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Mit Schmach und Schande überhäuft

2. April 2011. Die Autoren Elfriede Jelinek, Michael Scharang und Peter Turrini haben sich in einer Erklärung mit dem Sachbuchautor, Globalisierungskritiker und Politiker Jean Ziegler solidarisiert, das meldet heute die Wiener Tageszeitung Der Standard. Ziegler war von der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) als Festredner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele erst ein- und dann wieder ausgeladen worden. Als Begründung wurde Zieglers angebliche Nähe zu Muhammar Gaddafi genannt.

Für die Autoren ist der Umgang mit dem 76-jährigen Schweizer Intellektuellen inakzeptabel: "Wir empfehlen den Salzburger Festspielen, sich diesmal selbst auszuladen und den Festspielsommer mit der Schmach und der Schande zu verbringen, mit der sie sich überhäuft haben," zitiert "Der Standard" aus der Erklärung.

Mit Hass

Tatsächlich habe Ziegler das Gaddafi-Regime weit differenzierter als andere beurteilt, schreibt die Süddeutsche Zeitung, "sich aber auch immer distanziert." Den Vorwurf, er sei Träger des obskuren libyschen Menschenrechtspreises, weise er als 'Lüge' zurück. Ihm sei der tatsächlich angetragen, aber von ihm postwendend zurückgewiesen worden. Hinter der Falschbehauptung sieht Ziegler, so die SZ, eine Kampagne: Seit er die Hungerlage im Gaza-Streifen vor den Vereinten Nationen anzuprangern verstanden habe, begegne ihm so mancher mit Hass.

Ausschlaggebend für die Salzburger Absage erscheint Ziegler der SZ zufolge der Einfluss der Geld- und Agrarindustrie aus seiner Heimat: Nestlé, Credit Suisse und UBS seien die Druckmacher. Ihnen solle erspart werden, dabei zuzuhören, wie er die Zusammenhänge bei der 'Hungerproduktion' durch die Manipulierung und Monopolisierung der Märkte und Warenströme anprangere. Dabei hätte er gerne 'die bewusstseinsbildende Rolle der Kunst' herausgearbeitet: 'Es braucht ein kollektives Gewissen, um das Massaker des Hungers zu stoppen.'

Der Wüstenstaub fliegt hoch

Zumindest bei Ziegler-Verteidigerin Elfriede Jelinek läßt sich keine übertriebene Nähe zu Libyens Diktator ausmachen. Mitte März veröffentlichte sie auf ihrer Homepage einen Text, der sich unter dem Titel Um die goldene Gams mit den Vorgängen in Libyen auseinander setzt: "In der libyschen Wüste lassen sie es jetzt krachen: der Diktator und seine Brut, seine feschen Söhne, von denen einer schon irrtümlich ein paar Schweizer Hotelangestellte als Sklaven zu halten versucht und verprügelt hat, macht ja nichts, dafür nehmen wir ein paar Geiseln, dafür nehmen wir gleich die ganze Schweiz und teilen sie auf, prügeln ist ortsüblich, üblich, gar nicht so übel in diesem Land, in dem es nur einen Tyrannen gibt plus Tyrannen-Abkömmlingen, einer eifriger im Tyrannensein als der andre, dort lassen die Herrscher jetzt also schlägern, und die Menschen fallen, der Wüstenstaub fliegt hoch, die Menschen fallen in den Staub, zu dem sie aber ohnedies werden sollen, denn dort läßt die Tyrannen-Sippe ihr Volk zusammenkartätschen, zusammenmörsern, zusammenschießen, zusammenbomben, vielleicht damit sie wissen, daß sie zusammengehören," heißt es da unter anderem.

