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Millionen versenken

27. April 2012. Der geplante Neubau für die Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" steht wieder auf der Kippe, berichtet Esther Slevogt in der taz.

Deutschlands berühmte Kaderschmiede für den Theater- und Filmnachwuchs operiere seit Jahrzehnten in sanierungsbedürftigen Provisorien an fünf weit voneinander entfernten Standorten. "Seit November 2005 lag ein Senatsbeschluss für die Schaffung eines Zentralstandortes vor. Der schien im Mai 2011 mit der Präsentation des Siegerentwurfs eines Wettbewerbs greifbar nah zu sein" – auch wenn dieser Siegerentwurf den Kostenplan überschritten hätte. Am Ende einiger Nachbesserungsrunden hätten die Mehrkosten aber nur noch bei 1,85 Millionen Euro gelegen.

"An dieser Summe könnte das Vorhaben nun scheitern." Denn am Dienstag habe nach Informationen der Ernst-Busch-Schule die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus signalisiert, das Vorhaben Zentralstandort aufgrund der Mehrkosten aufzugeben und stattdessen die aktuellen Standorte zu sanieren.

Bis heute seien in der Sache "Zentralstandort Ernst Busch" bereits mehrere Millionen Euro Steuergelder versenkt worden. "Der auf der Kippe stehende Plan ist der dritte Versuch seit 2005, einen Standort für Deutschlands älteste Schauspielschule zu finden, die 1905 von Max Reinhardt gegründet und 1951 als Staatliche Schauspielschule der DDR wiedereröffnet wurde."

Das Künstlerhaus Bethanien in Kreuzberg und ein Standort am Ostbahnhof seien bei der ersten Suche vor sieben Jahren schnell verworfen worden. "Dann standen lange die Pankower Garbaty-Höfe im Mittelpunkt des Interesses." 2008 habe Rot-Rot die Planungen abgebrochen. "Ein Projektentwickler klagte, der Senat musste am Ende 1,4 Millionen Euro an die brüskierten Investoren zahlen."

Für die Entwicklung des Standorts an der Chausseestraße seien inzwischen ebenfalls rund 2 Millionen Euro ausgegeben worden, allein 400.000 Euro für den Kauf des Grundstücks, auf dem der Erweiterungsbau errichtet werden soll. "Hinzu kommen die Kosten für den Architekturwettbewerb, das Architektenhonorar für den Siegerentwurf und laufende Kosten für ein Jahr Planung." Kippe diese, näherten sich die in der Sache bereits verschwendeten Gelder langsam der 4-Millionen-Euro-Grenze – "bei zurückhaltender Schätzung". Also mehr als doppelt soviel Geld, wie dem Projekt zur Realisierung jetzt noch fehlt.

Eine Reihe prominenter Absolventen hätten vergangenen Sonntag einen Aufruf an das Abgeordnetenhaus veröffentlicht, das fehlende Geld für den Bau zu bewilligen, und damit endlich eine adäquate Unterbringung der Schule zu ermöglichen, statt das Projekt zu kippen. Zu den Unterzeichnern gehörten die Schauspieler Jan Josef Liefers, Nina Hoss, Devid Striesow, Lars Eidinger und Karoline Herfurth, der scheidende Maxim-Gorki-Intendant Armin Petras sowie die Schaubühnen-Direktoren Friedrich Barner und Jürgen Schitthelm.

Gemeinsam mit Wolfgang Engler, dem Rektor der Schule, wolle Ernst-Busch-Kanzler Kai Schlegel am Donnerstagnachmittag Vertretern der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus weitere Einsparvorschläge präsentieren, die Schlegel zufolge zusammen genau die fehlende Summe ergäben. 550.000 Euro sollten bei der Studiobühne gespart werden, die nun zunächst ohne Bühnentechnik gebaut solle. Die Gestaltung der Außenanlagen (130.000 Euro) stehe ebenso auf der Streichliste wie eine Mensa, deren Errichtung mit 750.000 Euro kalkuliert sei.

