Presseschau vom 12./13. Oktober 2011 – zum Wechsel von Armin Petras nach Stuttgart

Die Firma wankt

Die Firma wankt

12. Oktober 2011. Am vergangenen Montag war gemeldet worden, dass eine Findungskomission des Baden-Württembergischen Staatsschauspiels Stuttgart den Regisseur und Intendanten des Berliner Maxim Gorki Theaters Armin Petras als Nachfolger des Stuttgarter Intendanten Hasko Weber empfiehlt.

Im Interview mit Dirk Pilz von der Berliner Zeitung bekräftigt Armin Petras seine Absicht, nach Stuttgart zu wechseln, und macht die Berliner Politik für seinen Abwanderungswillen verantwortlich: Trotz erstmals über 90 Prozent Auslastung im Monat September und Lob seitens der Stadtoberen für das Maxim Gorki Theater, habe es immer stärkere "Abnutzungserscheinungen" gegeben: "In den letzten acht Jahren sind 800 000 Euro Aufwendungen verschwunden, die wir nicht zu verantworten haben", so Petras. "Ich bin nicht der Mensch, der jede Woche nach Geld fragt."

Das Studio des Gorki Theaters müsse das nächste halbe Jahr geschlossen bleiben, "weil wir es nicht mehr bespielen können. Und ich müsste jetzt fünf Leute entlassen. Man muss als Künstler auch ab und zu ein Zeichen setzen." Das Gorki könne "überhaupt nur noch existieren, wenn wir Geld aus Koproduktionen und Projektmitteln einspeisen. Das ist absurd: So kann ich so eine Firma nicht leiten."

Was ihn an Stuttgart reizt? "Stuttgart ist in Deutschland für mich das Fremdeste. Ich habe mich sehr lange mit dem Umbruch im Osten beschäftigt, es sollte für mich jetzt auch mal neue Themen geben. Als ich damals am Gorki angefangen habe, haben ja alle gesagt: Das kann nichts werden. Wir haben eine eigene Sprache gefunden. Warum soll das nicht auch in Stuttgart gelingen?"

(chr)

 

Zeichen ohne Wunder

13. Oktober 2011. Maxim-Gorki-Theater-Intendant Armin Petras und seine Gründe für den geplanten Wechsel Richtung Stuttgart sind heute Thema in mehreren Medien. Auf die Frage, ob die Berliner Politik denn wusste, wie es um das Gorki-Theater stehe, sagte Petras der dpa in einem Interview, das bei Zeit online zu lesen ist: "Doch natürlich. Es gibt nicht nur jährliche Pläne, die vom Theater an den 'Dienstherrn' gesandt werden, sondern auch vierteljährliche Berichte." Zu seinen Wechselgründen sagt er dort: "Bei mir ist es so, dass der Mensch, Autor und der Regisseur Armin Petras nichts lieber im Leben täten als in Berlin zu bleiben. Aber der Intendant Armin Petras sagt ganz klar: Ich kann nicht auf der Bühne politisches und soziales Theater machen und mich dann als Intendant apolitisch verhalten. Deshalb musste ich dieses Zeichen setzen."

In der Berliner Zeitung, in der Petras gestern behauptete, in den letzten Jahren seien 800.000 Euro Aufwendungen verschwunden, fragen Birgit Walter und Dirk Pilz heute, ob das stimme: "2003 bekam das Gorki-Theater Fördermittel von 8,7 Millionen Euro, 2010 waren es nur noch 7,8 Millionen, also 900.000 Euro weniger. Armin Petras aber trat nicht vor acht, sondern vor fünf Jahren seine Intendanz an, die ersten 500.000 Euro waren also schon seinem Vorgänger Volker Hesse weggenommen worden."

Petras habe also gewusst, wie ungerecht mager sein Etat im Vergleich zu den anderen Großbühnen der Stadt ausfallen würde. "Die Tarifsteigerungen wurden ihm zum großen Teil ersetzt. Trotzdem hat Petras heute 400.000 Euro weniger für die künstlerische Arbeit als am Anfang, einfach weil andere Kosten gestiegen sind, die Lagermieten, Bühnenbilder, Probebühnen. Wenn jemand so knapp anfängt, spürt er eben jede weitere Verknappung existenziell."

Dass die finanziellen Schwierigkeiten am Gorki, das Petras 2006 übernahm, nicht neu sind, räumt er auch Patrick Wildermann gegenüber im Berliner Tagesspiegel ein. "Schon sein Vorgänger, Volker Hesse, hatte mit hohen Bilanzdefiziten zu kämpfen." Petras sei mit der Losung angetreten: Wir schaffen das mit weniger Geld. Was auch gelang, mit einer Verdoppelung der Premierenzahl schon im ersten Jahr. Allerdings sei dem Gorki genau das zum Verhängnis geworden, was zunächst die Budgetierung aufbesserte und zu einer Art Markenzeichen des Theaters wurde – die hohe Zahl an Koproduktionen und Kooperationen mit anderen Bühnen und Festivals.

"Was wir als Ergänzung zur bestehenden Struktur erfunden haben, hat sich zum Zwang verkehrt", sagt Petras laut Tagesspiegel. "Wir können vielfach gar nicht mehr anders produzieren." Die 800.000 Euro Zusatzausgaben, die das Gorki inzwischen pro Jahr aus dem Gesamtetat kompensieren müsse, setzten sich zusammen "aus Tariferhöhungen, die nicht ausgeglichen wurden, aus Umzugskosten der Werkstätten und vielem mehr. Zwar habe das Haus die Eigeneinnahmen schon von 1,2 auf 2,2 Millionen Euro steigern können." Dennoch sei im März eine Haushaltssperre verhängt worden, die Zahl der Premieren im großen Haus werde in dieser und der nächsten Saison reduziert.

