In Gottes totem Winkel

von Ulrich Fischer

Hamburg, 20. November 2010. Das Luminato Festival im kanadischen Toronto hatte in diesem Sommer einen Schwerpunkt auf das Thema Arm und Reich gesetzt. Die Leitung bat namhafte Dramatiker aus der Dritten und Ersten Welt, Stücke zum Thema einzureichen, als Deutschen Roland Schimmelpfennig. "Peggy Pickit Sees the Face of God" wurde im Juni in Toronto uraufgeführt. Einen Tag nach der deutschsprachigen Erstaufführung im Deutschen Theater in Berlin kam nun Wilfried Minks' Inszenierung in Hamburg, im Thalia raus. Thalia, Deutsches Theater, Toronto – Schimmelpfennig genießt offenbar Vertrauen.

Mit einigem Recht. "Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes" ist ein (fast) regelmäßig gebauter Fünfakter ohne jedes Gramm Kunstfett zum Thema Erste und Dritte Welt. Ein Stück, das durch seine Verdichtung besticht. Schimmelpfennig kommt mit nur vier Figuren aus, zwei Paare, wie Edward Albee ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf?") und Yasmina Reza ("Der Gott des Gemetzels"). Die vier – drei Mediziner, eine Krankenschwester – haben sich während der Ausbildung im Hospital kennengelernt. Nach der Assistenzzeit gingen Carol und Martin nach Afrika, um dort zu helfen, Liz und Frank blieben in Deutschland.

Selbstbezogene Zweifel
Sechs Jahre später treffen sie sich wieder, Liz und Frank haben ein Töchterchen, Frank ist inzwischen wohlbestallter Oberarzt und stolz auf das Haus, in dem er und seine Frau die alten Freunde empfangen. Als sie sich zur Wiedersehensfeier treffen, setzt die Handlung ein. Jeder zweifelt im Grund seines Herzens, ob seine Entscheidung richtig war: in Deutschland bleiben und Karriere machen statt Lebenszeit der guten Sache opfern – oder nach Afrika gehen und vielleicht den Anschluss verpassen.

Wichtiger als die selbstbezogenen Zweifel der Figuren werden in der klug komponierten Fabel die Beziehungen zu Annie, einem afrikanischen Mädchen. Es ging ihm dreckig, als Carol und Martin sich ihrer annahmen. Ihre Briefe mit der Bitte um Hilfe nach Deutschland blieben nicht ohne Echo – so mancher Scheck, auch von Liz und Frank, ging nach Afrika. Jetzt ist Annie weg. Erfahrene Mitarbeiter des afrikanischen Krankenhauses hatten gewarnt, Beziehungen zu Patienten aufzubauen. Jetzt ist eingetreten, was die schlimmsten Befürchtungen weckt: Annie ist verschwunden. Bei Verwandten? Ist sie gekidnappt worden? Tot? Niemand weiß es.

Liz, eine gefühlsbetonte Frau, rastet aus. Sie stellt sich wohl vor, ihre kleine vergötterte Tochter wäre verschwunden, sie gibt Carol die Schuld – die knallt ihr eine. Liz bleibt Carol nichts schuldig, auch ihre Ohrfeige ist nicht von schlechten Eltern. Aber der Abend endet nicht als Katastrophe, wie anfangs angekündigt, die beiden versöhnen sich sofort wieder. Ihnen ist wohl klar geworden, dass nicht ein/e Einzelne/r Schuld ist, sondern dass soziales Engagement nicht ausreicht. Nicht das Sich-Kümmern um Annie, nicht die Schecks nach Afrika, nicht das Engagement, sechs Jahre in die Dritte Welt zu gehen. Schimmelpfennig bagatellisiert diese Hilfe nicht, weist aber mit der gebotenen Nüchternheit darauf hin, dass Idealismus wenig mehr ist als ein Tropfen im Ozean. Die Frage, was zu tun wäre, bleibt unerörtert – der Autor gibt nicht vor, klüger zu sein als seine Figuren. Gleichwohl ist das Stück didaktisch, der Hinweis an uns, das Publikum, dass das Problem fortdauert, ist ebenso unausgesprochen wie unüberhörbar. Der Vorhang zu und alle Fragen offen.

