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Die Marx Brothers in Rom

von Michael Laages

Kiel, 9./10. April 2011. Gut – am Schreibtisch in der Dramaturgie und selbst noch in den Ankündigungen des Theaters nahm sich die Idee ja verlockend aus: eines der seltener gespielten Dramen aus Shakespeares reichem Fundus nicht nur neu (und natürlich auch ganz toll jung, frisch und superfrech undsoweiter) interpretieren, sondern es quasi auch "überschreiben" zu lassen, der neuen Les-Art obendrein noch eine neue Schreib-Art hinzuzufügen. Und weil ja der mit derlei Shakespeare-Überschreibungen seit geraumer Zeit recht erfolgreiche Autor Feridun Zaimoglu in Kiel zu Hause ist, hat ihn das sonst eher selten auffällige Theater der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt für den doppelten Cäsar mit ins Boot geholt. Der "Julius Cäsar"-Inszenierung von Marc Lunghuß fügten also Zaimoglu und Ko-Autor Günter Senkel "ihr" Kaisermörderdrama hinzu.

Und gegen die Idee vom doppelten Blick auf den reichlich fremden Stoff ist auch nicht viel einzuwenden; mal abgesehen davon, dass sich die zwingende Notwendigkeit der Beschäftigung mit gerade diesem Stoff nie recht einstellen mag an den beiden Theaterabenden. Dramatisch gescheitert ist das Kieler Projekt nicht an der Idee – sondern an zwei Inszenierungen; einer schwachen und einer, die jeder Beschreibung spottet.

Ein Stammtisch gehörnter Gatten

Anne Sophie Domenz, Absolventin der Hamburger Theaterakademie, nahm sich den neuen Cäsar-Text von Zaimoglu und Senkel vor; und setzte deren Grund-Motiven zunächst zumindest eine kluge Idee entgegen. Zaimoglu und Senkel behaupten, dass sich die Verschwörer gegen den großen Julius weniger dessen bevorstehender Krönung zum Diktator auf Lebenszeit wegen zusammen finden, sondern weil der Potentat die eigene Unfruchtbarkeit (ihm will kein Nachkomme gelingen) durch allgemeines Rumgevögel mit den Gattinnen der römischen Nomenklatura auszugleichen sucht; kein Bund aufrechter Republikaner, sondern eine Art Stammtisch gehörnter Gatten macht sich auf, den Kaiser zu ermorden.

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Domenz ihrerseits kontert diese Zaimoglu-und-Senkel-Idee dadurch, dass sie das Männer-Stück von einem Frauen-Chor spielen lässt, in dem es nur bedingt zu festen Rollen-Zumessungen kommt. Die strukturstiftende Idee mag kraftvoll sein – sie führt aber in der Folge zu nichts weiterem.

Melonen-Massaker

Quälend lange Minuten verschenkt die Regisseurin gleich zu Beginn mit monotonem Heavy-Rock aus den 70er Jahren, wozu mit Gegenlicht und in luftiger Portalhöhe die fünf Römer-Ladies kaum erkennbar, aber mit reichlich Spritzerei ins Publikum eine Melone massakrieren. Huch, wie modern! Später hüllt sie die Bühne quasi abendfüllend in dichten Nebel – und dazu sagen die Damen sehr ordentlich und konzentriert den neuen, eher brockigen Cäsar-Text auf; Sprach-Regie hat in dieser eher überschaubaren Aufführung (eine Stunde lang) eher am Rande statt gefunden.

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Römer-Ladies bei A. S. Domenz © Olaf Struck

Neuere Erkenntnisse über Mann und Frau einerseits und andererseits Macht und Gegenmacht sind darüber hinaus auch aus diesem neuen "Cäsar" nicht zu ziehen; und es bleibt geheim, ob das mit dem kompletten Stück von Zaimoglu und Senkel drin gewesen wäre. Die Hälfte vom Text soll im Papierkorb gelandet sein. Es ist nicht auszuschließen, dass es dafür gute Gründe gab.

Grinse-Bild von Berlusconi

Wie groß wohl der Prozentsatz von originalem Schlegel-Shakespeare gewesen sein mag am Premierenabend zuvor, in der "Fassung", die der Regisseur Marc Lunghuß vom Cäsar-Stoff kreierte? Das wäre vielleicht eine halbwegs interessante Frage – aber dann auch die einzige in einer Inszenierung, die eine blanke Frechheit ist und sonst gar nichts. Wenn je in jüngerer Zeit ein Regisseur zu dokumentieren versuchte, dass ihn Stoff und Thema nicht die Bohne interessierten, dann dieser hier mit diesem Text.

Schon die erste Bild-Idee knallt zwar ins Auge, führt jedoch gedanklich in die Irre: Nachdem uns halbgare Halligalli-Discomucke auf die Theatersessel begleitet hat, füllt die Bühnen-Rückwand ein Grinse-Bild von Silvio Berlusconi. Aha. Dezenter Buh-Protest im Saal – wobei nicht auszumachen ist, ob die Kieler nun eher den italienischen Condottiere nicht mögen oder die Vermutung nicht goutieren, dass in der Folge womöglich zu zeitgenössischem Tyrannenmord aufgerufen werden könnte auf der Bühne.

Keine Sorge, liebe Kieler!

