Mülheimer Dramatikerpreis 2012 für Peter Handke
Wie erwartet
Mülheim, 8. Juni 2012. Den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis 2012 erhält Peter Handke für sein Stück Immer noch Sturm in der Inszenierung des Thalia Theater Hamburg in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen.
Der Preisjury, die gestern Abend in der Moderation von Gerhard Jörder über die sieben nach Mülheim eingeladenen Stücke diskutierte und zuletzt Handke den Preis zusprach, gehörten Sibylle Baschung, Till Briegleb, Armin Kerber, Gerhard Preußer und Rita Thiele an.
Vier Juroren votierten für Handke. Die fünfte Stimme ging an Claudia Grehn und Darja Stocker für Reicht es nicht zu sagen ich will leben.
Den Publikumspreis 2012 gewann Philipp Löhle für Das Ding in der Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.
Jens Raschke erhielt den Mülheimer KinderStückePreis 2012 für sein Stück "Schlafen Fische?".
(www.stuecke.de / jnm)
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(Sehr geehrter Markus B., vielen Dank für den Hinweis! Wir haben die Passage korrigiert. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
großer(eher langer), entspannter autor.
ist er von dimiter gotschef in salzburg genügend therapiert worden,
sodass er zu strahlen begann?
Seine politisch induzierte Prosa erklingt jedoch in ständig falschen Ton, schreibt ein Kritiker, er literarisiert nicht die Realität, er dokumentiert sie auch nicht anhand der Fakten, er bleibt irgendwo dazwischen hängen.
Halb Literatur, halb literarisch entgleisende Realfiktion, und stellenweise auch Kitsch, wenn er Milanovic beschreibt: ...
Handke taugt nicht zum politischen Agitator, zu sehr lässt er Wut, Trauer, Trotz und Sarkasmus ineinander fließen, wie bei jedem, der aus der Emotion heraus Politik betreibt, entstehen Fehler, Ungenauigkeiten. Handke interessiert sich nicht für das präzise Geschehen. Er fügt an: Wenn ich mich recht erinnere, und: oder so ähnlich.
Die literarische Form ermöglicht die Rettung ins Ungefähre, (...)
Ich höre den falschen Ton, wenn er spricht, und ich höre ihn wenn ich seine Texte lese.
Irgendwie bleibt er immer wieder irgendwo mit irgendwas irgendwie dazwischen hängen... welches in mir Kritik hervorruft: halb literarisch entgleisende Realfiktion. Und stellenweise eben auch Kitsch - - Seine literarische Form ermöglicht die Rettung ins Ungefähre - -
Für mich ist es nun einmal so in seinen Werken: Da ist das Ungefähre, der Kitsch auch, die halb literarisch entgleisenden Realfiktionen, das immer irgendwie Dazwischenhängen, und sein falscher Ton -
es widerstrebt mir ihn zu lesen, und wenn, dann nur stückweise . . .
(Näheres: Welt Online. Handkes politische Serben-Klage entgleist in Kitsch...
sein Werk: "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic")
Da müßte "man" fast lakonisch werden: Richtig, Peter Handke taugt nicht zum politischen Agitator, darum hat er zum Beispiel jetzt
den Mülheimer Dramatikerpreis gewonnen, nicht für "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic". Politisch gesehen verwundert es mich schon, wie das NATO-BOMBARDEMENT auf Belgrad an dieser Stelle (und anderen mehr) so verniedlicht dargestellt werden konnte/wird, und da bin ich nicht allein.
Ach so, der falsche (unbequeme) Ton macht Handke jetzt zum umstrittenen Autor. Sie sollten sich überlegen, wer eher zum Agitator taugt, Peter Handke,Daniela Dahn oder Springers "Welt"-Journalisten.
Dragoljub Milanovic") wurde im übrigen von Sewan Latchinian an der Neuen Bühne Senftenberg thematisiert (2009). Leider ist mir dieser Abend schlicht entgangen; haben Sie den gesehen, Stefan ?
(siehe die Intervention von Peter Glotz ff.). Auch gut lesbar, wenngleich sehr launig geschrieben, ist Peter Jamins Buch rund um den Gegenstand "Heine-Preis" ("Der Handke-Skandal", 2006, Gardez-Verlag).
Nein, habe ich nicht gesehen. Senftenberg liegt irgendwie immer etwas zu weit abseits. Aber demnächst vielleicht mal wieder, obwohl es leider die tollen Glück-Auf-Feste nicht mehr gibt. Bei Peter Handke ist es übrigens ähnlich wie bei Peter Hacks. Man kann den Dichter nicht ohne den politischen Denker haben, auch wenn z.B. die FAZ den schwarzen (oder roten) Peter am liebsten immer wieder in den Skat drücken würde. Man muss sich schon gleichsam mit beiden Seiten befassen, ohne eine davon über Gebühr zu strapazieren und für bestimmte Zwecke auszunutzen. Mit "Immer noch Sturm" ist es Peter Handke sogar selbst gelungen, diese beiden Seiten in sich aufs Wunderbarste zu vereinen.
Ja, und so ist die Besprechung von Thomas Strobl (26.8.2011) zu "Die Geschichte des Dragoljub Milanovic" in der FAZ auch äüßerst positiv.
