... und zum Blutbad sich ergieße ...

Berlin, 15. September 2009. Man könnte die Kritik von Marius von Mayenburgs Nibelungen statt mit dem Anfangsbild auch mit dem Schlussbild beginnen. Wieder wäre man bei der großen Treppe, auf der die Akteure – wie die wild gewordenen Besenstiele in Goethes Gedicht Der Zauberlehrling – Eimer um Eimer Blut die Stufen hinunter gießen. Ferngesteuerte Knechte einer außer Kontrolle geratenen Gewaltspirale, die sie selbst in Gang gesetzt haben: weil sie einmal so cool sein wollten, wie die Helden ihrer Fiktionen. Seien es nun Filmhelden oder Counterstrike-Avatare. Die, um diesem Bild entsprechen zu können, erst mit Täuschung und dann, um die Täuschung aufrecht zu erhalten, mit Gewalt operieren und am Ende eine Kränkung die nächste zur Folge hat.

Und da jeder stets nur das Maß seiner Gekränktheit zum Maßstab seines Handelns macht, sind dann die Dinge nicht mehr aufzuhalten. Auch, weil bei Marius von Mayenburg am Ende eben kein Zaubermeister kommt, um dem Treiben Einhalt zu gebieten und kein Dietrich von Bern am Ende König Etzel erhört, der ja, (nachdem im Original Dietrichs Waffenmeister Hildebrandt Kriemhild erschlagen hat), bei Hebbel sagt: "Nun sollt ich richten – rächen – neue Bäche/ Ins Blutmeer leiten – Doch es widert mich,/ Ich kann's nicht mehr – mir wird die Last zu schwer/ Herr Dietrich nehmt mir meine Krone ab/ Und schleppt sie auf Eurem Rücken weiter –".

Doch selbst vom Ende führte durch diese Inszenierung kein schlüssiger Weg zu seinem Anfang. Denn auch dieser Abend krankt an der Grundschwäche der Schaubühne, keine, beziehungsweise eine unterkomplexe Dramaturgie zu haben. Eine Dramaturgie, die große Regie- und Interpretationsansätze immer wieder erstickt, weil sie sich zu schnell in zu simpel gestrickte Weltbilder einrichtet. Weil sie immer bloß auf das Unglück, auf das Elend der anderen zeigt. Und es dann natürlich auch stets nur die anderen sind, die für die Verhältnisse verantwortlich sind, auf die die Schaubühne so gern mit dem Finger weist, ohne je zu bekennen, von wo aus sie selbst eigentlich spricht.

Dieser Abend jedoch, darin liegt auch seine kleine Größe und sein Mut, sagt: Die Nibelungen sind wir! Wir, die wir stets fremden Bildern nachjagen, ohne uns selbst anzusehen. Wir, die wir so schwach sind, dass wir uns Stärke borgen, oder durch das Mittel der Täuschung, des Als-Ob aneignen müssen. Doch hält der Abend seine Perspektive nicht lange durch. Das "Wir" gerät schnell in Vergessenheit, und die Nibelungen werden wieder zu den üblichen anderen, zu Theaterhelden, die nur von der Wirklichkeit abgeschaut, aber nicht mehr von ihr durchdrungen sind. Und doch ist eben ein Rest des Anfangs im Schlußbild aufgehoben, in dem manisch-mechanischen Vergießen von Blut, das nicht mehr aufzuhalten ist und an der Schaubühne leider trotzdem umsonst vergossen wird.

(sle)

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Kommentare  
Nibelungenblog: wer um Himmels Willen ist "wir"?
Wer um Himmels Willen ist "wir"? Für den Fall, dass damit die Schaubühne gemeint sein soll: soll sie werkimmanent über sich selbst reflektieren und die eigenen Fehler thematisieren? Oder handelt es sich bei diesem "wir" um die Bühnen(-Darsteller) im Allgemeinen, die Sprecher der Tagesschau oder die Zeitgenossen?