Keine Sorge, liebe Kieler! Was sich da an Verschwörungs-Potenzial versammelt, ist eine Ulk-Nummer nach der anderen – Brutus, Cassius und Konsorten tragen Toga zu schwarzen Halbschuhen und Strümpfen mit Sockenhaltern, und sie verbergen im wallenden Weiß schamhaft Lorbeerkränze, die sie sich so gern aufs Haupt setzen würden. Erst schwuchteln sie eine Weile vor sich hin, dann spielen Brutus und Cassius ohne tieferen Grund (und ohne die nötige Perfektion) die berühmte Spiegel-Szene von Chico und Harpo Marx nach, in der immer einer den anderen nachmacht, halt ganz so, als wäre zwischen ihnen ein Spiegel. Hübsch, aber sinnlos.

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Zebrastreifen bei Marc Lunghuß © Olaf Struck

Es kommt aber viel schlimmer: Später zwängen sich die Verschwörer in vollkommen alberne Zebra-Kostüme. Keine Ahnung, warum. Wenn sie Cäsar gemeuchelt haben, verlieren sie bekanntlich die immerhin denkbare Zustimmung des einfachen Volkes (das hier "Ich bin doch nicht blöd!"-Fähnchen schwenkt), weil Mark Anton die berühmte Demagogen-Rede an Cäsars Grab hält; danach zieht er hier übrigens – heilige Einfalt! – aus dem Sarg ein Maschinengewehr hervor. Auf der Flucht vor Mark Antons Truppen wandelt sich die Aufrührer-Clique zum Fähnlein Fieselschweif und bleibt auch als solches bis zum Ende in der Schlacht von Philippi eine Bande von Blödianen.

Cäsars Geist

Dankbar wird registriert, dass sich die Regie für den Auftritt von Cäsars Geist überhaupt nichts hat einfallen lassen. Dafür kommt Cäsar selber ansonsten in dieser Aufführung gar nicht vor. Geist reicht. Im übrigen liest eine Wahrsagerin die Zukunft aus dem Plutarch, Shakespeares Quelle, und auf dem Einband (in den ersten Reihen gut zu sehen) prangt der Ausleihe-Aufkleber der Kieler Uni-Bibliothek.

Reicht's? Noch lange nicht. Ab und an kommt ein Jung-Darsteller, in goldenen Strümpfen und gleichfarbigem Sporthöschen, mit Brille und Gold-Haar, herein gerannt und tut so, als sei er hier der Regisseur – der unter anderem entscheidet, dass Messer für den Tyrannenmord zu banal seien; stattdessen müssen die bedauernswerten Darsteller nun so tun, als würden sie erst Cäsar (und später sich selber) mit den Turmspitzen kleiner Kirchenmodelle aus Pappmaché erdolchen. Wie gut, dass der Kölner Dom zwei Türme hat – da geht's schneller.

Unfassbar, das Ganze. Das Kieler Publikum immerhin hat sich entschieden, diesen dämlichen Schmarren, dieses Gaga-Gewurschtel aus dem "Quatsch Comedy Club" irgendwie ulkig zu finden. Na gut.

 

Julius Cäsar
von William Shakespeare
Fassung von Marc Lunghuß
Regie: Marc Lunghuß, Bühne: Martin Dolnik, Kostüme: Jennifer Thiel, Dramaturgie: Jens Paulsen.
Mit: Marko Gebbert, Zacharias Preen, Imanuel Humm, Felix Zimmer, Christian Kämpfer, Roman Hemetsberger, Almuth Schmidt, Siegfried Jacobs und anderen.

Julius Cäsar (UA)
von Feridun Zaimoglu / Günter Senkel nach William Shakespeare
Regie: Anne Sophie Domenz, Bühne: Saska Senge, Kostüme: Anne Sophie Domenz, Dramaturgie: Marcus Grube.
Mit: Isabel Baumert, Katrin Bethke, Jennifer Böhm, Ellen Dorn, Claudia Friebel.

www.theater-kiel.de

 

Noch mehr Julius Cäsar? Bei Ivo van Hove war das Stück nur ein Teil der Römischen Tragödien, die vor drei Jahren bei den Wiener Festwochen aufgeführt wurden. Das Gastspiel der New Yorker "Aquila Theatre Company" brachten mit "Julius Caesar" anlässlich des Shakespeare-Festivals einen Hauch von Globe Theatre nach Neuss. Und in der Open-air-Arena der Volksbühne rauschten im Sommer 2009 die Brecht'schen Geschäfte des Herrn Julius Cäsar, in der Regie von Silvia Rieger, an den Zuschauern vorbei.

 

Kritikenrundschau

"Frech und dazu klamaukig-komisch bringt Marc Lunghuß das Stück auf die Bühne", schreibt Herdis Hiller auf shz.de (12.4.2011). Shakespeares Tragödie werde zu einer "Mischung aus Asterix-Comic und Monty-Python-Film mit Verweisen auf Kino, Politik und Werbung. Das Ergebnis sind "Brot und Spiele" - schräg und überzogen, aber durchaus witzig." Die Freude der Schauspieler, "die sich hier mal so richtig austoben können", sei "ansteckend".  Anders sei es bei der zweiten Inszenierung von Anne Sophie Domenz. "Hier steckt nichts an: Die Sprache (...) ist zu kryptisch und die Inszenierung zu anstrengend, als dass der gemeine Theaterbesucher folgen könnte - und wollte".

