Falsches Lachen, falsche Töne

von Andreas Wilink

Bochum, 19. Oktober 2007. Eigentlich müsste man sich eine derart naheliegende Pointe ja verkneifen und dürfte nicht von Bruchlandung oder Absturz sprechen, wo schon metapherngerecht ein in der Mitte auseinander gebrochenes Flugzeug-Wrack auf der Bühne des Bochumer Schauspielhauses (Silvia Merlo, Ulf Stengl) liegt. Der Flieger ging offenbar im Wald von Arden unplanmäßig nieder und hat seine menschliche Fracht ausgesetzt.

Weil aber dieser zugegeben billige Wortbildeffekt so sehr dem Abend selbst entspricht und seine ranschmeißerische Absicht exakt auf den Punkt bringt, sei es getan. Elmar Goerden trudelt mit "Wie es euch gefällt" ins Bodenlose.

Wie ist das möglich?

Dass eine solche Aufführung am Schauspielhaus Bochum möglich ist, wo Zadek, Steckel, Haußmann, um nur diese drei Intendanten-Vorgänger Goerdens zu nennen, Shakespeare geprägt haben, dass überhaupt ein ernstzunehmender Regisseur mit derartig altbackenem und nicht einmal trashigen Klamauk eine Komödie inszeniert und mehrere Jahrzehnte Auseinandersetzung mit dem Dramatiker ignoriert, lässt sich kaum erklären.

Dabei hätte der Kontinent Shakespeare es nötig, an der Ruhr wieder sichtbar zu sein, nachdem er schon in der Hartmann-Ära unentdeckt blieb, während er am Rhein zumindest theatral verzeichnet wird. Goerdens frühe Gefährtin in der studentischen Shakespeare-Company "Countercheck Quarrelsome", Karin Beier, bezeichnet Shakespeare ohnehin als den "Mann ihres Lebens" und wird am Kölner Offenbachplatz als erstes in einigen Wochen "Maß für Maß" herausbringen, bald gefolgt von einer "Hamlet"-Bearbeitung von Laurent Chétouane.

Und Jürgen Gosch, der sich immer wieder und oft mehrmals mit den Dramen Shakespeares beschäftigt, hat seit seinem Düsseldorfer "Macbeth" vor zwei Jahren der Rezeption einen kräftigen Blutschub und dem Düsseldorfer Schauspielhaus europäische Aufmerksamkeit verliehen und dort am selben Tag wie Goerden mit "Was ihr wollt" Premiere gehabt (siehe hier).

Tingelingeling, that's amore

Der Bochumer Shakespeare sieht zunächst, am Hofe Herzog Fredericks, aus, als wäre das Personal für eine Agatha Christie- oder Pater Brown-Adaption kostümiert – in Tweed, Karo, Samt und mit Seidentuch. Countrylook. Witz kriegt das höfische Vorspiel nicht, es sei denn, es fände jemand komisch, dass zwei aus der deutschen in die englische Sprache stolpern und wieder zurück. Falsches Lachen, falsche Töne, falsche Munterkeit.

Disco-Beats hämmern, eine Konfetti-Kanone schießt Goldpapier ins Parkett, kurz vor Finale wird dann Fliegeralarm die Notgelandeten, Exilanten und Liebeskranken zu Boden werfen. Die Musik wechselt konfus von "MASH" zur Wiener Klassik, um sich mit Dean Martin ins Happy End zu ölen: "Tingelingeling, that's amore". Alles aus der Luft gegriffen. Nichts stimmt. Nichts passt zusammen. Aber macht viel Umstände. Die Regie reißt ständig die Seitentüren zum Foyer auf, um die Schauspieler hereinzuholen, was man ebenfalls buchstäblich zu nehmen geneigt ist: Die Aufführung hat keine Mitte. Tobt sich auf Nebenschauplätzen aus.

Dass Celia (Anna Schäfer), des einen Herzogs Tochter und Busenfreundin des verbannten Herzog-Bruders Tochter Rosalind (Claude de Demo), als Behinderte im Rollstuhl sitzt, ist nichts als ein Vehikel, das sich in keine inhaltliche oder psychologische Richtung bewegt. Da sieht man sich dann nochmals verführt, das in den Radspeichen des fahrbaren Untersatzes aufgepinselte Wörtchen "Fun" zum Ziel der drei Stunden zu erklären, die ratternd und scheppernd leer laufen.

Wenigstens das: Eine kostbare Kuriosität

Goerden lässt sich auf nichts ein, findet keine Form, interessiert sich für kein Gefühl. Die Aufführung bleibt ohne Stringenz, nicht mal logisch in der einmal selbst behaupteten Setzung der Situation. Das mittelmäßige bis jämmerliche Ensemble lärmt und chargiert auf entsprechende Weise. Einzig Margit Carstensen als melancholischer Jaques – herb, bitter, mürbe und filigran – wirkt wie eine kostbare Kuriosität. Am Ende wünscht sie den vier Brautpaaren "Viel Spaß" und plädiert vergeblich "für Geist". Der Rezensent schließt sich ihrem Wunsch an.

 

Wie es euch gefällt
von William Shakespeare
Regie: Elmar Goerden; Bühne: Silvia Merlo, Ulf Stengl; Kostüme: Lydia Kirchleitner. Mit: Maja Beckmann, Margit Carstensen, Claude De Demo, Anna Schäfer, Mark Oliver Bögel, Henning Hartmann, Benno Ifland, Sascha Nathan, Christoph Pütthoff, Bernd Rademacher, Alexander Maria Schmidt, Klaus Weiss.

www.schauspielhausbochum.de

 

Kritikenrundschau

Anders als Jürgen Gosch mit seiner Düsseldorfer Inszenierung von "Was ihr wollt" (siehe hier), suche Elmar Goerden mit "Wie es euch gefällt" Zuflucht bei "falschen Sicherheiten", bemerkt Andreas Rossmann (FAZ, 23.10.2007). Und was die Schauspieler "an erotischen Verwicklungen und schwebender Schwermut" nicht erspielen können, wird mit "herbeizitierten Schlagern" erledigt: "Das musikalische Potpourri hält das Publikum bei Laune", und die Konfettikanone sorge für "Bombenstimmung". Das "unterforderte Ensemble" lasse Shakespeare hier zum "Anlass für Kleinkunst" schrumpfen.

