Und die im Rotlicht sieht man doch

Berlin, 19. Oktober 2010. Wie die Schaubühne mitteilt, wird Volker Lösch im Dezember seine Version von Frank Wedekinds Lulu mit einem Chor Berliner Sexarbeiterinnen inszenieren. Löschs "Lulu - Die Nuttenrepublik" soll am 11. Dezember Premiere haben und tritt im Spielplan an die Stelle von Löschs Inszenierung "Von morgens bis mitternachts".

Für Georg Kaisers Stück über einen heillosen Bankangestellten hatten sich auf eine Annonce hin nicht genügend Menschen gefunden, die in einer Bank oder im Finanzwesen arbeiten bzw. gearbeitet haben und bereit gewesen wären, davon zu berichten.

(jnm)

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Kommentare  
Löschs Lulu in spe: mit echten Bibern?
Und als nächstes kommt dann der Biberpelz: mit echten Bibern!
Löschs Lulu in spe: mit echten Kirschen?
oder ein kirschgarten: mit echten kirschen
Löschs Lulu in spe: mit echten Möwen?
oder eine möwe
oderoder
Löschs Lulu in spe: warum nicht
Man könnte das Stück doch jetzt von mitternachts bis morgens nennen, um an den Arbeitsrythmus der Damen anzuknüpfen. Warum Lulu jetzt aber unbedingt mit echten Prostituierten gespielt werden muss, ist auch nicht ganz klar, das klingt so nach Nitribitt.
Warum nimmt Lösch nicht Die "Bürger von Calais" und führt das im Hamburger Schauspielhaus auf, da dürfte er jede Menge Freiwillige bekommen.
Löschs Lulu in spe: ist klar
mit echten Bibbern? Aber Nutten gibt's genug, ist klar. Und da gibt's auch keine Probleme mit der öffentlichen Zur-Schau-Stellung.
Löschs Lulu in spe: auch schon
ich fang auch schon an zu bibbern.
Löschs Lulu in spe: Theatralität im öffentlichen Raum
@ Stefan: Echt? Du frierst? Bist du ne Nutte? Die Theatralität im öffentlichen Raum dürfte für Prostituierte schonmal kein Problem sein. Und dann könnte man sich zum Beispiel auch noch mit folgender Frage auseinandersetzen: "Aber wenn's mal nicht läuft, die Show abstinkt, wer wird dann ausgebuht? Ich allein. Aber wenn's gut läuft, kriegen nur die den Applaus, haben nur die den Erfolg ... nur weil sie die Titten zeigen. Seid doch mal ehrlich. Einmal wenigstens!" (René Pollesch, "Tal der fliegenden Messer")
Löschs Lulu in spe: Castingfrage
Macht Lösch das Casting selbst?
Löschs Lulu in spe: nicht partout inkonsequent
Dreischichtensystem, lieber Stefan: "Die Damen" gibt es so schon lange nicht mehr,
und vielleicht auch keine "wirkliche Lulu", die dem einen im Biberpelz den Atem raubt,
den anderen nur nach an "Kirschen" und in Heniden denken läßt, dem Strandpoeten
als "Möwe" unter Möwen erscheinen will und geradezu muß: da verhält sich die moderne Hure zur "Lulu" wie "Video killed the Radiostar" und ist hochspezialisiert (auch von den Arbeitszeiten her), wenn sie nicht tief niedergedrückt "zu leben hat".
Kommen Sie bei "Britt" nicht aufmaschiert ?
"I'm every woman, it's all in me" !
Und ist das nicht die Grenze, an der schon so viele "Lulu-Inszenierungen" geradezu lächerlich geworden sind ??
Die Bordsteinschwalben und tausend anderen Noravögelchenbenamsten als Chor, also das muß nicht partout inkonsequent laufen: deshalb, abwarten !
Selbst in Dreischichtensystemen ruht gerade zur besten Theaterzeit, so um und bei zwischen 20-22 Uhr, desöfteren der Hammer, ein Theaterabend: die unerkannte
4. Schicht..
Löschs Lulu in spe: ich bin RTL2
jetzt wird er endlich ehrlich.
es war doch immer schon der pure voyeurismus den er mit seiner doku- echtheit bedient hat.
jetzt bekennt er sich dazu und sagt stolz, seht her ich bin RTL2.
warum soll es nicht auch im theater so nen schmuddelsender geben.
als nächstes macht er dann in kooperation mit frau zu gutenberg was mit richtigen pädophilen.hu wie schaurig.
freu mich drauf-auf unser geniales zeitalter-hoch die tassen!
Löschs Lulu in spe: mehr scharfer Senf
...wir freuen uns jedenfalls auf eine weitere volle kanne simplifizierungspopulismus. noch mehr scharfen senf auch mich herab, herr lösch, bittebitteichbrauchdas!
Löschs Lulu in spe: Ripper wird verwirrt sein
OK, da bin ich wohl doch nicht mehr up to date, was die Arbeitszeiten im Rotlicht betrifft. Klingt aber interessant. Was will Lösch dann nun noch fordern, wenn es schon geregelte Arbeitszeiten und Gewerkschaften im Milieu gibt? Und Probleme mit dem Spielen von Rollen haben die Frauen auch nicht, das wird bestimmt das Professionellste was Lösch je gemacht hat. Er unterläuft sozusagen sein eigenes Konzept. Oder geht es doch nur um die Bordsteinschwalbe Lulu, oder wie sie dahin gekommen ist? Eigentlich geht es ja wie immer um das verkommene Bürgertum und die sexuelle Begierde des Mannes, der alles in diese eine Frau Lulu und die Büchse der Pandora projiziert. Bin gespannt wie Lösch den Ripper auftreten lässt. Er wird etwas verwirrt sein, wenn er einem ganzen Chor von Lulus gegenübersteht.
Löschs Lulu in spe: Sexarbeiterinnen haben eine Stimme!
@ Stefan: Ja. Genau. Selbstbewusste Frauenpower könnte so manchen heimlichen Freier im Publikum dann doch sehr verstören. Yes, subaltern can speak! Sexarbeiterinnen haben nicht nur einen Körper, sondern auch eine Stimme! Elfriede Jelinek hat da ja auch schonmal einen (österreichischen) Skandal aufgedeckt. Über Tiere. Über Macht-Tiere. Mal sehn, was Lösch draus macht.
Löschs Lulu in spe: Tasso mit echten Tassen
andere vorschläge:
geschlossene gesellschaft mit ner echten geschlossenen gesellschaft.
die ratten mit echten ratten.
den tasso mit echten tassen.
den tell mit echten tellern.
oder mutter courage mit echter courage.
Löschs Lulu in spe: Ripper war eine Frau
Jack the Ripper war eine Frau! Der Gentest hat es bewiesen. Wirklich.
Löschs Lulu in spe: eine harte Nuss
@ Stefan

