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Dostojewskij goes Las Vegas

von Stefan Bläske

Wien, 9. Juni 2011. "Alles auf die Null, auf Zéro!" Du setzt all Dein Hab und Gut auf eine Karte, eine Nummer, eine Farbe. Du bist Dir sicher, dass sie kommt, kommen muss, dass es gar nicht anders sein kann – und Du verlierst. Alles. Oder gewinnst. Ein Vermögen. Vielleicht ein neues Leben? Nenn es, wie du willst, nenn's Glück. Chance. Schicksal. Zufall. Gott. Oder einfach Wahnsinn.

Für Frank Castorf scheint die Sache klar. Die Figuren in "Der Spieler", die in Roulettenburg auf eine Erbschaft oder auf den großen Gewinn warten, sind allesamt dem Wahnsinn nahe: "Bei Dostojewskij wird geschrien, gelispelt. Nicht mit der normalen Kommunikationsform von Reden. Sondern es sind ja immer spuckende, geifernde, epileptische Anfälle."

Heiserkeit und Heiterkeit

Wenn man Dostojewskij derart lesen mag, dann wurde er hier trefflich umgesetzt. Denn der dominierende Gesichtsausdruck sind die manisch aufgerissenen Augen des Spielers Alexej Iwanowitsch, in Großaufnahme, und sämtliche Figuren ereifern sich ohne Unterlass bis hin zur Heiserkeit.

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Alexander Scheer (mit Sonnenbrille) ist "Der Spieler". © Thomas Aurin

Die fünfstündige Inszenierung löst – jedenfalls im ersten Teil – aber auch reichlich Heiterkeit aus mit ihren skurrilen Figurenüberzeichnungen und der Lust am Lausbubenstreich: sowohl jener des Spielers, der den Baron, Marquis des Grieux und auch Madame Blanche zu provozieren sucht, als auch jener des Regisseurs, der den Baron in den Bauch eines Krokodils steckt, den Marquis lustig Wienern und Madame Blanche von Brian Jones und Mick Jagger träumen lässt. Aber wer braucht einen Rolling Stone, wenn er einen Sir Henry am Klavier und einen Alexander Scheer an der Gitarre hat?

Rolling Stones und rollende Rubel

Als Spieler Alexej begleitet Alexander Scheer das Glücks-Spiel der rollenden Rubel mit Blues und Rock, und auch sein Schau-Spiel ist irgendwie musikalisch: sein Slapstick im Kartoffel-Kellerloch ebenso wie der Wahnsinns-Monolog eines in Trance alles Setzenden, alles Gewinnenden. Atem- und besinnungslos, rasend riskiert er alles, der Körper bebt bis in die Nasenflügel, die Augen noch größer und flackernder als sonst, hinter ihm flimmert ein schwindeliges Wackelvideo aus Las Vegas.

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Man wird förmlich hineingezogen in die manischen Monologe von Alexander Scheer und von Kathrin Angerer. Aber auch in ihre Zweier-Szenen, in denen die einander emotional immer knapp verpassenden Alexej und Polina Achterbahn fahren zwischen Begehren, Vorsicht und Verachtung. Die Stärke der Inszenierung liegt wohl darin: in phantastischen, sich verausgabenden Schauspielern voller Dopamin, und Figuren voller Leidenschaft, die ins Leere läuft. Energieschleudern, die am Rad drehen.

Am Rad und an der Bühne drehen

Bert Neumann hat die Welt, in der sich alles ums Geld und um die Kugel dreht, hat Roulettenburg (bzw. Baden-Baden bzw. Las Vegas bzw. etc.) als Drehbühne gebaut, mit verschiedenen Räumen ringsum: einer Art Kino mit roten Samtwänden und einer großen Leuchtdiodenwand; einem blauen, geräumig frauschaftlichen Hotelzimmer; einer Art düsterer Jahrmarktsfassade mit aufgemaltem Gorilla; und einem Kulissenrückseiten-Privatraum, über dem eine Neonröhren-Schrift in rot, blau und pink memento mori blinkt: "Leben ist tödlich" steht da. Ja. Und Spiel ist ernst. Vielleicht.

