Die Tyrannei der Zärtlichkeit

von André Mumot

Braunschweig, 24. September 2011. Gesucht wird das ganz große Gefühl, eines das durch Mark und Bein geht, weil es wirklich echt sein könnte. Die gute Nachricht: Gegen Ende wird es dann gefunden. Es gibt da zum Beispiel eine Szene inmitten der tragischen Kabalen, die hauptsächlich pathetisch ist und die man selten hervorheben würde. Die Tochter gesteht ihrem Vater mit schwärmerischen Worten, dass sie vorhat, Selbstmord zu begehen, weil ihr Ferdinand sie für eine Hure hält.

Rika Weniger aber ist eine ratlose, verstörte, zerbrechliche Luise. Sie zieht die Stirn kraus und versucht zu lächeln dabei. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und sie präsentiert ihrem Vater ein kleines Geburtstagsküchlein – mit Kerzen darauf, die er auspusten soll. Sie gehen immer wieder an. Ewige Lichter.

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Ferdinand und Luise (Philipp Grimm, Rika Weniger) © Karl Bernd Karwasz

Das Trauerspiel: ein bürgerlicher Elternabend

Sie verrät ihm ihre Pläne, sie versucht, ihn davon zu überzeugen, dass der Tod nichts Schlimmes sein muss, wenn das Leben kein Glück mehr bereithält, und Hans-Werner Leupelt, der in seiner ungebrochenen Intensität der Stärkste ist an diesem Abend, beginnt als Miller auf sie einzureden, sie festzuhalten. Er läuft über die Bühne, ringt mit sich und ihr. Er argumentiert ausführlich und sachlich und er umklammert die Tochter verzweifelt, die immer mehr einknickt und schließlich begreift, dass "Zärtlichkeit noch barbarischer zwingt als Tyrannenwut." Man kann, man darf, man sollte gerührt sein.

Bezeichnenderweise ist es nicht das Liebespaar, das die Gefühlsdämme brechen lässt. Dabei sind Rika Weniger und Philipp Grimm ein durchaus ansprechendes Pärchen. Sehr jung und beide sehr zart, fingern sie fast linkisch an der Gürtelschnalle des anderen herum. Er dichtet für sie, sie lacht verhalten, traut sich noch nicht vollständig, ihr Glück zu genießen – und beide stecken irgendwo zwischen Schillers Zeit und der unsrigen, haben selten die Füße auf dem Boden. Aber wirklich ans Herz geht all ihr zaghaftes, suchendes Küssen erst, als die skeptischen Millers dabei zuschauen und einander, in unwillkürlicher, wehrloser Nostalgie, selbst umarmen.

Überhaupt: Es ist ein Elternabend, den Daniela Löffner in Braunschweig auf die Bühne gebracht hat, und er findet in den Familienszenen von Anfang an seinen Schwerpunkt. Sandra Fehmer und Hans-Werner Leupelt sind absolut wunderbar darin, das Trauerspiel bürgerlich zu machen, indem sie Usamabaraveilchen düngen, sich gegenseitig herunterputzen, ihre gute Stube gegen die Anmaßungen der Berufspolitiker verteidigen und für ihre Tochter nur das Beste wollen.

Emotionale Wahrheitssuche

Aber selbst Moritz Dürrs korruptem Minister von Walter scheint der eigene Sohn durchaus am Herzen zu liegen, wenn er ihn in sperriger Vaterliebe zu Dauerlauf und Liegestützen verdonnert. Er bringt ihn dann allerdings auch dazu, auf die Bevölkerungsgruppen zu schießen, die ihm besonders lästig sind, und die der Rest des Ensembles kurz zu pantomimischen Zielscheiben machen muss: Demonstranten, Schwangere, behinderte Kinder.

Das ist so einer dieser Einfälle, mit der die Hausregisseurin des Braunschweiger Staatstheaters zeitgenössischen Schwung in die ausdauernden dreieinviertel Stunden ihrer Inszenierung zu bringen versucht. Wie manch andere Momente wirkt auch dieser vor allem bemüht: Ebenso wie die Orgie, die Lady Milford (Theresa Langer) in sexueller Ekstase mit ihren Juwelen und den anderen Mitspielern aufführt, ebenso wie die Fotografen, die den eitlen Hofmarschall von Kalb stets umringen.

