In moralischen Feuchtgebieten

von Beat Mazenauer

Luzern, 8. April 2010. Man nehme den Fisch, schneide ihn längs durch, schiebe die Oberseite sorgsam weg und ziehe vorsichtig das Grätenskelett mitsamt Kopf ab. Auch ohne Filetstücke lassen die Gräten untrüglich noch den Fisch erkennen. Ähnlich verhält es sich mit der Bühnenadaption von Romanen. Unter Weglassung der erzählerischen Passagen muss in der Stückfassung dessen Grundidee sichtbar bleiben. Dabei liegt die Kunst in der Subtilität des Zerlegens.

Fjodor Dostojewskijs "Verbrechen und Strafe" bietet sich trotz seiner 700 Seiten für eine solche Adaption geradezu an. Raskolnikows Mord und dessen Aufdeckung ergeben willfährig den roten Faden. Dennoch verblüfft die Vielschichtigkeit, mit der Barbara-David Brüesch (Regie) und Bernd Isele (Dramaturgie) den Stoff im Luzerner Theater unter dem geläufigeren Titel "Schuld und Sühne" auf die Bühne bringen. Das Herzstück ihrer Inszenierung bildet ein brillanter Einfall des Bühnenbildners Damian Hitz. Umgeben von hohen schwarzen Wänden liegt die Spielfläche knöcheltief unter Wasser, und mitten drin erhebt sich eine eiserne Wand mit einer Tür.

Wasserspiele um Recht und Gesetz

Atmosphärisch effektvoll durch Nebel und Licht akzentuiert, entwickelt sich in diesem feuchten Ambiente ein erregendes Wasserballett um Recht und Gesetz. Während zweieinhalb Stunden zerlegt ein feinnervig aufeinander abgestimmtes Ensemble Raskolnikows mörderisches Experiment und fächert es psychologisch auf. Der Casus ist bekannt: Der genialische Jurastudent Raskolnikow ermordet eine Pfandleiherin, um herauszufinden, ob er ein außergewöhnlicher Mensch sei oder nur eine nichtswürdige Laus.

Der Mord gelingt, Raskolnikow entkommt unentdeckt – doch er verliert darob seine Fassung. Er wird von Traumgebilden heimgesucht und versucht selbst, Verdacht auf sich zu lenken. Zuletzt muss er unterliegen, weil er sein Gewissen nicht los wird. Von der Hure Sonja wird er aber – wie der biblische Lazarus – errettet werden.

Zurück zum Bühnenbild, das in diesem Stück zum genialen Mitspieler wird – in zweifacher Hinsicht. Zum einen sorgt das Wasserspiel für ästhetische Attraktionen, ganz im Geist Raskolnikows, der einmal deklamiert: "Die Scheu vor der Ästhetik ist das erste Symptom der Schwäche." Es spritzt, tropft und plätschert beständig wie in einer Badekaverne, was mit der Zeit auch das Publikum gelinde anstrengt.

Den Widerstand überwinden

Wesentlicher für das Stück ist etwas anderes: Indem sich das Schauspiel größtenteils in diesem Bassin abspielt, erhalten alle Bewegungen und Regungen etwas Erdenschweres und Schleppendes. Das Wasser erzeugt einen Widerstand, gegen den die Spielenden fortlaufend agieren müssen. Was auf der bloßen Bühne allzu theatralisch wirken würde, erhält hier Authentizität durch den spür- und sichtbaren Kraftaufwand. Darin liegt ein Kern dieses Stücks.

Die Männer saufen sich zu Tode, die Frauen mühen sich ergebnislos mit der Realität ab. Raskolnikows Tat demonstriert einen Willen zum Widerstand, der von Überheblichkeit und Gefühlskälte zeugt. Das Gesetz muss von außergewöhnlichen Menschen übertreten werden. "Alle großen Menschen sind Verbrecher ... Man darf auch vor Blutvergießen nicht zurückschrecken", redet er sich ein. Doch er hält die Tat nicht aus. Während Sonja (Daniela Britt), die lautere Seele, ihn retten wird, weil sie trotz allem verzeihen kann, entpuppt sich der Gutsbesitzer Swidrigajlow als Widerpart, der weder Gewissensbisse noch Geist kennt. Trotz der Ruchlosigkeit seiner Tat bleibt Raskolnikow letztlich einer Moral verpflichtet, die Swidrigajlow längst überwunden hat.

