30. Juli 2011. Was soll man dazu sagen? Da nimmt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann eine Einladung ans Bochumer Schauspielhaus an, um über die internationalen Finanzmärkte zu sprechen. Ja, denkt man da. Endlich also mal einer, der etwas davon versteht. Nicht bloß immer die gleichen Empörungstexte selbsternannter Finanzexperten in deutschen Dramaturgieetagen oder von Provinzpolitikern, die schon mit der eigenen Steuererklärung überfordert sind. Aber zu früh gefreut.

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Hier darf nicht jeder: Bochumer Schauspielhaus

Kaum öffentlich geworden, brach die Empörung los. Der frühere Bochumer Intendant Frank-Patrick Steckel und der Bochumer Amtsrichter Ralf Feldmann, auch Ratsmitglied der Linken, protestierten besonders laut. Ihre Argumente? Im Wesentlichen sind es Verbalinjurien, die die Presse zitiert. Tendenz: Nichtswürdige wie Ackermann haben kein Rederecht. "Schon gar nicht in unserem Schauspielhaus", zetert der promovierte Jurist Feldmann (dessen Ausspruch, Ackermann sei "ein verdorbener Mensch" besonders schaudern macht) und schlägt als Ersatzort den Einzelhof der Bochumer Justizvollzugsanstalt vor. Obwohl besonders er es als Richter eigentlich besser wissen sollte, dass Ressentiment gegen Andersdenkende noch kein Haftgrund ist.

Doch unsere Aufrechten wollen im Weltbild, in dem sie es sich so gemütlich gemacht haben, offenbar nicht gestört werden. Schon gar nicht von Argumenten. Und erteilen Redeverbot. Da organisiert man doch lieber selbstermächtigte Veranstaltungen wie ATTAC das Bankentribunal im April 2010. Und verurteilt Josef Ackermann ohne Anhörung in Abwesenheit. Selbst wenn das nichts als eine hohle demagogische Geste ist. Wer die Welt verändern will, sollte sich ihr schon stellen. Und nicht vor ihr kneifen wie die Hühner im Stall vor dem Fuchs, der sie holen will. Schön auch, so aufrechte Demokraten unter uns zu wissen ....

(sle)