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Dichtung als mögliche und unmögliche Insel 

von Esther Slevogt

Berlin, 7. April 2011. Ein alter Mann stirbt und wird von den Söhnen in seinem Dreck tot im Sessel gefunden. Es sind zwei ziemlich jämmerliche Gestalten: Eirik, der eine, ist so eine typische, emotional verkümmerte autoritäre Gegenwartsexistenz. Berg, der andere, ein kummerspeckiger Weichling, in dem eine gewalttätige Bombe tickt, die im Laufe des Abends auch hochgehen wird.

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Werner Wölbern & Christoph Franken (hinten)
© Arno Declair

Da stehen sie also nun vor dem toten Vater, dessen häusliche Verhältnisse auf einen hohen Verwahrlosungsgrad hinweisen. Dreck, Dreck, Dreck. Ein stinkendes Zimmer voller Müll und mehreren Katzenkadavern. Was man halt gelegentlich so auf der Vermischtes-Seite liest. Den Männern ist schlecht angesichts des Drecks, und ihrer Versäumnisse. Aber dann sind da noch zwei Umzugskartons mit Manuskripten. Gedichten, wie sich herausstellt. Der Vater hat also ein enormes Werk hinterlassen. Aber statt zu sichten, zu retten, was möglicherweise schön an diesem Menschen war, versinken die Söhne immer tiefer in dem Dreck, den er hinterließ.

Ecce homo, ecce poeta

So weit, so Nis-Momme Stockmann, dessen Stück mit dem Ettore-Scola-haften Titel "Die Ängstlichen und die Brutalen" nun David Bösch in den Kammerspielen des Deutschen Theaters inszeniert hat. Bösch, Fachmann fürs Melodramatische, fürs existenziell Verdichtete, atmosphärisch Aufgeladene. Und einer wie Bösch ist auch genau der Richtige für dieses Kammerspiel, dem man vorwerfen muss, dass es ein wenig zu selbstgenügsam in existenzialistischen Klischees sich suhlt und mit pathetischer Geste den Abgründen unserer Profanität irgendwelche hehren Gedanken und Dichterworte entgegen schleudert. Und zwar geradezu mit archaischer Dichterzornesurschreileidenspose. Ecce Poeta!

Bösch nimmt das alles sehr ernst und nicht ernst zugleich. Holt aus dem, im Text nur angedeuteten Familiendrama, das sich im Angesicht des toten Vaters zwischen den Brüdern entspinnt, ein Maximum an Konkretion (und Situationswitz) heraus. Und hält doch eine gewisse Distanz zum Stoff und seiner Drastik, der so immer wieder eine parabelhafte Überhöhung erfährt. Patrick Bannwarts Bühne tut ein Übriges. Erst das armselige Sterbeambiente mit totem Vater, der als Vogelscheuche im abgeranzten Sessel kauert. Irgendwann hebt sich eine Wand und gibt den Blick auf einen spitz zulaufenden Raum voller Müll frei, an dessen schwarze Wände mit Kreide existenzialistische Reizworte gekritzelt wurden, die aus den (von Bösch weggelassenen) väterlichen Dichtungen stammen.

Das Symbolische abrasierter Schnurrbärte

Und doch ist es ein Abend, den man mit zwei drei Strichen sofort niederschreiben könnte: Klischees, Klischees, Klischees, wohin man blickt. Stockmann greift ziemlich tief in den Mustopf aktuell grassierender Sehnsüchte nach dem verlorenen Paradies des Wahren, Guten und Schönen. Die Beweisaufnahme ist deshalb schnell abgeschlossen. Nicht nur der verschiedenen küchenpsychologischen Einschübe wegen, die im Gewand der letzten Dinge um die Ecke geschlichen kommen: Träume von Spinnen, toten Müttern und bösen Katzen, gewaltsam abrasierte Schnurrbärte, weil sie traumatische Vatererinnerungen wecken. Gattinnen, die der Schwere ihrer deutschen Ehemänner auf den Flügeln indischer Segelfluglehrer entkommen sind.

Auch die Vorstellung von der Dichtung, die gegen die stinkende Wirklichkeit ankommen muss, und auf der dann doch von deren grobschlächtigen Vertretern nur herumgetrampelt wird. Bösch inszeniert das auch hübsch plakativ, lässt die armseligen Söhne sich immer wieder in die Kisten mit den Texten fläzen, in ihnen ignorant herumwühlen, darüber schlürfen. Das ist natürlich allerpathetischster bürgerlichster Künstlerkitsch.

Ambivalente Wahrnehmung

Und schließlich die Söhne, wie sie da so stehen und schlechte Figuren abgeben: Werner Wölbern als autoritärer Mittelmäßling mit unkontrollierten Affekten und einer ziemlichen Portion Selbstmitleid. Christoph Franken, als speckiges, komplexbeladenes Riesenbaby mit Bomberjacke und philosophischen Anwandlungen, der sich vor seinen Ängsten immer wieder unter der Pudelmütze versteckt, und aus dem am Ende nicht nur apokalyptische Dichterworte brechen, sondern auch wahre Mordlust sich schließlich im Müllberg entlädt. All dies ist so fett aufgetragen und vorgespielt, dass man gelegentlich unter den Sitz zu rutschen droht.

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Trotzdem ist ein komischer Effekt dieses Abends, dass man ihm auch immer wieder gespannt zuhören muss, gleichzeitig tiefstes Misstrauen gegen den Stoff und die eigene Wahrnehmung empfindet, angerührt und abgestoßen auf einmal ist. Dass man sich auch fragt, ob wir nicht längst viel zu zynisch und abgebrüht für solche Stoffe sind. Ob die auf dem Theater gezeigte Welt nicht das direkte Ergebnis dieses Zynismus' ist. Ob wir also solche Dichter wie Stockmann dringend brauchen. Oder eher nicht.