Dererlei Aktionismus ist Beiwerk auf einer Bühne, die ein großes Oval darstellt, in dem es eine schiefe Ebene gibt und das von einem weißen Rondell umgeben ist, auf dem immer alle Darsteller sitzen, die gerade nicht dran sind. Über ihnen hängt ein riesiges O, aus dem ganz zum Schluss in einer kitschigen Zärtlichkeitsgeste feiner Goldstaub auf die Toten und die Trauernden herniederrieselt. Das alles aber ist tatsächlich nur Kulisse.

Wilde, aggressive Trostlosigkeit

Daniela Löffner konzentriert sich ganz auf Schillers Text, auf seine nach wie vor brillanten dramaturgischen und rhetorischen Einfälle und lässt die Darsteller in jeder Szene auf emotionale Wahrheitssuche gehen. Das politisch-soziale Hierachiegefälle interessiert sie dabei nur am Rande, und so bleibt etwa die zentrale Auseinandersetzung zwischen Luise und Lady Milford unentschlossen, fahrig, blass.

Der Abend leidet unter diesen Abstürzen, findet aber in seinem emphatischen Gefühlsprimat immerhin zu mitreißenden Erregungszuständen. Was munter und geradezu niedlich beginnt, mündet nach der Pause in einer heftigen sexuellen Missbrauchsszene, in der von Kalb (schaurig und komisch und widerwärtig: Sven Hönig) mit Luise kopuliert, während Wurm (Oliver Simon) dazu gierig masturbiert. (Es werden Türen geschlagen im Braunschweiger Publikumsraum.) Ferdinand und Luise schließlich stecken sich die Finger in den Hals, röcheln, würgen, als sie bemerken, dass sie aus falschen Gründen ihr Selbstmordgift genommen haben, und sterben in wilder, aggressiver Trostlosigkeit.

Das bürgerliche Wohlgefühl, es liegt in Trümmern, und die Millers bleiben als verlorene Zeugen übrig. Auf ihren Schmerz steuert der Elternabend konsequent zu. Und tatsächlich: Er geht dann auch durch Mark und Bein.

 

Kabale und Liebe
Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller
Regie: Daniela Löffner, Bühne: Claudia Kalinski, Kostüme: Sabine Thoss, Dramaturgie: Katrin Breschke.
Mit: Moritz Dürr, Philipp Grimm, Sven Hönig, Theresa Langer, Oliver Simon, Hans-Werner Leupelt, Sandra Fehmer, Rika Weniger.

www.staatstheater-braunschweig.de


Am Staatstheater Braunschweig inszenierte Daniela Löffner (Jahrgang 1980) auch Ferenc Molnárs traurige Geschichte vom Karusellausrufer Liliom (1/2011).


Kritikenrundschau

Über "heftige Reaktionen im Publikum" berichtet Florian Arnold auf dem Portal der Braunschweiger Zeitung (und weiterer Zeitungen der Region) newclick.de (26.9.2011): "Die knallharte, aber schlüssig modernisierte Fassung der jungen, für den renommierten Theaterpreis 'Faust' nominierten Regisseurin teilte das Publikum in zwei Lager." Die Inszenierung der Schlüsselszene der Brief-Intrige als Vergewaltigung sei "knallhart anzusehen. Aber Rika Weniger, Oliver Simon als Wurm und Sven Hönig als Marschall spielen es mit eiskalter Intensität." Entsprechend sei diese Interpretation "psychologisch schlüssig und vor allem keine aufgesetzte, sondern eine durchaus stringente Aktualisierung. Stark. Zu stark für einige erboste Saalflüchtlinge." Einschränkungen macht der Kritiker allerdings auch: "So rhythmisiert und dynamisiert Löffner den Klassiker oft gekonnt, überfrachtet ihn aber auch. Der Abend dauert seine dreieinhalb Stunden, und im letzten Drittel geht ihr etwas die Puste aus."

Daniela Löffner packe Schillers Drama "hart an, dockt es, wo sie kann, an die Gegenwart an, nimmt es dabei aber immer ganz ernst", lobt Roland Meyer-Arlt in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (27.9.2011). "Sie lässt ihre Figuren die alte Sprache sprechen und sie dabei doch – Kunststück – ganz von heute sein." Alle Figuren blieben permanent anwesend und würden Teil des Bühnenbilds wie bei "Regiealtmeister Jürgen Gosch", bei dem Löffner als ehemalige Assistentin "offensichtlich sehr gut aufgepasst" habe. Der Kritiker würdigt den "Einfallsreichtum der Regisseurin – und dass sie sich nicht halb amüsiert von einem großen, pathosgeladenen Text abwendet, sondern ihn an- und ernst nimmt."