Werner Streletz (Westdeutsche Allgemeine, 22.10.2007) hat nicht nur Jubel für Elmar Goerdens Inszenierung erlebt, er selbst verließ den Abend "süffig gelabt". Zeugten Goerdens bisherigen Bochumer Inszenierungen nämlich "oft von Behutsamkeit, die die Biederkeit streifen konnten, griff er nun in den Farbtopf greller Effekte und verwandelte das zauberische Treiben im Ardenner Wald mit kräftigen Strichen zur klugen Narretei", der allerdings "etwas weniger Glitzerkonfetti gut getan hätte". Das Publikum fühlte sich "wie erlöst" und applaudierte frenetisch dem "fabelhaften Ensemble". Zudem werde der Zuschauerraum immer wieder ins Spiel miteinbezogen, "dazu Disco-Beat, 'Sympathy for the Devil' der Rolling Stones, ohrgefälliger Chorgesang, Nonsens-Geplapper, Aus-der-Rolle-fallen. (...) Ein gewagter, gelegentlich willkürlicher Stilmix". Dem Ensemble gelinge es aber, den Figuren "greifbare Eigenständigkeit" zu geben, "wenn auch mit unterschiedlicher Tiefenschärfe."

Für Judith von Sternburg (Frankfurter Rundschau, 22.10.2007) ist das "aufregendste Ereignis" die "gewaltige Goldflitterkanonade, die anlässlich des Ringkampfes zwischen dem abgebrühten Profi Charles und dem ganz aus privater Wut kochenden Jung-Orlando über das glänzend gelaunte Publikum im Schauspielhaus Bochum niedergeht". Elmar Goerden lasse Aufwand treiben, mit Flitter und dem Flugzeugwrack. Und das Ensemble? Zeige "Klasse", Christoph Pütthoff und Claude De Demo vor allem. Dennoch sei die Inszenierung "unverbindlich spaßig und die einzelne Szene mal stärker, mal schwächer, mal mehr Comedy, mal mehr doch recht braves Stadttheater". Denn natürlich müsse "von einem solchen Abend am nächsten Nachmittag mehr übrig sein als Goldblättchen, die noch immer aus den Rocktaschen rieseln".

Ronny von Wangenheim (Ruhr Nachrichten, 22.10.2007) meint, "eine merkwürdige Komödie" gesehen zu haben, "in der sich Tiefsinn mit absolutem Nonsens paart". Goerden, der das Stück einen "Flickenteppich" genannt habe, akzeptiere beides, "scheut nicht den Kalauer, die Effekte, schafft aber auch eindringliche Momente". Dabei präsentiere er vor allem "ein temperamentvolles Ensemble, das auch aus den kleinen Rollen große Auftritte macht".

 

Kommentare  
zu Andreas Wilinks Bochumer Goerden-Kritik
Ich habe „Wie es euch gefällt“ nicht gesehen, fühle mich bei dieser Rezension aber an eine Serie fader Arbeiten von Goerden erinnert, allen voran das unsäglich altbackene „Rosmersholm“. Schön, dass Andreas Wilink in seiner Kritik mal generell wird.
zu Goerdens Bochumer Shakespeare
Die Kritik ist berechtigt. Allerdings fand ich Frau Carstensen auch nicht besonders. Zu laut, zuviel Druck.
Goerden in Bochum: Schauspielerverschwendung macht traurig
Auch ich habe die Inszenierung nicht gesehen, erkenne aber in der Rezension den Stil anderer Goerden-Machwerke wieder. Schade finde ich einzig, dass das Ensemble so verrissen wird, da ich in der Besetzung die Namen einiger großartiger Schauspieler sehe. Doch auch hier weiß Goerden seine Mittel offenbar nicht zu nutzen. Solche Verschwendung macht mich traurig.
zu Goerden in Bochum: Schauspieler nicht mittelmäßig!
ich habe die premiere gesehen und kann die kritik nicht teilen. vor allem den verweis auf das mittelmäßige bis jämmerliche ensemble finde ich schlichtweg falsch.
zu Goerden in Bochum: Ensemble auf keinen Fall jämmerlich!
"Guck mal, was unser Theater alles kann!" schien das Motto des Abends zu sein. Zeitweise fühlte ich mich eher in einer Technik-Bühnen-Show als in einer Shakespeare-Inszenierung gelandet. Dennoch muss ich sagen, dass ich das Ensemble auf gar keinen Fall "jämmerlich" erlebt habe. Was beim Applaus durchaus zu spüren war: bejubelt wurden die Schauspieler und nicht der geknickt aussehende Regisseur! Die schauspielerische Leistung, die hier, meiner Meinung nach, nicht zu verachten ist, wurde durch möchte-gern komische Regieeinfälle ins Lächerliche gezogen, und rettete doch noch viele Situationen. Als "kostbar" würde ich daher alle beschreiben, vielleicht mit einer Einschränkung: Die Figur des Jacques ist nahezu überflüssig, fällt komplett aus dem Rahmen, stört den eigentlich reibungslosen Ablauf der Szenen.
Nicht gut, nicht schlecht trifft es meiner Meinung nach auf den Punkt. Ein 100% unterhaltsamer Abend, der aber leider wegen mancher Regieeinfälle eher an eine Schultheater-AG erinnert!
Einspruch gegen Andreas Wilinks Goerden-Kritik
Vielen Dank Herr Wilink, das Sie mir unbedarftem intelektuellem Windlicht die Augen geöffnet haben.
Natürlich habe ich diese Premiere gesehen und sie in meiner naiven Unbedarftheit bis zur letzten Minute genossen, habe Tränen gelacht, mich von dramatischen Momenten anrühren lassen, fand die Schauspieler großartig, die Regieeinfälle gemäß dem Stücktitel witzig, überraschend, anspringend-lebendig, teilweise aberwitzig & herrlich überdreht und trotzdem das gesamte Stück geführt und zusammengehalten. Wollte es eigentlich im Freundeskreis unbedingt weiterempfehlen und bin daher um so dankbarer, das Sie mir doch noch rechtzeitig die Augen geöffnet haben. Als »normaler« Theatergänger mit diesbezüglicher intellektueller Unterbelichtung, die ich ja nun unverschuldet mit 99,9998 % der bundesdeutschen Bevölkerung teile, brauche ich Führung (gerne auch von wie oben stehend aufgeführten Experten, die zwar nicht vor Ort waren, aber trotzdem ihrer Kulturverantwortung gerecht werden müssen - bitte unbedingt mehr davon).
Sehr dankbar nehme ich auch zur Kenntnis, das es nach dem Regie-Theater (habe ich mal irgendwo bei Bild aufgeschnappt) nun anscheinend einen neue Art von Theater geben soll - das Kritiker-Theater für die besseren 0,002 Prozent der Zuschauer, die wirklich wissen, um was es beim Theater geht.
Vielleicht wäre das ja eine Idee? - Nach eigentlicher Premiere und Abo-Premiere auch eine A-Inzenierung für Fachleute und eine B-Premiere für uns, den Pöbbel.
Dann müßte ich jetzt nicht so ein schlechtes Gewissen haben, das ich mich köstlich unterhalten und lebendig bewegt gefühlt habe.
Sehen Sie es mir bitte nach (wie auch meine sicher zahlreichen Rechtschreibefehler - ich weis es halt nicht besser).
Ihr Michael G.
Dank an Elmar Goerden und sein Ensemble
Ich schließe mich meinem Vorschreiber Eagle-Mike an.Als eher skeptischer Goerden-Betrachter war ich angenehm überrascht. Die drei Stunden waren kurzweilig und haben Freude bereitet. Danke an das Ensemble und Elmar Goerden.

