meldung

Die Krise erreicht Bonn

Schauspiel ade?

Bonn, 9. November 2010. Wie der Bonner General-Anzeiger (9.11.2010) meldet, plant die schwarz-grüne Stadtregierung drastische Kürzungen des Theateretats. Ab 2013, nach Auslaufen des Generalintendantenvertrags, in dem die städtischen Zuschüsse festgeschrieben sind, sollen jährlich sieben von derzeit 27 Millionen Euro bei Oper und Schauspiel gestrichen werden.

In den kommenden beiden Jahren müsse die Stadt Bonn jeweils 50 Millionen sparen, schreibt der General-Anzeiger. Deshalb sollten künftig auch eine Sportstättengebühr erhoben, weitere Schwimmbäder und Bibliotheken sowie öffentliche Toilettenanlagen geschlossen werden. Außerdem sollten die Personalkosten der Verwaltung gesenkt und Straßenbaumaßnahmen verschoben werden. Dafür würden die Steuern nicht erhöht, Kindergärten ausgebaut, Schulen saniert und 2,2 Millionen Euro für die Renovierung der Beethovenhalle ausgegeben werden.

Schon am 16. Dezember solle der Kämmerer den Haushaltsentwurf im Stadtparlament einbringen; im Januar sollten die Bürger per Internet-Abstimmung befragt werden.

Laut General-Anzeiger hält Generalintendant Klaus Weise die Sparliste für "tendenziös", da offenbar keine andere Kultureinrichtung auf der Sparliste stünden.

In einer Pressemitteilung schreibt das Theater Bonn: Innerhalb der letzten 10 Jahre habe das Bonner Haus bereits Stellen von 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gestrichen und Zuschüsse von fast 14 Millionen Euro im Jahr verloren. Die Kürzung um weitere sieben Millionen Euro im Jahr würde bedeuten, dass es ab 2013 in Bonn kein Schauspiel mehr geben werde. 2008 war nach Etatkürzungen bereits die Tanzsparte abgeschafft worden. "Für das prosperierende Bonn und seine kulturinteressierten Bürger eine desaströse Entwicklung", schreibt das Theater knapp.

Laut einem Bericht der Rheinischen Post (11.11.2010) wies Intendant Klaus Weise noch einmal darauf hin, dass sein Theater in den vergangenen zehn Jahren bereits fast 14 Millionen eingespart hat. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Stadt das anerkennt, statt uns nun schon wieder auf die Streichliste zu setzen", so Weise. Es gäbe schließlich auch andere Kommunen, die an Finanznot litten, aber nicht als erstes ihr Theater zur Disposition stellten.

(Bonner General-Anzeiger/ Theater Bonn/ jnm/ dip)

 

mehr meldungen

Kommentare  
Krise in Bonn: Widerstand gegen den gewollten Zusammenbruch der kulturellen Infrastruktur
Wann rafft sich welcher Theaterleiter auf, der interessierten Öffentlichkeit die böse Planmäßigkeit dieser "desaströsen Entwicklung" darzulegen? Die Zeiten, in denen die Frage "Schwimmbad und Kindergarten oder Theater" Theaterleiter ins Schwitzen brachte, sind Vergangenheit - wir sitzen in einem Boot, und dieses Boot soll versenkt werden. Die Lokal-, Kommunal- und Landespolitiker sind die Henkersknechte dieser Strategie ihrer Parteizentralen zur Vermehrung der privaten Vermögen und der Verarmung der Öffentlichen Hand. Die "kulturinteressierten Bürger" lassen den Kahlschlag zu, wofern sie ihn nicht sogar befürworten und/oder betreiben, sie fühlen, dass es zunehmend und begründet gegen sie geht. Wir können nicht länger nur gegen immer epidemischer werdende Theatertode landauf landab protestieren, wir müssen einer Politik den Krieg erklären, die am Zusammenbruch der kulturellen Infrastruktur arbeitet, weil sie den Geschäftemachern nicht nützt.
Krise in Bonn: Protest-Fackel
Sehr geehrter Herr Steckel,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich zünde eine Fackel am Feuer Ihrer Worte und werde versuchen, sie weiterzutragen. Ich meine das absolut ernst - das ist keine Ironie!
Krise in Bonn: radikaler Schnitt
Offensichtlich ist das Theater als Zuschussbetrieb für die Stadtväter eben in Teilen verzichtbar. Es wirft nichts mehr ab. Keinen moralischen oder idealistischen Mehrwert, zumindest keinen, den die Stadtväter anerkennen. Als Ort der Repräsentation für eine Stadt reicht ein gut funktionierender Opernbetrieb, um zu zeigen, dass eine Stadt ein kulturelles Gesicht im Bereich Darstellung hat. Im Schauspiel hingegen scheint für die Stadtväter nichts Relevantes mehr für sie verhandelt zu werden. Und tatsächlich sind die Positionen dort, bis auf wenige Ausnahmen, siehe Köln, so weichgespült und zerrüttet, man fühlt sich nicht mehr verpflichtet dort seine Auseinandersetzung über unsere Gesellschaft zu suchen. So bedauerlich dies auch ist, so traurig und tragisch, so nachvollziehbar ist dies für mich auch. Ich wünschte es wäre anders. Aber...dem scheint in der Wahrnehmung der Stadtväter nicht so zu sein. Man kann natürlich mit viel Nachsicht und Wohlwollen an Schauspielproduktionen herangehen, im Wissen wie begrenzt heute die Strahlkraft von Schauspielabenden ist, in wieviele kleine Teile die ehemalige Theatergemeinde zerfallen ist; jede hat ihre eigenen Stars, die nur noch für Eingeweihte, einem inneren Kreis wichtig und bekannt sind. Aber im Ganzen scheint die Nachsicht, dies Wohlwollen aufgebraucht, da das Schauspiel keinen breiten Konsens mehr über notwendige gesellschaftskritische Debatten herzustellen in der Lage ist. Warum dies so ist, wäre Gegenstand eines neuerlichen Ansatzes, wenn die Macher selber sich von ihren Kultfiguren lossagen könnten und wiederum den gesellschaftlichen Diskurs ins Zentrum ihrer Arbeit stellen würden. Aber davon ist man weit entfernt.

Alles in allem eine Sackgasse, künstlerisch wie wirtschaftlich. Da entspricht die eine Situation der anderen und beides muss zugleich gedacht werden. Die wirtschaftliche Krise ist zugleich Ausdruck für eine mangelnde Breitenwirkung innerhalb der Eliten und umgekehrt, der künstlerische Zerfall, dies Kleinteilige einer Kunst, die sich um wenige Kultfiguren bildet, ist auch Ergebniss einer sich stetig zuspitzenden wirtschaftlich prekären Lage. In Zeiten schwindender Mittel baute man immer mehr auf Marken zu Ungunsten eines innovativen und gewagten Diskurses über ein neues Gesellschaffts- und Menschenbild. So allgemein dies zunächst klingt, so überlegenswert ist es letztendlich auch. Die Kultfigur ist der finale Endpunkt einer Hochzeit und zugleich der Höhepunkt einer latenten Krise, die nun seit einiger Zeit offen ausgebrochen ist. Zugleich ist dieser Zeitpunkt im Ablauf einer Historie auch der, an dem man am wenigsten reformwillig ist. Zu sehr hängt man noch an dem Vergangenen. Ein radikaler Schnitt erscheint einem absurd, unmachbar; und doch ist er die einzige Empfehlung für eine gesunde Zukunft. Wie dieser Schnitt aussehen könnte, wurde hier hinreichend beschrieben.
Krise in Bonn: utopische Eventkultur
Vielen Dank, Herr Steckel, Sie sprechen mir aus der Seele! Im Bonner Fall kann man Ihre Ideen gleich in die Tat umsetzen: mit der Entlassung des unfähigen Stadtrates und des OB! Und dem Aussetzen von Neuwahlen auf unabsehbare Zeit. Denn was in unserer Stadt seit der letzten Kommunalwahl auf politischer Ebene geschieht (respektive NICHT geschieht) spottet jeglicher Beschreibung. Vom Bauskandal um das World Conference Center (wo man einem windigen Pseudoinvestor aus Fernost auf dem Leim gegangen ist), der blamablen Kür des (noch nicht angetretenen) Kulturdezernenten bis hin zum peinlichen Hickhack um das gönnerhafte "Geschenk" eines Festspielhauses durch die drei großen DAX-Unternehmen (Deutsche Post AG, Telekeom, Postbank), die sich nur für utopische Eventkultur interessieren, anstatt die Stadt, in der ein Großteil ihrer Mitarbeiter leben, mit einem kulturellen Bildungs- und Freizeitangebot zu unterstützen. Stadttheater, Bibliotheken und das Open-Air-Fest "Bonner Sommer" sind eben weniger schick als prestigeträchtige Luftschlösser, die von international bekannten Architekten ins Stadtbild geklotzt werden (und für deren Unterhalt dann kein Geld vorhanden ist).

Einen wirklich guten Kommentar zur Situation in Bonn kann man dem Kommentar von Ralf Johnen im "Kölner Stadtanzeiger" entnehmen:

http://www.ksta.de/html/artikel/1288741302869.shtml
Krise in Bonn: Dank an Steckel
Herr Steckel,danke für Ihre Zeilen!
Krise in Bonn: Ausrottung unserer Vergangenheit und Zukunft
Bekannt ist nun, dass nicht allein das Schauspiel Bonn unter dem Spardiktat der Politik leidet. Auch anderen Einrichtungen wie z.B. das kleine charmante "Euro Theater Central" in der Innenstadt muss nach 40-Jährigem Bestehen bald die Türen schließen.
Die Ausrottung unserer Vergangenheit und Zukunft und die der Stadtgeschichte stehen auf dem Spiel.
Die Zeiten als Bonn noch Hauptstadt Deutschlands war und man sich eben diese Kultur leisten wollte sind wohl vergessen. Doch haben viele international argierende Firmen ihren Sitz in Bonn behalten. Wie steht es um diese Firmen und deren Mitarbeiter die teils aus dem europäischen Ausland kommen und eine attraktive Stadt mit einer gut ausgebauten kulturelle Infrastruktur erwarten? Wird ihnen und ihren Kindern nicht auch "Freizeitkultur" weggenommen? Wir "alle" sollten endlich was tun in Bonn!
Krise in Bonn: Geld ist vorhanden
über 100 millionen steuergelder hat die stadt bonn einem immobilienschwindler in den letzten jahren hinterhergeworfen. geld ist vorhanden. nur eben für andere zwecke. - @123: vielleicht haben sie sich nur unscharf ausgedrückt, aber es wirkt ein wenig so, als wollten sie die grassierende sparzwangrethorik mit ästhetischen argumenten unterfüttern. darum gehts aber gar nicht. allerorten werden theater kopflos zusammengekürzt. und zwar ganz unabhängig von der jeweiligen künstlerischen qualität und strahlkraft. und das in wirtschaftswachstumszeiten (3,7% ist heute zu lesen).
Krise in Bonn: erfolgsgebundene Subventionen
@ödön. Ja, gut, welche Unschärfe werfen Sie mir vor? Und dass aus der Wahrnehmung der Stadtväter heraus Subventionen an strahlkräftigen Persönlichkeiten mit einem "erfolgreichen" künstlerischen Output gebunden sind, wissen wir doch seit HH.
Krise in Bonn: nicht konsequent
wenn das theater so uninteressant ist warum qasseln sie dann so notorisch viel darüber?
irgendwie nicht konsequent.:-)
Krise in Bonn: die Mehrheit findet Kürzungen im Kulturbereich klasse
es fragen sich immer wieder viele ,warum gerade Theater bei Etatkürzungen vorne anstehen. Die Beantwortung ist einfach. Die Mehrheit oder anders ausgedrückt der Mehrheitspöbel der Gesellschaft findet Kürzungen im Kunst und Kulturbereich große klasse. Somit ist der Wiederstand nur aus dem Kulturbereich selbst zu erwarten. Ein Witz für die entscheidenden Stadträte.
Krise in Bonn: es braucht Querdenker
Q123 und die anderen: "123" bescheibt folgendes- und ich glaube, da hat sie recht!: Die Theater sind in vielen Teilen der Gesellschaft und somit erst recht in der (Stadt-)Politik verzichtbar geworden. Es werden demnächst sicherlich nur noch Spar-Intendanten eingekauft. "123" beschriebt sehr schön, dass es wichtiger ist, Querdenker einzuladen, das Theater zu führen. Dann müssen somit die Theater ihren Subventionen durch Freidenken, durch Provokation und gesellschaftliche Debatten gerecht werden. Nur so können sie beweisen, dass sie unverzichtbar für den Diskurs ihrer Städte sind. Oder wollen wir (genauer: akzeptieren wir schleichend) eine Hochglanzkultur ä la USA, in denen Schauspiel und besonders die Oper zum Treffpunkt der gesellschaftlichen Oberschicht werden? In diesem Falle sollten wir die Subventionen mittelfristig tatsächlich abschaffen und die Theater beflügeln, Musicals und gefällige Ausstattungsstücke zu spielen.
Wenn wir unser einmaliges Theatersystem zerstören, wird es nicht wiederkommen. Theatermacher, Theaterkritiker und das Publikum sind die letzten, die einen Bewusstseinsprozess beflügeln können - doch dafür müssen sie endlich revolutionär werden. Sonst ist es zu spät. (Bei "revolutionär" darf geschmunzelt werden! Mir fiel kein anderes Wort ein.)
Krise in Bonn: Hinweis Stellungnahme
Der Schriftsteller Lothar Kittstein bezieht Stellung im blog des THEATER BONN:
http://theaterbonn.wordpress.com/2010/11/12/der-ernstfall-ist-da/

grüße,
ip
Krise in Bonn: Wille der Bürger
Gehen wir davon aus, dass die Streichung längst beschlossene Sache ist, wird sie durch die Bürgerbeteiligung legitimiert. Es war der Wille des Bürgers. Stirbt die Kultur, stirbt die Seele des Menschen, aber vielleicht möchten die Menschen heute entseelt leben.
Krise in Bonn: offener Brief
Offener Brief:
Unverantwortliche Einsparungsabsichten für das Theater Bonn


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren des Rates,

Kultur in der Stadt Bonn mit ihren internationalen Institutionen und Großkonzernen gehört zu einem unverwechselbaren Markenzeichen, das weltweit wahrgenommen wird.

Im Vergleich zu anderen vergleichbaren Theatern liegt die Finanzierung des Bonner Theaters an der unteren Grenze. Trotzdem erhält die Bonner Bevölkerung ein vielfältiges, wertvolles und hervorragendes Angebot verschiedener Kunstgattungen. Dies haben Sie in erster Linie dem besonderen Einsatz und den gebrachten Opfern aller Mitarbeiter/innen unter verschiedenen Leitungen dieses Institutes zu verdanken, die mit gro-ßer Leidenschaft ihren Beruf ausüben.

Mehrmals hat Ihr Theater Einsparungen über sich ergehen lassen müssen und trug
- wie kaum ein anderes Amt Ihrer Stadt - einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung bei.

Die beabsichtigte Zuschussreduzierung wird automatisch zum Abbau des Angebots, der Qualität und zu Einnahmeverlusten führen - ein irreparabler Schaden des kulturellen Lebens in Bonn! Ein Teufelskreis würde damit ausgelöst, der das Ende des Theaters einläutet. Diesem können Sie nur begegnen, indem Sie Ihren Verpflichtungen nachge-hen und die notwendige Finanzierung sichern.

Ihre Tanz-Sparte haben Sie bereits geopfert - eine Blamage für Bonn, die in der Vergangenheit als Tanzstadt international angesehen war. Eine Kunstgattung so zu eliminieren, war eine unverzeihliche Sünde.

Zu den Voraussetzungen eines funktionierenden Theaters gehört selbstverständlich eine auskömmliche Finanzierung seitens der Stadt. Eine dauernde Debatte über Einsparungen lenkt von der eigentlichen Aufgabe des Theaters ab. Wenn die Stadt Bonn glaubt, ihre problematische Finanzsituation durch wiederholte Einsparungen am Thea-teretat lösen zu können, dann begeht sie ein Vergehen gegenüber dieser Institution und verkennt die Realität. Die Folgen für die Kultur in Ihrer Stadt wären unabsehbar.

Wie soll das Theater mit solchen finanziellen Sorgen planen und erfolgreich sein?

Mit Ihrem Theater haben Sie nicht nur einen Standort-Vorteil für Ihre Stadt und die dort lebenden Menschen, sondern auch eine wichtige Säule für die kulturelle Bildung, in die investiert werden sollte und muss.

Gerade in schwierigen Zeiten sind Sie als Politiker gefordert, Entscheidungen mit Weitsicht zu treffen. Vergessen Sie nicht, dass die Existenz aller Mitarbeiter des Theaters und deren Familien, die eine wertvolle Aufgabe für unsere Gesellschaft erfüllen, von Ihrem Handeln abhängt.

Ein klares „JA“ für Ihr Theater wird sich auszahlen! Die letzten Jahrzehnte sind ein Beleg dafür.

Wollen Sie als Totengräber des Theaters in Erinnerung bleiben? Wir hoffen und wünschen es nicht.

Wir brauchen mehr Kultur und nicht weniger!

Wir wünschen Ihnen und uns weise Entscheidungen!

