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Noch einmal davon gekommen?

Hamburg, 17. Dezember 2011. Heute Abend fand im Thalia Theater Hamburg die Auszählung zur Spielplanwahl 2012/2013 statt. Die meisten der per Postkarte oder E-Mail abgegebenen 5529 gültigen Stimmen erhielten:

 1) Die Ehe des Herrn Mississippi von Friedrich Dürrenmatt (703 Stimmen)

 2) Peers Heimkehr von Gregor Hopf, Stefan Schmidt und Bastian Emig (636 Stimmen)

 3) Wir sind noch einmal davon gekommen von Thornton Wilder (635 Stimmen)

 

Die Plätzen 4 bis 10 belegen:

 4) The Black Rider von William S. Burroughs / Tom Waits / Robert Wilson (413 Stimmen)

 5) Die Erbsenfrau von Jens Nielsen (354 Stimmen)

 6) Jack the Ripper (Das Musical) von QEP GmbH / Falk Röbbele (278 Stimmen)

 7) Die Tagebücher von Adam und Eva von Kevin Schroeder, Marc Seitz, Christian Struppeck und Andreas Gergen (244 Stimmen)

 8) Einladung zum Klassentreffen von Martin Schörle (213 Stimmen)

 9) Shakespeare in Trouble von Chris Alexander / Hille Darje (133 Stimmen)

10) Larva. Mein Tod ist keine Insel von Natascha Gangl (130 Stimmen)

 

Am 4. November hatte das Thalia Theater Hamburg sein Publikum in Nah und Fern dazu aufgerufen, vier Stücke für eine Neuinszenierung in der kommenden Spielzeit zu wählen. Bis heute, Samstag, den 17. Dezember, um 12 Uhr konnte per Post, Urnenwahl oder per Mail abgestimmt werden. Erlaubt war jeder Vorschlag: Roman- und Filmvorlagen, Klassiker, Uraufführungen, die eigenen Lieblingsstücke. Einzige Einschränkung: Stücke, die in den letzten fünf Jahren im Thalia auf dem Spielplan standen, durften nicht gewählt werden.

Inszeniert werden sollen in der kommenden Spielzeit im Großen Haus des Thalia die drei Stücke mit den meisten Stimmen. Eine vierte Inszenierung unterliegt dem Minderheitenschutz, wie das Thalia Theater in seiner Bekanntgabe des Ergebnisses der Auszählung mitteilte. "Ein besonders origineller oder wichtiger Vorschlag" wird vom Theater selbst unabhängig von der Stimmzahl ausgewählt werden. Welches der vorgeschlagenen Stücke das sein wird, soll "zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben" werden. Laut Dramaturg Carl Hegemann müsse man über den eingereichten Vorschlag "Wolf unter Wölfen" von Hans Fallada ernsthaft nachdenken. Immerhin hatte Hamburgs Oberspielleiter Luk Perceval, der für diesen Roman interessiert werden solle, mit "Kleiner Mann - was nun?", einem anderen Krisenstoff Falladas, einen außerordentlichen Erfolg an den Münchner Kammerspielen gefeiert.

Die Spielplanwahl hatte auch auf nachtkritik.de für heftige Diskussionen gesorgt. Nach der Veröffentlichung des Abstimmungsergebnisses zeigte sich der Thalia-Dramaturg und Mitinitiator der Spielplanwahl Carl Hegemann enttäuscht. Ihm persönlich sei das letzte veröffentlichte Zwischenergebnis, bei dem kein aprobierter Stoff auf den ersten drei Plätzen zu finden gewesen war, programmatisch interessanter vorgekommen.

Dagegen sagte Thalia-Intendant Joachim Lux: "Ich freue mich, dass die Spielplanwahl einen klaren Sieger hervorgebracht hat. Mein herzlicher Glückwunsch geht an die Sieger und natürlich auch an die Wähler. Viele haben diese Aktion bekämpft, viele haben sie befürwortet, manche waren ratlos. Theater ist – im Übrigen wie das Internet – ein Ort des Spiels, des Als-Ob, und wir werden uns in diesem Sinne ernsthaft mit dem Wahlergebnis auseinandersetzen. Das Ergebnis wird auf der Spielzeitpressekonferenz Anfang April bekannt gegeben."

