München, 21. Januar 2021
Kurzer Summer of Love
Das Team um Lothar Kittstein und Regisseur Bernhard Mikeska baut immer wieder szenische Vexierspiele, die den Blick auf Epochen und Menschen aufbrechen. In Gespenster - Erika, Klaus und der Zauberer geht diesmal um die Familie Mann. Mehr über die online-Premiere gestern Abend von Sabine Leucht.
Vorpommern / Online, 20. Januar 2021: Das Theatergame Customerzombification 1
Das Theater Vorpommern bringt Customerzombification 1 / Mein fremder Wille von Borgtheater ins Netz. In diesem interaktiven Theater-Game kämpft das Publikum gemeinsam mit einer Androidin gegen ein übermächtiges System. Sophie Diesselhorst berichtet.
Wien / Online, 1. Januar 2021: Die Maschine in mir an der Burg
Das irische Regieduo Dead Centre (aka Ben Kidd und Bush Moukarzel) setzte im Livestream Mark O’Connells transhumanistischen Stoff Die Maschine in mir mit Michael Maertens in Szene. Das Publikum war via Tablets kopräsent. Darunter Andrea Heinz.
Wuppertal / Online, 27. Dezember 2020: Henner Kallmeyer mit Robin Hood
Weihnachtsmärchen sind tradionell eine konservative Angelegenheit: bekannte Stoffe, aufdrehende Bühnenmaschinerie, fertig ist der Zauber. Aber wehe, jemand weicht vom alljährlichen Erfolgsrezept ab. In Wuppertal macht Autorregisseur Henner Kallmeyer aus Robin Hood eine Frau. Geht das auf, Max Florian Kühlem?
München / Online, 21. Dezember 2020: Beniamin M. Bukowskis Marienplatz
Warum verbrennt sich jemand selbst? Welches Zeichen setzt eine solche Tat? Resonanzlos blieb die Selbstverbrennung eines bis heute Unbekannten 2017 auf dem Münchner Marienplatz. Darüber geschrieben hat Beniamin M. Bukowski, und András Dömötör bringt das Auftragsstück am Residenztheater zur Online-Premiere. Gesehen hat sie Sabine Leucht.
Berlin / Online, 20. Dezember 2020: Amir Reza Koohestanis Woyzeck Interrupted am DT
Jeder Mensch ein Abgrund: Häusliche Gewalt und Femizide haben das Autor*innenteam Mahin Sadri und Amir Reza Koohestani dazu angeregt, mit Woyzeck Interrupted Büchners Dramenfragment zu überschreiben. Jetzt hat das Deutsche Theater eine eigene Online-Version von Koohestanis geplanter Inszenierung herausgebracht. Shirin Sojitrawalla berichtet.
Köln / Online, 19. Dezember 2020: Jürgen Flimm inszeniert Don Karlos
Mit Schiller zurück an eine ehemalige Wirkungsstätte: Jürgen Flimm, von 1979 bis 1985 Intendant in Köln, inszeniert ebendort Don Karlos – als Live-Stream. Wie das Format sich ausnahm, weiß Andreas Wilink.
Wien / Online, 16. Dezember 2020: Am Ball von Lydia Haider am Schauspielhaus Wien
Der alljährliche Wiener Akademikerball ist umstritten, hingehen kann jeder. Lydia Haider und Co-Autorin Esther Straganz haben dort für ihren Text Der Ball recherchiert, den Evy Schubert nun zu einer Horror-Splatter-Befreiungs-Fantasie verfilmt hat. Mehr darüber von Andrea Heinz.
Berlin / Online, 13. Dezember 2020: Taylor Macs Holiday Sauce...Pandemic!
Mehr Lametta war auch früher nicht: Ibsen Award-Gewinner Taylor Mac hat mit Holiday Sauce... Pandemic! eine queere Weihnachtsgala produziert, um etwas Glitzer in die Pandemie-Holidays zu bringen. Doch der Show geht es um mehr als einen vorweihnachtlichen Stimmungsaufheller, wie Elena Philipp herausfand.
Osnabrück / Online, 13. Dezember 2020: Götz von Berlichingen-Film von Daniel Foerster
Er reitet wieder, aber der eisernen Hand droht die Kraft auszugehen: Daniel Foerster treibt Goethes Götz von Berlichingen in einem Theaterfilm die Männlichkeitsfloskeln aus – und Verena Großkreutz hat gerne zugesehen.
