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Das Ende eines Experiments

Leipzig, 14. September 2011. Wie das Centraltheater Leipzig mitteilt, will dessen Intendant Sebastian Hartmann seinen Vertrag nicht über die Spielzeit 2012/2013 hinaus verlängern. Dies habe er dem Oberbürgermeister Burkhard Jung bereits am 9. September in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt.

Angesichts der politischen Verhältnisse im Stadtrat stehe bis heute kein Einvernehmen mit der Stadtverwaltung über grundlegende Notwendigkeiten für die zukünftige betriebswirtschaftliche und künstlerische Handlungsfähigkeit des Theaters in Aussicht, wird Hartmanns Entscheidung in der Pressemitteilung begründet. Eine Planung für die Folgejahre sei so nicht möglich. "In der Schließung von Spielstätten oder der signifikanten Reduzierung der künstlerischen Produktion mit Verlust der Repertoirefähigkeit sieht Intendant Sebastian Hartmann keine gesicherte Perspektive für das Theater, geschweige denn seinen künstlerischen und kulturpolitischen Auftrag."

Hartmann, der das von ihm in "Centraltheater" umbenannte Haus seit 2008 leitet und dessen Intendanz stets umstritten war, will sich bis zu seinem Amtsende weiterhin dafür einsetzen, dass dem Theater der Ausbau und Betrieb einer modernen Zweitspielstätte ermöglicht wird. Von der Politik war wiederholt die mögliche Schließung der Skala, der Experimentierbühne des Centraltheaters, ins Spiel gebracht worden.

Dem MDR gegenüber begründete Hartmann seine Entscheidung im Interview noch etwas anders: "Ich finde es ermüdend, dass das Centraltheater ununterbrochen mit der Person Sebastian Hartmann in Verbindung gebracht wird. (...) Leipzig hat die Potenz einer Großstadt, aber die Denke irritiert mich, dieses Festhalten an einer Norm, das oft sehr betoniert wirkt und oft das Kleinbürgerliche schrammt. (...) Ich denke, dass es total gut wäre, wenn jetzt schnell wieder ein neuer Intendant kommen könnte und die Diskussion, die um das Centraltheater entbrannt ist, sich mal von meiner Person abhebt, was ich im Übrigen unglaublich genießen würde."

(Centraltheater Leipzig / MDR / ape)

 

Mehr zum Fall Hartmann: Christian Rakow hat für nachtkritik.de kommentiert. Eine Presseschau sammelt die Reaktionen der anderen. Was Sebastian Hartmann selbst zu seiner Entscheidung zu sagen hat, hat er dem MDR sowie der Deutschen Bühne verkündet. Auf nachtkritik.de gab es bereits im Oktober 2010 einen Leipzig-Schwerpunkt: Tobias Prüwer versuchte, sich und anderen die Aufregung um das Centraltheater zu erklären. Und Stefan Kanis dachte über die Verantwortung des Performers in Hartmanns Theater nach.

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