Mit freundlichen Grüßen

Krise in Bonn: Dampfplaudern
@123: ich werfe ihnen nichts vor. schreiben sie bitte weiter von "finalen endpunkten einer hochzeit" oder "latenten krisen, die seit einiger zeit offen ausgebrochen sind". - in hamburg wird übrigens auch am thalia rumgekürzt. vermutlich auch wegen fehlender künstlerischer strahlkraft? - pardon, ich kann nicht nachvollziehen, wie man in einer zeit, in der täglich museen, stadtteilbibliotheken, off- und großtheater weggekürzt werden, von der notwendigkeit "radikaler schnitte" dampfplaudern kann. es wird längst radikal geschnitten. und zwar ohne rücksicht auf verluste.
Die Krise in Bonn: in die Bedeutungslosigkeit geführt
Nachtkritik ist ein wenig wie das sibirische Dilemma. Bricht man ins Eis ein ertrinkt man, rettet man sich, erfriert man. Hier ist wirkklich lange genug auf die Politiker eingedroschen worden. Die sind doch nicht schuld. Außerdem stellen sie keine homogene Gruppe dar. Der eine OB verflucht seine Kultursenatorin, in Halle stehen Landespolitiker gegen Stadtpolitiker, obwohl dies obskur erscheint. Die sind sich nicht einig in der Abschaffung von Kultur. Empfinden sie sich doch als Teil von ihr. Warum sollte eigentlich so ein Intendant Weise aus Bonn nicht ebenso verantwortlich sein? Hat er sein Haus vielleicht über zehn Jahre in die Bedeutungslosigkeit geführt? Um sich herum die wirtschaftliche und politische Krise, nicht sehen und schmecken wollen. (...) Hat er das Theater aus seiner Kernproblematik herausgeführt und dort hin, wo es nicht mehr weh tut? Und da, wo es nicht weh tut, ist Theater verzichtbar. Intendanten sind doch auch Politiker. Da steht sich die selbe Gattung gegenüber.
Krise in Bonn: danke
@123 - Danke für den Kommentar 16. Es stimmt.
Krise in Bonn: Erhalt einer einzigartigen Theaterlandschaft
Zu 123 und Beitrag 17:
Klar kann man ästhetische und künstlerische Versäumnisse anprangern, wenn ich auch im Fall von 123 eine gewisse "Politik" sehe.
Allerdings sollte man hier so vorgehn, daß zuerst der Erhalt eines Systems, welches schmilzt, nämlich des Stadttheaters auf der Agenda stehen muss. Kann man Kräft bündeln, um diesen Kollaps aufzuhalten, dann kann man sich über Punkt zwei streiten. Es geht nicht mehr nur im Gesellschaftliche Relevanz-Blabla, sondern um den Erhalt einer weltweit einzigartigen Theaterlandschaft im deutschsprachigen Raum. Ist dies geschafft, können sich Qualitätsdebatten, Entwürfe, etc. anschließen, alles andere ist eine Torpedierung absolut nicht perfekter Zustände, die in einer solchen Situation als böswillig anzusehen sind und völlig kontraproduktiv sind. Glaubt irgendwer ernsthaft, daß wenn ein Schauspiel, operiert dessen Führung wer weiß auch wie schief, abgeschafft wird, es jemals wieder zu einer solchen Institution kommt?! Seid ihr blauäugig oder destruktiv?
1. Also Hände weg vom Theater
2. Wie kommt dem Theater wieder eine relevante Rolle zu?!
3. 123 sag mir was dir gefällt, anstatt Phrasen zu dreschen oder bist du in eigener Sache unterwegs?
Krise in Bonn: Achse gebrochen
@18. Ihr Punkt zwei ist schon längst die Nummer Eins. Mich spannen Sie so leicht nicht mehr vor einen Karren, dem längst die Achse gebrochen ist.
Krise in Bonn: Que se vayan todos - Sie müssen alle gehen!
Nr. 17: Nein. Es stimmt nicht. Welch eine absurde Logik: Zunächst sind „die Politiker... nicht schuld“, dann aber ist „so ein Intendant... ebenso verantwortlich“ - wie wer? Die Antwort kann nur lauten: Wie die Politiker. Das beiseite gesetzt, erfindet diese Logik kuriose Kausalitäten. „Die Politiker“ verpflichten einen Intendanten, der Intendant führt „sein Haus“ in das, was hier in schnödestem Kulturbetriebsjargon „Bedeutungslosigkeit“ genannt wird, woraus sich die politische Berechtigung ableitet, dem Publikum das Haus vor der Nase zu schließen - womit es mit der Bedingung der Möglichkeit eines Nachfolgeintendanten, das Haus wieder ins Reich der Bedeutendheit heimzuführen - jener Bedingung, die darin besteht, dass es existiert - endgültig Essig ist. Grotesk. Einmal abgesehen von der Frage, welcher berufene Sachverstand die angebliche Bedeutungslosigkeit amtlich feststellt, bestrafen hier also diesbezüglich vom Himmel gefallene Politiker-Connaisseurs einen Intendanten und sein Publikum für ihre konsensuelle Mittelmäßigkeit, indem sie das Theater ihrer Stadt schließen. Nicht nur die im engeren Täterkreis zu vermutenden Schauspieler, Bühnenbildner, Kostümbildner, Dramaturgen und Regisseure verlieren ihre Arbeitsplätze, nein, auch Pförtner, Garderobieren, Techniker, Theatermaler, Beleuchter, Schneider, Maskenbildner, Requisiteure, Assistenten können sehen, wo sie bleiben - bestenfalls werden sie als städtische Angestellte „umgesetzt“, was naturgemäß den „Einspareffekt“ mindert. Das Publikum sieht fern oder geht ins Kino. Doch halt: Die Katastrophe hätte verhindert werden können! Wie? Wodurch? Durch ein Theater „das weh tut“! Denn „da wo es weh tut, ist Theater unverzichtbar“. Spricht hier Vernunft, so wäre zunächst festzuhalten, dass die Politiker ihre Unverzichtbarkeit tagtäglich dadurch unter Beweis stellen, dass sie eine Politik verfolgen „die weh tut“. Sie sagen es selbst: Unentwegt ist von „schmerzhaften Einschnitten“ die Rede, es herrscht, politisch gesehen, seit rund zwanzig Jahren die Nacht der langen Messer. Naheliegend, dass es irgendwann auch die öffentlich geförderte Kunst (nicht „Kultur“, Herrgott!) erwischt. Aber wie kann die Schließung eines Theaters ein schmerzhafter Einschnitt in das gesellschaftliche Leben einer Stadt sein, wenn dieses Theater nicht „weh tat" (Wem? In welcher Weise?)? Oder sollen wir die Sache so verstehen, dass der Eingriff gerade deshalb schmerzhaft ist, weil es zu einer unsauberen, das Publikum hätschelnden Entertainmentbude verkommen war? Jetzt haben wir das Problem am Wickel: Die weitblickenden, verantwortungsvollen Politiker schließen vorzüglich jene Theater, welche sich weigern, den Ernst der Lage zu begreifen („die wirtschaftliche und politische (sic!) Krise nicht sehen und schmecken wollen“) - aber warum, zum Teufel, sagen sie den Theatern das nicht? Warum ist immer nur von Geld, von Haushaltsdefiziten, vom Sparen die öde Rede? Es wäre doch rasend konstruktiv, den Theaterleuten warnend zu verdeutlichen, dass ihre ständigen Versuche, durch billige Wirkungssteigerungen und vermehrte Produktion die Einnahmen zu erhöhen, aller Welt spektakelhaft gefällig zu sein, bei der Presse gut abzuschneiden, kurz, das Theater „aus seiner Kernproblematik“ zu entlassen, zu nichts weniger als zu seiner Schließung führen werden! Statt dessen, das weiß jedes Kind, werden die Theaterleiter politisch unaufhörlich angemahnt, sich eben diese Unsitten „nachhaltig“ zuzulegen, wollen sie „ihr Haus“ finanziell wetterfest machen - sie tun auch, mehr oder weniger genervt, ihr Bestes, um dann erleben zu müssen, dass die Mühe zu nichts nütze war: Es wird gleichwohl gekürzt, gestrichen, geschlossen. Dass da und dort taktische Scharmützel in Bezug auf die Tötungsmethode sich ereignen, Oberbürgermeister ihre Kulturdezernenten wirkungsvoll entmündigen, beweist lediglich, welchen Rang diese Dezernenten in der jeweiligen Verwaltungshierarchie inzwischen bekleiden - den niedrigsten. Die Zeit der Hoffmann, Glaser, Erny ist vorbei. Den nunmehrigen Amtsinhabern aber gilt verstärkt unser argentinischer Schlachtruf: „Que se vayan todos!“ Sie müssen alle gehn! - Sie, nicht wir.
Krise in Bonn: Lob
@20. Gut gebrüllt Löwe !!!
Krise in Bonn: der Zug der Zeit
Lieber Frank - Patrick Steckel,

in Bremen gab es zu Deiner Intendantenzeit eine Demo gegen die Sparmaßnahmen - alle marschierten in der Nacht zum Rathaus, nachdem Bosse in den Saal gerufen hatte , er sei nicht zum Diskutieren von Mannheim nach Bremen gekommen. Wir machen uns jetzt wieder auf die Socken ! Anbei eine Witz von Heiner Müller ( Originalton Ost )
Nach dem Zusammenbruch der UDSSR schickt die KPDSU einen Reisekader ins hinterste Sibirien
zu Reorganisation der Partei und trifft auf den steinalten Genossen Wassilij Semjonowitsch:
" Genosse, wir sind gekommen, um die Partei zu reorganisieren !"
" Ja, was ist eigentlich aus der Sache geworden ? Damals 1918? "
" Wir haben gesiegt, Towaritsch, der Rote Oktober hat den Sieg davon getragen !!! "
" Waaas? Und ich lasse hier noch täglich einen Zug entgleisen !? "

Danke für deine Hilfe ! Bleibe bitte am Ball gegen den Zug der Zeit !

Rolf Mautz

(Schauspiel Bonn)
Krise in Bonn: emotionaler Beitrag
Wir müssen uns gemeinsam und organisiert gegen diesen Wahnsinn wehren! Es muss einen Ort geben, an dem man sich stetig über die aktuelle Situation erkundigen kann.

Wir brauchen Präsenz und Öffentlichkeit.

Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Jeder hat ein Talent, eine Qualität, eine Idee, Kraft, Energie und vielleicht auch das Geld (!), das er einbringen kann, um diese desaströse Entwicklung zu stoppen!

Wenn das Theater stirbt, hört das Herz dieser Stadt auf zu schlagen...

Ich hoffe, dass auch so ein emotionaler Beitrag hier seinen Platz findet, denn mir ist gerade nicht nach einem eloquenten, fachlichen Schlagabtausch, sondern nach einem Ausruf voller Enttäuschung, Trauer und unbändiger Wut!

C.F.
Krise in Bonn: Lasst den Zug der Zeit entgleisen!
Lieber Rolf Mautz - Arno Wüstenhöfer war der Intendant, mir war lediglich die Oberspielleitung des Schauspiels anvertraut. Die Demonstration richtete sich gegen den "Bremer Theatertod", d.h. gegen die Absicht des Senats, das Bremer Schauspiel nach der vorzeitigen Kündigung von mehr als 40 Schauspielern, Regisseuren, Dramaturgen zu schließen. Grund für unseren verfrühten Auszug (alle besassen noch Verträge über weitere zwei Jahre) war der willkürliche Abriss zweiter alternativer Spielstätten und die Verweigerung eines Schauspielneubaus. Die nächtliche Schreierei auf der Rathaustreppe mit den Herren Koschnick (OB) und Franke (Kultursenator) verhinderte die Schliessung und trug dem Bremer Schauspiel einen Neubau ein - allerdings in recht fragwürdiger Form: Die Bühnenrückwand ist schräg, die Bühne links doppelt so tief wie rechts. Eine wirkliche Perspektive für das Sprechtheater in Bremen kann in diesem Behelfsheim nicht aufgebaut werden, es erfüllt allenfalls die Funktion eines Kammertheaters. Leider gab es in Bremen damals - anders als heute - kein mehr oder weniger ganzjährig leerstehendes "Musical Theater", in das die Oper hätte umziehen können. Das Theater am Goetheplatz war nämlich ursprünglich ein Schauspielhaus (Gruß nach Bremen)! Und Gruß nach Bonn! Lasst den Zug der Zeit entgleisen!
Krise in Bonn: im Fernsehen
@Steckel. "Das Publikum sieht fern oder geht ins Kino." ...schreiben Sie,...ja, das stimmt sah gerade das "schwarze Zimmer" im ZDF... hervorragend... und mit einer Schauspielerin die schon unter Hübner eine Rolle in Bremen spielte.

Hannlore Hoger. Eine der ganz großen.

Auch habe ich an diesem Film ein paar Kleinigkeiten auszusetzen, aber es handelt sich schon um einen großen Stoff und schließt konsequent an die Leistungen an, die Frau Hoger schon in "Die Nachtwache" in Bochum zeigen konnte. Ja, da auf dem ZDF weicht man hin und wieder den Kernproblematiken nicht aus. Und wenn Sie jetzt kotzen bis ihnen die Schüssel überläuft, ähnliche Leistungen hat ganz sicher am Bonner Theater in den letzten zehn Jahren nicht gegeben. Fehlte es da an Geld ? NEIN !!! An Geist, an Mut, an Inspiration die sozialpsychologische Geschichte Europas fortzuschreiben. - Und es sei Essig, mit der Fortsetzung des Schauspiels unter einer neuen Intendanz ? Seien Sie nicht voreilig. Sehen Sie nach Hamburg auf das Schauspielhaus. Auch Stadtvätern ist bekannt, dass sie einen Imageschaden erleiden, wenn sie Kunst und Kultur einfach untergraben. Vielleicht sehnen die sich ja geradezu danach, dass man ihnen endlich mal wehtut, in all ihrer Not, ihren Nothaushalten...nur Herr Weise war wohl recht pfleglich mit den Herren...außerdem sind ja schon aus den sieben Millionen 3,5 auf Raten geworden,...ach ja, und dann vermissen Sie ja noch die Logik. Die Logik der Not gibt es nicht, sie folgt ihren Bedürfnissen und die werfen sich recht unlogisch auf.
Krise in Bonn: Steckels kraftvoller Kommentar
Werter 123, die Erwiderung, die Herr Steckel auf Ihren Kommentar geschrieben hat (Nr.20), ist so ziemlich das Beste, was ich bislang in Nachtkritik gelesen habe.
Steckel hat mitnichten löwenähnlich gebrüllt, sondern Ihre gedanklichen Einwürfe in aller Tiefe analysiert und nach der Zerlegungsarbeit leider fast nichts Stichhaltiges vorgefunden.
Jetzt versuchen Sie auf Ihre Weise zu kontern, indem Sie die gemäß Ihrem Geschmacksurteil „hervorragende“ Sendung „Bella Block“ anführen, als sei dies die optimale Hochkultur-Alternative zum darniederliegenden, schmerzfreien, wertneutralen Theater. Immerhin wissen jetzt die Leser, wie Sie Ihre Samstagabende zubringen... Anscheinend haben Sie bei „Bella Block“ jene Schmerzen und tiefgründigen Diskurse gefunden, die Sie beim Theater zu Ihrem nicht geringen Ärger vermissen.
Gelegentlich sollten Sie etwas genauer lesen, 123. Steckel hat geschrieben, dass aus der konstatierten angeblichen Bedeutungslosigkeit die politische Berechtigung abgeleitet wird, dem Publikum zukünftig das Theater durch Schließung vorenthalten zu können. Deshalb ist es auch nicht mehr möglich, die geschlossenen Kunsträume mit neuer Bedeutung aufzuladen – damit ist es dann, so Steckel, endgültig Essig. Nirgendwo steht im besagten Kommentar geschrieben, dass „die Fortsetzung des Schauspiels unter einer neuen Intendanz“ unmöglich oder gar unerwünscht sei.
Aber da Sie ja via Fernsehen vorzügliche Ablenkungsmanöver zur Hand haben, die Ihren geistigen Horizont entscheidend erweitern, haben Sie genug Grund zur Gelassenheit. Steckel war es nur daran gelegen, die Widersprüche aufzudecken, in die Sie sich im Eifer des Gefechts verstricken. Da kann es schon mal passieren, dass die Logik ein wenig aus den Fugen gerät.
Auf jeden Fall bin ich Herrn Steckel dankbar für den kraftvollen Kommentar.
Krise in Bonn: Polarisierung ist Quatsch
@ ....so ziemlich das Beste, meinen Sie...nein, alter Quark, wie ich ihn schon seit Jahrzehnten höre, habe es nur qwer gelesen und dann noch einen Versuch gestratet...solche Statements langweilen mich...sie weichen nur aus...und außerdem habe ich mir Frau Hoger am späten Sonntagnachmittag in der ZDF Mediathek angetan, Samstag abend war ich aus...ja, sich Frau Hoger vor der Kamera anzugucken ist schon was Großartiges und steht über weite Strecken über dem was die Theater für sich an Hochkultur in Anspruch nehmen wollen.

Zudem ist bisher noch kein Theater geschlossen worden während der aktuellen Debatte...und wahrscheinlich wird es auch nicht Bonn treffen.

Was mir missfällt ist der Schlussatz von Herrn Steckel: Sie müssen alle gehn! - Sie, nicht wir.

So was ist absoluter Qwatsch. Diese Polarisierung zwischen "Sie" und "Wir". So kam es zu dem Kommentar: Gut gebrüllt Löwe. Den mehr als Löwenmauligkeit ist es nicht.
Krise in Bonn: Peymann und Castorf müssen gehen
Darüberhinaus fordere ich jetzt mal das Castorf und Peymann gehen müssen. Die beiden alten Herren halten seit Jahren zwei wichtige Hauptstadttheater besetzt ohne entsprechenden gesellschaftrelevanten Output. - Was sagen Sie jetzt Herr Flohbär ? Finden Sie das ungeheuerlich ? Ebenso dürfte wohl der Aufruf von Herrn Steckel und der Aufruf andernorts nach Rücktritt einzelner Politiker von den selben aufgenommen werden.
Krise in Bonn: ein Vorschlag
Martin Baucks sollte Intendant werden. Der Mann hat Leitungserfahrung am DT, ist ein virtuoser Regisseur und hat Stücke geschrieben von beachtlicher Intelligenz und mit gesellschaftsrelevanten Output. Er scheut nicht die Auseinandersetzung und steht zu seinen Äußerungen. Hoffentlich hat er Zeit für uns. Er könnte uns retten.
Krise in Bonn: Krieg oder parlamentarische Lösungen?
Naja, Ausgang genommen hat die Diskussion hier ja in § 1, in dem
Herr Steckel sehr deutliche Worte findet, eigentlich die Systemfrage stellt meineserachtens...: von einer "Kriegserklärung
gegenüber einer Politik, die ..." ist die Rede, und der geneigte Betrachter
bzw. Hörer, welcher derlei vernimmt, fragt sich dann schon, ob es
zwischen Resignation und Krieg nicht auch Wege gibt, die friedlicher
bzw. parlamentarischer anmuten, deshalb im Bambi-Thread meine als
Frage durchaus zu verstehende Anregung zu "Chance 21".
Fakt ist, daß sich zwischen den einzelnen Theatern in der letzten Zeit ein wenig in Sachen "Solidarität" getan hat, freilich zeigt es sich, siehe Schleswig-Holstein !, das dies nicht überall so ist
und zudem, daß die Einzelfälle oftmals sehr ähnlich anmuten, bei genauerer Betrachtung sich aber zwischen den Fällen Wuppertal und Oberhausen, um ältere Fälle zu nennen, gehörige Unterschiede fest-
stellen lassen, und auch Politiker sind da nicht einfach mal die eine Kaste, Künstler die andere, Gewerkschaften samt Gewerke eine
dritte: darauf weist 123 meineserachtens zurecht hin.
Was das Fernsehbeispiel soll, weiß ich nicht recht; was ich weiß, ist, daß selbst ein schlechterer Theaterabend viel mehr freisetzt
als der gewohnheitsgemäße "Tatort"- der "Ärger" über einen mittelmäßigen Theaterabend bleibt länger als die große Freude über einen guten Tatort (ich sehe darin ein Anzeichen, welche "Tiefenschichten" im Menschen so angerührt werden ...), zumal hinsichtlich der Finanzierungsfragen da die Buchstaben GEZ prangen,
und Schauspieler nicht umsonst so häufig zu Fernsehproduktionen oder sogar Werbefilmchen hin flüchten, Finzi ist ein gutes Beispiel, da der bei "Bella Block", "Tatort" und "ERGO" läuft; denn grundsätzlich stimme ich Herrn Steckel zu, daß die öffentliche Hand insgesamt ausgehöhlt zu werden droht, wenn einerseits das Auslastungsdiktat gilt und andererseits "schmerzendere" Kunstproduktion dergleichen schlichtweg nicht generieren kann, schon garnicht stante pede.
Stante pede kriegen "wir" aber wohl auch kaum mehr hin, als gemeinsam zunächst eine flächendeckende Bestandswahrung für die einzelnen Häuser geschlossen (!!) anzustreben: schon bei "Chance 21", deswegen die Nennung, können Zweifel aufkommen, aber meine Frage an Herrn Steckel wäre schon: Wollen Sie wirklich Krieg oder streben Sie parlamentarische Lösungen an ? Ich meine mich zu erinnern, daß Sie, 123, und Sie, Herr Steckel bei der Staatsziel-
bestimmung im GG garnicht so weit auseinanderliegen: mag sein, ich täusche mich, täusche mich mitunter, vielleicht ist da ja auch ein Ansatz.
Klar, ich selbst bin viel zu sehr Träumer, und mir sind so ent-
gleisende Züge schon auch ein Gräuel, zumal ich häufiger in solchen sitze, und dann noch Strelnikows, die wie in Kusturicas
"Underground" weiterkämpfen ..., nein, da wäre mir bei weitem lieber, die Bahn würde zu jedem Jahresbeginn so ne Art "Lidl-Ticket" rausbringen als "Theaterstiftungstickets": zwei Tickets zu 100 Euro, 50 Euro in eine Stiftung zur Begleichung etwaiger, freilich zu überprüfender, Haushaltslöcher bei den Theatern: ich könnte zweimal im Jahr etwas weiter in die Theaterrepublik hinaus, nach Stuttgart oder München, die Stiftung käme auf ein gutes Geld,
denke ich: nun ja, das Stiftungswesen, das ist in Sachen Theater wohl auch nicht gerade ganz Top, oder ?
Gewiß, meine Zeilen mögen hier sehr naiv daherkommen, nur manchmal geht es ja um die Goldklumpen im Schlammstrom: riskieren wir also "Schlammschlachten", insofern danke ich sowohl 123 als auch Herrn
Steckel: ich glaube, in Wahrheit suchen "wir" alle ein wenig... und
ahnen und spüren genau, warum ... : täglich grüßt das Murmeltier..
Krise in Bonn: WIR sind hoffentlich viele
Danke, Frank-Patrick Steckel!