Berlin / Online, 9. Dezember 2020: Videokonferenz-Theater Familiodrom von Interrobang
Das Theaterkollektiv Interrobang spezialisiert sich schon länger auf interaktives Theater mit Publikums-Abstimmungen; jetzt hat es sein Verfahren für das neue Stück Familiodrom an den Sophiensaelen online übersetzt und lässt das Publikum zusammen ein Kind erziehen. Falk Schreiber war dabei.
München, 8. Dezember 2020: Superspreader, ein Zoom-Monolog am Residenztheater
Albert Ostermaier hat sich zuletzt rar gemacht, aber jetzt lebt sein monologischer Furor auf: in einem Text, der dem Protagonisten eine virale Natur samt Allmachtsphantasie einverleibt. Nora Schlocker hat Superspreader mit Schauspieler Florian Jahr via Zoom inszeniert. Mehr von Sabine Leucht.
Hannover, 6. Dezember 2020: Theresa Hennings Der Beginn einer neuen Welt
2020 ist ein Not-Jahr, das die Welt an ihre Grenzen bringt. Doch steckt vielleicht auch ein utopisches Potential in der Pandemie-Krise? Theresa Henning bringt am Schauspiel Hannover als Livestream-Premiere ein Manifest auf die Bühne: Der Beginn einer neuen Welt. Jan Fischer hat von zuhause aus zugeschaut.
Zürich, 5. Dezember 2020: Warten auf: Warten auf Godot am Neumarkt
Monster Truck und das Theater Hora wollen am Zürcher Neumarkt Theater Samuel Beckett spielen, aber Corona macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Also gibt es nur Warten auf: Warten auf Godot. Aber was heißt "nur"? Was hier zwischen analoger Bühne und zugechaltetem Home-Office an Metatheater entsteht, ist besser als manche breit ausgespielte, fette Vollinszenierung, sagt Nachtkritiker Andreas Klaeui.
Zürich, 4. Dezember 2020: Christopher Rüpings Family-Pic Einfach das Ende der Welt
Ein junger Videokünstler kehrt heim zur Familie. Nach 12 Jahren. Er ist todkrank. Wie wird es sich anfühlen? Kennt man sich noch? Kannte man sich je? Das Familiendrama Einfach das Ende der Welt von Jean-Luc Lagarce bringt Christopher Rüping im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses zur Aufführung. Valeria Heintges berichtet.
München/Online, 29. November 2020: The History of the FRG in den Kammerspielen
Rassismus in der Polizei: Das erfordert eine antirassistische Teufelsaustreibung! Mit Musik und Theorie verwandeln Fehler Kuti alias Julian Warner und Band in der Online-Premiere ihrer Konzertperformance The History of the Federal Republic of Germany an den Münchner Kammerspielen die Polizei von innen. Zugesehen und -gehört hat Georg Kasch.
Dessau, 27. November 2020: Michel Decars Uraufführung Nachts im Ozean
Autor Michel Decar reüssiert nun auch als Regisseur. Am Anhaltischen Theater bringt er sein eigenes Stück Nachts im Ozean zur Uraufführung. Darin verstricken ein Dramatiker, ein Intendant und eine Geheimagentin das Publikum in ihren verschiedenen Versionen ein und derselben Geschichte. Georg Kasch berichtet.
Wien/Online, 26. November 2020: Nesterval mit Goodbye Kreisky
Die Wiener Immersivtheatermacher*innen Nesterval haben schon im Frühjahr mit ihrem "Kreisky-Test" bewiesen, dass es für sie kein Problem ist, auf Online-Theater umzusteigen – mit Goodbye Kreisky folgte jetzt das Sequel über einen politischen Kult im Umbruch. Mehr von Martin Thomas Pesl.
Berlin, 21. November 2020: Der Zauberberg als Stream-Premiere am DT
In Thomas Manns Der Zauberberg verirrt sich Hans Castorp auf einer Ski-Wanderung und gerät in schweren Schneesturm. Sebastian Hartmann hat den Roman nun am DT Berin inszeniert und schickt sein Ensemble ins Whiteout. Gestern Abend fand die Premiere im Live-Stream statt, mehr über diese besondere Schnee-Wanderung von Falk Schreiber.