In der Bühnenmitte, umrahmt von allen Räumen und ergo den Zuschauerblicken mindestens durch goldene Lametta-Vorhänge entzogen, nur per pointilistischem Live-Video ins Kino übertragen, befindet sich höhlenartig das Heiligtum: Der Spieltisch als Altar. Hier verjubelt die betagte Tante Babouschka ihr gesamtes Vermögen, anstatt der Verwandten- und Schmarotzerhoffnung folgend vorher brav zu sterben und zu vererben.

Sklaven- und Slawenfragen

Sophie Rois gestaltet diese Rolle mit unbedingtem Herrschaftswillen, in beeindruckend schnellem, fast schizophrenem Wechsel zwischen Zerbrechlichkeit und Kraftmeierei, Alterslast und Jungbrunnengefühlen. Aber was sind das für Texte, die sie spricht? Einige Texte der Erbtante werden von anderen Figuren gesprochen, sie selbst übernimmt Passagen etwa von Alexej und diktiert ihm mit vorgehaltener Pistole ein Pamphlet zur "Slawenfrage". 

Frank Castorf hat den "Spieler" mit zahlreichen Fremdtexten unterfüttert, mit Dostojewskijs Erzählung "Das Krokodil" etwa, Heiner Müllers "Der Auftrag", Matthäus' Austreibung der Teufel oder einem Küchentischgespräch über Asien und Europa ("nach Asien!"). Soll das politisch sein? Globalisierungskritisch oder -euphorisch? Und ist es kapitalismuskritisch, dass die Figuren bei Gebrauchsgegenständen ständig den Markennamen nennen, Roulettenburg durchsetzt ist von Product-Placement, Firmen-Fetischismus und markigen Worten?

Spielen und verspielen

Dostojewskijs "Aufzeichnungen eines jungen Mannes" werden von Frank Castorf um einige neue Aspekte bereichert, aber während diese Dimensionen dazukommen, gehen andere verloren, insbesondere das Profil der Romanfiguren und die raffinierte Dostojewskij'sche Sucht-Dramaturgie. Durch den Tausch von Texten (sodass beispielsweise Polina statt Alexej sich in Paris von Blanche ausnehmen lässt) werden Geschichten und Motivationen der Figuren verschoben, irritiert die Inszenierung eine Konsistenz der Handlung und der Spieler.

Das ist schade, wo das Gefühl entsteht, dass das Textassoziieren und der Bau der Szenen und Übergänge etwas willkürlich, vielleicht zu "spielerisch" geraten ist. Das ist zugleich aber spannend als Konzept, das es wohl sein soll: Wenn die Figuren mehrfach ihre Texte, Sprachen, Dialekte und Perücken ändern, steht gleichsam auch jede Figur, jeder Charakter immer wieder auf dem Spiel. Und wird "verspielt" – im besten und im schlimmsten Sinn.

Vielleicht ist es gleichgültig, ob die Münze letztlich auf Kopf oder Zahl landet, solange Energie und Spielfreude so intensiv sind. Diese Inszenierung jedenfalls ist weitenteils: ein Glücksspiel.


Der Spieler 
nach Fjodor Dostojewskij
Inszenierung: Frank Castorf, Bühne und Kostüme: Bert Neumann, Licht: Lothar Baumgarte Musik: Sir Henry, Dramaturgie: Sebastian Kaiser, Ton: Klaus Dobbrick, Dierk von Domarus Kamera: Andreas Deinert, Mathias Klütz, Video: Dirk Passebosc, Jens Crull.
Mit: Alexander Scheer, Sophie Rois, Kathrin Angerer, Hendrik Arnst, Mex Schlüpfer, Georg Friedrich, Margarita Breitkreiz, Frank Büttner und Sir Henry.

www.wienerfestwochen.at

 
Diese Inszenierung wurde von den Lesern für das virtuelle nachtkritik-Theatertreffen 2012 ausgewählt.