Das Auge Gottes strahlt vom 3. Rang

Wilfried Minks hat Regie geführt und das Bühnenbild entworfen. Er beginnt mit einem spektakulären Effekt. Wenn das Licht im Zuschauerraum erlischt, erhellt sich ein die Dreifaltigkeit symbolisierendes Neon-Dreieck mit dem Auge Gottes an der Brüstung des 3. Rangs, Lichtdesigner Ralf Scholz sendet einen Laserstrahl zur Rampe, der die Spitze einer Sektflasche weiß erglänzen lässt. Dort sitzt, winzig, eine Plastikpuppe: Peggy Pickit! Sie symbolisiert die weißen, umsorgten Kinder. Eine einfache Holzpuppe für afrikanische Kinder, die ihrem ungewissen Schicksal überlassen werden, wird später eingeführt, sie bleibt im Schatten. Gott blickt nur auf die Weißen und segnet sie – ein Bild für die Quintessenz des Stücks, eine offensichtliche Ungerechtigkeit.

Minks hat die Bühne des Großen Hauses schwarz aushängen lassen, im Hintergrund dreht sich auf Portalhöhe ein riesiger Globus, schwebt von links nach rechts und zurück – unmerklich langsam: und sie bewegt sich doch. Ansonsten versuchen Minks und sein Ensemble rasenden Stillstand zu zeigen: die Paare halten zunächst die Fassade aufrecht, die Freude, sich wiederzusehen. Die Szenen werden von knappen Zwischenschnitten unterbrochen, in denen die Figuren ohne gesellschaftliche Rücksichtnahme offen aussprechen, was sie wirklich denken – zum Publikum hin, unhörbar für die anderen Figuren auf der Bühne. Die kritischen Kommentare treffen genau, gleichzeitig macht das Ensemble deutlich, dass jeder versucht, den Balken im eigenen Auge vergessen zu machen, indem er auf die blinden Flecken der anderen verweist.

Moralische Schlußfolgerung
Doch Minks und seine Mitstreiter vertrauen dem Text zu wenig, arbeiteten die Exaltationen übertrieben expressiv heraus. Nur Oda Thormayers Liz kann glaubhaft vermitteln, wie sie außer sich gerät, als sie erfährt, dass Annie, das afrikanische Mädchen, "verloren" ist. In dieser Schlüsselszene zeige Matthias Leja, wie stumpf Frank geworden ist, der seine humanistischen Ideale von einst vergessen, preisgegeben hat. Gottergeben sitzt er da und lässt die Attacke seiner Frau über sich ergehen – ungerührt. Martins Elan ist erloschen – Thilo Werner leert allzu oft das Glas, mehr fällt ihm kaum ein.

Gabriela Maria Schmeide hat die schwierigste Aufgabe. Sie spielt Carol – als sie von Liz angegriffen wird, sie habe ihr afrikanisches Mündel im Stich gelassen, wird Carol handgreiflich. Die verbale Abwehr gerät Schmeide beim Schreien unartikuliert – akustisch ist nicht zu verstehen, wie Carol sich verteidigt. Handwerklich unbefriedigend – Carol hat gute Argumente. Minks' Inszenierung legt die moralische Schlussfolgerung nahe, dass die Welt, wenn die Leute (wir) nicht so gleichgültig und selbstbezogen wären, anders aussähe. Das Stück ist da präziser: Selbst wenn Carol und Martin doppelt so engagiert gewesen wären, sie hätten Annie nicht retten können. Ihr Ansatz mit der Hilfe, so ehrenwert er ist, greift zu kurz.

Das Publikum in Hamburg applaudierte dennoch einhellig und lang. Nur als sich Schimmelpfennig zum Ensemble gesellte, mischten sich schüchterne Buhs unter den Schlussbeifall. Der Dramatiker erarbeitet sein Stück selbst in Wien an der Burg. Hoffentlich gelingt es ihm und seinen Schauspielern überzeugender als in Hamburg, den Figuren psychosoziale Plausibilität einzuhauchen. Denn es hat mehr Potential als diese Inszenierung.

