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Offener Brief von Jürgen Hofmann zur heutigen Premiere am DT

Wie's kommt

Berlin, 20. November 2009. Heute hat am Berliner Deutschen Theater Sein oder Nichtsein in der Regie von Rafael Sanchez Premiere. Dies ist ein Stück von Nick Whitby nach dem Film von Ernst Lubitsch und dem Drehbuch von Edwin Justus Mayer und Melchior Lengyel. Vor der Saison hatte das Deutsche Theater dagegen das Stück Noch ist Polen nicht verloren von Jürgen Hofmann angekündigt, das ebenfalls nach Lubitschs Film entstanden ist.

In einem offenen Brief – erschienen sowohl im nachtkritik forum als auch hier – äußert sich jetzt Hofmann zur Frage, wie es seiner Meinung zu diesem Stücktausch kam: "Der britische Drehbuchschreiber hat von dem Filmkonzern 20th Century Fox jüngst die Bühnenrechte gekauft und setzt seitdem massiv durch, dass in Deutschland ausschließlich seine Fassung gespielt werden darf."

Erst im August dieses Jahres mit dem Rechtsanspruch des britischen Geschäftsmanns konfrontiert, sah sich das Theater, so Hofmann, "nicht mehr in der Lage, eine andere Produktion zu planen und ersetzte das schon vorbereitete Stück halbherzig durch das neue". Die ursprüngliche Entscheidung des DT für "Noch ist Polen nicht verloren" habe dabei, so Hofmann, noch einen anderen Aspekt gehabt: Wie der die polnische Nationalhymne anspielende Titel andeute, gehe es in seiner politisch akzentuierten Version auch darum, "dem polnischen Widerstand gegen die Nazis seine Reverenz zu erweisen". Auch deshalb sollte also Hofmanns Version gespielt werden. Und nun?

"Nun mögen Publikum und Kritiker selbst entscheiden, was von diesen Ansprüchen von Film und Stück in einer aus den USA importierten Adaption übrigengeblieben ist." Das Deutsche Theater sieht hingegen auf Nachfrage von nachtkritik.de keinen Grund, diesen Casus eigens zu kommentieren; der Vorgang erkläre sich einzig – wie auch aus Hofmanns Offenen Brief zu ersehen ist – aus der gegebenen Rechtelage.

Den Stücktext von Jürgen Hofmanns Noch ist Polen nicht verloren gibt es hier:  pdf


(dip)

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Kommentare  
Hofmanns Offener Brief: was soll die Aufregung?
entweder jemand hat die rechte oder nicht. das ist doch geklärt und im filmgeschäft ist es nun mal üblich, dass aus allem geld gemacht wird, wie es nur geht. vielleicht hätte sich herr hofmann selbst die rechte kaufen sollen. ich weiß nicht, was die aufregung soll und dem theater sozusagen zu unterstellen, es würde die reverenz auf den polnischen widerstand nicht erweisen wollen, ist doch verschwörungstheorie. auch die unterstellung eine amerikanische version könne quasi nicht gut sein, die ja in der quasi drohung ans publikum steckt, finde ich anmaßend. wer weiß, ob das der einzige grund war, dieses stück zu wählen, immerhin hätte das DT die produktion ja auch ganz absagen können, wenn ihnen der neue stücktext nicht gepasst hätte.
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