19. November 2020: Andres Veiels TV-Drama Ökozid
IMit Starbesetzung und theatralem Gerichts-Setting stellte Regisseur Andres Veiel gestern im TV-Drama Ökozid die Frage: Wer wird sich in Zukunft wie für das Versagen der Klimapolitik verantworten müssen? Nächstes Jahr soll das Gedankenexperiment auch auf die Bühne kommen. Durchaus zu Recht, findet Dorothea Marcus.
Kiel / Online, 15. November 2020: Digitaltheater-Experiment Golem 2414
In Gustav Meyrinks Romanklassiker "Der Golem" geht es um Wahnvorstellungen, Doppelgänger und ein "Zimmer ohne Zugang". Beste Vorlagen also für Tabea Wieses Digitaltheater-Experiment Golem 24143. Jan-Paul Koopmann ist durch die Browser-Tabs gesprungen und hat mitgespielt.
Zürich, 15. November 2020: Versammlung für einen Frosch von Nicolas Stemann
Corona killt das Weihnachtsmärchen? Nicht ganz. Am Schauspielhaus trotzen Nicolas Stemann und Ensemble der Premieren-Absage von "König der Frösche" mit einer Lesung: Versammlung für einen Frosch. Valeria Heintges berichtet.
Hamburg, 8. November 2020: Heike M. Goetze zeigt Geschichten aus dem Wiener Wald
Geister mit verhüllten Gesichtern schleichen durch den leeren Bühnenraum. Auch das Theater ist leer, kein Publikum da. Die Premiere von Geschichten aus dem Wiener Wald im Deutschen Schauspielhaus findet trotzdem statt. Regisseurin Heike M. Goetze passt ihre Horváth-Inszenierung den Gegebenheiten an, inszeniert den Premieren-Stream live und beeindruckt Katrin Ullmann.
Pforzheim, 8. November 2020: Sascha Meys Robert-Seethaler-Adaption Der Trafikant
Otto Trsnjeks Geschichte, von Robert Seethaler in Der Trafikant erzählt, ist fiktiv, doch die Umstände des Jahres 1938 sind verbrieft. Sascha Meys Inszenierung hatte nun vor 5 Kritiker*innen Premiere, darunter Thomas Rothschild.
Zürich, 6. November 2020: Anna-Sophie Mahler mit whistleblowerin / elektra
whistlerblowerin / elektra handelt von einer Schweizer Managerin, die gegen den Weltkonzern Nestlé antrat. Regisseurin Anna-Sophie Mahler verknüpft darin überzeugend Oper und dokumentarisches Theater. Am Neumarkt Theater ging die Uraufführung live über die Bretter, weil in der Schweiz vor maximal 50 Zuschauer*innen noch gespielt werden darf. Unter ihnen Andreas Klaeui.
Dortmund, 1. November 2020: Goethes Faust mit Donna Haraway gelesen
Faust hat nicht viel zu melden in der Inszenierung von Mizgin Bilmen und Julia Wissert am Schauspiel Dortmund, die bei Goethe kürzt und dem Klassiker andere Texte, zum Beispiel von Donna Haraway, hinzufügt. Eine spannende, zeitgenössische Lesart, aber es fehlt die Atmosphäre, schreibt Sarah Heppekausen.
Berlin, 31. Oktober 2020: Anne Lenks Maria Stuart im Setzkasten
Aufgedrehte Munterkeit, die jederzeit in panische Hysterie umschlagen kann. Denn es geht eben doch um Leben und Tod: Regisseurin Anne Lenk inszeniert am Deutschen Theater Berlin Schillers Trauerspiel Maria Stuart, mit Franziska Machens in der Titelrolle und den Figuren in plüschpinker Isolation. Frauke Adrians war dabei.
Nürnberg, 31. Oktober 2020: René Polleschs Take the Villa and Run!
Eine Modelleisenbahn-Villa lässt René Pollesch in Take the Villa and Run! aufbauen. Darin ein Chor, mit Cowboyhüten und starken Behauptungen munitioniert. Mehr über die prächtige Polleschiade von Dieter Stoll.
Dessau, 31. Oktober 2020: Christian von Treskow inszeniert Die Eumeniden
Hoch wogen die Wellen des Geschlechterkampfs in Christian von Treskows Inszenierung der Eumeniden. Aber selbst das Rache-Ansinnen der Erinnyen kommt hier noch mit einem Hüftschwung daher – zur Freude von Georg Kasch.
