Leichenkammer trifft Zauberflöte

19. April 2010. Am Sonntagabend wurde im Maison des arts et de la culture de Créteil in der Nähe von Paris zum fünfundzwanzigsten Mal der französische Theaterpreis "Molière" verliehen. Der Preis in der Kategorie beste Produktion eines "Théâtre public" geht an "Un fil à la patte" von Georges Feydeau, inszeniert von Jérôme Deschamps an der Comédie Française. Als beste Produktion eines "Théâtre privé" wurde ausgezeichnet Vahe Katchas "Le repas des fauves" von Julien Sibre inszeniert am Théâtre Michel Paris. Und beste Arbeit einer freien Theatergruppe ist "Ma chambre froide" von Joël Pommerat und der Compagnie Louis Brouillard, Premiere war am Théâtre de l'Odéon Paris. 

Joël Pommerat wurde auch als bester zeitgenössischer Autor ausgezeichnet. Als beste Hauptdarstellerin gewann Catherine Hiegel in "La Mère", bester Hauptdarsteller wurde Christian Hecq aus der Comedie Française Inszenierung "Un fil à la patte". Peter Brook wurde in der Kategorie beste Musiktheaterproduktion für seine "Zauberflöte" am Bouffes du Nord ausgezeichnet und er erhielt einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk.

Die Liste aller Preisträger in 18 Kategorien gibt es auf der offiziellen website www.lesmolieres.com. Die jeweils fünf Nominierungen sind auf theothea.com nachlesbar. 

Das Puppentheater Halle wird "Ma chambre froide" in Kooperation mit Joël Pommerat im Oktober 2011 in Halle zur Deutschsprachigen Erstaufführung bringen.

(sik)

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Molière-Preis: was Deschamps 2011/12 inszenieren wird
Der für seinen Feydeau ausgezeichnete Deschamps wird 2011/12 in Wien "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" an der Wiener Staatsoper inszenieren.
Molière-Preis: Autorentheater hat nicht ausgedient
Man mag die Entscheidungen für gut oder für schlecht halten. Jedenfalls bestätigen sie nicht die kolportierte Behauptung, dass in Frankreich das Autorentheater ausgedient habe. Auch der großartige Jérôme Deschamps erhielt den Preis nicht für eine der zahlreichen Produktionen seiner eigenen Truppe, sondern für einen Feydeau am einstigen Klassiktempel der Nation. Und mit der "Zauberflöte" hat sich der große Peter Brook auch nicht gerade für eine Kollektivimprovisation zu Sarkozy entschieden. Das kann man bedauern oder begrüßen - nur die Wirklichkeit (sich) zurechtlügen sollte man nicht.
Molière-Preis: kein letzter Wille
Ach die Wirklichkeit...lügen tun doch eh alle...und ein Ehrenpreis für das Lebenswerk ist etwas anderes als ein letzter Wille...
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