(Thalia Theater / Spielplan Deutschland / Matthias Weigel / sle / jnm)

 

Für nachtkritik.de kommentierte Georg Kasch die Spielplanwahl am 6. Dezember 2011. Und hier geht's zum Videointerview mit Carl Hegemann.

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Kommentare  
Spielplanwahl Thalia: Mehrheiten sind organisierbar?
... absolut unGLAUBLICH ; Die Ehe des Herrn Mississippi, jetzt ploetzlich auf Platz 1, ressortierte bis zum 9.12. unter ferner liefen - wenn da nicht noch schnell die Reissleine gezogen worden ist: fuer ein spielbares Stueck ... Mehrheiten, das lehrt uns diese Demokratie-Parodie, sind vor allem eins: organisierbar.

Was fuer eine zutiefst peinliche Farce - hoffentlich schickt das Theater (...) Carl H. zuegig nach Leipzig zurueck, oder sonst wohin, wo der Pfeffer waechst.
Spielplanwahl Thalia: Selbstempowerment?
Das ist krasser Wahlbetrug, was hier passiert. Das Thalia hat unter dem Pseudonym "friedrich t.halia wilder" anscheinend selbst eine Kampagne aufgestellt . Hier ein facebookzitat von "friedrich t.halia": "12 Stunden bleiben noch um eine Email mit Name und Adresse zu schreiben an spielplanwahl(at)thalia-theater.de und sich Dürrenmatt *Die Ehe des Herrn Mississippi* oder Wilder *Wir sind noch einmal davon gekommen* zu wünschen. Nebenbei gibt es eine Reise nach Wien, Abos und Statistenrollen zu gewinnen. Rettet die Idee der Spielplanwahl". oder: "Das Thalia Theater Hamburg braucht Unterstützung bei der Rettung der Spielplanwahl. Bitte schickt eine Email mit NAME und ADRESSE an spielplanwahl(at)thalia-theater.de und wünscht Euch:
Friedrich Dürrenmatt *Die Ehe des Herrn Mississippi* ODER
Thornton Wilder *Wir sind noch einmal davon gekommen*". Freunde von "Friedrich t.halia": zahlreiche Thalia Mitarbeiter, sogar Leute wie Herbert Fritsch, Luc Perceval.Ist alles schwarz auf weiss auf Facebook nachzulesen, genau wie der Aufruf des Thalias diese Kampagne zu unterstützen. Unglaublich das alles, ja fast beängstigend.
Spielplanwahl Thalia: kein Wahlbetrug, sondern Lobbyismus
Paperlapp. Wahlbetrug? Nö, wieso denn? Das Wesen der Demokratie ist es doch, Massen für die eigene Sache zu mobilisieren. Das läuft bei der FDP kein bisschen anders ab. Wer mit einem Ergbenis nicht leben will, der spricht von Wahlbetrug. Hier sind aber einfach nur lobbyistische Ströme geflossen, und so läuft das immer. Wahlbetrug wäre es, wenn Zwang ausgeübt worden wäre oder falsch ausgezählt. Wer das nicht nachweisen kann, der soll bitte nicht von Wahlbetrug sprechen.
Spielplanwahl Thalia: geringe Wahlbeteiligung
"Paperlapapp" hat natürlich recht. Von Wahlbetrug keine Spur. Und überhaupt: worüber reden wir hier eigentlich? Es gab 5529 gültige Stimmen. 5529! Das ist sehr wenig. Zweidrittel der Stimmen werden wohl direkt aus Hamburg kommen (3686). Hamburg hat 1,8 Mio. Einwohner. Das heißt, es interessierten sich somit 0,2 % der Hamburger Bevölkerung am Thalia-Spielplan! Wow! Das ist dann - wie "Paperlapapp" schreibt - wahrlich FDP-Niveau. Somit ganz lustig. Wirft aber die Frage auf, wie groß ist eigentlich der Verteiler des Thalia-Theaters? Gibt es da keinen größeren Freundeskreis, und wenn ja, warum zeigt dieser kein Interesse, am Spielplan mitsprechen zu dürfen? Schade eigentlich!
Thalia-Spielplanwahl: schwierige Rechnung
@Beitrag von p.z., 18.12.2011, 12:08 Uhr
Ja, Statistiken sind schon was Feines. Deiner Rechnung zufolge müsste ja tatsächlich jeder der 1,8 Mio. Einwohner Hamburgs ins Thalia Theater gehen, wenn man dem Ergebnis irgendeine Relevanz beimessen möchte. Dem wird wohl kaum so sein. Also müsste man die gültigen Stimmen zumindest mit der Gesamtbesucherzahl des Thalia Theaters pro Jahr ins Verhältnis setzen, dann gäbe das schon mal ein anderes prozentuales Ergebnis. Und selbst das ist noch nicht aussagekräftig, denn eigentlich müsste man die "eindeutigen Besucher" ermitteln, da es ja auch welche geben wird, die pro Jahr mehrere Stücke ansehen. Und schon wird die Prozentzahl eine deutlich andere sein ...
Thalia-Spielplanwahl: Basisdemokratie ohne Not
Gerade lese ich: Vaclav Havel ist tot. Würde ich gerne ein Stück von ihm sehen? Jetzt?