Kommentare  
Kabale & Liebe, Braunschweig: gewaltige Bilder
Als Zuschauer einen Sinn suchen im Stück von Schiller - dies glückt einem leider gar nicht, sind doch die angebotenen Bilder zu stark und vernebeln den Blick. Was hier "unsere Zuschauersinne gefesselt hält" ist die angebotene Wucht der ausgespielten Gewalt. Schauspieler: ganz stark! Die haben uns Zuschauern einen Schiller erspielt, der gewaltige Bilder bietet. Die bemühten Einfälle der Regisseurin: entbehrlich!
Kabale, Braunschweig: ohne die Einfälle der Regisseurin
Ohne die Einfälle der Regisseurin hätten Sie gar nichts gesehen, dann würden diese wunderbaren Schauspieler nicht so zusammen spielen ... Dann hätten wir nicht die Schillersche Sprache im Heute gehört und das Schillersche Drama im Heute gesehen. Sandra Fehmer wäre als Mutter nach Akt 2 verschwunden.
Kabale, Braunschweig: Einfälle braucht es nicht
"Kabale und Liebe" sehen, das wär mal wieder an der Zeit. Einfälle von Regisseuren wie in dieser Inszenierung zu sehen, gehören in die Schauspielschule, damit kann man sich dort den Schiller erarbeiten. Der Zuschauer braucht´s nicht.
Kabale, Braunschweig: grandioser Job
gott sei dank weiss man in braunschweig ja immer wie theater machen eigentlich geht und hat ganz schnell ne meinung. da muss man nicht nachdenken oder sich berühren lassen, da reicht es schon kurz irritiert zu sein - ergo verärgert. daniela löffner macht in bs einen grandiosen job und entwickelt in einer stadt, die ihr glück nicht fassen kann, eine handschrift, die von zeitgenossenschaft spricht und davon, im theater wieder relavante geschichten zu erzählen. ist nicht immer amüsant, aber warum sollte die auseinandersetzung mit dem, was wirklichkeit sein kann, das auch immer sein? nix gegen den "silbersee", aber das mainstreaming muss er nicht anführen.
Kabale, Braunschweig: Moralstiefel des Publikums
Ich muss Piter2 wirklich rechtgeben - die Einfälle der Regisseurin (ich glaub mal, Piter bezieht sich auf die W*****-Szene) - ergeben sich aus einer aktuellen Lesart heraus. Ich fand es übrigens unverschämt, wie laut einige Premierengäste das Auditorium verlassen haben; ob das zeitgemäß ist, sollten die sich mal fragen, wenn sie den Moralstiefel schon so hochhalten.
Kabale, Braunschweig: ergreifend
Daniela Löffner gelingt in ihren Arbeiten ergreifendes Theater, das konsequent zwischen alten Text und dem Heute hin und her springt, dabei Fäden verknüpft ... Ob die Braunschweiger was verpassen, wenn sie früher rausgehen, ist ihre Sache. Daniela Löffner wird bald im Olymp der deutschen Regiegrößen sein ...
Kabale, Braunschweig: kein Foto
Warum dann so inkonsequent von der Regie? Wenn man das Stück schon reduziert auf glücklich-naives Kleinbürgertum gegen menschenverachtende, brutale Herrscherklasse, dann auch konsequent! Dann gibt es kein FOTO; dann gibt es Handy, und die Gewalt an Luise wird ins Internet gestellt- kein Himmelsrund, kein GOTT, sondern eine Leinwand.Und Schluss!!!
Kabale, Braunschweig: Zentrierung auf Missbrauch
Das Stück auf ein Missbrauchsszenario zu zentrieren ist ein perfider Regieschachzug. Sind doch alle, die es kritisieren, sofort prüde und im Mainstream verhaftet. Dabei müsste es in der Diskussion über die Inszenierung um die Frage gehen dürfen, ob es sinnvoll ist, diese Thematik so herauszustellen. Andererseits ist man sich damit natürlich des Beifalls all derer sicher, die angesichts der heftigen Szene von Wahrhaftigkeit und Zeitgenossenschaft schwärmen. Missbrauch ist ein Thema, das gewiss auf die Theaterbühne gehört, unbedingt auch so ausgespielt. Aber wird man dem Schiller damit gerecht? Das muss man fragen dürfen! Ist Kabale und Liebe ein Stück über sexuellen Missbrauch? Aber Glückwunsch zu dieser Idee! Es wird Wellen schlagen. Den Olymp zu besteigen, dazu braucht es dann doch etwas mehr!