Gegensätzliches Paar

Auch auf der Bühne bilden die beiden ein Gegensatzpaar: hier der schmale, bewegliche Raskolnikow – eindrücklich, vital gespielt von Christoph Gawenda –, da der massige, abscheuliche Swidrigajlow (Heiko Pinkowski). Dass er mit dem ermittelnden Staatsanwalt Porfirij Petrowitsch vertraulich Kaffee trinkt, weckt Skepsis gegenüber der Unteilbarkeit von Gesetz und Ordnung. Um diese Figuren gruppiert sich eine Vielzahl von Nebengestalten, die von den acht Schauspielern und Schauspielerinnen mit verkörpert werden.

Die schnellen Rollenwechsel einerseits und andererseits das Zusammenspiel von Einzelfigur und Kollektiv sind ein herausstechendes Merkmal dieser Aufführung, das ihr Vielschichtigkeit, Dynamik und Witz verleiht. Vielleicht ließe sich die eine oder andere Erregung im Ton etwas zurücknehmen. Und eine kurze, missglückte Slapstick-Einlage ist gänzlich verzichtbar. Sei's drum. Mit dieser Inszenierung gelingt dem Luzerner Theater eine irrlichternd schöne, intensive Dostojewskij-Adaption, die nicht nur den Theaterbesuch lohnt, sondern obendrein Lust auf den ganzen Fisch, die Romanvorlage macht.

 

Schuld und Sühne
nach Fjodor Dostojewskijs "Verbrechen und Strafe", übersetzt von Swetlana Geier
Regie: Barbara-David Brüesch, Bühne: Damian Hitz, Kostüme: Adelheid Walter, Dramaturgie: Bernd Isele, Musik: Gaudenz Badrutt und Christian Müller.
Mit: Daniela Britt, Wiebke Kayser, Bettina Riebesel, Thomas Douglas, Christoph Gawenda, Manuel Kühne, Heiko Pinkowski, Samuel Zumbühl.

www.luzernertheater.ch

Mehr zu Barbara-David Brüesch: Wir berichteten über ihre Inszenierung von Fräulein Julie im Februar 2008 in Stuttgart. Und eine Art Straßentunnel sah man auf der Bühne von Verbrechen und Strafe, als Andrea Breth den Roman im Sommer 2008 inszenierte.

 

Mit perfekt geeichtem Kompass

Wenn man solch "üppige Werke" wie Dostojewskis "Schuld und Sühne" für die Bühne adaptieren wolle, gelte es "die Balance zwischen Werktreue, Eigenheit und Verständnis zu wahren", meint Aurel Jörg auf ensuite.ch (9.4.2010). Dies sei Barbara-David Brüesch und Bernd Isele bei ihrer Produktion am Luzerner Theater "kongenial gelungen! Mit perfekt geeichtem Kompass werden hier die wesentlichen Träger der Geschichte - die Essenz - auf die Bühne gebracht." Dass der Epilog weggelassen werde, sei "absolut verzeihbar, wenn nicht sogar ein gekonntes Mittel, um den Zuschauer zu animieren, über die vielschichtige Figur des Raskolnikows nachzudenken." Die Schauspieler zeigten "durchwegs eine gute Leistung", und die Bühnengestaltung von Damian Hitz sei "etwas vom Vortrefflichsten". Das Fazit der Rezension verrät bereits ihr erster Satz: "Man mag vom modernen Theater halten, was man will, aber ein stupendes Gesamtwerk wie dieses wird nur in einem arbeitsteiligen Rahmen ermöglicht."