@123: "nein, alter Quark, wie ich ihn schon seit Jahrzehnten höre" - besser könnte ich mein Gefühl angesichts Ihrer Ergüsse kaum in Worte fassen, 123. Derlei Dauerrelativierung erschallt allerorten, eine deutliche Positionierung wie sie Herr Steckel hier vornimmt, entspricht da schon weniger dem Zeitgeist. 123, Ihre Argumentation ist, wo vorhanden, butterweich, da sie sich darin erschöpft, relativ ungeschickt die jeweils markigste Gegenposition zu beziehen. Ich erkenne Ihre Funktion als Gegner, anhand dessen man sich argumentativ schärfen kann, an. Allerdings: bessere, weniger emotional-bräsige Gegenargumente würden den Diskurs auf eine andere Ebene heben. Geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe, wenn sie hier unbedingt den Teufel geben wollen. Soweit mein Feedback als Zuschauer in diesem Forum.

Ansonsten ist der argentinische Schlachtruf und die damit verbundene Polarisierung komplett unterstützenswert. In diesem Sinne: Alle sind Politiker, sonst könnte man den Titel Demokratie auch gleich ganz entsorgen. SIE sind dabei diejenigen, die das Gemeinwesen auf Müllentsorgung und Aufstandsbekänpfung reduzieren und den Rest dem Phantasma Markt ausliefern wollen. WIR sind hoffentlich viele, denn "wir" wären in diesem Bild diejenigen, die bestimmte zivilisatorische Errungenschaften gegen diesen Angriff verteidigen, so sehr er sich auch als den Sachzwängen geschuldet ausgibt. Natürlich muss ein Theater seiner Stadt auch immer wieder sinnlich vermitteln können, dass Kraft und Relevanz hat, was dort geschieht. Jedoch ist der ausschlaggebende Punkt, derjenige, der Herrn Steckels Einwurf auszeichnet, der, das Ganze in einen breiteren Kontext zu sehen. Die vorhandenen Grundzüge eines Gemeinwesens, welche die marktwirtschaftliche Ordnung noch zulässt, müssen verteidigt werden; da ist das örtliche Theater oder Museum nur ein Teil eines größeren Zusammenhangs. "WIR" sollten viel öfter in diesem Sinne argumentieren. Ansonsten geht es schnell nur noch darum, dass auf der einen Seite den Bonzen ihre Oper finanziert wird während in den Satellitenstädten die Sportstätten eingestampft werden. Diese Polarisierung halte ich für weitaus schlimmer, denn so würde das Eintreten für ein Stadttheater zum Klientelinteresse. Wie es scheint, wird in Bonn diese Strategie mittels einer Bürgerbefragung verfolgt.

Meine Solidarität den kämpfenden Bonnern!
Krise in Bonn: Ästhetik des Widerstands
Immer wenn ich ZDF höre, dann muss ich an die Frage der Unabhängigkeit des Fernsehjournalismus denken. Man erinnere sich: Im November letzten Jahres hatte sich die Unions-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat durchgesetzt, Brenders Vertrag nicht mehr zu verlängern.
Das heisst, (Theater-)Kunst ist nicht politische Repräsentation, sondern eine Ästhetik des Widerstands.
Krise in Bonn: Nachdenken über Peymann und Castorf
@28:
Sie können fordern, so viel Sie wollen – am Ende hört’s kein Schwein und Ihre Macht bleibt eine Ohnmacht. Die Tatsache, dass die geistige Führung zweier Hauptstadttheater über ein Jahrezehnt besetzt ist, beinhaltet an sich nichts Ungeheuerliches.
Peymann geht nicht von allein, da können sie bestenfalls auf eine unerwartete Herzinsuffizienz hoffen.
Doch bei der hohen Auslastung bleiben wohl der Adrenalinausstoß und der gesamte Hormonspiegel in geregelten Bahnen. Der angegreiste Intendantenrecke hat in Wien seine innovativen Impulse verschleudert, jetzt kapriziert er sich nur noch auf Altbewährtes in neuem Gewand, egal was die Kritiker schreiben. Konstant liefert er gehobene Unterhaltung ohne vorkämpferische Spagate und schafft damit ein gemütliches Idyll für verbeamtete Alt-Linke und sehnsuchtsbeladene Neu-Linke, die ein harmloses Refugium zur Gemütsentlastung benötigen.
Offenkundig verursacht Peymann Ihnen Schmerzen, aber leider nicht jene, die Sie suchen...Wenn Sie sich in Peymanns Haus fühlen, als befänden Sie sich bei Ihrem Zahnarzt, dann lassen Sie es eben. Immerhin ist es dem rüstigen Veteran gelungen, eine Gemeinde zu rekrutieren, die sich auf sein Haus konzentriert und es mit einer gewissen Betäubung verlässt, was wie bei weichen Drogen eine mittlere Friedfertigkeit garantiert.
Im Unterhaltungssektor hat Peymann einiges geleistet – obwohl er einige Bezirke des Gehirns zu paralysieren scheint, hält er die Leute von Sendungen wie „Bella Block“ ab. Nun, es soll Menschen geben, die sehnen sich manchmal nach dem Totalausfall eines Gehirnareals.
Castorf scheint sich nach einer Schaffenskrise wieder gefangen zu haben. Wenn er so weitermacht wie bei „Nach Moskau! Nach Moskau!“, kann er noch ein Jahrzehnt dranhängen, zumal durch ihn wenigstens der Denkapparat strapaziert wird.
Sollten Sie den jetzigen Zustand nicht länger ertragen, können Sie sich ja ins Ausland absetzen.
Krise in Bonn: 123 der theaterphilosophische Maschinenstürmer
Zu 123 / Kommentar 28

Aha , nun ist die Katze aus dem Sack : Nachdem 123 sich als theaterphilophischer Maschinenstürmer geoutet hat , schlägt er Herrn Baucks als Intendanten vor .
Da hörte man doch schon im ersten Blog 123 auf dem dramaturgischen Zuckergebäck eine
Nachtigall trappsen . Schlechtes Timing bei vermeintlich hoher Sensibilität !

Rolf Mautz

( Schauspiel Bonn )
Krise in Bonn: nicht von mir
@29. Dieser Kommentar ist nicht von mir.

Herzliche Grüße

123
Krise in Bonn: schöne Filmerlebnisse
@Flohbär. Lieber, allerliebster Flohbär, ihr Kommentar hat mich köstlich amüsiert. Sie haben wirklich Humor. Ich musste aufrichtig lachen,... und gestehe, sie haben bei mir Dämme gebrochen. Ich will ja auch nicht ernsthaft Peymann und Co. vertreiben. Es war ja nur eine in eine in ein Beispiel gekleidete Provokation. - Für mich bleibt es dabei: Entweder die Politiker oder "wir", wer immer dies sei, bei dem Cowboy-Film spiel ich nicht mit.

@Arkadij. Auf das Fernsehbeispiel kam ich, weil Steckel das Theater gegen das TV, und, man höre und staune, das ach so schreckliche Kino in Stellung bringen will. - Nein, dafür bin ich nicht mehr zu haben. Denn ich hatte zuviele schöne Filmerlebnisse.
Krise in Bonn: Qualifikationsfrage
@ 123
Warum schlagen Sie nicht gleich das Erfolgsduo der Berliner Kammerspiele Baucks-Otteni vor? Stefan Otteni hat wenigstens schon in Bonn inszeniert, aber was qualifiziert einen Schauspieler und Autor, der seit ca. 10 Jahren nicht mehr aufgeführt wird, die Intendanz eines Theaters zu übernehmen? Ich kann mich noch halbwegs gut an den „Hasenfratz“ erinnern. Dagegen scheint Stockmanns neueste Fäkal-Dramatik der reinste Schiller zu sein. Sie klagen immer so schön von Seilschaften, welche Seilschaft schwebt Ihnen denn jetzt so vor? Der alte Obrist Kottwitz (§34) erkennt seine Schweine auch sofort am Gang.
Krise in Bonn: nicht von mir
@stefan. Lieber Stefan, was immer sie da umtreibt, Kommentar 29 ist nicht von mir.
Krise in Bonn: Talentprobe Castorf
zu Castorf nur so viel:

Seine nächste "Talentprobe" steht am Samstag an mit "Der Kaufmann von Berlin",
einem Stück, das im Jahre 1929 an der Piscatorbühne am Nollendorfplatz urauf-
geführt wurde und ua. auch ein Beispiel darstellt für die Zusammenarbeit Ernst
Buschs und Hanns Eislers (tatsächlich wurde im zweiten Dokumentarfilm über
Ernst Busch, den ich am Freitag in der Kieler Nicolaikirche sah, explizit diese Ur-
aufführung erwähnt).

Castorf selbst ist auf der Volksbühnenseite in einem etwa halbstündigen Beitrag zu
einer "Konzeptionsprobe" für den nun kommenden Abend zu sehen.
Krise in Bonn: starker Hasenfratz
@stefan. Auch ich kann mich noch sehr gut an eine Vorstellung von "Hasenfratz" erinnern. Eindrucksvoll, stark, ich verstummte. Ich habe selten einen so konsequenten Abend gesehen.

Olga
Krise in Bonn: Konzept-Geister
@ 123
Na mich treibt Gott sei Dank noch nichts um, aber Sie werden wohl bald Albträume bekommen, Ihr Konzept hat sich verselbständigt und geistern hier lustig durch die Threads.
Krise in Bonn: im Gegenteil
@41. Wieso sollte ich Alpträume bekommen. Nein. Ich schlafe ruhig und friedlich.
Krise in Bonn: ham'wa jelesen
@ 39. ...naja, dett klingt schon doll,...ich bin ja auch für die Wiedereröffnung des Metropol am Nollendorfplatz, aber wer zahlt dafür...Mehring, ja, ham´wa gelesen...ich wünsch ihm ja alles Jute,...aber wissen Sie wie lange Ernst Busch am Berliner Ensembel engagiert war,...? ein Jahr! Danach ham´se ihn nach Babelsberg geschickt...Schallplatten uff´nehmen. Der war zu unbequem,...der Prol...der Arsch.
Krise in Bonn: kein künstlerisches, sondern strukturelles Problem
@ 40
Gut, mag sein, dass „Hasenfratz“ in seiner Radikalität konsequenter war, als das was man zur Zeit so am DT zu sehen bekommt. Aber ob Baucks damit die Bonner glücklich macht, wage ich zu bezweifeln.
Es ist glaube ich auch kein künstlerisches Problem was Bonn hat, sondern ein kulturpolitisches und strukturelles. Bei den Mehrspartentheatern wird es immer eine Sparte geben die chronisch notleidend ist. Meist ist es das Ballett oder das Schauspiel. Da man ohne Geld keine Oper machen kann, wird an den anderen Sparten zuerst gespart. Eine Generalintendanz, welche nur die Oper befördert ist daher fragwürdig und ein Schauspielintendant wird sich nicht ausreichend um die Oper kümmern können. Hier braucht es einen gewitzten Alleskönner, der sich auch gegenüber den Politikern profilieren kann. Das Problem ist aber sonst ganz ähnlich gelagert wie in Hamburg. Kulturpolitische Blindgänger ziehen mit dem Holzhammer und der Abrissbirne durch die Stadt.
Inwieweit die Bonner Stadt noch in die desaströse Finanzierung der Kunstmeile involviert ist, weiß ich allerdings nicht, darüber müsste man dann wohl auch mal nachdenken.
Krise in Bonn: Was sind die Bonner Details?
@ 43

War nur ne Randnotiz; es ist sehr viel von Bonn nach Berlin verla-
gert worden - mit diesem Thread muß das wahrlich nicht auch noch
passieren: ich versuche, Ihren Artikel jetzt einmal so zu deuten.
Aber richtig, Stefan schreibt es, es gäbe natürlich gewiß das eine
oder andere diskutable und wohlmöglich augenöffnende, jedenfalls Argumentationsfutter darstellende spezifische Bonner Detail, das im "Fall Bonn" hilfreich wäre: es sind da schon verschiedene Ein-
würfe gekommen.
Und Herr Steckel hat diagnostiziert, wie es so um die Position eines Kulturdezernenten bestellt ist und damit gewiß den Finger
in die Wunde gelegt, d.h. einen strukturellen Zug der Zeit offen-
gelegt: auch hier konnte er und können wir, ja schon:wir !, auf Hamburg zurückgreifen und der Diagnose zustimmen, denke ich !
Bonn verdient ein ganz ähnliches Signal wie Oberhausen, Wuppertal
oder eben Hamburg, Halle: Diese Schließungen werden schlichtweg nicht mehr kampflos hingenommen, die diversen Schließungsdrohungen lassen die Theater in the long run immer geschlossener zusammenstehen: will das der Drohende ?!
Aber ernsthaft, es ist einfach zu wenig die Rede davon, wie die Haushaltssituation sich in den Städten und Kommunen gestaltet, welche ihre Theater schließen "mußten", denn dann würde vermutlich sehr schnell zutage treten, daß, selbst wenn man sich auf das Argument der Sparer einläßt - das Wirtschaftliche, die großen Spareffekte und Folgewirkungen eine Chimäre darstellen.
100 Euro Subvention für einen Theaterplatz !
Das wird immer wieder hingeknallt; aber, wann wird jemals gewagt, darzulegen, was sonst vermutlich stattdessen und viel teurer subventioniert werden müßte ?, wie oft prägt alleine schon die Möglichkeit, ins Theater gehen zu können ... und daß der Dorfrichter zum Beispiel noch ein paar Stunden vor der Vorstellung durch meinen Stadtteil zog und da, ganz unheimlich, viel mehr noch Dorfrichter schien als an dem Theaterabend dann ..., mehr als einen ganzen Tag, einen Theatertag, der sich nicht eingrenzen läßt auf ein statistisches Spielchen zu einzelnen Sitzplätzen zur moralischen (!!) Einschüchterung derjenigen, die immerhin diesen dann doch noch besetzen, obschon implizit oft genug beschimpft, als wäre "Subvention" ein Verbrechen; dabei gibt den Hauptwink der Betrachtung darüber, warum "Subvention" hier und auch fernerhin nicht inkriminiert werden darf das Grundgesetz dieser (!) Republik:
die Sozialverpflichtung des Eigentums - genau diese wird ad absurdum geführt, wenn für Baufirmen etcpp. Milliardenaufträge wie Elbphilharmonie, Stuttgart 21 oder die oben zT. erwähnten Bonner Projekte lanciert werden, Bäder, Theater, Bibliotheken geschlossen.
Nun, da sage ich nichts Neues, andererseits las ich desletzt, wie wenig zB. in so einen kommunalen Sportetat fließt ... .
Nun, das ist freilich Augenwischerei: die Ausgaben für den Sport landauf, landab sind immens: das beste Symbol dafür ist die Überpräsenz des Sportes in den GEZ-finanzierten (sic !) öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten; im kommunalen Haushalt ist das dann halt etwas fürs Grünflächenamt, was letztlich dem Sport zugute kommt ..., nein, einfach einen Sport- und einen Theateretat einander 1:1 entgegenzuhalten, das ist schon beinahe
böswillig vereinfachend. Wer dergleichen "Milchmädchensachen" am besten bloßlegen kann: jeweils die Leute vor Ort- auch in Bonn wird es ohne Bonner nicht gehen. Glück auf !!
Krise in Bonn: Wir brauchen massenhafte Proteste
ein kulturpolitiker, der sich nur als vollzugsbeamter des finanzressorts versteht, wird natürlich immer damit argumentieren, dass mit seinem etat keine großen sprünge zu machen sind. über 95% gebundene mittel für diverse institutionen, steigende heizkosten und gehälter etc. - das kennt man ja. wer sich auf diese argumentationsebene der bloßen mittelverteilung einlässt, hat schon verloren. dann beginnt nämlich das hauen und stechen um die begrenzten gelder, die fußballer verstehen nicht, wieso es probenräume für bands geben soll, und überhaupt ist das stadtheater ja sowieso sauteuer und luxus für ein greisenpublikum. - kommts nicht eher darauf an, dass sich in der politik ein neues verständnis für die notwendigkeit einer langfristig ausgerichteten kulturpolitik bildet? deshalb sind massenhafte proteste wichtig. natürlich kann ich kultursubventionen als etwas überflüssiges beschreiben. ich kann subventionen aber auch als investitionen in die zukunft verstehen. die milliarden, die auf einmal für die banken lockergemacht wurden, zeigen doch, dass eine ganz andere politische schwerpunktsetzung möglich wäre. für ein land, dass sich in seiner außenwerbung so viel auf seine leitkultur einbildet, ist der raubbau an einer gewachsenen theatertradition, der seit jahren stattfindet, ein armutszeugnis. wie heißt noch mal der kulturminister? achja - gibt ja keinen. aber auf dieser ebene - nämlich: welche prioritäten setzen wir für unser kulturelles leben? - sollte die diskussion geführt werden. und da sind mir einzelleistungen von intendanten (und möchtegernintendanten in diesem blog) schnuppe. es müsste darum gehen, der tendenz zur kleingeisterei in diesem lande entgegenzuwirken. das kann theater immernoch am besten. oder wir reagieren einfach mit massenhafter spontanverblödung als reaktion auf die vielen finanzkollapsszenarien...
Krise in Bonn: merci
@ ödön: Sehr schön formuliert. Danke.
Krise in Bonn: Hinweis
...interessant werden:

http://gorki.de/de_DE/calendar/detail/8481471
Krise in Bonn: Image des Theaters bei der Bevölkerung
Gibt heute einen Artikel auf Welt-online übers Theatersterben. Interessanter als der Artikel sind die Kommentare im Forum. Welt-Forum ist generell hardcore, nicht repräsentativ. Aber in der Summe machen die Kommentare manchem Poster hier vielleicht klar, wie das Image der Subventionstheater in großen Teilen der Bevölkerung ist. Warum es so einfach für Politiker ist, den Theatern die Mittel zu kürzen. Warum es die große Solidarität der Bevölkerung mit den Theatern, von der Staeckel & Co. träumen, nicht gibt und nicht geben wird.
Krise in Bonn: Subventions-Bashing ist doch kalter Kaffee
@ 49