Ja. Ich würde mich gerne erinnern.

Bräuchte ich dafür ein Voting?

Nein.

Ich bräuchte eine verantwortungsvolle Dramaturgie und Intendanz. - Jetzt soll es ja nun ein basisdemokratischer Vorgang gewesen sein. Ein basisdemokratischer Vorgang ohne Not, würde ich es nennen. Denn welche Basis hat sich den da gerührt? Oder hatte ein massives Problem? Das nach einer Antwort schrie?

Dieser Vorgang verkleistert einem doch das Hirn. Es war ein Voting, weiter nichts. Und nicht mal eines, dass sich um eine besondere Glaubwürdigkeit bemühte. Aber wenn man die Demokratie eh nur für ein Schauserspiel hält und alles nur Spiel ist, warum sollte man sich da wohl um Glaubwürdigkeit bemühen.

Für Havel sah dies wohl etwas anders aus.
Thalia-Spielplanwahl: Lobbyismus
@ 4

Ja, in der Tat: So überbordend ist das Interesse an dieser Spiel-
planwahl tatsächlich nicht gewesen, und irgendwie gibt das schon zu denken, daß dem so ist! Das Thalia hat ein nicht nur großes Abonnententum, sondern -nicht nur augenscheinlich- ein sehr gesetztes. Vermutlich trifft "Lobbyismus" den Sachverhalt hier wirklich besser als "Wahlbetrug", aber diesen hier vorliegenden Lobbyismus sogleich wie einen Musterfall aufzufassen, wie es halt immer so läuft (siehe § 3), halte ich auch nicht für zwingend, im Ansatz sogar (siehe Nachbarthread zum Kasch-Kommentar, § 29 unter "Kantstein") für ziemlich gefährlich. Nun, es ist auch nicht ganz unproblematisch, etwas Wahlbetrug zu nennen, was für diesen Begriff kaum taugt, denn immerhin verharmlost das wohl auch nur wieder dezidierte Wahlbetrugsfälle. Da ist viel beleidigtes Leberwurstgehabe festzustellen in den nunmehr 3 Threads, noch § 30 des Vorgängerthreads spricht zB. von GSG 9, Mischpoke und Erbsenzählern
in etwa wie jemand, dem ich beinahe unterstellen müßte, ein schlechter Verlierer zu sein, wenn nicht: das Ergebnis jetzt und hier wäre und derlei Nachhaken schon wieder gestrig irgendwie. Aber, zu allem Überfluß ist es ja zu diesem Verlust nicht gekommen, denn Dürrenmatt und Wilder: das ist vermutlich "klassisch" genug. Ich habe nichts gegen eine solche Wahl, und daß diese Stücke so oft zu sehen wären, das ist ja auch nicht so, und bieten sie nicht den Anflug der Ahnung von einer "Wir müssen in Krisenzeiten enger Zusammenrücken-Mentalität", die möglicherweise jene Wahl unter anderem auch motiviert haben dürfte ? Und steckt nicht gerade bei solchen Stücken immer etwas drin, genau diesen Zug -anders als beim Lübecker "God save America and us"-Schluß des Josephromans- wo nicht direkt zu verweigern, so dennoch mindestens zu befragen ??
Da heißt es meineserachtens schon: abwarten ! Die Polemik gegen die
