Werkstatistik 2008/2009 des Deutschen Bühnenvereins erschienen
Immer mehr Theater
31. August 2010. Bürger am Abgrund sind, so scheint's, auf deutschen Bühnen gern gesehene Figuren. Außerdem läuft der Produktionsapparat der Theater weiter auf Hochtouren, Anzahl neuer Inszenierungen pro Saison: Jahr für Jahr steigend. Das jedenfalls deutet die soeben erschienene 62. Ausgabe der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 2008/09 an. 411 deutsche, 67 österreichische und 30 Schweizer Bühnen werden darin jährlich erfasst.
In Deutschland wurden in der betreffenden Saison insgesamt 3710 Werke aufgeführt, 196 mehr als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Inszenierungen ist gestiegen: von 6833 Inszenierungen aus der Vorsaison auf 7090. Dazu kommt als dritter Wachstumsfaktor die steigende Zahl von Ur- und Erstaufführungen, die mit 609 Stücken im Vergleich zu 566 um 43 anwuchs. Dabei kann Yasmina Rezas 2006 durch Jürgen Gosch in Zürich uraufgeführtes Bürger-Zerfleischungs-Stück Der Gott des Gemetzels schon fast als Klassiker gelten, ist es doch das meistaufgeführte überhaupt (555 Aufführungen, 42 Inszenierungen). Öfter inszeniert, nämlich 49 Mal, wurde nur Goethes "Faust".
Zu den vielgespielten Autoren zählt, dem Bühnentrend zu Roman- und Filmbearbeitungen gemäß, auch Thomas Mann, dessen Roman "Die Buddenbrooks" unter den meistinszenierten Texten gar an 18. Stelle steht. Damit übertrumpft er – sieht man von Reza und den Kinder- und Jugendtheaterautoren ab – alle neuen Dramatiker. Interessant auch die Platzierung des Doku-Kollektivs Rimini Protokoll, die mit ihrem Alltags-Experten-Rezept auf der Autorenrangliste Platz 36 belegen. Am liebsten werden allerdings immer noch die Klassiker von Shakespeare und Molière, über Goethe und Schiller bis Ibsen und Brecht gespielt.
(ape)
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