vom schlechten Leben der Gekreuzigten, aber jetzt ist Schluss mit der seichten Politik. Irene Kaiser! Wie lange dauert es denn noch bis zu ihrem angekündigten Aufsatz? Es lebe die Burg!
Faust 1 & 2 in Wien: fertig durch Erwartung
Lieber Enrico, mir ist übrigens auch aufgefallen, wie viele von ihrer Erwartungshaltung ruinierte schon im ersten Teil mächtig niedergerungen worden waren - oft ist es nämlich nicht die Aufführung, sondern die eigene Erwartungshaltung, die die Zuschauer fertig macht. Wir wissen längst, dass die eigene Erwartung mehr entscheidet als das Medikament, du siehst, was du zu sehen glauben willst, kannst… Der Theaterabend findet nicht im Theater statt, sondern lange vorher.
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