Kabale und Liebe, Braunschweig: Schiller gerecht werden?
Wie wird man denn Schiller gerecht? Wie geht das?
Kabale und Liebe, Braunschweig: keine gute Idee
Ich dachte ich wäre in einem Staatstheater und nicht in irgendeinem billigen heruntergekommen Theater auf einem Dorf?!
Die schauspielerische Leistung des Ensembles war super! Aber wer will in einem Staatstheater(!!!) soetwas sehen? Die Inszenierung war echt schlecht und diesen sexuellen Missbrauchsakt als Höhepunkt des ganzen Dramas darzustellen war keine gute Idee.
Kabale und Liebe, Braunschweig: es ist dem Text eingeschrieben
ich! ich will gerade in einem "staatstheater (!!!) soetwas sehen"! und warum auch nicht? das einzige was ein staatstheater von einem anderen unterscheidet ist seine finanzierungsform. inhaltlich ist es doch schön, wenn es sich genauso mit verschiedenen sichweisen auf wirklichkeit und welt auseinandersetzt, wie es oberste aufgabe von theater ist. ob das der einzelne immer für gelungen hält, ist sicher eine diskussion wert, die allerdings nur so entsteht. ein teil der wirklichkeit ist allerdings auch, dass daniele löffner dem schiller keinen missbrauch anhängt, sondern ihn herausliest, weil er reingeschrieben ist. über was regt man sich in bs eigentlich auf? ist doch geradezu radikal werktreu was die da machen :-).
Kabale und Liebe, Braunschweig: Wer braucht solche Bilder?
Schießen auf Schwangere und Behinderte, sadistischer Zwang zu Körperzucht, Entwerfen spießiger Kleingartenidylle und Neureichenästhetik, Schmuck"sex"orgien, und schließlich Vergewaltigung, Masturbation und Röchelndes Sterben unter Goldstaubgepluster...wer braucht solche Bilder, um Kabale und Liebe heute zu verstehen?
Kabale und Liebe, Braunschweig: Ignorieren und Schiller lesen!
Nicht groß aufregen über diese Aufführung! Ignorieren und Schiller lesen!
Kabale, Braunschweig: Irgend-Vieh
Man befrage doch das kulturelle Kunstprinzip-Erbe der dramatischen Literatur in der Geschichte des Großes Welttheaters und mache sich einen jeweiligen Reim darauf.
Befragt man das Prinzip der Wiederholung, und reflektiert über das Prinzip der Zeit und die Regeln des heutigen Theaters, so erfreut
Mann sich doch Irgend-Vieh postdramatisch am Schießen und Schei...
auf die Ehre auf der Bühne auf Schwangere und auf (Ach-wie-tut-er-sich-doch-Leid)Behinderte.
Wir lieben doch Irgend-Vieh diese Spieß-Sieg-Gen Kleingärten-Idyllen und Naturreichästhetik, wollt sagen Neureichästhetik
(der Neureiche geht aber nicht in solches Theater - und was zum Teufel-Sünd` Schmucksexorgien?) -
und dem lustvoll-sadistisch-mystischen Zwang der Züchtigung von
(zumeist weiblichen) Körpern - -
Der am All-Tag und Teig Gelangweilte, der schaulustige Zuschauer sehe sich die Sensations-Vergewaltigungen, Masturbationen und das Ewigkeitsröchelndersterbenden nur an, falls er es schauen und hören will.
Er kann aber auch die ermüdeten Augen schließen, er kann still oder laut protestierend hinaus gehen, oder einfach nur wegsehn wie es ihm beliebt - -
Wir brauchen scheinbar solche drastischen Bilder, um Kabale(Intrige) und Liebe(+Sex) und Friedrich Schiller gegenwärtig derzeit laufend verstehen zu gönnen und schließlich (und scheusslich) und endlich ist es ja nur Teata
Kabale, Braunschweig: klingt doch gut
Das hört sich doch alles nach einem gelungenen Theaterabend an. Einem Abend, der bewegt, einem Abend der Konfrontation mit starken (wenn auch entsetzlichen) Bildern, einem Abend der polarisiert und einem Abend der das Publikum anscheinend zu deutlichen Reaktionen zwingt. Was hätte Schiller dazu gesagt? ...vielleicht hätte er im Publikum gesessen und sich gefreut... Ich freue mich schon auf das Stück Theater in Braunschweig.