Irgendwo hier war auch eine negative Kritik über "Der Alptraum vom Glück". Jetzt werde ich mir das Stück erst recht ansehen.
zu Goerdens Bochumer Shakespeare: Klamauk
Zu A. Wilink Bochumer "Wie es euch gefällt"

Für ein Publikum, das Shakespeare ernst nehmen will, ist Goerdens Inszenierung ein Reinfall. Wer sich Unterhaltungstheater ansehen will, ist hier genau richtig. Wie in einer Einführung vom Chefdramaturgen gesagt wurde, ist dies ein Shakespeare fürs Publikum. Schade, dass das Bochumer Publikum sich mit so etwas identifizieren kann. Denn selbst Komödien von Shakespeare sind nicht für diese Art Klamauk geeignet.
Verwunderung über die Vehemenz der Pro-Goerden-Fraktion
Ich wundere mich schon mit welcher Vehemenz diejenigen, denen Goerdens Inszenierung gefallen hat, hier gegen die kritischen Stimmen wettern. Der eine isst gern Peking-Ente, der andere lieber Rührei. Und dass man für letztere kein Meisterkoch sein muss steht wohl ausser Frage.
Aber dass gerade die Befürworter solche Schwierigkeiten haben, andere Meinung zu ertragen gibt mir schon zu denken... allerdings ganz sicher nicht darüber, ob ich in meiner Ignoranz eine großartige Inszenierung verkannt habe.
Goerden II: Schuld nicht beim Bochumer Publikum
Und ich glaube absolut nicht, dass die Schuld beim Bochumer Publikum zu suchen ist, das Elmar Goerden ja nun alles andere als mit offenen Armen empfangen hat und sich unter Hartmanns Intendanz mit so großartigen Shakespeare-Inszenierungen wie David Böschs Romeo und Julia Inszenierung oder dem Sommernachtstraum, beide in Hartmanns letzter Spielzeit, identifizieren konnte.
Goerden III: schlicht überfordert
Goerden ist schlichtweg überfordert mit seinem Job. Er ist ja auch inzwischen das schwächste Glied in der Regiekette, hat aber auch keine nennenswerte Dramaturgie um sich. Findet aber, dass alles prima ist, wenn man den Interviews glauben kann.
Goerden IV: Blockfreier Theatermacher
Der oben zitierte Herr "Christoph" wundert sich über die Vehemenz der "Pro-Goerden Fraktion"? Ich dagegen, weder Mitglied der einen noch der anderen "Fraktion", kann mich nur wundern über die Unverfrorenheit, in der - im Gewande der Kritik - Leute wie Wilink ihr theaterpolitisches Süppchen kochen. Das merkt doch nun mittlerweile wirklich jeder, daß da einer von der von ihm initiierten Neuordnung der Theaterlandschaft NRW träumt. Leider steht ihm dafür ja kein überregionales Organ zur Verfügung und mit Verlaub: Kwest und nachtkritik sind ja im Hinblick auf solch großen Pläne ein arg kleines Karo. Wen es wirklich interessiert, wie die Inszenierung von "Wie es euch gefällt" war, der lese doch mal die Kritik von Martin Krumbholz in der Süddeutschen Zeitung oder in der dann doch halbwegs fairen Frankfurter Rundschau. Inzwischen scheint ja nun jeder dummdreist schwadronierende Hobby-Rezensent zu wissen, worüber er bei Goerden die Nase zu rümpfen hat. Man soll mir doch mal ein Haus sagen, wo eine Jungregisseurin wie Lisa Nielebock "Penthesilea" inszenieren kann oder Jorinde Dröse "Platonov"? Ich habe am Schauspielhaus in zehn Tagen 5 Premieren gesehen, davon waren vier mehr als sehenswert. Das von Wilink so hartnäckig propagierte Welttheater in Essen hat sich mir bislang noch nicht erschlossen (Stichwort: Ensemble!!!). Fakt ist, daß Goerden immer ein blockfreier Theatermacher gewesen ist. Ohne feuilletonistische Hausmacht. Und daß er keinen Hehl gemacht hat aus seiner künstlerischen Achtung vor Großmeistern wie Stein, Dorn, Breth macht ihn den Tempelhütern des Zeitgeistigen natürlich erst recht verdächtig. In einem hat der eifrige "Christoph" sicher recht, das Bochumer Publikum hat Goerden bisher nicht mit offenen Armen empfangen. Das hat sich mit dieser Eröffnung geändert und man muß schon über eine sehr eigenwillige Optik verfügen, daß den Lesern dieser Seite zu unterschlagen. Bin mal gespannt wie Wilink die "Gespenster"-Premiere in der Kammer bespricht. Dem Peking Enten connaisseur "Christoph" meine besten Wünsche, (will er uns ernstlich diesen entfesselten Kindergeburtstag von "Sommernachtstraum" aus dem letzten Hartmann Jahr als großartige Shakespeare Inszenierung andrehen?).
Wir sehen uns im Schauspielhaus.
Dr. Joshua Grünberg
Wilinks Goerden-Kritik: unverschämt, findet Axel Milberg
Gerate soeben durch Zufall auf diese Seite. War am Freitag zu Gast in Goerdens Premiere. Wilinks Kritik ist unverschämt. Billig. Ein "über die Ufer getretenes Rinnsal" (Strauss). Mehr ist dazu im Grunde nicht zu sagen. Axel Milberg
Goerdens Schickischweiss
goerden stinkt nach münchner schickischweiss und wilink ist ein kritiker,da muss man nicht mehr zu sagen!
Goerden-Kritiker Wilink bitte melden!
Ich wünsche mir eine Stellungnahme von Herren Wilink und den oben genannten Sekundanten ("habe zwar nichts gesehen, stimme aber zu" formidabel!) zu der nun vorliegenden Eröffnung der dritten Goerden-Spielzeit!
Es wird endlich einmal Zeit, daß man zumindest zur Kenntnis nimmt, was Elmar Goerden in Bochum leistet. Das Ensemble ist doch wohl der Hammer! Es wird aber immer so getan, als wäre das dem Intendanten Goerden so in den Schoß gefallen! Der hat Sie aber geholt und gefordert: Maier, Kogge, Boysen, de Demo, Schönfeld und wie sie alle heissen! Und solche Schauspieler wie Alexander M. Schmidt (Touchstone in "Wie es euch gefällt") oder die tolle Maja Beckmann, die haben doch bei Hartmann nur Wurzn gespielt.
Wo also hat der Herr Wilink (who?) seine Augen? Eine Gosch-Inszenierung, die kann man sich übrigens kaufen, Regisseure wie Lisa Nielebock muß man entdecken. Dafür Goerden Respekt.
Gruß aus Köln, wo wir übrigens schon stolpern über die vorab ausgelegten roten Teppiche von Wilink und Co. Da kann ich dem Dr. J.Grünberg nur zustimmen: Wilink macht Politik, mit Kritik hat das jedenfalls nichts zu tuen. Am Mittwoch also auf in die Kammerspiele zum "Alptraum vom Glück", die hier übrigens auch schlecht besprochen wurde. Mittlerweile ein guter Grund reinzugehen, wie ja schon "Annette" trefflich bemerkt hat.
Jörg Inderfurth
zu Wilinks Goerden-Kritik: abschalten
Wilinks Kritik moralisch obszön, präpotent, möchte-gern. Da hilft nur eins: Abschalten!
zur Goerden-Wilink-Debatte
Sehr geehrter Jörg Inderfurth, Dr. Joshua Grünberg,

es ist schön, dass die Debatte mit den letzten Beiträgen etwas sachlicher wird. Lächerliche Sekundanten und Zwischenrufer wie die die oben stehenden hat Andreas Wilink (als Autor von Theater Heute und Mitglied der Theatertreffen-Jury) gewiss ebenso wenig nötig wie meine Verteidigung. Auch ich wäre gespannt zu hören, was der Kritiker selbst sagt.
Zum Gosch-Vergleich gebe ich zu bedenken: Auch Bruno Ganz („Die Schändung“) dürfte nicht umsonst nach Bochum gekommen sein. Und, Dr. Grünberg, was Essen mit einem geringeren Etat, aber einem innovativen Regisseur wie David Bösch zustande bringt, ist aller Ehren wert und sollte hier nicht als bloß theaterpolitisches Lob abgekanzelt werden.
Noch eine aufrichtige Frage: Weiß jemand, etwa die Redaktion, wie es um die Auslastungszahlen bestellt ist? Wieso wird man neuerdings in Bochum bei so vielen Inszenierungen (z.B. bei „Die kahle Sängerin“ schon Anfang dieses Jahres) gebeten, vom Rang ins Parkett zu wechseln, damit die Schauspieler unten nicht vor leeren Stühlen spielen müssen?
Bochum: 70 % Platzauslastung
Lieber Bernhard Stieler,