(sd)

Kommentare  
Ernst Busch-Neubau: Es ist an der Zeit das Theater für morgen zu bauen
Mit dem Beschluss der SPD ist eine der Berliner Kunsthochschulen massiv in Gefahr. Die Nachricht kommt völlig unerwartet und sorgt für großes Erschrecken. Die Abteilung Schauspiel der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" befindet sich momentan noch in einem Asbest-verseuchten-Haus. Die Kosten der Sanierung des Gebäudes würde massiv über einen Neubau hinausgehen und könnte dazu führen, dass dieser Studiengang erheblich geschadet wird. Der Grund für diesen Beschluss ist ein interner Machtkampf der SPD. Düstere Aussichten. Seit sechs Tagen versuchen Wir, die Studenten, einen öffentlichkeitswirksamen Plan zu schmieden, um diese politische Farce zu stoppen.

ERSTENS.das fundament
Theater ist eine Ensemblekunst. Eine selbstbewusste Künstlerpersönlichkeit, die gemeinschaftlich kreativ sein will, kann nicht in Isolation entstehen. Im Theater zeichnet sich ein Auflösen der hierarchischen Strukturen ab. Müssen Regisseure Monarchen und Schauspieler Bühnenbeamte sein? Sind Puppenspiel und Choreographie Abseits- und Zuarbeiterdisziplinen? Wir wollen Schauspieler, die selbst Projekte initiieren können. Wir wollen Regisseure und Dramaturgen, die neue Formen der Zusammenarbeit erforschen. Wir wollen Puppenspieler und Choreographen, die zu gleichberechtigten Impulsgebern der Theaterlandschaft werden. Das lässt sich nur an EINEM Ort verwirklichen. Wir brauchen eine Akademie. Eine Akademie, die nicht nur handwerklich exzellent ausbildet, sondern – wie es in nahezu allen anderen Kunsthochschulen längst der Fall ist – ein gemeinsames Lernen und Arbeiten ermöglicht. Nur so kann die „Busch“ als hervorragende Stätte für die Ausbildung des Theaternachwuchses bestehen und ihre Studenten auf die kulturelle Wirklichkeit vorbereiten. Es ist an der Zeit, das Theater von morgen zu bauen statt die bröcklige Fassade von vorgestern zu sanieren. Eine solche Kraft können wir nur gemeinschaftlich entwickeln.
Ernst Busch-Neubau: Link
Danke für die Öffentlichkeit:
http://www.facebook.com/derbauhfs
Ernst Busch-Neubau: Wie armselig und entlarvend
Auf in den Kampf! Wie armselig und entlarvend von der SPD, eine Bildungseinrichtung kaputt zu sparen, die mit für den Ruf Berlins, eine kulurrelle Weltmetropole zu sein, verantwortlich ist. Die peinlichen Schmusetermine unseres Kulursentarors Wowereit mit den berliner Celebraties lassen stark an seiner Kompetenz für strukturelle Maßnahmen zweifeln. Wo kommen denn die gut ausgebildeten Talente her, mit denen er sich auf diversen Festival schmückt?
Ernst-Busch-Neubau: Vorschlag
Neubau, in Tegel. Gründe
- genug Platz für jegliches Gebäude, Lager, Open Air
- gut angebunden
- keine Grundstückskosten
- Ruhe
- kein Asbest
- Interaktion mit anderen Nutzern des Geländes (vlg. Jahrestagung der dramaturgischen Gesellschaft)
- keine weitere Yuppisierung
- günstiger Wohnraum für Studenten in unmittelbarer Nähe
- Campus/Akademie-Gegebenheiten
- keinerlei Verzögerungen/Einschränkungen durch Umgebung weil genug Raum/Abstand möglich
Ernst-Busch-Neubau: anschwellende Hysterie
um die gerade in berlin die anschwellende hysterie ein wenig zu relativieren:in den ganzen jahren haben die 4 abteilungen doch gut und erfolgleich gearbeitet.jetzt so zu tun, als die ausbildung und deren qualität gefährdet sei wenn sie nicht gemeinsam in einem gebäude zusammen arbeiten, empfinde ich doch als maßlos übertrieben.und die ernst busch ist nicht das einzige institut in deutschland, daß hervorragende schauspielpersönlichkeiten ausbildet.zum glück.
Ernst-Busch-Neubau: Kaderschmiede