Kritikenrundschau

Zwei Männer stürzen eilig auf die Bühne, setzen sich in eine Stuhlreihe vor das Publikum und sind vor allem eins: hektisch und zappelig, "mit ihrem ersten Auftritt geben die beiden den Stil des über fünfstündigen Abends vor", so Hartmut Krug auf DLF Kultur vom Tage (10.6.2011). "Dostojewskis Figuren sind eindeutig und dabei auch flach. Castorf verleiht ihnen zwar keine psychologische Grundierung, doch eine Identitäts-Mehrdeutigkeit. Jetzt besitzen sie Erfahrungen aus Dostojewskis Zeit wie aus unserer heutigen und verstecken hinter ihrer offenbaren Identität auch mögliche weitere." Aber, so Krug, für eine nicht aufgeblasene, sondern konzentrierte und aufregende Dramatisierung von Dostojewskis "Der Spieler" hätte es höchstens drei statt der von vielen Spannungslöchern beschwerten fünf Aufführungstunden bedurft. "Der Volksbühnenchef braucht bei seiner Arbeit unbedingt ein kritisches Korrektiv. Ein kluger Dramaturg muss her, der die ausufernde Einfallslust von Castorf bremst."

Dieser Theaterabend sei "Pflicht für alle Castorfianer und solche, die es einmal waren", freut sich Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung (11.6.2011). "Es ist dies, bei aller Inkommensurabilität, die heiterste, spielfreudigste, lockerste Castorf-Inszenierung seit langem." Generell sei die Stimmung, "die Castorf in seiner wild zwischen Wahn und Witz, Pollesch und Rock'n'Roll stromernden Inszenierung erzeugt: das Gefühl einer abgrundtiefen Halt- und Gottlosigkeit, Schranken- und Rastlosigkeit. Alles ist möglich. Oder nichts." Bert Neumann habe "für das turbulente Treiben ein Meisterwerk von Drehbühne gebaut", vor allem aber schwärmt Frau Dössel von den Schauspielern: Sophie Rois sei "ganz großes Casino!" Und "wie Alexander Scheer sich mit kurios aufgerissenen Augen den extremen Gefühlswallungen seines Alexejs bis an die Grenze des Wahnsinns hingibt und [Kathrin] Angerer ihn nölig-nonchalant abweist, hinhält, zappeln lässt, das gehört zu den schönsten, wahrsten, inbrünstigsten Szenen dieser so spielsüchtigen Inszenierung."

"Kein Dostojewski ohne Gottsuche, kein Castorf ohne Apokryphes", schreibt Paul Jandl in der Welt (11.6.2011). "Diesmal irrlichtern Edgar Wallace, General Jaruzelski und die Rolling Stones durch das Stück. Wenn man es richtig verstanden hat, gab es beim Thema Swimmingpool irgendeine Anspielung auf Brian Jones. Alle müssen da durch". Andererseits aber sei Dostojewskis "Spieler" "ein aberwitziges Kammerspiel monströser Gefühle, stets zwischen Wahnsinn und Hellsicht changierend, und damit ist dieser Roman Castorf-Stoff par excellence. Es gab schon weit langweiligere Dostojewski-Adaptierungen des Fjodors vom Rosa-Luxemburg-Platz. Seltsam: Der anrührenden Ödnis seitenlanger Monologe setzt man sich hier ebenso willig aus wie der körperlichen Selbstentäußerung der Volksbühne-Schauspieler."

Nach den fünf Stunden des "Spielers" ist Ronald Pohl vom Standard (11.6.2011) "selig überfordert auf die Linke Wienzeile hinaus" gestolpert. Die Produktion sei "so grobmotorisch wie unsere gierkapitalistische Welt. Ein klarer Fall von Glück im Spiel." Castorfs Interesse nämlich an Dostojewskij gelte "der 'Null': Gier und Geiz wurden von den Sachwaltern der Konsumgesellschaft zu notwendigen Sekundärtugenden erhoben. Pathologische Anwandlungen wie die Spielsucht sperren sich jedoch mit Nachdruck gegen ihre Verwertbarkeit. Besteht im Zurückweisen der "Warenform", im mutwilligen "Zertrümmern" der Theaterform aber nicht gerade der Kern von Castorfs Ästhetik?" So gleiche "dieser vorbildlich anarchische Regisseur (…) einem Feldherren, der an drei, vier Fronten gleichzeitig kämpft: Überforderung ist ihm ein notwendiges Übel. Den Romanstoff zerrt er in schmutzigen Bahnen vom Ballen herunter."

