Die allererste Ringträgerinalt

München, 26. Juni 2012. Wie Süddeutsche.de meldet, ist die Schauspielerin Doris Schade im Alter von 88 Jahren am Montag in München gestorben.

Doris Schade wurde am 21. Mai 1924 im thüringischen Frankenhausen geboren und wuchs als Tochter eines Ingenieurs in der damaligen Sowjetunion und in Japan auf. Von 1942 bis 1944 erhielt sie eine Schauspielausbildung in Leipzig am Alten Theater und debütierte 1946 in Osnabrück. Schade spielte in Bremen, Nürnberg und Frankfurt, bevor Fritz Kortner sie 1961 an die Münchner Kammerspiele holte. Von 1972 bis 1977 spielte Doris Schade am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, das in dieser Zeit von Ivan Nagel geleitet wurde. 1977 kehrte sie zurück nach München, nachdem Dieter Dorn die Oberspielleitiung an den Kammerspielen übernommen hatte.

Doris Schade war eine der wesentlichen Protagonistinnen nicht nur für Fritz Kortner in den sechziger Jahren, auch für Dieter Dorn und Ernst Wendt in den siebziger und achtziger Jahren. Als erste Künstlerin wurde sie 1986 Trägerin des Gertrud-Eysoldt-Ringes, der höchsten Auszeichnung für deutschsprachige Schauspielerinnen.

Doris Schade spielte neben zahlreichen Fernsehrollen auch im Film: Unter anderem bei Margarethe von Trotta in "Die bleierne Zeit", "Rosa Luxemburg" und "Rosenstraße. In Caroline Links "Jenseits der Stille" und Rainer Werner Fassbinders "Die Sehnsucht der Veronika Voss".

Der Münchner Kritiker C. Bernd Sucher nannte sie die "Alleskönnerin", die Münchner Kritikerin Christine Dössel sprach von der "Grande Dame der Kammerspiele" und einer "Bühnenabenteurerin mit dem Mut zum Experiment, zum Schrillen und zur Hässlichkeit".

(Süddeutsche.de / Spiegel Online / sd / jnm)

In seinem Nachruf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 28. Juni schreibt Gerhard Stadelmaier: "Die Schauspielerin Doris Schade, schon von Statur und Aussehen eine damenhaft blühende, im Kern strahlende Erscheinung, schien auch noch ihre abgründigsten Szenen souverän zu überlächeln." Weder sei sie ihre Rollen frontal angegangen, noch habe sie sich in sie gestürzt oder sie distanziert umkreist. Sie habe sich ihnen gleichsam von der Seite her angenähert und sie mit der ihr eigenen Größenmischung aus Geschmack und Chuzpe in Besitz genommen. "Im Schmutz der Tragödie wie im Glanz der Komödie (und umgekehrt): mit einem Lächeln, wenn nicht auf den Lippen, so doch in der Seele."

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