altEin großer Intendant und Regisseur

Berlin, 18. Februar 2012. Thomas Langhoff ist tot. Wie das Berliner Ensemble am Abend mitteilte, verstarb der 73-Jährige an diesem Samstag. Langhoff hatte in den vergangenen Jahren immer wieder am Berliner Ensemble inszeniert, zuletzt Anton Tschechows Der Kirschgarten. Auch die Trauerfeier für Thomas Langhoff wird am 1. März 2012, um 10.30 Uhr im Berliner Ensemble stattfinden. Die Beisetzung findet im Anschluss im Familien- und Freundeskreis statt.

Thomas Langhoff wurde 1938 in Zürich geboren, wohin sein Vater Wolfgang Langhoff vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohen war. Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil lebte die Langhoff-Familie in Ost-Berlin. Seine Schauspielausbildung absolvierte Thomas Langhoff in Leipzig und war zuerst am Theater der sächsischen Stadt Borna engagiert. Engagements in Brandenburg und am Potsdamer Hans Otto Theater folgten.

Bevor er als Regisseur am Theater Karriere machte, war Thomas Langhoff erfolgreicher Schauspieler und Regisseur beim Fernsehen der DDR. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren wurde er mit wenigen Inszenierungen am Berliner Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater zu einem der Großregisseure des deutschsprachigen Theaters. Bald inszenierte er auch an Theatern der alten Bundesrepublik, am Schauspiel Frankfurt und den Münchner Kammerspielen.

Von 1991 bis 2001 war Thomas Langhoff Intendant des Deutschen Theaters Berlin, das von 1946 bis 1963 bereits sein Vater Wolfgang Langhoff geleitet hatte. Er entdeckte Thomas Ostermeier, dem er – gemeinsam mit Jens Hillje – 1996 die Verantwortung für die kleine DT-Spielstätte "Baracke" übertrug, schnell ein zentraler Brennpunkt des Gegenwartstheaters jener Zeit.

Mit seinen Inszenierungen war Thomas Langhoff sechsmal beim Berliner Theatertreffen vertreten. 2010 wurde er mit dem Kunstpreis Berlin ausgezeichnet. Seit 1994 war er Direktor der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste, Berlin.

Langhoff ist der Bruder des Regisseurs Matthias Langhoff. Seine Söhne sind der Schauspieler Tobias Langhoff und des Regisseur Lukas Langhoff.

(Berliner Ensemble / mw / sik / sle)

Einlasskarten für die Trauerfeier gibt es an der Kasse des Berliner Ensembles (Telefon: 030 / 284 08 155 – www.berliner-ensemble.de).

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Kommentare  
Thomas Langhoff: was man liebt
"In das, was man liebt, legt man seine Seele …"
Luká in "Nachtasyl" von Maxim Gorki
Danke, Thomas Langhoff.
Thomas Langhoff: fassungslos
Es wird wahrsheinlich immer so bleiben, fassungslos zu sein, wenn die Idole der Jugend gehen ...
Thomas Langhoff: ein Ermöglicher
Ich habe zweimal bei ihm assistiert. Er war freundlich, witzig, fair. Und er sah klar und gelassen, daß jede Generation ein anderes Theater machen will als die vorherige. Er hat neue ästhetische Konzepte nie als "Moden" diffamiert. Er hat seine Art von Theater gemacht, und die anderen hat er ihr Theater nicht nur machen lassen sondern das z.T. erst ermöglicht. Und die "Elisabeth II." am Burgtheater ist wirklich sehr schön geworden.

R.I.P.
Eine Rose für Thomas Langhoff
eine Rose für einen wunderbaren Menschen und Künstler
Thomas Langhoff: besonders
Er war ein besonderer Regisseur, den man nicht vergisst.
Thomas Langhoff: was man liest
Man liest über ihn:
Anders als viele seiner Kollegen näherte sich Langhoff den Werken alter Meister nicht mit dem Regie-Brecheisen, sondern einfühlsam und respektvoll...
Statt mit unbedingten Willen zur Neuinterpretation und gnadenloser Dekonstruktion begegnete Langhoff den Texten von Shakespeare über Strindberg bis Thomas Bernhard
mit feinsinnigem Intellekt...
Kritiker nannten Langhoffs behutsamen Umgang mit den Theaterstücken oft altmodisch...
Theater soll menschliche Werte vemitteln...
Thomas Langhoff: Dank
In das, was man liebt, legt man seine Seele - -
Das hat Thomas Langhoff in seinen Inszenierungen getan.
Dafür danke ich ihm.
Thomas Langhoff: traurig
Eine traurige Nachricht. Langhoffs Bedeutung für das Theater - insbesondere im Übergang nach der Wende - ist nicht überzubewerten. R.I.P.
Thomas Langhoff: was bleibt
Einer meiner intensivsten Theatererlebnisse war Langhoffs "Emilia Galotti" an den Münchner Kammerspielen 1984.
Bleibt. Wie viele seiner Arbeiten.
Danke

GPW
Thomas Langhoff: in bester Erinnerung
Ich hatte die Ehre mit ihm arbeiten zu dürfen.Ein sehr fairer Partner, den ich immer in bester Erinnerung behalten werde.
Thomas Langhoff: ein Lehrmeister
Thomas Langhoff war ein Lehrmeister, ein Entdecker, Zuhörer, begnadeter Beobachter und scharfsinniger Beschreiber. Im allerbesten Sinne einer, der den Beruf des Regisseurs in Perfektion beherrschte.
Das verlieh ihm als Intendant eine unbeschreibliche Glaubwürdigkeit. Ein Vorbild bis heute. Ich bin ihm immer dankbar gewesen, dass er mich zusammen mit Thomas Ostermeier 1996 an die "baracke" geholt hat.
In respektvoller Erinnerung,
Thomas Langhoff: unvergessene Arbeiten
unvergesslich sind mir seine inszenierungen:
jüdin von toledo
der einsame weg
mein kampf
(tv)
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