Aushungern bis aufs Skelett

21. November 2010. Peter Grisebach zum Beispiel, neuer Intendant des Landestheaters Schleswig-Holstein, habe auf Biegen und Brechen 700 000 Euro gespart und damit die Hälfte seines akuten Lochs im 20-Millionen-Haushalt gestopft, schreibt Joachim Mischke in seinem Report für das Hamburger Abendblatt. "Hat mit frischem Wind im Spielplan die Abo-Zahlen nach oben gedrückt (20 Prozent plus in Flensburg, zwölf in Rendsburg, acht in Schleswig), ohne Stammkunden zu vergraulen. Hat den Gäste-Etat für diese Spielzeit halbiert. Und muss nun nicht 80 seiner rund 350 Mitarbeiter entlassen, weil er nur so noch dem Streichdruck ab 2012 entkommen könnte."

Schauspieler mit 'Spitzengehältern' von 3000 Euro seien ausgemustert worden. "Nun spielen andere, Jüngere für 2000 Euro. Selbstausbeutung mit Applaus als Schmerzensgeld." Doch Peter Grisebach habe lediglich Zeit gewonnen, nicht den Kampf. "So etwas geht nur einmal, dann kommt die nächste Tariferhöhung."

Spielfrei an drei Tagen
In Lübeck läßt Mischke sich dann vom Kaufmännischen Direktor des Theaters, Christian Schwandt, das Sparkonzept des Hauses erläutern, wo das Theater an drei Tagen einfach geschlossen bleibt. "Montags, dienstags und mittwochs ist dort spielfrei. An den anderen Tagen steht das Haus sehr ordentlich da. Eigentlich ist es eine Erzsünde, Theaterfinanzen zu sanieren, indem man nicht spielt. 'Wir haben versucht, weiter zu optimieren', sagt Schwandt dazu. 30 Prozent der Verwaltung eingespart. 'Wir haben versucht, dass die künstlerischen Ensembles so wenig wie möglich abbekommen.' Dreimal wurden in den vergangenen Jahren die Preise erhöht."

In Schleswig-Holstein, wie so ziemlich überall in Deutschland hätten die Bühnen, so Mischke, bald nur noch die Qual der Wahl ihrer wahrscheinlichsten Todesart. "Sie können sich - siehe das Landestheater – aushungern bis aufs Skelett, sich – siehe Lübeck – mehr und mehr wegsparen. Sich à la Kiel erfolgreich verausgaben bis an den Rand des strukturellen Zusammenbruchs. Oder verzweifelt zusehen, wie sie ausbluten, wie ihnen die garantiert kommende nächste Tariferhöhung der Mitarbeiter das Genick bricht."