Kommentare  
2 x Julius Cäsar, Kiel: warum so arrogant?
In den Aussagen stimme ich ja zu, aber warum muss das alles so überaus arrogant daher kommen. Man kann doch auch durchaus eine Kritik schreiben ohne sich den Hohn über die Provinz Kiel so heraushängen zu lassen!
2 x Julius Cäsar, Kiel: zu Recht für dumm verkauft?
Naja: das Kieler Publikum !
Meinem Empfinden nach hat es das leider tatsächlich als "ulkig"
durchgehen lassen, jedenfalls mehrheitlich, und mancher Lacher ist
schlicht verräterischer als es noch ganz andere "Verschwörer" sein
könnten: Wenn Dome zur Selbsttötung ein solches Entzücken auslösen,
dann ist das für mich der pure protestantische Inferioritätskomplex, der sich im nächsten Moment mit "nordischem
Mackertum" über alles -und seien es die prägensten geschichtlichen
Ereignisse und die mühsame Sichtung derselben zum möglicherweise
Gewinn eines jeden ...- erhebt, alles niedermacht, was nicht bei spätestens "2" aus dem Weg ist. So das Gehabe und Getue auf der
"Prachtmeile: Holtenauer Straße", so das nämliche Hordenwesen am
Premierentag bei der "Schiffstaufe der Aida Sol" (einem Kreuzfahrtschiff) am ersten Premierentag: Ganz Kiel war auf den Beinen an diesem Tag; währenddessen im Theater über Dome und ganz offenbar über nicht-flache Hierarchien gelacht wurde, wurde ein Schiff zu "Sailing City" (wie sich Kiel nennt) getauft, das in seinen Ausmaßen jeden Dombau in den Schatten stellt und das sichtlich für Menschen, Kreuzfahrende, gebaut wurde, in deren Reich dann qua Beweglichkeit ihres Domes tatsächlich nie die Sonne untergeht. Um es kurz zu sagen: Ich hatte den Eindruck, daß drinnen und draußen an diesem Tag so ziemlich die eine Schiffstaufe vor sich ging, und so später der Abend, so besser mochte mir Berlusconi dann doch gefallen, war er neben Herrn Laages und mir möglicherweise der Dritte im Bunde, der dann eher nicht klatschte -ich tat es nicht !-: immerhin war dieser, Berlusconi, im Laufe des Abends schon in sämtlichen Bühnenlichtsspektrumfarben angestrahlt worden und erinnerte mich komischerweise an den Kleider-Farbenwechsel der "Lulu" Fritzi Haberlandts: da auf der Bühne tatsächlich eine, ich nannte gestern schon das Wort dafür, zynische Bully-Herbig-Cäsar-Fassung vor sich ging nahm der "Geist" wohl Zuflucht zu solchen Bildern (und Berlusconi neben Lulu, allerhand eigentlich), die uns wohl den Spiegel vorhalten sollte, wie wenig "Capitoloffenheit" wir eigentlich so verkörpern (nehme ich an), uns aber gleichsam in jeder Form dagegen immunisierte, abschirmte, indem Blödheit ausgestellt wurde, fast als wollte man später das Buh erzwingen, das mir durch das dümmliche Buh zum Eingang des Stückes verwehrt schien (auf daß die in den Kieler Theaterzeitungen
ausdrücklich angesprochen Schulklassen dies ändern werden (siehe Theaterpädagogik- das Kieler Theater wirbt mit seinen Cäsars gerade auch in dieser Hinsicht !!): das Wort "Frechheit" Herrn Laages trifft den Punkt: hier wurde ein Publikum offenbar für dumm verkauft und allen Anschein nach mehrheitlich beinahe zu recht,
jedenfalls wenn man so "marktkonform bis verbrecherisch" denken will !
Wie ordentlich war damals dagegen der Studio-La Bute von Lunghuß,
er ist ja bereits das dritte Mal in Kiel zu Werke gegangen !
Aber hier hat er dem Stoff nichts abzugewinnen, nichts: im Gegenteil, er schlägt dem Shakespearetext empfindliche Wunden, als sei er selbst an diesem Abend der Cäsar, dessen Tötung wir beiwohnen, nun gut - dann ist es Berlusconi nicht,er eher ein freundlich lächelnder großer Bruder ..., reduziert Komplexität,
daß es nur krampft und schmerzt, und jede Stelle, die dann wieder gen "Originalschlegelshakespeare" (zB. die Reden des Anton und des Brutus) geht -denn der Abend bietet von allem einen Gran/Gram: ein bissel
Amateurchor der dritten Löschliga, ein bißchen Dekonstruktion (was wie ein bißchen schwanger klingt), ein bißchen Musik, ein bißchen Funkemariechen (das soll vermutlich gen Berlusconifernsehen interpretiert werden), ein bißchen Zebra/Tapir-Ästhetik (Fotopositiv/Fotonegativ), Berlusconi in jedem Lichte und die Lieblinge des Kieler Publikums (verallgemeinern "wir" einmal) endlich mal frisch, fromm, fröhlich, frei -nicht von Geschichtsschwere erdrückt !- in einer "Bully-Herbig-Farce"), jeder Funke "Originalshakespeare" wie Salz in diese Wunden, bei denen völlig offen bleibt, warum sie geschlagen wurden !!
Willkür: blanke Willkür- mein Eindruck !!
Wenn man Berlusconi schon abbildet, dann muß da irgendeine Bewegung
auf der Bühne, die über "Forza Italia"-Rufe aus der Volksmenge hinaus gehen: hier dankt das Theater aber peinlichst ab an diesem
Abend, und vermutlich ist jede Tuttifruttishow des Berlusconischen Fernsehimperiums humorvoller und problembewußter als dieser Abend,
immerhin nimmt Berlusconi sich gelegentlich selbst auf die Schippe und wird so als volksnah empfunden.
2 x Julius Cäsar, Kiel: Fortführung
Fortführung:

Insofern ist es kaum auszudenken, daß "man" in Kiel auch nur im Ansatz auf die Idee verfiele, wie es zum Beispiel bei der Hamburger "Ulrike Maria Stuart" war, im Laufe des Abends das Bild Berlusconis sich wandeln zu lassen zB. zum Conterfei des Hausherren Karasek oder,
wenn schon Zebras herbeizitiert werden, zu Noka Sedarusic (immerhin hatte der THW -und er ist eine Art Rom-Superkürzel !!!-
seinen "Cäsar"-Stoff, das ist noch garnicht lange her).
Die erste Lösung: Karasek, würde insofern sogar naheliegen, nicht nur, weil er sich zum "Generalintendanten" krönen ließ, sondern weil es in der Inszenierung jene Stellen gibt, in denen es an die technische Regie im Haus heißt: "Sönke" - "Andy" (glaube ich), von
Cassius her, und auch der Goldjunge, der wie ein Regisseur daherkommt; dergleichen deutet eigentlich gewissermaßen aufs Haus: hier wäre Potential gewesen, das Publikum unangenehm von der Bühne her zu befragen, statt nach dem Motto "Ich bin doch nicht blöd" selbst zu verfahren: genau dies ist an diesem Abend in meinen Augen geschehen.
Bedenkt man die Seltenheit und durchaus (mehr als historische) Sprengkraft des Stückes, jedem sei die Mankiewiczverfilmung mit Brando, Gielgud, Mason etcpp. wärmstens ans Herz gelegt !! (besser diese zu frequentieren an dieser Stelle als die Marx-Brothers),
bedenkt man seine offene Art der Motivationenfülle handelnder Personen gegenüber, seine Stellung im Renaissance-England: als Shakespeare das Drama schrieb war der spätere Verfasser der Bürgerkriegsanalyse "Behemoth" Thomas Hobbes 11 Jahre alt, so bestehe ich nachhaltig auf der Zynismus-Formel !.
2 x Julius Cäsar, Kiel: Uderzo und Goscinny muss man in Schutz nehmen
Währenddessen die shz vermeldet, daß aus Lübeck die Anregung zu einem
Regionaltarif für norddeutsche Bühnen nach Berliner Vorbild gekommen
sei, ist auch die erste regionale Kritik von Ruth Bender zum Lunghuß-
Cäsar zu vernehmen.
Sie sieht zwar am Ende ihres Textes (auch, wie zwangsläufig !) die Frage aufkommen, "ob sich das alles nicht auch brisanter angehen ließe in diesen Tagen. Als politische Debatte zum Beispiel".
Aber, so konstatiert sie knapp, das sei freilich die weit schwerere
Geschichte.
Nun ja, da kann ich ihr nur zustimmen: das erscheint auch mir ungleich schwerer, ja, die Kieler Inszenierung hat es sich nur allzu leicht gemacht, und so leicht war gewiß die Schaffung des Comics "Asterix" seinerzeit keineswegs: da Frau Bender im Printtext von "Asterixifizierung" schreibt und die Orientierung der Schauspielergestiken bzw. -Bewegungen am Vorbild der unglücklichen Römer dieses Comics ausdrücklich lobend hervorhebt, wo immer sie das gesehen haben will, müssen Uderzo und Goscinny hier ebenso ausdrücklich ein wenig "in Schutz" genommen werden, wie ich finde.
"Star Wars" als Quelle hat sie noch unterschlagen, da ist Cäsar wohl kurz an uns vorbeigezogen im "Star Wars"-Hauptdarsteller-Kostüm, das derzeit auch die VW-Werbung (!) aufpeppen soll: Volkswagen, geil ist geil: Saturn zieht in die Nachbarschaft der Nicolaikirche - dem Mediamarkt "Wir sind doch nicht blöd" wird veritable Konkurrenz erwachsen: das sind die Kieler Verhältnisse drumrum, aber: die spielen ebensowenig eine Rolle wie das Meiste vom Interessanten und Spannenden des Shakespeare-Dramas.
Und so will Frau Bender dann auch eine Spaltung des Publikums ausgemacht haben durch die Inszenierung, und das wird man ihr, der Inszenierung-nicht unbedingt Frau Bender, leider wohl sogar noch zum Vorzug rechnen (wie ich fürchte); sie selbst war ganz offensichtlich auf der Seite der Vergnügten !
Ein Beispiel aus dem Text:
"So intelligent verkleinert läßt sich Shakespeares Historiendrama um den Fall (1599) Julius Cäsars ebenso spiegeln wie Berlusconis irres Italien" - puh, ja, die spinnen die Italiener ... .
"Verblüffend wie selbstverständlich und treffsicher Shakespeare in diesem Bühnencomic an die Gegenwart andockt. Witzig ist das sowieso, schlüssig in seiner Konsequenz außerdem" - puh: "Really ??": witzig und sowieso- nein: traurig, billig, zynisch: durch Frau Benders Kritik eher noch verstärkt zu empfinden für mich: das ist für mich noch das Schlüssigste soweit..
2 x Julius Cäsar, Kiel: dann lieber richtig Trash
Klingt lustig, aber warum macht man aus dem Müll nicht einfach eine richtige Trashinszenierung anstatt zwei Comedyfolgen von Shakesbier sein oder nichts sein, das ist hier die Frage. Zuviel Doppelbock oder Flens dunkel?
2 x Julius Cäsar, Kiel: keine Provinz-Samthandschuhe
@ Jemand
Michael Laages Arroganz gegenüber der Provinz zu unterstellen, ist wirklich mehr als unfair. Wenn ich Nachtkritik richtig beobachte, ist er einer der am meisten herumreisenden Kritiker überhaupt. Sowohl aus den großen als auch aus den kleinen Städten berichtend. Er nimmt halt kein Blatt vor den Mund und fasst die "Provinz"-Theater nicht mit "Provinz"-Samthandschuhen an - aber wollen die das denn?
Übrigens hat derselbe Kritiker, das ist mir in Erinnerung geblieben, irgendwann neulich sehr positiv über das Monologfestival in Kiel geschrieben. Das erste Mal, das ich dachte: Hey, in Kiel geht ja was.
2 x Julius Cäsar, Kiel: ist das aufführenswert?
Wer sind hier die Dramaturgen! Wo bleibt der Intendant? Halten sie diese Inszenierungen wirklich für aufführungswert? Offensichtlich doch. Beschämend! Zurücktreten sollen sie. (...)
2 x Julius Cäsar, Kiel: der lockere Stil
Auch ich bin sicher kein großer Freund des ersten Abends im Kieler Schauspielhaus (insz. von M. Lunghus). Absurd aber ist die Selbstinszenierung des Kritikers. Kritisiert wird etwas, das vollkommen auf die Kritik selbst zutrifft. Was ist das? Selbstgefälligkeit verbunden mit Kurzsichtigkeit?! Dieser scheinbar lockere Besprechungsstil, der genau das wiederholt, was der Kritiker hier, stellenweise zu Recht, bemängelt. Und dann liest man zudem über den Abend danach (den ich leider nicht sehen konnte): "Neuere Erkenntnisse über Mann und Frau einerseits und andererseits Macht und Gegenmacht sind darüber hinaus auch aus diesem neuen "Cäsar" nicht zu ziehen" - wer setzt denn die Prämisse, dass das so sein sollte? Gott Kritiker selbst?!
(...)
2 x Julius Cäsar, Kiel: beschämende Besserwisserei
@carlo rosa:
Es hat auch großen Teilen des Publikums gefallen, auch wenn es Ihnen nicht gefallen haben mag. Aber selbst wenn nicht: Kann man denn nicht mal auch grandios scheitern?! Diese Besserwisserei ist beschämend! Alles kleine Cäsaren hier, die den Spiegel nicht vor Augen haben! Motzen kann jeder!
2 x Julius Cäsar, Kiel: viele Anspielungen
Die Lunghuß-Inszenierung hat sicherlich ihre Längen (wie sie vermutlich jede Inszenierung dieses Stückes haben wird), strotzt dafür aber vor intelligenten Anspielungen und Zitaten, die vielleicht nicht jeder Theaterkritiker mitbekommt, (...) dass die Sache mit den Modellbaukirchen (wie ich vermute) eine ziemlich witzige Anspielung auf das Mailänder-Dom-Attentat auf Silvio Berlusconi von 2009 sein soll; ihm wäre die selbstironische Bespiegelung des Blut-und-Hackfleisch-Regietheaters der Gegenwart aufgefallen ("Na schön, dann eben keine amtliche Sauerei!"); ihm wären die Parallelen zu einem Attentäter-Tölpel-Film wie FOUR LIONS aufgefallen - der hierzulande ja noch nicht mal in den Kinos angelaufen ist, in der Kulturberichterstattung jedoch bereits seit Monaten Thema ist - und vieles mehr. Ich werde mir das Ganze gerne nochmal anschauen, mich gut amüsieren und sicherlich Neues entdecken.
2 x Julius Cäsar, Kiel: Christian Morgenstern weiß Bescheid
"Wenn es einem Kritiker Freude macht, sich einen Schaffenden im Sinne eines Schöpfers zu nennen, so soll man ihm die Freude lassen. Der liebe Gott wird dann schon einmal zu ihm sagen: "Schaffe eine Maus." - "O nein", wird der Kritiker antworten, "so ist nicht die Gabe meines Schaffens. Gib mir ein Nashorn oder ein Känguruh, so will ich dir sagen, was ich daran falsch und was ich daran richtig finde, und auch sonst werde ich noch manches zum Thema sagen, was vielleicht interessanter ist als das ganze Känguruh oder das ganze Nashorn." - "Ja, ja", wird der liebe Gott sagen "das mag wohl sein, aber wenn ich nun so klug gewesen wäre wie du - was hätte ich dann wohl anfangen sollen? Wie hätte ich die Welt wohl aus mir heraussetzten sollen, wenn ich erst etwas bereits Herausgesetztes hätte vorfinden müssen, um mich daran herauszusetzten, oder, anders ausgedrückt, um daran in deiner Weise schöpferisch zu werden?""