"Erbsenzähler" finde ich weiterhin vollkommen unangebracht. Als Spieler, ja Mitspieler bei diesem Wahl-Prozeß kann ich den "Schweizern" (ein anderer Schweizer hat gewonnen, Ironie des Schicksals, und ein Wilderstück, dessen Deutschsprachige Erstaufführung noch zu Kriegszeiten , 1944, in Zürich, ja: Zürich, statthatte) hier nur aufrichtig dafür danken, die ihre "Chance" so vehement verfolgt zu haben; sie haben aus einiger Ferne die Sache sehr schnell aufgegriffen und drauflosgespielt. Nun, vielleicht einfach bei weitem zu früh mit der Lobbyarbeit begonnen. Wäre der "Diskussionsprozeß" erst gegen 2.12. oder gar noch später angehoben, so hätte sich die Wilder- und Dürrenmattinitiative schwer getan, sich hier noch zu formieren: man mag da "Wahlanalysen" nachschalten oder sich etwa die Frage vorlegen, ob man annimmt, daß ohne die "Erbsenfrauinitiative"
es nun zu Dürrenmatt und Wilder gekommen wäre. Auch mag jeder für sich, durchaus unter Zuhilfenahme eines Begriffes wie "Sympathie",
noch einmal die Frage aufwerfen, ob das, was jetzt zustande gekommen ist, nicht doch unangenehm erinnern könnte an einen Begriff wie "Protestwahl". Und was für eine Protestwahl ! Eine, die gewonnen wird. Nun gut, ich will das keiner Wählerin, keinem Wähler unterstellen, auch diese mögen sich fragen, ob sie jemals von sich selbst ausgehend diesen Kandidaten vorgeschlagen oder gefunden hätten, ja, ob nicht sogar ihm interessanter erscheinende Vorschläge gemacht wurden (und von ihr/ihm schlicht überlesen) etcpp. . Keine Frage, gerade das gesetzte Thaliapublikum: da ist sogar die hier vorzufindene Lobbyarbeit eher bescheiden ausgefallen; genug Zeit, Geld und Überzeugungskraft ist bei regelmäßigen Thalia-Gängern, denke ich, durchaus versammelt. Wenn es jetzt bei mir "Zensuswahl-" bzw. Protestwahlanmutungen gibt, so ist hier vielleicht jedenfalls ein kleiner Wink drin, das jetzt nicht einfach als den "Normalfall der Lobbyarbeit" zu "schlucken", selbst meine Anmutungen passen schwerlich so eben unter einen Hut: es gab wohl immerhin einmal eine ziemlich breite Anti-Lobbyismusfront, gerade bei
eher Linksgerichteten -ist das unzeitgemäßer "dogmatischer Schlummer" ???-. Naja, und bevor wieder allerlei Naivitätsanwürfe kommen, möchte ich selbst hier keineswegs einen solchen andeuten gegenüber den guten Mitspielern aus der Schweiz (das vierte Stück steht ja noch aus, Herr Hegemann ist nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis, wer weiß, vielleicht ist der Zug für "Die Erbsenfrau" doch noch nicht ganz abgefahren; der Clou wäre natürlich, wenn das jetzt bei Kampnagel liefe ...):
Thalia-Spielplanwahl: Fortsetzung
(Fortsetzung):