Danke @meinung.Das finde ich mal einen guten Beitrag, da es hier an der "berühmten" Ernst Busch doch sehr stark nach "Osten" schmeckt und ich doch tasächlich das Gefühl habe, daß die selbstreferienzielle Nabelschau und die gestische schauspielerische Ausbildung auf eine Art stehen geblieben ist. Die Mittel werden perfekt gezüchtet und trainiert, doch die Entfaltung und Entwicklung gar Stärkung der eigenen Persönlichkeit steht doch sehr weit im Hintergrund. Da höre und sehe ich z.B. an anderen Schulen (Falckenberg)doch eine viel grössere Bereitschaft sich auf den individuellen Ausdruck und die Präsenz eigener Perönlichkeiten einzulassen und sie zu fördern. Nicht um sonst spricht man noch heute in Berlin von einer "Kaderschmiede". Sollte das nicht zu denken geben!!?? Sollte nicht viel mehr aufgebrochen werden und eine Durchmischung stattfinden, als ein Zementieren!!! Und ein offeneres "in Frage stellen". Wäre das nicht viel zeitgemäßer!!??
Ernst-Busch-Neubau: Opfer innenpolitscher Querelen
Niemand innerhalb der Spd spricht von den Abfindungen, die zu zahlen wären, beim Kippen des Projektes, niemand von dem Geld, das bereits investiert wurde. Die Ernst Busch-Schule fällt innerpolitischen Querelen und Wählerfang (Ausspielen der Bildung, Grundschulen, gegen Kunst und in den Augen der Spd Eliteschulen) zum Opfer, ich finde den Protest in jeder Hinsicht angebracht.
Praktisch sehe ich die Problematik vor allen Dingen in den gesundheitsschädigenden Mängel der einzelnen Standorte. Wollte man diese Beseitigen bräuchte man mehr Geld als die Spd vorschlagt, man müsste abreißen und neubauen. Dass das Praktikable des Spd-Vorschlages verschwiegen wird, ist für die Politik zwar nichts ungewöhnliches, aber umso empörender, wenn man die Arbeitsbedingungen der Ernst-Busch-Studenten miterlebt und die Unmöglichkeit einer Anwendbarkeit des Spd-Vorschlags unmittelbar nachvollziehen kann.
Ernst-Busch-Neubau: sehr genaue Ausbildung
Um einmal bei der Sache zu bleiben: der Neubau der Ernst-Busch Schule wurde über lange Jahre geplant und war versprochen. Wenn die SPD jetzt plötzlich ihr soziales Image aufzupolieren versucht, um verlorene Pfründe gegenüber den Piraten zurück zu gewinnen, dann ist das extrem kurzsichtig und wenn sie dabei noch die Sanierung von Grundschulen einem dringenden und unvermeidlichen Neubau entgegensetzt, dann ist das reine Polemik und peinlich, denn gegen einen vollkommen überflüssigen Neubau eines Schlosses scheint sie ja nichts zu haben.
Genauso polemisch ist es von der Ernst-Busch-Schule als von einer "Kaderschmiede" zu reden. Ich war vor etwa 15 Jahren selbst dort und kann nur versichern, dass wir uns niemals als elitär empfunden haben, vielmehr von Aussen offenbar aus irgendwelchen Neidgefühlen heraus als arrogant angefeindet wurden.
Fakt ist, dass die Ernst-Busch Schule vor allem deshalb besonders gut ausbildet, weil eine sehr hohe Unterrichtsdichte herrscht, soweit ich weiss wird sonst an keiner Schule z.B. so viel Zeit in Einzelsprechunterricht investiert, meine Sprecherzieherin hat das immer "Denkerziehung" genannt. Das Geraune, an dieser Schule würden Persönlichkeiten gebrochen und tote Perfektion gezüchtet, ist vollkommen blödsinnig, was stimmt ist, dass man sehr genau, ja auch technisch genau ausgebildet wird, was einem im späteren Beruf sehr hilft und dass keine psychologischen Selbstfindungsseminare abgehalten werden, in denen tränenreich die eigene Vergangenheit nach dramatisch Verwertbarem durchstöbert wird.
Ein grosser Vorteil der Busch-Schule ist auch, dass sehr vielfältig ausgebildet wird, also auch in Regie, Choreographie und Puppenspiel. Und bisher war der rege Austausch unter den Abteilungen und Studenten zwar immer sehr beliebt, aber nur sehr bedingt möglich, weil man dafür immer durch ganz Berlin fahren musste, da die Ausbildungsstätten über die ganze Stadt verteilt waren. Das würde sich durch einen Neubau, in dem alle versammelt sind, natürlich zum positiven ändern. Und dass manch Neider fürchtet, dass die Ernst-Busch-Schule dadurch dann noch besser ausbildet, damit muss man leider rechnen. Das ist aber kein Grund, einen längst geplanten und abgesprochenen Neubau durch fadenscheinige Argumente zu kippen.
