Presseschau vom 14. März 2010 – Andrea Breth über den vermessenen Beruf des Kritikers

Geistesumnachtet

Geistesumnachtet

14. März 2010. In der österreichischen Zeitung Die Presse (14.3.) hat die Regisseurin Andrea Breth im Gespräch mit Norbert Mayer denkbar deutlich ihr grundsätzliches Unbehagen an den Kritikern kundgetan: "Kritiker ist ein vermessener Beruf. Man hört und sieht sich eine Sache, die monatelang vorbereitet wurde, einmal an und bildet sich sofort ein Urteil. Da ist man sowieso auf der Verliererseite. Das ist völlig irrational. Die erste Kunst des Kritikers besteht doch in der Beschreibung. Untergriffe finde ich indiskutabel."

Breth konstatiert auch eine um sich greifende Dummheit, die sich ihren Arbeiten nicht gewachsen zeige: "Es mutet oft merkwürdig an, dass die Vielschichtigkeit gar nicht bemerkt wurde, zum Beispiel als Ästhetik überhaupt nicht verstanden wurde. Da werde ich dann trübsinnig, auch wegen der zunehmenden Geistlosigkeit. Daran, dass heute nichts verstanden wird, ist auch die Verblödung durch Medien schuld."

Schlimmer noch – zum Teil werden gar Inszenierungen gelobt, die nicht von Andrea Breth stammen und damit der Vielschichtigkeit entbehren: "Es ist hip, Aufführungen zu favorisieren, die so dilettantisch sind, dass es mir die Schuhe auszieht. Diese Inszenierungen werden aber genau deswegen gekrönt. Das ist nahezu geistesumnachtet."

Und auch das Theatertreffen, das diesmal den Fehler beging, keine Aufführung von Andrea Breth einzuladen, bekommt sein Fett weg: "Die Jury soll die zehn besten deutschsprachigen Aufführungen wählen. Sie wählen aber lieber ein Motto wie Wirtschaftskrise oder Globalisierung. Wenn sich irgendjemand damit beschäftigt hat, ist bereits das Klassenziel erreicht. Über diese Misere schreibt niemand! Eine Inszenierung wie meine vom 'Zerbrochnen Krug' , die im vergangenen Herbst durchwegs hervorragende Kritiken bekam, in der 'Neuen Zürcher Zeitung' und der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' sogar als Aufführung des Jahres bezeichnet wurde, die eine neue Lesart bietet und unglaubliche Schauspieler hat, wird als altmodisch angesehen und deshalb nicht eingeladen." Folgt daraus eigentlich auch, dass die Kritiker der NZZ und der FAZ noch nicht gar so verblödet sind wie die anderen?

Schließlich wendet sich Breth auch noch gegen die "Mini-Castorfs", die "nicht verstanden haben, um was es eigentlich geht. Ein Theaterregisseur ist ein Diener des Werkes und sonst gar nichts." By the way: Gibt es eigentlich auch Mini-Breths? (wb)

 

Kommentare  
Andrea Breth über Kritiker: Mini-Brezen
"by the way":es gibt Brezen, mit Butter oder nur gesalzen. Davon gibt es bestimmt auch Mini-Brezen.
Andrea Breth über Kritiker: auch Peymann, Zadek u. Wuppertal
In der Ausgabe der Presse vom 14.03.10 hat man sich wohl der österreichischen Theatergeschichte gewidmet. Das ist äußerst interessant zu lesen, kann ich nur empfehlen. Die Artikel sind online auf www.diepresse.com abrufbar.
Zum Beispiel liest Claus Peymann aus Briefen von Bernhard, Handke und Jelinek an ihn vor. In einem anderen Beitrag erzählt Peter Zadek über seine Inszenierungen am Burgtheater und ganz interessant Ulrich Weinzierl vergleicht Wien mit Wuppertal.
Ja und Andrea Breth klagt über die Kritiker und bezichtigt die Mini-Castorfs eines Verbrechens an den großen Dichtern. Was soll man dazu noch sagen? Ein Stück Sachertorte und ein Achterl mehr bittschön.
Andrea Breth über Kritiker: warum so herablassend?
Ich finde Andrea Breths Inszenierungen zwar meist ganz großartig, bin aber alles andere als ein Verteidiger Ihrer Interview-Aussagen im generellen. Was mir allerdings schon sehr sauer aufstößt ist, wie zynisch und herablassend, im Ton lächerlich machend, über die Aussagen berichtet und kommentiert wird. Gerade die Generation nach Breth hat doch das Theater etwa einer Breth sehr offensiv angegriffen. Warum jetzt so beleidigt, wenn "zurückargumentiert" wird? Vor allem, ohne die Argumente zu diskutieren. Es geht doch jedem so, der sich einmal genauer mit einer Inszenierung beschäftigt hat: Es ist meist erschreckend, wie banal die Kritiken dazu dann sind, oder?
Breth über Kritiker: Wieso immer diese Ausschließlichkeiten?
Ach, liebe(r) Mini-Breth, nehmen Sie die "Herablassung" doch nicht so bierernst. Mir ging es darum, das Interview, das ich natürlich sehr lesenswert finde (sonst hätte ich es ja nicht verlinkt), hier vorzustellen. Ich gebe Ihnen jetzt gerne zu, dass das Zusammenfassen etwas mehr Spaß macht, wenn man ein paar kleine Spitzen setzt; das nimmt doch den Zitaten nicht ihren Gehalt, oder?
Immerhin ist es doch auffällig, wie sich Andrea Breth hier selbst zum Maßstab macht: SIE ist vielschichtig und will verstanden werden; die Mini-Castorfs aber sind nicht vielschichtig (woher weiß sie das so genau?), werden aber hirnloserweise gelobt. Wie sieht denn aber das Ganze aus der Perspektive so mancher Mini-Castorfs aus, die in der FAZ oder in der NZZ oder auf nachtkritik.de verrissen werden? Vielleicht halten die sich - und vielleicht nicht einmal zu Unrecht - auch für sehr komplex und finden den elegischen Breth-Stil im Grunde ganz simpel.
Breth wiederholt hier gewissermaßen nur die Werktreue-Diskussion und spricht allen, die ihren Werktreue-Begriff nicht teilen, einfach die Kompetenz ab. Damit macht sie es sich m.E. viel zu einfach. Ich persönlich nehme mir heraus, eine "werkdienliche" Inszenierung von Andrea Breth genauso zu lieben wie eine werkaufbrechende Inszenierung irgendeines talentierten Mini-Castorfs. Woher nur kommen immer diese Ausschließlichkeiten?
Breth über Kritiker: lauter kleine Persönlichkeiten
Das Problem ist, das alle alles immer so persönlich nehmen. Frau Breth nimmt es persönlich, dass sie nicht zum Theatertreffen eingeladen wird. Mini-Breth ist empört, wenn Herr Behrens in seinem Beitrag persönlich wird. Alles lauter kleine Persönlichkeiten. Mir wird auch schon ganz persönlich ums Herz.
Andrea Breth über Kritiker: Fremdscham
tatsächlich interessant, wie sehr Frau Breth sich doch selbst bloßstellt. bei den meisten aussagen packt einen doch der fremdscham:
"Daran, dass heute nichts verstanden wird, ist auch die Verblödung durch Medien schuld."
Auch lustig warum sie denn so gerne zum Theatertreffen eingeladen worden wäre: "Wir hätten, wenn wir eingeladen worden wären, eine Fernsehaufzeichnung gehabt. (...) Nun ist sie für immer weg!" Mensch, ist echt fies, so ein flüchtiges Theater-Ereignis...und schon wieder weg, der Arsch.
Aber ich weiß, wer eigentlich schuld ist: Norbert Mayer. Denn als Kulturjournalist muss man seine Interviewpartner zuweilen auch vor sich selbst schützen. Solche Antworten, die wahrscheinlich eh ganz anders waren und so nicht stimmen, druckt man doch nicht ab. Schwache Momente auch noch so auszunutzen! Ein ganz falsches Bild! Ihr ging es doch wahrscheinlich um etwas ganz anderes!
Der größte Arsch ist und bleibt die Medien.
Breth über Kritiker: Künstler beschweren sich nicht
ach, ich weiß nicht, ein richtiger künstler würde sich nicht beschweren. sie kann doch froh sein, daß ihre arbeit eine vielschichtigkeit beeinhaltet. die stellt sie doch hoffentlich nicht nur für andere her, sondern auch für sich selbst.
Breth über Kritiker: Niveaulosigkeit des Betriebs
ich hätte mich ausserordentlich gefreut die fernsehaufzeichnung des zerbrochenen krugs zu sehen,da ich nicht zu den wenigen auserwählten gehörte die diese allein durch die beteiligten schauspieler sehr bemerkenswerte aufführung an den zehn erwähnten abenden sehen konnten.mit einer aufzeichnung hätte sie hunderttausend(e) menschen erreichen können. ist das etwa nicht erstrebenswert?
ich finde auch nicht das sich frau breth zum masstab macht. sie ist einer der letzten vertreter derer die überhaupt so etwas wie einen masstab darstellen können. einige andere sind leider tot (zadek,gosch) ,oder gerade indisponiert (ja ich zähle auch frank castorf zu diesen.
die häme mit der über dieses ausgesprochen sachliche interview hergezogen wird bestätigt doch ihre aussagen über kritiker und eine gewisse niveaulosigkeit des betriebs.
die auswahl zum theatertreffen finde ich im übrigen geradezu beispiellos dürftig und nichtssagend.
Breth über Kritiker: Fernsehaufzeichnung auch ohne 3sat?
@ scheiss bildungsbürger
Wer sagt denn, dass eine Fernsehaufzeichnung vom Zerbrochenen Krug gemacht worden wäre? Gab es denn schon einen Vertrag mit 3sat? Und wer sagt nun, dass es diese Fernsehaufzeichnung nicht auch ohne Theatertreffenteilnahme geben könnte? Wenn das jetzt nicht mehr interessant ist, hat Frau Breth ein Problem mit 3sat aber nicht mit den Kritikern.
Breth über Kritiker: nicht hinhören
ja, die scheißkritiker! saublöd, wie die immer über etwas schreiben und es dabei gar nicht verstehen können, nach monatelangem probenprozess.