(sle)

mehr meldungen

Kommentare  
Solidarität für Ziegler: keine Kommentare?
Kein Kommentar. Nirgends. Wo seid ihr, vielschreibende, wache Zeitgenossen abendländischer Kulturbetriebskämpfe? Stefan, wo bist Du? Flohbär, wo Du? Arkadij, 123 - wo? Eine andere Elfriede, Nobelpreisträgerin immerhin, noch dazu für Literatur, lädt durch und feuert - und ihr? Schweigt. Haltet ihr Aktien bei Nestlé? Bei Credit Suisse? Bei der Union des Banques Suisse? Bei den deutschen Rüstungskonzernen? Habt ihr Karten für die Salzburger Festspiele teuer erworben und wollt euch den Spaß nicht verderben lassen? Was zum Teufel ist es, das eure seidenwurmartige Wortproduktion erstarren macht - hier, wo doch nun wirklich etwas anzumerken wäre?
Solidarität für Ziegler: Hinweis auf Perlentaucher
sehr geehrter herr steckel,

möglicherweise halten sich die kulturbetriebskämpfer auch deswegen zurück, weil die gemengelage doch um einiges unübersichtlicher ist, als sie glauben. deswegen hat sich die redaktion auch im wesentlichen auf die dokumentation der angelegenheit in der meldung beschränkt. das schwierige verhältnis von jean ziegler zu gaddafi beleuchtet zb. heute ein text von thierry chervel im perlentaucher, den ich sehr lesenswert finde.
http://www.perlentaucher.de/blog/
(aus technischen gründen kann hier nicht direkt verlinkt werden, deswegen link bitte kopieren.)

freundliche grüsse
Solidarität für Ziegler: eine Posse sondergleichen
Jean Ziegler, so meldet salzburgORFat., soll zudem jetzt doch seine
Rede halten auf einer von den österreichischen GRÜNEN angeregten
"Alternativveranstaltung".
Abgesehen von der "Gemengelage" ist der bloße Vorgang der Einladung
und Wiederausladung eine Posse sondergleichen, als wäre Jean Ziegler
über Nacht der Ladenden bekannt geworden -egal, was man im Einzelnen von Herrn Ziegler halten mag, das hat ganz sicher ein Geschmäckle (schon vom bloßen Vorgang her, wohlgemerkt !) und läßt den Einfluß der besagten Konzerne nicht unwahrscheinlich erscheinen, von denen ich im übrigen weder Aktienpakete halte noch Karten für Salzburg zu kaufen ernsthaft erwogen habe (ich bin Schichtarbeiter, halbtags, da muß man seine kulturbetrieblichen Rasereien schon sorgfältig kanalisieren, momentan beschränke ich mich auf Kiel).
Herrn Ziegler mit der Begründung, ihn selbst schützen zu wollen, auszuladen, ist eine besondere Perfidie (die ich durchaus verabscheue, wenn es sich so zugetragen hat), die noch einmal gesondert "gewürdigt" gehört. Unglückliche Reden, siehe Kehlmann,
hat es ja schon zuvor gegeben, und wahrscheinlich sind auch mehr Menschen auf den Act "Kehlmann" gespannt gewesen denn auf einen Fachmann in Sachen Theater, will sagen: die Ladende bemüht offensichtlich Schutzbehauptungen !.
Solidarität für Ziegler: Handke-Stück interessiert mehr
Zusatz:

Klar, dann beginnen die kulturbetrieblich verstrahlten Nervenbahnen wieder ihr spiegelstrichsprachspielendes Feuerwerk:
Herr Ziegler nannte Frau Burgstaller einst eine der wenigen Sozialistinnen, denen es ernst ist, Frau Burgstaller wußte, wen sie lud und erst recht, daß der Gast sich ganz bewußt wohl bevormundet sehen muß, wenn jemand ihn vor Gefahren zu schützen vermeint zu müssen, für welche der Gast gerade bekannt ist, sie ganz bewußt zu suchen, hätte die Rede jemals so viel Wirbel entfachen können wie qua Ein- und (!) Ausladung ?- zumal die Hörer der Rede eigentlich unter sich zu sein vermutet werden, könnte also
einvernehmlich "Buh" gerufen werden oder gänzlich lediglich zur Kenntnis genommen: Erstaunlich schlecht beraten, der "Nestle-Club", wenn er da jetzt Druck ausgeübt haben sollte, ja: erstaunlich !
Jetzt erst wird die Rede vielleicht gehört werden, diskutiert wird sie "schon"/schon jetzt; allerdings gebe ich mich hier dann doch einmal als Hardliner: das Handkestück, zu dem ich jetzt qua Standard-Ziegler-Artikel nebenbei noch ein Interview mit Jens Harzer fand, interessiert mich ungleich mehr als diese Rede, zumindestens auf nachtkritik de.; ist Herr Handke jetzt unsolidarisch, wenn er das Stück nicht zurückzieht, Herr Steckel ?!
Solidarität für Ziegler: Herr Steckel, wo bleibt Ihr Beitrag über Salzburg?
Lieber Frank-Patrick Steckel,
ach so, werden wir jetzt plötzlich wieder vermisst? Ich hatte in der letzten Zeit nicht den Eindruck. Dass die Nato wieder nach Afrika fliegt, habe ich bereits angemerkt, da war es eigentlich noch nur eine „Allianz der Willigen“. Allerdings halte ich mich hier tatsächlich etwas zurück, da man ständig zurechtgewiesen wird, wenn man sich scheinbar zu weit vom eigentlichen Thema entfernt. Stuttgart, Japan, China, Palästina, Libyen etc., man kommt aus den Erregungszuständen gar nicht mehr heraus. Ich muss hier aber nicht immer den Moralonkel spielen, Elfriede Jelinek hat alles dazu gesagt. Wie ist denn Ihre Meinung zu Libyen? In diesem Falle eine Meinung zu vertreten, die sich außerhalb des allgemeinen Konsenses bewegt, würde von Mut zeugen, nicht die Erregung darüber, dass es hier keine Meinungsäußerungen gibt. Das war ich bisher von Ihnen nicht gewohnt.
Zur sogenannten Allianz der Willigen. Einer wie Nicolas Sarkozy hat nichts Besseres zu tun, nachdem er Gaddafi erst hofiert, dann von ihm brüskiert wurde, nun in den ersten Bomber zu steigen und es ihm so richtig heimzuzahlen. Ich möchte hier nicht näher auf die Rolle von Bernard-Henri Lévy eingehen, da das nur wieder zu unnützen Missverständnissen und Nebenkriegsschauplätzen (wie der um Jean Ziegler) führt. Siehe dazu in Spiegel-Online die S.P.O.N.-Debatte zum Beitrag in der 3sat-Kulturzeit. Nur soviel, Gaddafis Haltung gegenüber den Juden ist bekannt, man muss das nicht weiter vertiefen. Man kann tatsächlich nicht mehr objektiv entscheiden, was wahr ist und was nicht, siehe den von Esther Slevogt genannten Artikel im Perlentaucher. Die Interessengemenge sind hier sehr unübersichtlich geworden. Was man aber wissen könnte, mit was für Waffen schießt denn nun Gaddafi sein Volk zusammen? Doch nicht nur mit Raketen aus Russland oder China. Übrigens ist neben Frankreich, Großbritannien und Italien auch Deutschland unter den Waffenlieferanten. Interessanter Nebeneffekt, deutsche Soldaten könnten mit deutschen Waffen getötet werden, vielleicht hat u.a. das die Bundesregierung bewogen, sich in der UNO zu enthalten.