Ernst-Busch-Neubau: Rechtfertigung ist längst erfolgt
Ich kann mich Hans-Jochen Wagner nur anschließen. Ich habe zwar nicht an der Ernst Busch, sondern an der UdK studiert, ich kenne aber das Problem der über die Stadt verteilten Fakultäten. Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten sind Kooperationen zwischen den einzelnen Künsten immer wichtiger geworden. Es gilt eben nicht mehr stur in Einzeldisziplinen auszubilden. Auch für uns war es schwierig innerhalb des Studiums zusammenzuarbeiten, weil wir in unterschiedlichen Häusern waren. Dass die Ernst Busch seit langem einen Neubau plant, zeigt doch gerade, dass sie nicht auf alten Bahnen bleibt. Die Kreativen sind der Motor dieser Stadt, die Ernst Busch ist weltberühmt und nach wie vor gefragt, dies hat die Stadt zu honorieren, zumal es längst abgesprochen ist und zumal die Stadt davon eben auch eine Menge hat!!!
Die ewigen Neidkampagnen, wo könnte man das Geld "besser" unterbringen, gehen mir auf die Nerven. Es wird sich immer jemand finden, der das Geld gern haben möchte und es gut gebrauchen kann, aber die Buschler sind nicht mehr in der Situation sich für ihre Forderungen rechtfertigen zu müssen, das haben sie längst getan!
Ernst-Busch-Neubau: alle sind zufrieden
Ich kann guten Gewissens behaupten, dass sich die Qualität der Ausbildung wohl geändert hat seitdem H-J Wagner dort war. Auf diversen Veranstaltungen (bspw. dem Schauspielschultreffen) treten die Studierenden (und ich möchte meinen Jahrgang da nicht ausschließen) regelmäßig mit herausragender Arroganz und elitärem Gehabe auf. Oh, bei Weitem nicht alle! Klar. Und auch die immer wieder so hoch gepriesene "durch die verschiedenen Standorte erschwerte" Zusammenarbeit ist, Verzeihung, ein Mythos. Die Choreographie-Abteilung interessiert sich nicht wesentlich für die übrigen, und die sich nicht für sie. Sei jedem gegönnt. Alle sind zufrieden. Für einen Großteil der Schauspielstudierenden sind Puppenspielstudierende (die gerade zu Beginn des Studiums sehr viel Zeit in Schöneweide verbringen) kindertheatermachende Clowns, die man nicht zwingend ernst nehmen muss. Und die ach so sehr gewünschte Zusammenarbeit zwischen Schauspiel- und Regie-Abteilung wird seit Jahren von der Abteilung Schauspiel aktiv erschwert und zu verhindern versucht. Das sind die Fakten. Es gibt sicherlich Ausnahmen. Aber eine Zusammenlegung der Abteilungen über die Notwendigkeit der gewollten Zusammenarbeit der Abteilungen zu definieren, ist schlicht geheuchelt. Das Verhalten der SPD ist erbärmlich, keine Frage. Der Bau ist wichtig, keine Frage. Aber ebenso wichtig wäre es, an inhaltlichen und vor allem personellen Veränderungen dieser meiner ehemaligen Schule zu arbeiten, damit es nicht nur ein Laden ist, der lediglich von seinem "alten Ruf" lebt, sondern es tatsächliche Gründe gibt, dort studieren zu wollen.
Ernst-Busch-Neubau: Muster der Schule
ich schließe mich der meinung von oben an und würde gerne noch ergänzen, daß auch der vorwurf von neid ein typisches muster der schule und eines teils der studierenden ist, sobald kritik etc. geäußert wird oder dinge befragt werden.traurige haltung finde ich.
dass die schule einen neubau bekommen sollte, empfinde ich auch als richtig obwohl die sanierungszahlen ersteinmal auf dem tisch liegen sollte, bevor diese idee sofort wieder eingestampft wird.
Ernst-Busch-Neubau: Verteidigung der Tränen
Das ist schon interessant, lieber Hans, wie du dich in deinem Kommentar zwar gegen die Anfeindungen stemmst und doch zugleich eine Stilblüte der busch´en Arroganz ablieferst:

"Das Geraune, an dieser Schule würden Persönlichkeiten gebrochen und tote Perfektion gezüchtet, ist vollkommen blödsinnig, was stimmt ist, dass man sehr genau, ja auch technisch genau ausgebildet wird, was einem im späteren Beruf sehr hilft und dass keine psychologischen Selbstfindungsseminare abgehalten werden, in denen tränenreich die eigene Vergangenheit nach dramatisch Verwertbarem durchstöbert wird."

Dies lässt im Umkehrschluss zu, dass wer sich mit solchen Dingen beschäftigt, keine richtige, echte Ausbildung erhält. Und dieser Umkehrschluss gehört dann auch häufig zum klassischen Verlauf vergleichender Gespräche über Schauspielschulen.

Und dieses "sonst an keiner Schule" ist schon vom Sound her sehr elitär.

Ich kann dir versichern, dass auch Schauspieler wie Armin Rhode, Joachim Krol, Karin Neuhäuser oder Karoline Eichorn recht anständige Ausbildungen erhielten.

Nichts für ungut. Wegen mir, kann die Ernst Busch ruhig einen Neubau erhalten. Ich denke nur, dass man den Begründungshaushalt hierfür ein wenig anders lagern sollte.
Ernst-Busch-Neubau: kein Alleinstellungsanspruch
Vielen Dank Herr Baucks! Da stimme ich ihnen absolut zu. Denn auch beim durchsehen der Biographien, tauchen zum Glück andere wichtige Schauspielausbildungsinstitute auf wie das Seminar in Wien, die Falckenberg-Schule in München, Bochum. Es gibt kein Alleinstellungsmerkmal einer gute Ausbildung für Schauspielkunst. Das ist aber der Anspruch und die Behauptung der Busch. Das ist das Missverständniss, der Irrtum und spiegelt auch die Enge.
Ernst-Busch-Neubau: "Kaderschmiede" Konsequenz der "Spielwütigen"
Genau diese Diskussion wollte ich vermeiden, Herr Baucks, ich habe nie behauptet, dass die Ernst-Busch-Schule die beste Schauspielschule Deutschlands wäre, das kann ich gar nicht, ich war ja auf keiner anderen und ich habe auch nie behauptet, nur die besten Schauspieler kämen von hier. Bitte unterstellen Sie mir so etwas nicht.
Ich habe nur mein Unverständnis geäussert, dass ein Neubau der Ernst-Busch Schule in diesem Forum dadurch in Frage gestellt wurde, dass deren vermeintliche Ost-Rückständigkeit und ihr"Kaderschmiede" Gehabe kritisiert wurde. Das sind Vorurteile, die sich vermutlich immer noch aus Herrn Veiels unsäglichem Dokumentarfilm "Die Spielwütigen" speisen. Es ist sicher irgendwie legitim dass ein Dokumentarfilmer seinen Film dadurch versucht aufzuwerten, dass er Verhältnisse dramatischer darstellt als sie sind! Ich hab in dem Film jedenfalls viel gelacht, denn er war so weit weg von jeder Realität, dass ich ihn nur als Satire verstehen konnte.