(ZEIT online / Berliner Zeitung / Tagesspiegel / geka)

Kommentare  
Presseschau Petras nach Stuttgart: Abgang mit Blitz und Donner
Die finanzielle Situation am Gorki ist schon seit Jahren gleichbleibend schlecht. Damit konnte Petras bisher leben. Jetzt will er weg und inszeniert seinen Abgang - mit Blitz und Donner. Ein Neuer wird kommen - und sonst bleibt alles beim alten.
Presseschau Petras nach Stuttgart: schade, wenn alles beim alten bliebe
wie schade, wenn alles beim alten bliebe...
Bei einem solch großartigen runterwirtschaften des Hauses können einem am Ende nur die Mitarbeiter leid tun.
Presseschau Petras nach Stuttgart: strukturelles Problem
Entschuldigt die naive Frage: Wieso kann mit 7,8 Mio € Zuschüsse pro Jahr kein Theater betrieben werden? In vielen anderen Ländern haben selbst die größeren Theater diese Summen nicht, und die künstlerischen Resultate sind dennoch teilweise beeindruckend... Meines Erachtens weist das auf gravierende strukturelle Probleme der Theaterlandschaft.
Petras nach Stuttgart: alte Krux
@zahlenmensch
in vielen anderen ländern sind die technischen mitarbeiter auch nicht an gewerkschaftliche verträge mit automatischen lohnsteigerungen gebunden, während die subventionen, die bekommen werden dies nicht berücksichtigen...dies ist eine immer wiederkehrendn alte krux in diesem land... und wirkt sich auf die künstler aus, die mit ihren von jahr zu jahr oder von produktion zu produktion frei aushandelbaren verträgen und honoraren dann immer mehr gekürzt werden... genauso wird dann aus not mt dem geld für die üproduktion verfahren...-- daran wird seit jahrzehnten (!) nichts geändernt, weil die ötv einfach wahnsinnig stark ist.. so kommt es,daß ein bühnentechniker manchmal doppelt und dreifach verdient als der auf der bühne hampelnde darateller..und daß man kein geld für das bühnenbild hat, weder für material noch für idee..aber die leute, die es herstelllen sollen, werden super bezahlt...in anderen ländern gibt es oft keine festen ensembles und strukturen, es sind meistens frei truppen, die mal in so einem haus gastieren und die technik wird dann eben kurzfristig dazu eingekauft...billig und keiner kann davon wirklich leben...dies ist nicht vergleichtbar mit deutschland...- wenn es so weter geht, werden wir bald theater mit wunderbaren werkstätten, verwaltungsangestellten ud tehcniker haben..und keine küstelr mehr..ein museum, das sich die zuschauer ansehen können, vielleicht in der kantine noch was trinken..aber der vorhang bleibt unten...doch niemand fühlt sich zuständig, da etwas zu ändern..denn wie schon zu monarchistischen und kleinen grafschaftszeiten entscheiden die politiker (!) oft über die intendanz und die zuschüssse.... und nicht wirkliche kulturkenner...maximal sitzt mal ein beratender intendant mit ihn der kommission,d as fördert aber nur die vetternwirtschaft.. denn auch sein stuhl wackelt in der regel nach vier jahren...oder zehn ..oder so...
Presseschau Petras nach Stuttgart: Rechnung zu einfach
Entschuldigen Sie Herr Zahl,
Ihre Rechnung ist mir zu einfach.
Presseschau Petras nach Stuttgart: umverteilen!
Danke, Herr Zahl. Ich stimme voll zu.

Wenn ein Intendant ein Haus verlässt, weil es mit 7,8 Millionen Jahresetat unterfinanziert ist, muss man den Herren doch ernst nehmen und darüber nachdenken, ob man mit 7,8 Millionen ein Theater leiten kann. Ich sage: Man kann! Aber nur wenn die Lohnasymmetrie aufgehoben wird - und zwar zu Gunsten der Künstler! Man stelle sich vor: Es soll Bühnenbildner geben, die ihr Bühnenbild gerne selber bauen oder frei entscheiden möchten, wer es wie wann und wo baut. Man stelle sich vor: Es gibt Theatermusiker, die sich ihr Mikrofon gerne selber anschließen und hinstellen. Man stelle sich vor: Es gibt Schauspieler, die sich gerne selber schminken.
Es ist ja eine wunderbare Sache, wenn man für jede Tätigkeit neben der Bühne jemand Verantwortlichen hat, aber bevor das Theater geschlossen werden muss, weil es die Künstler nicht mehr bezahlen kann, dafür aber den festangestellten Theaterplastiker, den festangestellten Inspizienten und den festangestellten Theatermaler, sage ich: Geld umverteilen! In Theatern geht es um die Kunst. Und diejenigen, die die Kunst machen, sollen das Geld auch bekommen. Ob und wieviele Techniker/Inspizienten/Kostümfärber dann noch angeheuert werden, das kann man dann ja schauen. Aber bitte lasst das Geld zuerst in die Kunst fließen und dann in die Nebentätigkeiten! Sonst platzen die ganzen Wasserköpfe der Theater bald wie Wasserbomben und dann hat's ein jähes Ende mit der wunderbaren deutschen Theaterlandschaft.
Petras nach Stuttgart: Gehorsamkeitssteuer
@ 6 wissen Sie überhaupt, was Sie da schreiben? haben Sie mal was von steuern gehört? von denen sollte man Ihnen wegen Ihrem neoliberalen gequatsche noch mehr abknöpfen und den jahresetat vom maxim gorki um eine million erhöhen. nennen wir sie die vorauseilende gehorsamkeitssteuer oder die sozialabbauprojektsteuer oder die gemeinwesenvernichtungssteuer.
Petras nach Stuttgart: und der Rest geht Golfen
das ist doch herrlich, dass die saat der neoliberalen ausgerechnet an den theatern wo jeder zweite vom antikapitalismus schwurbelt um sich gesellschaftlich relevant zu gebärden so wunderbar aufgeht. genau so ist es doch gewollt. dass die eh kaum noch was haben, sich um das wenige kloppen und der rest geht golfen. genau wie 6 hört man übrigens auch intendanten quatschen, die sich nach außen gern als 68er und linke bezeichnen, nach innen gagen dumpen und mitarbeiter tyrannisieren. alles eine frage der perspektive.
Petras nach Stuttgart: böse Zunge
7.8 Millionen Zuschuss, nicht genug? Und was kostet ein Intendant (inkl. Chauffeur, Spesen und Dienstwohnung, nehme ich an) pro Jahr ?
Vielleicht gibt es Sparmöglichkeiten auch hier. Oder wollen sie lieber wie Herr Ackermann leben?
Petras nach Stuttgart: bitte sorgfältig lesen - leichtere Strukturen
Jetzt mal Füße stillhalten, Ladies and Gentlemen. Ihr pawlowscher Bissreflex bei Vorschlägen zur Flexibiliserung der Stadttheaterstrukturen ist ja beängstigend. Als nächstes kommt dann der Nazi-Vorwurf?
Lesen Sie meinen Beitrag bitte sorgfältiger! Ich bin sehr dafür einen großen und umfangreichen technischen und administrativen Apparat an jedem Theater zu haben. An den wenigen Theatern, an denen es diesen gibt, ohne dass er zu der oben beschriebenen absurden Gehaltsasymmetrie führt, ist das ein Traum von Theaterarbeit. So soll es sein. Es wäre aber realitätsfremd, wenn man nicht feststellt, dass dies tatsächlich heute ein Traum ist. Über diese luxuriösen Bedingungen verfügen doch nur noch ein Bruchteil der deutschen Theater!
7 + 8, Sie scheinen insofern unter einem Mangel an Weitsicht oder Erfahrung zu leiden, denn sonst wüssten Sie, dass sich ein großer Teil der noch existierenden Stadttheater am Existenzminimum befindet, weil der künstlerische Etat schrumpft und schrumpft. Und es ist in Gottes Namen LEIDER nicht abzusehen, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird: Keine wegweisenden Proteste, kein Kulturpolitiker, der gegen den Strom schwimmt. Das Phänomen gleicht sich von München bis Kiel: Die künstlerischen Etats schrumpfen. Die Theater gehen ein wie Pflanzen, die nicht gegossen werden.
Ich glaube, es wäre in vielen Fällen notwendig die Reissleine zu ziehen und das unbewegliche aufgeblähte Stadttheater durch Künstlerhäuser zu ersetzen. Das ist keineswegs eine neoliberale Forderung, sondern 1. eine Feststellung der Verhältnisse, die jetzt schon krass zu Ungunsten der Künstler gelagert sind und 2. ein großes Bedürfnis danach den immer komplexer und vielfältiger werdenden Produktionsformen für Theater Rechnung zu tragen. Sie scheinen zu verkennen, dass selbst finanziell best augestatteste Häuser durch ihre aufgeblähte Organisationsstruktur häufig gar nicht im Stande sind große, frei entwickelte Projekte zu realisieren. Beispiele dafür gibt es genug! Das ist seitens der Stadttheater dann auch nicht nur ein Mangel an Erfahrung mit vom Sechs-Wochen-Rhythmus abweichenden Produktionsformen, sondern vor allem ein strukturelles und damit selbst angeschafftes Problem. Um es etwas überspitzt zu sagen: Die Stadttheater sind als Apparat überfettet und die Künstler leiden unter Hunger. Wie sonst wollen Sie mir erklären, dass das Gorki seine zweite Spielstätte für ein halbes Jahr schließt? Mit einem Etat von 7,8 Millionen Etat!

