Kindisches Workshop-Theater
5. Januar 2011. Im Deutschlandfunk nörgelt Christian Gampert nach dem Besuch des Festivals IsraDrama über deutsch-israelische Theaterkooperationen: "Wenn die nächste Intifada dräut, oder der nächste Krieg, wird wieder kein Mensch nach Israel fahren, jedenfalls kein Deutscher, und die Strände und Hotels bleiben leer. Jetzt, in den halbwegs guten Zeiten, schimpfen Kulturschaffende gern auf den Gazakrieg, nutzen aber dessen Ergebnis, die relative Ruhe, gern zu ausgiebigem Kulturaustausch."
Mangelnde Qualität, die er bei seiner Reise in den Nahen Osten festgestellt haben will, macht er ausgerechnet an Yael Ronens international gefeierter Schaubühnenproduktion Dritte Generation fest: "kindisches Workshop-Theater" sei das, das "vor allem (und vor allem völlig unbewusst)" zeige, "wie wenig wir voneinander wissen".
Gampert mokiert sich darüber, dass Ronen und ihre Truppe ein neues Projekt zum Thema Religion planen ("Wieso ausgerechnet deutsche, israelische und palästinensische Schauspieler davon etwas verstehen sollten, außer, dass sie natürlich schwer betroffen sind von all dem, das müsste noch geklärt werden"), lobt hingegen die Produktion They call me Jeckisch vom Theater Heidelberg: "Man recherchierte gemeinsam über deutsche Juden in Tel Aviv. Die Berliner Schaubühnenreligion sollte also schon etwas mehr bieten als Selbsterfahrung und Selbstmarketing."
(geka)
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