 

Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes
von Roland Schimmelpfennig
Regie und Bühnenbild: Wilfried Minks, Kostüme: Ina Peichl Licht: Ralf Scholz Dramaturgie: Sandra Küpper.
Mit: Matthias Leja, Gabriela Maria Schmeide, Oda Thormeyer, Tilo Werner.

www.thalia-theater.de

 

Für sein Stück Der goldene Drache wurde Roland Schimmelpfennig mit dem Mülheimer Dramatikerpreis 2010 ausgezeichnet.

 

Kritikenrundschau

Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung (22.11.2010) fühlt sich an Albee und Reza erinnert. Schimmelpfennig öffne den Horizont allerdings auf "die Frage nach dem Wohlleben, Schuldbewusstsein und Gutmenschentum der westlichen Welt". Einmal mehr erweise sich der Dramatiker "als enorm versierter und disziplinierter Szenenkondensator", der sich "knappster Dialoge", "Stummelsätzen, Wiederholungsschleifen und Off-Kommentaren" bediene. "So richtig zünden und brennen" wollten die aufgerissenen Konfliktherde jedoch nicht, dazu sei das Stück "zu dünn, zu deutlich, zu abseh- und in seinem Wirkungsmechanismus durchschaubar". Minks Inszenierung sei "sehr viel wärmer, lebendiger und komödiantischer" als Kusejs "Berliner Bedeutungshuberei". "Drastische Symbolik" scheue auch er nicht: der Riesenglobus gehe in Ordnund, dass aber ein Laserstrahl auf ein Neon-Dreieck zielt, das Auge Gottes, sei "doch zu viel des Guten". Immerhin dürften die Zuschauer bei Minks "menscheln und manchmal sogar schwächeln". Das tue dem Stück gut, auch wenn es sich letztlich "im Betroffenheitsdisput" verläppere. Was nicht an den Schauspielern liege, die ein "überzeugendes Quartett" abgäben, wäre das alles "nur böser, tiefer, komischer".


Dass zwei Paare der Ersten Welt "peinsam hilflos vor den Problemen der Dritten Welt" stünden, sei "der Vorwurf von Schimmelpfennigs Stück", der hier wieder nach seinem Prinzip 'das Größte im Kleinsten' verfahre, so Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen (22.11.2010). Als "dramatischer Elendsveredler" bringe er diesmal "das Elend der Dritten Welt bei einem sarkastischen Abendessen in der Ersten Welt unter". Witz und Wert des Stücks lägen darin, "dass hier nicht von außen den beiden Paaren etwas unter den Füßen und über den Hirnen weggezogen wird, sondern dass sie das selbst erledigen". Der "leichtfüßige Altmeister" Wilfried Minks schlenze das Stück in Szene und ironisiere die "Symbole (Gottesauge, Leuchtglobus) religions- und welthaltig". Man schaue bei ihm "in humane Alltagsmasken": Oda Thormeyer zeige "die mondän hausfrauliche", Matthias Leja "die penibel spießige", Gabriela Maria Schmeide "die lebensfroh gepolsterte" und Tilo Werner "die liebenswert hilflose Version". Lauter "Charakterlose" in einer "Charakterkomödie". "Minks zeigt: Es ist nichts so schrecklich, dass man es nicht menschlich zeigen kann."