die von Ihnen gewünschten Informationen kann ich Ihnen umstandslos liefern. Ich bin allerdings kein Mitglied der Redaktion, sondern nur ein langjähriger Abonnent des Schauspielhauses seit Peymanns Zeiten und regelmäßiger Teilnehmer an den Sitzungen des Kulturausschusses der Stadt Bochum. Das Schauspielhaus verzeichnete in der zweiten Spielzeit unter seinem neuen Intendanten einen Zuschaueranstieg von ca. 20.000 Zuschauern und liegt bei einer Platzauslastung von knapp 70%. Die Zahlen sind besser als unter Hartmann zur selben Zeit. "Die kahle Sängerin" war übrigens tatsächlich auch bei mir mäßig besucht; es ist nichtsdestotrotz eine hervorragende Inszenierung von Jan Bosse.
Freundliche Grüße,
F. Küpper, Bochum
zur Bochum-Statistik
Da ware ich wohl ständig in Aufführungen, wo die 70% nicht erreicht wurden. Interessant werden dann ja die nächsten Jahre. Da hat Hartmann ja ein Rekord nach dem anderen erreicht und wenn Goerden dann auch darüber liegt, werden es wohl 150% Auslastung.
nach Dortmund schauen
man sollte mal über den tellerrand nach dortmund schauen, wo in der vergangenen spielzeit ein grandioser shakespeare aufgeführt worden ist ("Was ihr Wollt", R.: Sybille Fabian)
zu Bochum: Lange Aufführungs-Liste
Lieber Statistik Durchblicker,
Endstation Sehnsucht, Gott des Gemetzels, Floh im Ohr, Penthesilea, Idealer Gatte, Die Boten, Clavigo, Eines langen Tages Reise in die Nacht, Au Schau, Die Ziege, jetzt: Wie es euch gefällt, Genannt Gospodin, Katze auf dem heißen Blechdach, Gespenster. Hallo???!!!!
Wahls Welt: aufdringlich, aggressiv, unseriös


John Wayne und der Sex in den Wolken
Gut, ich verstehe ich rede so ein Art kodiertes Japanisch. I'm back guys. I eat my sushi, bald wird
der Thunfischfang reduziert sein. Attac! or to be thats the question?
Vermutlich wirke ich etwas aggressive, aufdringlich und unseriös.
Man wirft mir den Internetanarchist (Troll) vor.
Bin halt kein Schirrmacher, so eine FAZ Feuilleton Gott. Anzug, Krawatte,
Flanell, Dienstwagen. Ich fahre auf dem Fahrrad rum wie Fritz Teufel(Kommune 1).
Selbstzerstörung oder Unterwerfung: etabliert sein, oder Underground. Du
gehorchst den Stimmen der Einflüsterer, dem gesellschaftlichen Druck,
oder du gehst deinen eigen Weg, achte darauf, dass du nicht
selbstzerstörerisch wirst. Falls du selbstzerstöerisch wirst, hinterlasse
einen Abschiedsbrief. Dann hast du alles getan, was du tun konntest.
Ich ziehe mir Maxim Gorki Sommergäste in der Inszenierung (DVD) von Peter Stein rein und
frage mich, wenn explodiert alles. Ich flippe danach durch alle Kanäle,
Stimmen, Bilder bedrängen mich. Verwässert das Internet nicht? Ist
Internetjournalismus zu seicht? Fragen über Fragen. Kommt der Internetjournalismus
gegen den so vernünftigen FAZ Feuilltonismus an? Was bewirkt so ein Forum hier?
Warum wird in den John Wayne Filmen kein Sex gezeigt und im Theater? Ist das Theater
nicht "primtiv" genug und pornografisch?
Ich attackier Gott, gelassen, verwegen. Ich schnipple die Zigarette weg, ein Bettler
kriecht über den Boden und hebt die Kippe auf, er zieht daran, er hustet. Ich
klopfe ihm auf die Schulter. Ich frage ihn nach der Uhrzeit, er sagt, ob ich mich
verirrt hätte.
Für ein armes Theater braucht man keine Kulisse. Keine Theorie, es steht
ein Kleidungsständer auf der nackten Bühne, das Spiel beginnt, jeder
Schauspieler sucht sich sein Kostüm selber aus.
Die Baader Group hat mich angemailt, wenn ich erscheine ( der neue Guru). Sie
suchen Verbündete zum Mitspielen, oder machen wir weiter mit Jungschartheater,
oder lassen es explodieren?
Unentschieden,ob ich in Thearapie gehen soll. Oder den Angriff starte.
Sorry suche nur meine Spielwiese und Sandkasten wie viel Kreative und
Kulturschaffende. Wann bezahlt mich Nachtkritik für meine Kolumne.
Uli Wahl
Wegen der Bescheidenheit nur ein kurzer Monlog!
CD Tipp: Working Man's Cafe Ray Davies (Kinks)
Buchtipp: Der leere Raum, Peter Brook
Wilinks Goerden-Kritik: widersprüchlich
Sehr geehrter Andreas Wilink,