Ich wünsche mir eine Strukturdebatte über Stadttheater, die sich die Flexibilisierung des eigenen Apparats als Ziel setzt, ohne reflexartig immer gleich die Moralkeulen Sozialabbau und Neoliberalität rauszuholen. Das muss doch bitte möglich sein.
Petras nach Stuttgart: Erwiderung auf böse Zunge
Sehr geehrter Herr Kaschmann,
Ihr Kommentar ist ein gutes Beispiel für neiderfülltes, böses, uninformiertes Sprechen, das dazu angetan ist, in seiner Schärfe die Atmosphäre einer Diskussion zu vergiften (wenn sie denn noch nicht vergiftet ist).
Natürlich mag es Intendanten geben, die ihre öffentliche Stellung ausnutzen. Aber gewiss gibt es noch viel mehr Intendanten, die ihrerseits bescheiden und angemessen leben, wie Sie es wohl für sich selbst in Anspruch nehmen, wenn ich es recht verstehe.
Und selbst wenn, wäre die Maßlosigkeit der Intendanten heute tatsächlich das vorrangige Problem der Theater? Wäre dies, träfe Ihre Behauptung denn zu, der wichtigste Strukturfehler?

Kommentare wie Ihrer legen vielmehr die Vermutung nahe, dass Internetforen wie das von nachtkritik.de tatsächlich epidemisch heimgesucht werden von böswilligen Zeitgenossen.
Es muss doch möglich sein, anders als mittels Unterstellungen und in rüdem Ton miteinander zu diskutieren?

Mit Grüßen
nikolaus merck
Petras nach Stuttgart: Infragestellen der Strukturen
Na ja, angesichts des vor kurzem veröffentlichten Gehalts des Generalintendant der Bonner Bühnen (über 300.000 €!) finde ich die Frage nach den Intendantengehälter nicht ganz so unsinnig - hier geht es schlichtweg auch um die Glaubwürdigkeit der Theater. Und schließlich wird hier mit öffentlichen Geldern gearbeitet, da sollte Transparanz selbstverständlich sein.

Mich irritiert viel mehr die reflexartige Reaktion auf die Frage, wohin das Geld in Theatern fließen soll - das Infragestellen der Strukturen wird dann sofort mit dem Argument neoliberal erschlagen. Und dass die freien Künstler und Techniker in anderen europäischen Ländern von ihrer Kunst nicht leben können, ist ein in Deutschland gerne wiederholter Mythos - schauen Sie sich die "freien" Ensembles und ihre Arbeitsbedingungen in zum Beispiel Flandern doch mal genauer an. Das funktioniert aber nur, wenn das Geld viel besser auf die verschiedenen Aktoren verteilt wird, und nicht fast alles an Riesenstrukturen gezahlt wird.
Petras nach Stuttgart: Strukturen am Gorki Theater
@6 @12
Und was wenn die Strukturen doch nicht das Problem sind? In der Spielzeit 2009/2010 hatten von den 172 Mitarbeitern des Gorki 90 bereits einen NV-Vertrag. (vgl. DT 282 Mitarbeiter / 104 NV) Arbeiten also im weitesten Sinne künstlerisch. Haben flexible Arbeitszeiten und haben frei verhandelbare Gagen. Dazu kommen nocheinmal 120 mit Gast- und Werkverträgen. Offensichtlich ist der angemahnte Strukturwandel am Gorki schon ziemlich weit fortgeschritten... Solche Zahlen kann man nachlesen.
Petras nach Stuttgart: im Winter mit dem Dienst-Fahrrad
Sehr geehrter Herr Kaschmann,