Wien, 31. Oktober 2020: Barbara Frey mit Anna Gmeyners Automatenbuffet
Frauen, die ins Wasser gehen, kennt man aus Volksstücken. So auch die Eva in Anna Gmeyners Automatenbuffet. Regisseurin Barbara Frey macht aus dem Stück einen stimmigen Abend, einen der Besten der Wiener Saison, findet Andrea Heinz.
Bochum, 31. Oktober 2020: UA: Die Vereinigten Staaten ... von Stefano Massini
Die Medien vor Gericht und ein Hygienekonzept am Limit: Thomas Dannemann zeigt Stefano Massinis Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Herbert Nolan als Uraufführung – Gerhard Preußer berichtet.
Wien, 31. Oktober 2020: Ewelina Benbeneks Tragödienbastard am Schauspielhaus
Eine Frau in Dreigestalt. Migrantentochter, deren Leben vorgefertigten Erzählungen gehorcht. Vom Ausbruch aus allen Zuschreibungen erzählt Ewelina Benbenek in Tragödienbastard. Florian Fischers Uraufführung sah Gabi Hift.
Düsseldorf, 30. Oktober 2020: Alice am Düsseldorfer Schauspielhaus
Der Schauspieler André Kaczmarczyk ist einer der Protagonisten im Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses. Jetzt hat er sich ins Regiefach begeben und zaubert bilderschönes Traumtheater nach dem Wunderland-Kinderbuch von Lewis Carroll: Alice. Mit Lou Strenger in der Titelrolle. Von einem Triumph des "als ob" berichtet Andreas Wilink.
Berlin, 30. Oktober 2020: Learning Feminism from Rwanda in den Sophiensaelen
Wer feministisch interessiert ist, sollte einen Blick nach Ruanda werfen, wo Frauen in großer Zahl in Entscheiderpositionen sitzen. Learning Feminism from Rwanda heißt die neue Arbeit von Flinn Works. Elena Philipp sah die Premiere.
Basel, 28. Oktober 2020: Charlotte Sprengers schneller Hitchcock im Pyjama
In Charlotte Sprengers Stückentwicklung Hitchcock im Pyjama zeigt sich der Altmeister des Suspense von einer ungeahnten, spirituellen Seite. Als Guru schart er Jünger um sich. Hitchcocks Mission: Er muss in die Unterwelt hinabsteigen, um den Geist seiner Muse Tippi Hedren zu retten. Aus dem Theater Basel berichtet Dominique Spirgi.
Berlin, 25. Oktober 2020: Sibylle Bergs Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden
Frauen lehnen sich auf gegen gesellschaftliche Zwänge in Sibylle Bergs Stück-Serie fürs Maxim Gorki Theater Berlin, deren letzte Folge Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden auch wieder Sebastian Nübling inszeniert hat. Einen tollen Chor gleich aussehender und trotzdem unverwechselbarer Darstellerinnen erlebte Esther Slevogt.
Stuttgart, 25. Oktober 2020: Viktor Bodós parabelhafter Der Würgeengel
Die Menschen in Luis Buñuels Der Würgeengel versumpfen im Haus und werden einander zur Hölle. Viktor Bodó nimmt den Stoff als Parabel auf unsere Corona-Krisen-Zeit. Mehr von Verena Großkreutz.
Hamburg, 25. Oktober 2020: Jan Bosses Adaption von Network am Thalia
Am Thalia Theater hat Jan Bosse die Mediensatire Network aus den 1970ern ins Heute übertragen – oder eher das Heute in die 1970er Jahre, Falk Schreiber?
Köln, 25. Oktober 2020: Robert Borgmanns verlegt Nora ins Mode-Milieu
Ibsens Nora verlegt Robert Borgmann ins Mode-Milieu, Nora wird zum selbstbewussten Model, Helmer zum Kreativdirektor nach dem Burn-out. Ob Borgmanns Spiel mit den Klischees aufgeht, weiß Martin Krumbholz.
Cottbus, 25. Oktober 2020: Ines Geipels Umkämpfte Zone von Armin Petras inszeniert
Soll man vergessen und verdrängen – oder in der Wunde kratzen? Ines Geipels Ost-Essay Umkämpfte Zone bringt Armin Petras zur Uraufführung, mit einem famosen Figurentrio und dem BürgerSprechChor, berichtet Georg Kasch.
Oberhausen, 24. Oktober 2020: Das große Spektakel Schlingensief 2020
Schlagzeile: Die Frankfurter Hauptschule klaut einen Beuys aus Oberhausener Ausstellung. Auch das gehört zu Schlingensief 2020, ein Festival, das zu seinem zehnten Todestag und 60. Geburtstag an Regisseur, Filmemacher und Autor Christoph Schlingensief erinnert. Sascha Westphal war in Oberhausen und hat dort schon einmal Sterben geübt.