Ja, der Ripper ...: das ist schon eine harte Nuß, die da zu knacken
wäre; möglicherweise ist der Casting-Hinweis "123s" förderlich.
Kampflos darf Lösch sein Konzept nicht unterlaufen lassen; er legt
einen Laufsteg, er muß im Prinzip auch Bohlen genug sein, "seine
Geschöpfe" dort zu stellen und möglichst hinunterzuschubsen: insofern liegt es nahe, daß er selbst
den Ripper geben wird.
Daß er dann nur Leute ausstellen würde, könnte "man" dann, gerade dann, wenn er aktiv versuchte, auf diese Weise "auszustellen",
eigentlich garnicht mehr behaupten, oder ??
Löschs Lulu in spe: aus dem Ensemble besetzen?
andererseits: bedenkend, dass prostitution und schauspielerei gemeinsame wurzeln haben und erst seit ende des 18. jahrhunderts nicht mehr zwingend synonym wahrgenommen werden: warum hier nicht aus dem ensemble besetzen??
Löschs Lulu in spe: auch was für die älteren Damen
Ich hoffe da treten auch ein paar männliche Nutten auf. Was junges, knackiges für die älteren Damen im Publikum...
Löschs Lulu in spe: mit Schauspielern, einfach so
wie wärs denn mal ein stück zu inszenieren mit - schauspielerinnen und schauspielern? einfach so.
Löschs Lulu in spe: Wen juckt das?
lösch wirft mal eben einfach das stück um, weil sich auf die annonce hin nicht genügeng leute gemeldet haben? na glückwunsch.