aber bei frau breth selber ist das was ganz anderes, freilich. der krug wurde ja nur gelobt, da passt das schon mit den kritikern.

einfach nicht weiter hinhören und den kopf schütteln. bei dem wirrwarr das beste, was man tun kann.
Breth über Kritiker: Schärfe und Auseinandersetzung
@ejammer
woher wissen Sie, daß ein wirklicher Künstler sich nicht beschweren würde?
@ 8 Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Alle, wirklich alle, wissen daß Frau Breth streitbar ist. Ich bin überzeugt, daß sie es am Besten weiß. Aber macht das nicht gerade eine/n Künsteler/in aus?! Ich finde, daß Frau Breth eine sehr klare Position bezieht, zu sich selbst und zu den Menschen, die sie reflektieren. Und das Interview läßt erkennen, daß Frau Breth sich sehr bewußt ist, was sie veräußert und was nicht. Wahrscheinlich?? ist Frau Breth eine über alle Maßen eitle Person - Gott sei Dank!! Sie muß sich als ernstzunehmende Theater- Künstlerin wehren gegen halbherzige, intelektuell dämliche Rezensionen. Sonst braucht sie (unter anderem) ihren Beruf nicht mehr auszuüben. Fakt ist, daß Frau Breth eine große Theater-Künstlerin ist, wie es Herr Castorf, Herr Bondy, und einige Andere (nicht) sind. Aber, das bedeutet doch nicht alt gegen jung, Postdramatik gegen Werktreue. Was Frau Breth einfordert, vermute ich jedenfalls, ist Schärfe, emotionale und intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Stoff und dem Publikum. Und das schafft Frau Breth nach-wie-vor!
Breth über Kritiker: Abhängigkeiten und Marketingstrategien
@ 9 Ich finde den Aspekt, dass erst eine Nominierung zum Theatertreffen eine Produktion "der Aufzeichnung würdig" macht, für das interessanteste Statement des ganzen Artikels.

Die (vertragliche?)Verknüpfung solcher Entscheidungen erzeugt ja dann zwangsläufig ein Geflecht von Abhängigkeiten, Marketing- und Managementstrategien, das mit künstlerischen Ästhetiken wahrscheinlich wenig gemein hat. Meines Wissens nach fließen ja nicht unbeträchtliche finanzielle Mittel an das Theater, die aufgezeichnete Produktion und deren Darsteller von den TV-Anstalten, was ja beim Kampf um eine Aufzeichnung - gerade in den heutigen Finanzlagen - ein auch nicht aus dem Auge zu verlierender Aspekt ist.
Breth über Kritiker: Wen interessiert eine Kritikermeinung?
Aber das Thema ist schon interessant. Zeitungskritiker haben anscheinend immer weniger Zeit, ihre Artikel zu schreiben. Da wird oft nur noch grob hingeschaut und schon bei der einfachen Beschreibung der Inszenierung Namen, Fakten, Szenen verwechselt.
Und aus irgendeinem Grund scheinen die meisten zu glauben, ihre Kritik nur auf ein abschließendes "war gut" oder "schlecht", "schön" oder "hässlich" oder Nullsätze wie "löste sich nicht ein" zulaufen lassen zu müssen. Aber wen interessiert, ob ein einzelner Journalist etwas "gut" fand oder nicht?
(Dass Frau Breth da in Österreich besonders drunter leidet, kann man schnell verstehen, wenn man mal ein paar "Kritiken" in der dortigen Presse liest.)
Es wäre viel interessanter, exakte Beschreibungen der Vorgänge auf der Bühne zu lesen, die verglichen und eingeordnet werden. Ob das dann "gut" oder "schlecht" ist, würde dann für jeden Leser selbst klar.
Breth über Kritiker: Wer urteilt auf welcher Grundlage?
@ scheiss bildungsbürger
(ich hege übrigens eine gewisse Abneigung gegen Ihren Nicknamen, weil Sie damit den anderen Diskutanten implizit bereits unterstellen, Ihnen ausschließlich beleidigend begegnen zu können)