Darmstadt, 24. Oktober 2020: Claudia Bossard zeigt Schillers Johanna von Orléans
Claudia Bossard inszeniert Johanna von Orléans mit Versen von Schillern, Einwürfen von heute und den Hoffnungen auf Uneindeutigkeit von morgen. Grete Götze beschreibt die Szenerie.
Dresden, 24. Oktober 2020: andcompany&Co. touren mit Neue Horizonte
Blick zurück nach vorn: andcompany&Co.s Performance Neue Horizonte: Eternity für alle! ist jetzt in Dresden Hellerau angekommen. Nikolaus Merck sah das Stück bereits in Berlin.
Zürich, 23. Oktober 2020: Ottessa Moshfeghs Mein Jahr der Ruhe und Entspannung
Ottessa Moshfeghs Mein Jahr der Ruhe und Entspannung beschreibt das Leben einer konsumbetäubten jungen Frau in New York, bis ihre Freundin bei den Terroranschlagen von 9/11 getötet wird. Yana Ross versetzt den Roman am Schauspielhaus in ein Kühlhaus und macht die Protagonistin zur Schlafwandlerin. Mehr von Valeria Heintges.
Köln, 23. Oktober 2020: Die Walküre nach Ritchi Wagner
T.B. Nilsson und Julian Wolf Eicke laden mit Richard Wagners Die Walküre ins Gruselkabinett deutscher Tradition ein. Max Florian Kühlem ist durch die immersive Installation gewandert.
Berlin, 22. Oktober 2020: Jossi Wieler inszeniert Peter Handkes Zdeněk Adamec
Gerade einmal 18 Jahre alt, setzte sich der Tscheche Zdeněk Adamec 2003 in Prag selbst in Brand. Dem Rätsel um seinen Suizid sinniert Peter Handke in seinem gleichnamigen Text nach. Jossi Wieler hat ihn, nach seiner Uraufführung bei den Salzburger Festspielen, nun am Deutschen Theater Berlin inszeniert. Wie war’s, Janis El-Bira?
Wien, 21. Oktober 2020: Julia Haennis Frau verschwindet (Versionen)
Wie wäre es, wenn Frauen alles stehen und liegen ließen? Die Schweizer Autorin Julia Haenni malt sich in Frau verschwindet (Versionen) Phantasien dazu aus. Regisseurin Kathrin Herm hat das Stück am Kosmos Theater Wien mit einem bestens besetzten Frauenquartett inszeniert. Mehr von Martin Thomas Pesl.
München, 19. Oktober 2020: Sivan Ben Yishais Liebe... von Heike Goetze inszeniert
Den Kampf einer Frau gegen ihren Selbsthass beschreibt Sivan Ben Yishais Stück Liebe / eine argumentative Übung. Heike Goetze lässt diesen Kampf in ihrer Inszenierung an den Münchner Kammerspielen über weite Strecken wortlos über die Bühne gehen. Anna Landefeld sah starke Szenen und fühlte sich am Ende etwas verloren.
Kassel, 18. Oktober 2020: Johanna Wehner belebt Medea
Zu Medea ist ja eigentlich alles gesagt: Priesterin, Kindermörderin, Ur-Feministin. Am Staatstheater Kassel zeigt Johanna Wehner jetzt, dass man den Mythos nicht neuerfinden muss, um mit ihm ein Publikum in Bann zu schlagen. Es reicht, wenn man nur tief genug darin gräbt. Max Florian Kühlem war bei der Premiere.
Rostock, 18. Oktober 2020: Elina Finkel inszeniert Puntila und sein Knecht Matti
Für die Kapitalismusparabel Puntila und sein Knecht Matti kann man Bertolt Brecht noch heute auf die Schultern hauen. Elina Finkel, die sie nun wirkmächtig wie unterhaltsam ins Volkstheater brachte, auch – sagt Frank Schlößer.
Basel, 18. Oktober 2020: Das Ende der Welt ... von Jörg Pohl & Ensemble
Die Welt geht unter. Eine Gruppe von Lebenwesen probt für ein Leben danach. Das Ende der Welt wie wir es kennen hat auf der Basis eines Texts von David Lindemann ein Ensemble um Jörg Pohl entwickelt. Claude Bühler weiß mehr.