ich kann mich Herrn Merck nur anschließen was ihren Ton angeht. Und versuchen, ein bißchen gegenzusteuern. Wer Petras schon mal erlebt hat, der weiß, dass dieser Intendant selbst im Winter oftmals mit dem Fahrrad ans Theater fährt. Und da es kein Tandem ist, nehme ich auch nicht an, dass er einen Chauffeur hat. Und man mag es sich kaum vorstellen, aber auch in der Kantine isst er von den selben Tellern und das gleiche Essen, wie die anderen am Gorki arbeitenden Menschen auch.
Dagegen arbeitet das Gorki unter Armin Petras seit Jahren an der Belastungsgrenze aller und hält auch mal Abende ab (wie zb die Visiothek) die in ihrer Produktion rein gar nichts kosten DÜRFEN, um überhaupt den Weg zum Publikum finden zu können. Das also überhaupt noch Kunst und Publikumsnähe am Gorki geschehen und zelebriert werden, ist vor allem Armin Petras und einem wahnsinnig idealistischen Team um ihn herum zu verdanken und dabei verdient sich keiner eine goldene Nase. Petras hat es auch selbst gesagt (zum Antritt seiner Intendanz), dass er als freier Regisseur mehr verdient hätte, als als Intendant des Gorki Theaters. Er wollte aber eine Theatervision leben, statt nur "seinen Stiefel".
Es tut mir also schrecklich leid, aber ihr unbedarftes Misstrauen ist glücklicherweise völlig Fehl am Platze.
Presseschau Petras nach Stuttgart: Schauspieler ohne Auto
@ zahlenmensch
das stimmt nicht, was die da behaupten, sorry...leider kenne ich mich sowohl in den benelux-staaten als auch in frankreich und sogar in skandinavien in der theater und vorallem "freien"-theaterszen gut aus..d.h. diese ensembles, die sich zusammentun und dann in einem stadttheater für eine produktion gastieren..NEIN!! sie können NICHT davon leben!! sie kellnern! unterrichten!! machen andere jobs! proben drei stunden am tag und arbeiten den res..darunter leider die qualität der arbeit sehr!! sie sind immer nur wochenwiese angestellt...es gibt nicht genug etat..- was glauben sie, warum so viele niederländer so gerne in deutschland arbeiten?? ganz bestimmt nicht, weil deutsch so eine schöne sprache ist...hmhm..
was intendanten verdienen sollten sie nicht mit den ausübenden künstlern vergleichen, sondern mit anderen managern aus der wirtschaft zum beispiel...und selbst ein besser verdienender generalintendant (nicht zu vergleichen mit dem schauspielintendanten herr petras,der ganz bestimmt einen bescheidenen lebensstiul pflegt) verdient nicht so ne goldene nase wie die leitungspositionen in vergleichbareb institutionen..- und was mich am meisten ärgert: warum redet niemand über die subventionen (!) , die ein amt bekommt: warum dürfen finanzänter zum beispiel ungefragt ne menge an gehälter einsacken und bei den theater wird alles öffentlich gemacht..ein neubau eines amtes wird einfach realisiert...ein theater wird drangsaliert..und ich finde ein theater mindestesten genauso wichtig wie ein finanzamt...und glauben sie mir: die künstler verdienen im schnitt die hälfte verglichen mit dem, was noch vor zehn jahren war..und die ensembles werden immer kleiner...halbiert..verjüngt..verbilligt....ein supermarkt,ein ausverkauf...und niemand beschwert sich...weil alle angst um die wenigen letzten jobs haben..-
und dann der vergleich mit dem ausland...man kann sozialwohnungsbewohner nicht mit der "obdachlose- haben -es -noch -schwerer- und -überleben- auch"-keule drohen..so wirkt mir ihr vergleich...-- und ich kenne SEHR viele schauspieler, die NOCH NIE ein auto besaßen, -trotz führerschein!!,- weil ihr gehalt es einfach NIE zuließ!!
Presseschau Petras nach Stuttgart: Schmarrn
"aufgeblähte Stadttheater durch Künstlerhäuser ersetzen"? Mit Verlaub, was für ein Schmarrn, Vorstellerin.
Presseschau Petras nach Stuttgart: Solidarität!
Bravo, Peter D. Sie haben völlig Recht, und all jene, die zurzeit konformistisch zum Kampf gegen die Stadttheater aufrufen, spielen mit dem Feuer. Sie erledigen die Schmutzwäsche für kunstfeindliche Politiker. Denn Künstlerhäuser sind billiger als Theater. Erst wird man diese abschaffen und danach jene gar nicht erst einrichten oder bald danach ebenfalls einsparen. Man höre doch endlich auf, die einen gegen die anderen auszuspielen - die freien Gruppen gegen die festen Ensembles, die Schauspieler gegen die Bühnentechniker. Es geht darum, den Anspruch auf Theater in allen Formen und Aspekten - als "Museum" der dramatischen Tradition und als Experimentierfeld, als Spielstätte für geschichtlich bedeutsame Erinnerung und als Auseinandersetzung mit der Gegenwart, als Arbeitsfeld für Künstler und für all jene, ohne die diese ziemlich hilflos wären - zu behaupten und gegen eine Ideologie anzukämpfen, die nur in Kategorien von Kosten und Nutzen denkt. Dafür wird Solidarität nötig sein, nicht eifersüchtiger Brudermord.
Presseschau Petras nach Stuttgart: für Zeitverträge
nicht falsch verstehen: ich bin GEGEN künstlerhäuser und FÜR stadttheater..aber mit einer gerechteren verteilung, die den intendanten und verwaltungsdirektoren zwingt, das gros der subventionen in die festgezurrten gehälter der technik etc zu stecken..weil es sonst so wie in einigen kleineren häusern gerade geht: sie müssen ein spärte schließen (meist das ballett), um die tehchnil etc bezahlen zu können!! das ist doch kunstfeindlich..ein apparet gegen die künstler, von den politikern beschworen. deshöab: ich bin FÜR feste häuser, ensemble usw..aber FÜr zeitverträge --flexibel wie bei den künstlern---bei der technik...dies müsste doch umsetzbar sein!!!
Presseschau Petras / Stadttheater: Vielfalt schaffen
@15
Ich habe nicht von den Niederländern, sondern von den Flamen gesprochen (das liegt in Belgien, etwas weiter südlich...). Die können sehr wohl von ihren Gagen - die meistens übrigens Gehälter sind - leben, und was die künstlerische Qualität betrifft, so verweise ich auf die Anwesenheit dieser Gruppen im Ausland.