immerhin spielen auch die sogenannten "Zwischenstandsmeldungen" hierbei eine wohl nicht zu unterschätzende Rolle !
So richtig klar war es mir -habe ich vielleicht überlesen !- anfänglich jedenfalls nicht, daß es "Zwischenstände" -noch dazu in willkürlichen Abständen- vor der Endauszählung geben würde (warum sollte es den "Schweizern" da so sehr anders gegangen sein ??). Wer in seiner, ich möchte das (vermutlich schon ein wenig hart erscheinend) so nennen, "Als-ob-Verknalltheit" derlei Zwischenstände -umstandslos ?!- als spielerisches Äquivalent von "Hochrechnungen" auffaßt, dürfte die/eine Sache dann doch wieder etwas leicht nehmen, die hier irgendeine 2-Promillenminderheit hier teilweise doch aufzuwühlen verstand, vielleicht, wie es bei 2 Promille immer so läuft..
Thalia-Spielplanwahl: Wikipedia über Wahlfälschungen
@papperlapapp: hier die wikipedia definition von wahlbetrug: "Wahlfälschungen können von den zur Wahl stehenden Kandidaten oder Parteien vorgenommen oder veranlasst werden, oder von interessierten Dritten, zum Beispiel Interessengruppen, die hinter einem Kandidaten oder einer Partei stehen. Die meisten Wahlfälschungen werden durch amtierende Regierungen begangen.
Wahlfälschungen treten meist in diktatorischen Systemen auf, die dennoch zur Steigerung ihrer Legitimation Wahlen durchführen, aber durch Wahlfälschung das gewünschte Ergebnis sicherstellen."
Thalia-Spielplanwahl: Wer ist T.Halia Wilder?
@postdemokratie: Ich gucke als Abonnentin am Thalia seit über 15 Jahren Stücke dort. Glauben Sie im Ernst, wenn das Thalia Theater selber hinter dieser Aktion stecken würde oder Thalia Wilder wäre, dass die sich solche schlechten, belanglosen Klassiker ausgesucht hätten? War in den Spielplänen der klugen Thalia Dramaturgen bisher soviel Mittelmaß zu sehen? Die Gegenfrage muss gestellt werden, liebe Verschwörungstheoretiker mit zuviel Zeit also ohne festes Einkommen: Will T.Halia Wilder Hegemann fertigmachen? Stecken Sie, liebe Postdemokratie dahinter? Sind Sie T.Halia Wilder?
Thalia-Spielplanwahl: Geben Sie Gedankenschärfe!
@9. Putin
"Wahlfälschungen können von den zur Wahl stehenden Kandidaten oder Parteien vorgenommen oder veranlasst werden, oder von interessierten Dritten, zum Beispiel Interessengruppen, die hinter einem Kandidaten oder einer Partei stehen." Lieber Putin, sollte es Ihnen entgangen sein, dass das beileibe keine Definition ist, sondern eine Benennung der hinter einer Fälschung stehenden Personengruppen.
Wenn Frau Merkel im Wahlkampf Plakate von sich an Litfasssäulen bäppen lässt, ist das schon Wahlfälschung, weil sie an der Regierung ist und dazu aufruft, sie wiederzuwählen? Quatsch mit Erdbeeren! Wahlfälschung ist, wenn falsch gezählt wird, wenn Personen mehrfach abstimmen dürfen, wenn Personen zur Wahl gezwungen oder an ihr gehindert werden. All das hat am Thalia vermutlich nicht stattgefunden. Oder haben Sie Hegemann dabei beobachtet, wie er einem alten Mütterchen unter der Androhung, ihr ansonsten ihre Handtasche zu entreißen, den Stift geführt hat, auf dass sie "Wir sind noch einmal davon gekommen" auf eine Postkarte kritzele (weil Hegemann schon immer mal dieses etwas längliche Stück machen wollte, das ja auf englisch viel schöner "The Skin of our teeth" heißt)? Oder waren Sie dabei, als immer wieder, 703mal nämlich, ein und dieselbe Postkarte von links nach rechts und wieder zurück gelegt wurde, um sie jedes Mal neu zu zählen ("Dürrenmatt 1, Dürrnematt 2, Dürrenmatt 3 ... Dürrenmatt 703")? Das wäre Wahlfälschung. Hohes Gericht, geben Sie Gedankenschärfe!
Thalia-Spielplanwahl: besonderer Kick
Friedrich T. Halia Wilder
Ja! Es stimmt alles! Die Vorwürfe - die Beschimpfungen haben wir verdient. Wir sind vom Thalia Theater dafür bezahlt worden die Stimmwahl zu manipulieren und wer sagt schon NEIN, wenn einem so ein Batzen Geld geboten wird. Und jetzt mal ehrlich: Die Erbsenfrau, Jack the ripper und Black Rider (von, mit und über Bob) ist eigentlich eher unser Niveau... Aber uns hat ja niemand gefragt.