 

Die Ängstlichen und die Brutalen
von Nis-Momme Stockmann
Regie: David Bösch, Bühne: Patrick Bannwart, Kostüme und Mitarbeit Bühne: Merle Vierck, Dramaturgie: John von Düffel, Licht: Ingo Greiser.
Mit: Werner Wölbern, Christoph Franken.

www.deutschestheater.de


Die Uraufführung von Stockmanns Stück fand im November 2010 im Schauspiel Frankfurt statt. Es inszenierte Martin Kloepfer. Mehr zu Stockmann gibt es auch im nachtkritik-Archiv.

 

Kritikenrundschau

"Bösch hat radikal gestrichen - die lyrischen und philosophischen Partien fast ganz. Das Ergebnis: Achtzig Minuten spannendes, dichtes Menschentheater", schreibt Ulrich Weinzierl in der Welt (13.4.11), der sich als Zeuge einer Rehabilitierung des Stücks durch den Regisseur fühlte. Der Abend beginne als schwarze Komödie und gleite sacht hinüber ins Tragische. Und "auch wenn im zweiten Teil des kurzen Abends Begriffsbombast und gehobene Plattheit lauern - die Ouvertüre verrät Meisterschaft mit ihrem Zwiegespräch ineinander verhakter Monologe, den abgebrochenen Sätzen, die eben nicht alles mitteilen müssen, um zur Gänze gehört zu werden." Patrick Bannwarts Bühnenbild trage zur atmosphärischen Verdichtung bei. "Der schwarze, nach hinten spitz zulaufende Raum öffnet sich Schicht um Schicht den Blicken und der Fantasie." Fazit: "die zweite, eigentliche Uraufführung".

Von aufgeplustertem Pathos-Trash spricht Dirk Pilz in der Berliner Zeitung (9.4.2011) der weder Stockmanns Stück noch Böschs Inszenierung so recht etwas abgewinnen kann. Der Abend kreise um die ewige Frage: "Warum? Warum immer ich. Warum diese Scheiße - diese ganze Scheiße?" Unter Verwendung verschiedenster, man könne auch sagen: unentschiedenster Spiel- und Szenenmittel baue Bösch die Angelegenheit zusammen: "Der Anfang: Klobürstenkomödie, das Ende: Trauerspiel, dazwischen: Psychominidrama", wie das eben so sei im Pathos-Trashtheater. Einzig den Schauspielern gesteht der Kritiker mildernde Umstände zu, "denn ihnen gelingt das Kunststück, den Figuren Würde und Kontur zu verschaffen. Man muss das bewundern." Stockmann und Bösch wollten das Große, Wahre, Tiefe verhandeln; Franken und Wölbern zeigen es uns so konkret und kantig wie möglich, um das Große, Wahre, Tiefe wenigstens vor den gröbsten Peinlichkeiten zu bewahren."

Zäh findet Christine Wahl im Berliner Tagesspiegel (9.4.2011) den Abend, die daran besonders bemängelt, dass die bedeutungsschwangere Symbolik von Stück und Inszenierung kaum je an Tiefenschärfe gewinnt. Den Schauspielern wird allerdings Hochklassigkeit bescheingt.

Das Stück "verheddert sich in der ziellosen Aneinanderreihung leer laufender Dialoge und poetisch schwülstiger Traumerzählungen", schreibt Peter Laudenbach (Süddeutsche Zeitung, 12.4.2011). Und David Bösch arrangiert das "eher desinteressiert und lässt seine Darsteller mal in die Comedy, mal ins aufgeregte Gefuchtel trudeln". Fast wirke es, "als wüssten alle Beteiligten, dass der Text nicht zu retten ist, also hangeln sie sich routiniert durch kleine Nümmerchen, bis der 90minütige Abend überstanden ist".

Kommentare  
Die Ängstlichen, Berlin: schizophrene Lücke
Ob wir nicht längst viel zu abgebrüht und zynisch für solche Stoffe sind? Warum fragen Sie nicht, ob das Pathos, das Sie da zu spüren glauben, ganz einfach falsch ist? Aufgesetzt? Warum fragen Sie nicht, ob es das Ergebnis eines Schreibens ist, das ganz pragmatisch den Markt bedient (und ihn zugleich verteufelt, weil das halt am Theater, wo der kritische Geist herrscht, so üblich scheint und gemacht werden muss, will man erstgenommen sein). Das passt so haargenau in die schizophrene Lücke in der die Theatermacher landauf landab hocken, zwischen Pflicht zur Kasse und den Rest an kritischem Bewußtsein ohne den man vom Feuilleton nicht durchgewunken wird. Da muss man sich nicht selbst für seine Abgebrühtheit peitschen.
Die Ängstlichen, Berlin: merkwürdig unentschlossen
Das Problem an diesem Abend ist weniger das Stück selbst, das eine durchaus bemerkenswerte Komplexität aufweist und sich immer wieder selbst hinterfragt, als an Böschs Inszenierung. Bösch weiß nicht so recht, was er mit dem Stoff anfangen soll, eine merkwürdige Ratlosigkeit und Unentschlossenheit durchzieht den Abend. So ist das am Ende nicht Fisch und nicht Fleisch und was an guten Ansätzen im Stück vorhanden ist, verpufft einfach.