Mir will einfach nicht in den Kopf, dass mit 7,8 Mio € Zuschuss ein Theater nicht zu betreiben ist. Ich bin nicht für die Abschaffung der Stadttheater, aber dafür, für eine Vielfalt in der Theaterlandschaft zu sorgen, die der gesamten Szene gut tun würde. Und das muss im Land mit der höchsten Bezuschussung der Kunstszene doch möglich sein, oder?
Petras/ Stadttheater: die Gefahr von mehr mit weniger
Wenn ein neuer Intendant mit der Losung "Wir schaffen das auch mit weniger Geld" antritt, und dann im 1. Jahr gleich mal eben doppelt so viele Premieren raushaut, stellt sich mir die Frage, was da auf wessen Rücken ausgetragen wird. Wem will man damit was beweisen? Wozu? Man liefert doch der Politik (oder der wie auch immer gearteten abstrakten Nebelwolke, die Geld überweist/beschliesst etc) Gründe am laufenden Band, immer weiter zu kürzen. Geht doch! Schauspieler proben am besten 3 Stücke parallel, viele Anfänger, billig, am besten alle 2 Jahre nen neuen Schub von den Schulen (im Supermarkt gibts schliesslich auch immer frische Brezeln). Unterm Strich Quantität statt Qualität. Wem Intendanten damit was beweisen wollen, ist mir bis heute schleierhaft. Man bekommt eben NICHT mehr Geld, wenn man zeigt, was möglich wäre. IRRTUM!
Dann lieber mit den Leuten, die man hat, 5, 6 schöne Stücke machen, und fertig is die Laube. WEIL WIR (KÜNSTLER!)MEHR NICHT LEISTEN KÖNNEN/WOLLEN. FÜR DAS GELD.
Ach, das Theater als Utopieort, als Gegenwelt, es könnte schön sein.
Und, wie es bei den Schauspielern innen drin ausschaut, bei Fliessbandähnlichen Bedingungen, interessiert sowieso keinen. Solange es läuft.
Petras/Intendanten: unterschiedliche Motive
Die Frage ist vielleicht immer auch ein bisschen, was steht dahinter, welche Motive, oder? Gehts dem Macher darum irgendwas zu zeigen, zB dass wir übersättigt sind und uns auf ein Weniger einstellen müssen, gehts also vielleicht um die Profanierung des Materiellen, also um künstlerische Motive, eine schlanke Kunst usw? Oder gehts dem Intendanten drum, wie 20 sagt, der Politik zu zeigen, dass er die Bude vollkriegt egal wie, um sich mit seiner geilen Auslastung fürs nächstgrössere Haus zu empfehlen. Petras hat das sicher nicht nötig. Andere um so mehr. Aber was ist der Gradmesser und wie trennt man die Spreu vom Weizen? Der Politik ist das scheissegal. Wenn sie überhaupt gucken, sieht einer von hundert wessen Geistes Kind das Gesehene ist, ob es ehrlich war oder ihm nur die Eier geschaukelt wurden.
Petras/ Stadttheater: Kritik an der Erwiderung auf böse Zungen
@ 11 Ich gehe davon aus, dass Sie N.M. von nk sind. Und ich gehe davon aus, dass Sie sich auf Nr. 9 beziehen und nicht auf einen Kommentar, der von Ihnen nicht veröffentlicht wurde. Mir wird seit einiger Zeit nicht klar, was die Redaktion von nk für eine Einflussnahme/Linie betreibt bzw. verfolgt. Kommentare, die andere durch ihre Angriffigkeit beleidigen (auch wenn keine Schimpfwörter vorkommen), liest man immer wieder; das ist weder sachlich noch förderlich für die Diskussion - und hier greifen Sie einen Schreiber an, der etwas anspricht, recht ordentlich vorgetragen, was man nicht außer Acht lassen sollte. Ich weiss nichts von Armin Petras' Art der Führung am Gorki oder was er verdient usw., ich lese auch aus Nr. 9 nicht zwingend heraus, dass damit A.P. angegriffen werden soll. Es ist aber eine Tatsache, dass das Gefälle an den Häusern enorm ist. Bis zu einem gewissen Grad ist das okay; wenn man Praktikant ist, sich einbringt und nichts (wohl eher die Regel)oder kaum etwas dafür bekommt, hinterfragt man einiges schon; würde sich schon freuen, wenn das Haus das Mittagessen bezahlt. Da hinterfragt man dann schon Spesenabrechnungen oder Ausgaben an den Häusern. (Ich sage es noch mal, ich beziehe mich nicht auf das Gorki.) Ich habe mir aus Zeitgründen Ihre Biografie nicht ansehen können, mir kommt aber der Verdacht, dass Sie nie an einem Theater gearbeitet haben. Das muss man sicher nicht zwingend, um über Theater zu sprechen. Aber selbst wenn man dies nicht gemacht hat, gehe ich davon aus, dass Sie in der Szene gut vernetzt sein sollten. Und dann müsste sich doch ein Bild zusammentun, dass weniger glorifizierend ist in Bezug auf das deutsche Theatersystem. Jetzt werden Sie einwenden, dass Sie das alles wissen und Sie auch eine Debatte zum Stadttheater hier ermöglichen. (Dass die Diskussion, ganz nebenbei, nicht wirklich zustande kommt, liegt sicher an den Beiträgen, deren Klarheit und Fokus, oder der fehlenden Kommentarfreudigkeit der Autoren und der fehlenden Moderation.) Um es kurz zu machen: Das deutsche Stadttheatersystem ist m.M. nicht so gut (positiv formuliert), wie immer behauptet wird, und dazu zählen auch solche Punkte wie der in Nr. 9 erwähnte. Warum die Mängel des deutschen Theatersystems auf nk nicht ausreichend thematisiert werden, bleibt mir ein Rätsel. Ihr Kommentar auch.
Petras/ Stadttheater: nochmal zu Struktur und Intendantengeld
Sehr geehrter RF,
ja ich nm bin der nm von nk.
Ich habe am Theater gearbeitet, in den 90er Jahren, und sehe auch, dass es da sehr unterschiedliche materielle Chancen gibt. Kaum welche für Hospitanten, einige für Regisseure, noch mehr für Intendanten.
Ich zum Beispiel, zu der Zeit Dramaturg, habe als Mitautor einer Marlowe-Textfassung damals ein Honorar bekommen. Namhafte Regisseure haben in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren überall regelmäßig ihre Regiegagen aufgebessert durch Verwendung der eigenen Shakespeare-Textfassungen für die sie wiederum Tantiemen bekam.
Ja.
Das halte ich für Verschwendung.
Dennoch bestehe ich darauf, dass meinetwegen überhöhte Intendantengehälter und Privilegien nicht das strukturelle Problem der deutschen Stadttheater ausmachen.
Ein strukturelles Problem ist vielmehr, dass der Schauspieler nicht einen Stuhl auf die Bühne tragen darf (in der Regel) und der Bühnentechniker keine Scheinwerfer ausrichten darf usw. Weiter: dass Künstler und andere Angestellte rechtsförmig unterschiedlich beschäftigt werden, dass die Apparate große Teile der Etats verschlingen, dass die Apparate an den Theatern schwerfällig sind – all das halte ich für wesentlich wichtiger als, noch einmal gesagt: möglicherweise überhöhte Intendanten-Gehälter.
Ich diskutiere das übrigens völlig losgelöst vom Maxim Gorki Theater und seinem Intendanten.
Und: wissen Sie, manchmal platzt einem beim Freischalten der Kommentare einfach der Kragen, wie rasch und unbedacht einfach irgendwelche Behauptungen hingeschmissen werden, deshalb die regelmäßigen Beschwerden, die Sie dann von mir lesen können.
Mit Grüßen
Petras/ Stadttheater: Gewerke nur noch Menschen 2. Klasse
es ist ja alles schön und gut auch mal die fette kruste unter den theater-apparaten aufzureißen, dennoch muss man hier den gegnern dieser apparate widersprechen. es ist keinesfalls so das ein bühnentechniker das dreifache verdient als ein schauspieler, vielleicht mehr als ein jungschauspieler der frisch aus schöneweide antritt, aber in jedem beruf dieser welt verdient man als anfänger wenig. das die apparate abgespeckt werden müssen um mehr geld für die kunst zu haben gleicht derjenigen rechnung alles auch mit weniger geld zu schaffen nur um dann noch weniger zu bekommen. ohne bühne/ton/licht/maske und kostüm funktioniert leider kein theater liebe zahlenrechner, die technischen gewerke werden leider nur noch als nebenbeschäftigungen angesehen und als menschen zweiter klasse behandelt. die festverträge im öffentlichen dienst haben ihren sinn und sind bei weitem nicht zu hoch. vieles von dem geld das ein theater bekommt fließt in die sandigen abgründe schlechter planung, so kann man ein und dasselbe sofa auch dreimal kaufen nur um es dann wegzuwerfen weil es doch nicht genutzt wird. nicht alle die am theater arbeiten sind de facto auch dazu geeignet, ja, aber hier ist da ja auch nicht anders.
Petras / Stadttheater: Was wie tun?
Das Gewerke-Bashing ist ja so einfach und hier im Forum ziemlich beliebt...
Unwidersprochen ist, dass der größte Teil eines Theaterbudgets für Personalkosten draufgeht und dass Technik und Verwaltung in der Regel die meisten Mitarbeiter stellen. Milchmädchenrechnung (oder die Rechnung des aufrechten Künstlers): weniger Menschen in den Abteilungen = mehr Geld für die Kunst. Allerdings stimmt auch, dass ein gewisser technischer Apparat notwendig ist, um in einem Theater Kunst überhaupt zu ermöglichen. Gerade der Repertoirebetrieb mit vielen Vorstellungen funktioniert nur mit einer ausreichenden Personaldecke. Und auch in den Gewerken wird und wurde kontinuierlich Personal abgebaut. Darüber hinaus darf man nicht ganz vergessen, dass in dem Augenblick, in dem ein Theater nicht mehr in seinen eigenen Werkstätten Bühnenbilder und Kostüme produzieren kann, diese extern gefertigt werden müssen. Das kann dann gerne die Kosten verdreifachen. Also ganz geht die Rechnung des aufrechten Milchmädchens nicht auf: Es kann sehr gut sein, dass die Einsparungen beim Personal durch Einnahmeausfälle (weniger Vorstellungen) und erhöhte Produktionskosten wieder aufgefressen werden, also gar nicht erheblich mehr Geld für die "Kunst" zur Verfügung steht. Es hat sich dann nix geändert, es sind eben nur ein paar Menschen mehr pro Theater arbeitslos...