Kabale, Braunschweig: 88 Düngersäcke stehlen Lebenszeit
Ich denke, ein Teil der Kritik entzündet sich nicht nur in der Drastik der Vergewaltigungsszene, sondern auch in vielen kleinen Zumutungen, die diese Aufführung auf dreieinhalb Stunden aufblähten (zum Vergleich, das Deutsche Schauspielhaus "schafft" den selben Stoff in der Dušan David Parizek-Inszenierung in knapp unter zweieinhalb Stunden). Während ich die Vergewaltigung auch in der hier gezeigten Drastik für durchaus zeitgemäß halte (ob es wirklich notwendig war, dass Wurm beim Filmen der Szene masturbiert sei dahingestellt), so hat mich doch der unnötigerweise zugefügte Volksbühnenklamauk einfach nur geärgert (die 88 bei Ebay falsch eingekauften Düngersäcke, "Wieso bin ich ohne Hose?", die Milfordorgie, etc.), da diese Regieeinfälle weder das Stück noch die Charaktere weiterbrachten. Ich empfand diese Momente als Diebstahl meiner Lebenszeit. Hatte Frau Löffner hierauf verzichtet, würde ich die Inszenierung als durchaus gelungen bezeichnen, so aber bleibt bei mir ein gemischtes Gefühl.
Kabale und Liebe, Braunschweig: harmlos
Eigentlich hatte ich mich angesichts der Nachtkritik, der Kritiken in den Zeitungen sowie einiger Kommentare hier auf eine ziemlich heftige und drastische Inszenierung eingestellt. Was ich erlebte, kann ich nur so umschreiben: Absolut harmlos. Klassisches Stadttheater eben. Statt zu Kürzen bläht Daniela Löffner das Stück künstlich auf. Die hinzugefügten Passagen werden in heutigem Deutsch gesprochen, die Originalpassagen werkgetreu, wodurch ein ziemliches Misch-Masch entsteht. Wenn schon das Stück unbedingt ins Hier und Jetzt mit Hinzufügungen gewandelt werden muss, dann bitte den kompletten Text im heutigen Deutsch. Oder beim Klassiker bleiben. Aber bitte nicht mischen. Dass wegen der Verwaltigungs- und Masturbationsszene Türen geschlagen werden und den Saal verlassen, kann ich nicht nachvollziehen und habe es auch in der Vorstellung, die ich besucht habe, nicht so erlebt. Die Szenen sind absolut harmlos und jugendfrei! Nicht die leiseste Spur von Provokation oder Skandal! Sven Hönig behält als von Kalb beim ach so drastischen Vergewaltigen sogar seine Unterhose an. Oliver Simon masturbiert, indem er seine Hand in die Unterhose schiebt und rhytmisch bewegt. Es ist kein Penis, ja nicht einmal Schambehaarung zu sehen und da verlassen Zuschauer brüskiert den Raum? Sorry, aber diese Herrschaften scheinen noch nie in den Nachbarttheatern in Hannover oder Hamburg gewesen zu sein. Wenn die Länge und die Hinzufügungen nicht wären, wäre es eine brave und biedere "Kabale und Liebe"-Inszenierung geworden. Ideal für Schulklassen. Das "16+" im Spielplan kann man guten Gewissens streichen.
Kabale & Liebe, Braunschweig: ein Hoch!
Die Stücklängenvergleiche sind ja super. Was schaffst KABALE UND LIEBE am schnellsten? Na Thalheimer in 90 Minuten im Thalia, Parizek in 2 1/2 h, Kania in 3 in Weimar ... Wer bietet weniger? - Die Stücklänge ist doch kein Kriterium für etwas ... Und das Daniela Löffner ihren Weg in ihrer Ästhetik mit dem Stück geht, ist wunderbar. Denn sie schafft etwas, dass man als Humor bezeichnet, es wurde gelacht und dann blieb das Lachen im Halse stecken. Ein Hoch auf das Team und das Glück, dass diese Regisseurin sich fest an dieses Theater bindet, wo sie doch schon längst nur noch am Deutschen Theater oder Schauspielhaus Zürich inszenieren könnte ...
Kabale und Liebe, Braunschweig: undifferenzierte Kommentare