"Gegen Ende knallten immer häufiger die Türen hinter flüchtigen Besuchern", berichtet Barbara Petsch in der Presse (11.6.2011). "Die Aufführung ist teils quälend, doch das Strapaziöse ist auch der Witz daran: Dies ist Extrem-Theater für Theater-Extremisten." Alexander Scheer sei zwar "weniger abgründig als Martin Wuttke (…), aber er überzeugt mehr und mehr als Alexej, Dostojewskis modernes Alter Ego. Sophie Rois spielt die Erbtante; es ist erstaunlich wie diese Schauspielerin ihre im Grunde engen Ausdrucksmöglichkeiten immer neu und faszinierend variiert." Und Frau Petsch hat auch noch einen Rat für Berlin parat: "Sollte das reichhaltige Spektakel dort um ein oder gar zwei Stündchen kürzer sein, wird das nicht schaden."

Castorf lege "Ball nach Ball seinen Mitspielern zu Supersololäufen und zum zirkusreifen Jonglieren auf", meint Hans Haider in der Wiener Zeitung (11.6.2011). Alexander Scheer tobe "sich wie irre minutenlang aus, sobald ihn die Erinnerung an seine Glückssträhne übermannt. Margarita Breitkreiz (…) zeigt das Raffinement, mit dem man Männer auf Zero setzt." Und Sophie Rois zerre "an den Nerven aller, die an Tantchens Geld wollen. Ihre furiose Edelklamotte kippt blitzschnell in existenziellen Jammer." Fazit: "Viel Jokus also. Doch ein Epochen-Zustand ist herausfiltriert aus unzähligen tiefen und flachen Regieeinfällen."

"Der Spieler" überstehe gewiss auch diese Inszenierung, prophezeit schwer genervt Martin Lhotzky in der Frankfurter Allgemeinen (11.6.2011). Es gehe zwar "weniger gewalttätig zur Sache als bei üblichen Castorf-Textzertrümmerungen", und es sei sogar, "wenn man den Roman auch nur ein bisschen angelesen hat", eine durchgehende Handlung "irgendwie zu erahnen". Doch Alexander Scheer deklamiere mehr, "als dass er irgendwas darstellt, zwinkert mehr in die Kamera, als im Kasino fremdes Geld zu verjuxen. Dafür kriegt er einen großen Monolog, in dem er seinen Gewinn von mehreren hunderttausend Talern bei Roulette und Kartenspiel schildert, bevor er plötzlich für ein halbes Stündchen aus der Szene verschwindet – seltsam, wo dies doch seine Geschichte ist und ja auch von ihm erzählt werden sollte." Die "kurzen Momente, in denen man über einen ausnahmsweise gelungenen Witz lachen kann, entschädigen (…) kaum für die Ödnis, die an diesem endlos scheinenden Abend angerichtet wird."

Auf ORF meint Gerald Heidegger (10.6.2011): "Zweifelsohne war es kein Abend für Zwischentöne, es sei denn, man zählt alle absurden Abschweifungen dazu. Dostojewski soll hier grell, brachial und direkt auf das Publikum einwirken. So will es die Castorf'sche Poetik generell. Gestützt wird diese Direktheit allerdings einmal mehr durch die Hereinnahme eines Zusatzmediums. Teile des Spiels finden hinter der Bühne statt und werden im Filmschnitt und unter Einsatz vieler Close-ups auf einer LED-Wall gezeigt. Zweifelsohne trägt dieser Kunstgriff der Unruhe des Originals Rechnung und lässt alle Handelnden gnadenlos in ihrer Kreatürlichkeit erscheinen. Auf der anderen Seite bleibt gerade im Rahmen dieser Festwochen die Frage, ob gegenwärtiges Theater nicht mehr ohne mediale Fremdverstärkung auskommt, um beim Publikum den Hauch von Rock 'n' Roll zu erzeugen, der es ja auch bei Castorf sein will."