auch ich habe den besprochenen Abend gesehen (leider nicht die Premiere). In einigen Punkten kann ich Ihre Kritik nachvollziehen. Aber stutzig werde ich doch, wenn Sie Vergleiche zu den großen Vorgängern ziehen, die in Bochum die Auseinandersetzung mit Shakespeare geprägt haben: Auf der einen Seite kritisieren Sie die "ranschmeißerische Absicht", den "Fun" und "Viel Spaß" als offensichtlich einziges Ziel der Inszenierung, auf der anderen Seite ziehen Sie Regisseure wie Peter Zadek und Leander Haußmann als vorbildlich im Umgang mit Shakespeare heran. Ich finde, auch (und meiner Meinung nach: gerade!) große Shakespeare-Abende müssen nicht automatisch scharf vom Volkstümlichen abgegrenzt sein. Für seine Volkstheater-Obsession war Zadek verrufen (Die Zuschauer saßen z.B. beim Wildgruber-Hamlet auch mitten im Geschehen, es gab Suppe und verbilligte Karten beim VfL fürs Publikum...). Und dass das von Ihnen zitierte "Viel Spaß" dem berühmt-berüchtigten Grußwort von Leander Haußmann entspricht und Sie offenbar sein damals vielgescholtenes "Spaßtheater" als vorbildlich darstellen, macht mich nachdenklich. Heißt das: Früher war alles besser? Wenn ja, fände ich das fatal im Hinblick auf die Geisteshaltung der Avantgarde des deutschen Feuilleton.
Der Goerden hat halt eine teilweise kindische Komödie (teilweise kindisch) inszeniert. Das mag bei ihm manchmal altbacken daherkommen (da gibt's Schlimmeres), bestimmt hat der Abend so manche Schwäche, sicher gibt es unter den Theatermachern auch manche, denen es besser gelingt, Klamauk als etwas Sinnvolles zu verkaufen und vielleicht können andere Klamauk einfach besser.
Trotzdem: Wenn offensichtlich Klamauk angesagt ist, verstehe ich nicht, wie Sie auf Kategorien wie Logik, Stimmigkeit und Form bestehen können. Sie schreiben, Goerden ließe sich auf nichts ein und ich muss Ihnen das Gleiche in Bezug auf den ganzen Abend ebenso attestieren. Einen solchen Abend nicht mit den Augen eines Kindes sehen zu können, muss erschütternd sein. Schade, dass Ihnen das nicht vergönnt ist. Sie verpassen viel (nicht nur Spaß)!
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Karl A.
M. Hartmann und L. Haußmann: E. Goerden muss es ausbaden
Herr A. kritisiert das Spaßtheater von Haußmann. Da ich im Raum Ulm wohne, habe ich nie eine Haußmann-Inszenierung gesehen. In 3sat sah ich jedoch einmal eine Hauptmann-von-Köpenik-Inszenierung von Hartmann und stellte fest, dass man eine solche Inszenierung in jedem zweitklassigen Provinztheater sehen kann (ich spreche wohlgemerkt nicht von den Darstellern), besonders die Szene beim Kostümhändler kam mir extrem klamaukig vor. Bei der Mendy-das-Wusical-Inszenierung von Helge Schneider schaltete ich den Fernseher irgendwann aus, weil es mir zu blöde war. Da fragt man sich, was an Hartmann so toll und an Haußmann so schrecklich war, besonders nachdem es nun für Hartmann in Zürich nicht gut läuft. Dort wird sein Theater häufig als Boulevardtheater bezeichnet und die intellektuelle Anspruchslosigkeit kritisiert (nebenbei bemerkt finde ich es interessant, dass die deutschen Feuilletons mit keinem Wort darauf eingehen, dass Hartmann in Zürich vorgweworfen wird zumindest die Besucherstatistik des ersten Jahres kräftig frisiert zu haben. Schließlich wurde er in Bochum für sein Zuschauerwunder gefeiert, da wäre es interessant zu wissen, wie genau er es in Bochum mit den Zahlen genommen hat.) Vielleicht kann mir ja ein regelmäßiger Bochumer Theatergänger wie Herr Küpper erklären, warum das Haußmann-Theater in Bochum so schlecht und das Hartmann-Theater so gut ankam. Kann es nicht doch sein, dass man einem jungen Ostdeutschen den Posten nicht gönnen wollte (mit "man" meine ich weniger die gewöhnlichen Bochumer sondern vor allem die Lokalprominenz, Lokalpolitiker, Lokaljournallisten und die überregionalen Theaterkritiker)? Haußmann selbst behauptete zumindest einmal, ein Journalist habe ihm gesagt, man wolle, dass er aus Bochum so schnell wie möglich wieder abhaut. Ein wenig hat man als Außenstehender das Gefühl, dass Elmar Goerden die Sache nun ausbaden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Angela
U oder E: Wie man's macht, ist's falsch
Goerden macht solides Stadttheater, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Daß aber auch sein (Miss)Erfolg wieder nur von Zuschauerzahlen abhängig gemacht wird, zeigt das wirkliche Drama um das Theater. Betont man das U, um Zuschauer, insb. jüngere anzuziehen, setzt man sich dem Comedy- oder Klamaukverdacht aus; setzt man aufs E, wird man zum Staubwedel erklärt, oder verkommt - wie Peymann oder Stein - zur reinen Touristenattraktion. Mattias Hartmann hat das zumindest in Zürich ganz elegant gelöst: Ich weiß von einem Bekannten, der Zuschauer einer Züricher Hartmannpremiere in 2006 war, daß man ihm während der Vorstellung das Verlassen des Saals untersagt hat, weil die Türen "aus Sicherheitsgründen" geschlossen bleiben müßten. Ich selbst war dann Zuschauer der zweiten Vorstellung, an deren Anfang besagter Hartmann vor den Vorhang trat, und das Publikum 1. zum Besuch seiner Inszenierung beglückwünschte und 2. dafür bedauerte, weil die Premiere so "unübertrefflich" gewesen wäre, was er daran belegte, daß niemand die Vorstellung verlassen habe (wie auch?) und die Leute draußen noch Schlange gestanden hätten (wer im Saal hätte das überprüfen können?). Mir graut jetzt schon vor der Vorstellung, was dieser Snob im Burgtheater anrichtet! Dann 100 Mal lieber Bochum, Essen, Oberhausen...
zu Goerden in Bochum: Ziel erreicht?
In einem - fürs Theater wünschenswertem Sinne - hat diese Inszenierung ja ein Ziel erreicht: Es wird kontrovers diskutiert! Eine Regiearbeit, die alle nur glücklich oder alle nur unglücklich macht, wird es wohl nie geben. Und das ist gut so! Für mich als einzelnen Zuschauer hatte dieses Stück sicherlich einige Längen und auch hier und da Schwierigkeiten der dramaturgischen Umsetzung. Aber das wunderbare an Stücken wie diesen ist, daß es immer wieder neu entdeckt werden kann, immer wieder neu "bebildert" werden kann - und auch muss. Der eine mag die klassische Umsetzung mit minimalistischem Bühnenbild, klarer Sprache am Original - der andere pralle Bilder, die einfach unterhaltend sind. Ich mag jetzt gar nicht so sehr auf die Inszenierung eingehen, wie sie mir gefallen hat - aber Fakt ist: Ich war gestern in der Vorstellung, das Haus war rappelvoll, das Publikum hat sich amüsiert - und spendete am Ende langen und ehrlichen Aplaus. Wenn wir als Spieler und Regisseure das Publikum unterhalten und Freude bereitet haben - dann kann man nicht alles falsch gemacht haben. Und auch wenn man anderer Meinung ist: Der respektvolle Umgang mit der Sprache sollte auch bei Kritikern zum "guten Ton" gehören, wenn nicht aus Respekt den Künstlern gegenüber - dann doch vielleicht zumindest aus der Erziehung heraus. Und der einzige Grund der mich davon abhält erneut in die Vorstellung zu gehen, um mir ein besseres Bild vom Stück zu machen (ja - ich brauche / gönne mir - manchmal mehrere Besuche eine Stückes, bevor ich meine Meinung bilde ... ) ist die für grosse Leute nun wirklich bescheidene Bestuhlung, gerade was die Beinfreiheit angeht. Das wäre aber mein so ziemlich einziger, starker Kritikpunkt dieses Abends ... :o)