Die Liste der Gäste und Gastgeber des großen Beduinen kann man übrigens beliebig verlängern, nicht nur Jean Ziegler gehört dazu, nein auch Tony Blair, Silvio Berlusconi, König Juan Carlos, Romano Prodi, Gerhard Schröder, Wladimir Putin und auch der Jörgl Haider war mal da. Eine durchaus illustre Schar, die Auftritte waren meist bühnenreif inszeniert. Man hat noch vor ein paar Jahren auf Gaddafi als Verbündeten gegen den Migrationsfluss aus Afrika nach Europa und den islamistischen Terror gesetzt, nun hat er sich, welch Wunder, selbst als Terrorist entpuppt. Er ist nicht der erste irre Diktator, auf den man reinfällt. Gaddafi ist seit seiner Machtübernahme von beiden Weltsystemen umgarnt worden. Erst vom Ostblock hochgerüstet und bis zum Waffenembargo 1986 auch u.a. von Frankreich und Italien beliefert, besorgten das, nachdem der Wolf Kreide gefressen hatte, auch wieder andere Staaten Europas und der Welt. Wie in Salzburg, um wieder aufs eigentliche Thema zurück zu kommen, standen und stehen hier wirtschaftliche Interessen im Vordergrund und der Einfluss im Nahostkonflikt. Wenn Gaddafi weg ist, wird sich zeigen, wie ernst es Europa und Amerika mit der Demokratisierung in Arabien ist und welche Rolle Deutschland dabei einnehmen kann.
Im Übrigen sind mir die Salzburger Festspiele schnurz. Was sollte mich daran interessieren? Eine reine Klüngelveranstaltung, von der schon der ehemalige Schauspielchef Thomas Oberender sagt, dass es die „schmerzhafteste Zeit“ seines Lebens war und selbst Jürgen Flimm („Hier habe ich fast meinen Enthusiasmus verloren“) ziemlich entnervt hingeschmissen hat. Die jetzige Einflussnahme von Politik und Wirtschaft ist in Salzburg kein Einzelfall, schon Bertolt Brecht wurde dort verhindert. Herr Steckel, wo bleibt Ihr engagierter Beitrag, Sie kennen sich mit den Interna besser aus, ich schreibe ja doch nur wieder Gewäsch.
Solidarität für Ziegler: die Macht von TINA
Jean Ziegler wird sicher nicht aufgrund seiner angeblichen Nähe zu Gaddafi ausgeladen. Zumal er sich immer für die "planetarische Zivilgesellschaft" und damit für die Menschen aus Fleisch und Blut gegenüber diktatorisch-feudalistischen Regimes bzw. den "unsterblichen Giganten" (Noam Chomsky) der transkontinentalen Finanz-, Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsgesellschaften ausgesprochen hat.
Es gilt, jegliche Form totalitärer Macht zu bekämpfen, inklusive der abstrakten bzw. virtuellen Macht des TINA (= There is no alternative), welches vom globalisierten Finanzkapital propagiert und aggressiv verteidigt wird. Zur Not lädt man die dikussionsfreudigen Skeptiker eben gleich von vornherein wieder aus. Denn - Zitat Ziegler:
"Die 'unsterblichen Giganten' widmen sich nur einer einzigen Tätigkeit: der Suche nach dem größtmöglichen Profit in der kürzestmöglichen Zeit. Sie versuchen gar nicht erst, zu überzeugen. Warum sollten sie auch? Sie beherrschen die Märkte und den Medienapparat, was für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung unerlässlich ist. Warum sollten sie sich damit abquälen, die Halsstarrigen überzeugen zu wollen? Warum sollten sie ihr Handeln erklären, das sich von selbst versteht und aus der Natur der Dinge ergibt? In ihren Augen ist das eiserne Schweigen, womit sie sich umgeben, völlig natürlich. Für die Kombattanten der Hoffnung stellt dieses Schweigen ohne Zweifel ein Problem dar. Wie kann man es aufbrechen?"
(Quelle: Jean Ziegler, "Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher")
Solidarität für Ziegler: Handke kennt derlei Anfeindungen
@ AZ
Peter Handke sind solche Anfeindungen, wie die gegen Jean Ziegler, nur zu gut bekannt. Ich denke, er wird nicht all zu viel darauf geben. Es geht immer noch um die Kunst, das Zeichen von Jelinek, Turrini und Scharang ist ausreichend deutlich. "Immer noch Sturm" wird mit Sicherheit ein Höhepunkt der sonst doch sehr beliebig gewordenen Festspiele sein.
Solidarität für Ziegler: Dank für die Nachfrage
Lieber Frank Steckel,