So what ? Denken Sie ernsthaft, daß dergleichen Kommentare über-
raschen ?? Sie werden ganz fraglos, sobald etwas teuer kommt und
steuerfinanziert wird und der Betreffende eher weniger davon hat,
immer wieder ebendiese Kommentare unter Wandlung des jeweiligen Gegenstandes finden -ich verwies schon zu Wuppertal und Oberhausen
auf die beiden Rühle-Bände "Theater in unserer Zeit", da können
Sie so in etwa den mittleren Kenntnis- und Diskussionsstand der
hier Teilnehmenden erahnen lernen, die Welt-Kommentare sind ganz kalter Kaffee-; auf ähnliche Weise ver-
fährt man ja mittlerweile ganz offen gegenüber der Forschung, nun,
und da gibt es zigtausende Details, die mit dem Leben noch viel größerer Bevölkerungsmehrheiten nichts, garnichts zu schaffen haben. Aber, warum eigentlich immer wieder alle Jahre einen neuen Straßenbelag ? Ich habe gar kein Auto. Und, die Subventionen fürs
öffentlich Rechtliche: Wer will schon unabhängigen Journalismus, wenn der nichts nützt, oder wie ??
Herr Keim spricht vom Theater als einem zunehmend demokratischen
Forum !, wo Begegnungen von Menschen möglich werden, die sonst (qua
Auf-Spaltung der Gesellschaft) eher nicht zusammentreffen: es entstehen dort Bindungen zwischen Personen, die den Nichtbindungen von Menschen allemal vorzuziehen sind, die selbstzufrieden und
pappstolz nach der Arbeit das Bierchen öffnen, den Fernseher an-
stellen und sich über Subventioniertes aufladen: "Sollen doch arbeiten wie ich, die !"
Das soll uns abhalten davon, für den Erhalt dieser einmaligen Theaterlandschaft, um die man uns immernoch weltweit eher beneidet,
zu kämpfen: das ist lächerlich !!
Krise in Bonn: Zuversicht statt Angst
@ Berlin: Meinen Sie denn, diese Kommentare seien repräsentativ für die "bundesdeutsche Bevölkerung"? Oder: "Glaube nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast." Täuschen Sie sich nicht, ihr Kulturpessimismus könnte Ihnen noch bitter aufstoßen. Und zudem spielen Sie genau damit den radikalen Marktliberalisten in die Hände. Das war doch nicht Ihre Absicht? Ein wenig Zuversicht in die Macht aufgeklärter Bürger wäre schon was Schönes. Keine Angst - wir können es schaffen!
Krise in Bonn: Runter vom Elfenbeinturm!
Gretchen, Gretchen, das Sie mal nicht der böse Faust holt. Ihr Optimismus in allen Ehren, aber diese Abgehobenheit gegenüber den Meinungen des Volkes hat das Theater ja erst dahin befördert wo es nun hängt, an den Fördertropf der Politik. Sicher sind solche Verbalinjurien nicht repräsentativ, genauso wenig wie dieses Forum. Man muss sich aber schon damit auseinandersetzen, ignorieren hilft auch nicht weiter. Runter vom Elfenbeinturm und raus auf die Straße wie in Hamburg, dann wächst auch die Wahrnehmung.
@ AZ, man sollte nicht immer das eine mit dem anderen Aufmessen, das vertieft nur die Gräben. Theater als demokratisches Forum, gerne, aber wo findet das denn gerade statt? Ich kann leider an der Diskussion am 28.11.10 im Gorki „GELD IST GENUG DA - THEATER STERBEN“ nicht teilnehmen, weil ich da nicht in Berlin bin. Aber Dirk Pilz als Gesprächsleiter kann ja danach hier berichten.
Krise in Bonn: für nationalen Kulturfond
All das hier lesend stehe ich auf folgendem Standpunkt: Man kann die Zukunft von Theatern nicht Kämmerern von insolventen Städten in die Hand legen. Es muß eine komplett andere Form der Finanzierung her, z.b. über einen nationalen Kulturfond. Alles Andere sind nur Rückzugsgefechte auf der schiefen Ebene nach unten.
Krise in Bonn: Kunst braucht Schutzräume
theater als demokratisches forum finde ich eine ziemlich grausige vorstellung. ich will als theatergänger bitte keine künstlerischen entscheidungen treffen müssen. das sollen leute tun, die sich auskennen und theater als ihre ursprüngliche ausdrucksform verstehen. kunst muss sich weder am markt noch vor irgendeiner mehrheit behaupten, um relevant und wahrhaftig zu sein. theater, wie jede kunst, braucht schutzräume. auch vor subventionsempörten welt-online-lesern. glaubt man der statistik des bühnenvereins, ist die zahl der theaterbesucher in den letzten jahren erneut gestiegen (auf 31 mio in der letzten untersuchten spielzeit). ganz schönes gedränge auf dem elfenbeinturm also...
Krise in Bonn: in Hintertupfingen
@ wolfgangk
Da wird sich aber Frau Merkel bedanken. Wollen Sie eine Kultursteuer erheben und wer wäre denn im Bund kompetenter als in den Ländern und Gemeinden? Da wird sich doch für Theater in Hintertupfingen keiner mehr interessieren. Oder regnet es gerade Geld draußen? Muss doch gleich mal nachsehen gehen. Aber Geld scheint ja eh genug da zu sein, muss nur besser umverteilt werden, oder?
Krise und Bonn: Spaltung von Bürgertum und Volk?
@ Stefan: Und was machen Sie hier? Wollen Sie jetzt auf die Spaltung zwischen Bürgertum und Volk hinaus? Mensch, genau das ist doch das Problem! Es geht nur gemeinsam. An dieser zwanghaften Ideologie der Spaltung ist schon die Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik gescheitert. Ich zitiere Peter Weiss ("Ästhetik des Widerstands"), welcher den üblichen karrieristischen und geltungssüchtigen männlichen Machtkämpfen innerhalb und zwischen den Parteien eine äusserst klarsichtige Frauenfigur gegenübergestellt hat, von welcher es da heisst:
"Wie sie nie einen vom andern abgehoben hatte, sondern jeden beurteilte nach seiner Fähigkeit zu lernen, sich aufeinander einzustellen, Rücksicht zu nehmen aufeinander, eigne Kenntnisse für alle anzuwenden, so hatte sie im Künsterischen und Wissenschaftlichen immer nur Bestandteile der gesamten revolutionären Welt gesehen."
Krise in Bonn: Leute wieder politisieren
Mein Gott Gretchen, da hängen Sie sich aber ordentlich rein. Weimarer Republik, wo leben Sie denn eigentlich? Machen Sie mal einen Vorschlag, wie man diese Spaltung aufheben könnte. Sie führen jetzt Peter Weiß an, gut aber wo wird denn heute noch in dem Maße politisch auf irgendeiner Bühne gedacht. Sie meinen sicher Charlotte Bischoff aus der Ästhetik des Widerstands und, kennt das denn heute noch jemand? Die Weiße Rose und Stauffenberg kennt jeder, wer kennt denn heute noch die Rote Kapelle? Wie das Feuilleton Peter Weiß behandelt hat, kann man nachlesen. Die Leute wieder politisch zu interessieren wäre ein Aufgabe die Theater heute haben könnte, das packt aber keiner mit der Kneifzange an. Bei mir rennen Sie da durchaus offene Türen ein, aber Sie werden keinen finden, außer vielleicht auf kleinen Off-Bühnen, die sich das trauen. Und das Problem der Finanzierung von Theater haben Sie damit auch noch nicht gelöst.
Krise in Bonn: systembegünstigtes Wirtschaftsverbrechen
Zu Nr. 55: Ja, laufen Sie nur - vor Ihrer Haustür regnet es gewiss kein Geld! Im Gegenteil: Sofern Sie ein deutscher Staatsbürger sind, betragen Ihre persönlichen Staatsschulden gegenwärtig rd. 22.000,- €. Sie zahlen diese Schulden (die Sie nicht gemacht haben) unter anderem mit den Kürzungen an den Theatern ab, aber auch mit der Schließung von Museen, Bibliotheken und Jugendheimen, mit der Zerstörung des Rentensystems, des Gesundheitssystems, des Bildungssystems. Dazu trällert die unsägliche Kanzlerin das Lied des „Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt“-Irrsinns, welches ein Volk von (bitte in Anführungszeichen zu lesen) Leiharbeitern, Ein-Euro-Jobbern, Niedriglohnverdienern, Aufstockern, Hartz-IV-Positiven und Geringqualifizierten mit ungläubiger Apathie vernimmt, selbst ein Schulterzucken verbrauchte da zuviel Energie. Schüler und Studenten werden wütend (in London haben halbnackte Schüler bei kühler Witterung das Tory-Hauptquratier gestürmt!), jugendliche Vorortbewohner zünden nächtelang Autos an, um es wenigstens im Herzen vorübergehend warm zu haben, Tausende von Menschen setzen sich nächtelang auf die Castor-Gleise während Herr Röttgen den Zusammenhang zwischen Laufzeitverlängerung und Endlagerfrage nicht erkennen kann, der frisch bankengerettete Josef Ackermann (vor dessen Haustür sollten Sie nachsehen, Herr!) feiert seinen 60. Geburtstag im Kanzleramt (das hätte nicht einmal Helmut Kohl gewagt, im Übrigen müsste die Deutsche Bank - und längst nicht nur sie -, ginge es nach den hier beeindruckt erwähnten marktreaktionären Welt-online-Kommentatoren zu dem Artikel von Herrn Keim - der immer noch von der „Finanzkrise“ schwafelt, die keine Finanzkrise ist, sondern ein strafwürdiges systembegünstigtes Wirtschaftsverbrechen von Großverdienern - bereits vom Markt verschwunden sein) - die Liste ließe sich beliebig verlängern. Der mit der Subvention der Theater verbundene aufklärerische Auftrag lautet, nicht unbedingt marktkonforme Ergebnisse zu erarbeiten, ein Misstrauen gegenüber dem Markt findet in der Subvention seinen Ausdruck (wie in allen Subventionen, den EU-Agrarsubventionen z.B. gleichermassen, nur sind sie hier unendlich weniger schädlich). Die Kulturhoheit der Länder sollte den kulturpolitischen Zentralismus der Goebbels & Co. unwiederholbar machen und zugleich eine bestimmte „Abgehobenheit gegenüber den Meinungen des Volkes“ (Nr. 52) sicherstellen - die Meinungen des gesamtdeutschen Volkes hatte die Welt zu ihrem Leidwesen vernehmen müssen. Die Zeiten haben sich verändert, die Deutschen haben dazugelernt. Die Gefahr einer Radikalisierung nach Rechts ist, gerade in Deutschland, nicht gebannt (siehe Holland, siehe selbst das sozialdemokratische Musterland Schweden). Aber es steht doch völlig außer Zweifel, dass die aktuelle, immer mehr Menschen feindselig entgegentretende Politik der Berliner Zentralen diese Gefahr tagtäglich vergrößert. Ein kritisches und dennoch gut ausgestattetes Volkstheater, eine großzügige Förderung der Freien Truppen, eine Erweiterung und Sicherung der Museen, Galerien und sozialen Institutionen, eine gründliche Abkopplung der Bildungseinrichtungen von den Interessen der allmächtigen Profitritter usf. würden nicht nur der grassierenden Arbeitslosigkeit in diesen Bereichen Einhalt gebieten - eine solche Politik wäre geeignet, einer ihrer überkommenen Glaubensbekenntnisse zunehmend ungewiss werdende Industriegesellschaft Hilfen und Sicherungen bei dem holprigen Weg in eine Zukunft zu geben, die die Bezeichnung verdient. Das ist der tiefere Grund dafür, dass es diese Politik nicht gibt.
Krise in Bonn: Theater hecheln hinterher
@ Frank-Patrick Steckel
Mir müssen Sie das alles nicht erklären, Herr Steckel. Ich habe nur zu bedenken gegeben, dass sich kein Theater, außer vielleicht ihr Labor in Bremen, ernsthaft mit diesen Problemen auseinandersetzt. Das bleibt alles in Ansätzen stecken und erschöpft sich im So Ist Es. Ich habe deshalb etwas provokant vom Geldregen gesprochen. Die Aufgabe der Selbstbestimmung der Theater durch einen nationalen Kulturfond wäre idiotisch. Sich von einem Tropf auf den anderen umzuhängen bringt nichts. Der Protest im Land gegen Merkel und Co ist schon spürbar aber im Moment hecheln die Theater eher den Aktionen der Bürger hinterher, als das sie sich mit an die Spitze stellen würden. Das ist meine Meinung, belehren Sie mich eines Besseren, wie gesagt, die Türen stehen offen.
Krise in Bonn: Gagen, dass einem schlecht wird
Herr Steckel, alles wunderbar radikal und richtig. Aber nehmen Sie eine Stadt wie Berlin: Da arbeiten Künstler seit Jahren, manchmal Jahrzehnten an ihren Staatstheatern, kassieren Gagen, einem wird schlecht vor Neid, die sind so "großzügig gefördert", das müsste Ihrem Ideal sehr nahe kommen. Aber das relevante, radikale, politische, weh tuende Theater, das Ihnen und anderen vorschwebt und das unter diesen Bedingungen doch eigentlich entstehen müsste, entsteht nicht einmal im Ansatz. Es gibt Städte und Theater (Wiener Burg, Münchner Resi), da sind die Verhältnisse noch luxuriöser - aber das Theater (angeblich, zugegeben nach dem Urteil anderer) ist noch banaler. Jetzt werden Sie sagen: Das ist eben noch zu wenig. Die Künstler sind noch zu wenig frei, müssen sich noch zu sehr dem Markt anpassen. Damit sich deren Wut, Schmerz und Radikalität entfalten kann, brauchen die einfach noch mehr Sicherheit und Geld. Wie viel? Was soll mit dem Geld passieren? Mit welchen konkreten Forderungen wollen Sie die Menschen mobilisieren? Und warum sollen die Ihnen glauben?
Krise in Bonn: die Zukunft vergangener Bewegungen
@ Stefan: Ja, es ging um Lotte Bischoff. Und Peter Weiss deswegen, weil er sich in der "Ästhetik des Widerstands" u.a. mit dem Geschichtsverständnis von Walter Benjamin auseinandergesetzt hat. Es geht darum, über die Kunst/Ästhetik den Möglichkeitsraum für neue alte Formen der politischen Gestaltung offenzuhalten. Es geht um die Zukunft vergangener emanzipatorischer Bewegungen, welche möglicherweise gescheitert sind, aber in die Gegenwart geholt/wieder-ge-holt werden können, um ihr utopisches Potential erneut auf Realisierung zu testen.

Diese Haltung des "ich kann davon aber nichts sehen" dagegen, die nehme ich Ihnen nicht ab. Sie können das sehen. Jeder kann es. Sie wollen bloß nicht. Oder?:
"'Sehen' und 'Begehren' sind hier untrennbar miteinander verknüpft, das heißt, das revolutionäre Potential kann nicht im Sinne einer objektiven sozialen Tatsache erkannt werden, man 'sieht es' nur insofern, als daß man es 'begehrt' (sprich: man politisch aktiv wird)."
(Slavoj Zizek, "Auf verlorenem Posten")

Die Spannung zwischen Bürgertum und Volk aufzuheben, das sollte traditionellerweise über die gewählten Parteien erfolgen. Wenn Sloterdijk ("Spiegel" Nr. 45/8.11.10) der Regierungsseite nun aber eine Kombination von auf der einen Seite Verwaltunsghandeln und auf der anderen Seite Entertainment für die Massen vorwirft, dann zeigt das nur, dass es Zeit wird (und zwar für alle Bürger, nicht Volk oder Bürgertum), die Politiker auf ihre Verantwortung für das öffentliche Gemeinwesen (und dazu gehört die Finanzierung von Theatern, Bildungseinrichtungen, Schwimmbädern usw.) zu verweisen.

Ich würde auch sagen, dass dieses Thema aktuell auf jeden Fall vorkommt auf den Theaterbühnen, man muss es nur sehen/hören wollen.
Krise in Bonn: Macht gutes Theater
@58
Da redet sich mal wieder jemand in seinem feuchtbiotopischen Salonsozialismus in Rage. Die immer gleichen antikapitalistischen Reflexe. Die immergleichen antibürgerlichen Ressentiments ("marktreaktionäre Welt-Leser"). Da darf dann natürlich auch Herr Ackermann, Gorleben und Goebbels nicht fehlen. Über zwanzig Jahre nach dem Mauerfall haben die altbundesrepublikanischen Weltverbesserer und Subventionstheaterbeamten das Ende des Sozialismus immer noch nicht verkraftet. Schrumpft die Theater gesund! Befreit sie von diesen Heuchlern und Tugendwächtern des pseudopolitischen Belehrtheaters. Erspart uns diese verhinderten Studienräte und Umerziehungsgenossen, mit ihrer "Systemkritik" und ihren "Analysen", die keiner ernsthaften Überprüfung standhalten. Macht gutes Theater, macht großes Theater! Und die Leute werden euch die Bude einrennen. Wie das geht, gutes Theater? Keine Ahnung. Kann nicht jeder. Auf jeden Fall hat es nichts mit Politparolen, Volkserziehung und Klassenkämpfchen zu tun.
Krise in Bonn: Piggys Stoßgebet
Miss Piggy küsst den Arsch Gottes
oder ein deutsches Stoßgebet.