Diskutiert wird nur über schlechte Inszenierungen
Alles Quatsch! "Kontrovers" wird doch immer nur bei den schlechten Inszenierungen diskutiert. Selbst bei dem größten Mist finden sich immer genug Deppen, die alles schöninterpretieren. Es gibt gute, mittelmäßige und schlechte Aufführungen. Über die guten ist man sich einig. Über die schlechten und mittelmäßigen werden seitenweise "Diskussionen" geführt. Meistens am lautesten von denen, die am wenigsten Ahnung haben.
Wie es euch gefällt, Bochum: Wann ist etwas gut?
Ist dann das Schiller-Drama "die Räuber" schlecht, weil bei der Uraufführung die Damen wohl massenhaft aus dem Theater stürzten und Drama und Uraufführung kontrovers diskutiert wurden? Was ist dann mit Goschs "Macbeth"? (Ich selbst habe die Inszenierung nicht gesehen und kann sie nicht beurteilen). Ist sie nun schlecht, weil sie so kontrovers diskutiert wurde oder gut, weil sie so viele Preise bekam? Und was ist mit dem hier bereits häufiger erwähnten Matthias Hartmann? Sind seine Inszenierungen gut, weil sie in Bochum gut ankamen oder sind sie schlecht, weil sie in Zürich kontrovers diskutiert werden? Sind die Züricher dümmer als die Bochumer und kapieren es nur nicht oder sind sie intelligenter (wie Hartmann selbst vor zwei Jahren in einem Interview sagte)?
Wie es euch gefällt, Bochum: Was ist gut? Ein weites Feld
Als ob man "gut" und "schlecht" immer auf die gleiche Art und Weise von Applaus / Zuschauerstatistik / Kritik / Kontroverse abhängig machen könnte. Dafür sind Theaterinszenierungen doch viel zu unterschiedlich. Es gilt, jeweils Argumente zu finden, für jede Inszenierung neu, die sich an ihrem eigenen Anspruch, den ästhetischen Mitteln, an ihrem Wollen und Fragen zu messen hat. Außerdem liegt zwischen "gut" und "schlecht" doch nun wahrlich ein weites Feld, auf dem die Differenzierungen brach liegen und das man bei der Beurteilung auch mal beschreiten darf.
Goerdens Shakespeare: ein Stück, wie es mir gefällt
Mir hat der gestrige Abend nach fast 20 Jahren Theaterabstinenz kräftig Lust auf mehr gemacht und auch meine Begleitung hat sich gut amüsiert und sich sofort ein Programmheft für Dezember mit nach Münster genommen. Meine Bewertungskriterien für Theaterstücke mögen vielleicht recht bescheiden sein, aber es war ein Stück, wie es mir gefällt, und somit meiner Meinung nach gut. Und der Reaktion der Zuschauer nach war ich mit der Meinung auch nicht allein, wenn ich mir auch ziemlich sicher bin, dass das Paar rechts neben mir eher die Meinung Herrn Wilinks teilte.
Dies war mein Beitrag zur "Basisdemokratie"... ;-)
Goerdens Bochumer Saisonauftakt
...war gestern (22.12.07) dort, kritiken leider erst heute morgen um 6 gelesen: "die mitte, die stimmigkeit fehlte", ja, "das ensemble war irgendwie grossartig", nein (eher unglaubwürdig, hölzern; natürlich mit einigen herausragenden leistungen), "fun-sticker", ziemlich peinlich (als selbstironie wäre er interessant), "klamauk und comedy statt theater", ja (fernsehen und kino können sowas besser), "kurzweiliger abend, tränen gelacht", nein (der abend schleppte sich dahin)
"bruchlandung-metapher für die Aufführung", irgendwie schon
das publikum bestand zu 90 % aus bild- und werbeblattlesern (so wie einer der dickbräsigen rezensenten oben), der sitzplatzfaktor: 95 %; die stimmung war entsprechend (kirmesmässig) und es wäre doch tatsächlich fast zu standing ovations gekommen......
Goerdens Bochumer Saisonauftakt: bedauerlich
...war letztes Wochenende dort. Dass Bochum mit dieser Arbeit das Haus voll kriegt, anders als mit "Die kahle Sängerin", einer wirklich guten Inszenierung (@Stieler, @Küpper), ist bedauerlich. Das wuchtige Flugzeug seht dekorativ rum, bleibt aber inszenatorisch unbearbeitet. Wieso die Rollstuhlfahrerin Celia im Schlussbild bei bester Gesundheit das Tanzbein schwingt, weiß der Fuchs. Vielleicht hat sie der abrupte Beischlaf geheilt, mit dem sich ihr Zukünftiger beim Treffen im Ardenner Wald stilgerecht einführt (sic!). Oder wir haben es hier mit einem besonders dumpfen Fall eines aufgedrückten Happy End zu tun, mit dem Goerden in der Manier eines Theater-AG-Leiters die Komödie entlarven will.
Im Übrigen schiebt der Regisseur seine Schauspieler wie Kulissen hin und her. Kein Timing, kein Witz, allein Versatzstücke noch und nöcher. Selbst für seine Musikeinsprengsel nimmt er sich keine Zeit. Alles ist nur dazu da, um das hohle Gerippe dieses Abends mit etwas Lametta zu behängen. "Kleinkunst" fürwahr.
Wenn man der Nachtkritik trotzdem nicht zustimmen mag, dann nur, weil Herr Wilink mit Margit Carstensen eine Akteurin lobt, deren theatralische Schauspielkunst gute 30 Jahre hinter den aktuellen Entwicklungen zurückbleibt, die bei jedem schwingenden Vers mit ihren Händen bedeutungsvoll herumfuchtelt und deren erster Impuls, wenn es mal staatstragend zu werden verspricht, weil allseits beliebtes Bildungsgut verteilt werden darf ("All the world's a stage"), lautet: Ran an die Rampe, tönen!
Und noch ein Wort zum Popularitätsverdacht. Die Lacher halten sich doch auch beim Bochumer Publikum (@Schaer, wie gründet sich der Verdacht, es seien größtenteils "Bild"-Leser?) durchaus in Grenzen; ich schätze ein Lacher pro 10 Minuten (dann allerdings bei wirklichen Höhepunkten ;-): "Wir werden nichts verzehren, bis sie wiederkehren."
Will Bochums Publikum nun Leichtes oder will es das nicht?
Mich würde einmal folgendes interessieren: Till Briegleb schrieb vor etwa einem dreiviertel Jahr in der SZ, das Haußmann-Theater habe vor leeren Rängen stattgefunden weil es auf Leichtigkeit setzte. Nun heißt es, es sei kein Wunder, dass Bochum mit dieser (offensichtlich ganz auf Unterhaltung setzenden)Inszenierung die Ränge fülle, während das Publikum bei anspruchsvolleren Inszenierungen ausbleibe. Heißt das, dass das Bochumer Publikum nicht weiß was es will, oder hat Briegleb Unrecht und das Haußmann-Theater war in Wahrheit zu anspruchsvoll ?
Grundsätzliches zur Bochumer Intendantenlage
Liebe Angela,