den "schmuddelsender" weiter oben fand ich spontan sehr hübsch und treffend. und auch sein neu inszenierter nuttenlimbo wird niemanden auch nur im mindesten interessieren, wenn lösch nicht endlich mal damit anfängt, eine idee oder haltung zu erzählen bzw. sich überhaupt weitergehende gedanken zu einem thema zu machen. es reicht nicht, 100 eimer voll scheiße auf die bühne zu stellen und zu sagen: guckt mal, das ist deutschland.
wen juckt das? wie wär's mal mit schauspielern?
Löschs Lulu in spe: Alte Dame mit echten Seniorinnen
tell mit echten tellern fand ich sehr schön.
der besuch der alten dame, mit echten seniorInnen wäre vielleicht auch noch eine idee, davon findet er sicher auch genug.
Löschs Lulu in spe: mit Werthers Echten
oder Goethes Werther mit Werthers echten...
Löschs Lulu in spe: Kaiser mit Hinrichs
Ich finde das ehrlich schade, dass Lösch Georg Kaiser nun fallen lässt. Ein wenig Expressivität täte diesen ganzen heutigen Impressionen von Befindlichkeiten und Darstellungen melancholischer Stimmungen der bürgerlichen Seele auf den Bühnen mal gut. Man braucht dazu auch kein echtes Kassenschalterpersonal, diesen direkten Kontakt gibt es doch eh nicht mehr in den Zeiten von Internetbanking. Der Kassierer wäre hier ein adretter junger Mann im Stile des von Fabian Hinrichs gespielten Bankangestellten im Film Schwerkraft. Mit einem Tastendruck kann er ganze menschliche Schicksale besiegeln. Lösch hätte einfach ein paar Kassenautomaten auf die Bühne stellen können und die werden dann als expressive Tat von einem Chor erzürnter um ihr Erbe betrogener Wilmersdorfer Witwen zertrümmert. Fabian Hinrichs wäre überhaupt die Idealbesetzung für den Kassierer gewesen. Der ganze Kaisersche Plot „Von morgens bis mitternachts“ erinnert ja ein wenig an den Film Schwerkraft. Ein Banker der aussteigt und Geld unterschlägt. Allerdings will er es bei Kaiser ja wieder loswerden, die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen bleibt aber die gleiche.
Löschs Lulu in spe: Armutszeugnis
Das ist ein Armutszeugnis für Lösch, finde ich. Der kneift vor Kaiser, weil er keine Statisten findet, die sein beschränktes Weltbild affirmieren wollen. Das kann man doch keinem Bänker verdenken, dass er keine Lust hat, in einem Stück aufzutreten, wo das Ergebnis schon feststeht, bevor überhaupt der erste Zuschauer seinen Platz eingenommen hat. (...)
Löschs Lulu in spe: Respekt vor den Bankern
@21 Den Besuch der Alten Dame hat er schon mal in Düsseldorf gemacht, ohne Seniorenchor, aber mit Ensembleschauspielern, die sich in die Zuschauerreihen stellen mussten und dort etwas alt aussahen, als sie engagiert Gemeinplätze zur Lokalpolitik herausposaunten. Mein Respekt gilt allen Bankern, die sich nicht vor den Lösch-Karren spannen lassen wollten.
Löschs Lulu in spe: bitte Kaiser aufführen
Könnte mal bitte jemand in den Dramaturgien Georg Kaisers "Bürger von Calais" lesen und dann aufführen? Das ist ein tolles Stück.
"Nebeneinander" auch, obwohl da viel Kitsch drin ist. Aber Kaiser ist ja sowieso nah am Kitsch gebaut. Das wäre was für Fassbinder oder Schroeter gewesen. Stefan Herheim hätte heute vielleicht ein Händchen dafür.
Löschs Lulu in spe: Reflex schon im alten Rom
@ momemori: Gute Frage. Vor allem in Bezug auf Schauspielerinnen war das ja der Fall. Und auch heute noch kann man den christlichen Reflex "Über die [Theater-]Spiele" von Tertullian beobachten:

"Selbst auch die Dirnen läßt man als Opfer öffentlicher Wollust auf der Bühne auftreten - noch elendere Geschöpfe in Gegenwart der (ehrbaren) Frauen, denen allein sie unbekannt waren -, und sie werden vor den Augen von Zuschauern jeden Alters und Standes vorgeführt; ihre Adresse, ihre Preise und ihre besonderen Eigenschaften werden auch für diejenigen, die es nicht zu hören bräuchten, laut vorgetragen; sogar Angaben - über diese übrigen Einzelheiten schweige ich -, die in der Dunkelheit und in ihren Lasterhöhlen verborgen bleiben sollten, damit sie das Licht des Tages nicht besudeln. Der Senat sollte vor Scham erröten, alle Stände sollten vor Scham erröten!"
Die hieran anschließende Frage wäre zum Beispiel, ob es nicht vielmehr umgekehrt um die sogenannten "ehrbaren Frauen", deren Männer und den Senat geht, welche im Theater nicht auf ihre verborgenen Leidenschaften bzw. Kontrahentinnen gestoßen werden wollen. Welcher hohe Politiker und/oder Künstler war nicht schonmal im Bordell? Man denke nur einmal an die Koksnutten von Michel Friedman und Jörg Immendorf. Und da wären sicher noch einige andere zu nennen. Die Nuttenrepublik eben.
Löschs Lulu in spe: Nutten, Tiere, Sensationen
hat der volker der nation doch einige der lustigsten nachtkritik-kommentare ever provoziert.chapeau! nutten, tiere(siehe konstanz und münchen), sensationen! hauptsache die pr stimmt!
Löschs Lulu in spe: wird kein Glanzlicht
@ "Kaisergruppe"