Ich habe Stücke in der Schaubühne gesehen, in denen es um gar keine Weltbilder ging. Manche Inszenierungen schwächeln mitunter, aber von dieser Grundschwäche habe ich noch nicht viel gemerkt. Die Frage ist auch, inwieweit man von der Wirklichkeit abgeschaute Theaterhelden wirklicher gestalten kann, ohne dem Verdikt eines simplen Kunstgriffs zu unterliegen. Außerdem kann man aus etwas thematisch Unterkomplexem (z.B. Der Schnitt, Gesäubert, Anatol usw.) keinen Großkomplex machen.
Nibelungenblog: es gibt Hoffnung!
Lieber Ballsack, dass solche Stücke, die sich mit so einfältigen bis brachialen Welterklärungen zufriedengeben, überhaupt auf den Spielplan kommen, ist schon ein Zeichen von Unterkomplexität. Aber, liebe Nachtkritik: nachdem ich Wengenroth gesehen habe, rufe ich laut: es gibt Hoffnung!
Nibelungenblog: Emotionen nur noch stellvertretend leben
@ Gernot, der Gestrichene: So so, "einfache bis brachiale Welterkärungen". Auch diese Inszenierung hat ihre Schwächen, ja, aber vielleicht geht es hier gerade darum, um "einfache und brachiale Welterklärungen". Um es zu verdeutlichen: Was ich als gelungen herausgearbeitet empfunden habe, entspricht genau dem, was ich zu Teilen in meinem unmittelbaren Umfeld der heute 20 bis 30jährigen erleben kann. Die großen Emotionen, wie sie nur aus unmittelbarer Lebenserfahrung heraus entstehen können, werden hier nur noch stellvertretend über Fernsehserien und Computerspiele ausgelebt. Nicht wenige junge Männer versetzen sich lieber in überlebensgroße Computerhelden, in die coolen Avatar-Übermenschen, um den ewigen Schulversager in sich zu kompensieren und sich wenigstens einmal im Leben groß fühlen zu dürfen. So werden die in der Realität unterdrückten Gefühle der Aggression und der Wut auf "die Welt" zunächst über die Fiktion herbeifantasiert (linkisch übertrieben gezeigt durch Sebastian Schwarz in der "Rolle" des Siegfried), doch dann wird die Täuschung auf die Realität übertragen, wodurch die Simulation plötzlich ins Reale der Gewalt kippt, denn menschliche Subjekte aus Fleisch und BLUT sind eben keine vorhersehbaren, steuerbaren, emotions- und schmerzlosen Avatare oder Serienhelden. Dafür braucht es dann auch gar keine Nazis auf der Bühne, weil da möglicherweise, polemisch formuliert, bereits kleine potentielle Nazis im Geiste heranwachsen könnten. Wer nie einen Zugang zu den eigenen Emotionen und denen anderer erfahren hat (Stichwort: Einfühlungsvermögen), wer nie gelernt hat, die eigenen Emotionen adäquat auszudrücken und zu zeigen (das Verdruckste und Verklemmte des Königs Gunther, dargestellt von Robert Beyer), der hat auch in der Realität keine Hemmungen, der tötet im allgemeinen Rache-Rausch des Zukurzgekommenen und Ungeliebten. Und die Konsequenzen des eigenen Tuns werden - wenn überhaupt - erst reflektiert, wenn es schon zu spät ist. "Doom" ist virtuell, ebenso das Theater. Beides sind symbolische Realitätskonstruktionen, doch auf dem Theater stehen immer noch menschliche Körper auf der Bühne. Deren Stimmen und Schreie (vor allem die von Eva Meckbachs Kriemhild) sind zu HÖREN. Kopfhörer ab, Ohrstöpsel raus, Ohren auf.