Egal, die Diskussion geht ja um den Neubau und eben nicht über die Meinung zur Qualität der Schule. Und: ich wünsche jeder Schauspielschule einen Neubau, wenn sie ihn braucht und ich wünsche jedem Schauspieler soviel Einzelsprecherziehung, bis er nicht mehr kann. Privilegien sind dafür da, auf alle ausgeweitet zu werden. Hat schon Joseph Beuys gesagt.
Ernst-Busch-Neubau: gebrochene Versprechen und Würde
Ich lehre seit 2002 an der "Ernst Busch". Ich sehe mich einer Tradition guter Qualität verpflichtet. Die Beschlüsse, Versprechen - es gibt ein "real existierendes", vom Berliner Senat ausgewähltes Projekt des Architekturbüros Ortner+Ortner für den Standort Chausseestraße! - sind Legion. WIE LANGE KANN MAN GEBROCHENE VERSPRECHEN AKZEPTIEREN, OHNE SEINE WÜRDE ZU VERLIEREN? Das ist die Fage.
Ernst-Busch-Neubau: Die Spielwütigen
@ 14

Das "Kaderschmiede"-Image (vor allem) auf die "Spielwütigen" zurückzuführen halte ich für weit überzogen. Daß es in der Schauspielausbildung schon ganz schön zur Sache geht (nicht nur an der "Busch"), ist den meisten ernstzunehmenden Bewerberinnen und Bewerbern ohnehin (recht schnell) klar, für die Anderen schadet es nicht, sich die Sache ein wenig "dramatisiert" näherbringen zu lassen; der Film hat ja auch ne Menge Charme, und ich glaube ehrlich, er hat eher noch eine Sogwirkung entfaltet. "Kleine Haie" war sicherlich netter und hatte auch Sogwirkung; dazwischen pendelt sich das in der Realität dann irgendwie ein in etwa, oder ?? Bei dem Film muß "man", glaube ich, immer wieder auch augenzwinkernd registrieren, wie gewisse Situation da überhaupt zustande gekommen sind für den Film: so richtig "Doku" ist das eigentlich auch nicht, spricht aber sensibel zB. gewisse "Vorauswahl- und Rollenfestlegungsmechanismen" an, nicht nur negativ. Wer sich Constanze Becker in der jüngsten Frankfurtsache vergegenwärtigt und dann "Die Spielwütigen" schaut, könnte schon
auch ein wenig "erschaudern": das spricht nicht gegen den Film..
Ernst-Busch-Neubau: mehr Schauspiel, weniger vor der Kamera
Zusatz zu "Die Spielwütigen":

Sehr lesenswert finde ich im übrigen das zum Film auch im Internet "nachschlagbare"
Presseheft, in dem ua. die SchauspielerInnen über ihre Erfahrungen mit dem Film
reflektieren. Geradezu im Gestus der "Identitätskritik" von "Nackter Wahnsinn/Was ihr wollt" in Leipzig ist zB. folgender Satz Karina Plachetkas (in Kleinschreibung) :
" umso mehr ich schauspielerin wurde, desto weniger wollte ich vor der kamera ich sein. ich wollte spielen. und ich habe es gemacht. ob du es immer gemerkt hast ?"
(Anrede ist gerichtet an Andres Veiel) : Dokumentation, nun gut: und Spiel !.
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