Und trotzdem stimmt es, dass sich Strukturen ändern müssen. Sicherlich ist eine Form Stadttheater denkbar, die die positiven Elemente des jetzigen Systems (Ensemble, Repertoire, techn. Möglichkeiten, Kontinuität, Publikumsbindung, gesicherte Beschäftigungsverhältnisse etc.) erhält, und trotzdem flexibler arbeitet, mehr Geld für die Produktionen bereitstellt und auch dafür sorgen kann in den Häusern bestehende Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Um N. Mercks Argument zu erweitern: Sicher muss ein Schauspieler einen Stuhl auf die Bühne tragen können und genauso sicher müsste ein Bühnenhandwerker geteilte Dienste zu machen können.
Die reinen Schauspielhäuser haben es ja noch vergleichsweise gut, denn dort gibt es "nur" drei unterschiedliche Tarifverträge für die Festangestellten (TVÖD/TVL, NV-Bühne Solo, NV-Bühne Technik). In den Mehrspartenhäusern kommen noch NV-Bühne Chor, TVK und evt. NV-Bühne Tanz dazu. Also treffen Menschen bei der Arbeit aufeinander, für die jeweils unterschiedliche Voraussetzungen gelten, was Arbeitszeiten, Gehälter und eventuelle Zulagen auf die Gehälter angeht. Dazu kommen noch die Gäste in der Kunst und ggf. Aushilfen in den Gewerken, für die diese ganzen Regelungen nicht oder nur eingeschränkt gelten – und alle arbeiten dann zusammen und machen Theater. (Dass das meistens reibungslos funktioniert ist übrigens an sich eine ziemliche Leistung und spricht dafür, dass es allen „um die Sache“ geht.)
Diese Tarifvertragswirrwarr ist ziemlicher Blödsinn und führt eben auch zu Ungerechtigkeiten innerhalb eines Theaterbetriebs, wobei die größten nicht einmal zw. Technik und Kunst auftreten – innerhalb der künstlerisch arbeitenden Kollegen gäbe es viel größeren Änderungsbedarf: Chor vs. Solisten. Orchester vs. alle anderen. Schauspieler vs. Dramaturgen. Die Reihe wäre zu verlängern.
Trotzdem, bleibt die Frage: wie das ändern. Den jeweiligen Gewerkschaften jedenfalls kann nichts daran liegen, für einen Zustand zu sorgen, der ihre Mitglieder schlechter stellen würde als zuvor. Außerdem sind die meisten Solisten (Schauspieler, Sänger, Dramaturgen, Assistenten ...), die ein besonderes Interesse an einer Veränderung haben müssten, nicht einmal Mitglied der GDBA. Die gern geschmähten Theaterleitungen sitzen auch zwischen Baum und Borke. Sie sind ja an die Tarifverträge gebunden. Einzige Spielräume um aus dem Personalbudget Geld für die Produktionen zu generieren: Gagen im Bereich NV-Solo/Technik, Gagen für die Gäste oder auch mal eine freigewordene Stelle unbesetzt lassen und die Arbeit auf die verbliebenen Mitarbeiter verteilen. Das verschärft die angelegte Ungleichbehandlung nur noch: Die Gagen im NV-Bereich sinken, weil sie frei verhandelbar sind.