Mehr: http://stage-and-screen.blogspot.com/
Die Ängstlichen, Berlin: mehr Mut zur Meinung
...ich mache es kurz: pseudointellektuelles kindertheater, substanzlos, die charaktere sind nicht ausgearbeitet, deren entwicklungsgeschichte kaum greifbar, spürbar. die publikumsclaqueure verhielten sich gewohnt unkritisch - MEHR MUT ZUR MEINUNG!
Die Ängstlichen, Berlin: zu viele Metaebenen
also wenn das "das Ergebnis eines Schreibens ist, das ganz pragmatisch den Markt bedient" muss ich sagen: das ist aber ganz schön am markt vorbei bedient. der zuschauer ist nicht so doof, wie manche denken mögen (auch wenn es häufig das klatschvieh miemt). pathos kann auch subtil und deshalb treffender eingesetzt werden! dieser stoff hat viel potential und an diesem abend hatte es herzlich wenig mit dem zynismus des publikums zu tun, dass sich dies nicht vermitteln ließ.
ich vermisse immer wieder - auch an diesem abend - die feinfühligkeit und die liebe fürs detail. bei den vielen (...) metaebenen sind die charaktere in den hintergrund gerückt. weder autor noch regisseur schienen sich bei "Die Ängstlichen und die Brutalen" dafür zu interessieren, WARUM die figuren sagen, was sie sagen und handeln, wie sie handeln. ich war enttäuscht - auch vom dt! mehr substanz bitte!
Die Ängstlichen, Berlin: warum das Kindertheater schmähen?
@stephan: was hat ihnen denn das kindertheater getan, dass sie es als synonym für schlechtes theater benutzen müssen?
Die Ängstlichen, Berlin: Hoffnung
Soweit ich das Stück bislang kenne, liegt es nahe, Prospero an dieser Stelle beizupflichten; es sieht wirklich so aus, als könnte hier inszenatorisch ein durchaus aufrührender Abend erreicht werden, jedenfalls nicht weniger "aufrührend" als zB. das, was über die Briefmarkensammlung des verstorbenen Vaters mit den beiden Brüdern in Kieslowskis "Dekalog" vor sich geht !
Allerdings sollte "man" möglicherweise dabei nicht ganz außer Acht lassen, daß an
dieser Stelle immerhin einmal das gewagt und durchgeführt wurde, was teilweise von
KritikerInnenseite beim diesjährigen Körber-Studio bemängelt wurde, daß nämlich
hier ein noch recht junger Regisseur sich eines noch recht jungen Dramatikers angenommen hat (der Name Stockmann fiel dabei explizit, und Herr Bösch ist ein ehemaliger Körber-Studio-Sieger !): möglicherweise fehlt die Wucht von "Drei Leben"
(auch hier das Sterbethema !!) gewissermaßen als eine Art "missing link": ich hoffe,
das Stockmannstück in einer "solchgearteten" Fassung einmal sehen zu können.
Die Ängstliche, Berlin: Scheiß-Kommentare & Gebrüll
was soll das.. ? ein stück, das sich nicht entscheiden kann.. ein regiseur, der sich nicht entscheiden kann.. schauspieler, deren leistung ich nicht erkennen kann, zwischen den vielen "scheiß"-kommentaren und dem gebrülle. ein weiteres DT-experiment, wie lang kann zeit sein.. wie viel ist dem berliner publikum noch zuzumuten. ein halb leerer zuschauersaal ist zumindest schon mal ein kleiner hoffnungsschimmer. elend und öde - wie zuletzt fast immer.
Die Ängstlichen, Berlin: das Durchwinken des Feuilletons
Keine Chance Arkadij, durch dieses Stück weht so tief der schwere Atem von Beckett, dass da kein hochrangiger Regisseur mehr Lust verspüren wird, diese hohlen, ausgelutschten Signifikanten noch mit Leben zu füllen. Was das Durchwinken des Feuilletons betrifft, das ist bereits seit der Frankfurter Uraufführung in vollem Gange. Aber es ist eher ein Durchwinken zur Tour zurück auf die Provinzbühnen, vielleicht kommt das Stück ja irgendwann auch in Kiel an. Wenn die neue Form der Dramatik bedeutet, jegliche Relevanz zu verweigern, ist das Stockmann hier bestens gelungen. Dem Markt wird es egal sein, Allgemeingültigkeit und Nachhaltigkeit sind mit diesen gesichtslosen Figuren allemal gegeben, die Frage ist nur, wie lange der Zuschauer das noch mitmacht. Man kann sich die eigene Autorenschaft auch schön reden, nur wird Stockmann so irgendwann als Schaumschläger nicht als großer Dramatiker enden. Es ging ihm um das Anliegen des Autors, als Seele seiner Arbeit, dieses Stück ist seelenlos und ein Anliegen nirgends greifbar. Stockmann zieht seinen Figuren ohne ersichtlichen Grund, plötzlich den Boden unter den Füßen weg, sie straucheln und stürzen nun ziellos in der einsamen Gedankenwelt ihres Autors herum, aussichtslos der totalen Leere ausgeliefert.
Die Ängstlichen, Berlin: Enttäuschung
Ein erstaunlich schwaches Stück, verblüffend unspannend inszeniert und von den Darstellern im Verlauf immer unkonkreter gespielt. Eine grosse Enttäuschung.
Die Ängstlichen, Berlin: Brustton höchster Emphase
@ Stefan