Ich möchte noch einmal wiederholen, dass auch ich Andrea Breth für eine große Künstlerin halte. Trotzdem (oder gerade deswegen?) vermag ich das Interview nicht als "ausgesprochen sachlich" einzustufen.
Andrea Breth benennt ein Problem, das nicht nur die Kritiker, sondern auch die Zuschauer haben: Wenn die Zuschauer die "Sache" sehen, "die monatelang vorbereitet wurde", dann haben sie nun einmal nur für die Dauer der Aufführung (und in der Reflexionsphase danach) Zeit, die Sache zu beurteilen. Es ist Außenstehenden GRUNDSÄTZLICH verwehrt, den komplexen Probenprozess zu begleiten: Es ist dies eine konstitutionelle Bedingung des Theaters, und um diese Bedingung weiß auch die produzierende Seite. Wenn sich also dem Zuschauer (oder Kritiker) die Tiefe und Vielschichtigkeit einer Arbeit nicht erschließt, vielleicht nicht erschließen kann, dann ist die Schuld nicht immer nur ausschließlich bei ihm zu suchen: Vielleicht haben einfach die Künstler die Rezeptionsbedingungen nicht berücksichtigt. Vielleicht auch haben sie in dem komplexen Probenprozess den Überblick verloren, und dem Zuschauer fällt das auf. Jedenfalls sind die Künstler nicht die privilegierten Rezipienten ihrer Werke (die Kritiker sind es übrigens genauso wenig).
Wenn Frau Breth dann über die Arbeiten anderer spricht, wird sie selbstwidersprüchlich (und somit m.E. unsachlich). Sie spricht von Aufführungen, die so "dilettantisch sind, dass es mir die Schuhe auszieht". Hat sie diese Aufführungen im Probenprozess begleitet? Oder hat sie sich - ebenso wie ein Kritiker oder ein Zuschauer - die Aufführung einfach nur angesehen und danach ein Urteil gebildet? Ziemlich sicher ja wohl letzteres, und somit wiederholt sie selbst genau die Struktur Kritiker-Künstler, die sie voher verwirft.
Sie, lieber scheiss bildungsbürger, scheinen diese Tendenz zur scharfrichterlichen (Vor)-Verurteilung, die Frau Breth angreift und zugleich selbst praktiziert, möglicherweise auch zu teilen, denn Sie schreiben, dass die Theatertreffenauswahl "geradezu beispiellos dürftig und nichtssagend" sei. Haben Sie denn die Aufführungen alle gesehen? Oder auch nur eine davon? Nach welchen Kriterien beurteilen Sie die Aufführungen? Wäre Ihre Meinung eine andere gewesen, wenn der "Zerbrochne Krug" eingeladen worden wäre (obwohl Sie ihn nicht gesehen haben)?
Wenn man solche Fragen diskutiert, begibt man sich bereits ins kritische Fahrwasser. Sie tun das, Frau Breth tut das, ich tue das. Wo man sich streitet, wird sich immer jemand ungerecht behandelt oder missverstanden fühlen. Aber ist das so schlimm, dass man gleich mit der Keule der "Geistesumnachtung" drohen muss?
Breth über Kritiker: nochmaliges Reflektieren?
Ich verstehe sowohl Frau Breth, als auch Sie. Aber wäre nicht gerade eine Seite wie Nachtkritik prädestiniert, ausgewählte Produktionen einige Wochen nach der Premiere vom gleichen Kritiker, der gleichen Kritikerin abermals besuchen zu lassen und nochmals schreibend zu reflektieren? In der Zwischenzeit konnten sich erste Eindrücke setzen, aber auch die Produktion "reifen". Ich weiß schon, dass das alles schwierig, aufwendig und vermutlich teuer ist - aber es würde dem momentan gängigen: "Ansehen, schnell und kurz schreiben, Abnicken" etwas entgegensetzen, das zumindest ich gerne lesen würde!
Breth über Kritiker: die Vielzahl der Stimmen formt ein Bild
meiner unmaßgeblichen Meinung nach, sind Künstler angehalten Kritik auch auszuhalten, auch wenn sie - in gewisser Weise - ungerecht scheint. Es gibt nun mal kein reines, objektives Messverfahren, sondern nur die Möglichkeit, dass sich aus einer Vielzahl von Stimmen, zu denen auch das Publikum gehört, aber auch Kritiker, ein ungefähres Bild im öffentlichen Bewusstsein bildet - das selber immer ein wenig in Bewegung bleibt, hauptsächlich - was Theater betrifft - vom Vergessen bedroht ist, weshalb verständlich ist, wer vom Nachruhm träumt, auch auf ERINNERUNGSSTÜTZEN baut und sie einklagen will. Verstehen tue ich es, aber es ist, betrachtet man all das Bemerkenswerte, das genauso unkonserviert verschwindet, auch etwas bloß egoistisches. Eine Initiative, die sich bemüht, das überhaupt ein wenig mehr Theateraufführungen dokumentiert werden, wäre sinnvoller.
Breth über Kritiker: spätpubertierende Kindkönige
Würde denn ebenso herablassend zusammengefasst werden, wenn da z.B. Rmini-Protokoll ihr theaterwissenschaftliches Gebäude beschreibgen würden, wenn Sophie Rois sagen würde: Die Breth macht Theater aus dem 19.Jahrhundert? Nee, das ist nämlich angesagt. Kein Herr Behrens würde sich in so eine Kritiker-Ecke stellen wollen und Angesagtes so herablassend kommentieren. Da treffen auch zwei ethische Niveaus aufeinander. Breth, die sich zurücknimmt, in aller künstlerischen Entschiedenheit bescheiden bleibt, sich nicht zum Autor des Abends macht und jene, die sich in den Vordergrund schieben müssen. Dazu gehört in diesem Fall auch Herr Behrens. Es geht weniger darum Frau Breths Standpunkt kennen zu lernen (nach dem Motto: kennen wir doch!) als um Herrn Behrens und seine höhere Perspektive. Das ist ja nur eine kleine Ausfälligkeit am Rande, nicht der Rede wert, würde da nicht etwas sichtbar vom Zeitgeist, der auch in jenen Inszenierungen herrscht, die Frau Breth vielleicht meint: Wo Spätpubertierende sich zu Kindkönigen machen, sich auf ein Werk so wenig einlassen wie man sich auf die Brethsche Argumentation einlassen will, wenn man die Zusammenfassung liest. Um so schlimmer, dass genau diese selbstherrliche Haltung der Regisseure dem Theater so sehr an Relevanz genommen hat.
Breth über Kritiker: begründetes Vorurteil
@17
vielen dank für ihren kommentar. sie machen da etwas deutlich was mir leider missglückt ist.
@behrens
eben die unterschiedliche behandlung von vermeintlich hippen und vermeintlich vorgestrigen produktionen die in kommentar 17 erwähnt wird ließ mich zu meinem nicknamen greifen.
im übrigen gebe ich ihnen recht dass vergleiche zwischen produktionen oft sehr spekulativ sind.
aber ich kenne produktionen der meisten eingeladenen künstler und meine beobachtet zu haben das sie u.a deswegen immer wieder dabei sind weil sie sich in bestimmten mitteln und ästhetiken stark wiederholen.
ich halte deswegen mein vorurteil für nicht ganz unbegründet.
Breth über Kritiker: Regisseure müssen Kritik aushalten
Wenn Frau Breth dermaßen empfindlich ist und die zarteste Kritik an einem ihrer Stücke als völlige Entwertung ihrer Regiearbeit auffasst, hat sie ihren Beruf verfehlt. Sie hätte Schalterbeamtin werden sollen - in diesem Tätigkeitsfeld gibt es keine Kritiker.
Das Kritisieren ist nun einmal der Job des Kritikers - und die können manchmal unbequem werden und scharf beurteilen. Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, muss sich auch der Kritik aussetzen. Regisseure sollten keine Selbst-Rezipienten sein und sich der Tatsache bewusst sein, dass sie nicht allein sind in der Welt und es zeitgleich auch andere Regisseure gibt, die gelegentlich mal vorgezogen und zu Veranstaltungen eingeladen werden, bei denen man zuhause bleiben muss.
Die Theaterkritiker in den Zeitungen beherrschen wenigstens ihr Handwerk, sie sind oftmals besser als die Kollegen aus anderen Sparten. Ich lese Theaterkritiken ganz gern, bin mir aber dessen bewusst, dass sie radikal subjektiv sind und lasse mich deshalb nicht davon beeinflussen. Vielleicht sollte sich Frau Breth in Zukunft nur noch an jene Kritiker halten, die ihrer Arbeit gegenüber geneigter sind (FAZ, NZZ).
Breth über Kritiker: Lektüre-Empfehlung Kritikverbot 1936
Ich empfehle die Lektüre der "Anordnung des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda über Kunstkritik" vom 27. November 1936, veröffentlicht im "Völkischen Beobachter" vom 28. November 1936.

Hinweis der Redaktion:
Wer den nicht zur Hand hat, kann auch in Joseph Wulfs Dokumentation zur "Kultur im Dritten Reich" (Frankfurt a.M./Berlin, 1989) nachschlagen. Im Band zu den Bildenden Künsten (S. 128) ist die damalige Anordnung von Joseph Goebbels, das Verbot der Kunstkritik, nachgedruckt.

Darin heißt es u.a.:
" An die Stelle der bisherigen Kunstkritik, die in völliger Verdrehung des Begriffes 'Kritik' in der Zeit jüdischer Kunstüberfremdung zum Kunstrichtertum gemacht worden war, wird ab heute der Kunstbericht gestellt; an die Stelle des Kritikers tritt der Kunstschriftleiter. Der Kunstbericht soll weniger Wertung als vielmehr Darstellung und damit Würdigung sein. Er soll dem Publikum die Möglichkeit geben, sich selbst ein Urteil zu bilden, ihm Ansporn sein, aus seiner eigenen Einstellung und Empfindung sich über künstlerische Leistungen eine Meinung zu bilden."

Ich füge dieses Zitat nicht bei, um mich Herrn Steckels Einwurf anzuschließen. Sondern um den Hinweis auf die Historie nachvollziehbar und diskutierbar zu machen.
Petra Kohse
Breth über Kritiker: Kritiken-Niveau sinkt wirklich
Die Dünnhäutigkeit von Frau Breth ist bekannt und da kann man natürlich leicht draufhauen. Aber die interessante Frage ist, ob es nicht wirklich ein generell sinkendes Niveau von Theaterkritiken gibt. Den Kritikern gilt häufig die sorgfältig auslotende Interpretation weniger als das Spektakuläre, das Modische mit leerem Kern. Wie die Theaterwissenschaft sich mit ihrer "Postdramatik" aufgeschwungen hat, selbst künstlerische Avantgarde sein zu wollen, mit einer Art Konzepttheater, so hat sich die Kritik häufig entfernt von einer differenzierenden Beschreibung sowohl der Stück- wie der Rolleninterpretation. Das liegt daran, dass in den letzten etwa zehn Jahren die Maßstäbe abhanden gekommen sind. Munkelt nicht so mancher Theaterwissenschaftler, dass Psychologie auf der Bühne Menschelei von gestern sei? Und viele Kritiker kommen von dieser Fakultät, sind jedenfalls per se erst mal Theoretiker. Das Theater ist mit diesem Vorurteil im Grunde kastriert. Indem die Situation, die Psychologie, die Rolle als obsolet verworfen wird, verwirft sich das Theater selbst. Und das ist es, was Frau Breth zurecht nicht gefällt.
Breth über Kritiker: Auffangbecken für Gestrandete
Die Aussagen von Frau Breth und auch die Aussagen von vielen Kritikern (die man hier ja nicht abfällig zu nennen braucht, weil es sowieso ausgepunktet wird) zeigen doch eigentlich nur, was für ein abseitiger Planet Theater/Theaterkritik ist. Da heben sich Leute selbst oder gegenseitig aufs Schild der Intellektualität und des Bildungsauftrags und der intelletuellen Berichterstattung oder sie stoßen sich eben vom Schild runter, die im normalen Leben nichts auf die Kette kriegen würden. Theater und Theaterkritik sind soziale Auffangbecken für Gestrandete. Da tut sich auch Frau Breth nichts. Wer so selbstherrlich schreibt wie sie (und da tut sie sich wiederum nichts mit so manchem Kritiker), wer sich ja nicht nur in diesem Interview immer wieder als direkte Nachgeborene der großen Klassiker bezeichnet, der hat ein Selbst- und Fremdwahrnehmungsproblem, das Theater und Kritik sowieso eigen sind. Und deshalb die hier nicht ganz logische Bitte: Weiter so! Macht Spaß, so einen Quatsch zu lesen! Jetzt können sich Theater und ihre Richter und auch ich, der Zuschauer, wieder einige Feuilletonausgaben lang darüber auslassen und uns wieder selbst in die Hose lügen, wie wichtig, wie maßgeblich wir sind.
Breth über Kritiker: Zensurfall(e) besagt hier nichts
interessant. habe zitate von diversen, vor kurzem erschienenen theaterkritiken zu einer kritik an flohbär zusammengestellt. anscheinend hat die redaktion diese kritik nicht zugelassen. jetzt ist nur noch die frage: warum nicht ?