Hans Ziegler ist eine beachtenswerte Persönlichkeit. Gerne lese ich Interviews mit ihm. Sich differenziert zu ihm zu äußern ist, sehr schwer und erfordert einiges an Vorarbeit. Tatsächlich ist die Lage, Lybien betreffend im Zusammenhang mit seiner Person schwer durchschaubar. Da mir die Salzburger Festspiele zur Gänze gleichgültig sind, ich habe sie noch nie, in Zahlen "zero" besucht, sehe ich keinen gesteigerten Anlass mich zu äußern. Auch mein früherer Wegbegleiter Oberender ist mir irgendwie in all "Dem" abhanden gekommen. Flimm habe ich nie kennengelernt. Von Stötzner bekam ich den ersten Hinweiß über facebook. Und dachte "tja"! Denn wer wäre so kühn aus Salzburg etwas anderes zu erwarten?! Sie etwa ?!

Zudem hat sich die Situation auf "nacktkritik" spürbar verändert. Da wird schon das ein oder andere Tüchlein und Mäntelchen über Kommentare gelegt. Und da ich erst im Oktober ein Buch herausbrachte, dass im März auf der Leipziger Messe vorgestellt wurde, zugleich dabei bin einen neuen Theatertext zu beenden, der sich mit Wichtigerem beschäftigt als Festpiele...in wo noch mal...habe ich hier zwar viel gelesen, aber wenig kommentiert. Ich schlage mich nicht so gerne mit kleinbürgerlicher Zensur herum. Denn ich lebe immer noch in einer freien Demokratie und finde auch andere Wege meine Stimme zum klingen zu bringen.

Aber Dank für die freundliche Nachfrage. Und hoffentlich posten Sie noch einen guten Beitrag zu Hans Ziegler. Ich werde ihn sicherlich lesen.

Ihr

123
Solidarität für Ziegler: Auslagerung der Rede
@ Stefan (7) und F.P. Steckel

Ja, wohl wahr!
Wäre auch schade, wenn diese ungewöhnliche Uraufführung, Dimiter Gotscheff, nicht Claus Peymann, wird die Regie führen!, nicht zustande käme, Herr Harzers Interview hat bei mir allemal eine gewisse Vorfreude geweckt.
Salzburgs Eigenheiten sind ja auch nicht erst seit gestern bekannt, und es hat da in der Vergangenheit gewiß ua. schon gutes Theater und häufig eben obendrauf ne Menge Querelen gegeben: der Name Thomas Bernhard mag da durchaus hinreichen.
Ich glaube, nach einem Ort für die "ausgelagerte" Rede Herrn Zieglers wird noch
gesucht. Vielleicht kann sie ja im "Theaterlabor Bremen" gehalten werden und wie die Rostocker "Effi Briest" als Live-Stream übertragen -man könnte die Rede zB.
zwischen zwei Inszenierungen platzieren zB. von "Familiengeschichten Belgrad" und
"Die Fahrt im Einbaum" etcpp.-.
Das soll jetzt nicht als Provokation erscheinen, Herr Steckel, es könnten auch andere Bühnen Ideen zu dieser Rede entwickeln- sie ist nun einmal jetzt eine Art frei gewordenes Radikal: wäre ich ein Künstler ungefähr Ihren Schlages, ich würde mich möglicherweise auch in Form "künstlerischer Umsetzung" dafür interessieren.
Solidarität für Jean Ziegler: Frage nach dem Gehorsam
Liebe Frau Slevogt,
nehmen wir an, die Vorwürfe gegen Jean Ziegler wären berechtigt und seine Dementis unwahr.
Nehmen wir an, Frau Burgstaller habe davon nichts gewusst, als sie Ziegler einlud.
Gibt es selbst dann nicht glaubwürdigere Orte für die Distanzierung von Menschen, die sich nicht hinreichend von Diktatoren distanziert haben, als just jene Institution, deren langjähriger und bis heute gefeierter Intendant zwei Mal der NSDAP beigetreten ist und die einst Hermann Josef Abs als Eröffnungsredner einlud?
Würden Sie den Verdacht ganz von der Hand weisen, dass es weniger die Nähe zu Diktatoren und Kriegsverbrechern als der vorauseilende Gehorsam gegenüber Sponsoren war, was Frau Burgstallers Gesinnungswandel bewirkt hat? Ich frag ja nur und empfehle eine genauere Sichtung der politischen Entscheidungen dieser patenten Sozialdemokratin.
Liebe Grüße
Thomas Rothschild
Solidarität für Jean Ziegler: Neues oder nichts Neues
ach herr 123 könnten sie uns nicht ein wenig von ihrem theatertext
hier posten, denn wir sind naturgemäß alle ziemlich neugierig, was ein so kluger und früher hier vielschreibender Autor neu geschrieben hat

was meinen sie mit tüchlein und mäntelchen über kommentare gelegt
und dass sich die situation auf nachtkritik spürbar verändert hätte, denn das entzieht sich meinem verständnis und meiner kenntnis...
Solidarität für Ziegler: geringe Halbwertzeit
Zugegeben, der Kommentar enthielt einige Schreibfehler - dem versäumten Korrekturlesen geschuldet - aber musste er deshalb mit einer „Halbwertzeit“ von wenigen Stunden wieder verschwinden. (...)