Also Frage ans Forum: WAS tun? Und vor allem WIE?
Petras / Stadttheater: Techniker auf die Bühne
Was tun? Na endlich mal Techniker auf die Bühne - Texte sprechen lassen und Intendanten Schnee schieben vorm eigenen Haus und nk macht wieder Textfassungen und dann zwingend Gleiches Gehalt für alle und dazu noch richtig schönes Theater ach dass wird schön endlich sind wir alle gleich wenigstens im Theater...... Beste Grüße aus einem Theater jenseits der Zentren (Aktion Theater)!
Petras / Stadttheater: konkrete Vorschläge
vielleicht könnte man die politiker ünerreden, dei subventionen nicht als ganze zahl und eine ausgabe an die theater zu überweisen..sondern z.b. die technik mit ihren festen gehältern doer auch die orchester..wie beamte zu behandeln und aus den subventionen herauszunehmen...die besetzung und einstellungsformalitäten liegen aber in der obhut des intendanten, generalmusiker etc...aber diese geld wäre dann in der rechnung der stadt anders aufgestellt, sodaß die subventionen den reinen kunstbetrieb bezahlen...dann wäre die situation durchsichtiger...dann sollte man keinen untershcied mehr zwischen den künstlern machen..ich fand das auch immer ungerecht, daß tänzer z.b. weniger verdienen im verhältnis als schauspielr und opernsänger wieder mehr als schauspieler...man sollte ine art einheitsvertrag nach arbeitsjahren und erfahung auf dem buckel aushandeln, gneauso bei den regie und bühnenbildverträgen..es sollte auc nicht möglioch sein, daß sich regisseure ihr gehalt durhc die fassung aufbessern etc. auch dort sollte es je nach theater feste gehälter (und vor allem offen gelegte, wie oft wurd eich angehalten, meine kollegen gegenüber zu schweigen!!! weil sie entweder mehr oder weniger verdienten...unglaublich, gehaltsverhandlungen waren ein pokerspiel)...dann sollte man ein festes budget haben, das das letungsteam einer porduktion hat, das die wekstattstunden einbezieht...so verschwindet die unglaublich verschwendung anmaterial..wenn man weiß, man hat nur zwanzig stunden und so und so viel euro, dann keigt man das auch hin..ausnahmen sollte es nur bei einem "brandantrag" ,also, wenn es twas total schief, zur letzten rettung geben..,--- dann sollte man allen - auch der technik, nur zeit vertr#ge geben..die sich natürlich verlängern lassen..wenn die städte die tehcnik etc nicth als beamten ansehen und die fürsorge übernehmen wollen..bei zeitvertägen wie bei den küsntlern würdne sich alle mehr anstrengen..weil sie sich ja alles zwei doer vier jahre beweisen müßten, daß sie noch gebraucht würden..so wäre der apparat flexibler...hm...keine ahnung ..sind nur ein paar vroschläge...
Stadttheater: was könnte gute Führung ausmachen?
@ 23 Ich mag die Formulierung: Der Fisch stinkt vom Kopf. Deshalb ist es gar nicht so falsch, auch bei den Gehältern anzufangen. Vielleicht sollte z.B. eine leistungsgerechte Bezahlung der Leitungsebene an den Häusern diskutiert werden (bei aller Problematik, was Leistung ist). Aber natürlich geht es um mehr. Sie beschreiben es. Vor allem geht es m.M. um eine gute Führung. Was ein Techniker darf oder nicht, mag vertraglich festgeschrieben sein, ich glaube jedoch, dass da immer auch ein gewisser Spielraum vorhanden ist. Sagen wir, Sie bauen jahrein, jahraus an Bühnenbildern, deren Sinn sich Ihnen nicht immer erschließt, Erklärungen gibt es keine, Ihr Abteilungsleiter dienert nach oben und kümmert sich nicht um Sie - was erwartet man dann? Motivierte und loyale Mitarbeiter, die niederknien, weil sie Arbeit haben? Das bringt mich alles zum Thema Führung. Allein der Umstand, dass die Leitung an den Häusern oft wechselt, kann dann bewirken, dass die Mitarbeitenden noch mehr abstumpfen, besonders wenn neue Direktionen mit ihren Teams wie Invasoren einfallen. Natürlich muss es an einem Haus primär um die Kunst gehen - aber banal zu sagen, ohne Menschen geht das nicht. Und damit bin ich auch bei Ihrer Anstellung als Dramaturg. Ich möchte nicht die Dramaturgen gegen mich aufbringen, Dramaturgen sind aber oft so sehr auf der Kunstseite eingebunden, dass da schon der Kontakt zur Technik verloren gehen kann. Sie haben sich für die Kunst eingesetzt, sicher verdienstvoll, für den Zusammenhalt am Haus bleibt bei der ständigen Überlastung meist keine Zeit. Da sollte die Direktion ins Spiel kommen. (Problematisch ist hier m.M. auch, dass RegisseurInnen als Leiter berufen werden, ohne Erfahrung in der Führung eines Hauses bzw. so großen Teams. Sicher, jeder kann lernen, aber auf wessen Kosten? Allein die Kunst zu managen, kann schon ans Limit führen. Man kann es auch kreatives Chaos nennen, unter dem dann Mitarbeitende zu leiden haben.) Wenn die Führung es also schaffen würde, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, wenn nach den Bedürfnissen geschaut würde, dann ginge an den Häuser sicher auch mehr. Um einen letzten Punkt anzusprechen, der mit der Führung zusammenhängt. Das kann man sicher nicht verpauschalisieren, trotzdem glaube ich, herrscht in den Betrieben mitunter eine bestimmte Betriebsblindheit, vor allem auch in Hinsicht auf das künstlerische "Produkt". Langeweile, Pseudointellektualismus, halbgare Regiekonzepte - Probleme, die an den Theatern noch längst nicht ausgestanden sind. Auch hier wäre die Direktion gefordert. Das mag alles banal klingen, ist aber ein Grund, warum die Häuser i.d.R. selten vom Publikum gestürmt werden.
Stadttheater: was ein Intendant können muss
@RF
Sie haben ja so Recht mit Ihrer Einschätzung. "Ohne Menschen geht es nicht!" Für mich schließt sich dnn die Frage an, welche Aufgaben hat ein Intendant.
Zwei liegen auf der Hand: das Haus nach Außen repräsentieren und für die künstlerischen Richtlinien sorgen und einstehen. Es muss aber noch einiges mehr dazu kommen, um aus einem Menschen mit aufregendem künstlerischen Profil einen guten Intendanten zu machen. Denn da die Leistung eines gesamten Theaters mit seiner Person verbunden wird, muss er (oder sie natürlich) auch Verantwortung für das gesamte Haus übernehmen, für alle Sparten und für alle Mitarbeiter. Und auch wenn das Verhältnis zu den "Künstlern" wahrscheinlich ein engeres ist, jeder Bühnenhandwerker, jeder Beleuchter, jeder Mitarbeiter der Kasse und jeder Pförtner muss informiert, motiviert und mitgenommen werden. Die Arbeitsteilung in kaufmännische Geschäftsführung und künstlerische Geschäftsführung, die in vielen Theatern zu finden ist – also der Intendant kümmert sich um die Künstler, die kaufm. Geschäftsführung um den Rest – zementiert die Teilung der Häuser in Kunst und nicht Kunst. Und natürlich muss diese Kommunikation und Information schon ganz früh anfangen. Ein Unding, dass immer wieder bei einem Leitungswechsel so getan wird, als beginne eine ganz neue Zeit und als wäre alles was unter der alten Leitung entstanden schlecht gewesen. Ästhetik kann man erklären, und wer sich die Zeit nimmt Schauspieler und Sänger zu überzeugen, kann sich auch die Zeit nehmen, den Rest des Betriebs zu überzeugen. Das ist sicherlich anstrengend, aber das ist einer Kunstform angemessen, die öffentlich (auf der Bühne) immer wieder antikapitalistische oder humanistische Ideen vertritt und gesellschaftliche Fehlentwicklungen thematisiert.
Eine weitere Aufgabe besteht natürlich darin, das knappe Geld und die Ressourcen des Hauses so zu verteilen, dass die einzelnen Produktionen arbeiten können. Hier wird der Intendant dann zum Manager, aber mit gutem Grund: er ist eben nicht nur für die Kunst sondern auch für ein paar Hundert Angestellte verantwortlich. Auch das ist bei stagnierenden oder sinkenden Zuschüssen kein Spaß, aber das ist der Job.
Und zuletzt muss ein Intendant natürlich seine Persönlichkeit die Zusammenarbeit im Haus befördern und seinen Kopf hinhalten. Für jede seiner Entscheidungen, für jede Produktion des Hauses, für jedes Engagement und leider auch für jeden überzogenen Etat.
Das alles rechtfertigt dann natürlich das vergleichsweise hohe Gehalt ;-)