Nibelungenblog: Beweis für Unterkomplexität
Ach, Frau Jeanne. Wie soll man Ihrem Theaterurteil vertrauen, wo Sie noch nicht mal präzise lesen können? Ich meinte mit den "brachialen Welterklärungen" nicht von Mayenburgs Inszenierung, sondern die von meinem Vorredner Ballsack aufgelisteten, thematisch unterkomplexen Stücke: Anatol, Gesäubert usw. anhand derer er die seltsame Ansicht vertrat, daraus sei nun mal nix Komplexes zu machen, weshalb der Unterkomplexitäts-Vorwurf des Blogs nicht ziehe. Ich wiederum fand, das bereits das Auf-den-Spielplan-Setzen solcher Stücke ein Beweis für Unterkomplexität ist.
Nibelungenblog: mitnichten unterkomplex
@ Gernot der Gestrichene: Ach, Herr Gernot, vielen Dank erstmal für Ihr nettes Kompliment betreffs meiner Leseschwäche. Was ich mich aber trotzdem frage, ist: Warum schreiben Sie hier nicht über die "Nibelungen"? Denn darum gings doch, darauf baute sich der Vorwurf der vermeintlich "unterkomplexen Dramaturgie" auf. Und noch was, "Gesäubert" von Sarah Kane finde ich übrigens mitnichten unterkomplex, da steckt viel mehr drin, als Sie möglicherweise denken können, dürfen oder wollen. Herzliche Grüße.
Nibelungenblog: Heraus mit den komplexen Erläuterungen
Unterkomplex? Was ist das? Nicht kompliziert, nicht Vernetzt genug? Zu unproblematisch. Drin sein? Was ist drin im Text? Tiefe, weite Höhe… Komplexität, geht das so? Dick. Dünn. Heraus zur mit den komplexen Erläuterungen - bitte mit Bezug zum Stück und Bezug zur Aufführung - ich arbeite viel als Theaterpädagogin und habe meinen Schülern versprochen sie bekommen die schönsten Antworten auf ihre Fragen zum Wahren im Theater nur hier: also dann mal los. Sie müssen nämlich einen Aufsatz schreiben. Die Nibelungen im Spiegel der Kritik!
Nibelungenblog: Wunsch nach Erklärungsmustern
Der Vorwurf der unterkomplexen Dramaturgie stammt von Esther Slevogt. Die Inszenierung der "Nibelungen" sei nur ein Paradigma der Grundschwäche der Schaubühne, deren Dramaturgie es an handwerklicher Schwäche und visionärer Kraft gebreche. Leider hat sie es vermieden, Stücke zu nennen. Vielleicht kommt in diesem Vorwurf der Wunsch nach groß angelegten Arrangements mit umfassenden, tiefsinnigen (Welt-)Erklärungsmustern zum Ausdruck. Ich nehme einmal an, die Schaubühne hält sich bei der Deutungshoheit zurück und überlässt sie den Rezipienten.
Unterkomplex sind die nicht mehr gespielten Klassiker (Möwe, 3 Schwestern, Kirschgarten, Blechdach usw.) wohl kaum. Anders verhält es sich bei Stücken, die nur einen Lebensausschnitt behandeln, etwa bei "Ausnahmezustand". Die Probleme der sich selbst isolierenden "gated communities" können nicht dermaßen ausgeweitet werden, dass darin ein scharf umrissenes Weltbild mitgeliefert wird, handelt es sich doch nur um eine bestimmte Schicht, und zwar die der Besserverdienenden.
Slevogts Kritik betrifft weit eher ein Stück wie "Der Stein". Ein an sich interessanter Stoff und Text (v. Mayenburg) wurde durch eine schwache Regie runterinszeniert.
Nibelungenblog: Konkurrenz visionärer Weltentwürfe?
Aber wie drückt sich das jetzt in Bezug zu den Nibelungen genau aus?