Antwort der Redaktion:
Hallo mash up. Ihr Spielgedanke greift zu kurz. So eine zusammenhanglose, unbegründete Aneinanderreihung von Diffamierungen würde nirgendwo durchdringen, wo jemand aus dieser Redaktion tätig ist. Covern Sie doch mal eine echte Kritik als Debattenbeitrag und schauen Sie, ob Sie dann damit hier zensiert werden. Darf aber weder aus der BILD noch aus der FAZ stammen...
Viele Grüße,
Petra Kohse
Breth über Kritiker: gegen das Psychologie-Gebot
@Stella Leuchtleuthner

Das ist sehr bedenkenswert, was Sie da schreiben (vor allem unter 20.). Es stimmt sicher, dass psychologisches Theater manchem als altmodisch gilt, und einen psychologisch fein gearbeiteten Abend mit den Maßstäben des Konzepttheaters beurteilen zu wollen, ist sicherlich falsch. Ob sich das Theater aber selbst verwirft, wenn es der Psychologie entsagt, das möchte ich doch in Zweifel ziehen. Es gibt da einfach zwei oder mehrere Paradigmen, an die jeweils andere Maßstäbe anzulegen sind. Würde ich eine Aufführung von Schleef, Castorf, Castellucci, Rimini Protokoll mit dem Maßstab Breth messen, müsste das Urteil jeweils vernichtend ausfallen. Umgekehrt wird man einer Breth-Aufführung nicht gerecht, wenn man sie an der Energie einer Schlingensief-Performance misst.
Wogegen ich mich aber wehre - und zwar sowohl Ihnen, liebe Frau Leuchtleuthner, als auch Andrea Breth gegenüber -, ist die Voreinstellung, dass gutes Theater per se psychologisch zu sein habe. Gutes Theater KANN psychologisches sein - ich wüsste viele Abende zu nennen, die herrvoragendes und sehr berührendes psychologisches Theater geboten haben. Doch ebenso habe ich großartiges Theater von Kindkönigen gesehen (war Schleef nicht sogar auch eine Art Kindkönig?), das etwas zum Leuchten brachte, was sich so in keiner psychologischen Arbeit hätte zeigen können.
Dass sich Maßstäbe verschieben und verändern, das ist ein völlig normaler Vorgang in der Kunst, alles andere wäre Stillstand. (Hätte sich Haydn Bach zum Maßstab gemacht, hätte er sich wie ein Dilettant vorkommen müssen!) Interessant und ungelöst bleibt allerdings die von Ihnen aufgeworfene Frage, warum das Theater an Relevanz eingebüßt hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Theater heute genauso irrelevant wäre, wenn alle wie Breth, Zadek oder Stein inszenierten. Vielleicht liegen die Gründe gar nicht im Theater, sondern in gesamtgesellschaftlichen Strömungen. Welches Kunsterzeugnis ist denn heute überhaupt relevant? "Unendlicher Spaß" von David Foster Wallace? Eine Skulptur von Anselm Kiefer? Ein Film von James Cameron? Ich glaube nicht daran. Der Relevanzbegriff selbst scheint in unserer heutigen Gesellschaft brüchig geworden zu sein.
Breth über Kritiker: nicht zu rechtfertigende Plattheit
Mir scheint, hier haben einige das Gespräch das Frau Breth mit dem Kritiker der Presse Norbert Meyer geführt hat, gar nicht oder nicht richtig gelesen. Da fallen doch eindeutige Worte zu den ihrer Meinung nach gescheiterten Kritikern und den von ihr so betitelten Mini-Castorfs wie indiskutabel, Dünnbrettbohrerei, Geistlosigkeit, dilettantisch und nahezu geistesumnachtet. Der Regisseur soll nicht in das Werk reinschrauben, was ihm gerade durchs Gehirn gerutscht ist. Sie findet das als vermessen und ein Verbrechen an großen Dichtern.
Ich würde, wie ich hier schon bemerkt habe, in kein Theater mehr gehen, wenn ich schon im Voraus genau wüsste was dort gegeben wird.
Wie anders als Herr Behrens das getan hat, sollte man diese Ausbrüche von Frau Breth kommentieren? Jeder andere Regisseur wäre genauso gebasht worden für ähnliche Ausfälle ihr gegenüber. Herr Behrens hat sich mit seiner Einschätzung in die Kommentatorenhölle begeben und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er dazu auch weiter steht.
Man muss auch Frau Breth nicht vor sich selbst schützen, wie hier angeregt wurde. Wenn genau das ihre Meinung von der Arbeit anderer ist, mangelt es ihr ebenso an Achtung und zeigt deutliche ihre Ignoranz, die sie ja eigentlich anderen vorwirft. Was genau sie dazu bewogen hat, kann man nur vermuten. Ist es verletzte Eitelkeit, Neid oder nur Enttäuschung. Nichts davon würde ausreichen, um diese Plattheiten zu rechtfertigen. Sie begibt sich aber auf das gleiche Niveau, der von ihr so verachteten Kritiker. Das spricht durchaus für die von ihr bemühte Kritiklosigkeit gegenüber sich selbst.
Man kann vom Regietheater halten was man will, die Kritik daran fällt übrigens auch nicht immer sehr objektiv aus, es aber nur runter zu qualifizieren, um die eigene Arbeit in den Vordergrund zu spielen, das ist unwürdig für eine Regisseurin die zweifellos große Erfolge gehabt hat und dafür auch mit Anerkennung bedacht wurde. Einmal nicht zum Theatertreffen eingeladen worden zu sein, bedeutet noch nicht das Aus für immer.
Breth über Kritiker: Fortsetzung des Kritikverbot-Zitats
Es heißt in Goebbels’ "Anordnung" weiter: "Wenn ich eine derartig einschneidende Maßnahme treffe, dann gehe ich dabei von dem Gesichtspunkt aus, daß nur der kritisieren darf, der auf dem Gebiet, auf dem er kritisiert, wirkliches Verständnis besitzt. Wer selbst schöpferisch begabt ist, wird sich weniger mit Kritik beschäftigen, als vielmehr den Drang nach eigener schöpferischer Leistung haben. (...) Der künftige Kunstbericht setzt die Achtung vor dem künstlerischen Schaffen und der schöpferischen Leistung voraus. Er verlangt Bildung, Takt, anständige Gesinnung und Respekt vor dem künstlerischen Wollen."
Breth über Kritik: zum Thema Beleidigungen
@redaktion: dennoch gibt es solche und diffamierendere kritiken, die beleidigend und unreflektiert sind. die beleidigung fliegt doch immer aus dem kontext, sonst wäre sie doch keine solche. auch bei nachtkritik. heisst das jetzt, sie müssten konsequenterweise ihre eigenen kritiken zensurieren ?

Antwort der Redaktion:
Ja klar gibt´s die, aber die will keiner haben. Wir auch nicht. Wobei ich zwischen einer Auseinandersetzung, die in eine beleidigende Bemerkung mündet, wie sie in Kritiken vorkommen mag, und einer zusammenhanglosen Beschimpfung wie sie von Ihnen offenbar spielerisch simuliert worden ist, durchaus einen Unterschied sehe.
Was meinen Sie also damit, dass wir unsere Kritiken zensieren (resp. redigieren) müssten? Nennen Sie doch mal ein paar Beispiele, wo es nötig gewesen wäre und warum.
P.K.
Breth über Kritik: Theaterwissenschaft und Kritik
Liebe Stella Leuchtleuthner, sie haben da einiges ganz schön falsch verstanden:

Die Theaterwissenschaft schwingt sich zu garnichts auf sondern ist grundsätzlich 1. eine Wissenschaft und damit keine Kunstform 2. per se historisch/analytisch orientiert und hat die "Postdramatik" nicht erfunden, meine Liebe, auch wenn vielleicht der Begriff dafür hier aufkam. Dass einige Theaterschaffende früher mal Theaterwissenschaft studiert haben, ist richtig. Und?

Natürlich sind Kritiker Theoretiker. Und natürlich gibt es niemanden der mehr qualifiziert ist als ein Kritiker, der ein theaterwissenschaftliches Studium absolviert hat.
Denn der hat sich im Gegensatz zu allen anderen einige Jahre vollzeit mit allen Formen des Theaters wissenschaftlich auseinandergesetzt und dann auch noch viele unterschiedlichste Aufführungen gesehen.

JEDER Kritiker der hier genannten großen Zeitungen hat mehr (und unterschiedlichere) Inszenierungen gesehen als Breth jemals sehen wird. Bös gesagt: Jeder Kritiker hat mehr Ahnung von Theater (im Sinne von: Aufführungen an deutschen Theatern) als Breth. Deshalb ist er Kritiker.