Ja, daß die Aufführung eines Kaiser-Stückes an der (auch nicht völlig überraschenden)
Nichtteilnahme eines "Bankerchores" scheitert, ist nicht gerade ne Wucht und schwer-
lich ein Glanzlicht für Lösch, mag er auch sagen, daß Kulturausübung immer ver-
stärkter an der "Bankerkaste etcpp." scheitert. Andererseits birgt diese "Lulu" jetzt
schon so einige "Klippen" und gewiß auch, man mag zu solchen stehen, wie man
will zunächst, Reize.

Stelle mir das auch ein bißchen im Zuge von § 27 vor: Das verspricht jedenfalls im
Premierenzuschauerraum ein ungewöhnliches gesellschaftliches Gemisch zu werden,
wenn in Reihe 6 Parkett mir zur Linken Herr Stadelmeier sitzt und zur Rechten zB.
der Lustloddel von § 28, und dann sind da noch etliche Kreativfreier unterwegs, die
in Begleitung einer Escortdame erscheinen oder einige Stunden vor der Premiere es noch mit einer Privataudienz versucht haben bei einer der Hauptdarstellerinnen.
Und, das ist ja garnicht sicher, wie Lösch das anlegen wird, werden die Chordamen überhaupt ein Lulu-Chor sein, sie könnten ja auch Geschwitzinnen werden, und die Lulu bleibt jetzt umsomehr eine einsame Schauspielerin ??
Naja, und das mit der "Professionalität im Spiel" (Stefan) läßt sich nun auch wieder
ganz ordentlich anzweifeln -in den drei Stich- und Strichstraßen der unmittelbaren Nachbarschaft des Hamburger Schauspielhauses wird "man" da eher vergeblich
nach dieser "hurentypischen" Anlage (oder wie nennen ???) suchen, möglicherweise ein Grund für Herrn Lösch, das Ganze nicht in HH statthaben zu lassen, weil "Nutten-HH" schon viel länger gesagt oder gedacht wird zumindestens wie "Hurenstaat": das braucht dann qua "Berliner-Republik" dann schon Berlin als
Austragungsort.
Stelle mir die eine oder andere Szene jetzt schon irgendwie vor, auch eine Schauspielerin ist dabei, die arbeitslos und ohne Engagement ist und nun an-
schaffen geht, eine andere Schauspielerin, die noch nicht ganz solange arbeitslos ist und noch nicht anschaffen geht, sich aber sagt und aus dem Chor heraus in etwa
zu uns gesprochen: "Ich spiele hier nur die Hure, bin Schauspielerin, um zumindestens als Hure spielen zu können." Worauf Empörung im Chor zu vernehmen ist, die an "Entsolidarisierungsszenen unter Taxifahrern" erinnert etcpp. .
Das mit der "Professionalität" kann demnach sowohl hinsichtlich der "Gruppen-
zuordnung: Hure" wahrlich bezweifelt werden als auch gerade bezüglich dessen, daß hier ein Chor gebildet werden soll, denn als ein solcher spielen die wenigsten Huren wohl professionell.
Beim Bühnenbild dachte ich sogleich, anknüpfend an das Hasenberglding in HH,
eben an einen solchen: einen Hasenberg, so mit "Quasimeterangaben" der darauf verteilten "Bunnys", wobei diese Meter sich zB. in "Euro pro Stunde" berechnen lassen mögen, man also am Gipfel am allerehesten die "Liebe" findet, die nicht
wärmt.

Dazu ein Abgesang im zukunftsträchtigen Gernhardt-Stil:

Fragt Steiner Rudolph Martin Eder,
"Wie hältst Du` s mit Lack und Leder ?",
sagt der Eder prompt dem Steiner:
"Geil finden tuts schon jeder,
glauben dran nicht einer."
Löschs Lulu in spe: Volk und Volker
WIR SIND DAS VOLK! UND ICH BIN DER VOLKER!
Löschs Lulu in spe: ab in die Werbung
Guten Tag !
Ich bin beim Surfen zufällig auf diese Seite geraten und möchte nur kurz eine Frage stellen :Das hier Diskutierte
wurde noch gar nicht aufgeführt , oder ?Also meinen höchsten Respekt an den Ideengeber.
Im Vorhinein schon so viel Aufmerksamkeit ! Kommen Sie in die Werbung ! Bei den Leuten funktioniert es !
Gruß !
Löschs Lulu in spe: vorhersehbar
Die Dramaturgie wäre ziemlich vorhersehbar: Der Zuschauer ist natürlich wieder die eigentliche Nutte, die Frau, die ihren Körper verkauft, das Opfer.
Könnte es vielleicht auch sein, dass das diese Mitteilung gar nicht echt ist?
Löschs Lulu in spe: nicht gleich Opfer
@ Thekla: Wer sagt denn, dass die Frau, die ihren Körper verkauft, immer gleich automatisch "das Opfer" sein soll? Stimmt denn das so pauschal? Wedekinds "Lulu" endet so, gleichwohl gibt es in der Realität auch anderslautende Studien und Erfahrungsberichte zu diesem Thema. Wesentlich ist auch hier die freie Entscheidung. Zwangsprostitution (vor allem junger Frauen aus dem osteuropäischen Raum) ist natürlich durchweg zu bekämpfen.
Löschs Lulu in spe: hoffentlich nur Ironie
Mensch El-friede, wir zwei alten Damen sollten doch wissen, wie schön es ist ironisch zu sein....
Natürlich meinte ich nicht, dass jene Frauen gleich Opfer sind. Ganz im Gegenteil. Die, die Lösch jetzt auf die Bühne bringen will, werden ihren Beruf sicher gern und freiwillig ausüben. Sie werden nicht die schlausten sein, eher einfache Gemüter, aber das scheint ja bei den Männern an der Schaubühne anzukommen.
Ich gehe nicht davon aus, dass Volker Lösch ernsthaft versuchen wird, dass Thema Zwangsprostitution zu thematisieren. Dazu müsste man sich erst einmal intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und die Frauen, die hier wirklich die Opfer sind, mit Respekt behandeln. Indem die Schaubühne jetzt ein paar "Freiwillige" auf die Bühne stellt, macht sie sich damit über all jene Frauen lustig, die von Männern gezwungen werden, ihren Körper zu verkaufen.