Castrop-Rauxel, 18. Oktober 2020: Volker Kutschers Marlow für die Bühne adaptiert
Volker Kutschers "Gereon Rath"-Reihe ist ein Krimi-Hit zwischen Weimar und Nazi-Zeit. Mit Marlow fahndet Regisseur Markus Kopf jetzt nicht nur nach dem Mörder, sondern auch nach der Täterschaft aller. Sascha Westphal berichtet.
München, 17. Oktober 2020: Jan-Chr. Gockel mit Eine Jugend in Deutschland
Ernst Toller ging vom kriegshungrigen Dichter zum pazifistischen Utopisten einen langen Weg. Seine Autobiografie nutzt Regisseur Jan-Christoph Gockel in Eine Jugend in Deutschland an den Kammerspielen für ein wildes Bioplay samt Appell an die Gegenwart, mit stillen wie grotesken Szenen, Puppen und neun Schauspielern auf der Bühne. Anna Landefeld ist begeistert.
Berlin, 17. Oktober 2020: Pınar Karabuluts Horrorshow Mourning becomes Electra
Der große, ödipal-inzestuöse, nach antiken Mustern gearbeitete Familienreigen Mourning becomes Electra von Eugene O'Neill wird bei Regisseurin Pınar Karabulut an der Volksbühne zur imposanten Horrorshow, die Esther Slevogt sah.
Hannover, 17. Oktober 2020: Stephan Kimmig mit Clare Barrons Dance Nation
Clare Barrons Dance Nation spielt im Tanzstudio, mit einer Gruppe Heranwachsender, ihren Sehnsüchten, Ängsten, Körperbildern. Stephan Kimmig hat die Coming-of-Age-Geschichte in Hannover inszeniert. Mehr von Jens Fischer.
Berlin, 17. Oktober 2020: Neue Horizonte: Eternity für alle! von andcompany&Co.
Das Arbeitertheater des PCK Schwedt feierte in den 60ern Triumphe und inspirierte Heiner Müller. Jetzt kommen die alten Recken wieder. In Neue Horizonte: Eternity für alle! von andcompany&Co. am HAU. Nikolaus Merck war dabei.
Berlin, 16. Oktober 2020: Milo Raus Everywoman an der Schaubühne
Zusammen mit Ursina Lardi und einer unheilbar kranken Frau hat Milo Rau eine Neufassung des Hofmannsthal-Klassikers "Jedermann" erarbeitet. In Everywoman gibt es keine Ausflucht in christliche Moral, wohl aber Hoffnung. Gestern landete die Koproduktion an der Berliner Schaubühne. Reinhard Kriechbaum sah die Premiere bei den Salzburger Festspielen.
Basel, 12. Oktober 2020: Antú Romero Nunes mit Ovis Metamorphosen in Basel
Das Theater Basel ist neu gestartet. Zum Leitungsteam gehört auch Regisseur Antú Romero Nunes, der zur Saison-Eröffnung Ovids Metamorphosen mit einem tollen Ensemble erkundet hat – die Nachtkritik kommt zwar etwas verspätet (wir bitten um Entschuldigung!), dafür mit Begeisterung – von Claude Bühler.
München, 12. Oktober 2020: Der Preis des Menschen von Miloš Lolic inszeniert
Auf eine Reise zu den blinden Flecken der Aufklärung lädt Thiemo Strutzenberger mit seinem Stück Der Preis des Menschen ein. Die Uraufführung am Residenztheater inszenierte Miloš Lolic– Maximilian Sippenauer berichtet.
Nürnberg, 11. Oktober 2020: Andreas Kriegenburg inszeniert Antigone
Pandemie-Parallelen ließen sich ziehen zwischen damals – Theben in Sophokles' Antigone – und heute. Am Staatstheater Nürnberg verzichtet Andreas Kriegenburg jedoch auf Mundschutzdebatten-Vergleiche und Lockdown-Anspielungen. Stattdessen vertraut er auf Sandfarben und hohen Ton. Geht's auf, Dieter Stoll?
Münster, 11. Oktober 2020: Uraufführung: Deutsche feiern von Lars Werner
Lars Werners Stück Deutsche feiern handelt von Kunstdünger und davon, wie die Geschichte sich wiederholt. Von Marlene Anna Schäfers Uraufführung berichtet Sascha Westphal.
Mehr Nachtkritiken im Archiv.