Experte des Exiltheaters

2. Juli 2011. Wie der Traueranzeige einer Berliner Tageszeitung zu entnehmen ist, starb bereits am 17. Juni 2011 der Theaterwissenschaftler, Schriftsteller und Regisseur Hansjörg Schneider.

1925 in der Nähe von Dresden geboren, wollte Schneider zunächst Schauspieler werden und nahm bereits als 17-jähriger Schauspielunterricht bei Erich Ponto, damals einer der Stars des Dresdner Theaters. In der Nachkriegszeit war er dann in unterschiedlichen Funktionen an verschiedenen Theatern beschäftigt, bevor 1956 an der Berliner Humboldt Universität ein Studium der Theaterwissenschaft begann. Zwischen 1960 und 1967 war Schneider erst Oberspielleiter dann Pressereferent bei Walter Felsenstein an der Komischen Oper. Schließlich wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Akademie der Künste.

Hansjörg Schneider war ein Experte des Exiltheaters, über dessen Verästelungen er über ein geradezu enzyklopädisches Wissen verfügte. Sein Blick für individuelle Verwicklungen von Künstlerbiografien in die jeweiligen totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts war ebenso scharf wie differenziert. In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Exilliteratur der Universität Hamburg gab Schneider u.a. ein zweibändiges "Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters" heraus.

Sein besonderes Augenmerk galt stets auch dem Dresdner Theater vor und nach dem Krieg. Gemeinsam mit seiner Frau Siggi Brennemann und der Tänzerin Brigitte Schneider-Wulkow gründete Schneider 1968 außerdem das "Kleine Theater Berlin Mitte", das bis zu dessen Abwicklung im "Haus der jungen Talente" (dem heutigen Podewil) untergebracht war.

Eine Trauerfeier für Schneider findet am 11. Juli um 15 Uhr im Berliner Kriminaltheater statt.

(sle)

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