Und, das ist interessant, konkurrieren die Theater mit ihren Aufführungen um die besten visionäre Weltentwürfe, Deutungsmodelle? Wo läßt sich das z.B. direkt anschauen, also welches Stück, und genauer, welche Aufführung will Welt entwerfen, bzw. deuten? Mal abgesehen von der Tatsache, das wir das ja auch ohne Stück und Theater täglich gezwungen sind selber zu betreiben, interessiert mich und meine Schüler ganz besonders die Frage wie die Kriterien in Anschlag kommen; Unterkomplexität, Vision, Deutung. Mein persönlicher Eindruck, die Schaubühne kann sich nicht entscheiden, ob sie die Stück mal richtig lesen soll oder weiter einfach schaut was ungefähr so raus kommt, wenn man ihnen ein paar gängige Modernismen anpappt.Micro Video Wasser Wasser Video Micro Video Wasser Video Micro T-Shirt Video Wasser Turnschuhe Micro Körperhaut Video Körperhaut Micro Körperhaut Wasser Körperhaut Körperhaut Popo Körperhaut Micro Blut
Nibelungenblog: befragenswert
Bei allem Lob der gelungenen Inszenierung, folgende Aussage von Esther Slevogt finde ich dennoch durchaus befragenswert: "Und es dann natürlich auch stets nur die anderen sind, die für die Verhältnisse verantwortlich sind, auf die die Schaubühne so gern mit dem Finger weist, ohne je zu bekennen, von wo aus sie selbst eigentlich spricht."
In der Wengenroth-Performance im Studio der Schaubühne wird genau diese Frage nach der persönlichen Verortung parodiert: Denn vor zehn Jahren war die neue Schaubühnenleitung mit einem sogenannten (politischen) "Manifest" angetreten, von welchem sie sich seither doch sehr deutlich entfernt hat. Und es ist ja möglicherweise auch problematisch, eine solch utopische Vision zu entwerfen, welche man anschließend ja doch nicht einlösen kann, denn schließlich geht es im Theater um KUNST und nicht um POLITIK. Insofern hat sich die Schaubühne, dem eigenen Lebensmodell entsprechend, weiterentwickelt. Jedoch, worin zeigt sich die neue künstlerische Positionierung? Man stellt sich ja schon die Frage: Warum graben die jetzt eigentlich die "Nibelungen" aus? In meiner Lesart der Inszenierung entstand da durchaus eine Plausibilität, und auch der Programmheftaufsatz "Vergeltung" von Wolfgang Sofsky verrät einiges dazu (was in der Inszenierung möglicherweise zu unentschieden verdeutlicht und herausgearbeitet wird):
"Je weniger man auf sich selbst stolz sein kann, desto verehrungswürdiger erscheint die Gemeinschaft, das Volk, die Nation. Die billigste Art des Stolzes ist seit jeher der Blut- und Nationalstolz. Wer nichts hat, worauf er sich etwas einbilden könnte, hält sich zuletzt an die Nation, der er zufällig angehört. Weil es ihm selbst an Charakter mangelt, möchte er teilhaben an Ehre und Charakter der Nation. [...] Rachegelüste befallen ihn, wenn er die Fahne besudelt oder ein Ehrenmal verunglimpft sieht, wenn jemand das marode Nest beschmutzt, wenn einer an die vergangenen Verbrechen des nationalen Kollektivs auch nur erinnert. Er empört sich, ist erbittert, entbrennt vor Wut und fühlt sich ganz im Recht. Die Nation ist ihm eine Ehrensache. Für sie zieht er mit der Prügelgarde durch die Straße und mit den Kameraden in den nächsten Krieg."
Weiterhin interessant war für mich folgende Passage aus demselben Aufsatz:
"Dennoch ist die Rache ein Prinzip des Rechts. Ihr Sinn ist nicht Besserung, Verhütung oder Abschreckung, sondern Gerechtigkeit."