Deshalb kann ich nur hoffen die Schaubühne übt sich mit der Ankündigung jetzt ein paar Professionelle auf die Rampe zu schicken, einfach selbst in Ironie. Ansonsten wäre das das Allerletzte.
Löschs Lulu in spe: bloß männliche Projektion
@ Thekla: Ach so, Ironie! Ja, Ironie find ich auch voll lustig, Thekla. Echt. Hoffen wir also, dass die gecasteten Prostituierten auch was im Hirn haben. Ansonsten könnte es tatsächlich sehr langweilig und eindimensional werden.
Und ja, es stimmt wohl auch, dass Frauen, welche in die Lage einer Zwangsprostituierten geraten sind, sich damit wohl eher nicht auf eine Bühne stellen würden. Oder besser: Nicht so ausgestellt wie bei Volker Lösch. Aber was bringen uns dann all die lustigen Nutten der Berliner Republik? Ist doch bloß männliche Projektion, dass die jetzt alle sexsüchtig sind.
Löschs Lulu in spe: in Kiew oder Bukarest?
Ich finde Lösch sollte direkt in Kiew oder Bukarest casten oder vielleicht sogar in Thailand...und dann die Premiere als Gastspiel in Sofia herausbringen oder Budapest. Die freuen sich ganz bestimmt.
Löschs Lulu in spe: ein Vorschlag
Wie wäre es, wenn sich ein paar arbeitlose Schauspielerinnen hineinschmuggelten in dies Casting? Das wär doch aufregend?! Oder nicht? Wer ist echt? Wer nicht? Who is hot? Who not?
Löschs Lulu in spe: hochgespreizte Aufregung
Klingt ganz so, als plane Herr Lösch höchst öffentlich ein Schwerverbrechen: ganz
schön viel hochgespreizte Aufregung jetzt, hier: finden Sie nicht ?
Es gibt über 80 Millionen Gründe, einer solchen Vorstellung bei weitem gelassener entgegenzutreten, weil es ebensoviele Gründe dafür mindestens gibt, die strukturell Herrn Löschs Vorgehensweise in die Hände spielen, Gründe, die "man" ergo ein wenig sich besehen sollte, statt sich höchst unberufen zum Generalanwalt der "Zwangsprostituierten" aufzuschwingen, im Berliner Stil: Getue, Gehabe !!!
Zweifelhaft gewiß, den Kaiser zu streichen, keine richtig großartigen Gründe dafür,
und richtig: es wäre auch mal ganz nett, nen anderen "Lösch", Schauspielertheater !,
hat es immerhin früher auch schon mal von ihm gegeben, zu sehen.
Aber das "Allerletzte" a priori, wenn Nichtzwangsprostituierte hier zu einem Stoff frei
nach Wedekind , wohl im Chor ..., auf die Bühne treten: warum diese nicht,
Panzerknacker, Mümmelkinder, Expertendesalltagstausenderleigruppen sehr wohl ?
Meine "Damen", da drohen Sie doch glatt, das Kind mit dem Bade auszuschütten,
will sagen: schlicht und ergreifend selbst zu diskriminieren.
Jetzt müssen Wesen auch schon kopflos per se sein, die bei Lösch mitmachen, oder
wie ??
Wenn jemand das lieber nach Sofia "outgesourced" sehen will, ist Berlin vermutlich
goldrichtig gewählt: statt "Casa nostra" dann halt mal "Pizza Strich".
"Keep vitosha boulevard tidy" !!
Löschs Lulu in spe: Vorschlag zur Güte
Vorschlag zur Güte. Das Theater geht in Rente und überlässt die Bühne den Nutten und Bauarbeitern, denn die ahnen gar nicht was eine Lohnanpassung an den öffentlichen Dienst bedeutet.
Löschs Lulu in spe: bei den Bulgaren
Wie, "123", jetzt wird geworben auf nachtkritik de., daß "123" ein Buch geschrieben
hat: sind Sie das jetzt ?
Wird das ins Bulgarische übersetzt ??
Ich hörte unlängst, daß die sich da sogar über nen Lösch richtig freuen täten ...
Löschs Lulu in spe: viel Lärm
viel lärm um (noch) nichts!
Löschs Lulu in spe: thematisch bei Wedekind
@ Thekla: Darf ich trotzdem nochmal nachfragen? Warum soll eine Inszenierung mit "freiwilligen" Nutten eigentlich die Opfer von Zwangsprostitution lächerlich machen? Das sind doch zwei verschiedene Themen, oder? Auch bei Wedekind geht es thematisch ja nicht um Zwangsprostitution. Übrigens hab ich mal gelesen, dass es sogar Studentinnen geben soll, die neben ihrem Studium als Escort-Dame oder Gelegenheitsprostituierte arbeiten, um sich damit ihr Studium zu finanzieren. Davon abgesehen, sind Prostituierte möglicherweise nicht so belesen, aber sie können aus dem Leben erzählen. Auch aus dem Leben berühmter Männer, welche ihre Dienste in Anspruch nehmen. Manche Männer kaufen sich die Liebe, weil es oberhalb der gläsernen Decke offenbar ganz schön einsam sein kann. Arme Schweine.
Löschs Lulu in spe: Trennung unklar
@El-friede
I. Möglicherweise gab es mal eine gelegenheitsprostituierende Studentin. Dies ist aber nicht die Regel. Die Mär von der Architekturstudentin, die nicht nur Striche malt, sondern auch auf den Strich geht, spiegelt ja auch ein ziemlich gruseliges Frauenbild wieder: Na gut, dann kann sie halt ein bisschen schlau sein, Hauptsache sie macht bei Bedarf immer die Beine breit.
Stattdessen aber gehen viele Frauen zur Universität, machen ihren Abschluss und das mit dem Ziel, ihren Körper gerade nicht zu verkaufen. Diese Frauen kommen in der "Republik" der Schaubühne anscheinend gar nicht vor.

II. Die Trennung zwischen freiwilliger Nutte und Zwangsprostitution ist nicht so klar, wie Sie sie gern hätten: Es gibt da immer noch einige unscharfe Bereiche. Wenn eine Frau mit einem Mann schläft, für, ich nehme mal an, einen Arbeitsvertrag, wo ordnen Sie das denn bitte schön ein?

III. Wenn man etwas so heikles wie Prostitution und die damit unweigerlich auftauchenden Themen wie Menschenhandel und Vergewaltigung auf eine Theaterbühne bringen will, sollte man dieser Sache auch intellektuell gewachsen sein und auch auf ein Publikum zielen, dass nicht nur geifernd im Zuschauerraum sitzt und sich freut eine Nutte auf der Bühne zu sehen.
Löschs Lulus in spe: komplexes System
@ Thekla: Machen nicht gerade Sie als Frau hier die Studentinnen lächerlich, welche sich neben ihrem Studium prostituieren? Was soll dieses billige Gerede vom ewigen Opfer Frau, welche bereitwillig die Beine breit macht? Warum nennen Sie das ein "gruseliges Frauenbild", wenn diese Studentinnen es offenbar selbst so gewählt haben? Sie könnten ja auch einen anderen Nebenjob wählen.

Und woher kommen jetzt bloß diese Vorurteile gegenüber der Schaubühne bzw. dem Schaubühnenpublikum? Das sieht doch jeder, dass Sie hier bloß diffamieren und polarisieren wollen, ob nun berechtigt oder nicht und aus welchem Grund auch immer.