Und warum schreit eigentlich keiner auf bei diesem pauschalen Gesülze von wegen "früher war alles besser und jetzt sind die Kritiker alle immer dümmer und alles verkommt"???
Kann mir bitteschön EINER eine überregionale Feuilleton-Kritik zeigen die so wahnsinnig schlecht und dünn und dumm und unreflektiert ist??
Nein.
Breth über Kritik: fürs Publikum
@19 meinen sie im ernst, dass jemand der empfindlich auf kritiken reagiert diesen beruf nicht ausüben sollte?
das würde einige der besten schauspieler und regisseure aus den theatern entfernen.
vor langer zeit waren theaterleute für ein publikum da. heute scheint allein entscheidend zu sein, ob sie sich bei kritikern mode machen können.
ich verstehe übrigens nicht ganz wie diese goebbels gleichsetzungen durch die zensur gekommen sind. diffamierender und beleidigender gehts ja nun wirklich nicht.
Breth über Kritik: die hohe Kultur der freien Kritik
@ scheiss bildungsbürger
Da Sie es anscheinend nicht verstehen, möchte ich es Ihnen erklären. Das Göbbels-Zitat ist natürlich polemisch, aber es soll auch verdeutlichen, dass eine Vielfalt von Meinungen nicht immer selbstverständlich war. Kritik ist genauso eine Kunstform wie der Gegenstand der Kritik. Die freie Kritik stellt eine hohe Kultur der Meinungsäußerung dar. Glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung. Wir wollen doch alle keinen vorbestimmten Einheitsbrei lesen.
Die freie Möglichkeit des Streits und die dazugehörende Streitkultur sind mir viel zu wichtig, als mich immer wieder selbst beschränken zu müssen, aus Angst eventuelle Befindlichkeiten anderer zu verletzen. In diesem Rahmen unter zivilisierten Menschen und in einer freien und aufgeklärten Gesellschaft, muss es möglich sein Kritik zu üben. Sie werden erst merken, wenn Ihnen die Möglichkeit genommen wurde, frei Ihre Meinung zu äußern, was Ihnen dadurch tatsächlich verloren gegangen ist.
Breth über Kritik: Ohrfeigen abholen
Natürlich soll Frau Breth weiterhin ihren Beruf ausüben. Der Satz war so gemeint: "Wenn sie Schalterbeamtin geworden wäre, hätte sie vor bösen Kritikern ihre Ruhe." Und wenn sie sich nicht die amateurhaften Machwerke ihrer Kollegen ansieht, kann sie auch ihre Schuhe anbehalten.
Die Arbeit von Frau Breth kenne ich fast gar nicht, nur Berichte aus dem Fernsehen und die DVD von "Emilia Galotti", die ich zweimal gesehen habe, vor allem wegen der Leistung der Wokalek. Das Stück wurde übrigens 2003 zum Theatertreffen eingeladen.
Falls einer der Nachtkritik-Redakteure mit einem von Breths "erstklassigen" Schauspielern zur hart ins Gericht gegangen ist, kann der Übeltäter zu ihr gehen und sich seine Ohrfeige abholen.
Breth über Kritiker: grässlich
@31 verstehe diese Art überhaupt nicht - so ein Satz: vor allem wegen der Leistung der Wokalek. Grässsslich.
Breth über Kritik: keine Buhs für Schalterbeamte ??
@31
aber, aber, ist Deutschland noch immer so ein preußischer Ordnungsstaat oder liegen die Wurzeln in der DDR.

Schalterbeamte als das nicht anzufeindende Subjekt!?!

In Österreich sind Schalterbeamte diejenigen, die am häufigsten und heftigsten Frust abbekommen. Die paar "Buhs" nach einer Premiere erleben die locker an einem einzigen Vormittag.
Breth über Kritik: Max Reinhardt hats auch getan
max reinhardt hat die sache mit den dummen kritikern auch gestört.
er hat sie eine zeitlang nicht mehr in seine aufführungen gelassen.
der war natürlich genauso ein überempfindlicher spießer wie frau breth, aber genau das gefällt mir an den beiden.
Breth über Kritik: Wiener Realität sieht anders aus
@ Susanne Peschina
Den preußischen Ordnungsstaat von Wienern vorgehalten zu bekommen, bringt mich immer wieder zum schmunzeln. Wenn man im Burgtheater nicht mal mit einem Glas Bier vor die Tür gehen darf, ohne vom Abendpersonal festgenommen zu werden, oder in der Schlange vor der Kassa die Leute weggebissen werden, um Stehkarten für 3 Euro zu bekommen. Der nette Wiener Grantler ist ein Schmäh von vorgestern wie Hans Moser. Die Realität sieht anders aus Frau Peschina, das zeigt auch dieser Thread hier sehr deutlich.
Grüß Gott aus Berlin
Breth über Kritik: Johanna Wokalek
@ 32:
Was wollen Sie denn hören, Bill?
Nun, die Inszenierung hat mir ganz gut gefallen, vor allem eben Johanna Wokalek. Ist das so schlimm? Roland Koch als Marinelli, also als ein typischer Vertreter des Intrigantentums, hat die Rolle auch gut hingebracht. Besser, als in einer ARD-Kitsch-Abendserie mitzumachen, wie vor etwa einem halben Jahr. Ach ja, richtig, die Breth hat ja inszeniert. Für Sie, Bill: ein kühner Entwurf von visionärer Kraft.
Frau Peschina, so weit mir bekannt ist, wurde in Berlin in den letzten Jahren kein Schalterbeamter ermordet. Viele sehen nach 10 Jahren Berufspraxis immer noch ganz frisch aus. Ich weiß nicht, wie das in Wien ist...
Vielleicht hätte ich Schalterbeamtin durch Apothekerin ersetzen sollten. Für die hat fast jeder ein Lächeln übrig.
Breth über Kritik: Dienststelle angezündet
@35
Und Sie gehen dann brav mit dem Bier zurück? Sie lassen sich aus einer Reihe drängen?...Na dann pflegen Sie ja fast den preußischen Drill. (Ist als Scherz gedacht!)

@36
Wenn ich Zeitungsberichten Glauben schenken darf, werden AMS (Arbeitsmarktservice)- Schalterbeamte fast regelmäßig bedroht, beleidigt und bei Vorgesetzten verleumdet. Ermordet wurde zwar auch keiner hier in Wien, aber eine Dienststelle angezündet. Na ist da das Regisseur-Dasein nicht eine erfreuliche Alternative?
Breth über Kritik: Rosen für die Schalterbeamtin
Es gibt auch Schalterbeamtinnen, denen werden Rosen geschenkt. Aber deswegen braucht Frau Breth nicht den Beruf zu wechseln. Rosen wird sie wohl gelegentlich bei Premieren erhalten - ihre Berufswahl war also richtig.
Falls es "Verbrechen und Strafe" als DVD gibt, werde ich sie mir auch zulegen. Die Minichmayr und die Peters hocken ja jetzt auch an der Burg - die habe ich früher an der Volksbühne gesehen.
Breth über Kritik: Wiener Minichmayr-Fans sind älter
Die Minichmayr war aber schon lange vor ihrer Volksbühnen-Auszeit an der Burg und hatte hier schon eine "Fangemeinde", lange bevor sie von den Massen entdeckt wurde.
Breth über Kritik: Dein Wien, mein Wien
@ Susanne Peschina
Danke für die scherzhafte Antwort. Das Personal des Burgtheaters wollte aber erst handgreiflich werden, als ich mich weigerte die Pausenräume aufzusuchen und als Klügerer gebe ich in der Kassenschlange lieber nach, als von rüstigen Pensionären mit dem Regenschirm verhauen zu werden. So viel zur Erheiterung. Scheint ja jetzt eher lustiger zu werden. Meine Minichmayr, Deine Minichmayr. Also ich schlage vor ihr behaltet die Minichmayrs, Wokaleks, Peters und wie die Flüchtigen alle heißen und wir geben die Sophie Rois nicht wieder zurück, obwohl die ja auch leider nur noch selten an der Volksbühne spielt. Übrigens Castorf und Wien, das wäre doch mal ein schönes Thema. Wenn der Wiener nicht einmal in der Stunde zum Büfett rennen kann, ist doch der ganze Theaterabend versaut. Ich erinnere mich noch gut an die Festwochenaufführungen der Dämonen und Erniedrigten und Beleidigten. Da konnte man im Minutentakt die Leute nach 2 Stunden aufgeben sehen. Wenn ich Besuch aus Wien habe, müssen wir immer einen riesigen Boden um die Volksbühne machen. 90 Minuten Pollesch geht noch, aber 3 Stunden Castorf, da führt kein Weg hin. Die Breth und Zadek hatten sich ja schon halbwegs an das Zeitlimit im Burgtheater gewöhnt. Bei den Rosenkriegen wurde ich dann auch mal freundlich aufgefordert meinen Mantel schon in der letzten Pause abzuholen. So viel dann noch zur Wiener Feierabenduhr. Wer hat eigentlich die Bühne danach sauber gemacht?
Grüß Gott aus der preußischen Ordnungshölle Berlin.
Breth über Kritik: Freude, Wollen und Interesse
@40
Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht. Im Aussitzen von Castorf'schen pausenlosen Überlängen ist das österreichische Publikum nicht gerade Weltmeister. Allerdings sind die Castorf-Festwochen-Vorstellungen meist die ersten, die restlos ausverkauft sind. Wir fliehen zwar nach einigen Stunden, aber wir kommen das nächste Jahr wieder. Vielleicht weil Theater keine Qual sondern Freude, Wollen und Interesse sein soll?