Lieber Lammert mach mich fromm
Das ich in den Himmel komm.
Wie im Himmel, so auf Erden
Nur mit Glauben kann es werden.
Lieber Gott mein Herz ist rein
Lass mich in den Himmel rein.
Und den guten Ackermann
Schau nicht mehr so böse an.
Guttenberg mit Deinem Segen
Schützt uns hier auf allen Wegen.
Ist er auch ein kleines Licht
Vergiss den Westerwelle nicht.
Macht das Volk auch mal Theater
Sende Frieden lieber Vater.
Doch das eine sag ich Dir
Verschon mich bitte mit Hartz IV.
Nimm die armen Kinderlein
Doch ganz schnell zu Dir herein.
Bankenschirm und Kopfpauschale
Sparpaket dann zum Finale.
Täglich wir uns daran laben
Danke für die milden Gaben.
Lieber Gott so wahr ich bin
Schütze unsre Kanzlerin.
Amen


Gott antwortet:

Liebe Piggy gib doch Ruh
Habe grad die Augen zu.
Du bist spät mit Deiner Bitte
Und seit gestern schon die Dritte
Seehofer und Westerwelle
Hocken auch auf meiner Schwelle.
Deine Angie hab ich schon
Täglich hier am Telefon.
Selbst die Oppositionäre
stören ständig meine Sphäre.
Es ist traurig aber wahr
Kommt ihr nicht alleine klar?
Bin beschäftigt, in der Tat
Denn es tagt der Aufsichtsrat.
Sind die Bitten noch sein klein
Alles will bezahlet sein.
Englein hier und Englein da
Hab genug vom Trallala.
Wie auf Erden so im Himmel
Nervt mich ständig das Gebimmel.
Immer nur der gleiche Trott
Hab mich gern, Dein lieber Gott.
Krise in Bonn: im selben Boot
@ Stefan

Verstehe ich nicht ganz, was Sie mir da sagen wollen mit "das Eine mit dem Anderen"
aufmessen, und daß dies die Gräben nur vertiefe.
Mir geht es keineswegs darum, jenen das Wort zu reden, die jetzt -wie ödön hervor-
hob- mit Verteilungskämpfen zwischen Kitas, Schwimmhallen, Sportanlagen und Theatern anheben: ganz im Gegenteil.
Wo ein Theater angegriffen wird, da ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch die
anderen Dinge angegriffen werden, und insofern teile ich Herrn Steckels Ansicht,
vom "im selben Boot" sitzen derjenigen, welche gegen das Verschwinden des
öffentlichen Sektors ganz allgemein aufbegehren, wie gesagt und gefragt: Was hat es zB. Frankfurt (Oder) gebracht, das Kleist-Theater zu schließen ? Ist die Haushaltslage dort massiv entspannter ?? Na, dann hätten wir doch vermutlich schon viel mehr davon gehört, oder ???
Lesen Sie doch nur nach, was Herr Rakow in TheaterHeute 2010 als ärgerlichste Theatererfahrung angibt und was er dem hinzufügt ! Oder den lesenswerten Artikel
von Herrn Lux seinerzeit !!
Ja, das Theater muß da schon eine recht große Spannung aushalten, denn es ist
nicht von der Hand zu weisen, daß es ua. auch immernoch ein "Elitenmedium" ist
(siehe dazu zum Beispiel Herrn Wilms im TheaterHeute-Jahrbuch 1993 oder das von mir seinerzeit, im Wuppertal I-Thread, herangezogene Kersting-Interview in "Die Deutsche Bühne" ("Theater der sozialen Aufmerksamkeit")) und gerade diese Eliten
auch zunehmend vergrault, was teilweise am Quotenzwang liegt, jedoch auch an
ungesunden Gewohnheiten, die die Rede vom "Über seine Verhältnisse leben"
allerdings garnicht unbegründet erscheinen ließe, wenn nicht zynischerweise Merkels Politik gerade darauf aufbauen würde, weiterhin in einem Volk zu leben, in dem man sich aus Prestigegründen für ein Auto hochverschuldet ...: ich finde, Herr
Steckel macht es sich an dieser Stelle etwas leicht und die Frage nach dem "Löwen-
gebrüll" finde ich nicht gar so unverständlich.
Was die Welt-Kommentatoren freilich tun, ist fatal: sie setzen geradezu Geld-, Macht-
und Bildungseliten ineins und verschärfen den Druck ausgerechnet auf die Bildungs-
eliten, so daß gewissermaßen durch ihr Verhalten erst recht die Geld- und Macht-
eliten profitieren, durch welche sie sich ausgebeutet sehen.
Diese Kommentatoren nehmen nicht wahr, daß in Wuppertal, Oberhausen, Halle,
Moers oder Roßlau-Dessau, Schleswig, Flensburg die TheaterbesucherInnen mit-
nichten jene sind, die mit dem Luxusklassewagen vorfahren, ihr Verhalten begünstigt die in der Bundesrepublik ohnehin spürbare Tendenz Geld=Bildung, die dann auch im Theater Oberhand zu gewinnen droht -freilich mutmaßen andere Kommentatoren eher, daß es da nur um letzte linke Bastionen gehe ...: offenbar diejenigen der
Mercedes-Linken ...).
Ich teile weiterhin den Tenor des Artikels von Stefan Keim: das Theater hat sich spürbar im Zuge seiner öffentlich angemahnten Nichtselbstverständlichkeit weiterentwickelt, was ablesbar
ist an den zugkräftigen Stadtteilprojekten (Bunnyhill, bzw. Stadtprojekten: Bambi in Freiburg) , der höheren Wertschätzung der Theater-
pädagogik, der Anwendung aus dem Theater gewonnener Züge (siehe Forums-
theater) im therapeutischen (Soziales Kompetenztraining) und allgemein-kommunikativen Umgang miteinander (Wirtschaftsunternehmen, die zunehmend auf Rollenspiele zurückgreifen, alles sehr nah an den Grundzügen des Forumstheaters),
auch das Schulfach "Darstellendes Spiel" boomt, auch weil "man" in Deutschland traditionsgemäß immernoch mit Bühnenmitteln an politische Fragestellungen herangeht (wie es seit Lessings Zeiten mitnichten der feudalherrscherliche Zug des
Deutschen Sprechtheaters insgesamt ist - siehe Rühle !...), und das Wegbrechen von Theatern (siehe noch einmal die Rede von der "Seele der Stadt" qua Gunnar
Decker zu Wuppertal ff.) droht dann das "kollektive Unbewußte" viel tiefgreifender zu treffen, als wir uns das jetzt noch vorstellen können mögen, und Gretchens "böses Erwachen" ist da garnicht soweit hergeholt (nein, Gretchen, ich habe nicht gejauchzt,
obschon "jauchzen, stöhnen", man könnt heut eines für das andere nehmen ...),
nur, Vorsicht, Stefan, daß Sie nicht mit Gretchen im nächsten Dreh wieder in der
Gender-Sache stecken; "man" muß Gretchen beglückwünschen, ein wenig von dem, was Flohbär anmahnte, kommt fast schon qua dieser "Rolle" miteinher ...).
Krise in Bonn: Aussichten dieses Wochenende
@ Stefan

Ach so, das vergaß ich noch, also wirklich "Miss Piggy küsst den Arsch Gottes" hab ich jetzt auch erst zwischendrin wahrgenommen, folgen ja die Schimmelpfennig-Premieren
in Berlin und tagsdrauf in HH, Herr Pilz ist da jetzt wirklich extrem rührig, denn bei
"Schöne Aussicht. Schöne Aussicht?" in HH ist er am kommenden Sonntag auch
dabei: da läuft so viel Theater "nebenbei" an diesem Wochenende, ich werde da wohl schon irgendwie unterkommen. Viel Glück für Ihren HH-Besuch eine Woche
darauf !!
Krise in Bonn: und abends in die Gaußstraße
@ AZ
Schöne Aussicht, Schöne Aussichten in Hamburg und anderswo? Da trifft sich also eine illustre Kritikerschar zur Sonntagsmatinèe. Na hoffentlich werden da nicht nur Sonntagsreden gehalten. Wo sind dabei eigentlich die Betroffenen? Na trotzdem viel Spaß in Hamburg. In Berlin ist Großkampfwochenende. Kusej mit Schimmelpennig, Castorf mit W. Mehring und Mayenburg ist selbst Perplex. Zwischendurch gibt sich noch Un Tramway Isabelle Huppert als Blanche DuBois die Ehre. Da haben die ehrenwerten Herren Kritiker noch Zeit nach Hamburg zu fahren, alle Achtung. Aber vielleicht sehen Sie die dann alle abends bei Helene Hegemann in der Gaußstraße wieder.
Krise in Bonn: multiple Existenz
@ 66. Stefan:
Thema verfehlt, aber das macht nichts. Anstatt eine der morgigen Premieren zu besuchen, sollten Sie lieber einen Solidarbeitrag nach Bonn überweisen. Angesichts Ihrer Reisefreudigkeit wäre doch auch mal ein Spontantrip nach Bad Godesberg in Erwägung zu ziehen. Vielleicht kann Ihre körperliche Anwesenheit – trotz des Fehlens magischer Kräfte – ein kleines Wunder bewirken.
Am Samstag stehen Sie wirklich vor einem Dilemma: Sie können sich nicht dreiteilen. Nur in Nachtkritik ist eine multiple Existenz möglich. Geben Sie Castorf den Vorzug?
@ Zarthäuser:
Wie wäre es mal wieder mit einer Schaffenspause und einem vorübergehenden Abschied? Die Leser sind es mittlerweile gewohnt, dass eine Beendigung der Intervention in Nachtkritik angekündigt wird. Die feierliche Kündigung wurde aber spätestens nach zwei Wochen wieder zurückgenommen. So ein Schweigen ist auch nicht auszuhalten...
Krise in Bonn: was draußen grassiert
Nr. 62: Sollte ich der linksantiquierte Klischeeritter sein, als den Sie mich hinstellen, dann sind Sie mein rechtsperfektes Gegenstück. Die Theaterleute allerdings werden begreifen können, dass gutes, dass großes Theater nicht mehr möglich ist, so lange vor den Bühnenpforten jene Menschenverachtung grassiert, die Sie zu leugnen wünschen.
Krise in Bonn: bei Isabelle Huppert
@ Flohbär
Es ist schon längere Zeit her, das ich mal in Bonn war und bis Bad Godesberg bin ich da auch nicht vorgestoßen. Vielleicht muss ich das tatsächlich mal nachholen. Aber warum Thema verfehlt, man wird auch in der Hamburger Männerrunde nicht um die anderen notleidenden Theater herumkommen. Es könnte doch so eine Art nationaler Frühschoppen mit 6 Journalisten aus 5 Bundesländern werden, a la Werner Höfer und der kam doch zumindest aus Köln, was ja von Bonn nicht all zu weit entfernt ist, wenn ich mich nicht irre und die Leute angeblich sogar von dort nach Bad Godesberg pilgern, um gutes Theater zu sehen. Aber ich will nicht wieder witzeln und hoffe auch, dass nicht alle schon so Sattmann sind.
Zur Samstagabendgestaltung habe ich mich ganz an Ihre Einwände gehalten und bleibe den aktuellen Premieren fern. Die Entscheidung fiel ganz schnell für die Spielzeit Europa. Ich werde Isabelle Huppert huldigen und das ist immerhin auch eine kleine Deutschlandpremiere. Castorf und Mayenburg müssen warten.
Bonn muss sparen: nicht den Teufel an die Wand malen
@ Arkadij Zarthäuser: Was heisst denn hier "böses Erwachen"? Oder mit Pollesch: "Der deutsche Faschismus ist aktuell?? Was soll das denn heißen?" Dieses Thema sollte man meines Erachtens unbedingt differenziert betrachten (siehe zum Beispiel die "Dritte Generation" an der Schaubühne) und nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Wobei rechtslastige Tendenzen natürlich da sind, inklusive der Suche nach einem charismatischen Führer, welcher einfache und populistische Antworten auf "die globale (Finanz-)Krise" bereithalte (Putin, Berlusconi, Wilders, Orbán usw.).
Warum Sie nun weder jauchzen noch schreien, sondern stöhnen, das liegt ausserhalb jeder konzisen Lesart der genannten Faust-Szene. Müssen Sie sich damit Ihre Männlichkeit beweisen?
Krise in Bonn: die besonderen Bonner Probleme
das bonner theater hat probleme, die sich so leicht nicht lösen lassen:

1. das bonner theater ist kein bonner theater. es ist ein bad godesberger theater. die kammerspiele finden in bonn nicht statt. bad godesberg und bonn, das ist, überspitzt gesagt, wie potsdam und berlin. brühl und köln etc. - ich will damit sagen: im bonner stadtraum existiert für den normalen bonner bürger das theater im prinzip nicht. auch die halle beuel ist für bonner verhältnisse weit draußen. dieses strukturelle problem lässt sich nicht lösen - das ist ein ganz heftiges dilemma.

2. in godesberg die bevölkerung weg, die ins theater geht. auf kurz oder lang wird es das theater in godesberg nicht mehr geben. was bonn machen muss, um als theater zu überleben, wäre: schließung von godesberg - schließung beuels - ein zentral gelegenes theater. aber das wird natürlich nie passieren.

3. und wenn dann noch dieses allerweltsprogramm hinzu kommt, wie in bonn der fall... schrecklich, was da alles verschenkt wird. mittlerweile weiß selbst die provinziellste dramaturgie um all die neuen theaterformen, die "theater" aus den häusern und auf die straße bringen: bonn ist voller studenten. das theater muss sich nur via dramaturgie-projekten selbst in die stadt tragen - da gibt es so großartige orte: arkadenhof der uni - alter zoll am rhein - nichts davon wird genutzt. stattdessen: ibsen, shakespeare und co in hülle und fülle.

FAZIT:

Immer nur jammern ist einfach - die dinge auch mal ändern, das bedeutet arbeit.
Krise in Bonn: im Rahmen der Verhältnisse
@ Flohbär
Obschon Sie da auf einer Schwäche von mir herumreiten, die ich einmal an den Tag
gelegt habe, und es wohl vornehmer wäre, sich nicht einer solchen Schwäche zuzu-
wenden, erst recht, wenn man sich - angeblich so viel weniger als ich - um die anderen
Threadteilnehmer schert (persönlicherseits) - Sie selbst bringen es zuweilen fertig, von Contenance bei anderen zu handeln, im nächsten Moment sich über Dialekte
herzumachen ("Würschtel") - unter, Hut ab, bewußter Nichtwürdigung des Gegen-
über zudem- , um dann Reisen zu Dialekthochburgen wie Karlsruhe und/oder
Basel anzukündigen: 123 hatte Recht, Sie müssen Humor haben !-.
Nun gut, Sie freuten sich, wenn Sie sich freuten, allerdings zu früh, ich kündigte zwar mein Schweigen an: dieses Mal hat sich das aber auf den Bambi-Thread allein
bezogen (und ich habe das dort dann auch so geschrieben), der mir zu albern wurde.
Um dieses Mal nicht wortbrüchig zu werden, habe ich meine Antwort an El-Grete
in diesem Thread in eine Klammer gepackt, auch irgendwie humorumweht, denke
ich.
Wenn Ihnen, lieber Flohbär, meine Sätze nicht schmecken und/oder Sie sie für falsch halten: warum schonen Sie mich dann offensichtlich ...; daraus muß einer klug
werden - es geht hier aber wirklich nicht nur um mich, die Sattmanns oder die Steckels: tut mir leid, das mit dem "Salonsozialismus" fand ich garnicht vollends deplaziert: das hat freilich den Charme, hier nicht Wasser zu predigen und Wein zu trinken, nein, "man" bekennt sich hier schon zu seinem Wein und gibt sich, siehe
Volksbühnentribunal (sic !), ganz Volkstribun. Aber, Herr Steckel, warum leistet sich dieses so betrogene und belogene Volk, leistet (!!) es sich sehenden Auges immer wieder diese CDU plus X-Regierungen: mag sein, "man" lebt nicht über seine Verhältnisse, die können alles erfassen, sonst wäre es Asche mit Kunst !, sehr wohl aber über ein vernünftiges Maß: nein, das Volk haben Sie so nicht hinter sich; die Mehrzahl wird in Ihnen einen konzeptionellen Gegner ausmachen, der freundlicherweise der Gegenseite einräumt, nicht über seine Verhältnisse zu leben
etcpp. und man wird, so sind Gegner mitunter, es verstehen, als hätten Sie zudem
"Maß" oder "maßvoll" gesagt etcpp. !

Aber: diese Veranstaltungen sind doch zunächst vor allem sehr begrüßenswert; das
ist doch ein spürbarer Fortschritt gegenüber der Situation wie sie sich zur selben
Zeit im Vorjahr gestaltete, und wie erfreulich das ist, daß zur Berliner Veranstaltung am 28. dann auch Herr von Treskow kommen wird !
Es bleibt zu hoffen, daß nachtkritik de. es hiernach zuwege bringt, diese beiden Veranstaltungen vorzustellen, zu "analysieren", zu befragen jedenfalls.
Mag sein, Bremen ist nicht weit, Herr Steckel kommt auch nach Hamburg hinzu und/oder Herr Baumbauer, Herr Flimm - die Berater (???) Herrn Stuths.

@ Stefan

Immerhin kann ich bei einem Freund in HH übernachten, so daß zumindestens dem nichts im Wege steht, jener Diskussion am Sonntag beizuwohnen. Gaußstraße werde ich versuchen und/oder Peggy Picket - nun werde ich vermutlich keine Karten dafür bekommen; aber es läuft ja bekanntlich, ich erwähnte das im Penthesilea-Thread, das Kleist-Wochenende mit der Vontobel-Inszenierung: insofern ist es an diesem "Diskussionswochenende" ähnlich wie in Berlin: es gibt einige Optionen.

Schließe mit obig erwähntem Rakow-Zitat zum Thema:

(Ärgerlichste Theatererfahrung der Spielzeit)

"Daß das Ausbleiben einer sinnvollen Besteuerung und Regulierung des Finanz-
systems nebst vielem anderen auch die einzigartige Theaterlandschaft Deutschlands
in ihrer Existenz bedroht"
Krise: der Staat wurde vorsätzlich verarmt
Zu Nr. 64: Sie schreiben „... ungesunde Gewohnheiten, die die Rede vom "Über seine Verhältnisse leben" ... nicht unbegründet erscheinen ließe, wenn nicht ... Merkels Politik gerade darauf aufbauen würde, (dass) man sich aus Prestigegründen für ein Auto hochverschuldet.“

Wenn Sie und ich sich für die Anschaffung eines Automobils verschulden, erhöhen wir damit nicht „die Staatsschuld“, wenngleich die Sparpolitik des Merkel-Regimes ständig vorspiegelt, die Staatsverschuldung käme der Verschuldung eines Privathaushalts gleich. Die Staatsverschuldung hat, richtig eingesetzt, dagegen einen investiven Charakter: Aus ihr erwachsen neue Einnahmen.

Und : „Es wäre interessant, neben die „Schuldenuhr“ eine „Reichtumsuhr“ zu stellen, die den Zuwachs an privatem Geldvermögen in Deutschland misst. Der Betrachter würde vermutlich staunen, wie viel schneller die Reichtumsuhr liefe. Die Schulden der öffentlichen Hand haben in den letzten 10 Jahren um 458 Milliarden Euro zugenommen. Das Geldvermögen stieg im gleichen Zeitraum um 1.133 Milliarden Euro. Ein Anstieg des privaten Reichtums um das Zweieinhalbfache der öffentlichen Schulden: Die jahrzehntelangen mannigfaltigen Steuersenkungen zugunsten der Vermögenden zeigen Wirkung.

Nicht wir haben „über unsere Verhältnisse gelebt“, sondern der Staat ist vorsätzlich verarmt worden.

Diejenigen, die zur Begründung ihrer Sparpolitik ständig auf die Schuldenuhr zeigen, sollten die kleine Gruppe mit enorm hohen Einkommenszuwächsen so besteuern, dass sie einen angemessenen Teil der auch durch ihren Reichtum verursachten Lasten trägt.