Schade, dass diese Kommentare so undifferenziert bleiben! Hält einer die Regieeinfälle für entbehrlich, sind beim nächsten Kommentator damit "bestimmt die W....-Szenen gemeint". Regt sich einer über das Türen schlagen auf, hält er sich für progressiv. Der nächste war schon mal woanders im Theater und muss das unbedingt mitteilen. Was jugendfrei ist, kann nun wieder der nächste beurteilen. Sagt einer etwas über die Länge des Stückes, muss unbedingt einer erklären, dass die Stücklänge nicht ausschlaggebend ist...Wo ist der Schiller? Auf der Bühne des Staatstheater Braunschweigs wohl nicht, sonst würde wohl auch mal darüber gesprochen!
Kabale, Braunschweig: kein bürgerliches Trauerspiel
Das was in Braunschweig aufgeführt wurde war durchaus eine gelungene Darstellung des Plots in modernerer Art und Weise, doch dringt das von Schiller geschriebene "Bürgerliche Trauerspiel" nicht stark genug durch. Aus diesem Grund war ich doch recht enttäuscht von der Inszenierung in Braunschweig.
Kabale und Liebe, Braunschweig: alles ganz schön
das bürgerliche trauerspiel ´kabale und liebe´ war zwar nicht ganz so wie es geschrieben steht aber dennoch lustig.
nach den 3 stunden gespannt zugucken wurde es dann anstrengend.
die modernisierung und die "vergewaltigungsszenen" waren lustig.
im großen und ganzen konnte man das stück so verstehen wie es geschrieben steht.
die figuren wurden gut gespielt.
das bühnenbild war schön gestaltet und die veränderungen fand ich gut.
durch die kleidung sind die stände manchmal nnicht ganz klar gewesen.
im großen und ganzen fand ich alles ganz schön.
Kabale und Liebe, Braunschweig: was gefallen hat
Ich fand die Inszenierung von Daniela Löffner größtenteils gelungen. Manche Inszenierungs-Aktualisierungen waren in meinen Augen nicht angebracht, wie zum Beispiel die moderne Kostümierung, durch die der Standesunterschied, der hier eine wichtige Rolle spielt, nicht immer klar wurde. Allerdings war meiner Meinung nach das Bühnenbild sehr gelungen. Alle Figuren befanden sich während des gesamten Stückes auf der Bühne. Somit konnte, wenn in einzelnen Dialogen über jemanden gesprochen wurde, zu dieser Person auch ein gewisser Bezug hergestellt werden, z.B. durch Blickkontakt. Gefallen hat mir ausserdem, dass das Bühnenbild mit der Handlung des Dramas aufgebaut und am Ende auch wieder zerstört wurde.
Kabale und Liebe, Braunschweig: Klassen und Milieus
Es ist einer der gelungensten Arbeiten der letzten Jahre in Braunschweig. Nach den trostlosen Jahren des Pseudo-Realismus gibt es unter Joachim Klement und Axel Preuß eine starke Dramaturgie, eine differenzierte Ästhetik und endlich zeitgenössisches Theater. - Daniela Löffners "Kabale und Liebe" schlägt den Bogen von Ort, der Zeit und der Handlung von Schiller ins Heute, dabei interessieren die Standesgrenzen nicht mehr, vielmehr deckt Löffner mit großer Sorgfalt politische Systeme auf, macht darauf aufmerksam, dass wir noch immer in Klassen und Milieus leben.
Kabale und Liebe, Braunschweig: Schiller gut vermittelt
Daniela Löffners Inszenierung ist gut gelungen. Die Modernisierungen fand ich einfallsreich ebenso wie die verwendeten Kulissen. Die moderne Kostümierung fand ich nicht schlimm. Die Ständeunterschiede, die in Schillers Stück keine unbedeutende Rolle spielen, sind dadruch nicht besonders zur Geltung gekommen, was ich aber auch gar nicht weiter tragisch fand sondern eher passend zu dieser modernisierten Aufführung. Das Textpassagen oftmals 1:1 übernommen wurden fand ich ebenfalls sehr gut, so wie sich das mit entwickelte Bühnenbild. Als einzig wahren Kritikpunkt würde ich anführen, dass die 3 1/2 Stunden zu lange sind. Im Ganzen gesehen wurde Schiller gut vermittelt.
Kabale, Braunschweig: konnte sich hinein versetzen