Wenn eine Frau mit einem Mann wegen eines Arbeitsvertrags schläft, dann macht sie (und auch er) einen groben Fehler. Wer garantiert denn, dass eine Frau, die vielleicht gut im Bett ist, auch auf anderen Gebieten kompetent ist? Schön blöd, wer an sowas glaubt.

Schließlich, der Zusammenhang zwischen Prostitution und Menschenhandel/Vergewaltigung ist meines Erachtens komplexer als sie das hier darstellen. Man sollte auch und besonders die korrupten Verbindungen zwischen Mafia, Polizei und Politik mit in den Blick nehmen, wie es zum Beispiel auch der Film "Im Angesicht des Verbrechens" von Dominik Graf tut. Zitat Graf in der "ZEIT":

"Das führt bei den Polizisten zu einer Antipalisadenhaltung: Selbst im eigenen Land sind sie die kleinen Indianer, die mit Pfeil und Bogen gegen diese Palisaden des bedingungslosen Zusammenhalts der Kriminellen anrennen. Aber die sind gut gesichert. Schon in meinem und Rolf Basedows TV-Krimi 'Sperling und der brennende Arm' ging es um albanische Erpresser-Gangs in Berlin, und da hält ein Zuhälter eine Ansprache an den Polizisten: 'Was könnt ihr hier eigentlich noch tun? Das ist doch längst eine Bananenrepublik! Wenn irgendeiner was Internes aus der Polizei braucht, dauert es keine halbe Stunde, dann hat er es.'" Tja.

Jelinek thematisiert ebenso die Nachfrageseite der hohen Tiere:
"Mein Herz schlägt seit seiner Kindheit, und das ist wirklich seltsam. Und es schlägt für Kinder. Manches andre Herz schlägt erst seit einem historischen Wahltriumph. Und sie werden von der Parlamentsdirektion und von mir aus gefickt und gefickt und gefickt. Und sie gründen eine Bürgerinitiative Höhere Strafen für Kindesmissbrauch, und sie ficken und ficken und ficken und ficken. Die Vertreter der Redaktionen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen."
Löschs Lulu in spe: viel Spaß!
@ El-friede
Viel Spaß bei der Inszenierung dieses komplexen Systemes!!!
Löschs Lulu in spe: Danke
@ Thekla: Danke. Lösch inszeniert. Hoffentlich haben auch Sie viel Spaß!
Löschs Lulu in spe: Bestätigung
@Staunend. Ja, ich bin das wirklich und wenn Sie das Buch ins Bulgarische übersetzen wollen, soll´s mir recht sein.

Ihr 123
Löschs Lulu in spe: nicht mehr staunend
@ 123

Sagen Sie das nicht, 123: Sie kennen mein lausiges Bulgarisch noch nicht - ansonsten vielen Dank für die Antwort.
Ich werde das lesen, wenn ich im nächsten Januar für zwei Wochen nach Berlin komme: bis dahin wird das dann ja wohl noch nicht auf der Bühne sein ...: aber, was weiß ich schon ??