Friedrich T.Halia Wilder ist ein schnell zusammen gerufenes kleines Netzwerk, dass aus Spaß zwei Titel gepuscht hat, die nun auch gewonnen haben, aber sich letztendlich aus allem einen Scherz macht. Ob die Hegemann fertig machen wollten oder wollen, oder alle ohne festes Einkommen sind, wage ich zu bezweifeln.

Eben eine kleine, lustige Verschwörung, die aber ganz offen auf Facebook auftritt, was der Sache einen ganz besonderen Kick gab.

Was soll´s? Demokratie sieht anders aus.
Thalia-Spielplanwahl: Kuckuckseier kann man bemalen
Also ich finde die Ergebnisse ja erstmal ganz lustig. Und bin gespannt, was die jetzt daraus machen. Auch Kuckuckseier kann man ja bemalen. Und das sehe ich mir dann gern bei meinem nächsten Berlinbesuch mal an. Jedenfalls kann man den Thalias jetzt nicht vorwerfen, sie hätten es sich zu einfach gemacht.
Mal sehen was die sich dann nächstes Jahr ausdenken?
Thalia-Spielplanwahl: Hinweis
Ein guter, wahrer, schöner Kommentar zur Lux/Hegemann-Posse steht bei Spiegel online (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,804469,00.html). Die Lüxe und Hegemänner der kleinen Theaterwelt sind eben nur zwei verkopfte Diskurs-Bürokraten unter vielen, die von „der Gesellschaft“, von der ihre Endlosmonologe handeln, keinen Schimmer haben. Im Theater muss man nicht auf der Bühne stehen, um eine Rampensau zu sein. Die sind selber nichts ohne kreative Köpfe, die sie anzapfen können. Wichtigtuer im Vakuum einer Kunstblase. Ich warte darauf, daß die beiden die Premierenkarten bei ebay versteigern. Ein Kabarett mit dem Namen "Senftöpfchen" gibts ja schon. Das Thalia unter dieser Leitung könnte sich "Fettnäpfchen" nennen.
Thalia-Spielplanwahl: hervorragendes Marketing
Wenn man die Kommentare hier oder bei spiegel online so ließt muss man doch festhalten: kaum eine aktion von einem theater hat in den letzten monaten so ein feedback im netz erzeugt. das feedback selbst ist die kunstaktion! kapiert das denn keiner? eine debatte zum entsetzlichen zustand der demokratie und zur demokratie im allgemeinen, zu lobbyismus, zu spielplänen, zum verhältnis von demokratie und internet usw. dazu ist den zweien (lux, hegemann) eine hervorragende virale marketing kampagne gelungen. das ganze ist viel klüger als z.B. das aufgeregte bashing von herrn twickel.
Thalia-Spielplanwahl: durchschaubares Marketing
Jedes durchschaubare Marketing wäre am Ende in jeder Hinsicht mies.
Thalia-Spielplanwahl: wieviele waren denn da?
@Peter Meier Das nennen Sie eine hervorragende Marketing Kampagne? Die immer gleichen Kommentatoren äußern sich aufgeregt auf verschiedenen Seiten im www, und wenn man nur die Nachtkritk und Spiegel Online liest, denkt man, das Thema hat die Welt erschüttert, alles und jeder spricht nur noch über die Spielplanwahl, die eigentlich keine Spielplanwahl ist, weil das ach so kluge Thalia Theater in Wirklichkeit der Gesellschaft den Spiegel vorhalten wollte: Seht her, so funktioniert Demokratie, so verhalten sich Menschen in der Demokratie, so beeinflussen die medialen Wege heutzutage Meinungen und Wahlergebnisse.