Auszug aus "Theater" von Christian Morgenstern
2 x Julius Cäsar, Kiel: Schreiben heißt Neugestaltung
@ Jemand Anderer: Es geht aber nicht nur um das Heraussetzen, sondern ebenso um das Atem- im Sinne von Geist geben. Das heisst, ich bin nicht bloß ein formbarer Klumpen Lehm, sondern es ist mein Geist, welcher mich befähigt, eigenständig zu denken und damit auch den Begriff eines allmächtigen Schöpfers in Frage zu stellen. Schreiben heisst Neugestaltung und damit permanente Veränderung des vermeintlich immer schon Gegebenen.
2 x Julius Cäsar, Kiel: Berlusconi Distinktionen I
@ Modellbauer
Mit Verlaub, warum dann auf den Adler bauen, wenn man so viele Krähen hat: Sie werden dann schon wissen, worauf ich anspiele ! Lebt das Modell "Krähe" !!
Aber, mal ganz ehrlich: das ist nun wirklich meilenweit von "Four Lions" entfernt,
schon in seiner öffentlichen (Vor-) Würdigung mag hier das Indiz hinreichen, daß
"Four Lions" bei gewissen CSU-Politikern am liebsten auf dem Index stünde, währenddessen so eine abgeschmackte Bully-Herbig-Sache niemanden ernsthaft
kratzen kann: allerhöchstens im Sinne von "Belästigen" etwa.
In Kiel fällt es einem Großteil der Bevölkerung meineserachtens schon schwer,
Begriffe wie "Beleidigung", "Kränkung", "Provokation" und "Belästigung" auseinanderzuhalten, Sie werden hier von der Kreuzfahrerschaulustigenschar angerempelt (und als Mann werde ich davon kaum gebärfreudiger) und wenn Sie da ein wenig aufmucken, heißts hochironisch und keineswegs aufrichtig "Sorry, wenn ich Sie gekränkt habe" (man feixt sich was dazu, ganz im Stile der Schauspielercrew des Abends): Hilfts so einer Masse "Mensch" mit der Distinktion "Belästigung" zu kommen oder auf die (im wahrsten Gehwegsseitensinne) Rechtssituation hinzuweisen ?!
Nein, dieser Theaterabend läuft ganz im Stile der "Krokodilstränen über Verkehrsopfer" bei gleichzeitiger Feier des Etwaszuschnellfahrens als Kavaliersdelikt:
alle Wege führen nach Rom - sieht das Publikum sich im Spiegel Berlusconis ?
Gut, ein Modell des Mailänder Doms war bei den Mordwaffen schon dabei, und in diesem Fall glaube ich sogar sofort daran, daß dies als Anspielung gedacht war, Herr Laages hatte ja auch darauf hingewiesen, daß sich auf dem Papier noch sehr lange, sehr vieles "spannend" ausnahm, aber, es kam "Trash", und oben wird es zurecht erwähnt, "Trash" kann großartig aufgehen, und etwas weiter unten ebenso zurecht eingewandt, daß "Trash" auch gut und gerne einmal daneben gehen kann - mir ging es in meinem Einwand keineswegs gegen das Kieler Theater als Provinztrottelbühne oder Herrn Lunghuß als Einfallspinsel; in dieser Inszenierung erscheinen sie mir so, im La Bute seinerzeit war das glatte Gegenteil der Fall: welch eine Studiobühnen-Basketballhallenatmosphäre: da stimmte viel, und Marko Gebbert
war da viel spielfreudiger für meine Begriffe, auch beim Körbe machen, als beim
jetzigen Abend-: nun, ich finde, er geht halt, gerade auch wenn man ihn nur als Trash
nimmt, ziemlich daneben, und für dieses Dafürhalten habe ich schon einige Gründe.
Ja, so fragte ich gerade: Sieht das Publikum sich hier im Spiegel Berlusconis ?
Ist dies Konterfei vielleicht so groß geraten in den Raum gestellt, um gerade das
Publikum hier zu spiegeln (zwingt uns keiner auch, ihn mit Cäsar gleichzusetzen, stehen auch im Film von Mankiewicz Büsten und Statuen en masse herum, der Mord findet vor dem Standbild des Pompeius (!) statt) ??
Aber wäre das nicht spannend: eine Art "Publikumsbeschimpfung" reloaded ???!
Einzig, fast alles, was auf der Bühne getrieben wurde, zog von einer solchen, auch mich möglicherweise aufwühlenden Möglichkeit gerade ab: man lachte über die Tölpel und verlachte eher Berlusconi, als nur im Ansatz, was Klasse wäre, hier in den Spiegel zu sehen: "Wenn ein Affe reinschaut, kann kein Apostel herausschauen", zitiert Kierkegaard irgendwo: genau: zitiert !.
Wie anders beispielsweise die Wirkung, wäre bei der Applausszene in etwa Folgendes passiert: Cassius ruft "Licht aus, Andy".
Andy schaltet das Licht aus (was wohl als Synonym zum "Messerhalten" für den Selbstmordsturz in selbiges gelesen werden darf) und "Sönke" dreht jetzt einen anderen Knopf: "Ahoy, Berlusconi" - plötzlich sehen wir nicht mehr das Standbild, das uns die Aufführung über fast zum sicheren Hafen unserer Augen geworden war,
plötzlich sehen wir einen "Beifall klatschenden Berlusconi" (mag den dann der Doppelgänger aus "Bye, bye Berlusconi" eingespielt haben !!)- welch ein Effekt:
echter und für meine Begriffe dann tatsächlich verstörender Trash !!
Apropos "Bye. bye Berlusconi" : auch ein Trashfilm, irgendwie.
Aber, mit einem sehr ernsten Hintergrund: es ging um die Möglichkeit der Abwahl Berlusconis und um die Mobilisation von Wählerstimmen im Ausland: der Film hat erfolgreich dazu beigetragen, es gab eine Taz-Sonderausgabe seinerzeit !, daß letztlich zur Wahl Prodis gerade diese Auslandsitalienerstimmen das Zünglein an der Waage darstellten. Nun, wir wissen: Berlusconi kam wieder, und möglicherweise
wäre es sinniger, Prodis trottelhafte Koalition im Stile von "Four Lions" zu befragen,
anstatt hier den Islamismus und das Unternehmen des Brutus und Cassius etcpp.
annährend ineins rauschen zu lassen, was im übrigen erst zu erhellen wäre, was dergleichen besagen will.
2 x Julius Cäsar, Kiel: Berlusconi Distinktionen I
(Fortsetzung)