Naja, ich habe die Kritik zur Uraufführungsinszenierung auch gelesen und bin nun wahrlich kein ausgesprochener "Stockmann-Fan" -sie selbst sahen ihn bislang sogar eher positiver als ich für mein Empfinden-, noch
viel weniger ein Anhänger des Hypes, den es da unfraglich um ihn gab, dennoch habe ich immernoch den Eindruck, daß diese "hohlen,
ausgelutschten Signifikanten" (wie Sie es nennen) gerade etwas bergen, das möglicherweise halbseiden-roh-lächerlich-aufgesetzt
anmutet, aber gerade dadurch, daß es ums Verrecken kein Beckett mehr sein kann, die blanke Angst vor Peinlichkeit offenbart, die
eingefahrenen Wege unserer "Kreuzfahrerwolfskins und Mackerabreviaturen": am Einzelfall orientiert, kann ich hier nur
mutmaßen, daß etwas von dem Gefühl "uns" durchaus beschleichen sollte mitunter, wenn zB. ein Mensch, den wir häufiger auf der Straße treffen
und teilweise aufgegeben haben, abschütteln zu wollen noch, plötzlich mit Emphase den "Mythos von Sisyphos" geradezu mit dem Brustton höchster Emphase als die Entdeckung seines Lebens preist
und unverhohlen zu predigen anhebt, dahinter schon eine Welt des "Where to go, where to sit, where to read, where to die", die gänzlich mutlos stimmen könnte; in diesem Lichte aber gibt es am Camus und den neuen Jünger möglicherweise eher weniger auszusetzen.
Und wie oft schon mögen "Arkadijs" genauso peinlich berührend auf andere, gebildetere und hauptstädtischere Menschen gewirkt haben !
Es kommt mir der Gedanke fast, Herr Stockmann habe sich hier nicht geschont, sich zu den zwei Seelen in seiner Brust zu bekennen und den schlimmsten Pfad im Selbstbild im Doppel bis zum Ende "durchzuspielen"-so meine Anmutung bisher-:
besteht auch dafür keine Chance, möchte ich das Stück in Kiel auch nicht unbedingt sehen; andererseits könnte man es sogar als ein Indiz für die Richtigkeit Ihrer Vermutung lesen, daß Herr Stockmann zum Beispiel nach Kiel kommen könnte (besser: sein Stück), da Herr Stockmann in der Zeitung des Kieler Theaters noch hoch gepriesen wird im Zusammenhang mit der Lunghuß-Inszenierung von "Das blaue blaue Meer" in Frankfurt, und Herr Lunghuß hat ja heute die "Cäsar"-Premiere (in diesem Zusammenhang die Stockmannnennung) ! Und da Herr Karasek einen nicht ganz unbekannten Vater hat, könnte so ein Vater-Sohn-Stoff hier sogar auf interessante Weise naheliegen, oder ??
Freue mich sehr, daß der Nachfolgeabend Sie mehr als "entschädigen" konnte ! Grüße aus der Provinz, als die sich Kiel ums Verrecken entweder selbst sieht oder nie und nimmer, dazwischen gibt es mitunter: nichts !.
Die Ängstlichen, Berlin: den anderen Weg versuchen
deutschland deine besten dramatiker...
und wenn man herrn stefan trauen kann, und ich vertraue ihm auch -
also nichts weiter als schaumschlägerei und kein großes drama, und es überrascht mich nicht - -
was kann man aber auch von stockmann (der doch noch ziemlich jung ist) und anderen erwarten in unserer zeit?! -
seelenlose schaum-schlägerei auch vielfach am theater auf den bühnen, so weit ich da etwas sehen kann.
schwerer atem von beckett ist gut gesagt, allzu-schwerer atem würde ich sogar meinen, wenn man den einfluss und die wirkung becketts auf die theater-welt und auf viele dramatiker bedenkt (schopenhauers pessimistisches denken in seiner auswirkung auf das werk von beckett sollte nicht übersehen werden).
passend für unsere zeit allgemein:
vielleicht ganz gute ansätze, aber doch so eine merkwürdige ratlosigkeit und unentschlossenheit - und es ist wahr, wir sind längst viel zu zynisch geworden und abgebrüht für mehr - -
... und ergebnis eines schreibens, das ganz pragmatisch den markt bedient - -
man ist versucht herrn stockmann zuzurufen:

versuchen sie doch den anderen weg! -
aber er weiß es ja selbst - und vertut doch sein Talent, und das tun die meisten anderen auch - -
Die Ängstlichen, Berlin: anderwärtig aufmucken
@ stefan: wieso haben Sie denn nicht gebuht oder anderwärtig "aufgemuckt"?
Die Ängstlichen, Berlin: warum dieser Text?
Ich kann eigentlich nur sagen, das was ich gesehen und gehört habe, fand an den Kammerspielen des DT statt. Ich war neugierig und gespannt, später sehr verblüfft, noch später sehr wütend und viel später beleidigt. Ich bin müde nach Hause gegangen. Wenn es das ist, was man aus einem Hype heraus noch erarbeiten kann, fällt mir nichts mehr zu ein. Schade das alles. Ich bin nicht beleidigt und müde von Stockmann, nein, er tut, was er kann. Es macht mir zu schaffen, dass dieser Text inszeniert wird, im DT angekommen ist. Wo führt das hin? ... Für mich ist Stockmann auch kein junger Autor mehr. Er ist keine 23 und wir reden nicht von seinem ersten oder zweiten Stück... Aber gut. Ich kann hier nur Kommentare lassen, Entscheidungen fallen woanders... Ich bin neugierig von der Dramaturgie zu erfahren, warum man sich für diesen Text entschieden hat und hoffe auf Antwort.
Die Ängstlichen, Berlin: Ich war wohl in einem anderen Stück
da muss ich wohl die alte leerformel, da war ich wohl in einem anderen stueck bemuehen. das der text von stockmann durchaus nicht sein staerkster ist ist ja schon seit der urauffuehrung bekannt. dass ein text bei der zweitaufführung durch behutsame eingriffe ploetzlich stark und packend erscheint ist erstmal sehr erfreulich. dass es endlich mal ein abend ohne hippe theatermittel ist ist ebenfalls erfrischend. dass dann noch zwei so starke schauspieler zu erleben sind hat mich gluecklich gemacht.
Die Ängstlichen, Berlin: nachdenklich, sehenswert
Überall nur Miesepeter!Gibt es denn hier niemanden, der wie ich, einen nachdenklichen, durchaus sehenswerten Theaterabend mit zwei herausragenden Schauspielern erleben konnte? Warum ist Zeitgeist nur negativ? Das Bühnenbild war erschütternd gut, man spürte den Ekel bis in den Polstersitz!
Die Ängstlichen, Berlin: mehr Ibsen als Beckett
Zwei Protagonisten, eine (mehr oder weniger) hermetisch abgeschlossene enge Welt, Ausweglosigkeit, existentialistische Themen, natürlich läuft da wie bei Pawlows Hund der Speichel, oder um das krude Bild zu übersetzen: kommen die Beckett-Vergleiche. Nur: Ich kann ich Stockmanns Stück wenig bis keinen Beckett erkennen. (Dass in der zeitgenössische Dramatik Beckett ebenso automatisch mitschwingt wie Shakespeare, geschenkt). Becketts Theater ist eines des Abstrakten, es geht eben nicht mehr um individuelle Schicksale oder konkret Menschliches, der existentialistische Exkurs geschieht auf einer ganz anderen Ebene. Davon spüre ich bei Stockmann nichts, da ist nichts Abstraktes, das ist dramatisch sogar recht konservativ. Da steckt mehr Ibsen drin als Beckett.
Die Ängstlichen, Berlin: Hamm, Clov, Dick und Doof
Lieber Prospero, da haben Sie recht, Stockmanns Stück ist konservativ und altmodisch (nicht im negativen Sinne) und so musste es Bösch auch inszenieren, ihn und die Schauspieler trifft keine Schuld. Ibsen ist nie konservativ, aber ich will hier keine Wildente auf dem Dachboden mit Zettelergüssen in Umzugskisten vergleichen. Das Geheimhalten von Lebenslügen und das Desinteresse am Anderen in der kleinbürgerliche Familie sind zwei verschiedene Sachen. Mit der Lebenslüge hatte sich Stockmann schon in „Kein Schiff wird kommen“ beschäftigt. Hier beklagt er das Desinteresse am Privaten, Verlust von Würde und gegenseitiger Achtung, auch ein ewiges Thema von ihm. Aber wie er das tut, erinnert eben sehr stark an Beckett, ich meine nicht das Stockmann Beckett imitiert. Er nimmt seine beiden Protagonisten aus der Welt heraus und stellt sie in einen Raum, die Verbindung nach außen ist aber weiter gegeben, zumindest per Telefon. Dennoch sind beide unfähig mit der Außenwelt zu kommunizieren. Beide sind hier gefangen, obwohl die Tür ständig offen ist. Das ist natürlich ein Kniff, um die Situation letztendlich auch in dieser Art und Weise wie geschehen, eskalieren zu lassen. Das nebenbei auch Lebenslügen verhandelt werden, ist fast schon nebensächlich, beide erkennen nichts, bleiben in ihrer Angst gefangen. Das wirkt aber irreal, absurd und erinnert daher an ein finales Endspiel. Leider werden hier aus den Beckett-Figuren Hamm und Clov nur Dick und Doof.
Die Ängstlichen, Berlin: wie geht das zusammen?
Wie jetzt, der Text war schlecht, aber die Schauspieler waren gut? Also ich komme nicht mehr klar...wie geht das denn zusammen?