Das Bürgerliche trauerspeil „Kabale und Liebe“ das in Braunschweig aufgeführt wurde war nicht so wie es Schiller 1784 geschrieben hat. Man kannte sich gut in die Inszenierung von Daniela Löffner gut hinein versetzten da es auf die heutige Zeit zugeschnitten wurde.
Kabale, Braunschweig: stimmig, aber ich wünsch mir anderes
Bei einer modernisierten Aufführung eines Dramas sollte man sich als Regisseur immer fragen, inwieweit die Inszenierung auch im Sinne des Autors ist. Da Schillers Stück in Löffners Variante im Wesentlichen erhalten blieb und mit gelungenen, aber auch mit weniger gelungenen Aktualisierungen daherkam, fande ich es im Ganzen stimmig und nicht schlecht.
Trotzdem hätte ich mir persönliche eine weniger moderne Inszenierung gewünscht.
Kabale, Braunschweig: knaitg? antik? kantig?
Die Inszenierung, die meine Klasse und ich besuchten, war eine moderne Überarbeitung, doch meiner Meinung noch sehr knaitg. Einiges fand ich besser, einiges schlechter. Oftmals passten die Überabreitungen in Schillers Werk, doch ebenso auch nicht. Einige Differnenzen zB. die teils brutale Erziehung von Ferdinand war in dieser Inszinierung sehr hervorgehoben. Dies war soviel positiv, als auch negativ. Es passte in das neue Stück, jedoch nicht in das von Schiller, wo die bürgerlichen viel mehr im Vordergrund stehen, als die adligen. Somit steht dies im Wiederspruch mit der Aussage von Schillers Stück, was er erreichen wollte. Aber dennoch war diese Inszenierung sehr gelungen.
Kabale, Braunschweig: alles in allem ...
Daniela Löffner hat mit ihrer Inszenierung von "Kabale und Liebe" den heutigen Zeitgeist getroffen. Besonders loben muss ich die Idee, nach der sich immer alle Figuren auf der Bühne befinden. Auch die viel kritisierte Idee, den falschen Liebesbrief in eine Missbrauchsszene umzuwandeln, finde ich nicht schlecht, nur mit dem masturbierendem Wurm im Hintergrund, hatte ich ehrlich gesagt ein Problem. Ich glaube nicht das, dass im Sinne Schillers gewesen wäre.
Doch alles in allem war die Inszenierung gelungen.
Kabale, Braunschweig: besonderes Lob für die Bühne
Das bürgerliche Trauerspiel von Daniela Löffner ist eine kreative und moderne Version von Schillers Drama "Kabale und Liebe". Die Schauspieler haben perfekt den Unterschied zwischen Originalsprache aus dem Drama und modernem Bühnenbild verknüpft. Vor Allem Sven Hönig als "Kalb" versetzte das Publikum in Begeisterung. Auch die Kostüme ( kreiert von Sabine Thoss) unterstreichen optimal die Charakter der Hauptfiguren. Aber das größte Lob bekommt Claudia Kaminski für ihr inspirierendes Design der Bühne, die jeden Zuschauer zum Nachdenken anregt. Alles in allem eine wirklich gelungene Vorstellung.
Kabale, Braunschweig: für meine persönliche Einschätzung
Zu der Inzenierung von Daniela Löffler finde ich persönlich ist zu sagen, dass ihre Inzenierung zwar oberflächlich die Handlung umfasst. Allerdings der Intention von Schiller nicht ganz gerecht wurde, da die Standesunterschiede der Protagonisten nicht so herausgearbeitet wurden. Dies ist für meine persönliche Einschätzung allerdings das Wichtigste Kriterium.
Kabale, Braunschweig: geheimnisvoll und realistisch
Die Inszenierung des bürgerlichen Trauerspiels ,,Kabale und Liebe" war anfangs verwirrend aufgrund der Struktur und Darstellung der Bühne. Das Gute ist, dass hinter dieser Inszenierung viele Geheimnisse stecken, aus denen man viel deuten kann. Im Großen und Ganzen war das komplette Theaterstück realistisch und meist nicht vom Thema abschweifend.
Kabale, Braunschweig: zu viel oben ohne und sehr laut