Aber wieviele Menschen waren denn tatsächlich da, gestern Abend, bei der Verkündung? Wieviele haben mitdiskutiert, wer hat eine Debatte zum entsetzlichen Zustand der Demokratie geführt? Ein paar Verstreute haben brav in den Zuschauerreihen gesessen, sich die Verkündung angehört, haben freundlich darüber hinweggesehen, dass das Thalia offensichtlich nicht in der Lage ist, das Licht im Zuschauerraum runterzufahren, damit man die eingeblendete Statistik auch lesen kann, nach der Verkündung sind ein paar noch Verstreutere ins Mittelrangfoyer abgewandert und haben sich dort bei einem Glas Wein über das nasskalte Winterwetter unterhalten.
Wenn das Ganze eine Kunstaktion sein sollte, wie Sie es nennen, und eine Debatte zum Zustand der Demokratie, dann kann man das Thalia nur inständig bitten, seine Zuschauer und die Welt mit dieser Art von Kunst zu verschonen. Sie verändert nichts. Und sie bewirkt nichts.
Und gewollt war der Verlauf dieser Spielplanwahl bestimmt auch nicht. Dass es jetzt so verkauft wird, um zu retten was zu retten ist, kann man vielleicht noch verstehen. Dass es allerdings Menschen gibt, die das auch noch glauben.... - ohne Worte!
Thalia-Spielplanwahl: 0,31 Prozent
0,31% der Hamburgerinnen und Hamburger haben sich an der Umfrage beteiligt. Jürgen Flimm hat einmal darauf hingewiesen, dass Subventionen nur dann gerechtfertigt sind, wenn jene, die das Theater nicht besuchen, dessen Subventionen verteidigen. Sind diese 0,31% diese Verteidiger/innen?
Thalia-Spielplanwahl: das Problem ist die nachträgliche Distanzierung
Wenn bei einer politischen Wahl weniger als 50% der Wähler wählen gehen, spricht man von Politikverdrossenheit - kann man also angesichts der Wahlbeteiligung am Thalia von Theaterverdrossenheit sprechen? Ich denke: Nein. Denn die Stärke des Theaters ist sicherlich nicht irgendeine Anzahl oder ein Prozentsatz der Reaktion, die Stärke des Theaters ist es, differenzierte, spontane wie überlegte Reaktionen zu erzeugen, die mehr emotionale Kraft haben können, als Stimmungsbarometer auf Wahlparties („Hier bei der FDP sieht man in betretene Gesichter …“) und mehr als kollektiver Taumel bei einem eins zu null auf einer Fanmeile („Hier noch mal die Bilder, als das Tor gefallen ist“). Auf der Suche nach Theaterabenden, die dies schaffen können, ist es eine der Kernkompentenzen der Dramaturgie, einen Spielplan zu machen, und diese Kernkompetenz ist es nun, die die Thalia-Dramaturgie in die Hände einer nicht näher eingeschränkten Öffentlichkeit gelegt hat.