Und der Urschrei soll von Nis-Momme Stockmann kommen? Das ich nicht lache...
Die Ängstlichen, Berlin: kein dramaturgischer Nebel
Dass dieser Text im DT nachgespielt wird, unglaublich. Wie er nachgespielt wird, sowohl was die Inszenierung angeht als auch das Spiel - unglaublich. Das alles ist so peinlich, dass man es nicht glauben kann. Weniger als Mittelmaß in jeder Hinsicht. Vielleicht hätte man den Autor nicht so in den Himmel heben dürfen, aber die Förderinstitutionen brauchen eben ihre Shootingstars. (…) Das Sympathische an Stochmann ist ja, daß er keinen dramaturgischen Nebel verbreitet wie seine Kollegen Schimmelpfennig, Loher, Heckmanns und wie sie alle heißen, bei denen das schreiberische Defizit hinter klugen Formalismen verborgen wird. Bei Stockmann tritt es offen zutage.
Die Ängstlichen, Berlin: hilfloses Rumstehen
Lieber Stefan, die Verbindung zwischen Stockmann und Beckett ist ein bisschen wie die zwischen sagen wir Botticelli und Picasso. Beide malen Frauen. Ende der Gemeinsamkeiten. Natürlich ist Stockmann ohne Beckett ebenso wenig zu denken wie Picasso ohne Botticelli, aber das gilt für jeden zeitgenössischen Dramatiker. Beckett ist im Hintergrund immer da, wie eben auch Shakespeare immer präsent ist. Natürlich war Ibsen in seiner Zeit nicht konservativ, heute ist ein Theater in seinem Stil aber natürlich genau das.