Die "eigentlich wohlbekannte Form der Wohnzimmerschlacht" wirke hier "erst einmal ungewohnt", findet Simone Kaempf in der tageszeitung (22.11.2010). Schimmelpfennig werde vor allem für "sein kompositorisches Bewusstsein" geschätzt, "mit dem seine Stücke dem Lauf des Schicksals beiwohnen". Sein neues Drama speise sich "aus der Enge eines aufgesetzt freudigen Wiedersehens" und sei ein "Sammelsurium an Motiven". Der Dramatiker lege seine Figuren "lebensnah und unspektakulär an (...), und wo es bei großen Themen unglaubwürdig zu werden droht, lässt er erzählen, statt psychologisch realistisch herzuleiten". "Peggy Pickit" mangele es jedoch "an Einbettung, einer anderer Perspektive als die der desillusionierten und verunsicherten Ärztepaare". "Weltveränderung taucht nur als Witz auf: Es war einmal ein Rucksacktourist"... Minks gehe mit dem Text spielerischer um als Kusej und reihe "ein paar schöne kleine Miniaturen aneinander. Sein Abend erzählt schmaler, weniger stilisiert." Das Schlussbild schaffe gar "die überraschende Wendung in ein realistisches politisches Bild": Die beiden Frauen "kleben die zerrissenen Briefe, stecken der kaputten Puppe die Glieder zusammen. Ein Basteln mit Tesa - ein notdürftiges Reparieren der Kollateralschäden, die man eigenhändig angerichtet hat."

Peter Michalzik
von der Frankfurter Rundschau (22.11.2010) beschreibt zunächst Schimmelpfennigs "in eigenartige Schwebe gebrachte Sprache": "Er nimmt sehr einfache Sätze, die wir alle dauernd sagen, und macht sie sozusagen nackt." Niemand könne solche Sätze, "gewöhnlich bis zur totalen Banalität, vieldeutig bis zur tragischen Abgründigkeit, so ausstellen wie Schimmelpfennig". Dadurch gelängen ihm "Einblicke in Hirnzonen, die bisher unausgeleuchtet waren". Überdies versuche er in "Peggy Pickit", "unser glattgebügeltes Gerede zu knacken", indem er die Figuren "neben sich stehend sich selbst kommentieren" und also "Handlung und reingeschnittenen Subtext" nebeneinander her laufen lasse. Schimmelpfennig sei ein "postmoralischer Autor", die "starke Stimme einer vor allem sich selbst gegenüber skeptischen Generation". "'Peggy Pickit' hält die moralische Verunsicherung aus und gibt keine falschen Antworten." Minks Inszenierung sei "schneller, leichter, aufgedrehter" als Kusejs - u.a. weil nicht immer scharf zwischen den Ebenen getrennt werde, "das gibt ihr Schwung, aber nimmt ihr Klarheit und Witz". "Peggy Pickit" sei zunächst eine Komödie, aber auch - so zeige sich in Hamburg - "eine intelligente Bühnenparabel": "Vier Personen geben vier Antworten auf den Skandal des afrikanischen Elends, die alle keine Lösungen sind. Und der Streit der vier kommt aus dem Leben, in das sie eingesperrt sind." Das gerate auf der Bühne mitunter "sehr abgründig, sehr komisch und sehr vergeblich".

Ja, Schimmelpfennig sei "mit Fug und Recht Deutschlands meistgespielter Dramatiker", finden auch Monika Nellissen und Ulrich Weinzierl in der Welt (22.11.2010). "Mittels sparsamer Sprache lässt er plastische Figuren entstehen, die befremden, weil sie uns im Grunde sehr nahe sind." Er urteile nicht, sondern schaue genau hin und huldige dabei "keineswegs einem platten Realismus", schreibe stattdessen "ungemein kunstfertig", "auch und gerade im musikalischen Sinn". Diesmal treffe "ramponiertes Gutmenschentum (...) auf satte Mittelklasse". Minks präsentiere das "schnell, unterhaltsam, bissig, formal streng und doch emotional", als "Gesellschaftssatire mit Beunruhigungsfaktor. Weder moralische Wertung noch Bedeutungshuberei befrachten das ohnehin mit Klischees und Vorurteilen beladene Sujet". Der Regisseur benutze das "Thema Entwicklungshilfe, um das Innerste der Vier nach außen zu stülpen: mit enormen Aggressionsschüben, Gemeinheiten und Kittungsversuchen". In seiner "klug austarierten Inszenierung" verlasse er sich "vollkommen auf die Sprache, auf die Sprengkraft der Dialoge, die ein Thema mit Variationen so kunstvoll wie komisch umspielen".

