Schildbürgerstreich

Berlin, 5. Mai 2012. Die bauliche Zukunft der renommierten Schauspielschule "Ernst Busch" bleibt ungewiss. Am Freitagabend lehnte der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses die bisherige Finanzplanung für einen Neubau der Schule an einem zentralen Standort in Berlin-Mitte ab.

Der Senat müsse die Finanzplanung überarbeiten, sagte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Torsten Schneider. Im Haushaltsentwurf des SPD-CDU Senats sind knapp 36,5 Millionen Euro für das Projekt vorgesehen. Die SPD-Fraktion lehnt den Plan ab, weil ursprünglich lediglich 28 Millionen Euro für die Schule geplant waren.

Völlig unklar, ob es bei einem zentralen Neubau an der Chausseestraße bleibt oder eine Sanierung der bisherigen vier Standorte geben soll. Die SPD-Fraktion setzt offenbar auf eine Sanierung der vier, zum Teil mit Asbest verseuchten Standorte der Schule. Die Fraktion will dafür 20 Millionen Euro ausgeben, wie diese Zahl zustande kommt, ist unklar, durchgerechnete Grundlagen gibt es dafür nicht.

Pikanterweise wirft die SPD-Fraktion der Schule vor, sie habe ihre "Forderungen nicht im Griff". Dazu schreibt die kulturpolitische Expertin der Berliner Zeitung, Birgit Walter: "Eine interessante Lesart, ausgerechnet der Schule Forder-Mentalität vorzuwerfen. Sie baut nicht, plant nicht, verschiebt nicht, sie schränkt ihre Wünsche immer weiter ein. Letzte Woche verzichtete sie noch auf Mensa und Bühnentechnik, um nicht die 33-Millionen-Marke zu reißen."

Die StudentInnen, die in ihrer Forderung nach einem zentralen Neubau von den Intendanten der Berliner Schauspielhäuser unterstützt werden, halten ihren Unterricht inzwischen aus Protest in Zelten ab. Am Freitag protestierten sie bei der Eröffnung des Berliner Theatertreffens gegen die Politik der Koalitionsfraktionen vor dem Haus der Berliner Festspiele. Sie sehen mit der Ablehnung des Neubaus "mittelfristig" auch die Abwicklung der Schule kommen. Am 14. Juni soll das Abgeordnetenhaus endgültig über Art und Umfang der Baumaßnahmen an der Ernst Busch Schule entscheiden.

(Märkische-Oder-Zeitung / Berliner Zeitung / jnm)

siehe auch: Presseschau vom 27.4.2012 – die taz über einen "neuen Akt im Drama 'Ernst Busch'"

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