Die Hauptaussagen, die Schiller mit diesem Stück herüberbringen wollte, wurden in der Inszenierung deutlich. Die Intrige, inzeniert von Wurm und dem Präsidenten/Minister, die Liebe zwischen Ferninand und Luise, sowie die unüberwindbaren Standesgrenzen zwischen Adel und Bürgertum.
Einige Charaktere wurden hier ausgelassen, was jedoch nicht weiter auffiel, da einige Nebenfiguren mehr in Szene gesetzt wurden, als im Original. Das Bühnenbild unterstützte dies z.T. noch (wichtigste Person der Szene stand auf der Rampe).
Alles in allem war die Inszenierung eine gute Umsetzung des bürg. Trauerspiels von Schiller, man wusste worum es ging, wann es spielte war auch schnell klar und die Schauspieler haben auch eine sehr gute Vorstellung geboten. Nur wurden für meinen Geschmack etwas zu viel "oben ohne" und sehr laute dialoge mit eingebracht.
Dennoch würde ich noch einmal eine Vorstellung besuchen.
Kabale, Braunschweig: fragwürdig, aber gelungen
Schillers Bürgerliches Trauerspiele Kabale und Liebe wurde unter der Regie von Daniela Löffler in einer zum Teil stark und zum Teil kaum abgeänderten Inszenierung dargeboten. Schillers Sprache wurde abgesehen von einigen Kürzungen in der Pathetischen Sprachen beispielsweise Ferdinands fast orginalgetreu übernommen. Die Kostümierung war insgesamt betrachtet durchschnittlich: die sehr treffend gewählte Kleidung vom Präsidenten (bei Fr. Löffler Minister) und die des Hoffmarschalls wurden von der eher lieblosen und unbedachten der Lady Milford und des eher unpassenden "Cowbo-Outfits", das Luise Trug. Der Gravierende Eingriff, aus einem Brief eine Vergewaltigung zu machen, sei es noch so sehr um der Modernisierung willen geschehen hat Schillers Werk in meinen Augen unnötig ins Obszöne gezogen. Alles in allem eine Fragwürdige, aber doch gelungene Inszenierung, die da und dort etwas plump schien, dies aber an anderen Stellen durch große Detailverliebtheit ausgleichen konnte.
Kabale und Liebe, Braunschweig: Löffner mit n
Liebe Co-Blogger! Die Regisseurin heisst Daniela Löffner, mit "n".
Beste Grüße,
Kabale und Liebe, Braunschweig: Frage
Ich war sehr zufrieden mit der Aufführung. Sie war besonders für Schüler interessant gestaltet.
Ich habe nur eine Frage und hoffe, dass jemand sie beantworten kann. Wie heißt denn das Lied, es ist ein klassisches, das in der Szene gespielt wird, in der Luise vergewaltigt wird? Danke im Voraus
Kabale und Liebe, Braunschweig: wider Schillers Wunsch
Ich war mit meiner Klasse in dem Staatstheater,
Wir waren alle sehr gespannt auf das Theaterstück, denn wir hatten uns davor ausführlich mit "Kabale und Liebe" beschäftigt. Außerdem waren wir auch schon in Halberstadt im Theater, um ein Vergleich zu haben. Leider waren auch nur andere Klassen da, die sehr laut waren und kein passendes Benehmen aufbrachten. Im allgemeinen war ich und viele andere sehr entäuscht von der Darstellung. Daniela Löffner wollte das Stück modernisieren, jedoch ist es ihr meiner Meinung nach in keinster Weise gelungen. Denn wenn wir schon in der heutigen Zeit sind, dann werden andere Mittel und Wege benutzt, um Nachrichten auszubreiten. Außerdem gehörte die Vergewaltigungsszene in keinster Weise in dieses Theaterstück, da sich die Thematik von Kabale und Liebe nicht auf eine Vergewaltigungn bezieht, sondern auf eine romantische Liebesgeschichte mit Intrigen. Außderdem, war es moralisch verwerflich, wie man auf eine Schwangere Frau und behinderten Kindern geschossen hat. Ob dies, das war, was Schiller an die Nachwelt mit seinem Werk überlassen wollte, ist für mich sehr fragwürdig!
Kabale, Braunschweig: Titel des gesuchten Songs
Die Melodie zur Vergewaltigungsszene war "Everything's gonna be alright" von Sweetbox. Tat in dem Zusammenhang so richtig weh.

Viele Grüße
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