Aber andererseits haben Sie vollkommen Unrecht:In der Volksbühne habe ich z.B. "Gier nach Gold" und "Der Idiot" gesehen, auch meinen 1. Pollesch im Prater.
Leider ist es eher so, dass wenn mein Weg bei Berlin-Kurzbesuchen hinführen könnte, keine Vorstellung angesetzt ist.
Breth über Kritik: Castorf in Wien
Und das, wo doch fast alle wichtigen Castorf-Inszenierungen in Wien zu sehen waren oder gar hier Premiere hatten. Von den "Dämonen" und den "Beleidigten" bis zu "Schuld und Sühne", von "Meister und Margarita" über "Forever Young" bis zu "Lenz" und "Nord" sowie - bei den kommenden Festwochen - "Nach Moskau, Nach Moskau". So konfliktbeladen kann die Beziehung also nicht sein - im Gegenteil. Sie werden sich wundern, ich kenne viele Wiener, die sogar extra wegen der Volksbühne nach Berlin gereist sind! Und, nur zu Ergänzung, als ich "Kean" in Berlin sehen konnte, ist ein sehr, sehr großer Teil in der Pause geflüchtet. An den Wienern allein kann es also nicht liegen ...Wo wir doch schon durch Schleefs "Sportstück" sechsstündige Marathons sogar in den heiligen Hallen der Burg gewohnt sind ;-)
Breth über Kritik: Qual und Freude bei Castorf
Wer nicht verstanden hat, dass bei Castorf die Momente der "Freude", des "Wollens und des Interesses" in der Qual versteckt sind und unentwirrbar mit dieser verbunden sind - wie im Leben eben auch - hat ihn ohnehin nicht verstanden. Wie im aktuellen "Theater heute", wo Castorf sehr ironisch um eine zweistündige Inszenierung angefleht wird - aber genau die will ich von ihm nicht sehen, das wäre furchtbar!
Breth über Kritik: Was soll die Überschrift? (mit Antwort )
Liebe Redaktion,
eigentlich wollte ich mit meinen Kommentaren etwas kürzer treten, aber mitunter ist das etwas schwierig.
Bei meinem Kommentar 38 passt die Überschrift "Arbeitsamt ist gefährlicher" überhaupt nicht zum Inhalt.
Was ging da vor sich?
Nun, momentan verdiene ich ganz gut, aber das ist kein Dauerzustand und manchmal hat man das Arbeitsamt tatsächlich im Nacken. Nur: was wollten Sie in diesem Zusammenhang mit Ihrer Überschrift zum Ausdruck bringen?


(Sehr geehrter Herr Flohbär,
da muss ich mich entschuldigen, ich habe als heutiger Redaktions-Springer beim Freischalten Ihres Kommentars nicht genau genug hingesehen und Ihre Nr. 37 mit der Nr. 36 von Frau Peschina verwechselt.
Ich habe jetzt die Überschrift Ihres Kommentars geändert.
nikolaus merck)

@ 42: Als ich in der Volkbühne in "Kean" war, ging fast niemand in der Pause. Bei Ihrem Besuch war es wohl so, dass viele Schaubühnen-Zuschauer sich in die VB verirrt hatten. Die sind keine längeren Stücke gewohnt, machen schon nach zweieinhalb Stunden schlapp und stürzen sich dann an den Tresen, um die Lippen zu benetzen.
Breth über Kritik: die wegwerfende Kritik
@28
Lieber Santano,
mit etwas Geduld beim Recherchieren, ist es nicht so schwer, äußerst fragwürdige Texte von selbsterklärten Feuilletonisten (Wer prüft, ob sie Theaterwissenschaften oder etwas Vergleichbares, das sie zu Experten erklären könnte, studiert haben?) zu finden. Die elektronischen, via Internet abrufbaren Archive diverser überregionaler Zeitungen und Zeitschriften sind voll davon. Ein Beispiel aus "Die Zeit" (unzweifelhaft eine Wochenzeitung von überregionaler Bedeutung): 1999!!! war in der gedruckten Ausgabe ein Beitrag zu zwei verschiedenen "Faust"-Inszenierungen zu lesen (Den Namen des Autoren verweigert das Textarchiv übrigens), der schon in seinem Titel erkennen ließ, mit welcher kleinbürgerlichen, schulmeisterlichen Art ("Finger weg vom Faust") ein Rezensent sich einer Arbeit nähert. Ich muß hier nicht den ganzen Artikel zitieren. Gibt man entsprechende Stichwörter in die bekannten Suchmaschinen ein, dann findet man ihn sehr schnell. Meine Aufregung über diese wegwerfende Art des Schreibers über eine (wie ich finde) nach wie vor sehr interessante und wichtige Inszenierung ("Faust I" in Frankfurt – wohlgemerkt), der Sarkasmus in der Rhetorik ist, wie ich gerade bemerke, noch nicht wirklich verflogen. Nach über zehn Jahren! Das war fast so etwas wie ein Urerlebnis mit, ganz allgemein, schlechter, würdeloser, diffamierender – und darum dümmlicher, unreflektierter Kritik. (Er hangelte sich zitierend am Goethe-Text entlang und versuchte so zu beweisen, wie unrecht die Inszenierung habe.) Und wie oft man unprofessionelle Beiträge lesen muß – Namen falsch oder den falschen Rollen oder Funktionen zugewiesen; dann haben Rezensenten sich offensichtlich Textbücher zu senden lassen und dann darüber geschrieben. Entlarvt wurde das, weil, zur Premiere ganze Textpassagen gestrichen waren, über die dann aber im Bezug auf die Uraufführung reflektiert wurde und wie gut Regie und Spieler mit eben diesen Passagen umgegangen wären. Und immer wieder gelangen?? Rezensenten in General-Proben und berichten dann darüber und haben dann eben nicht mitbekommen, daß sich bis zur Premiere etwas änderte. Zur "Macbeth"-Premiere von Frau Paulhofer 2002 in der Schaubühne ging eine Kritikerin noch vor der Pause, um dann ein paar Stunden später im Radio darüber zu schwadronieren. Auch hier auf nachtkritik.de (leider) verfing sich z.B. eine Schreiberin in ihrem Bericht darin, wie sie eine Premierenaufführung mit einem Glühweinschwips, vom örtlichen Weihnachtsmarkt kommend, besucht habe. – Die Liste läßt sich, glauben Sie mir, beliebig fortsetzen. Leider!
Ich bin nicht in der Lage, daraus eine Tendenz abzulesen, dazu müßte ich weiterreichende empirische Erfahrungen haben – konstatieren, daß auch in den "großen" Feuilletons geschlampt wird, aber alle mal.
Kleine Anekdote zum Schluß: Klaus Mann hatte es sich, als er blutjung in Berlin ankommen war, zur Aufgabe gemacht, nach Premieren immer einen Tag später als seine "ernsthaften" Kollegen, Kritiken zu veröffentlichen, in denen er genau das Gegenteil des allgemeinen Tenors verfaßte. Nachzulesen in seiner Autobiographie "Der Wendepunkt".
Breth über Kritiker: der Autor der Kritik
Der Autor der von Eric Ender angeführten Zeit-Kritik zu Kühnel/Schusters Faust war Rolf Michaelis.
Breth über Kritiker: offener Schlagabtausch mit Argumenten
Bravo Herr Ender, der Kritiker als fehlbarer Mensch. Danke fürs Recherchieren. Da sind wir wieder am Anfang. Kritik abschaffen oder Kritik als ein Element der Kunst mit allen positiven und negativen Aspekten zulassen? Ich entscheide mich nach wie vor für die Kritik im Rahmen selbst definierter Regeln und der Möglichkeit auf undifferenzierte Kritik entsprechend reagieren zu können. Offener Schlagabtausch mit Argumenten, anstatt gleichgeschalteter Einheitsbrei.
Breth über Kritiker: keinen Gefallen getan
wenn man quai west gesehen hat, muss man sich doch sehr über frau breth wundern. was meint sie nur mit vielschichtigkeit? und wenn man sich in der pause und nach der vorstellung so im publikum umgehört hat, kann man nicht gerade feststellen, dass sie dem autor mit dieser inszenierung einen gefallen getan hat.
Breth über Kritiker: ferner die "Nachtkritik' verboten
"Ich habe ferner die ’Nachtkritik’ verboten."

(Goebbels, Anordnung des Reichsministers...)
Breth über Kritiker: Info
"Michaelis studierte Germanistik sowie englische und französische Philologie. Mit einer Dissertation über „Die Struktur von Hölderlins Oden“ wurde er an der Universität Tübingen 1958 promoviert." (Wikipedia)
Breth über Kritiker: unauflöslicher Konflikt
@46
Vielen Dank.
Ich hätte es erkennen müssen, oder zumindest ahnen, daß Herr Michaelis dahintersteckt. Dem durfte/ darf man eben Stücke nur vorlesen. Fängt jemand an einen Text zu inszenieren/ zu interpretieren/ zu spielen, der nicht seine ausdrückliche Genehmigung/ Empfehlung hat/te, dann witter/te er offenbar Verrat am Heiligtum. Ich bitte also um Entschuldigung, wenn ich ihm Dümmlichkeit und fehlendes Reflektionsvermögen vorwarf. Ich vermute eher, daß er sich täglich selbst kasteien muß/te, in dem er ins Theater ging, aus Schuld für welche Sünde auch immer. Denn mit Verlaub - wer mit über fünfundsechzig Jahren Lebensalter (so alt war er 1999), davon mindestens fünfunddreißig Jahren Berufs-, Lese-, Seherfahrung, ins Theater geht (und darauf beharrt, es besser zu wissen, als alle anderen), kann doch nur enttäuscht werden. Nicht weil alle Regisseure dieser Welt schlecht mit Texten umgehen. Sondern, weil eben jede Inszenierung, wie doch eigentlich alle wissen, sofort eine Veränderung des Urtextes nach sich zieht. Im Falle von Herrn Michaelis und dem Theater scheint der Konflikt genauso unauflöslich, wie der von Frau Breth mit den Kritikern. (Mein vorhergehender Kommentar über Kritiker - im Speziellen - bedeutet keine Parteigängerschaft mit ihren - generellen - Ansichten) Es gibt unter anderem ein weiteres hübsches Interview mit ihr von vor zwölf!! Jahren, kurz bevor sie nach Wien kam. Titel: "Ich bin altmodisch". Da sagt sie, etwas milder (aber nur etwas) fast genau das gleiche wie heuer. Schön, daß es Menschen gibt, die sich treu bleiben.
Breth über Kritiker: Parole Mainstream
Bei allem Ernst: Wer kann mir den Begriff "Befindlichkeitstheater" erklären? Ein gorßartiger Kritiker des Bändchens "AXOLOTL" hat dieses Wort womöglich geprägt? Ich füge hinzu: Trivial-Bedürftigkeits-Theater. Wohin driften wir ab? Auf das Niveau von Vielschreiberin (Piaf) J. Kann womöglich?