Vielleicht können Sie, lieber Modellbauer, an Argumenten dahingehend basteln, dann
kann der Thread hier möglicherweise noch ganz heiter und von Mal zu Mal anders inhaltlich werden. Und, "last but not least", Antonius spricht diese Worte ja auch: Warum nicht ,
wie oben angeregt wurde, das Ding wirklich in etwa so nennen "Ahoy, Borgiarex -
frei nach Shakespeares "Julius Cäsar" mit beständiger Hinsicht auf Asterix" ?
Schwächt das irgendeine Position ??
"Rust, ein Deutscher Messias" kann das im Titel doch auch ganz gut, ohne sich
"Richthofen", "Münchhausen", "Quax, der Bruchpilot" oder "Top Guns" nennen zu
müssen, um ein Beispiel Richtung "Trash" hinzuzufügen.
Mag sich noch ein Anderer den Kopf darüber zerbrechen, warum man Kränze so gut unter der Toga verstecken kann, der Metalldetektor im Capitol aber das Versteck eines Messers verunmöglicht- wieder so ein völlig alberner Einfall, wie ich finde,
da der Römer nun einmal das Schwert dabeihat wie sonst nur den Phallus, für Fälle, die auch im Norden bekannt sind, Fälle von "Lebber doot as Sklav", oder wie das so heißen mag..
2 x Julius Cäsar, Kiel: Geschlechterkampf, Verschwörungstheorie
Es ist besser einen Text gründlich zu lesen. Das dürfte wohl die Voraussetzung für eine neue Schreib-Art sein. Und man sollte nie den Fehler machen, Überschreibungen mit Zerhacken gleich zu setzten oder besser, man sollte wissen, welche Teile man zu zerhacken hat. Denn nur so kann ein Stück seine Maske fallen lassen. Julius Cäsar, der Titel des Stückes verrät es schon, es geht um einen Namen. Namen haben einen Ursprung, den muss man finden.