Dort findet sich schon einmal der Satz, daß da jemand ins Gefängnis gesteckt wurde für ein Verbrechen, das wer begangen hat ? Wir !.
Ja: das Politische und das Poetische ! Wenn diese EINS sein könnten, heißt es schon in "Falsche Bewegung" (nicht "Falscher Ton"). Und weiter: "Das wäre das Ende der Sehnsucht." "Und das Ende der Welt."
Verhöhnt Peter Handke die muslimischen Opfer tatsächlich? Wenn das wahr ist, kann man Handke deswegen nur kritisieren.
Brokoff schreibt weiter: (...) Doch, inzwischen(2O!O) ist eine Art Erschöpfungszustand eingetreten: Handkes politische Haltung zu Serbien ist ebenso vertraut wie der Vorwurf seiner Kritiker, dass sich mit ihm wieder einmal ein Dichter in die Gefilde der Politik verirrt habe. (...)
Die Frage ist, was an dem Werk Handkes bleibenden Wert hat, denn ich kenne Werke von Peter Handke, die sicherlich seine Zeit nicht überdauern werden - in dieser Hinsicht könnte man auch Immer noch Sturm prüfen - -
Nein ! Die Literatur, die ich in § 15 nannte, macht diesen Bogen keineswegs und nennt hinzu noch zahlreiche Literatur, die dieses ebenfalls nicht tut.
Aber ua. um diese noch einmal genauer zu sichten, werde ich mich jetzt aus diesem Thread tummeln !.
gutes theater. aber der text von peter handke, ist das von großer bedeutung?
ist das weltliteratur? - er schreibe keine weltliteratur, sagt der autor selbst, er sei dafür zu schwach gewesen.
Strauß: Nicht nur der sprachgeladenste Dichter seiner Generation, sondern wie nur Überragende es sind, ein Episteme-Schaffender, eine Wegscheide des Sehens, Fühlens und Wissens in der Deutschen Literatur. (...)
Da fängt es doch an wirklich hochbedeutend interessant zu werden - man wird sogleich auch an Martin Heideggers Verhältnis zum Nationalismus erinnert, und das wird bis heute von Historikern und Philosophen heftig diskutiert.
nicht?
spezialität, die nicht nur alt gebacken sondern auch immer wieder knus-prick-frisch
serviert wird.
nan sollte ihn sich unbedingt vor Augen halten. Strauß z.B. über Brecht:
Einen Dichter, dem die Revolution wichtiger als Menschenleben war und der gegen den
blutigen Stalin nur ein wenig Dialektik ins Feld führte?
Es bleibt einer, der die Dramaturgie des Theaters nachhaltiger veränderte als jeder andere europäische Autor und der noch bis tief in die Mentalität und Empfindungskälte des heutigen Theaters beherrschend wirkt.
Nun gut, ein paar Menschenleben mehr oder weniger.
REVOLUTION! - THEATER!
Da kaut man lange am Botho Strauß-Artikel-Brot:
Wer Schuld und Irrtum nicht als Stigmata (im Grenzfall sogar Stimulantien) der Größe erkennt, sollte sich nicht mit wirklichen(!) Dichtern und Denkern beschäftigen, sondern nur mit den richtigen... aber das allgemein Richtige, ein Gezücht unserer konsensitiv geschlossenen Öffentlichkeit...
und wie klingt das?:
Einige müssen in der Höhe sich härter ausbilden und werden selbst aus einer Verrannt- oder Verstiegenheit heraus mehr Gutes unter die Menschen bringen als je Tausend Richtige zusammen. -
Einverstanden. Soll doch mit diesen "wirklichen" Dichtern ein Tausendjähriges Dichterreich entstehen - aber das wird nicht, wegen dem am Boden schleifenden trägen Ungetüms - unsere konsensitive geschlossene Öffentlichkeit . . .
revolution
oder kapital
und von mir aus theater
und brechts dramaturgie des theaters
v-effekt
oder redet mir vom ollen handke oder strauß
und vom blutigen stalin
deutschem geist
und schuld und irrtum
is mir doch egal.
Mangel an Charakter der einzelnen forschenden und schreibenden Individuen, sagte er, ist die Quelle alles Übels unserer neuesten Literatur. Besonders in der Kritik zeigt dieser Mangel sich zum Nachteile der Welt, indem er entweder Falsches für Wahres verbreitet, oder durch ein ärmliches Wahre uns um etwas Großes bringt, das uns besser wäre.
Und in der schönen Literatur ist es nicht besser. Auch dort sind große Zwecke und echter Sinn für das Wahre und Tüchtige und dessen Verbreitung sehr seltene Erscheinungen. Einer hegt und trägt den andern, weil er von ihm wieder gehegt und getragen wird, und das wahrhaft Große ist ihnen widerwärtig, und sie möchten es gerne aus der Welt schaffen, damit sie selber nur etwas zu bedeuten hätten. So ist die Masse, und einzelne Hervorragende sind nicht viel besser.
... hätte bei seinem großen Talent, bei seiner weltumfassenden Gelehrsamkeit der Nation v i e l sein können. Aber so hat seine Charakterlosigkeit
die Nation um außerordentliche Wirkungen und ihn selbst um die Achtung der Nation gebracht.