Zu Bösch ist zu sagen, dass mein Problem nicht darin besteht, wie er inszeniert. Es ist eher, dass er m. E. gar nicht inszeniert, weil er nicht weiß, was er mit dem Stück, über dessen Qualität sich trefflich streiten lässt, anfangen soll. Und so lässt er seine Schauspieler weitgehend hillos in der Gegend rumstehen.
Die Ängstlichen, Berlin: helfende Hand für den Zuschauer
Hilflos sind mitunter nicht nur die Schauspieler. Auch der Zuschauer braucht hin und wieder eine helfende Hand. Denn der wundert sich nur, ein Telefon ist zum telefonieren da. So einfach ist das. Warum hat der Regisseur den Schauspielern denn das nicht gesagt?
Die Ängstlichen, Berlin: Menschen stehen und sitzen halt
ach oh jeh...das stockmann ein sehr guter autor ist, hat er bewiesen. dass das dt sich fuer seine texte interssiert ist bekannt, dass man deswegen etwas macht von dem man ueberzeugt ist ist schoen. das auf einer buehne herumgestanden und gesessen wird ist klar. so ist da mit den menschen, sie stehen, sie sitzen, sie schreien , sie fluestern. der ist halt altmodisch der mensch und in dem sinne ist auch das stueck und die inszenierung altmodisch..aber dann mag ich das altmodische sehr.schoen dass es das gibt. und oh je, wie sie einige relevante autoren der deutschen gegenwartsdramatik in einen topf werfen und verurteilen ist schon bemerkenswert und leider nicht polemisch sondern dumm.
Die Ängstlichen, Berlin: Klischees und falsches Pathos
Aus dem Standpunkt der Dummheit nur so viel: Der Text von Stockmann ist angenehm altmodisch, weil er sich nicht um den ganzen postdramatischen Zauber und seine Wirkungen schert oder diese bewußt ignoriert. Aber so gern ich es anders sähe: Der Text verheddert sich so schrecklich in Klischees und falschem Pathos, daß man sich nur fragen kann, wie eine Dramaturgie des hochwohlgeehrten DT so einen Text NACHSPIELEN lassen kann. Wär doch toll, wenn die diese Wahl hier mal begründen würden. Geht es da um den Namen des Autors? Und ein Dietmar Dath, der einen Auftrag schrieb fürs DT, wenn ich recht informiert bin, wurde wegen mangelnder Qualität nicht gespielt?
Die Ängstlichen, Berlin: Hoffen auf Antwort
wie schon in 13 geschrieben: ... Ich bin neugierig von der Dramaturgie zu erfahren, warum man sich für diesen Text entschieden hat und hoffe auf Antwort.
Die Ängstlichen, Berlin: ein wenig Kunstgeschichte
Oh, jetzt wird es wissenschaftlich, lieber Prospero. Betreiben Sie etwa auch noch Kunstgeschichte? Sie vergleichen da aber schon ein bisschen Äpfel mit Birnen, trotzdem ein interessanter Vergleich, Sie verblüffen mich. Da lassen Sie zwei der vielleicht berühmtesten Maler der Kunstgeschichte gegeneinander antreten und ich muss mich jetzt wohl oder übel für einen von beiden entscheiden, um meinen Vergleich bezüglich Stockmann aufrecht erhalten zu können. Also wenn Sie mich nun so direkt fragen, würde ich die Venus oder irgendein Marienbild von Botticelli einer schiefen Frau in blau oder einer Demoiselle d’Avignon von Picasso vorziehen. Wobei das unfair ist, da ich auch Picasso sehr mag. Botticelli steht ja so ziemlich einzigartig in der Malerei der Frührenaissance, mal abgesehen vom späteren Ausnahme-Multitalent Leonardo da Vinci. Die gesamte europäische Kunstgeschichte hat die italienische Renaissance, die wiederum auf die griechische Klassik zurückgreift als großes Vorbild. Der Bruch erfolgte erst mit dem Beginn der Moderne in Kunst und Literatur. Auch da gibt es wieder bestimmte Vorreiter in der Malerei, Cezanne und Monet könnte man vielleicht nennen. Picasso hat sich in seinem vielgestaltigen Werk auch wieder mit früheren Epochen der Kunstgeschichte auseinandergesetzt, ohne aber nur zu kopieren, wie beispielsweise die Präraffaeliten, sondern ein sehr bedeutendes eigenständiges Gesamtwerk geschaffen und nebenbei noch eigene Stile wie den Kubismus entwickelt. Was hat das nun mit Stockmann zu tun, werden Sie sich fragen. Nun, soviel, als dass in der Kunstgeschichte alles mal wieder kommt und es schwer sein dürfte, heute noch etwas wirklich Revolutionäres auf die Bühne zu stellen. Gesetzt den Fall die wohl proportionierten Frauen von Botticelli stünden für Ibsen und die schiefen Perspektiven (was ja auch nur einer bestimmten Phase entspricht) von Picasso für Beckett, so bewegt sich Stockmanns Stück Ihrer Meinung nach also eher im Bereich Botticellis, womit Sie im konservativen Stil Stockmanns, der in der Zeit der Frührenaissance eher als revolutionär gelten dürfte, durchaus recht haben könnten. Stockmann will aber etwas Neues schaffen, eine Dramatik die sich nicht an großen Themen und Zeichen orientiert. Er greift aber in seinem neuen Stück ungeniert in die Psychokiste eines C.G. Jung oder schafft klaustrophobe Räume und absurde Situationen wie Beckett. Erst war es Ibsen jetzt ist es Beckett, ich kann da noch nicht viel Neues außer der unbedingten Willensbekundung erkennen. Nach dem Tod von Heiner Müllers hat es in Deutschland bei den Jungautoren ordentlich gemüllert, habe ich gestern beim 5-Uhr-Tee in der Akademie der Künste gelernt. Tja, nun ibst`s und beckett`s eben mal wieder.
Die Ängstlichen, Berlin: Text gelesen?
Wieviele von Ihnen haben diesen Text tatsächlich gelesen?
Die Ängstlichen, Berlin: Kein Gleiches kehrt wieder
unglaublich was da gebracht wird. wirklich höchstes kunstgeschichtliches niveau und verständnis.
vergleiche zu ziehen botticelli/ibsen, picasso/beckett - -
(wem würde das, der nur einiges kunst- und kulturverständnis hat, einfallen?!)

in der kunstgeschichte kommt eben nie etwas gleiches wieder,
das eben macht ja kunst (wenn sie als eine solche genannt werden kann) aus.
Die Ängstlichen, Berlin: das reicht
@ 27
Na ja, Äpfel und Birnen, sagte ich doch. Aber ansonsten stimmt doch alles, oder, Herr Kunstzweig der Kultur?
@ 26
Und seit wann ist es Pflicht des Zuschauers die Texte vollständig zu lesen? Das besorgt doch die Dramaturgie und hier war es schließlich der Chef persönlich der gestrichen hat. Auszüge vom Gestrichenen stehen im Programmheft. Das reicht eigentlich.
Die Ängstlichen, Berlin: sinnleer
ich wollte mittels der zeichnung und der farbe, da sie nun einmal
meine waffen waren, immer tiefer in die kenntnis der welt und die
menschen eindringen, damit diese kenntnis uns alle mit jedem tag
freier mache... ja, ich bin mir bewußt, daß ich mit meiner malerei
wie ein wahrer revolutionär gekämpft habe... (picasso)

und nun becketts werk, was vermittelt es weitgehend? -
sinnleere, überdruss und aussichtslosigkeit...
Die Ängstlichen, Berlin: abermals Beckett
so was fort zu nennen
so was schreiten zu nennen
fort-schreiten
hypothesen zu nennen
so was fragen
ohne es zu glauben
ich sagen
ohne es mich zu fragen

wer nun?
wann nun?
wo nun?
Die Ängstlichen, Berlin: Kitsch oder Kunstgewerbe
@kunst, ein zweig der kultur: manchmal kommt doch gleiches wieder, nur schlechter. das nennt man dann kitsch oder kunstgewerbe.
Die Ängstlichen, Berlin: Beckett? Botticelli?
@29