Wilfried Minks habe "versucht, den Figuren ein komödiantisches Geheimnis, also einen veritablen Spielgrund, hinzuzuerfinden", schreibt hingegen Dirk Pilz (Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2010): "Die Wechsel zwischen bösen Blicken und hitzigen Gefühlsausbrüchen sind gesucht sanft. Alles gehorcht den Gesetzen der Küchenpsychologie; man denkt an den Edelboulevard einer Yasmina Reza." Oda Thormeyer, Matthias Leja, Gabriela Maria Schmeide und Tilo Werner müssten "mit verdrucksten Lustspieltricks dem Stück beweisen, dass es als Weltbild- und Beziehungskomödie taugt." Die Inszenierung beweise aber, dass es das nicht sei.

Für Werner Theurich von Spiegel-online (21.11.2010) ist die biegsame Plastikpuppe Peggy Pickit nicht nur innerhalb des Stückes ein Symbol, sondern auch eines "dafür, wie der Autor mit dem Thema umgeht": "Auf lauten Sohlen und mit der ganzen Wucht kabarettreifer Pointen schreitet Schimmelpfennig durch sein Thema". Die Puppen dürften hier "schon mal mitreden, gewissermaßen aus dem Bauch der Protagonisten". Die eingezogene "auktoriale Erzählebene" wertet Theurich als "routinierten Kunstgriff, der immer wieder erlaubt, die Handlung zu bespiegeln - wenn ein Regisseur damit umgehen kann". "Die retardierenden Momente und Brechungen der Erzählebene reduziert Minks auf die Ironie, was den Text einer seiner schmalen Möglichkeiten beraubt. Das ergibt zwar Tempo, Pointenlacher und grelle Überzeichnungen, doch die Momente der Vertiefung rauschen unbeachtet vorbei." In diesem "reißbrettartig durchorganisierten Schlagabtausch" wetteiferten die Schauspieler um die Effekte. Minks dramatische Quartett verliere "keine Zeit mit Zwischentönen". Matthias Leja spiele Frank "mit einer schneidenden, überdeutlichen Herrscherstimme, die an sich schon eine Karikatur ist" - aus diesem "kabarettistischen Tonfall" könne sich die Inszenierung nie wieder befreien.

Minks präsentiere "die witzigere, gehaltvollere und gelungenere Aufführung", befindet Armgard Seegers im Hamburger Abendblatt (22.11.2010). Schließlich hole er "aus dem mageren Text einer nicht sehr tiefsinnigen, kargen Versuchsanordnung, die viel behauptet, aber wenig sagt, das Optimum heraus". So werde dank der Schauspieler "aus einem dünnen Kammerspiel ein modernes Lustspiel". Bei Leja sei Frank "in Pullunder und mit kantiger Brille der fleischgewordene Spießer und Besserwisser". Thormeyer gebe Liz als "tussige, etablierte Hausfrau, die ihrem Mann verächtliche Blicke zuwirft", Werner den Martin als "coole Sau, für den seine knuffige Frau Carol bei Gabriela Maria Schmeide nicht mehr viel übrig hat". Wo selbst gebackenes Brot und Champagnerangeboten wird, lasse Eppendorf grüßen. "Über allem schwebt ein riesiger Ballon, eine Weltkugel. Unglaublich schön, aber auch in Gefahr, jederzeit zu platzen. Ja, die Welt ist in Gefahr, aber jeder Einzelne eben auch. So viel lernt man aus diesem Abend, trotz des flachen Textes."

Schimmelpfennig mische "Beziehungsdrama mit einem ziemlich an der Oberfläche bleibenden Entwicklungshilfe-Diskurs", meint man in der Hamburger Morgenpost (22.11.2010). Die Freunde versuchten sich "weniger voreinander als vielmehr vor den Zuschauern zu rechtfertigen, wenn sie immer wieder in ihre inneren Monologe verfallen oder zu Rückblenden an den Bühnenrand treten". Das wirke "witzig, bisweilen auch albern". "Moralische Zerrissenheit" ergebe sich nicht wirklich.

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