Statt dessen presst der Staat mit dem sogenannten „Sparpaket“ Geld, das er genau dieser Gruppe geschenkt hat, über die Kürzung des Sozialhaushalts den kleinen Leuten ab, die nun wirklich gar keinen Vermögenszuwachs verzeichnen und obendrein ihr einziges „Vermögen“, ihre Arbeit, verloren haben.“

(Aus dem Projekt REIN THEORETISCH, theaterlabor bremen)
Krise: Würden alle Theater geschlossen ...
Möchte mich noch einmal in diese Kakophonie von Meinungen und Stimmen einreihen:
Ich glaube Einwürfe zur Qualität von Intendanten oder Auffühhrungen lenken genauso ab, wie Hinweise auf Gehälter oder Gagen. Würden alle öffentlich unterstützten Theater in Deutschland geschlossen, gäbe es keinen einzigen Haushalt, sei er staatlich, von den Ländern oder städtisch, der merklich entlastet würde. Alles würde sich "hinter dem Komma" abspielen.
Es geht um den Erhalt der Theaterlandschaft schlechthin und dem Wert den man dieser beimißt.
Theater ist dabei vielleicht hier und da avangardistisch oder langweilig, je nach Standpunkt, es ist aber ein fest in der Gesellschaft verankertes Kulturgut, wie Millionen von Besuchern jedes Jahr wieder zeigen - und nicht elitär.
Es gehört eine andere, gerechtere und von den Haushaltslagen der verwirtschafteten Städte unabhängige Finanzierung her. Ein Fond wäre hierzu eine Möglichkeit, ein Fond in den der Staat, die Länder und alle Städte und Gemeinden einzahlen, nicht nur die die sich ein Theater leisten (müssen). Und in den auch private Stiftungen eingebracht werden können.
Bleibt alles so wie bisher, wird nichts mehr so sein wie es war.
Krise: Karlsruhe und Dialekt
@ Zarthäuser:
Die angekündigten Reisen fanden auch statt, bester Zarthäuser. In Karlsruhe sah ich „Das Sparschwein“ von Eugène Labiche, eine leichte Komödie, die ich nicht unbedingt weiterempfehlen möchte. Immerhin war der Titel kein Menetekel, kein negatives Zukunftsprogramm: in Karlsruhe muss kein Sparschwein zerschlagen werden. Das Badische Staatstheater bleibt, so wie es aussieht, als 3-Sparten-Haus erhalten. Angesichts all der krisengeschüttelten Häuser kann diese Entscheidung als ein Fanal bewertet werden. Mit manchen Politikern lässt sich anscheinend noch vernünftig reden.
Was den Dialekt anbelangt: wenn Sie diese Sprache genießen wollen, brauchen Sie sich bloß einmal Sebastian Nübling anzuhören. Aus Lörrach stammend, an der südlichsten deutschen Grenze, spricht er eine Mischung aus Radikalbadisch und Schwyzerdütsch. Leider war zum Zeitpunkt meiner Anwesenheit im Theater Basel keine Nübling-Regie präsent. In Basel-Schifflände wollte ich einmal einem interessanten Gespräch lauschen, das war aber technisch nicht möglich: ich hätte einen Übersetzer gebraucht. In derartige Dialekte muss man sich einüben... Falls Sie eine Visite zum „Projekt“ Stuttgart 21 geplant haben, ist es aus Überlebensgründen ratsam, sich vorher das vulgäre Schwäbisch von Regine Zimmermann in „Rummelplatz“ reinzuziehen.
Da Sie Ihre volle Kraft für die Auseinandersetzungen mit El-Grete benötigen, möchte ich Ihr Gemüt nicht weiter strapazieren und habe mir im Umgang mit Ihnen etwas Schonung auferlegt. Contenance und Vornehmheit sind Eigenschaften, die mir aufgrund meiner Herkunft eigentlich abgehen müssten: ich bin proletarischen Ursprungs und habe mich ein bisschen hochgearbeitet. Seien Sie vorsichtig, Zarthäuser! Vor dreißig Jahren war ich einmal Punk.

Anmerkung der Redaktion: Regine Zimmermann, geborene Pfälzerin, spricht in "Rummelplatz" nicht schwäbisch, sondern "pältsisch".
(jnm)
Krise in Bonn: Schauspiel stellt klar
zu @ 71 ( bonner )

Anscheindend haben Sie in den letzten Jahren ein wenig geschlafen , oder Sie haben versäumt sich kundig zu machen , was für einen ortskundigen BONNER doch ein Leichtes wäre.

Ad 1. Zu den Kammerspielen in Bad Godesberg sind es vom Zenrum Bonns sechs oder sieben Staßenbahnstationen und mit dem Auto braucht man gegen Abend nur zehn Minuten um in die
KAMMERSPIELE zu kommen - das gleiche gilt für die SCHAUSPIELHALLE Beuel . Ihr Vergleich zwischen Berlin - Potsdam und Köln - Brühl ist an den Haaren herbeigezogen ! Sollten Sie einmal in Berlin ins Theater gehen , werden Sie unter Umständen eine halbe Stunde Anfahrt brauchen....
Das Dilemma besteht darin , daß Sie wohl nicht oder nur ungerne in Theater gehen .

Ad 2. Machen Sie sich freundlicherweise kundig : Die Besucherzahlen sind in den letzten Jahren
in den Kammerspielen gestiegen und viele Vorstellungen sind dauerhaft ausverkauft und werden
teilweise über 25 mal gespielt ( Banalität der Liebe , Tartuff, Wintermärchen, Virginia Woolf , Zwei Welten , Die Katze auf dem heißen Blechdach , Pünktchen und Anton , In Marmor etc. )
Sie können die Statistik beim Deutschen BÜhnenverein in Bonn oder bei der Presseabteilung des Theaters erfragen . Ihre Forderung nach Schließung der Kammerspiele widerspricht den Tatsachen
und richtet sich gewiss gegen den Willen der Bonner und Godesberger Theatergänger , die sich schon vor drei Jahren , als es eine ähnliche Debatte gab , mit 30000 ( in Worten dreißigtausend ) Unterschriften gegen die Intention einer Schließung gewehrt haben .

Ad 3. Zu den neuen Theaterformen : wenn das Theater sog. Außenspielstätten nutzt , erfordert dies ein enorme Logistik , die mit dem derzeit vorhandenem und umstrittenem Etat doch garnicht - weder organisatorisch noch finanziell- zu leisten ist . Außerdem gibt es in Bonn eine profilierte
Szene freier Gruppen , die dies Terrain seit Jahren mit Erfolg nutzen . ( Fringe Ensemble , Brotfabrik ,Pantheon , Euro Theater , etc. ) Es wäre doch absurd ein vorhandenes, voll funktionsfähiges Bühnenhaus nicht zu nutzen - schließlich willl das Publikum doch ein Haus auch als Ort des Austausches nutzen und nicht kurzfristigen Events , die vorwiegend nur im Sommer stattfinden könnten ,hinterherlaufen. Was haben Sie gegen Shakespeare , Ibsen und Schiller und die Klassiker der Moderne ? Sie stehen in den Lehrplänen der Schulen und da Bonn die nachgewiesen größte Schuldichte an Gymnasien in der Republik hat und Schüler einen großen Teil unseres Publikums ausmachen und selber in vielen Theater AGs spielen .... So what !?
Unser Spielplan weist in der letzten Spielzeit 2009 / 2010 jenseits Ihres Klassikergestöhns
7 ( in Worten sieben ) Ur - bzw. Erstauffführungen auf - darunter " ZWEI WELTEN " ein Dokumentarstück zur Migrationproblematik ( 25 mal ausverkauft gespielt !! und zum NRW Theatertreffen eingeladen ! )
In dieser Spielzeit 2010 / 2011 stehen 6 Ur / Erstaufführungen auf dem Programm - darunter das neue Stück " Laßt Euch überraschen " von Sibylle Berg ," Das Ende des Regens" von Andrew Bovell , ein neues Stück von Lothat Kittstein, und " Eine Familie" von Tracy Letts .
Anscheinend sind Ihnen auch die La Bute Dramen in der Werkstatt und That Face von Polly Stenham entgangen , wie Ihnen so manches entgeht , wenn Sie die Nase nicht zum Fenster hinaus
halten oder Ihnen der Weg zu weit ist.

Schade , daß Sie ausgerechnet als BONNER so argumentieren - Sie leben, wie mir scheint ,im OFF !

Rolf Mautz

( Schauspiel Bonn )









Krise in Bonn: Dank zurück
Lieber Rolf - jetzt ist es an mir, Dir zu danken: Nur so geht das!
Krise in Bonn: Ein Intendant wehrt sich
@ 76.: Ich bin begeistert. Ein Intendant wehrt sich. FÜR DIE KUNST. Es dürfte doch mittlerweile endlich JEDEM klar sein, dass die Schließung eines Theaters IN KEINEM FALL die Lösung ist. Gerade der Bonner sollte diesen Versuch seiner politischen Entmündigung nicht hinnehmen. Wir brauchen keine Bürger mit Schmalspurhirnen, sondern welche, die MITDENKEN wollen. Das Theater als öffentlicher Raum bildet den Kontext für die Auseinandersetzung der politischen Gemeinschaft mit sich selbst.
Krise in Bonn: zwischen Unterforderung und Staatsinsolvenz
@Mautz. Sehr geehrter Herr Mautz, bei allem Respekt, aber dies alleinige aufzählen von ausverkauften Vorstellung sagt noch lange nichts über ihre gesellschaftliche Wirkung aus. Warum diese Stücke ? Und was wollten sie damit erreichen ? Haben diese Werke eine unmittelbaren Zusammenhang zur jetzigen Krise ? Und und und...

Solche und ähnliche Fragen bleiben offen. Und dieses sich gegenseitig auf die Schulter klopfen von Herrn Steckel ist in diesem Zusammenhang eher unangenehm.

Zudem sagt uns Herr Steckel, wir sollen höhere Steuern fordern, um die Finanzen der Städte und Kommunen zu retten, um so dann folgerichtig die Theater zu retten. Die nächste Bundestagswahl ist aber noch etwas hin. Und die heutige Regierung, wie katsstrophal, denkt hin und wieder sogar offen über die Abschaffung der Gewerbesteuer nach. Da werden wir also auf einen langen Marsch geschickt, so scheint es, und zunächst einmal nur politisiert.

Eine aktuelle, zeitnahe Lösung ist da bei Herrn Steckel nicht herauszulesen. Wissen Sie warum der Bund in die Finanzkrise der Theater nach Eigenauskunft nicht eingreifen will ? Weil ihm eine verfassungsrechtliche Grundlage hierzu fehlt. Von daher sind ein Fond und die Forderung nach Festschreibung der kulturellen Pflichten im Grundgesetz viel naheliegender und stellen zugleich keine Verpflichtung dar sich einer bestimmten politischen Denkrichtung zu verpflichten, die man erst einmal durch gute Theaterarbeit kritisch untersuchen sollte. - Wir leben nicht mehr in einer historischen Situation, wo hinter der nächsten Tür gleich das bessere politische und wirtschaftliche System auf uns wartet, und wir müssen es nur noch errichten. Und ob die von ihnen genannten Titel dieses Feld im Speziellen beackern, ich vermag es von hier aus nicht zu sagen. Habe aber Zweifel, denn meißtens hört man von solchen Ereignissen und versucht dann solche Veranstaltungen zu besuchen.

Wir leben in Zeiten wo mit "Piggy" und "Mehring" unser Verstand unsere aktuelle sinnliche Wahrnehmung unterfordert wird und zugleich ein zweiter europäischer Staat seine Insolvenz bekannt geben muss. Diesmal ist es nicht Griechenland, sondern Irland. Dies sind die Zusammenhänge, in denen wir zu denken und zu spielen haben. Und da kann ich weder bei Ihnen noch Herrn Steckel deutliche Ansätze für die konkrete Theaterumsetzung spüren. Noch nicht. Aber dies kann sich ja ändern.

123
Krise in Bonn: an einem Strang ziehen
@ 123: Ich finde es ganz wunderbar, dass sich hier zwei Intendanten wechselseitig unterstützen, anstatt sich im politisch-ideologischen Konkurrenzkampf zu verstricken bzw. unter dem Vorwand ästhetischer Debatten gegeneinander ausspielen zu lassen. Da werden sinnlose Energien zerrieben. Nur wenn alle Theatermacher an einem Strang ziehen, kann den Sparbeschlüssen der Regierung etwas entgegengesetzt werden. Danke!
Krise in Bonn: Unterschriftenliste
Unterstützung für das Bonner Theater per digitaler Unterschriftenliste:

http://jetzt-ist-schluss.theater-bonn.de/unterschriftenaktion
Krise in Bonn: Wer war in Hamburg?
Hallo, war jemand gestern bei dieser Podiumsdiskussion in Hamburg und kann sagen, wie das war? Würd mich intressiern.
Krise in Bonn: Wer fasst zusammen?
@ 82
Würde mich auch interessieren. Gibt es eine Zusammenfassung von Dirk Pilz oder muss der sich noch von 2 mal Pecky Pickit erholen?
Krise in Bonn: ein denkbar schlechter Zusammenfasser
Werter Stefan,
Erholung ist immer gut; Zusammenfassungen sind auch schön, aber als Mitmacher bei diesem Podium in Hamburg bin ich als Zusammenfasser denkbar schlecht geeignet.
Herzliche Grüße,
Dirk Pilz
Krise in Bonn: Zur Solidarität + Vorschlagsbitte
zu 79 ( 123 ) und 80 ( Gretchen ),

Wenn Sie darauf abzielen , daß das Theater insgesamt als Seismograph auf ökonomische Krisen zu reagieren und diese zu reflektieren habe und die Finanzlage der gebeutelten EU Mitgliedsländer Griechenland und Irland zum Thema machen sollte , schlagen Sie bitte einen Autor oder eine Autorin vor , die sich für dies sperrige und trockene Thema erwärmen kann . Meines Wissens sind Georg Kaiser, Frau Jelinek , Urs Widmer und Klaus Pohl die Wenigen , die sich mit der Materie Geld und Konsorten auf dem Theater auseinander gesetzt haben . Ebenso werden Sie wohl ein Drama zur Schweinegrippe, zur Urananreicherung im Iran , zur amerikanischen Immobilienkrise etc. einfordern - schon um auf der Höhe kurzer Halbwertzeiten zu bleiben. Wenn das Stück gut ist , ist dagegen nichts einzuwenden - ohne Autoren gibt es bekanntlich kein Theater und Schauspieler sind , von wenigen Ausnahmen abgesehen , nicht unbedingt begabte Schriftsteller oder Dramatiker.
Lesen Sie nur mal Thomas Bernhard oder Botho Strauss , Sibylle Berg oder , wenns um Geld geht, Balzac - wenn Sie da nichts zur gegenwärtigen Krise finden ???

Apropos : " Schulterklopfen " mit Steckel . Ich bin kein Intendant , sondern Schauspieler am Theater Bonn - Wahrscheinlich mögen Sie das Wort " Solidarität " nicht, Es ist Ihnen zu ideologisch belastet oder sozialdemokratisch peinlich . Wie , so frage ich Sie , wollen Sie denn mit Ihrem hochtrabendem Anspruch das Theater verändern , einen Betrieb organisieren und erhalten , ja nur eine einzige Vorstellung spielen , wenn sie eine gemeinsame Arbeit so gering achten !? Mit Schulterklopfen geht das nicht !

In diesem Sinne : DANKE Gretchen !

Rolf Mautz

( Schauspiel Bonn )
Krise in Bonn: Verzeihung
@ Rolf Mautz: Oh, entschuldigen Sie bitte. Stimmt, ich habe mich doch neulich noch selbst auf der Homepage des Bonner Theaters umgesehen. Natürlich ist Klaus Weise der aktuelle Intendant.

Und ich stimme Ihnen gern zu, wir brauchen jetzt nicht nur noch Stücke und/oder Inszenierungen, welche sich allein auf die aktuelle globale Krise beziehen. Da sind uns die modernen Medien doch sowieso immer schon weit voraus. Im Gegenteil, ich empfinde es als ebenso interessant, neben neuen Stücken auch die alten Stoffe auf das zu befragen, was von der Vergangenheit quasi sondenartig bis in Gegenwart und Zukunft hereinreicht.
Krise: Personalstruktur, Kosten und Gymnasiasten
@Mautz. Wiederum bei allem Respekt, aber ich weiß sehr gut, wie man Vorstellungen macht, und dazu braucht es nicht unbedingt diesen kaputten Betrieb. - Was würden Sie denn als Erstes machen, wenn man Ihnen, sagen wir mal 15 Millionen Subventionen auf fünf Jahre zusagte ? Würden Sie als Erstes davon 90% in Fixkosten und Gehälter festlegen, damit Sie möglichst unbeweglich im künstlerischen Bereich bleiben ? - Ich weiß, dass Sie Schauspieler sind. Aber möchten Sie nicht, dass die Personalstruktur wieder in einem Verhältniss 1 zu 2 gestaltet wird ? Also ein Drittel Künstler, zwei Drittel Betriebspersonal ? Was fän den Sie beispielsweise daran hochtrabend ? Möchten Sie nicht aus dem Auf und Ab der Finanzlage der Städte und Kommunen entbunden werden durch einen verfassungsmäßig begründeten Ausgleich vom Bund ?

Und zu dem sperrigen Thema,...ein solches Thema kann mann durchaus in ganz sinnlichen Verhältnissen reflektieren. Zwar müssen es nicht unbedingt zwei Ärztepaare sein, die neben dem auf und zu Schließen ihrer Garagentore mal eben Afrika besprechen, aber es gibt Wege. - Ich möchte Sie ungerne beleidigen, aber Sie erzählen da so frei, wie Sie die Gymnasiasten von Bonn als Theater mit "Pünktchen und Anton" und "Hedda Gabler" versorgen. Besuchen sie denn auch hin und wieder Berufsschüler, Haupt- und Realschüler ? Oder greift die Zweiklassengesellschaft da schon so tief, in dem Alter ? Ich will nicht in die Tiefe gehen.

Aber empfinden Sie wirklich nicht mehr Verantwortung als Gymnasiasten zu verköstigen ?

Ich bleibe dabei, um dieses heutige Europa zu beschreiben, braucht es Autoren, ich bin einer, geben sie ihnen feste Stellen am Stadttheater, dann bekommen sie Stücke zu sperrigen Themen. Aber dazu sind die Theater gar nicht mehr in der Lage, weil sie fast ebenso pleite sind wie Irland. Und dafür gibt es vergleichbare Gründe.

Ich mache Ihnen sofort aus 15 Millionen, sagen wir 12 Premieren pro Jahr. Und diesen kaputten Betrieb brauch ich nicht dazu.

123
Krise in Bonn: Offener Brief an OB Nimptsch
Offener Brief an Herrn Jürgen Nimptsch
Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn:

Ihre Äußerung bei dem 3. Kölner Kulturpolitischen Symposium
„Oper in Köln, Tanz in Bonn“


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Sie saßen bei der o. g. Veranstaltung neben dem Kölner und dem Düsseldorfer Kulturdezernenten auf dem Podium und haben unter anderem die Wichtigkeit des Schauspiels und des Beethovenorchesters in Bonn betont. Auf die Frage, wie Sie sich die Zusammenarbeit in der Region vorstellen, haben Sie kurz und knapp - aber auch sehr sicher und selbstbewusst - geantwortet: „Oper in Köln, Tanz in Bonn“. Sie meinten auch, dem Publikum sei eine 30-km-Fahrt nach Köln absolut zumutbar. Das Entsetzen unter den Zuhörern war sehr groß, denn niemand hat mit einer solchen Kahlschlagsabsicht gerechnet.

Das Bonner Orchester genießt einen sehr guten überregionalen Ruf, vor allem auch wegen seiner Zusammenarbeit mit der Oper, die den wesentlichen Teil seiner Tätigkeit ausmacht.