Wenn nun eine Dramaturgie auf normalem Wege ein Stück ansetzt, das den Mitarbeitern des Theaters - zum Beispiel den SchauspielerInnen - nicht passt, müssen die Beteiligten in irgendeiner Form darauf vertrauen, dass die DramaturgInnen sich schon irgendwas dabei gedacht haben, und dass das die Regie dann auch vermitteln kann. Deswegen kann es aus Sicht der SchauspielerInnen und letztlich auch nicht im Sinne der Thalia-ZuschauerInnen sein, wenn nun von einem PR-Coup, so es denn überhaupt einer war, oder ein Demokratie-Nachspielmodell die Rede ist; denn irgendwann muss jetzt ja der Lappen hoch, und die, die dann auf der Bühne stehen, müssen den ganzen Kokolores, der hier veranstaltet wurde, mittragen. Es müsste jetzt ein Weg gefunden werden, die Stücke, die gewählt wurden, ernst zu nehmen, und da hat das Thalia-Theater so weit noch kein gutes Bild abgegeben, wenn es nun heisst, man könne ja einen Text auch auf acht Sätze runter streichen und das dann vor dem Vorhang als Vorspiel für einen anderen Abend inszenieren und so weiter. Was sollen denn MitarbeiterInnen eines Theaters denken und tun, deren Dramaturgen einen Spielplan machen, von dem sie dann sagen, die Stücke seien Kappes, aber man könne sie ja auch auf acht Sätze kürzen? Bislang sprach aus der ganzen Aktion zumindest eine gewisse Konsequenz, oder, um mal aus einem meiner Stücke zu zitieren, eine gewisse Konsequenzauthentizität: Man hat nicht nur ein Stück auf der Werkstattbühne zur Wahl gestellt sondern gleich vier Positionen auf der grossen Bühne. Jetzt hätten sich Hegemann und Lux und so weiter aber auch hinstellen und sagen müssen: Geil, wir machen das! Wir spielen Dürrenmatt, wir inszenieren Thornton Wilder, wir brennen auf ein A-Capella-Schwermetall-Musical über Peer Gynt. Die nachträgliche Distanzierung, bei der eine zumindest sehr aussergewöhnliche Idee, einen Spielplan zu gestalten, letztlich als Hornberger Schiessen hingestellt wird, ist exakt die Quelle von blödem Theater, bei der kein Mensch mehr weiss, warum das Stück, das gerade gespielt wird, überhaupt angesetzt wurde. Eine Dramaturgie muss einen Spielplan verantworten.
Thalia-Spielplanwahl: ernstnehmen!
Ja! Die gewählten Sachen sollten ernst genommen werden, und die "schleichende" Distanzierung von der Idee, die zB. im 5-Minuten-Vorstück-Statement zum Ausdruck gekommen ist, gehört, denke ich, gründlich überdacht. Wenn vielleicht "Die Erbsenfrau" für die Dramaturgie die größere Herausforderung dargestellt hätte,
wie es anklingt, fragt sich doch immernoch: wieso "HÄTTE" ??
Nun gut, das vierte Stück steht immerhin noch aus; sollen wir das "Hätte" jetzt so verstehen, daß gewissermaßen noch alle Stücke in Frage kommen bis auf "Die Erbsenfrau" : aber wozu dann die "Krokodilstränenanmutung" jenes "Hätte" ??? "Mein" Stück ist ja auch noch im Rennen, und wer hat überhaupt die Wien-Reise gewonnen, ist das schon raus, oder wird das erst mit dem vierten Stück bekanntgegeben, oder erst zur besagten Wahlanalyse-Pressekonferenz (oder wie das Ding heißen soll)???? Nein, ich muß sagen, ich weigere mich zum jetzigen Zeitpunkt, da noch SPIELFRAGEN offen sind, mein Spielerdasein hiermit in die Tonne zu drücken; ein bißchen für dumm verkauft fühle ich mich schon, wenn immer nur von "Seltsamkeiten" die Rede geht: Herr Hegemann ist gerade dabei, in Sachen Seltsamkeit wieder die Führung zu übernehmen. Freilich, eine Führung wie sie möglich ist bzw. scheint, ist ein dürftig Ding, aber immerhin eine Führung und nicht nichts..
Thalia-Spielplanwahl: Relevanzrechnung
@Houdini
Das Thalia Theater hat fast 1000 Sitzplätze. Und das an sagen wir 280 Tagen im Jahr.
Das Stück mit den meisten Nennungen hat 703 Stimmen.
Da muss man nicht Prozentrechnen können, um zu sehen, welche Relevanz die Abstimmung für das Publikum des Thalia Theaters hat.
Thalia-Spielplanwahl: Peterchens Mondfahrt zum Beispiel
Gut gesprochen, Herr Gieselmann! Wenn, wie Hegemann in seinem grotesken Interview sagt, ein Künstler sowieso aus jedem Stoff Alles machen kann, dann braucht man keine Spielplan-Wahl. Dann braucht man aber vor allem keinen Spielplan. Dann setzt man für eine Saison acht Premieren von "Peterchens Mondfahrt" an, und acht Regisseure machen daraus achtmal etwas völlig Verschiedenes. Oder man schreibt in die Saisonvorschau achtmal: "Der Regisseur xy kreiert einen Theaterabend mit Texten seiner Wahl." Das kann man machen. Nur bleibt einem dann ein Großteil des Publikums weg.
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