Besser: AXOLOTL zeigt doch das, was bei J.Kann längst erkannt hätte werden müssen: mainstream bedienen.

Kritiker haben versagt. Da wie dort.
Breth über Kritiker: Google macht unsterblich!
rolf michaelis! wer hätte sich noch an ihn erinnert, wenn nicht die suche nach einer laienhaften schreibe? google macht unsterblich, genau da wo wir nicht erinnert werden wollen.
Breth über Kritiker: ich weiß nicht, was soll es bedeuten
WER BITTE, KANN MIR ERKLÄREN, WAS SICH HINTER DEM BEGRIFF "BEFINDLICHKEITSTHEATER" VERBIRGT?

und dann noch: mach ich einen neuen begriff auf:
"BEDÜRFTIGKEITSTHEATER"

iss doch so. axolotl. kommt. wg. bedürftigkeit.
Breth über Kritiker: Bedürftigkeitstheater?
Was meint der Begriff "Befindlichgkeitstheater":
Geschrieben in einer Kritik in der Zeit zu dem Stück:
"Stäffele to heaven". von einer neuerdings hochgejubelten Autorin: J. Kann - life-style.
3. Teil - m.E. : SCHROTT! zu recht verrissen.

Geraten wir in ein "Bedürftigkeits-Theater?"
Breth über Kritiker: Trivial-Bedürftigkeits- Theater?
Betr.: Begriffe in der Theaterkritik - aktuell: stäffele

Ein Hilferuf! Bitte bitte erklären Sie mir den Begriff "Befindlichkeitstheater", der in einer Kritik zu dem Stück letzens in dem meiner Meinung nach höchtens mainstream-Bedien-Stück -
von J. Kann - "stäffele etc." von einem Kritiker gebraucht wurde.

Ich denke: wenn sowas Schule macht: dann kommen wir zu einem "Trivial-Bedürftigkeits-Theater".

Meint - so einen Schrott - "Stäffele" weil mainstream - als "Befindlichkeits-Theater" zu verkaufen, ist dreist.
Das Stück: ist für den Mülleimer. Es bleibt als einziges zu vermekken: ein KRITIKER hat den Begriff
"Befindlichkeitstheater" in diesem Zusammenhang - Schrott!!! - geprägt.
Hut ab. Nur es bleibt meine Frage: Was meint "Befindlichkeitstheater?"

kommt so ulkig-seichtes -dummes-lautes weiterhin auf uns zu?

ja - axilotl lässt grüßen.
also was bitte: sagt der Begriff "BEFINDLICHKEITSTHEATER"?
wirklich? etwa sowas wie: weltläufig oder so?
NK soll bitte klären.

DAE
Breth über Kritiker: hartnäckige Frage
BEFINDLICHKEITSTHEATER

WAS IST DAS?

ich bin hartnäckig, udk
Breth über Kritiker: sentimentaler Kitsch
Lieber Herr kind, schauen Sie nach, was ich über Befindlichkeitstheater zur Kritik der FAZ von Stäffele eben da im Thread geschrieben habe.
Es bedeutet ganz einfach den Vorwurf sentimentalen Kitsch produziert zu haben, nur klingt Befindlichkeit eben irgendwie besser. Wie befinden Sie sich heute?
Breth über Kritik: Abwenden und Versagen
@47
Lieber ‚Stefan‘,
mein Kommentar war eine direkte Antwort auf ‚Santanos‘ Einlassung, Kritiker seien studierte Experten (usw.) und es gäbe keine dümmlichen (usw.) Kritiken in der überregionalen Presse. Das hat mich überrascht, weil ich gerade das oft genug erlebt habe. Mit den Beispielen suchte ich meine Gegenbehauptung zu untermauern. Es ist Ihnen sicher aufgefallen, daß ich von "schlechten" Kritiken und Kritikern im Speziellen und nicht im Allgemeinen geschrieben habe. Und in vielen der oben aufgeführten Kommentare geht es doch um Erinnerung – also warum sich nicht erinnern, daß (die heikle Angelegenheit) Kritik – als Kategorie der Kommunikation, oder wie Sie sagen‚ als 'ein Element der Kunst' - versagt, wenn sie sich auf welche Art und Weise auch immer vom zu kritisierenden Ereignis abwendet und sich mit sich selbst oder was auch immer beschäftigt?
Und genau wie 'Kritik' von der 'Kunst' verlangt: Behelligt uns nicht mit halbseidenen, langweiligen, manipulierenden Inszenierungen, verlange ich von 'Kritik': Schaut genau hin, informiert Euch, wenn nötig, genauer über den Gegenstand, den Ihr besprecht, vermeidet Vorverurteilungen usw. Und das alles in "gleichgeschaltetem Einheitsbrei" versinken könnte, dazu besteht in unserer ausdifferenzierten Gesellschaft, denke ich, keine Sorge.
Breth über Kritik: immer noch unbefriedigt
@stefan
Danke der Nachfrage. Meine eigene Befindlichkeit ist i.O.
Leider ist mein Wissendurst nicht vollständig befriedigt. Erkenne immer noch nicht die eindeutige Begrifflichkeit eines Befindlichkeitstheaters. Auch nicht durch ihrem klugen Beitrag. Es lässt sich viel hineininterpretrieren. Nur zu!
Breth über Kritik: Ton wählen
@ Eric Ender
Soweit kann ich Ihnen zustimmen. Nur im Umkehrschluss, sollte Frau Breth eben nicht genau im selben Ton darauf reagieren. Damit schwächt Sie Ihre vielleicht berechtigte Position und setzt sich erneut der Kritik aus.
Breth über Kritik: Herr Behrens?
Herr Behrens, können sie nicht mal sagen, was ein Kritiker unter Befindlichkeitstheater versteht? Mir fehlt einfach ein konkretes Beispiel zur Erklärung. Kind scheint da eine Menge dran zu liegen.
Breth über Kritik: Feedback zur Überprüfung
es ist doch ausgesprochen amüsant, dass menschen die es zu ihrem beruf gemacht haben die leistung und kunst anderer zu beurteilen, wenn sich einer der beurteilten mal erlaubt sie zu kritisieren zu weinen anfangen und sich diese kritik mit hohn und spott verbitten.
wer ununterbrochen austeilt sollte doch wenigstens einmal einstecken können.
vielleicht sollten kritiker dieses feedback ihrer opfer auch als gelegenheit begreifen ihre eigene arbeit und ihre masstäbe, kriterien, eben ihr handwerk zu überprüfen.
ich setze den fall, sie haben überhaupt derlei.
Breth über Kritik: soziales Wesen Kritiker
Natürlich gibt es dumme Kritiken. Schlimmer noch, es gibt instrumentalisierte Kritiken, die politisch sind, weil die Kritiker mit den Machern involviert sind. Kritiker bekommen Reisen und Hotels bezahlt, da wird eine Kritik dann schon mal gefälliger. Christine Dössel ist zB Freundin von Falk Richter und Luc Perceval auf Facebook, man vergleiche ihre Kritiken zu beiden. Peter Laudenbach hängt schon mal mit den Volksbühnenleuten ab oder gibt ein Jonathan Meese Buch heraus. Auch wird gerne mal beschlossen, eine Regisseurin, einen Regisseur abzuschiessen, dann werden aus Lobeshymnen schnell mal beleidigende Totalverisse und eine Berufslaufbahn wird en passant vernichtet. Oft gesehen im Kampf neuer Autor vs. neue Regie. Da geht es ja auch um Verlage, die zB einen Autor schützen müssen. Da ruft der eine Verleger dann den anderen an. Der Kritiker ist natürlich auch ein soziales Wesen und oft so flexibel wie ein Wetterhahn. Und das in einer Gesellschaft, in der alle auf der Sonnenseite stehen wollen.
Breths Kritikerkritik: Befindlichkeit=Nabelschau
@hm
Ich glaube nicht, dass irgendein Kritiker bei Frau Breths Gegenkritik weinen musste (ich jedenfalls, dessen seien Sie versichert, habe nicht aufgeschluchzt). Frau Breth kritisiert ja pauschal. Wenn ein Kritiker schreiben würde, "die" Regisseure würden ja alle ganz schlecht inszenieren, dächte doch auch ein jeder Regisseur, er sei bestimmt nicht gemeint. Interessant und wahrscheinlich sogar aufregend wäre freilich, wenn Frau Breth eine konkrete Kritik zerpflückte (so wie Kritiker mitunter eine ihrer Aufführungen konkret zerpflücken). Würde sie sich zu diesem Zweck einen meiner Texte aussuchen, dann wäre ich allerdings nicht mehr sicher, ob ich hinterher nicht weinen müsste. Aber das müsste ich aushalten, das wäre in Ordnung. Bei nachtkritik.de müssen die Kritiker ohnehin ab und an einstecken, und das soll ja auch so sein. Und, liebe(r) hm, die Gegenkritik aus den Foren lässt einen in der Tat das eigene Handwerkszeug manchmal etwas genauer unter die Lupe nehmen.