Herr Quander, der Kölner Kulturdezernent, hat die Zusammenarbeit im Opernbereich wegen der unterschiedlichen Maße der Kölner und Bonner Bühnen kategorisch ausgeschlossen. Er bekräftigte eher sein Angebot, eine Tanzkompanie mit Bonn unterhalten zu wollen. Auf ein solch vernünftiges Angebot sind Sie nicht eingegangen.

Wie viel das Theater Bonn in den vergangenen Jahren an Einsparungen leisten musste und wie leise die bereits entschiedenen Kürzungen angegangen werden, ist bemerkenswert. Vor allem vor dem Hintergrund der Arbeitsverdichtung und der großen Belastung aller Mitarbeiter. Trotz dieser außergewöhnlichen Leistung, die große Anerkennung verdient, wird Ihrerseits beabsichtigt, weitere massive Einsparungen vorzunehmen. Die können nicht realisiert werden, ohne die Stadt Bonn um weitere Sparten ärmer zu machen.

Sie können dem Theater nicht einen Einsparungsmarathon nach dem anderen verord-nen, ohne einen Zusammenbruch zu riskieren. Es sei denn, das ist Ihre Absicht. Ihre oben gemachte Aussage lässt dies stark vermuten.

Kann sich die Bundesstadt Bonn, die im Gegensatz zu anderen Städten expandiert und an Bevölkerung weiter wächst, die über 150 internationale Einrichtungen mit vielen Mitarbeitern beherbergt, die als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort gilt, weniger Theater leisten? Bonn darf sich mit solchen Entscheidungen nicht blamieren. Gerade Sie, der die Sozialpolitik als Grundsatz für sein Handeln propagiert, darf die Vernichtung vieler sinnvoller Arbeitsplätze nicht zulassen.

Sie haben sich darüber beklagt, dass Bonn für die Kultur jährlich 170 € pro Kopf ausgibt. Dies liegt daran, dass Sie ein sehr breites und großartiges Kulturangebot haben und das Theater ist ein wichtiger Teil davon. Wollen Sie das, was Ihre Stadt ausmacht und für den Zuwachs der Bevölkerung förderlich war, zurückfahren?

Im Interesse der Stadt Bonn appelliere ich an Sie, mit den sehr erfolgreichen engagierten Betroffenen eine für Bonn mit Weitsicht geplante und zukunftsorientierte Lösung zu finden.

Die momentane Notlage der Stadt darf nicht den Tod einer gewachsenen Kulturlandschaft diktieren.

Die Bürger und die Mitarbeiter des Theaters haben es verdient, dass Sie sich für sie einsetzen!

Mit freundlichen Grüßen

Adil Laraki
GDBA Landesverbandsvorsitzender
Krise: ansprechbare Begleiter laufender Prozesse
@ Flohbär

Vielen Dank für die offenen Zeilen.

@ 82 und 83

Doch, doch, da waren schon einige Leute in HH dabei, und es war, um es ganz kurz
zu sagen, in allererster Linie einmal ein offenes Bekenntnis zum Schauspielhaus
seitens der sechs Journalisten, die sich hier als offene und auch spürbar fernerhin ansprechbare Begleiter der laufenden Prozesse um die bedrohten Schauspielhäuser
und hier speziell des Deutschen Schauspielhauses zeigten.
Es waren viele der Betroffenen selbst zugegen; ansonsten war die Beteiligung allerdings recht mau, was auch nicht völlig unter den Tisch fallen sollte.
Am Abend sah ich im Schauspielhaus im Rangfoyer die Premiere von "Kassandra-
oder die Welt als Ende der Vorstellung", einen Abend zum Thema "Festung Europa",
der ganz sicher von sich Reden machen wird: er ist überaus gelungen, spielfreudig,
gut komponiert: ein Juwel (einer der besten Theaterabende, die ich je sah) - doch,
das Schauspielhaus in HH lebt ( ich werde versuchen, später Eindrücke von der Diskussion nachzureichen, ein großer Zusammenfasser bin ich nicht ...).
Krise: ein Gewerkschaftsblatt?
@Laraki. Ist dies noch ein Blog ? Oder schon ein Gewerkschaftsblatt ? Liebe Redaktion, informieren Sie mich bitte, falls es soweit sei, dass Ihre Seite von den Gewerkschaften übernommen wurde. Denn dann hätte ich Interesse als Künstler mich neu zu positinieren.
Krise: eine Forderungsliste
Zu Nr. 79: Herr Steckel sagt nicht, dass Sie höhere Steuern fordern, sondern er sagt, dass Sie gerechte Steuern fordern sollen - und es wäre eine Verkennung der Lage, wollten Sie unterstellen, nur Herr Steckel sage das und weiter niemand. Und weil die nächste Bundestagswahl noch etwas hin ist, bleibt genügend Zeit, darüber nachzudenken, dass es, außer um die Steuern, um Mindestlöhne geht, um Arbeitszeitverkürzung, um belegschaftsgeführte Betriebe, um ein bedingungsloses Grundeinkommen, um Einkommensbeschränkung, um die Zerschlagung der Großbanken und die Schließung der Börsen, um die Installierung einer demokratischen Geldwirtschaft, um die Gleichstellung der Geschlechter, um den Anbruch des Solarzeitalters, das Ende der Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge, um die Durchsetzung einer vernünftigen Müllwirtschaft und die Konversion der Rüstungsindustrie in eine friedliche und konstruktive Produktion nützlicher Güter - die Liste ist noch etwas länger. Für am Theater tätige Menschen kann sie nicht lang genug sein.
Krise: es geht um den Erhalt der Theaterlandschaft
@123 in diesem Blog gehören alle Meinungen über die Krise in Bonn. Die Genossenschaft Deutscher Bühnen Angehöriger vertritt die Künstler in ihren Anliegen und trägt gerne zu einer kontroversen Diskussion bei. Es geht uns nicht um gewerkschaftliche Demagogie sondern um den Erhalt der außergewöhnlichen Theaterlandschaft.
Krise: Artikelhinweis
lesetipp: zum abdanken der kulturpolitik in nrw bitte mal den heutigen artikel von andreas rossmann in der FAZ lesen.
Krise: Fixkosten, Strukturen, Leuchttürme
Sehr geehrter 123 (der von Kommentar 87),

ich folge Ihnen gedanklich, wenn Sie sagen, daß es sehr mühsam ist, im gegenwärtigen strukturellen Konzept eines Stadttheaters weiterhin frei Theater zu machen, aber Ihre Berechnungen stimmen nicht.
50 - 60% der Personalkosten eines Mehrsparten-Hauses entstehen durch Schauspieler, Puppenspieler, Tänzer, Sänger, Musiker, Regisseure, Dirigenten, Dramaturgen, Autoren, Komponisten, Bühnen- und Kostümbildner, weitere 30 - 35% werden für die Mitarbeiter der sogenannten kunstnahen Bereiche, Werkstätten, Maske, Requisite usw. erhoben. Den Rest (7-9%) teilen sich Verwaltung und Hausdienste. Wir wissen alle, daß das eben ca. 85 - 90% des Gesamtbudgets eines Hauses ausmacht. Und das sind dann eben zum größten Teil die sogenannten Fixkosten. Den meisten Teil des Restes braucht man für Betriebskosten, Werbung, Tantiemen, GEMA, Pacht, Gebäudeerhaltung usw. Wenig bleibt für die Neu-Anfertigung von Ausstattungen, die Beschäftigung von Gästen oder gar Gastpieleinladungen.
Wenn Sie ein Stadttheater betreiben wollen, geht das nicht anders.
Soll eine andere Struktur her, dann braucht es ordentliche, langfristige, beweglichere Konzepte dafür. Aber ich bezweifle, daß dies billiger sein kann - es sei denn, man trennte sich komplett von der Idee, außer "Leuchttürmen" und Events eine große Kunst- und Kultur-"Landschaft" haben zu wollen.
Krise: Zusammenfassung des Hamburger Podiums, Teil 1
@ 82 und 83

Also zu der "Zusammenfassung", die ich jetzt stückweise unter kleinen Artikelüber-
schriften zu leisten versuche:

1. "Schuldenuhr" und "Reichtumsuhr" - am ehesten ein Hamburger Symbol !?

Die Eingangsfrage an die von Stefan Keim reihum zu eröffnenden Statements
aufgeforderten Journalistenkollegen könnte folgendermaßen zusammenfefaßt
werden: Ist der Hamburger Fall, weil er zB. die größte Sprechbühne des Landes
und historisch ein Staatstheater, eine "Exellenzbühne", betrifft, ein besonderer ?
Die daraufhin folgenden Antworten lauten "Ja" und "Nein".
Dirk Pilz hat das für meine Begriffe am deutlichsten herausgearbeitet, und da er als ein "Ost-Experte" quasi anmoderiert wurde, unter Abwehr eines immernoch forcierten
Ost-West-Schemas (das immernoch grassiere) im übrigen, auch diverse Ost-Beispiele zu Händen gehabt. Er gibt die Antwort "Ja": Ja, aus seiner Außensicht
auf die Hamburger Verhältnisse ergäben sich durchaus Hamburger Auffälligkeiten.
Vergleiche er zB., was Leipzig der Kultur an Ausgaben bereitstelle mit Hamburg,
so sei das geradezu frappant, wie sehr sich Hamburg dabei zurückhalte. Was Herr
Steckel vor einigen Tagen in diesem Thread gepostet hatte zur "Schulden-" und
"Reichtumsuhr", das sei eigentlich nirgendwo so greifbar wie eben in dieser Stadt (er hat dabei zwar nicht auf Herrn Steckel sich bezogen dabei, aber es liegt auf der Hand: gerade in HH steigen die Privatvermögen und sollen die Kulturausgaben zurückgefahren werden, auf der anderen Seite dann ausufernde Prestigeausgaben bei Stadtbahn oder Elbphilharmonie):
Hamburg. Ja, sagte Herr Pilz auch aus einem anderen Grunde: er gab zu Bedenken,
daß sich die Fälle in Halle und Hamburg, auch was das Verhalten und die Gut-
willigkeit seitens der Politik angehe (die Gründung der Kultur-GmbH sei nicht von vornherein ein Modell zur Restriktion gewesen, gerade im Osten werde doch landauf, landab versucht, zu kooperieren, zu fusionieren, Austausch zu ermöglichen, um zu retten, was zu retten ist und verwies sogar auf ein Erfolgsbeispiel in Bautzen, wo es eigens zu einer lokalen Parteigründung gekommen sei, und ähnlich wie Chemnitz und Senftenberg habe Bautzen hier durchaus einen Modellcharakter ausgeprägt ...)
nicht über einen Kamm scheren ließen und wiederholte annährend das, was Frau Wahl vor wenigen Tagen zu dieser Causa geschrieben hat: in Halle gäbe es schlichtweg einen Bevölkerungsschwund und eine Abwanderung von Wirtschaftsträgern, ein deutliches Minus an Gewerbesteuereinnahmen: in Hamburg sei das eben gerade nicht so. Auch Herr Keim lieferte ein Beispiel aus Oberhausen,
wo es der Kulturdezernent einfach in Kotusowmanier (mein Ausdruck jetzt) darauf
ankommen lassen habe, sich zu verschulden und nicht ausgleichen zu können, als auch andere sich so verschuldet hätten und an Einzelfällen Exempel statuiert werden sollten, habe Oberhausen mit der Androhung einer Klage auf "Gleichbehandlung"
der Kommunen gepunktet: Herr Keim sah darin sowohl ein Beispiel von politischem Weitblick und Klugheit als auch ein Beispiel dafür, daß es auch andere Politiker
gäbe !). Ja, also, zusammengefaßt: weil in Hamburg ein allgemeiner Trend ganz besonders zugespitzt auftritt. Ja, weil jeder Einzelfall gesondert betrachtet werden
sollte: wir sahen das zB. damals ja schon im Vergleich Oberhausen/Wuppertal
sehr deutlich.
Nein, aber eben auch: Hamburg ist, Herr Höbel betonte das, jetzt und heute eben auch nicht mehr etwas anderes als ein Stadttheater unter Stadttheatern, und der Anspruch, hier immer Exellenz für das ganze Volk zu produzieren, sei gewiß über-
zogen, wenngleich die Herren Höbel und Briegleb freilich nicht unterschlugen, daß
sie die Entwicklung des HH-Schauspielhauses in den vergangenen Spielzeiten
keineswegs begrüßten (ihre Artikel zu diesem Thema sind hinlänglich bekannt).
Briegleb und Höbel agierten für meine Begriffe aber glaubhaft: sie stehen zu den
Forderungen des Hauses, und Schauspiel müsse, was vor allem Herr Fink betonte,
schlichtweg die Möglichkeit haben, zu scheitern, wenn etwas wirklich gewagt werde:
eine Ineinsmischung der Themen "Kritik an einer allgemeinen Entwicklung des
Schauspiels" (siehe "gefallenes Kulturgut" oder "eine Bühne am Rande der Bedeutungslosigkeit" ...) und Subventionspolitik wurde zurückgewiesen: Das habe nichts miteinander zu tun, ... wie Kritiker dann kritisieren und die Frage danach, was es einer Gesellschaft wert ist, die praktische Reflexion des Menschen seiner selbst
anzustrengen, so der Tenor.
Fink wurde von Keim nach dem Thalia- Schauspielhausvergleich befragt: das Schauspielhaus sei halt größer und damit teurer, hinzu, jeder wisse das, kommen die Unterschiede bezüglich des Abos.
Krise: Hamburger Podium Teil 2
(Fortsetzung)

Wenngleich das "Nein" der Diskutanden zur Besonderheit qua "Exellenzbühne" recht
deutlich ausfiel, kränkelte der eine oder andere in der Runde meineserachtens dann
doch ein wenig an diesem Begriff, der Historie ("Gründgensbühne", "Zadekbühne").
Daß es immer wieder auch humorvoll zuging und unaufgeregt (dem Eindruck begegnend, als gäbe es die unerhörten, schnellen, patenten, alles an Ideen Dagewesene in den Schatten stellenden Antworten bzw. gar (konzertierten) Aktionen
) in der Runde, ist der ebenso entspannten wie hellwachen Moderation Herrn Keims
zu verdanken gewesen, was beispielsweise bei der Eingangsfrage an Michalzik zutage trat: da nämlich nahm Stefan Keim Bezug auf die dicke Gründgensbiografie
Peter Michalziks, die er, Keim, seit einiger Zeit ungelesen bei sich beherberge ...

Ja, ein klares Ja: Eigentlich müßte die Steckelsche-Doppeluhr gerade direkt vor dem
Deutschen Schauspielhaus HH zu stehen kommen, wo die Diskrepanzen diesbezüglich auch am deutlichsten zutage treten !, möglicherweise ein Auftrag für einen jungen Künstler, der die beiden Uhren beispielsweise mit dem Schriftzug
"Verweile doch" verbinden könnte (ein Kunstwerk namens "Prästabilisierte Harmonie-
mit zwei Fragezeichen").

post scriptum: Lese ich ein wenig in dem weiter oben erwähnten Rühle-Text, so ist
aber gerade die "historische Dimension" möglicherweise ganz interessant, wie schnell werden vergangene Zeiten und deren Arbeitsbedingungen verklärt !: Rühle erwähnt ja justamente, wie 1974/1975 gerade heftigst die "Zusammenlegung" von
Thalia und Schauspielhaus bzw. das Nurnochbestehen einer der Bühnen betrieben worden sei und nur wie vorläufig abgewendet ... .
Krise: Stadttheater kommt billiger
zu Beitrag 87: 15 Millionen für 12 Schauspiel-Premieren? Das ist aber ein ausgesprochener Luxusbetrieb, den der Autor da aufziehen will! Da kommt das gute alte Stadttheater bedeutend billiger.
Krise: Hamburger Podium, Teil 3
Hamburger Podium:

2. "Von Stuthisierung bis Systemrelevanz" - der Kulturdezernent als Schwerpunkt

Vor allem das Thema Herrn Michalziks: das, was unter "verschämten" Lachern "Stuthi-
sierung" sich schimpft in Hamburg und etwas seriöser wohl formuliert in etwa auf die
Frage hinausläuft: "Wie kommt es, daß so auffallend viele Kulturdezernenten nur
sehr beschränkte Kenntnisse in ihrem Ressort vorzuweisen haben in der Regel ?"
Für Peter Michalzik ist das ein ganz und gar offenkundiger und auch ins Zentrum der
Aufmerksamkeit zu rückender Tatbestand: das ging an diesem Vormittag mehr als
deutlich über den Äther !
Tenor: Bei den Parteien genießt die Kulturpolitik ganz allgemein ein Schattendasein,
die Wohlstands- und Sicherheitsinteressen des "gemeinen" Volkes genießen
den Status der "Systemrelevanz" (irgendwann wurde dieser Begriff aus dem ersten Rang, mikrofonlos, aber sehr deutlich vernehmbar, in die Runde geworfen, eigentlich fast schon überdeutlich die Nähe zu der Staatszielbestimmung im Grundgesetz, die auch auf nachtkritik de. verschiedentlich durch die "Schließungsdrohungsthreads"
geisterte, suchend, ich habe das jedenfalls in dieser Tendenz verstanden, die allerdings an diesem Vormittag keine Rolle mehr spielen sollte: Staatszielbestimmung
wurde angeschnitten, keineswegs verbal eingebracht, was teilweise durch Zuschauerbeiträge eher erschwert wurde, die, sicher gut gewollt, in zwei bis drei Sätzen etwa 10 Male das Bekenntnis zum Wert der Kultur enthielten und ansonsten
wenig ...), die Kunst nicht.
Und richtig, es gibt wohl kaum eine ernsthafte Kunst, die nicht ein gewisses Grummeln in der Magengegend verspürt, wenn es da heißt "Systemrelevanz", und,
ohne zynisch sein zu wollen, liegt dann sogar der Schluß nahe, daß es in der ganzen
Debatte jedenfalls nicht "nur" um Kunst geht (es geht im selben Atemzug tatsächlich um Bibliotheken, freie Forschung, Schwimmbäder, Museen ...- siehe Herrn Steckels
Anmerkung dazu), ja, ich neige tatsächlich zu der (vermutlich etwas befremdend
anmutenden) These, daß es fatal wäre, das Schauspiel auf Kunst zu reduzieren, weil ich es in etwa in folgender Analogie Auffasse: Schauspiel verhält sich zur Kunst- wie
Philosophie zur Lebenswelt.
Am Ende der Veranstaltung wurde dann der Begriff "Systemrelevanz" auch tatsächlich offensiv befragt (ich glaube, es war eine Künstlerin aus dem bedrohten
Haus selbst ...) vom Parkett her, nach dem Motto: "Die Frage stellt sich doch immer
mehr, ob das System relevant ist."
Da gilt es meineserachtens allerdings zu ordnen, denn es geht, denke ich, dabei nicht zwangsläufig um den selben Sprachgebrauch von "Systemrelevanz".
Zielt "Systemrelevanz" auf etwas, das ich gewissermaßen als prinzipiellen Wert im Grundgesetz verankern möchte, so ist von einem transzendentalen Wortgebrauch
auszugehen, will sagen: Wie auch immer meine Verfassung eines möglicherweise völlig anders zB. wirtschaftsverfaßten Gemeinwesens auch aussehen möge, Kultur wäre auch da "systemrelevant", und man würde "Kultur" als Staatsziel angeben, nicht "Kunst" !
Und ich denke, um diese Form der projektiven "Systemrelevanz" war es dem ersten
Teilnehmer zutun (ich muß jetzt im Nachhinein ein wenig an den Peggy-Picket-Vorabend denken, weil die Stimme aus dem ersten Rang jetzt irgendwie korrespondiert mit dem "Auge Gottes" von der Balustrade des dritten Ranges des anderen Hamburger Großhauses ...).
Aber, ich drohe schon wieder abzuschweifen: ich war bei Michalzik und seiner Herausstellung des Kulturdezernenten als "Abstellgleiswesen seiner jeweiligen
Partei".
"Stuthisierung", so wurde sehr schnell auf der Bühne deutlich, mache es sich jeden-
falls extrem einfach, und es wäre allerhöchstens wohlfeil, einen offenbar weniger kompetenten und auch in der Hierarchie der ihn "installierenden" Parteiapparate
mittlerweile ziemlich "nackt" dastehenden (siehe die in diesem Thread konstatierte Abwertung des Amtes des Kulturdezernenten, die freilich ein wenig schon von der
Michalzikschen Beobachtung zehrt ...) Politiker einfach abzuwatschen ...; damit bewege man sich in einem eng eingezirkten Bereich ohne Spielraum und letztlich allerhöchstens auf dem Niveau von Verteilungskämpfen, denn, so forcierte vor allem
(zurecht, wie ich finde) Till Briegleb, der eigentlich interessante Ansprechpartner in Hamburg bleibe der Finanzsenator, und, by the way: die GRÜNEN seien in der ganzen Debatte auch merkwürdig gut weggekommen fanden gleich mehrere Podiumsteilnehmer...: dabei müßten die hier doch aufmucken, oder ??
Krise: Hamburger Podium, Teil 4
(Fortsetzung, Punkt 2)

