Jahresrückblick 2009 - was Roland May im Theater besonders beeindruckte
Roland May – Theater Plauen-Zwickau, Generalintendant
Welches war Ihr herausragendstes, schönstes, beeindruckendstes Theatererlebnis im Jahr 2009, am eigenen Haus oder an anderen Häusern? Und warum?
Den Schauspielern bei ihrer Arbeit zuzusehen, machte lange nicht so viel Freude wie bei Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O'Neill am Centraltheater in Leipzig in der Regie von Sebastian Hartmann. Trotz ihrer aggressiv–lauernden Grundhaltung wurde der Plot mit einer rotzigen Portion Lakonie und leisem Fatalismus über die Rampe gebracht, dass ich wirklich Lust bekam, da oben mitzuspielen.
Zweites herausragendes Erlebnis war die Schauspielerin Margit Bendokat in Öl von Lukas Bärfuss am Deutschen Theater in Berlin. Wie hier eine 'Nebenrolle' ganz groß wird, habe ich selten erlebt. Die Bendokat schafft das nicht nur mit einer Sprachbeherrschung, die an Texten von Heiner Müller und anderen geschult ist, sondern durch ihre stoische Präsens, die einerseits sicherlich die erarbeitete Rollenanforderung bedient, aber eben auch zeigt, wie wenig manchmal mehr sein kann, wenn man es kann. Sie ist ein weiblicher Dinosaurier mit hellem Geist, bei dem mehr als ein Vierteljahrhundert Theatergeschichte mitschwingt. Ein Erlebnis!
Was man in deutschsprachigen Theaterleitungen über das Jahr 2009 sonst noch denkt, sagen: Andreas Beck (Schauspielhaus Wien), Karin Beier (Schauspiel Köln), Thomas Bockelmann (Staatstheater Kassel), Amelie Deuflhard (Kampnagel Hamburg), Matthias Fontheim (Staatstheater Mainz), Elmar Goerden (Schauspielhaus Bochum), Markus Heinzelmann (Theaterhaus Jena), Jan Jochymski (Theater Magdeburg), Ulrich Khuon (Deutsches Theater Berlin), Sewan Latchinian (Neue Bühne Senftenberg), Julia Lochte (Münchner Kammerspiele), Enrico Lübbe (Theater Chemnitz), Joachim Lux (Thalia Theater Hamburg), Stephan Märki (Nationaltheater Weimar), Roland May (Theater Plauen-Zwickau), Barbara Mundel (Theater Freiburg), Amélie Niermeyer (Schauspielhaus Düsseldorf), Christoph Nix (Theater Konstanz), Elias Perrig (Theater Basel), Oliver Reese (Schauspiel Frankfurt), Friedrich Schirmer (Deutsches Schauspielhaus Hamburg), Holger Schultze (Theater Osnabrück), Wilfried Schulz (Staatsschauspiel Dresden), Kathrin Tiedemann (Forum Freies Theater Düsseldorf), Lars-Ole Walburg (Schauspiel Hannover), Barbara Weber (Theater Neumarkt Zürich), Hasko Weber (Staatstheater Stuttgart), Tobias Wellemeyer (Hans-Otto-Theater Potsdam), Kay Wuschek (Theater an der Parkaue Berlin).
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