Vor dem Hintergrund solcher Programmheft-Zitate entsteht nun folgende Frage: Wie steht die Schaubühne selbst zum archaischen Prinzip der (weiblichen, aber durch Männer ausgeführten) Rache? Ich persönlich habe mich darin sehr gut verorten können, doch lebt auch die Schaubühne das, was sie hier über ihr Programmheft thematisiert? Von wo aus spricht die Schaubühne, das ist hier tatsächlich die Frage. Denn das will man als Zuschauer doch spüren, dass es da jemandem wirklich um etwas geht, dass da jemand eine Dringlichkeit verspürt, etwas bearbeiten zu müssen. So etwas schlägt sich im Grunde wie von selbst in einer Inszenierung nieder. Und dazu braucht man dann tatsächlich keine manifesten Verlautbarungen oder dramaturgischen Konzepte, wenn diese dann doch nur wie "drüberstülpt" erscheinen.
Nibelungen: einfach mal zusammen
Gernot und Jeanne d´Arc setzt Euch doch einfach mal zusammen, geht mündlich bestimmt sehr viel besser.
Nibelungenblog: Überwindung der Melancholie des Engels
zu meinem Kommentar Nr. 9.: Der Zitatauschnitt, dass Rache ein Prinzip des Rechts und der Sinn von Rache Gerechtigkeit sei, sollte darauf abzielen, dass Rache eben nicht einfach als "niederer Instinkt" abgetan werden kann. Es geht dabei immer auch um das Wachhalten des historischen Gedächtnisses. Insofern ist Rache ein Paradox und nicht eindimensional in rationale Einsicht und Aufklärung aufzulösen. Schließlich trägt jedEr den Affekt der Rache in sich, niemand kann sagen, dass er völlig frei davon sei. Widerstand heisst Leidenschaft, das Brennen für eine Sache, nicht aufgeben zu wollen. Die Geste der Unterwerfung und der Verzicht auf Rache bedeuten immer auch, vermeintlich unveränderbare Machtverhältnisse akzeptieren zu müssen, ohne Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Hier steht also ein Widerspruch im Raum. Lassen sich Auseinandersetzungen um Fragen der Gerechtigkeit tatsächlich nur mit Gewalt und Blutvergießen lösen? Der Engel der Geschichte nach Benjamin schaut mit aufgerissenen Augen in die Vergangenheit, eine "einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert". Schaut man in die Geschichte, endeten nicht wenige Revolutionen im Blutvergießen, also im Grunde im Gegenteil dessen, wogegen man kämpfte, nämlich wieder nur in neuen Machtverhältnissen. Anders gesagt: Der König ist tot, es lebe der König. Worin also könnte die Überwindung der Melancholie des Engels der Geschichte liegen? Das muss jedEr für sich selbst entscheiden. Ob die Inszenierung diese Entscheidung offenlässt oder nicht doch schon durch das (sinnlose) Blutvergießen am Ende vorentscheidet, das könnte man diskutieren. Und vielleicht gehts genau darum. Um die verbale Kommunikation und Konfrontation in einer (politischen) Gemeinschaft.
Nibelungenblog: hier spricht die Klassenlehrerin
ich finde den gedanken mit dem zauberlehrling sehr interessant. aber der vorwurf der unterkomplexen dramaturgie: das ist peinlich. es klingt, als würde hier die klassenlehrerin zu den armen kleinen kindern sprechen. ich finde das unerträglich arrogant. es wird auch nicht begründet und sagt vor allem etwas über den, der so was schreibt: eine herablassende lehrerin, die den schülern mal sagt, wie es wirklich ist. peinlich und traurig. das hilft keinem.
Nibelungenblog: Konfirmationsunterricht
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stimme Frau Männer uneingeschränkt zu! Ungeachtet dessen habe ich selten so pseudo-intellektuelle Korinthen sammeln können, wie auf dieser Seite. Eine analytische Kritik zeichnet sich durch Schärfe und Konkretheit aus und nicht durch "überkomplexen" Konfirmationsunterricht in Sachen "Theater". Mit besten Grüßen, Ihr Milan.