Ja, der Finanzminister: das ist ein anderes Kaliber, und da erst geht es ums Eingemachte ?
Freilich bleibt die Frage, und Michalzik insistierte auch regelrecht darauf, schon: Warum
ist so ein Finanzminister eigentlich ein "anderes Kaliber" ??
Nun, auch diese Fragestellung mag ihre Schwächen haben, denn fast suggeriert sie mir, als säßen in all den anderen Ressorts die Fachleute schlechthin, und im allgemeinen wird Politik garnicht so "positiv" wahrgenommen, im Gegenteil, das System selbst erscheint zweifelhaft mitunter ..., aber die Beispiele aus Hamburg
und Leipzig, Entmachtung des Kulturdezernenten (von Herrn Pilz eingeworfen),
und Bonn (teilweise gar kein Dezernent, dann Urlaub ... als Antritt...) lasssen die Frage beharrlich im Raum stehen: Müßte ein solcher Politiker nicht auch eine gewisse fachliche Qualifikation nachweisen ? Eine Studentin aus Hildesheim forderte
sogar nahewegs, einem Hildesheimer Modellstudiengang "Kulturpolitik" an den Universitäten zu etablieren und fernerhin von den Parteien, aus diesem Pool dann auch bitteschön etwaige Bewerber zu rekrutieren.
Nun, das würde dann möglicherweise erstens größeren Parteien viel leichter fallen als kleineren, zweitens die "Freiheit der Forschung" ein wenig merkwürdig dastehen lassen, wenn sie nun für umstandslos für geeignet gehalten würde, den Parteien das Dezernentenpersonal der Zukunft bereitzustellen , und drittens geht es ziemlich weit an den Beobachtungen aus der Praxis vorbei: auch "Politologen" sind ja in der Regel
dann nicht ausgebildete Politiker, auch wenn es, siehe Björn Engholm seinerzeit, immer wieder einmal Politologen in Ämtern gibt.
Ich denke auch, daß "man" das sich "Einfuchsen in ein Ressort" unterschätzt, wenn man so fordert, jedenfalls winkt am Horizont der Begriff des "Fachklüngels", des
"Fachidioten": Demokratie und demokratische Prozesse aber leben vor allem durch diejenigen, die sich politisch einzufuchsen verstehen und als Politiker in der Lage sind, sich die "richtigen" Ratgeber zu suchen; zudem braucht so ein Politiker auch ein gewisses Talent, seine Politik auch ganz "körperlich" zu vertreten, und insofern ließe sich die Frage dahingehend modifizieren, wie es sein kann, daß teilweise Leute Kulturdezernenten werden, die auch dererlei Basics für Politiker entbehren !
Das scheint in Hamburg immerhin auf eigentümliche Weise der Fall zu sein (Herr Pilz
nannte allerdings -wie unter 1. bereits erwähnt- zahlreiche Beispiele aus dem "Osten", Herr Keim jenes aus Oberhausen und Herr Höbel Herrn Neumann als ein Beispiel dafür, daß ein hohes kulturpolitisches Amt sehr wohl Profilierungschancen
berge : ein Fingerzeig dahingehend, daß erstens nicht alle Politik über einen Kamm zu scheren ist, die schwache Position des Kulturdezernenten fast schon wieder dazu einlädt, ihm viel eher als ein stärkender und beratender Partner entgegenzutreten (wie es vor allem Herr Fink vertrat) und drittens "Stuthisierung" auch droht, das Kind mit dem Bade auszuschütten: denn, so Herr Pilz, so richtig "sexy" und erstrebenswert käme ihm aus seiner Position heraus dieses Amt auch nicht vor ..., der Finanzminister läßt grüßen ! .
Krise: Hamburger Podium 5
Hamburger Podium:

3. "Seite 1 ?-Mechanismen der Presse" - "Selbstmord auf Raten" - "Hamburg sucht den Superint"

Nachdem ich bisher auf die Frage nach der speziellen "Hamburger Situation" zu sprechen gekommen bin (Herr Briegleb, eine wirkliche journalistische Zusammen-
fassung findet sich zB. in der Montagsausgabe des "Hamburger Abendblattes",
hatte für die Fehlentwicklung in HH den Begriff "Singapurisierung" geprägt (das
vergaß ich zu erwähnen, habe allerdings auch keine Aufzeichnungen zur Hand...),
im übrigen betont der Artikel (ähnlich wie ich) vor allem die Geschlossenheit der
versammelten Pressevertreter) und auf den HH-Terminus "Stuthisierung" (richtig,
Herr Michalzik sprach in diesem Zusammenhang von einem Forderungskatalog,
den Kulturschaffende gegenüber dem jeweiligen Kulturdezernenten zuwege bringen müßten, um eine gewisse Qualität der Kulturpolitik nicht zu unterschreiten (unter bewußter Abwendung von den Gepflogenheiten in der politischen Praxis, wie in etwa das Abendblatt weiter schreibt), möchte ich jetzt den "Rest" der Veranstaltung
skizzieren.

Pressekritik und Pressemechanismen

Gegen Ende stellte ein junger Parkettbesucher in meiner unmittelbaren Nachbar-
schaft eine Frage, die sich an der (wohl) Tatsache entzündet hatte, welche eine
andere Besucherin angesichts des eher mageren Zuspruches der Veranstaltung,
monierte: auf diese Veranstaltung sei zB. im Blatt, für das Herr Fink schreibe,
nicht hingewiesen worden !: wie steht es um den Einfluß der Theaterkritiker auf
die jeweiligen Redaktionen, warum komme Theater nicht gewissermaßen auch
auf Seite 1 vor, dann wäre so eine Veranstaltung auch nicht so "unbekannt" ... ??
Die Antworten auf diese Frage(n) fielen dann auch eher ernüchternd aus:
"Sie müssen sich vor Augen halten, daß es zur Zeit als relativ "erwiesen" gilt, daß nur etwa 4 % der Leser sich wirklich für die Feuilletonstoffe interessieren (und auch da nicht alle für das Theater ...)", so in etwa der (ich glaube von Herrn Pilz) skeptisch
hervorgebrachte Einwand (worauf Herr Fink ein wenig zweifelnd Bezug nahm, jeden-
falls habe ihm sein Redakteur von einem größeren Einfluß "berichtet"); Herr Briegleb urteilte grundsätzlicher: es sei auch keineswegs so erstrebenswert, besonnen zu gestaltene Stoffe gewissermaßen dem Zwang zum "Aufmacher" auszuliefern, Herr Fink darauf: "Seite 3, Seite 4, da sind wir garnicht so selten ..." (ich zitiere nicht genau, sorry), Herr Keim: "Naja, einen Aufmacher auf Seite 1 mit Verweis auf Seite x
täte es wohlmöglich schon ...", bei Herrn Höbel eine ähnliche Haltung dazu wie bei
Herrn Briegleb ..., in der "einheitlichen Pressephalanx ein leichtes Flirren", aber auch Peter Michalzik sieht dieses Streben nach den ersten Rängen eher mit Skepsis ...;
ein wenig schien durchzuschimmern nun von den diversen Einschätzungen von Schauspielhaus-Freunden, das Haus sei in der Vergangenheit (siehe "am Rande
der Bedeutungslosigkeit"), nicht nur bei Schirmer, sondern gerade seitens der übermächtigen "Springer-Presse" bei Stromberg, mitunter das Schauspiel sogar als Kunstform als solche (siehe "gefallenes Kulturgut") weit über Hamburg hinausgehend, in Hamburg aber vielleicht besonders empfindlich wirkend, runter-
geschrieben worden - plötzlich dazu wieder eine Stimme vom ersten Rang aus, der
Schauspieler Achim Buch: "Schreibt doch nicht immer an den vielen guten Details selbst nicht vollends runder Inszenierungen vorbei, in der Suche nach einer irgendwie einheitlichen Linie für einen Artikel, der eben nicht zu lang sein darf,
schaut vor allem auf die Spielerinnen und Spieler und daß da in HH wirklich rückhaltlos zu Werke gegangen wird (was ich tatsächlich für viele Sachen so unterschreiben kann ...)..." (nochmals, ich zitiere das, wie es bei mir rübergekommen ist...).
Ich kann Herrn Buch da durchaus verstehen, denn, wenn ich einerseits sage, daß
HH eine schwer zu bespielende Großbühne ist (das DT-Schauspielhaus), die man nicht länger mit dem Anspruch "Exzellenzbühne der Deutschen" befrachten sollte,
dann wäre es nur konsequent, nicht zu jammern, wenn der Marthaler nicht mehr dort inszeniert, sondern zB. "nur" ein Vontobel etcpp. , und es wäre auch konsequent,
nicht vollends gelungenen Sachen mehr nachzuspüren in Einzelheiten hinein, die quasi gegen die Laufrichtung eines Verrisses sich bewegen, zumal
das auch immer Winke für andere Bühnen beinhaltet bzw. für den Prozeß der Entwicklung "lernfähiger" Ensemblestücke : die Printmedien werfen den Nachtkritikern ja hin und wieder auch "Schnellschüssigkeiten" vor, setzen dann mehrheitlich aber auch eher auf die Premiere als auf den Prozeß, den ein Stück erfährt oder eine Inszenierung: daran koppelt sich dann fast zwangsläufig der rasende Ausstoß neuer und neuester Stücke, die kaum mehr Nachspiele wie bei
"Kassandra" oder "Fressen, Lieben, Kotzen" erfahren !
Krise: Hamburger Podium 6
(Fortsetzung)

Auf der anderen Seite verstehe ich die Herren Briegleb, Höbel und Fink vor allem nicht
minder, wenn sie im Tenor in etwa sagen: "Wenn ein Abend wirklich berührt und ich bekomme davon nicht den geringsten Wind, dann fliegt mir meine Kritik sehr viel schneller um die Ohren, als daß ich (bei der immernoch recht stattlichen Zahl an Kollegen) in der Lage wäre, so ein Haus zu erschüttern" oder "Springer, Spiegel, Schwarz,Weiß, das ist doch gestrig".
Blicke ich auf jemanden wie den Moderator Keim, der sowohl für "Frankfurter Rundschau" als auch "Die Welt" schreibt, dann kann ich dem nur zustimmen, zumal Theaterkritiker, Höbel und Briegleb wiesen beide mit Nachdruck darauf hin, vor allem für das Publikum schreiben, nicht als bessere Werbeleute der diversen Theater, sie sind ihren Kenntnissen, ihren Eindrücken, ihren Gefühlen, ihrem Gewissen verpflichtet in allererster Linie ! An diesem 90 minütigen Vormittag bog die Diskussion dann auch ab, bevor die Frage nach einer etwaigen "Krise der Kritik"
aufkam: dieser Vormittag wahrte den Geschlossenheitscharakter, der hier tatsäch-
lich gepflegt wurde.

"Selbstmord auf Raten"

Herr Fink leistete zudem eine gewisse Überleitung zum Thema "Theatersterben
Nord" (und dem nachtkritik de. - Artikel zu drei möglichen Weisen eines Theater-
todes), er skizzierte ganz ähnlich wie im besagten Artikel und nannte die drei
spielfreien Tage des Theaters in Lübeck: Wenn Theater ersteinmal soweit seien,
zu sparen, zu sparen, noch einmal zu sparen, Aufführungszahlen zurückzufahren, teurere Verträge zu kündigen etcpp., sei das, so Fink ein "Selbstmord auf Raten".
Als Gegenbeispiel wurde Frau Beier in Köln angeführt, die gewissermaßen "darauflosproduziert" habe in der Gefahr, im April den Laden schließen zu müssen
(Herr Michalzik gab darauf allerdings zu bedenken, daß da nicht irgendwie ein Königsweg beschritten worden sei, im Grunde befand er sogar, daß gerade Schirmer doch sehr ähnlich vorgegangen sei wie Frau Beier, und nun gäbe es eine "Strahlefrau" und einen "Buhmann" mehr (meine Begriffe jetzt)): dennoch weitgehende Einigkeit, was den Lübecker Weg angeht !
Leider muß ich aus Kiel garnicht so weit gehen, nach Lübeck, um allerlei bedrohliche
Symptome auch hier auszumachen: gerade heute in der Stadtbibliothek gewesen und habe feststellen müssen, daß die Bücherei das TheaterHeute-Abo aufgekündigt habe; ich habe mich nach den Gründen erkundigt, O-Ton Büchereifrau:"TheaterHeute ist zu selten ausgeliehen worden, die Anschaffung kann nicht mehr länger gerechtfertigt werden ...: ich denke echt darüber nach, der Bücherei meine jeweilige TheaterHeute-Ausgabe zu stiften- wahrscheinlich wird es einen ausgefuchsten Grund geben, das dankend ablehnen zu müssen, fürchte ich beinahe - allerdings: vielleicht schaut Herr Karasek da mal rein, das macht freilich mehr Eindruck als bei einem Zarthäuser ... .
Paßt nicht recht zum "Diekrisegibtesnichtartikel", der hier auf nachtkritik "geschaltet" wurde.

Was ich dann doch schade fand, war die Schlußwendung der Marke "Ein strahlkräftiger Intendant" muß her - dazu folge ich immernoch dem Einwand 123s
zu Frau Beier; wir könnten auch Herrn Goerden oder Herrn Schirmer selbst anführen..., zudem die Frage: "Wollen wir einem Intendanten, der nicht gerade Khoun
heißt etcpp. jetzt weniger Geld in die Hand geben, und wird das nicht mitunter auch etwas zu groß aufgemacht: "Das Haus des Intendanten" - gerade Leipzig ist ein vortreffliches Beispiel: da gibt es lange nicht nur Herrn Hartmann.

Zur Stunde läuft wohl gerade die Anschlußveranstaltung "Quo vadis" im Kulturwerk West mit den Herren Kurfess und Schumacher, währenddessen das Forum zu
"GedankenGut" am 19.12. fortgeführt werden soll. Am Vorabend ist ein Gastspiel vom
Schauspiel Frankfurt zu sehen und Herr Reese auch Gast des GedankenGut-Forums. Dafür wünsche ich allen Beteiligten ein glückliches Händchen: das Schauspielhaus HH lebt: das Rangfoyer hat das am Sonntag ein weiteres Mal eindrucksvoll bestätigt !.
Krise, Bonn: angedrohte Strafe
Ausgepfiffen werden sollen,
die Theater schliessen wollen.
Krise, Bonn, Hamburg: Super-Intendanten Suche
Hinweis:

"Ich höre von allen Ecken her, daß diverse Regisseure angerufen und
gefragt werden, ob sie Bock hätten.", soll Herr Briegleb auf jener Veranstaltung am 25.11. im "Kulturwerk West" zu "Hamburg sucht den
Super-Int" gesagt haben.
Nachzulesen in einem Bericht (betitelt "Das Gottesgeschenk") der
Münchener Autorin und Dramaturgin Natalie Fingerhut vom Freitag, den 26.11. im Kulturblog "Hamburger Feuilleton".
Krise: Berliner Podium am Gorki
Und: Gestern im Gorki ?
Gibt es zu diesem Podium "Striche" ??
Krise: Sekretäre?
Und ich dachte, Zarthäuser sei der ehrenamtliche Protokollant von Herrn Pilz. Der vermeintliche Sektretär aber blieb daheim und wir warten auf einen Bericht.
War kein Redakteur von Nachtkritik im Gorki?

(Hinweis der Redaktion: Wie Dirk Pilz es nach dem Podium in Hamburg am vergangenen Wochenende schrieb, ist er als Zusammenfasser denkbar schlecht geeignet. Enge Kollegen ebenso.)
Krise: zur Protokoll-Frage
@ Flohbär

"Ehrenamtlicher Protokollant" , "vermeintlicher Sekretär": wie ich schon schrieb, für
Wortfeldforscher ist tatsächlich immer etwas dabei, und Sie sind da als Lieferant nicht
nur vermeintlich Spitze, ja, ich frage mich beinahe, ob das ehrenamtlich noch geht, oder ob Sie sich "finzilike" auch irgendwo Ihr Geld zurückholen, möglicherweise sogar
an Tagen, an denen es für Sie ein Leichtes sein gewesen sein hätte können , zum Gorki-Theater und zu
einer dort statthabenden Podiumsdiskussion zu fahren: wäre ich in Berlin gewesen,
so hätte ich dies gewiß getan: da liegen Sie goldrichtig !

@ Regie

Naja, dann können Sie gewiß auch nichts verlinken, was vom Podium handelt,
weil es dann ja ein Zeichen dahingehend wäre, daß der verlinkte (vermutliche)
Journalist gerade kein "engerer Kollege" ist etcpp.; dann verfolgen die Intendanten und andere Printjournalisten ganz analog dazu ihre schweigsamen Wege, und das
Ergebnis ist: das Ding bleibt ein Insidertreffen in Berlin, von dem dann irgendwann vielleicht einmal irgendein Laie (wie ich), später "ermutigt" durch Flohbär, berichtet haben wird: Sollen solche Podien jetzt der blinde Fleck werden professioneller
Arbeit rund ums Theater ?
Offen gestanden, mir fällt es schwer, den Unterschied/ das Kriterium zu erkennen, das nachtkritik de. davon abhalten sollte, zu berichten, im Vergleich zu anderen Gelegenheiten, die für mein Auge sehr ähnlich liegen: die Redaktion von nachtkritik de. verschmäht doch auch die Printartikel von Herrn Pilz nicht; andere Nachtkritiker kritisieren wiederum beim Jahresrückblick von TheaterHeute gerade nicht als Nachtkritiker (siehe Herrn Rakow) uswff. .
Und die Intendanten, die anwesend gewesen sind ?
Weil andere Intendanten da waren, schweigen auch Sie ??
Kommentar schreiben