 

 

Kommentare  
Brüeschs Schuld und Sühne: Widerling Swidrigailow?
Zu Swidrigailow:
Habe mich sehr gefreut, von einer offenbar guten Inszenierung von "Schuld und Sühne" etwas zu vernehmen, wundere mich allerdings, da ich den ganzen Fisch kenne, doch ein wenig darüber, daß Swidrigailow hier anscheinend weder "Gewissen noch Geist" kennen (!) soll! Das ist immerhin ein Arkadij!!
Er kontrastiert Raskolnikow eher: im Roman!
Ähnlich mag Rosanow Dostojewskij "kontrastiert" haben:
im Leben!!
Aber regelrechte Nichtkenntnis von Geist und Gewissen:
Nein, Swidrigailow liebt geradezu, d.h. würde Raskolnikow geradezu lieben, wenn es ihm nicht um die Schwester zutun wäre: seine moralische Zartheit offenbart sich sehr deutlich in seiner (!) Selbstmordsequenz, die ihn ins Hotel "Adrianopel"
führt: der Selbstmord heißt bei ihm "Reise nach Amerika"!!
Der Mord Raskolnikows und seine letztliche Selbstanzeige bei der Polizei, Swidrigailows Ausschweifungen als dauerhafte Strapaze eben jenes Gewissens und eben der letztendliche Selbstmord - das ist (im Roman), jedenfalls lese ich den so, nicht antagonistisch angelegt sondern Parallel-läufig. Der Weg von der Ehe zur Hurerei steht neben dem Mord Raskolnikows: ich finde das eigentlich ziemlich wichtig und kann mir eine antagonistische Fassung kaum reizvoller vorstellen, bin insofern verwundert, den Arkadij da so widerlich daherkommen zu sehen. Auf ihre Weise verhalten sich Swidrigailow und Raskolnikow eher so wie Thomas und Anselm
(der männliche und der weibliche Mann) in Musils "Schwärmern", um ein anderes Beispiel aus der Literatur heranzuziehen, ein Drama noch dazu und ein "kleinerer" Fisch ...
Schuld und Sühne in Luzern: Fragen aus der Ferne
Nachtrag zu gestern

"Das ist immerhin ein Arkadij"

Ich hatte das geradezu vorsätzlich hier als Flanke an-
geboten, klingt ja auch nicht gerade nach einem
"Bombenargument"; und dieser Vorsatz darf ja eigentlich garnicht so recht sein, bei jemandem, der
vom "Threadfasten" schrieb.
Nun gut: Das mit den Namen ist allerdings weder bei
Dostojewskij noch bei Kafka noch zB., um von Slawen oder slawisch beeinflußten Autoren ein wenig Abstand zu nehmen, bei Kierkegaards Pseudonymen zu unterschätzen !

