Ein Künstler

12. April 2011. André Müller ist tot. Er starb am 10. April in Wien. Müller war Schriftsteller, vor allem Interviewer. Stets hat er große, lange Interviews geführt. Berühmt sind seine Gespräche mit Claus Peymann, Peter Handke und Thomas Bernhard, mit Wolfgang Koeppen, Ernst Jünger und Elfriede Jelinek, mit Reinhold Messner, Henry Maske und Toni Schumacher.

André Müller wurde 1946 in dem brandenburgischen Dorf Michendorf geboren, in Wien wuchs er auf. Bei der Kronenzeitung begann er zu arbeiten, zunächst als Theaterkritiker, später auch als Gerichtsreporter, danach wechselte er zur Münchner Abendzeitung. Seit 1975 arbeitete er freischaffend. Seine Gespräche erschienen im Spiegel, im Stern und in der Zeit. Seine Interviews ließ er, anders als üblich, nicht autorisieren.

"Ich habe in den Interviews immer die Erfahrung gemacht, dass ich mehr zu sagen habe als diese Leute", hat er in einem Gespräch mit Volker Weidermann gesagt, abgedruckt am 25. Januar 2011 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Wenn ich interviewe", so in diesem Gespräch, "habe ich eine suggestive Wirkung, weil ich die Leut' immer anschau. Ich schau nie auf den Zettel. Ich habe diese Wissbegier, dieses Ohr, dieses Verzweifelte, wenn das Interview zu scheitern droht. Und das ist natürlich alles nur Show."  Leider könne er sich ja nicht selbst interviewen, "es muss ja jemand dasitzen, und am liebsten ist es mir, er spricht meine Sätze".

Zuletzt war er schwer krank, vergangenen Sonntag ist er seiner Krankheit erlegen.

(dip)

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