Wacher als andere Castorf-Inszenierungen der letzten Zeit wirkt die Inszenierung auf Christine Wahl vom Berliner Tagesspiegel (2.10. 2011). Obwohl der Abend Vergleiche mit Castorfs legendären Dostojewkski-Trips aus den späten 1990er und frühen nuller Jahren aus ihrer Sicht trotzdem nicht gewinnen kann. "Aber wenn man mal die Perspektive wechselt und Castorf heute nicht ausschließlich mit Castorf gestern, sondern mit der restlichen aktuellen Theaterlandschaft vergleicht, dann liegt dieser Fünfstünder weit oberhalb des Durchschnitts." "Der Spieler" hat alles, was originäre Castorf-Inszenierungen auszeichnet, wenn man die Kritikerin recht versteht, nämlich "originelle Überblendungen, schier endlose Diskurswucherungen, geniale Zuspitzungen auf der einen und strapaziöse Längen auf der anderen Seite inklusive". Besonders die letzten 90 Minuten seien eine echte Herausforderung an die Zuschauergeduld. Doch mache es "durchweg Spaß", den Schauspielern zuzusehen, besonders Kathrin Angerer und Alexander Scheer. Bert Neumanns Drehbühnenbild sei ein "Parzellen-Meisterwerk, und die "die handfeste Tür-auf-Tür-zu-Comedy", mit der der Abend streckenweise aufwarte, dem Sujet ja durchaus nicht unangemessen.

Fünf "wie unter Starkstrom abbrennenden Theaterstunden" hat Doris Meierhenrich für die Berliner Zeitung (4.10.2011) beigewohnt. Der Abend warte mit vielen "spielerischen Reminiszenzen an die Theatervergangenheit" der Volksbühne auf und sei dabei von der Bespiegelung auch der allgemeinen Gegenwart "gar nicht fern". Zum Sinnbild dieser Aktualität des Abends wird ihr das Krokodil, das Castorf einer satirischen Erzählung von Dostojewskij entlehnt habe: "Das gefräßige-leere Krokodil ist schönstes Vexierbild dieser Gegenwart: Sie liegt im Bauch wirtschaftlicher, paranoider Netze verschluckt, wie Sir Henry im Reptil und die 'Spieler'-Familie in Roulettenburg. Und verschluckt andererseits als Reptil doch selbst: ist selbst der Bauch wirtschaftlicher Prinzipien, blinden Fortschritts, automatischer Gedankengänge."

Als "Überwältigungsboulevard der besten Sorte, für die Linke-Mitte-Schickeria von Berlin und darüber hinaus", empfindet Elmar Krekeler in der Welt (4.10.2011) diesen Abend. Alles wirke eigentlich wie in "einer Privatvorführung von Franks besten Videos im Babylon-Kino um die Ecke", sprich: Nichts ist wirklich neu. Doch sogleich tritt der Rezensent dem Eindruck des Abgegriffenen entgegen: "Aber was für ein Vergnügen, wenn Franks fabelhafte Freakshow funktioniert. Das Assoziationskettenkarussell dreht sich und dreht sich" und zwar mit einem "Ensemble aus unerschrockenen Hochleistungsschauartisten". Castorf "tappt auch nicht in die durchaus sperrangelweit offen stehende antikapitalistische Aktualitätsfalle, sondern lässt ein überzeichnetes, überzeitliches Spiel um Gier und Abhängigkeit, um die Vergiftung der Gefühle im monetären Zusammenhang vorbeiflittern, so laut, so komisch, so markerschütternd." Ein Abend "wie in der Geisterbahn: Man will gleich wieder rein."

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