"Odradek" zB. von odradit (tsch.): abraten. Kafka
"Klamm" zB. ua. von "klam" (tsch.): Täuschung. Kafka
"Karamasow" verhält sich sowohl zum Zarenattentäter
"Karakosow" als auch zu den Bestandteilen "Kara"
(Turksprache): schwarz , "Maso": Fleisch. Dostojewskij
"Fürst Dolgorukij" der Gründer Moskaus Dostojwskij
"Stawrogin" von "Stawros" (griech.): Kreuz Dostojewskij
Kants "Paralogismenkritik" hin, her: aber die Vornamen
bei Dostojewskij zielen schon auf soetwas wie Substanz: Es gibt bei ihm geradezu "die Arkadijs", die
"Iwans" (in "Der Jüngling" / "Bratj Karamasovij" bzw.
"Die Dämonen"/"Bratj Karamasovij"): insofern sperrt
sich die einseitige Sicht des Swidrgailow als Widerling
zumindestens der nachweisbaren Figurenzeichnungs-
praxis Dostojewskijs: einer Inszenierung, die spürbar
davon abgeht (bei Wajda gerät Swidrigailow ja in den
Hintergrund, hier wird er ganz offenbar eher "hervor-
gehoben" !), würde ich freilich gerne abhorchen können, warum sie eben zweierlei tut: Nicht auf Swidrigailow eher verzichten, ihn bewußt anders aus-
gestalten: Das sind in der Tat aus der Ferne meine beiden Fragen an die Inszenierung: wohlmöglich meldet sich mal jemand aus Luzern.
Ach so, bei Kierkegaard fällt so ein Name wie "Johannes Climacus" in lateinischer Schreibweise auf,
der offenbar angelehnt ist an "Ostrom", will sagen
"Johannes Klimakos", dem Verfasser des Werkes
"Skala Paradisi". Insofern sind Namen kein Schall und
Rauch.
Schuld und Sühne, Luzern: der Dramatiker Dostojewskij
Ein angenehm erfrischender Text. Selbst wenn ich mit einigen Ansichten nicht konform gehe, war es sehr erbaulich diesen Text zu lesen. Danke dafür. Ich habe im Jahr 2009 Schuld und Sühne in der Aufführung von Andrea Breth sehen dürfen. Gespielt in einem großen Saal. Es war mein „erster Dostojewski“ auf der Bühne. Im Vorfeld hatte ich auch so meine Zweifel, wie dieses Stück, dass über weite Strecken monologische Selbstzerfleischung aufweist auf eine dramatische Bühne zu bringen zu sei. Aber es ging. Das Schauspiel zog die Anwesenden in ihren Bann. Und obwohl vermutlich nahezu alle Besucher, das Buch gelesen haben werden, vermochte die Inszenierung Spannung aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Es vermochte die Grundidee über den gesamten Zeitraum zu transportieren ohne zu langweilen. Eine Kunst, denn Dostoevskijs Texte langweilen ja durchaus, gelegentlich über mehr als nur ein paar Seiten. Davon hatte man das Stück befreien können. Ich jedenfalls war sehr zufrieden mit dieser Inszenierung. Es war auch keine Ratlosigkeit oder Missmut auf den Gesichtern der anderen Gäste zu sehen. Ich gehe davon aus, dass die Enttäuschten klar in der Minderheit waren, denn nahezu alle Gäste verblieben noch lange Saal um dieses Stück mit stehenden Ovationen zu feiern.
Es funktioniert doch? Eines der großen Vorbilder Dostoevskijs ist der Dramatiker Schiller gewesen. Seine ersten produktiven Ergebnisse waren zwei Dramatik-Stücke. Heute leider verschollen. Auch wenn nicht viel Bewegung in seinen Werken zu finden ist, so besitzt das, was geschieht oft und nicht selten dramatischen Charakter. Hierzu gibt es ein analytisch aufschlussreiches Buch, das sich unter anderem damit ausführlich auseinandersetzt; Georg Steiner, Tolstoi oder Dostojewski.
Mehr vom Leben und Werk von Dostoevskijs ist hier zu erfahren:
http://dostojewski.npage.de/
MfG Jatman
Schuld und Sühne, Luzern: Das Seelische ist in Bewegung
Nicht viel Bewegung in Dostojewskijs Werken?
Der Schauplatz seiner Romane ist die menschliche Psyche
(Seele, die berühmte "russische Seele" (von damals)). -
Wo findet sich ein Schriftsteller, ein Roman-Dichter, bei dem
das Seelische so viel bewegt wurde, und so viel beim Leser bewegt, wie bei ihm?
Ich verstehe einen Leser, einen Kenner seiner Werke nicht,
der da feststellt:...Auch wenn nicht viel Bewegung in seinen Werken zu finden ist...
Dostojewskij ist der Dramatiker unter den Romanautoren schlechthin, da ihn aber die Kürze der Theater-Stücke einengte
und beschränkte, wählte er den großen Roman als literarische Kunstform.
Seine Romane bestehen vor allem aus Dialogen. Beschreibungen
sind ihm nur nebensächlich - -
Er nannte den Namen Schiller immer mit Ehrfurcht - hatte aber
seine Vorbehalte den Deutschen gegenüber:
Man denke nur an den "Spieler" gleich zu Anfang des Romans
(Der Spieler), der in Berlin vor einen preußischen General (oder war es eine hochgestellte adelige Persönlichkeit?)
und seiner Gemahlin hin tritt und höchst provokant,
ein langgedehntes berlinerisches Jawooooohll! diesem ins verdutzte Gesicht sagte, und das ohne ersichtlichen
eigentlichen Anlass und Grund. In der damaligen Gesellschaft
und in aller Öffentlichkeit ein Skandal! - und heute ist das nichts. Die Frechheit der "Schlechtweggekommenen" (aber auch aller anderen) ist an der Tagesordnung - -
Wir sind beinahe alle "Spieler" geworden und ohne Moral -
seien wir ehrlich, und geben wir es doch zu...
Schuld und Sühne, Luzern: Masochismus im Spieler
@4:
Nachdem im "Spieler" etwa 50 Seiten erzählt sind, tritt Alexej Iwanowitsch vor den deutschen Baron nebst Gattin und sagt Folgendes:
"Madame la baronne, j'ai l'honneur d'etre votre esclave."
Alexej vebeugt sich dabei und setzt seinen Hut ab.
Diese Stelle meinten Sie wohl.
An einer anderen Stelle stellt sich der Ich-Erzähler Alexej vor, dass Polina de Grieux eine Ohrfeige gibt. Seitdem glaubt Alexej, sie zu lieben.
Diese Figur ist wohl etwas - wie sagt man noch gleich? - masochistisch...
Schuld und Sühne, Luzern: Schmerz und Genuss
Masochistisch? - Dostojewskij ist es jedenfalls.
Ich glaube mich erinnern zu können einen Ausspruch von ihm gelesen zu haben(aus dem Gedächtnis nur ungefähr):
Warum sollte Schmerz nicht auch eine Art Genuss sein?
Er muss also ein großer Masochist gewesen sein, denn Schmerz als Genuss ist für mich selbst unbegreiflich.
Genuss ist mir selber ja unbegreiflich
Schuld und Sühne, Luzern: Sado oder Maso?
@ Georg Laaths: Schmerz als Genuss? Ich erkenne bei Dostojewskij eher sadistische Gelüste. Von verbindender Zärtlichkeit gegenüber Frauen keine Spur:

"Liebe ich sie etwa? Ich liebe sie doch nicht, nein? Ich habe sie doch gerade von mir gejagt wie einen Hund. [...] Nein, ihre Tränen brauchte ich, ihr Entsetzen, ich wollte sehen, wie ihr Herz blutet und sie sich quält! Ich wollte mich noch einmal irgendwo anklammern, zögern, ich wollte einen Menschen sehen!"
(aus: "Verbrechen und Strafe")

Das ist schon ziemlich masochistisch, ja. Masochistisches Selbstmitleid.
Schuld und Sühne, Luzern: aus dem besten, härtesten, wertvollsten Holz
Sadist und Masochist - und was sonst noch alles -
ganz leicht ist dem Phänomen Dostojewskij nicht beizukommen jedenfalls, der alles auf-reisst, was traditionell und gewöhnlich zurückgehalten wird(wurde) und verborgen bleibt, nur im Privaten nicht - Selbst hat man den großen Russen nie geliebt (aber doch sehr bewundert), und in der Jugend hat er bei einem genug Verwirrung hinterlassen...
Vieles von dem was den heutigen Menschen ausmacht, hat er doch vorweg genommen, oder ist der "moderne" Mensch immer schon so gewesen? - ich denke dabei an "Dekadenz" und "Nihilismus" - - Nietzsche sagt in seiner "Götzen-Dämmerung" (sehr bezeichnend):sad:...) Dostojewskij, der einzige Psychologe, von dem ich etwas zu lernen hatte: er gehört zu den schönsten Glücksfällen meines Lebens, mehr selbst noch als die Entdeckung Stendhals.
Dieser t i e f e Mensch, der zehnmal recht hatte, die oberflächlichen Deutschen gering zu schätzen, hat die sibierischen Zuchthäusler, in deren Mitte er lange lebte, lauter schwere Verbrecher, für die es keinen Rückweg zur Gesellschaft mehr gab, sehr anders empfunden, als er selbst erwartete - ungefähr als aus dem besten, härtesten und wertvollsten Holze geschnitzt, das auf russischer Erde überhaupt wächst. (...)
Schuld und Sühne, Luzern: bitte in Anführungszeichen
Werte Redaktion,
warum haben Sie den Namen Alfred Baeumler nicht in Anführungszeichen geschrieben?
Alfred Baeumler war in der Zeit von 33-45 überzeugter Nazi-Philosoph und hatte versucht, Nietzsche im Sinne des Nationalsozialismus zu interpretieren.
Nach Kriegsende war er drei Jahre verhaftet und wurde dann, nachdem er alles bereut hatte, rehabilitiert. Dann ging die Nietzsche-Interpretation unter demokratischem Deckmantel weiter.
Das nur zu Ihrer Information.
(Ist nachgeholt. die nachtkritik-Redaktion)
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