@Stefan und Kind
Martin Halter hat den Begriff "Befindlichkeitstheater" gebraucht. Ich persönlich würde diesen Begriff nicht verwenden, weil ich selbst auch nicht ganz sicher bin, was er meint. Deswegen möchte ich ihn eigentlich auch nicht so gerne erklären. Da Sie mich aber so freundlich um Hilfe bitten, kann ich ja sagen, wie ich ihn verstehe: Im Befindlichkeitstheater werden auf narzisstiche Weise die Befindlichkeiten eines bestimmten Milieus gezeigt, das aber relativ eng umgrenzt ist und daher nicht wirklich weitergehendes Interesse auf sich zieht. Es geht nicht um die Befindlichkeit des Menschen im Allgemeinen (die ja immer interessant ist, gerade im Vergleich zu der Befindlichkeit beispielsweise der Enten, die die meisten von uns weniger interessiert), sondern eher um die Befindlichkeit einer gesellschaftlich kleinen und vielleicht gar nicht so interessanten Gruppe. Manchmal verwendet man auch das Wort "Nabelschau". Möglicherweise ist das aber auch alles falsch, liebes Kind. Aber eine genaue Definition abzufordern scheint mir auch in post-Wittgenstein'schen Zeiten etwas vermessen. (Vermessen – habe ich das Wort nicht kürzlich irgendwo gelesen???)
Breth und Heideggers vorreflexive Befindlichkeit
@65
Vielen Dank Herr Behrens, das ist sicher eine gute Erklärung. Der Begriff Befindlichkeit kommt aber nicht so klar heraus. Ich denke um den geht es kind in erster Linie. Was sind den tatsächlich Befindlichkeiten? Die eigenen oder die einer Gruppe, ob diese nun relevant ist oder nicht. Ich würde das gar nicht so einengen wollen.
Heidegger spricht von der Befindlichkeit als die „zum menschlichen Leben gehörende Gegenseite zum rationalen und klaren Verstehen“ und nennt sie „Eine dieser Grundarten, welche dem Dasein die Welt erschließt.“ Befindlichkeiten sind alle Affekte und Gefühle. Als Grundbefindlichkeit nennt er zum Beispiel die Angst. Die Angst ist ein unreflektiertes Gefühl. Weiterhin nennt Heidegger Sorge, Liebe, Freude und auch Tod. Die Befindlichkeit ist laut Heidegger die Vorstufe zur Reflexion.
Demnach müsste man ein Theater, das auf unreflektierten Gefühlen und Gemütsregungen aufbaut, als Befindlichkeitstheater bezeichnen. Gegen Gefühle ist im allgemeinen nichts ein zu wenden, aber in Bezug auf Kunst und im speziellen Theater, das nicht nur darstellen sondern auch erklären will, könnten unreflektierte Gefühle zum Problem werden. Das es von Kritikern auch in Bezug auf eine Nabelschau bestimmter Gruppen benutzt wird, will ich natürlich nicht in Abrede stellen.
Breth + Befindlichkeit: Artaud mit Heidegger argumentiert
Lieber Stefan, wenn man mit dem Heidegger'schen Besteck hantiert, dann verliert doch aber das Wort "Befindlichkeitstheater" jeden pejorativen Aspekt. Ein Theater, das eine Grundbefindlichkeit wie "Angst" (meinethalben auch ohne rationale Durchdringung) mit künstlerischen Mitteln packend darzustellen verstünde, wäre doch absolut großartig. Wäre dann Artaud nicht ein Protagonist des Befindlichkeitstheaters? Das liest sich zwar seltsam, mit Heidegger argumentiert scheint es mir aber nicht abwegig zu sein.
Befindlichkeit: Breth will nicht Artaud sein
@ Mini-Behrens
Das ist wahrscheinlich auch das Problem, das man den Begriff Befindlichkeitstheater gar ausschließlich positiv oder negativ verwenden kann. Ich will ihn auch gar nicht pauschal abwerten, sondern zu Diskussion stellen. Der falsche Gebraucht ist wahrscheinlich das Problem. Beim Sezieren des Begriffs ist mir das sehr wohl aufgefallen. Mit Artaud haben Sie mich allerdings entzaubert. Darauf war ich nicht gefasst. Das ist ja wie Philosophieren direkt auf der Bühne, Performance halt. Artaud will ja tatsächlich ein unreflektiertes Spiel, die „direkt umgesetzten Energien des Seins selbst“. Das surreale Moment im Theater von Artaud spielt natürlich mit Eingebungen, Gedanken, Gefühlen etc. und entzieht sich immer wieder konsequent einer rationalen Beurteilung. Weitere Beispiele wären vielleicht noch Beckett oder andere Autoren des Absurden Theaters.
Ich habe mich halt von der These Heideggers leiten lassen, das Befindlichkeiten eben unreflektierte Bezüge zur Wirklichkeit sind und so den Schluss gezogen, alles Vorreflexive ist ein Verzicht auf Selbstkritik und Relativierung der eigenen Einsichten.
Um vielleicht den Bogen wieder zu Andrea Breth zu bekommen, was halten Sie von der These, dass sie deshalb die Werktreue propagiert und dekonstruktive Bearbeitungen ablehnt, weil sie sich nicht dem Vorwurf des Befindlichkeitstheaters aussetzen will?
Befindlichkeit: mehr Klarheit über Heideggers Besteck
@ hm, Stefan und Mini-Behrens:
Danke, meine Herrschaften. So langsam kommen wir der Sache näher. Dennoch: Der Begriff Befindlichkeitstheater bedarf weiterer Klarstellung.
Ich werde also heute mit Heidegger´schem Besteck hantieren. Wenn´s nicht zu vermessen ist.
Breth über Kritiker: über Befindlichkeitstheater
Heidegger oder Agamben: gerade nicht zuhanden.
Soweit zu den Eingangsvoraussetzungen hier und jetzt!
Sprachspiel zu "Befindlichkeitstheater": wie ich es einschätze?
"Kreisen um den eigenen Bauchnabel", "Persönliches als Epiphänomen", "Gefühlsfolklore", "Notgedrungen zeitgeistig" ("Der Mensch heißt Mensch, weil es menschelt, wenn er menscht, es menscht") wären vier Assoziationen!
Tendenz, ziemlich eindeutig: pejorativ, vergleichbar in etwa den Aussagen, welche sich zu "sentimental" immer wieder vernehmen lassen.

Frage mich nur immer wieder von Zeit zu Zeit, wo das,
was über das rein Gefühlige hinausgehen soll, denn herkommen soll, wenn beinahe schon das Reden von Gefühlen, Empfindungen, "Emotionalen Zuständlichkeiten" in den öffentlichen, oft so coolen !!,
Sprachspielen ohne lästige und/oder fordernde Übergriffigkeit kaum noch geübt werden, und so schätze ich das landläufig schon ein.

Was im übrigen sich aufregen über Frau Breth zum Beispiel ? Haben vermutlich in der Tat die meisten Personen im "Diskurs Theater" in ungefähr gewußt, wie
Frau Breth sich positioniert !
Das ist doch kein einfaches Ja-Nein-Ding um den Eingriff des Regisseurs gegenüber seinen Stoffen; das war schon bei Stanislawski und Tschechow nicht so, und es war auch in Gorkijs erbitterter Wehr gegen die Dramatisierung Dostojewskijs durch Ssurow und Stanislawski nicht so: das wird sich mit dem Wandel der Befindlichkeiten, wie "einzeln" oder gar "allgemein" (Volkskörper ???) auch immer, immer wieder neu stellen: Entsteht hier ein "Ermutigungsstau", sich auf Befindlichkeiten einzulassen, liegt der Griff auf die Tradition immer sehr nahe; und da das Milieu doch meist so ist, daß ein Ibsen-Tschechow-Strindberg auf auch immer mehr Widerwillen rechnen darf, ist es schon wieder muthaft, gegen tausend Präzidenzfälle den 1001. Abend in dieser Richtung anzustrengen: das,
denke ich, gehört zu den Basics und zu dem Begriff
"Bescheidenheit" im Theater. "Die Zerbrechlichkeit des Menschen": ein anderes Castorf-Interview aus dem
Jahre 2004 (TdZ), ... gibt da auch etwas zu "Pitbulls".
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