als Ruhrgebietler, den es vor kurzem ins Schwäbische verschlagen hat, der aber häufiger Gast am Schauspielhaus war, kann ich Ihnen Folgendes sagen: Die Bochumer mögen es schon leicht, das Hartmann-Theater war ja alles andere als anspruchsvoll. Man wollte nur Haußmann in Bochum nicht haben, weil weder die lokalen und überregionalen Medien, noch die Lokalpolitiker und Teile der Bochumer Bevölkerung (aber keineswegs alle!) einen ostdeutschen Intendanten akzeptierten. Deshalb war es von Anfang an geplant, Haußmann abzuschießen, worüber in Bochum auch offen gesprochen wurde. Entsprechend wurde Hartmann natürlich künstlich geputscht, mittlerweile hat sich ja in Zürich gezeigt, dass er so fähig nicht ist. Deshalb auch das auffällige Schweigen im Bezug auf Ihre Fragen.
Gruß Rüdiger
Zur Debatte um Goerden und Bochum: über das Ziel hinaus
Es ist schon interessant zu lesen, was das Bochumer Publikum so tut und lässt. Es es ist doch unstrittig, das es das Publikum schlicht nicht gibt. Bürgerliche Abonnenten, auch aus den umliegenden Städten und Gemeinden und junge Gäste aus dem studentischen Milieu seien hier nur ein Beispiel.