Ihr AZ (nicht mehr "staunend")
Löschs Lulu in spe: Genre mit vielen Wirklichkeiten
@ thekla und elfriede
leider kenne ich sowohl werte rechtsänwältinnen, die im nebenjob als domina arbeiten, als auch arbeitslose geschäftsfrauen in der escortagentur und anaonym an der telefonline als auch hochrangige politiker, die trotz angeblich harmonischer ehe, sich solche damen aufs hotelzimmer kommen lassen..es gibt viel mehr unter der bettdecke und gürtellinie als die gesellschaft vermutet..aber: dies "billig" und klischeeverweisend mit "echten" nutten auf der bühne auszustellen wird meiner ansicht nach nicht die "eigentlichen" arbeitenden auf diesem gebiet zeigen..denn das wesen dieses genres ist die anonymität, auf beiden seiten. die der kunden und oft auch die der anbietenden..und diejenigen, welche sich offen dazu bekennen sind meistens nicht die, die wirklich erfolg damit haben (ein paar ausnahmen wie domenica sind etwas anderes, aber die domenicas sind keine lulus..) ...außerdem kenne ich auch genügend schauspielerinnen, die unter dem label "liebe" sich rollen und positionen sichern..immmer noch..immer wieder..leider..und wer würde DAS schon zugeben...auch vor sich selbst...darum geht es doch in wedekinds stück..aber leider ist die masche löschs: "wir spielen mit der authentizität" nicht auf alles anwendbar, stammt sowieso aus den siebzigern und verkommt als arbeits- und inszenierungsmethode leider immer mehr (wohlgemerkt ist das meine bescheidene ansicht) zur bildzeitungsvoyeurmanie..schade..
Löschs Lulu in spe: mit Hegel?
@ clara: Sie machen dann wohl auch gern einen Knicks, stimmt's? Und Sie kennen sich wohl aus im SM-Genre, aber nicht alle denken beim Thema Prostituierte gleich an das Wechselspiel von Herr und Knecht.
Zudem geht es in Wedekinds Stück meines Erachtens nicht um das Thema, sich "unter dem label 'liebe' rollen und positionen zu sichern". Vielmehr geht es um eine Frau, welche umgekehrt mit den Männern und ihren Projektionen auf sie spielt. Im Prolog heisst es dazu: "Sie ward geschaffen, Unheil anzustiften, zu locken, zu verführen, zu vergiften - zu morden, ohne daß es einer spürt."
Löschs Lulu in Spe: hart erarbeiteter Ruf als saure Gurke
@123-fälscher
ihr habt ja alle keine ahnung wie es ist als erfolgloser theatermacher meine ganze kreativität und zeit hier in dieses forum zu stecken. ich habe lange daran gearbeitet, und viel zeit investiert um mir hier meinen 123-ruf als "saure gurke" der nation zu erarbeiten. an alles 123-plagiateure: respektiert das bitte, oder gebt mir bitte bitte endlich einen job als regiehospitant, dann zeige ich es euch und der welt und ich werde wie ein schmetterling entfliegen aus diesem forum und die welt mit meiner wa(h)ren kunst bereichern. mein profil kennt ihr ja - stellenangebote bitte direkt hier übers forum. euer 123
Löschs Lulu in spe: Nebenschauplatz des Stückes
Also wenn ich Wedekinds "Lulu" lese, habe ich immer den Eindruck, dass die einen Mann nach dem andern um die Ecke bringt (auf hitchcockisch-indirekte Weise: ein richtiger Katalog indirekter Morde), um endlich den Dr. Schöning zu bekommen, auf den sie von Anfang an geil ist. Immerhin verheiratet er sie ja mit einem Mann nach dem andern, um sie aus seinem Leben zu entfernen, und sie räumt diese Hindernisse systematisch weg. Zur Nutte wird sie doch nur, weil sie nach dem ersten Mord, den sie eigenhändig begangen hat, vor der Justiz fliehen muss.
Also: diese ganze Nutten-Diskussion finde ich ein bißchen aufgesetzt. Sie ist ein Nebenschauplatz des Stückes. Das Zentrum scheint mir doch zu sein, dass Frauen genau so triebgesteuert sind wie Männer. Die Lulu walzt ja wie ein Panzer durch das Stück, um an den Schöning zu kommen. Rundherum nichts als Leichen. Find ich eigentlich eine lohnende Aufgabe für einen Regisseur.
Im übrigen finde ich Nutten und Freier, die über ihr Tun sprechen interessanter, als Bildungsbürger, die über Nutten und Freier sprechen. Die Probleme der Anderen zu lösen ist ja immer leichter als die eigenen.
Löschs Lulu in spe: durch und durch dialektisch
@ 50: Liebe El-friede,
Dieser Prolog kommt aber in der Urfassung aber nicht vor. Und die ist 1000 mal besser als die späteren Versuche Wedekinds, Missverständnisse zu beseitigen.
Im übrigen ist es ein Mann, der das sagt und eine Theaterfigur, nicht der Autor. Das ist ja das Faszinierende an dem Stück: es ist durch und durch dialektisch. Jede Seite - und das ist in diesem Falle - jedes der drei Geschlechter (Geschwitz) spiegelt sich in dem andern. Es gibt hier keine Täter und Opfer mehr. Das Stück ist wie ein Löwenkäfig im Zirkus: der Fitteste survivalt. Das heißt aber nicht, dass der oder die Unterlegene, dem oder der anderen nicht auch gerne die Halsschlagader durchgebissen hätte. Das ist ein echtes Match. Sehr spannend. Aber es wird platt und verlogen, wenn man dauernd irgendwelche Opfer sucht und bemitleidet. Raubtiere sind Raubtiere. Und wir sind leider auch welche.
Löschs Lulu in spe: Freier in Deutschland
Lieber Othello,schön dass es niemanden auf dieser Welt gibt, der sich für die Probleme der anderen interessiert. Dass Freier in Deutschland über ihre Erfahrungen sprechen und dafür auch noch Applaus bekommen sollen ist natürlich vollkommen in Ordnung...
Löschs Lulu in spe: Thread geschlossen
Über die noch nicht aufgeführte "Lulu" wurde alles gesagt, wir schließen jetzt den Thread.
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