Nun sollte man aber auch wissen: Namen sind immer Abstraktionen. Die, die auf den ersten Blick ganz einfach erscheinen, haben eine Geschichte. Und die, die nur Erstaunen erzeugen, haben eine Erklärung.

Zum Julius Cäsar im Geschlechterkampf: Mag sein, dass Julius Cäsar eher der Typ Macker war, aber waren deshalb die Frauen der römischen Nomenklatura gleich Ladies? Das würde in Rom nicht hinhauen. Das Verhältnis von Mann und Frau ist laut der alten römischen Sage von einem Raub geprägt. Wer also neue Erkenntnisse zu diesem Thema sucht, sollte lieber in das Quirinal schauen, nicht ins Obstregal.

Zum Julius Cäsar als Verschwörungstheorie: Brutus und Cassius halten sich gegenseitig einen Spiegel vor, aber doch nicht, um einfach hübsch in der Luft zu fuchteln. Der Mensch braucht ein Medium, um sich selbst zu erkennen. Ein Name kann auch ein Spiegel sein, dann wäre dieser eine zur Sichtung gedachte Konstruktion. Ein Sturm kann diesen zu Fall bringen. Und eine schwuchtelige Loge wird von den Löwen gefressen…

Zu den Zebras…die Wölfin und der Specht, das waren beliebte Tiere in Rom…was haben denn bitte schön Zebras da zu suchen?
Julius Cäsar, Kiel: Bühnenbild war richtig gut
@ 15

Zum zweiten Cäsar werde ich mich gewiß noch äußern, noch habe ich ihn ja nicht
gesehen. Als ich zunächst die Besetzungsliste las, also noch bevor ich Frau Domenz`
Aussagen zur Frauenriege-Besetzung in der KN nachlesen konnte ("Vor Ort" war ja
durchaus ein kleiner Verkaufsschlager !), dachte ich, die Sache könnte in Richtung
"Schwarze Jungfrauen" auf "Römisch" laufen: die (begrenzte und in der Begrenzung durch die Frauen auch teilweise wohl schmerzlich empfundene) Sicht der Calpurnias und Portias und der anderen "Spielerfrauen" auf die Ereignisse - will sagen: spannende Frauenrollen aus der Feder Zaimoglus/Senkels.
Stattdessen das Statement der Regisseurin (sinngemäß): "Es gibt einfach mehr Männerrollen, die etwas hergeben"- daher die Besetzung der Verschwörergruppe durch Frauen.
Der halbe Text Zaimoglus in der Tonne ?
Ein neuer "Schwärmerskandal" ??
Noch höre ich dergleichen weniger, und es stimmt schon ein wenig, daß der Text Herrn Laages durchaus sehr ockhamsrazormäßig mit den beiden Abenden verfährt (auf mein Unverständnis stößt dies nicht, aber der Einwand weiter oben, sich da ganz ähnlich zu verhalten wie jene, denen "man" der Frechheit bezichtigte, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Ich wählte den Terminus "zynisch", weil jede Bereitschaft, den ersten Abend sachlich zu diskutieren, tatsächlich ein wenig droht, derlei Abende zu motivieren, weil offenbar plötzlich diskutiert wird ..., apropos "Ockhams Razor": mir schwante ja am Vortage der Laage-Doppelkritik, daß er sich damit "rumzuärgern" hätte, er war am Premierenabend jedenfalls noch vor mir aus dem Haus, und ich ging knapp an ihm vorbei und setzte mein Handy symbolisch im Vorübergehen als "Rasierer" an -Klinge und Kehle und weltweite Kommunikation: ein Symbol für: "Ich möchte die Kritik jetzt auch nicht schreiben müssen": ich versuchte mich am darauffolgenden Morgen sogar, selbst eine Kritik zu verfassen und scheiterte mal wieder an der nötigen Kürze- ich kann einfach keine Kritiken schreiben (bislang),ich muß schrittweise Einzelnes herausgreifen etcpp. ), und ich will garnicht ausschließen, daß irgendeine Schülerin, irgendein Schüler und nicht zuletzt ich selbst
da auch etwas "Neues" zu Mann/Frau hören wird, zumal Altes auch irgendwo neu wäre im Zusammenhang mit dem selten auf Bühnen angefaßten Cäsarstoff.
Auch von dem zweiten Abend her wird es also vermutlich einige Einzelheiten mehr herauszugreifen geben als Herr Laages dann noch bereit gewesen ist zu tun- daran werde ich mich freilich versuchen.