Ich war mal Student und bin jetzt wohl eher dem bürgerlichen Publikum zuzurechnen. Als Theatergänger seit Peymann kann ich die diversen Intendanten sicher recht gut einordnen. Klar will ich mich nicht nur stundenlang in Reflexion über einen Theaterabend üben. Es darf auch mal amüsant sein. Auch mal richtig derb ("Helge Schneider"), aber es soll schon noch den Intellekt ansprechen

Ich war am Samstag in der Inszenierung und nachher doch enttäuscht. Zwar habe ich ziemlich ansprechende Schauspieler erlebt, war aber irritiert, wie sprunghaft und wenig schlüssig die Inszenierung war. Wenn Goerden für psychologische Feinheiten und Texttreue steht, dann soll man ihm zurufen "Schuster bleib bei deinen Leisten". Ihn aber derart zu vernichten, wie es Herr Wilink getan hat, schießt weit über das Ziel hinaus.

PS: Leander Haußmann war ein junger Wilder, der nach einer langen und sehr strengen Intendanz (Steckel) den Laden "aufmischen" sollte. Das kann man ihm verübeln, muss abewr auch sehen dass Gotscheff und Kruse beachtliche Inszenierungen abgeliefert haben. Warum Matthias Hartmann hier als Schaumschläger abgemeiert will ist mir völlig unklar. Der Mann kann ein Haus "auf Vordermann bringen", dem breiten Publikum gefallen, aber wer in den Inszenierung der Stücke von Neil LaBute war, hat nachdenkliches und anspruchsvolles Gegenwartstheater gesehen. Und war er auch kann ist: schlüssig inszenieren. Wem das zu süffig ist, kann ja zu Castorf gehen und der stetigen Zertrümmerung beiwohnen.
Wie es euch gefällt in Bochum: Boot statt Flugzeug
Wieso besteht das Bühnenbild aus einem abgestürztem Flugzeug??? Währe ein Boot nicht sinniger gewesen?
Wie es euch gefällt in Bochum: Kein Boot wegen Grönemeyer
nein! weil man in bochum bei boot immer an herbert grönemeyer denken muß!
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