Nibelungenblog: Denkverbot, na toll
@ Milan Mantar: Na, Sie haben aber viel zur Inszenierung zu sagen! Und zum Zweck der Hervorhebung Ihres eigenen Kommentars belegen Sie alle anderen Kommentare mit einem Denkverbot. Wie wunderbar, das haben Sie wirklich ganz toll gemacht!
Nibelungenblog: hier stirbt das Theater
endlich, milan, sagt das mal einer, was hier los ist, hält ja keiner aus… ne schauderhaft. mich ekelt das geschreibe hier auch so dermaßen, es ist die zerstörung von kritik, denn hier haben die leute einfach nur bock, sich mit ihren gespreizten beiträgen die freizeit zu verschönern, bo, daran wird irgendwann das theater krepieren, weil die leute anfangen zu glauben, dieses gerede gehöre ernstlich dazu: wer das theater liebt schweigt!
Nibelungenblog: Es lebe und schwatze ...
@15. Dann schließen Sie sich mal besser zen-buddhistischen Zirkeln an. Zum Theater gehört schon auch, dass man darüber redet und - so es einem gegeben ist - darüber schreibt. Es muss ja nicht alles gleich mit höchsten kritischen Weihen gesegnet sein. In diesem Sinne: Es lebe und schwatze das nachtkritik-Forum!
Nibelungenblog: wer eklig findet und trotzdem liest
Aha, die Masochisten sind zurück. Bob, wer derartiges "Geschreibe" eklig findet und es trotzdem liest, scheint auch einen gewissen Genuss daraus zu ziehen. Nun, für Bedürfnisse dieser Art gibt es noch andere Quellen.
Immerhin gibt es eine Menge Theaterleute, die das Theater lieben - und reden.
Nibelungenblog: die Möglicheit des Politischen
@ bob: Meinen sie vielleicht die Nibelungentreue? Ja, damit ist es so eine Sache, mit der blinden und schweigenden Gefolgschaft. In den meisten Fällen endet genau das in der Tragödie. Und ich glaube auch nicht, dass Theater eine Art Götzendienst ist. Im Gegenteil, Ihre eigene Wahr-Nehmung ist wichtig! Das Theater eröffnet neue Erfahrungs- und Denkräume. Darin liegt die Möglichkeit des Politischen. Sie als Zuschauer können das weiterdenken und -schreiben. Wir schreiben alle an demselben Text. Es ist der Text des (politischen) Lebens. Andere nennen es Lebens-Kunst. Man könnte daher auch andersrum fragen: Warum beteiligen Sie sich hier eigentlich nicht? Vielleicht sehen Sie ja alles ganz anders. Und erst dann wirds spannend. Es geht um den Diskurs, um das konstruktive Streiten, um den Austausch von auf die Sache bezogenen Argumenten. Trauen Sie sich nicht?
Nibelungenblog: das wollen Sie doch nicht abwürgen
das kann nicht wahr sein - Schweigen beginnt mit schweigen. Und wer wie, seine Liebe zum Theater ausdrückt, ist nicht wirklich ihr Thema. Oder? Natürlich schreiben professionelle Kritiker ausführlicher und besser als die, die hier auch mal schnell ihren Meinungen Raum geben wollen. Und auch klar ist, dass die Aufführungen durch gute Beschreibungen, durch Stückkenntnisse durch die Kenntnis von Aufführungsweisen auch Interpretationen, ein höheres Maß an Über und Weitsicht haben, oft sind sie auch als Text leserlicher und anspruchsvoller, aber das Meinungsgewirr, mit seinem Bestreben für neue Sichtweisen zu werben (und überhaupt einen hoffnungsvolleren Blick auf unsere Theaterlandschaft zu werfen,) ist ein wirklicher Gewinn. Hier gibt es diskursfreudige Schreibende, die sich wirklich investieren, denen es ein Anligen ist das Theater in seinem Bemühen um Fortschritt zu unterstützen. Viele fühlen sich als Speerspitze eines noch unverwirklichten neuen befreienden Theaters, das wollen sie doch nicht abwürgen. Schreiben sie was ihnen gefällt, auch wenn sie nicht ganz so fortschrittlich sind, wie doch sehr viele hier; so werden auch Meinungen gehört und beantwortet, die von der neuen Theaterwelt noch nichts wissen und vielleicht noch Theater schön und unterhalten finden, dass die Neuerer kaum mehr interessiert. Aber die Spannung aus Beidem ist der ewige Jungbrunnen des Theaters, das seiner täglichen Erneuerung nicht entgeht. Sie haben die Chance dabei zu sein, nutzen Sie sie!