PS. Das was ich über Kommunikation, Motivation und Überzeugungsarbeit geschrieben habe, gilt für natürlich die gesamte Leitung inkl. Dramaturgie
Petras nach Stuttgart: die Schwaben im Prenzelberg
Der Petras ist meiner Ansicht nach unehrlich, schimpft in der taz über die Schwaben im Prenzlberg, und ist selbst ein Zugereister aus dem Sauerland, dessen reiche Eltern damals auch nach Berlin umsiedelten! Außerdem leben heutzutage mehr Spanier, Amerikaner, Japaner, Rheinland-Westfalen, Polen, Schweizer, Franzosen, Russen, Israelis - und Hamburger in den Innenstadtbezirken als Schwaben - diese Neuzugereisten alle generell als Schwaben zu bezeichnen, ist enorm hinterwäldnerisch, Berlin mutiert zum multinational-kulturellen NY und nur blinde Ewiggestrige wie bedauerlicherweise anscheinend Herr Petras vermuten da immer noch die Schwabeninvasion. - Und dann dieser Verrat - er schimpft über die einen und holt sich die Subventionen genau von diesen ab - das ist doch eine durchsichtige Rochade dort in Stuttgart. Ich dachte immer, der Petras sei ein unabhängiger Kopf - aber nur erscheint er mir als armseliger Mode-Nachplapperer, der sich ins gemachte Nest setzen will. Hauptsache, es gibt Geld. Ich bin enttäuscht.
Petras nach Stuttgart: die alten Schwaben reizen mehr
Lieber Schwabe,
"der Petras" sucht andere Problemfelder, eine neue Herausforderung. Das geht aus dem Interview deutlich hervor. Und die "Schwaben" verhalten sich in "Neu New York" leider überwiegend doch etwas anders als "Spanier, Amerikaner, Japaner, Rheinland-Westfalen, Polen, Schweizer, Franzosen, Russen, Israelis - und Hamburger". Die "normalen" (und auch die älteren) "Schwaben" reizen Petras eben mehr. Und das ist nachvollziehbar.
Petras nach Stuttgart: Geschwätz
hört doch bitte auf mit diesem saudummen geschwätz. danke.
Petras nach Stuttgart: kleinkariert
-außerdem: wer sind eingentlich die "unnormalen" und wer die "normalen" Schwaben. Mir wird ganz bang und innerlich sehr schlecht ob diesem IHREM Weltbild, was sie da so locker verbreiten. Bei mir war es übrigens umgekehrt: ich war eine Zeitlang als Fremder im Schwobaländle und mußte erstaunt feststellen: dort gibt es ebenfalls angepaßte, freie, linke, rechte, gläubige, sparsame, achtlose, freigiebige, verschwnderische, großzügige, verklemmte, liebe, böse,krummnasige, ebenmäßige, reiche, arme, verschlagene, offene, intelligente, grüne,braune, schwarze, gelbe und sogar Donau-schwaben!Alles vorhanden,genau wie im Prenzlauer- berg - und wenn ich mir da so ihren Text durchlese (übrigens wohne ich NICHT in diesem Stadtteil!), dann erscheint mir ihre Weltsicht mindestens genauso kleinkariert wie man der Stuttgarter Kehrwoche unterstellt. Die allerdings oft gar nicht mehr stattfindet.Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß mit und in Ihrem Voruteilen.
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