Ich befürchte, Sie verstehen so viel oder besser wenig von Beckett wie ich von Botticelli :-)
Die Ängstlichen, Berlin: noch ein Vergleich
@Stefan

Ein kunstgeschichtlicher Exkurs lag mir fern, dafür bin ich in diesem Fach dann doch zu sehr Laie. Es war ein eher plakativer Verglich, der ohne Zweifel ein bisschen hinkt. Botticelli war auch falsch, vielleicht hätte ich eher Courbet etc. nennen sollen, aber da sind mir wenig Frauenportraits bekannt. Ibsen ist sicher auch nicht ganz korrekt, an wen mich Stockmann wirklich erinnert ist eher Albee. Und da hätten wir ja auch den Beckett-Bezug :-)
Die Ängstlichen, Berlin: Scheindebatten
ich hab bei den ganzen kommentaren das gefühl, niemand macht sich die mühe, wirklich auf das stück einzugehen. jedenfalls gibt es einige interpretationen, die sich mir erschlossen haben und bei der diskussion einfach unter den tisch fallen.
außerdem denke ich, die meisten hier sitzen in irgendeinem elfenbeinturm und erwarten höchste künste, ohne aber die messages der stücke selbst in ihrem leben umzusetzen. das ganze mutet an wie eine scheindebatte von selbsternannten nachwuchsintellektuellen.
mir hat das stück übrigens gut gefallen.
Die Ängstlichen, Berlin: irren und schweifen
ein lob für prospero! endlich einmal einer...
ganz im gegensatz zu dem herrn äpfel + birnen

was würde ich tun
ich würde wie gestern wie heute tun
durch mein kulturelles bullauge schauend
ob ich nicht allein bin
beim irren und schweifen (oder schwafeln)
fern von allem leben
in einem puppenraum (oder purpurnen pumpenraum,)
der kunst
ohne stimme inmitten der stimmen
die mit mir eingesperrt

und stockmann - STOCKMANN!
Die Ängstlichen, Berlin: Bullauge sprich!
Nun gut ean, bleiben Sie ruhig weiter in Ihrem Puppen/Pumpenraum und schauen durch Ihr kulturelles Bullauge in die Realität aber irgendwer/etwas muss dabei auch mal rauskommen.
Die Ängstlichen, Berlin: noch einmal gefragt
2 mal lese ich die Frage? "Ich bin neugierig von der Dramaturgie zu erfahren, warum man sich für diesen Text entschieden hat und hoffe auf Antwort". Was haben Sie zu sagen, John von Düffel?
Die Ängstlichen, Berlin: Irrtum
...vielleicht einfach im Redaktionssystem geirrt...das ewige Chaos mit den Mailadressen...
Die Ängstlichen, Berlin: Warum, warum?
Und ich frage auch ein drittes, aber dann auch letztes Mal: "Ich bin neugierig von der Dramaturgie zu erfahren, warum man sich für diesen Text entschieden hat und hoffe auf Antwort". Mich interessiert nicht der Kampf zwischen Picasso und Boticelli, auch nicht die Schlacht im Pumpenraum. Ich stelle eine, glaube ich, einfache Frage. Ich stelle die Frage auch nicht aus einer vielleicht angenommenen Gehässigkeit heraus, sondern weil ich es wirklich erstmal nicht verstehen kann, warum so ein Stück so in die Kammerspiele gelangt. Durch eine Antwort könnte mir das evtl. klarer werden. Wenn nun keine Antwort kommt, nehme ich das auch als Antwort und denk mir meinen Teil. Wäre aber gut, wenn man dazu stehen kann, was man entschieden hat. Also gut, so warte ich wieder.
Die Ängstlichen, Berlin: beste Werbung
Zu dem hat das DT noch nicht begriffen, wie gut es für sie ist sich hier zu äußern. Kostenloser gibt es einfach keine bessere Werbung.
Die Ängstlichen, Berlin: Neid, Ungunst, Spott
Sie sind alle etwas putzig. Niemand kann den Text anhand einer Bühnenfassung bei der mehr als die Hälfte gestrichen ist (und dabei bleibt weder Stückabsicht noch Plausibilität der Figurenpsychologie noch Tektonik der Fabel verschont) beurteilen. Wer das doch tun will, hat keine Ahnung: Nicht von Theater und noch weniger von Literatur. Mit so ein, zwei schmierigen Polemiken und ein bisschen Hähme, Verdruss und Neid schreiben sich hier ein paar alte Männer (und Frauen) die Finger wund. Was entsteht dabei? Nur Ekel und Unverständnis bei denen, die es lesen. Es wirkt abschreckend auf die, die an einer konstruktiven Debatte interessiert sind. (...) Wofür soll das gut sein? Text und Regie können so weder in ihrer jeweiligen Position noch in ihrer Zusammenarbeit besprochen werden. Und wo darf mal ein Gespräch über den Inhalt, das Thema stattfinden (wofür so ein Theaterabend doch früher einmal der Impuls sein sollte)? Nur Spott und Langeweile und Neid und Ungunst und Hähme und alles aus Unkenntnis und Pauschalität heraus (weil man zynisch ist und auf die Dinge und das sie mal besser waren schimpfen will) uh - da rollen sich einem die Fußnägel auf.
Die Ängstlichen, Berlin: was gefällt?
@normalo und frage, beschreibt doch mal was euch an dem stück so gut gefällt. ihr seid ja mitten drin. ich habe es gelesen und gesehen und bin maßlos enttäuscht. (...)