(Anm. Werter Nomos, die Frage, welche Berichterstattung als "israelfreundlich"
einzustufen ist, so denn ein solcher Allgemeinbegriff überhaupt einen fasslichen Inhalt hat, und umso mehr die Frage, ob eine Krake mit einem Kopf und vielen Armen hier am Wirken ist, wollen wir auf nachtkritik.de nicht diskutieren. Mit freundlichen Grüßen für die Redaktion, Christian Rakow)
Solidarität für Ziegler: beharrliche Orientierung am Einzelfall
@ 12

Nun, "Nomos", es scheint so, als hätten Sie versucht, in dem offenbar einkassierten
Artikel etwas "allgemeiner" gehalten zu argumentieren, nennen "wir" das Kind ruhig beim Namen: in Richtung "Verschwörungstheorie".
Wenn Sie, wie ich jetzt einfach einmal vermute, Interesse daran haben, an dieser Stelle gewissermaßen eine Art "Logenhaftigkeit" bestimmter, immer undurchsichtiger sich gestaltener Vorgänge (wie undurchsichtig war zB. so manches in Hamburg erst kürzlich !!) herauszustellen , ja, zu kritisieren, so ist mir das nicht vollends unverständlich, wie oft hat "man" so das Kafka-Gefühl vor einem Publikum, das, genauer betrachtet, Abzeichen tragend, nach genauer Choreographie applaudierend, anfeuernd hier, buhend, bellend dort ("Der Prozeß") agiert, seine ersten ungelenken "Sichtungsschritte" anzusetzen !
Nur zu Nachtkritik kann ich aus eigener Erfahrung auch anmerken: Die Redaktion ist keineswegs ein einheitlich gerichteter Haufe, der, wenn überhaupt, lediglich gezielt polarisiert ("Devide et impera", eine Formel, die ganz Nordafrika gut kennt, ich habe meine nordafrikanischen Kollegen diesbezüglich einmal interviewt, siehe "Ceterum censeo cathaginem esse delendam" - im Lateinunterricht beliebt für die Darstellung der Gerundivkonstruktion); und wenn er es im Stile der "Logenhaftigkeit" wäre, so änderte sich auch nicht allzuviel: nichts ist und bleibt schlagender und erfolgversprechender als die beharrliche Orientierung am Einzelfall, von Mal zu Mal und immer wieder: das ist, wenn Sie so wollen, meine feste Überzeugung.
Wenn Sie zur Verallgemeinerung fähig waren, die hier nicht interessiert und nur den Falschen überhaupt nützen könnte, denke ich, so nehme ich an, haben Sie genügend Unterfütterung aus solchen Einzelfällen wohl herangezogen, und es sollte Ihnen ein Leichtes sein, Ihren gestrichenen Beitrag ohne verallgemeinernde Attitüde
und Injurie auf den Einzelfall dieses Threads hin zurückzuübersetzen, und: für so eine Reformulierung, die sich mit dem Verhalten Einzelner, siehe den Einwand Herrn Rothschilds (er schreibt das auch in einem Standard-Thread !), interessieren sich dann vermutlich hier schon einige Personen und -ich möchte fast sagen: gewiß- auch die nachtkritik de.-Redaktion (wie ich vermute, denn der Thread ist ja hier immerhin eröffnet worden, einen ungewöhnlichen Ein- und Ausladevorgang kritisch zu befragen)..
Solidarität für Ziegler: zur Gemengelage in den Medien
Ja, die Gemengelage im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Jean Zieglers Beziehungen zu den „Führern dieser Welt“ ist – zunächst - unübersichtlich wie Esther Slevogt (2) schreibt. Das wäre an sich aber noch kein Grund – nachdem Licht im Dickicht des Dschungels geschaffen ist - für J. Ziegler nicht Partei zu ergreifen.
Licht in das Dickicht! Ein Versuch.
Der von E. Slevogt empfohlene Text im Perlentaucher von Thierry Chervel trägt wenig zur Aufklärung bei. Wiederholt er doch „nur“, nein verstärkt gar das Gerücht der besonderen Nähe Jean Zieglers zu Gaddafi, in dem er - nach eigener Darstellung - im wesentlichen das von UN-Watch zusammengetragene Material als Grundlage, gegen Jean Ziegler interpretierend ausführt.
Da neben wird die Presse wegen unterlassener Berichterstattung über diese (verwerfliche) Nähe beschimpft.
Keine wirkliche Aufklärung also.
UN-Watch, die Ziegler in den Salzburger Nachrichten vom 4.4.11 als „Zweigbüro des American Jewish Committee, der Likud-Filiale in den USA“ beschreibt, habe, so Ziegler, seid seiner unnachgiebigen Kritik gegen die Palästina-Politk Israels, ab 2004 diese Vorwürfe immer wieder erhoben.
Im Perlentaucher-Text werden insofern Versäumnisse der Presse beklagt, die nicht im eigenen Sinne, nicht in das Horn derer blasen, die Ziegler in der Gaddafi-Ecke sehen wollen.
„Die SZ hatte noch ein paar Wochen vorher ein Interview mit Ziegler gebracht, in dem dieser sich frech als Libyen-Experte aufspielen durfte und den Westen dafür kritisierte, dass er in Libyen nicht eingriff.“ Heißt es da.
„Ziegler war einfach ein Liebling unserer Zeitungen. Noch im Januar war er der Zeit ein liebevolles und ausführliches Gespräch wert.“ Heißt es weiter.
Was aber steht im Zeitinterview vom 3.1.2011.
Ziegler spricht über Pol Pot, als einer seiner größten Irrtümer, über S. Hussein der ihn einst umarmte, über andere Despoten dieser Welt, die er traf. Offene Bekenntnisse, die die „angedichtete Nähe“ zu Gaddafi in einem anderen Licht erscheinen lassen. Ist mit dem „Despoten-Treffen“ schon die geistige Nähe insinuiert?
Kalkuliert der Perlentaucher-Verfassser nicht mit der nachlässigen Sorgfalt des Lesers, nicht jeder Quelleangabe nachzugehen.
Liegt hier des Pudels Kern in der (einseitigen) Darstellung der vermeintlichen Nähe Zieglers zu Gaddafi.
Mutet es nicht schon fast „harmlos“ an, wenn jemand, wenn Ziegler, in der „Zeit“ einräumt einst Pol Pot geglaubt zu haben gegen die Nähe zu Gaddafi, die zwischenzeitlich ebenso wie die vermeintliche Nähe zu Pol Pot und zu anderen Despoten dieser Welt längst bekannt und als Irrtum eingeräumt und in sein Gegenteil geschlagen ist.