Nibelungenblog: Ich hasse ...
ich hasse den austasch sachbezogener argumente. das sind für mich immer nur lügen, die sich verstecken, ich möchte auch nicht konstruktiv sein, das macht mich krank, ich hoffte einmal das theater müsse nicht in eine erziehungsanstalt verwandelt werden, hier wird dafür gesorgt, merkt ihr das nicht, dass ihr euch zum instrument einer repressiven meinungsillusion macht, die wie ein gespenst, ein zombi die theaterwelt durchstreift und unheil stiftet. kleinsinn und unerträglichkeit sät - hört auf macht schluss, aber wie sollen zobis aufhören können zu wüten?
Nibelungenblog: das Widerständige der Kunst
@ 19: Also, ich "werbe" nicht für neue Sichweisen, ich fühle mich auch nicht berufen, einen "hoffnungsvolleren Blick auf unsere Theaterlandschaft" zu werfen, ich "investiere" mich nicht und will das Theater auch nicht in seinem "Bemühen um Fortschritt" unterstützen. Als "Speerspitze eines noch unverwirklichten neuen, befreienden Theaters" fühle ich mich schon gar nicht. Entschuldigen Sie bitte, aber das ist mir doch ein wenig zu sehr politisch bzw. ökonomistisch vereinnahmend formuliert. Es geht mir weder um neue, marktgängige Erlebnisgehalte des Theaters noch um die Schaffung eines emotionalen Mehrwerts von Theateraufführungen. Kunst als Kulturkonsum, das liegt mir nicht. Ich wollte auf das Widerständige der Kunst hinaus. Und das liegt für mich u.a. darin, dass im Theaterraum nicht das Prinzip der Repräsentation gilt, sondern der Gleichheit der Intelligenzen bzw. der intellektuellen Emanzipation. Zu einer Theateraufführung kann sich jedEr äussern, der sie gesehen hat, unabhängig von der diskursiven Konstruktion und Kategorisierung sozialer Identitäten anhand von Merkmalen wie gender, class, race.
@ bob: Wenn du nicht eigenständig denken, sondern lieber weiter hassen willst, dann ist das deine eigene Entscheidung. Vielleicht kannst du aber trotzdem noch kurz erklären, was genau an dieser Inszenierung für dich "repressive Meinungsillusion" ist? Das verstehe ich (noch) nicht ganz.
Nibelungenblog: hier lernt jeder was
Bob, das kannst du hier nicht bringen, mit Hass will hier keiner was zu tun haben, dann musst du einfach endlich mit deinem Schweigen beginnen, denn solche Tiraden hinterlassen nur einen schlechten Beigeschmack von quälender Unausgegohrenheit - lass das! Im Theaterraum herrscht zwar die Gleichheit der Intelligenzen, aber nicht in der feindlichen und lüsternen Welt da draußen. Aber du kannst dich äußern, bloß eben ohne Hass, kapiert? Du siehst hier lernt jeder immer irgendwas dazu, das kannst du auch. Kunst ist widerständig, versuche halt, dich damit mal auseinander zu setzen, entweder widerständige Kunst zu erkennen oder sie zu machen. Das bringt echt viel mehr.
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