(Hinweis an @Gegenfrage: es wurden bereits umfassende Meinungen darüber geäußert, was an dem Abend nicht gefällt. Wir haben Ihren Kommentar gekürzt, um die Frage ernst zu nehmen, was anderen denn gefallen hat. die Redaktion/sik)
Die Ängstlichen, Berlin: Zollbeamter auf Kunstkontrolle
Das ist doch ein cooler Abend. Wieso das wichtigtuerische Insitieren auf irgendwelche Dramaturgenstatements? Was versprechen Sie sich denn davon? John Player, Sie klingen mit Verlaub, wie ein Zollbeamter auf Kunstkontrolle. Einer wie Sie wäre wahrscheinlich der letzte, dem ich eine Auskunft erteilen würde. Bösch und die DT-Dramaturgie haben das Beste für Stockmanns-Text getan, das sie konnten: Die väterliche Lyrik radikal weggekürzt und ihr somit das Mysterium zurück gegeben, dass Stockmanns Dichterautismus ein wenig zu sehr durch Überdeutlichkeit strapazierte. Was wollen Sie da noch hören, aus der DT-Dramaturgie, was Sie nicht selber sehen können? Oder können Sie am Ende nicht sehen?
Die Ängstlichen, Berlin: erstarrt befragt
@moni....oh, danke für den hinweis...zu ihrer beruhigung:
sowohl waren meine hände sonderbar erstarrt und klatschunfähig, als auch wurde ich nach dem stück von einem vertreter eines bekannten stadtmagazins zu meinen eindrücken befragt...
Die Ängstlichen, Berlin: Ausdruck von Meinungen, nicht mehr, nicht weniger
ist schon erstaunlich wie hier getreten und gerammt wird, wie sich hier über die kritik an einem (mit verlaub tatsächlich schlecht inszenierten und dargestellten) stück manche direkt auf den schlips getreten fühlen...da spricht der eine dem anderen kompetenzen ab, belegt ihn mit klischees, beleidigungen und unterstellungen... NICHT VERGESSEN: es geht hier schlicht und ergreifend darum, seiner meinung über das stück ausdruck zu verleihen. nicht mehr und nicht weniger.
Die Ängstlichen, Berlin: viel Geld
Es ist ja eine Sache, den Text zu diskutieren, das haben die Kritiker ja auch schon gemacht, mit eindeutigem Ergebnis. Der Murx muss wohl nicht mehr lange analysiert werden.
Es bleibt aber ein Skandal, dass eine Institution wie das Deutsche Theater Berlin so einen Text durch die Dramaturgie lässt. Nachtkritik ist ja sehr ängstlich geworden, was Angriffe auf solche Institutionen angeht. (Als Blogger muss man sich indes hier offenbar fast jede Beleidigung gefallen lassen.) Aber diese Leute in der Dramaturgie verdienen viel Geld, jeder Zuschauer wird vom Steuerzahler mit 120€ subventioniert. Wo und wie rechtfertigen sich die Verantwortlichen? Und diese Frage ist mit plumpen Beleidigungen a la Anna Log nicht beantwortet.

(Werte(r/s) oh je,
nein, wir sind nicht ängstlich geworden, sondern wir wünschen uns eine sachlichere Debatte, in der nicht negative Adjektive gehäuft werden (das hat mittlerweise zu Genüge stattgefunden), sondern eine Meinung gelegentlich auch begründet wird. Durch Beschimpfungen sind wahrscheinlich auch die beteiligten Dramaturgen kaum zum Dialog zu bewegen, meinen Sie nicht?
MfG, Georg Kasch für die Redaktion)
Die Ängstlichen, Berlin: substantielles Band
@stefan

Richtig geraten. Wir versuchen nur zu vermitteln. Als substantielles Band sozusagen.
Ängstlichen und Brutalen, Berlin: wenn man nicht mal mehr sagen darf ....
@ redaktion...ja ja...aber wenn man hier nicht einmal sagen darf, dass Herr Düffel, der ja bekanntlicherweise, den "Schuh des Manitu" für ein bekanntes Berliner Theater dramatisierte, wahrscheinlich keine Zeit für Debatten auf "Nachtkritik" hat, weil er gerade den "Schuh des Manitu II" koproduzieren muss,...dann heißt dies nichts anderes, als das wir hier keinen Spass mehr haben sollen...und ohne Humor...da geb ich doch leidenschaftlich gerne auf...
Ängstliche und Brutale, Berlin: Drei Mal nachgefragt, keine Antwort
Schade!Ich hatte gedacht, es geht hier um was. Anscheinend wohl nicht. Ich habe drei mal nachgefragt und keine Antwort. Schade.Und was Anna Log betrifft; ich bin Theatermacher, beschäftige mich viel mit Gegenwartsdramatik, kein Zollbeamter, deshalb meine Verblüffung. Und deshalb meine Frage, wieso dieser Text so auf die Bühne gelangt ist. Aber keine Antwort ist auch eine.
Ängstliche und Brutale, Berlin: bin nur anderer Meinung
Ach, oh je. Wo habe ich den plump beleidigt? Ich bin nur anderer Meinung über den Abend und wundere mich über die Penetranz, mit der hier Mancher glaubt, seine Meinung habe den Status einer päpstlichen Enzyklika und er könne mit geradezu inqisitorischem Befehlston hier irgendwelche Erklärungen fordern. Und gestatten Sie, welche Steuerzahlerorganisation hat Sie bitte beauftragt bzw. ermächtigt, in ihrem Namen hier das Wort zu ergreifen. Meine Steuern zumindest stecke ich gerne in Abende wie die von David Bösch.




Liebe KommentatorInnen,
wir glauben, bis hierhin wurde so ziemlich alles gesagt. Die Kritik und die Zustimmung sind herausgearbeitet worden. Die Dramaturgie des Deutschen Theaters ist befragt worden, öffentlich geantwortet hat sie nicht. Aber vielleicht wenden sich diejenigen, die es wirklich genau wissen wollen, direkt an das Deutsche Theater. Die Adresse findet sich auf seiner Webseite. Wenn nicht noch substanziell neue Argumente auftauchen oder ganz großer Widerspruch, beenden wir hier die Diskussion. Für alle Zweifler: es wurde von keiner Seite auf uns Druck ausgeübt.
für die heutige redaktionelle Amtswaltung: nikolaus merck
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