Der ursprünglich schnell dahingeschriebene, (harmlos) als Anmerkung titulierte, Dreizeiler, der mit einer „Halbwertzeit“ weniger Stunden hier vom Bildschirm verschwand, endete mit der Bemerkung, dass der Einfluss derer, die Ziegler in die Gaddafi-Ecke zu drängen trachten, offensichtlich, krakenähnlich, bis nach Salzburg und bis in die Kommentarstuben der Weltpresse reichen.

Es ist hier in „Nachtkritik“, da es den Rahmen sprengen würde, sicher nicht der Ort einseitige Berichterstattung in der Presse zu brandmarken. Alle Facetten des Jean Ziegler zu beleuchten und zu hinterfragen.
Eine einseitige Berichterstattung aber als Krake zu beschreiben, dürfte nicht abwegig und durchaus als legitim zu bezeichnen sein.
Solidarität für Ziegler: Konkretion wurde vernommen
Vielen Dank, Nomos, für die klärenden Worte !
Scheinbar war das hier nur heiße Luft, oder zB. Herr Steckel hat jetzt das Einige, das
hier zu sagen wäre, nicht von ihm ??, bereits vernommen.
Verstehe hier wieder einmal nicht ganz, was gerade vor sich geht, aber wollte nicht
versäumt haben, Sie wissen zu lassen, daß ich Ihre Konkretion gelesen habe und hier weiterhin auf "stand by" bin..
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