Zum "Zebra" des ersten Abends stehe ich ein wenig anders: das Bühnenbild war mit Abstand das Beste vom ganzen Abend: so sehe ich das.
Gut, das ist vielleicht nicht schwer, aber ich muß es sogar noch anders formulieren: Das Bühnenbild allein fand ich richtig gut !
"Es" kann einerseits nichts dafür, wenn es dümmlich angebuht wird, und in dem Maße, in dem es angebuht wird, weil es etwas dafür konnte andererseits und durchaus spricht es für es: unweigerlich !
Das würde die gesamte Inszenierung gewiß auch gerne ähnlich für sich in Anspruch nehmen: und das grenzte wohl wieder an "Frechheit".
Denn Zebras mögen nicht wie die römische Wölfin ("Luperkalienfest" geht ja zurück auf den "Wolfsabwehrer" - insofern ist das VW-Werbungszitat, wenn es denn eines ist, tatsächlich witzig zunächst und höchst fraglich sogleich darauf) so fest im Römischen verankert sein, aber: Feldherren brachten Beute, und Beute schmückte Rom, und in Rom das Pflaster mit Zebrastreifen zu belegen mag uns das italienische Verkehrswesen, diesen für uns schier undenkbaren Verkehrsflußvorgang, aufrufen.
Hinzu kommt, daß es keine "Zebrafelle" sind, sondern eher Duschvorleger: die Togas und Bademantelanmutung, die strikte Trennung von Haus und Öffentlichkeit, ein Stück "römisches Recht", wenn es heute um "öffentliche Personen" geht:
soetwas steckt für mich in diesem Bühnenbild durchaus drin, umso ärgerlicher dann der Salat, der daraufhin kam und mit der höchst fragwürdigen Inseinssetzung der Personen des Wahrsagers und Artemidorus qua Almuth Schmidt anhob.
Warum warnten der Wahrsager und Artemidorus den Cäsar, warum Cicero oder Publius Lena nicht ?? Das sind für mich richtig gute Fragen, und Almuth Schmidt trampelt da regelrecht drüber: garnicht badelatschenleicht im übrigen, wie ein weinerlicher Cäsar-Groupy, und so nimmt das Schicksal, das auch eine Rolle spielt und in den differenziertesten Zeichen Ausdruck verleiht (im übrigen treffen die Zeichen ja ein, ganz nüchtern betrachtet: sind wird dergleichen noch gewohnt ???).
Also, noch einmal: ich persönlich bin durchaus kein Cäsar, viel mehr bereit, das Wagnis einzugehen, diesen ersten Abend noch schön zu reden..
2x Cäsar, Kiel: Wozu?
So, nach dem Genuß des zweiten "Cäsar" kann ich der Kritik von Herrn Laages nur noch mehr zustimmen. So richtig will das Ganze nicht über "Auftragsarbeit" hinaus kommen, obschon ich den Eindruck hatte, daß in der Zwischenzeit erheblich an der Sprachregie gearbeitet worden sein muß und sich überhaupt dieser Abend noch ein wenig entwickeln wird (gen "männlicher"). Sehr positiv immerhin, daß dieser neue Text wirklich sehr gut gesprochen wurde und irgendwie eben doch Cäsar, Brutus, Anton, Casca, Cassius hervorlugten, der eine mehr, der andere weniger.
Das war eigentlich inhaltlich der halbe Shakespeare, geglättet, charmant dageboten: gewiß, die Frage "Wozu ?" ist nahezu zwingend zu stellen.
Marc Anton hat mir in etwa drei Male 75 Drachmen zugesagt, und ich habe drei Male zugegriffen: es ist, als hätte ich für 13 Euro 225 Drachmen nun erhalten, hiernach ist der Abend vorbei, als sei die "Tonnenhälfte" des Stückes genau der zweite Teil desselben, hm.

Wie bitte, der Torwart in dem Spiel Schalke-Inter, das hier im Wett-Internet-Laden
läuft, wie heißt der ?? Julio Cesar ! Himmel, manchmal aber auch !!
Was mich wieder auf die Zebra-Geschichte ansetzt: Immerhin, fast revolutionär in
der Nachbetrachtung, in Kiel das Zebra einmal nicht mit dem THW verbunden zu
sehen. Andererseits hätte sich das Kunststoffzebraskalp-Pflaster sehr gut geeignet
für Handball, zumal bei einem Regisseur, der im Studio schon Basketball spielen ließ,
hm. Ich stelle mir gerade Julius Berlusconi als Torwart vor, dicke Männer vor seinem
Torkreis, und jetzt die Mordszene der Verschwörer im Stile von Ahlm und Wislander
oder Schwenker..

post scriptum: Heute war eigentlich der wahre "Doppelcäsar", da beide Inszenierungen jetzt parallel liefen: das ergab zumindestens im Gespräch mit anderem Publikum manche kleine Blüte, und der "Studioverein" konnte der Menge nach durchaus als verschworenes Trüppchen erscheinen, womit zuletzt gesagt sei:
Doppelabende der Marke "Die Räuber"/"Vatermord" haben gewiß eine Zukunft !.
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