Drohender Kahlschlag

8. Januar 2011. Gestern Spätnachmittag kündigte der Aufsichtstrat der Theater Vorpommern GmbH in einer schriftlichen Erklärung überraschend an, "Personalmaßnahmen zu prüfen". Das berichtet die Ostsee-Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Aufsichtsratschef Eckehard Nitschke (CDU) habe auf Nachfrage klargesellt, dass er Kündigungen als eine Möglichkeit betrachte, um die Kosten in den Häusern zu senken. Den Beschäftigten seien die Einschnitte am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung angekündigt worden.

Gesucht: Intendant und Kaufmännischer Direktor

Gleichzeitig schaltet die "Theater Vorpommern GmbH" seit gestern im Online-Portal theaterjobs.de Auschreibungs-Anzeigen für Intendanz und Kaufmannische Leitung der Theater Vorpommern. Darin werden u.a. folgende Anforderungen an einen künftigen Intendanten formuliert: es werde "eine engagierte Persönlichkeit gesucht, die Erfolge im In- und Ausland bei der künstlerischen Leitung eines Theaters oder Theaterbereiches nachweisen" könne.

"Mit der Verwirklichung eines künstlerisch anspruchsvollen Spielplans innerhalb eines finanziell gesetzten Rahmens sollte der/die Bewerber/in vertraut sein." Auch im Hinblick auf die "bevorstehenden betriebswirtschaftlichen notwendigen Neu- und Umstrukturierungen des Theater Vorpommerns werden Einfallsreichtum und Verhandlungsgeschick mit entsprechendem Durchsetzungs- und Organisationsvermögen" erwartet.

Sicherung der Existenz durch Entlassungen

Den Angaben der Ostsee-Zeitung zufolge läuft in diesem Jahr der aktuelle Haustarifvertrag aus, der die Theater-Mitarbeiter vor betriebsbedingten Kündigungen schützt. Würden in den nächsten Monaten Verträge gekündigt, stünden die betroffenen Schauspieler, Musiker und Tänzer nach der Spielzeit 2012 ohne Job da. Der Erklärung des Aufsichtsrates zufolge sollen, so das Blatt weiter, erste Entlassungen bereits im April eingeleitet werden. Damit werde das Theaterjahr 2012 finanziell abgesichert, falls "eine Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Theater Vorpommern GmbH für die nächsten Jahre anderweitig nicht erfolgen kann", wird aus der Erklärung des Aufsichtsrats zitiert.

Begleitend zu den Kündigungen sollen die Gesellschafter des Theaters, zu denen neben den Städten Greifswald und Stralsund auch die Insel Rügen zählt, auf Wunsch des Aufsichtsrates die Gespräche über eine Kooperation mit dem Volkstheater Rostock fortsetzen und intensivieren. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Personalstrukturen in den Häusern gelegt werden. Sparten in Vorpommern, die auch in Rostock personell gut besetzt sind, könnte deshalb der Einschätzung der Ostsee-Zeitung zufolge der Kahlschlag drohen.

(Ostsee-Zeitung/ sle)

 

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