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Norman Mailer gestorben

Der Alptraum aller Politisch-Korrekten

New York, 10. November 2007. Der amerikanische Schriftsteller Norman Mailer ist am Samstagmorgen an den Folgen einer Lungenkrankheit gestorben. Der mit zwei Pulitzer-Preisen ausgezeichnete Mailer gehörte zu bedeutendsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts, dessen glamouröse, sexualisierte Oberflächen er mit ebenso plakativer Abgründigkeit zu schildern verstand, wie seine blutigen Kehrseiten, Kriege und inneren Verwüstungen.  

Seinen Durchbruch erlebte der 1923 in Long Branch, New Jersey, geborene und im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufgewachsene Mailer 1948 mit dem Kriegsroman "Die Nackten und die Toten", in dem er auch eigene Fronterlebnisse verarbeitete. 1969 machte seine Reportage "Heere aus der Nacht" über den Protest gegen den Vietnamkrieg international Furore, 1980 sein Buch "Gnadenlos", über einen Mörder und seine Hinrichtung. 1969 kandidierte Mailer umsonst für das Amt des New Yorker Bürgermeisters. Zwei Jahre lang, von 1984-1986, war er Präsident des amerikanischen Pen-Clubs.

Mit Mailer verlieren die USA einen ihrer streitbarsten und prominentesten Kritiker. Früh trat er auch als vehmenter Streiter gegen George Bushs Anti-Terror-Kriegsführung auf.

Mailer schrieb eine, vom eigenen Begehren diktierte Skandalbiografie Marilyn Monroes und biografische Romane über Pablo Picasso und den Kennedy-Mörder Harvey Lee Oswald. Er war sechs mal verheiratet, und hatte insgesamt neun Kinder. Seine zweite Ehefrau trat vor einigen Jahren mit Enthüllungen gewalttätiger Details ihrer Ehe mit Mailer an die Öffentlichkeit, der sie im Alkoholrausch einmal fast ermordet hatte.

Norman Mailer war als grelles Symptom aller Krankheiten, die er so drastisch beschrieb, stets der Albtraum aller Gutmenschen und Politisch-Korrekten. Auf Deutsch ist erst kürzlich sein jüngstes Buch "Das Schloss im Wald" erschienen, dass sich in die Abgründe der Seele Adolf Hitlers begibt.

(sle)

 

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